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verweigert, nachdem sie zuersi die Vorlegung zugesagt hatte. Bereits die er sie Stichprobe ergab, daß die Gute- Hoffnungshütte für zirka 800 000 Mark zur Gra- natherstellung erhaltene Kupferbänder bisher keine Zahlung geleistet hatte. Ms die Gutehoff- nungshütte merkte, daß der Braten brenzlich für sie wurde, hat sie die Untersuchung, die gerade erst begonnen hatte, in schroffer Form unterbrochen. Unwahr ist die Behauptung, daß die Gutehoffnungshütte dem Beauftragten des Reichsabwickelungsamtes sämtliches verlangtes Material vorgelegt hat. Tie Gutehoffnungshütte hat im Gegenteil ni ü n d l i ch und schriftlich die Fort- führung der erst eingeleiteten Prüfung ver- boten. Daher ist auch die Behauptung der Gutehoffnungs- Hütte,>die Nachprüfung durch das Reichsabwickelungsamt habe nichts Belastendes ergeben, unwahr. Im Gegenteil, alle Behauptungen des ersten Artikels desVorwärts" über den schwerindustriellen Wucher werden sachlich aufrecht erhalten. Wenn die Gutehoffnungshütte in dem Gefühle der Unschuld sich mit Händen uird Füsten gegen eine Unter- suchung gesträubt hat, so werden objektiv Denkende darin das schlechte Gewissen erblicken. In ihrer Erwiderung hat die Gutehoffnungshütte auch schamhaft die Art und Weise per- schwiegen, in der sie sich in den Besitz des angeblichen Be- lastungsmaterials gegen das Reichsabwickelungsamt gesetzt hat. Diese Art und Weise stellt einenwohl im Rechtsleiben beispiellosen Rechtsbruch" dar.

Cbert unü öie deutschnationalen. Wir haben schon im gestrigen Abendblatt die Behauptung deS Herrn Hergt auf dem deutschnätionalen Parteitag wieder- gegeben, wonach zwischen d»m Reichspräsidenten und .Htzrrn Hergt durch Vermittlung des Gesandten Dr. Riezler Varhandlungen über die Dau erder Präsidentschaft gepflogen worden sein sollen. Die deutschnationale Presie gibt diese Behauptung in folgendem Wortlaut wieder: i. Bei den Verhandlungen w den Kapptagen, in denen ich zwi- schen beiden Parteien vermittelt«, lieh Präsident Ebert durch den Gesandten Dr. Riezler erklären, es entspreche dem Geist der Verfassung, daß sein Amt sieb automatisch erledige, wenn der neue Reichstag zusammengetreten sei. Hierzu erfahren wir, daß der Reichspräsident den Ge- sandten Dr. Riezler niemals beauftragt hat. eine der- artige Erklärung abzugeben. Es ist aber schon möglich, dag sich Riezler in ähnlichem Sinne über die Absichten des Reichspräsidenten ausgesprochen hat, denn, wie erinnerlich, hat der Reichspräsident in Ausführung dieser Absichten tat- sächlich nach den Reichstagswahlen die Regierung gebeten, die Präsidentenwahl ehestens auszuschreiben. In der Ant- wort auf das Schreiben des Reichspräsidenten vom 23. Juni hat der Reichskanzler mitgeteilt, baß das Kabinett beschlossen hätte, mit Rücksicht auf die bevorstehende Entscheidung in Oberfchlesien die Wahl des Reichspräside n'len noch einige Zeit hinauszuschieben. Damit hat der Reichs- Präsident sich einverstanden erklärt. Wenn die Deutschnatio- nalen jetzt eine Entschließung angenommen haben, die Frak­tion möge mit allen Mitteln eine tunliche Beschleunigung der Präsidentenwahl herbeizuführen, befinden sie sich also aus- nahmsweise in voller Ueberemstimmung mit dem Reichs- Präsidenten. Im übrigen können auch die Parteien den Deutschnatio- nalen dankbar sein, daß sie an dieses über kurz oder long doch bevorstehende Ereignis erinnert haben. Die erste Volks- wähl des Präsidenten der Deutschen Republik ist ein politi- scher Vorgang von nicht leicht zu überschätzender Bedeutung. Tie Deutschnationalen sind auf der Suche nach einem gemein- samen bürgerlichen Kandidaten. �Wir jedoch hoffen das Reich vor der Katastrophe bewahren zu können, daß ein Mann Präsident wird, der durch die Zustimmung der Deutschnatio- nalen zu seiner Wahl gekennzeichnet ist.

Klingenöe Münze und klingender Garten Von Konzerten nnd Bücher». Die Not der Musiker ist groß. Unbekannte, die sich konzer- üerend durchsetzen wollen, brauchen Geldgeber, die ihnen für einen simplen Sakistenabend 4000 bis 5000 M. vorschießen. Die großen Virtuosen schenken sich, nicht zum Besten der Wirkung, nach und nach das Orchester, das allein 9000 M. kostet. Dirigenten, die mehr Proben brauchen, also gerade die, welche Neues wagen, können einschließlich der Reklame, Saalmiete, Druckkosten, Agenturgebühr mit-20 000 M. rechnen. Am schlimmsten sind die Chöre dran, weil sie meisten? noch einen Stab von Berufssängern engagieren müssen und meist mehrere Solisten brauchen. Smd das zur Attraktion Berühmtheiten, so dürften sich die Unkosten eines gewiffenhaft vorbereiteten Chorkonzerts in der Philharmonie auf SS 000 M. stellefn. Nun rechne man, daß selbst 1500 Billetts wirklich verkauft iverhen bei einem Durchschnittspreis von 10 M., und man kann sich errechnen, wie groß das zu deckende Dcfizst ist. Kein Wort des Vorwurfs gegen die Orchester: sie müssen nicht nur für den Lebens- unterhalt der Familien, fle müssen auch für Fahrt, Garderobe, In- srandhaltung der Instrumente jetzt Unsummen bezahlen. Daß aber ein'berühmter Solist für einen Abend 4000 bis 5000 M. auf einmal erhalten mutz, ist Ausbeutung der Konjunktur, nicht mehr Kunst- Jinn. Auch hier gibt es Gott sei Dank noch weiße Raben. Unsere Zahlen aber lebren: nur ein Kapitalist kann noch große Konzerte geben, außer den Festengagierten und den wenigen Auserwähl- testen: die kleinen Chöre gehen sterben; die Ausländer können bei jinS für einen einzigen braunen Lappen konzertieren; wer 5 M. für tzin Billett bezahlt zu einem Orchester, oder Chorkonzert, be- kommt vom Veranstalter 10 M. geschenkt. A« solchen harten Tat. fachen stoßen sich die Begabungen das Gehirn ein; die Unwahrhas- tigkeit herrscht, das Kapital regiert die Kunst, die Korruption und die Beziehung ersetzen das Talent. Zehnfach ist Aufmerksamkeit not, aus Halbmast ist die Fahne der Konzertburg gehißt. Bei aller krampfhaften Hast zur Mustk stirbt ihre Weihe und Andacht ah. Von wo soll Hilfe kommen? Staat und Stadt sind arm. Erst die Radikalgesundung der Volkswirtschaft und der Politik werden die Musik wieder freimachen vom ekelhaften Geruch der klingenden Münze. Unser Herz ssbnt sich nack dieser Auterstehung. SeBbst� der aliehrwürdige Chor der Singakademie ist ge- zwungen, im ersten Abonnementskonzert auf ein Orchester zu ver. zichten. Man braucht eS�inem Musiker vom Formal Georg S ch u- m a n u s nicht zu sagen, daß der Versuch einer so schnellen Um- stellung auf den unbegleiteten a capella-Geiang scheitern mußt«: Das geht nicht von heut« auf morgen, kaum von Jahr zu Jahr, geht überhaupt nicht hei einem Massenchor von 400 Stimmen. Die wundervollen Kraft», otetrenIch lasse dich nicht" und vor allem ..Jesu meine Freude "(Bach) mit ihren klaren, einfach gerichteien Linien verlangen eine Präzision der Einsätze, eine minutiöse Schal-

Ententenote gegen Einwohnerwehren. Bei dem am vergangenen Sonntag in Memmingen stattgefundenen Preisschießen der bayerischen Einwohner- wehren führte der Kreishauptmann Rindelang, Großkauf- mann in Kempten , in semer Ansprache u. a. an, daß sich am näcksien Sonntag sämtliche E i n w o h n e r w e h r f ü h- rerBayernSin München versammeln würden, um gegen eine Note der Entente zu protestieren, in welcher die Entwaffnung und A u f l ös u n g der Einwohnerweh. ren gefordert wird. Nachdem bisher der Anschein erweckt worden, als ob die Entente mit dem Fortbestehen der bayerischen Einwohner- wehren stillschweigend einverstanden sei, überrascht es, jetzt von einer Ententenote zu hören, die gegen den Fortbestand der Escherich-Wehr gerichtet ist. Was dem einen recht ist. muß dem andern billig sein. Wenn in ganz Deutschland die Einwohnerwehren aufgelöst werden mußten, können sie in Bayern nicht als Reakt'wnsherd geduldet werden. Das sollte die Regierung Fehrenbach schon von sich aus einsehen, ohne erste die Note aus Paris abzuwarten.

Ostpreußens Sorgen. Berlin , 26. Oktober. Auf Anregung des Reichspräsidenten fand heute im Reichskanzlerhaus unter dem Vorsitz des Reichs- kanzlerZ eine Besprechung über wirtschaftliche Fragen Ostpreußens statt. Neben den ressortmäßig beteiligren Ministern des Reiches und von Preußen, nahmen unter Führung des Oberpräsidenwn von Ostpreußen , Siehr, Vertreter der Städte, der Landwirtschaf: des Handels, der Gewerkschaften und der Konsumenten? kreise Ostpreußens an der Besprechung teil. Der Reichskanzler er- klärte im Namen der Reichsregierung im Einverständnis mit der preußischen Staatsregierung, daß die durch die geographische Tren­nung vom Reich geschaffene besondere Lage O st Preußens vielfach eins besondere Behandlung und Unterstützung in wir:- schafilichen Fragen erfordere. Im Anschluß an diese grundsätzliche Frage wurden von den ostpreußischen Vertretern eine Reihe von Einzelwünschen zur Sprache gebracht. Soweit die RegierungS- Vertreter in dieser informatorischen Besprechung bereits Stellung nehmen konnten, wurde die Erfüllung dieser Wünsche zugesagt, sa insbesondere in der Frage eine rgrößeren Selbständigkeit des ost- preußischen Kommissars für Ein- nnd Aussuhr. Die autzerordeir» liche Härle, die in der jetzigen teuren Belieferung O>t- Preußens mit Kohlen. Düngemitteln, Benzin und Benzol lieft, wurde von den beteiligten Ressorts anerkannt. In eine Prüfung der in dieser Hinsicht zu treffenden Maßnähmen wird alsbald ein- getreten werden.

Ein Steinchen aus dem Turm! Berljn, 26. Oktober. Mit Bezug auf§ t8 der Anlage 2 zu Artikel 244. Teil 3 des FriedenSoeltrageS, der lautet: .Die Maßnahmen, zu denen die alliierten und assoziierten Regierungen, falls Deutschland vor'äylich seinen Berpflichiungen nickt nachkommt, berecktiat sind und die Deutschland sich der- pflichtet, nicht als feindselige Handlungen zu betrachten, lönnen in wirlschaillicken und finanziellen Sperr- und Vergel- tungSmotznahmen, überhauvt in solchen Maßnahmen be- stehen, welche die genannten Regierungen al« durch die Umstände geboten erachten," hat die g r o ß b r ita nn i sch e Regierung durch die biessge Bot- sckaft dem Auswärtigen Amt am 16. Oktober«ine Note zugehen lassen, nach welcher sie für den Fall einer voiiätzlicken Nickt- erfüllung der deutschen Verpflichtungen unter Teil 8 deS Friedens- vertrage« nicht beabsichtigt, von dem ihr nach ß 18 der Anlage 2 zu diesem Teil des Vertrages zilstebende» Rechte zur Beschlagnabme deS Eigentums deutscher Staatsangehöriger in Großbritannien Ge- brauch zu machen. Weiler wird mitgeteilt, daß dieser Verzicht sich auf in Großbritannien oder dritlsver Gewalt befindliches deutsches Eigentum bezieht, ob dieieS nun in Bankguthaben, oder in aui britischen Schiffen befindlichen Waren, oder in nach Großbritannien zum Berkauf geiandten Waren besteht.

tierung der Stimmen, ein auf die Sekunde gestelltes Parieren der Singenden, wie es eben nur ein mittlerer, intim gegliederter und zusammenhaltender Chor zu geben vermag. In der Singakademie waren vor allem die Soprane merklich unsicher, oft fassungslos. Daß trotzdem und trotz allerlei JutonatwnSschwankungen die genaimten Chöre und ein unbekainnter Schütz die biblische Szene deS 12jährigen Jesus brachte Ochs schon viel Packendes und Zartes erleben ließen, ist bei der Tradition diese? ältesten Muster- chorS nur von selbst verständlich. Das gleiche ist, den Maßstab entsprechend den aufgebotenen Kräften verkleinert, von der.EliaS"-Au'führung in der Heilands- kirche zu sagen. Die Chöre waren durch Rernhold Klatt klar disponiert und auf feste dramatisch« Nuancen gestellt. Auch der Baß Krengemanns verdient Förderung. Hier unterstützte das Berliner Sinsonis-Orchesier. Holger P r eh n darf sich das Phil- harmonische Orchester leisten, weil er Däne, nicht weL er ein Genie ist. Er dirigiert mit einem starken, aber monotonen Aufgebot an Rumpföewegungen. weiß aber seinem Willen nachdrücklich Gehör zu verschaffen. Seine eigene sinfonische Dichtung.HammerShus" ist ein Spiel mit den Instrumenten, gar nicht übel klingend trotz der Bevorzugäng stärkster Masseneffekte, aber weder thematisch noch in der Form lebhafter interessierend. Die Sängerin Erna Olsen wurde als dramatische Kraft gerühmt. Die hat Paul Bender nicht. Er singt eine feingeschlisfene, moderne Weise von Thießen. ein musikalisches Kleinod von Mathiesen und drei bei aller Pracht- vollen Sangbar km doch stilistische Haltung wahrende cla capo- Gesänge von Rasch mit der ihm eigenen Feinheit der Darstellung. Aber gibt er sich nicht, die Hälfte der Töne rn die Kehle hineiwdrän- gend, mit der anderen Hälfte kokettierend, schon ein wenig deutlich einer Backnichliebkaberei zum Opfer? Wie weit ist hier mit Vorbeugung und Vorbehalt sei's gesagt der Weg zum feinen Ka« barert, wenn das Lied gerade eine schauspielerische Gebärde möglich macht? Man gehe einmal, um den künstlerisch noblen Kabarettstil kennenzulernen, zu Nelson. Der leiht sich von der beste« Zi- garertenfirma den besten Titel(.Total Manoli"), schleudert mit gallischer Rhythmik und tänzerischer Springlaune ein Dutzend feinst geschliffene Schlag« auS den Fingerspitzen, und da? unterhaltsamst« Spiel verkürzt zwei Stunden, die künstlerischer wirken, alz zwei Tage der allgemeinen Konzertsaallüge. Aehnlich wirst es uns gern einmal von der gehörten zu der gedachten, nacherzählten Musik. Sänger und andere an Lied oder Oper interessierte Menschen seien auf Steinitzert Buch.Mcisier de» Gesangs "»erwiesen. Hier lernt auch der Ausgclernteste noch, und der Laie schau: m die Werkstatt eines wirklichen Fachmanns, die zudem die Fähigkeit bar, vom Nebeneinander der Erscheinungen oaif tiefe Problem« der Theater- und Konzerigeschichte neues Licht zu breiten. Wirklich, eine umfassende Umschau! Kann üher Musik geschrieben werden? Akustik, Harmonie, Rhythmik, Kontrapunkl lassen die gläubige Ge- lohrsamkeit ungekränkt über sich ergehen, vor 300 Jahren diese,

Zado �artmanns Rücktritt. Berlin , 26. Ott. lWTB.) Prof. Dr. Lud« Hartman«, de» deutschöslcrreichische Gesandte in Berlin , hat im Zusammenhang mit dem Rücktritt dcs Dr R e n n e r alS Staatssekretär für Acußeres, sein im August 1919 eingereichtes RücktrittSgrsuch erneuert und den Stoatssclretär M a y r. der provisorisch das Staatsamt lür AeußcreS in Wien leitet, um rasche Ernennung seines Nachfolgers gebeten. Wenn uns auch die Abficht Dr. HaltmanuS, wieder dauernd in seine Wiener Gelebrtenarbeit zurückzukehren, bekannt war. und wenn wir es auck wohl begreifen, daß er als Sozialdemolrat nicht der Gesandte einer ckristlichsozialen Regierung sein will, so bedauern wir doch auf das lebhafteste seinem Entschluß. Hartmann ist uns nicht nur der bedeutende Historiker, der unermüdliche Förderer oller Volks- bildungsbestrebungen und der Vorkämpfer für die Trennung der Schule von der Kirche er ist vor allem der überzeugten« Ver- treter des AnschlußgedankenS. dessen Bei w'rkl chung nichts weiter fein wird als die Erfüllung des feierlich versprochenen und schnöde vertagten Selbstbestimmungsreckis für einen Teil des deutschen Volles, der nie und nimmer in den ihm zuge- wie'enen Grenzen ein selbständiges staatliches Dasein zn jühren vermag._ Die neuen Saltikumer. London , 2K. Oktober.(Hollaudsch Nieuwsbureatu) Times" meldet aus Warschau , dasi in den letzten Tagen ein heftiger Kampf zwischen den polnischen Truppen und den Litauern stattfindet. Die ersteren sind augenblicklich im Vor. teil. Man fürchtet, daß Zeligowski, von seinem Erfolge trunken gemacht, versuchen wird, gegen K o w n o vorzurücken, um so mehr, als er dort seine Nahrungsmittelvorräte er- ganzen könnte. DieTimes" behauptet sogar, daß in Kowno deutsche Hilfe gegen Zcligowski eingetroffen sei! P a r i s, 26. Oktober. (Hollandsch Nlruwsburcau.) Die französischen Blatter melden, daß die alliierte Kommission am 18. Oktober einen großenTransportvon Soldaten und Munition, der von Ostpreußen nach Litauen transportiert wurde, angehalten und die Soldaten nach Deutsch - land zurückgesandt habe. Durch die Warnung vor Uebertritten nach Litauen hat die Regierung gezeigt, daß ihr die neue Baltikumgefahr auf- gegangen ist. Litauen ist in Verzweiflung über den d'An- nunzio-Streich des polnischen Generals Zeligowski. hinter dem alles steht, was heute in Polen Macht und Einfluß hat. Es ist möglich, daß ein litauischer Volkskrieg gegen die Polen entbrennt: sie haben trotz Völkerbund und Waffenstillstand Gebiete besetzt, lue Litauen zugesprochen sind. Ob deutsche Freibeuter etwa wiederum durch Versprechungen nach Litauen gelockt werden, ist unbekannt; es kann sie nuch der bloße Wunsch, verborgenes und verschobenes Kriegsmaterial der Beschlagnahme zu entziehen, geleitet haben. Vielleicht bietet Ostpreußen auch nicht mehr Platz genug für die neue Kapp-Armee; schließlich mag auch die Gelegenheit zum Re- quirieren locken. Die Teilnahme deutscher Freischärler an' Kämpfen in Litauen würde natürlich das deutsche Volk schwer zu büßen haben; wenn auch das Ententerccht auf litauischer Seite ist. so wird Frankreich immer Polen beisteben und vor allem jede Gelegenheit zu neuem Druck auf Deutschland benutzen. Die Verrmgerung der Reichswehr und der Polizei macht ein« hermetische Grenzsperre unmöglich im Osten ebenso wie in den Schmugglerparadiesen an den Neutralgrenzen. Kann es aber die Regierung bei den Mitteln der Warnung und des Zuredens bewenden lassen, die schon bei den Baltiknmern ihre Ohnmacht erwiesen haben und gegenüber dem Drang zu Abenteuern, die aus dem deutschen Elend hinausführen, erst recht nutzlos sind? Wir erwarten, daß die Reichsregierung heute im Reichstag erklärt, sie werde es nicht wieder so weit kam- men lassen und das Mittel der Aberkennung der Staatsangehörigkeit diesmal zur Vorbeugung ernst- lich anwenden!

heute und morgen eine andere. Aber das sind ja Elemente. Musik selber ist Inbrunst, Schwärmen, Anbetung, ist Rausch, Beglückung. Kamps der Sinn«, ist Klage. Sehnsucht, Beben uns Weinen, ist Liebe, Erotik. Die schreibt sich nicht, die wird erfühlt. Sie lacht der Feder, schiebt daZ Wort beiseite, überbrückt die historischen utch die Stilkomraste, überglückt noch die satteste, unbewußteste, lebenS- und liebenswerte Hingabe m den lodentzden Rausch. Die Lüg, d«* Bürgertums fällt ab unter ihrem wirbelnden Takt, Masken und Hüllen sinken, Musik macht uns reif zum Genuß, zur Bejahung, zur Umarmung des UnauSsprechlich-Dämonischen in der Kunst mit unseren Sinnen. Adolf Weißmann leitet uns in den Garten der Genien. aus dem hold und selig befruchtend die jungen Blüten der musi- kalischen Erotik sprteßen. Mit geschlossenen Augen, im Dämmerlicht der nervösen Feinfühligkeft. im Brand der Ekstase, die künstlerisch bleibt, tastet er behutsam die Jahrhunderte ab und die sieghaftesten Kräfte der musikalischen Erotik: Mozart , Wien . Chopin . Berlioz . Bizet , Wagner, Pucciyi und die Lebenden. Was ist historisches Sezieren und wissenschaftlich« Gründlichkeit dem Genießenden gegenüber solcher Stimme! Ein Schemen, eine Gehirnbelastung. notwendig, aber pocsseloZ, trocken, schal. Hier ist Wort zum Klang, Sprache Hymnus, Gelehrsamkeit Nachdichtung geworden. Die Seele der Musik freut sich ihrer wahren Nacktheit, ihre Schönheit froh- lockt, ihr Sinn ist entfesselt: Liebe, Eros Weib . Kann über Musik geschrieben werden? Ja. aber nur in Musik. Weißmann schenkte unS diesenklingenden Garten", einer der bestc» Schriftsteller unter den Musikern in seiner besten Stunde. Und was andeutungS- reich die Noten dieses Sehnsuchtsliedes noch verschwiegen, zwingt Michel Tingesten, der Radierer, mit fühlendem, bacchantischem Griffel in seine Bilder. Klingende Münz«, klingender Gartcn der Weg ist unendlich, die Wghl ist leicht! Frohen Herzens lockt uns die kommende Arbeit. KurtSinger. Die Verhaftung Georg Kaisers, des erfolgreichsten Dramatiker« der jungen öeneratron, soll also Eigentumsvergehcn zum Anlaß haben. Welcher Art sie sind, mirb zunächst nicht mitgeteilt, aber sie sollen ungeheuerlich se-n. und Freunde des Dichiers meinen. mir ein Zustand völliger GeisieLÄ-rwirrung mache sie erklärlich; sie wollen versuchen, Kaiser in ein Sanatorium zu retten. Sonderbarerweise wird in Verbindung mit diesen Nachrichten angedeutet, die sür den nächste» Monat vom Großen Sch.ru spiel- Hans vorbereitete Urausführung de? Ka scrschen DramasEuropa " werde vielleichtgestört" werden. Das wäre ein Sieg des Spießer- standvvnkts, den man um so mekr oerwerft'ch nennen müßt«, wenn wirklich geistige Wirrnis den Dichker aus dem Gleise gebracht hätte. was das Urteil über seine Vergehen mildern könnie. Es wäre absurd, wenn ein Theater die Entscheidung über die Aufführung eines Dichterwerkes von persönlichen moralischen Oualitäten des D'chterS abhängig machen wollte. Nur airf den Kunstwert kommt es an, und Kaiser, an den sich"nun das Odium eines gleich Tau- senden unserer Zeit auk üblem Wege Gestrauchelten heftet, hat allerding» Werke geschaffen, die künstlerisch gelten.