Nr. 534 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 130

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenste. 3.

Rerniprecher: Amt Morinvlas, Nr. 15190-15197.

Freitag, den 29. Oftober 1920

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Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernivrecher: Amt Moritblas, Nr. 117 53-54.

Scheidemann rechnet ab!

million organisierter Optimistan", von den Genoffe Scheide­ mann sprach, die in der Sozialdemokratie organisierte ar beitende Masse, diefen neuen Kampf, der, wie jeder, schließ lich doch mit den Waffen des Geistes entschieden werden wird und der gestern einen guten Anfang genommen hat.

( Sehr richtig! links.) Es gibt kein besseres Beispiel dafür als das Reichswehrministerium. Der Etat, in dem man vor Generalen und Pferden taum die hunderttausend Mann sieht( Heiterkeit), und das Reidswebraeiet zeigen dies mehr als deutlich.( Sehr richtig!) wir wiffen wohl, daß Sie Vorarbeiten dazu auf Roste aurid geben, aber dieser Noste war der Noste vor dem Kapp- Butsch, und seitdem hätte man daraus lernen sollen.

Im Reichstag war es gestern nicht so melancholisch wie| K.A.P.D. , sondern Sieger in ihm wird sein, wer die Köpfel Daß diese reaktionären Bestrebungen von der heutigen Regierung am Tage zubor, und wenn es auch nicht gerade freudenvollere und erzen der breiten Maffen quf seine Seite zu bringen mit Erfolg belampit würden, fann leider nicht behauptet werden. Töne waren, die angestimmt wurden, so waren es doch jeden- versteht. Sampfgerüstet grüßt die ein und eine Viertel­falls andere, fräftigere. Scheidemann 3 Rede war eine aufrüttelnde Anklage gegen das Treiben der Neaktion und feine stillschweigende Duldung durch die Regierung, insbeson­dere durch den Reichswehrminister Geßler. In den deutsch­nationalen Sumpf flog ein Stein nach dem anderen, und es gab ein lautes Gequate. Man verlor dort drüben schließlich beinahe den Atem vor Entrüstung, als der Redner der Sozial­demokratie auf das erbärmlich feige Verhalten der berufen- Der Steistag bat am Donnerstag die Aussprache über die ften Thronstüben in den Novembertagen des Jahres achtzehn Megierungserklärungen bom Mittwoch und über die Interpellationen zu sprechen tam, damals als Ludendorff Kurs nach Schweden wegen Entwaffnung und Diefelmotoren begonnen. nahm und die„ Kreuzzeitung " vor lauter Angst ganz von felber ihren Kopf verlor mit der Inschrift:„ Mit Gott für König und Baterland". Den Herrichaften, die jetzt wieder so munter find, ist das eine peinliche Erinnerung.

Abg. Scheidemann( Soz.):

Wir machen hier unter feinen Umständen mehr mit. ( Dört bört!) Die Regierung hat es hier in der Hand, ob sie die Sozialdemokraten zu entschloffenen Feinden haben will, oder nicht. Der Reichswehrminister zieht aber lieber ben Gut, je tiefer, besto beffer, vor den Herren mit ben roten Streifen, deren allmächtige 3 Oberhaupt der General von Seedt ist. Sein Geist ist in den Blänen Lebendig, die jetzt bei der endgültigen Organisierung der Die Ausführungen des Herrn Reichetanglers waren auf einen Reichswehr dieser ben Stempel aufbrückt. 1. bie Offiziers­Zon tiefier Refignation aeftimmt, fie ftanden in einem herrlichkeit und Allmacht der faiserlichen Armee merkwürdigen Gegenfas an den Hoffnungsvollen Tönen, bie an der aurudauerobern; 2. bet republikanischen rege diefer Regierung gefungen wurden. Damals hieß es: Laßt Deffentlichkeit Sandin die Augen zu freuen. Ned­nur einmal die verdammten Sozialdemokraten heraus ner belegt mit einer Anzahl von Bestimmungen, die er verliest. fein und alles wird wieber gut. Gestern hat der Reichsfanzler folche Agitationsmethoden als scharlatanhaft und lignerisch

Im Hause wurde vielfach. gejagt, daß die Sigung an die alten Zeiten vor dem Kriege erinnert habe. Und das trifft auch insofern zu, als die alte Stampfstellung wieder hergestellt schien, Sozialdemokratie gegen Reaktion, während sich die bürgerliche Mitte unentschieden verhielt und die Spaltung gekennzeichnet, darf der Beifall der Deutschen Volkspartei als im Sozialismus äußerlich kaum in Erscheinung trat. Beiden der beginnenden Eingesehen werden? Das Urteil Scheidemann erschien gestern als der Redner der sozia- bes anglers ber viene aller une neuer Obfervans listischen Arbeiterschaft schlechthin, als solcher wurde paßt auch auf die Deutsche Volkspartei ( Unruhe bei er auch in der folgenden Entgegnung des Grafen Westarp be- der Deutschen Volksparici.) handelt, und im Plänklerkampf der Zwischenrufe gegen den

Wo bleiben die billigen Lebensmittel? fonservativen Redner schien die Einbeitsfront bis zur äußeres ift uns eine Besserung in Aussicht gestellt worden, wenn ften Zinken hergestellt. Es war freilich nur schöner Schein! endlich die 3wangswirtschaft abgebaut würde heute magt Auf der Rednerliste stehen noch Crispien( Rechte U.S.P.), tein Mensch mehr von einer Besserung zu sprechen, wo die Seg­Däumig( infe U.S.B.) und Levi( K.P.D. ), und dann mungen der freien Wirtschaft doch sichtbar werden sollten. fann es wieder zur Freude der Rechten zwischen den Arbeiter­fraktionen hoch hergehen. Aber gestern wenigstens hable ſie feinen so frohen Tag.

Graf We starp gab mehr als eine Bestätigung der Aus­führungen Scheidemanns über die Reichswehr, indem er schlankweg erklärte, die Reichswehr stehe fest zu seiner Partei. Sört es, der Redner einer monarchistischen, die Republik ne gierenden Partei behauptet, die bewaffnete Macht der Ne­publik stehe im Bager der Feinde der Nepublik! Da hat Der konservative Graf hoffentlich doch den Mund etwas zu voll genommen, er beurteilt die ganze Reichswehr offenbar nach dem Offizieren, die mit ihm in Verbindung stehen. Im übrigen, selbst wenn Westarp recht hätte, was wären 100 000 Mann Reichswehr, wenn die Arbeiter fest zusammenstehen?

Wenn unser Parteitag Herrn Hermes einen lieben Brief mitgegeben hat, den ich hiermit überreiche, fo ge­schah es nicht aus einem tattischen Manöver, sondern nur aus dem Gefühl der Unruhe und Erbitterung, das breite Massen bes Wolfes heute bewegt. Von der Betrachtung feines Glends fann tein Mensch und fein Bolt leben.( Sebr richtig 1) Man braucht etwas, woran man fich aufrichten tann, man braucht neue Biele. neue Wege davon aber haben wir nichts gehört. Wir ichauen nicht aurüd, sondern vorwärts, denn

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Unter dem

Schlagwort Entpolitisierung des Heeres

will man den alten Geist von Potsdam " im Heer verandern, wie Serr von Seedt es so trefflich nennt. Wir meinen, die Neiche ett tennt nur ein politisches Ziel: Die Republik. ( Bebb. Beifall lints). Alles ist darauf angelegt, aus der Reichswehr ein Werk­zeug in der Hand nationalistischer Offiziere zu machen, als deren Spize Herr bon Seedt auftritt. Ganz bes fonders zeigt sich dies in der Beschränkung des Koalitions rechtes der Soldaten und noch mehr in den Bestimmungen über die Reichswehrfammer, die jede Freiheit periönlicher Meinung aufheben. In den Verhandlungen der Wehrkammer haben bie Offiziere nicht nur beantragt, den Steichsadler abzu­schaffen, den sie einen gerupften Bogel und eine Krähe nannten ( Sört, hört! links), fondern

Bu

fie beantragten frisch und keď die schwarz- weiß- rote Kokarde. Sehr gut! rechts. ( ört, hört! bei den Soz. rufe des Ministers Geßler.) Herr Geßler, Sie wissen, wie hoch ich Sie als Mensch und als Politiker schäbe, aber hier geht es auf Leben und Sterben.( Sehr wahr! links. Lachen rechts.) Gibt es, so frage ich, in der Deutschen Republik amtliche Einrich tungen, in denen man die Republik ungestraft ber­es gibt keine Rüdfehr in das faiserliche Deutschland , höhnen darf?( Lebhaftes Sehr gut! bei ben Soz. Zurufe das sollte heute fo furz vor dem 9. November endlich jebem llar rechts: Was haben Sie denn früher gemacht?) Haben Sie früher fein.( Unruhe rechts.) Die nationalistischen Ausführungen in auch nur einen sozialdemokratischen Nachtwächter ( Erregte Zurufe rechts. Burufe des Abg. Mittel­sannover aber haben gezeigt, daß noch immer die Reaktion geduldet? Oberwaffer spürt und alles daran fegt, die Macht wieder an fich zu mann.) Meine Achtung vor diesem Barlament verbietet mir, Sie, In einem freilich unterschied sich die gestrige Debatte fehr reißen. Wenn dort so viel von den Härten des Friebens. Serr Mittelmann, fo gu bezeichnen, wie ich Sie einschäbe. von ihren Vorgängern in alter Zeit. Während nämlich da- vertrages gesprochen wurde, fo erinnere ich Sie daran, daß( Lärm rechts. Seiterfeit links.) und das acht Tage vor der zweiten mals die Sozialdemokratie noch im Vorkampf für politische gerade bre( aur Rechten) Politik an diefen Härten am meisten Wiederkehr des 9. November. Jene Offiziere vergessen, daß sie es Schuld trägt( Widerspruch rechts). Lassen Sie um Gottes Willen mir der Selbst zucht eines bis aufs tiefste gequälten Volfes zu Nechte stand, die jetzt errungen und nur noch zu verteidigen 3hre Finger von der auswärtigen Bolitik( Seiterkeit). In Staffel berbanten hatten find, drehte sich der Kampf von gestern praktisch um die bat die geschloffene Arbeiterpartei des neuen Deutschlands ( höhnische daß fie nur mit dem Verlust der Achselstücke und Nokarden davonkamen. fozialistische Frage der Kohlensozialisierung. Es ist Burufe tecb18) realpolitische Wege zur außenpoli. ( Stürmischer Tumult rechts. Beifall links.) Wo waren damals die selbstverständlich, daß der deutschnationale Rebner als ihr tischen Lage gewiefen. Sie aber lennen tapferen Monarchisten?( Es erbebt fich minuten langer 2ärm, schärfster Gegner auftrat, nachdem Scheidemann zuvor die nur leere Protestpolitik und militaristische Revanchelbeen. die Abgeordneten drängen fich um das Rednerpult, erst nach große grundfäßliche Bedeutung dieses sozialen Aufbaupro- Ohne Wiebergutmachen was, durch nicht zu verteidigende Handlungen einiger Zeit gelingt es dem Präsidenten, wieder die Ruhe herzu­deutiche blems für die Arbeiterklasse dargelegt und zuvor der 8en- in Nordfrantretch betwüstet wurde, ift eine trumsrebner Trim born auf dem hochgespannten Seil des Außenpolitit nicht möglich, das möhte i besonders ftellen.) Für uns heißt es jegr Kompromisses einen Spaziergang mit der Balancierstange dem Herrn Außenminister and Hers legen. Uns gilt nur eins: Bahlen mit dem Gut, was uns geblieben ist und an dem tetne Va­ausgeführt hatte. Bor Trimborn sprach der Reichswehrminister Geßler, luta etma ändern fann: mit unserer Arbeitskraft.( Burufe rechts: der fachlich auf die Darlegungen Scheidemanns nichts au er- Längere Arbeitszeit!) Ich empfehle Ihnen( zur Rechten ge­tidern hatte, sondern lieber ein Loblieb auf die glatte Abmid- randt) nur bie Gälfte zu arbeiten, wie der deutsche Durchschnittsarbeiter.( Lebhafter Beifall.) Auch die Auf­lung der Heeresverminderung fang. Herr Gehler bedachte nicht, nahme der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Ruß­daß der unglücklich verlaufene ferieg nicht nur Offiziere arbeits- land ist für Deutschland notwendig arbeits- nahme los gemacht hat und daß man bei den anderen arbeitslos Ge­nicht wegen, sondern tros des Bolichewismus. wordenen ein stilles Sichfügen als eine Selbstverständlichkeit Ich weiß nicht, melde Theorie bei der Regierung heute gift betrachtet, über die man nicht erst viel Worte verliert. Dann von den beiden, die aus der Mitte dieser Regierung geäußert mor­fam der Entwaffnungskommissar Dr. Peters zu Wort, der in dem Bericht über seine Aktion die von Scheidemann be­haupteten umfangreichen Waffenberheimlichungen der Reichs­tochr in Potsdam bestätigen mußte.

bis hierher und nicht weiter!

Wir verlangen weitestgehendes Soalitionsrecht der Solbaten, Sicherstellung der Vertrauensmännerfreiheit, geistige und berufliche Freiheit der Mannschaften, wir verlangen, daß endlich mit der Mannichafts. από Unteroffiziersstande au Offizierskafte Schluß gemacht wird und die Besten aus dem Offizieren befördert werden, nicht nur einige Re­nommierschulzen.( Beifall.) Die Frage der Reichswehr ift untrennbar berbunden mit der Frage der Entwaffnung. Ich hoffe, daß Herr Dr. Betere antworten wird auf das Geraume, daß die affen ablieferung besonders auf dem Lande vielfach ia botiert wird. Jit es wahr, daß in den find: Ist der Bolschewismus heute ein aufbauendes Brinzip" Botsdam allein 900 Maschinengewchre und Tausende von Gewehren oder eine fressende Flamme"? gefunden wurden, die von Angehörigen der Reichswehr verschleppt Die Befürchtungen, daß uns russische Bolschewisten ins Land waren?( hört! hört!) I ft es wahr, daß bis jetzt nur eine tommen fönnten, ist unbegründet, fchon, weil wir ja jebt unsere Untersuchung gegen Mannschaften und Unteroffiziere, nicht Das ist der Den Schluß bildete die schon erwähnte Rede des Grafen eigenen Bolichemisten haben. Wir find Selbstversorger ge aber gegen Offisiere geführt wird? Westarp. Es war, wie schon geiagt, eine Rampfrede, die fich worden auf diesem Gebiet und vom Auslande vollständig Seedtice Geist von Potsdam ! Ist es wahr, daß ver­fucht wird, von Hamburg aus Waffen in großen gegen den einzigen gefährlichen Feind der Reaktion, gegen unabhängig.( Stürmische Heiterfeit.) Redner rügt dann, daß es wegen Kohlenmanges unmöglich Mengen ins Ausland zu verschleppen? Auf all diefe Die Sozialdemokratische Partei wendete. In ihr gab es für unsere Genossen nur einen Augenblid peinlicher mar, mehrere Transporte rassischer Kriegsgefangener von Fragen find genaue Antworten dringend notwendig. Ebenso Be'roffenheit, nämlich wie der Nedner mit triumphierendem Stettin aus abgeben zu laſſen. was zur Folge hatte, daß deutiche ist Aufklärung notwendig über die Orgesch und die ihr ange­Wenn die Bürger­Striegsgefangene in Die schlossenen bewaffneten Geheimbünde. Hohn auf die Zerrissenheit der politischen Arbeiterbewegung, antige Bolts abstimmung in allen Gebieten Deutschen uns gegegenüber zu solchen Organisationen greifen dann auf ihre„ drei bis vier Fraktionen" hinwies. Die Arbeiter lands beweist gerade, daß das neue Deutschland eine Fönnten daraus Flar erkennen, wer es ist, den ihre schlimmsten anziehungstraft bat, die das alte faiserliche Deutschland ( Beifall links. Unruhe rechts.) Ich sage Jonen, die Republit Feinde fürchten, und was es ist, was sie wieder erfreut und nicht fannte.( Biberipruch rechts.) Ich hoffe, daß auch Obers stebt im Schuß der Arbeiter, und weh allen, die daran rühren.( Leb­Schlesien dies beweilen wird. Wenn Dberichlesien nicht preußisch ermutigt. Nach der farblosen Einleitung am ersten Tag der Etats- bleiben will, dann bat eben das neue Breußen unschuldig an den hafter Beifall links.) Wir sind auch gegen die Mittel, die die Regierung nach ihrer gestrigen Erflärung gegebenenfalls negen die debatte bildete der zweite den Auftakt ernster politieanden des alten getragen.( Sehr richtig! links.) Im Inneren Kommunisten anwenden will. Wir find auf alle Fälle gegen fcher Stämpfe. Die Gegenfäße find flar aufgezeigt, und ein gilt es vor allem, den jedes Ausnahmegesen, jei es gegen die Monarchisten oder die Kom Kampf gegen die Reaktion mit unermüdlicher Kraft munisten. Sollte der Verfuch unternommen werden, die Freiheit neues heißes Ringen beginnt. Dieses Ringen wird nicht ent­weisen tvir Dies fchieden werden durch die Reichspehr, auch nicht durch Orgesch zu führen. Besonders in der Verwaltung, im Seer, gegen der Bürger der Republik anzutaiten, fo und Stahlhelm und noch weniger durch die Sportvereine dr die reaktionären Geheimbünde usw.( Unruhe rechts.) mit aller Schärfe zurüd. Die Kommunisten verfügen über nicht

hüten Sie sich vor den Arbeitern!