Nr. 538 37.Jahrgang

Kirchenwahlen in Sicht!

Ihre Bedeutung für die Arbeiterschaft.

Bon Pastor H. Franke.

3. Beilage des Vorwärts

Bir veröffentlichen die folgenden Ausführungen in Ber­folg unferer befanten Auffassung: Wer sich nicht mehr zur Stirde gehörig fühlt, mag fich von the trennen, wer ihr an gehört, foll als Sozialbemotrat auf seine Rechte in ihr nicht berzichten. Nad. d.„ B.".

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Sonntag, 31. Oktober 1920

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ist geradezu eine Chorofterlosigkeit, aus Bequemlichkeit und fidh anmeldende Person besonders ausgefüllt und von ihr Gleichgültigkeit einer Organisation anzugehören, zu der man eigenhändig unterschrieben werden. 3u adreffieren ist es an im Innersten feinerlei mehr Beziehung bat. Ber in der die zuständige Kirchengemeinde refp. an das Pfarramt des Kirche verblieben ist, weil ihn ein irgendwie geartetes reli felben. Die Erwähnung der Stimmbezirke innerhalb einer giöses Bedürfnis an dieselbe bindet, hat auch die Pflicht, fich Gemeinde fann durchstrichen werden; von den Barliner Ge um ihre Entwicklung zu fümmern. Er sollte diese Entwid meinden dürften nur ganz wenige Stimmbezirke eingerichtet lung nicht denen überlassen, die sie in einer bielleicht entgegen- baben. Es folgt dann die Angabe der Personalien, die sich gefekten, vielleicht geradezu irreligiösen Stichtung fördern bon selbst verstehen. Bei der„ Dauer des Wohnsizes" genügt Bielfach wird man denen, die an der bisherigen Kirche viel es anzugeben, ob jemand länger als 3 Monate in Berlin  auszusetzen batten, entgegenhalten, daß ihre Kritik an der wohnt. Bei den Angaben über Kirchensteuer ist entweder das Kirche sie disqualifiziere; in der Kirche mitzuwirken und also Jahr einzufügen, für welches der fich Meldende zuletzt Kirchen­auch in der Kirche mitzuwählen. Man wird ihnen vorhalten, steuer bezahlt hat. Dann ist die Zeile Bur Kirchensteuer bint Oder leztere Zeile Zur Vorbereitung der im Januar 1921 vorgesehenen Er- daß fie fich dem bisherigen Kirchentum gegenüber ablehnend ich nicht veranlagt" zu durchstreichen. heuerungswahlen für die gesamte evangelische Breußische verhalten hätten; also hätten sie auch nicht das Recht, auf die ist stehen zu lassen und dafür sind die zwei vorhergehenden Landeskirche hat eine Wahlbewegung eingesetzt, die sich bis aufünftige Kirche bestimmenden Einfluß zu üben. Das trifft Beilen au burchstreichen, von denjenigen nämlich, die sich nicht jekt unter dem Ausschluß der Oeffentlichkeit vollzieht. Und nicht zu. Es kann jemand sehr herb und sehr bitter über die entsinnen können, in den letzten Jahren Kirchensteuer gezahlt doch geht diese Wahlbewegung die allerbreitesten Bevölke Kirche der Vergangenheit geurteilt haben. Er hat das viel zu haben. Niemand glaube, daß seine diesbezüglichen An­rungsschichten an, auch die Arbeiterwelt. Es handelt sich leicht aus fehr christlichen Motiven heraus getan. Dann ist es gaben Veranlassung geben fönnten, ihn nachträglich zur darum, in wessen Hände die Neugestaltung der evangelischen ein gutes Recht, sich am Neuaufbau der Kirche, der mit den Stirchensteuer heranzuziehen oder ihn etwa dazu neu zu ber Landeskirche gelegt werden soll. Mindestens 75 Pros. Der Bahlen einsehen soll, au beteiligen. Die Kirche der Zukunft anfagen. Wer nicht zur Kirchensteuer herangezogen worden ist, kann damit reden, daß er fozialdemokratischen Arbeiterschaft gehören noch immer dieser soll ja doch eine Darstellung des wirklichen Christentums wer- ist, kann damit redimen, daß er entsprechend seinem ge ringen Einkommen zur Kirchensteuer nicht veranlagt wor Airche an. Und doch sieht es so aus, als wollten fie die Beden, was fie bisher nicht war. Dazu beizutragen, hat jeder den ist. Die Frage nach der stonfirmation ist am gemäßig­stimmung über die fünftige Verfassung der Kirche den Bürger- ernite, wirklich christlich gesinnte Mensch nicht nur das Recht, sten mit einem einfachen Ja zu beantworten. Wer tatsächlich lichen überlassen. Warum? Weil man den Sozialdemokraten sondern die Pflicht! In dieser Lage dürften sich die weitaus so und so oft gefagt hat, sie schlössen fich durch ihre Partei- meisten Anhänger der Sozialdemokratie befinden, Männer io- nicht konfirmiert ist, bespreche sich mit einem Geistlichen oder Kirchenältesten seiner Gemeinde, ob ihm nicht trotzdem das zugehörigkeit vom Christentum aus und dürften feinen An- wohl wie Frauen. Deshalb ergeht jetzt der Ruf an fie, sich firchliche Ballrecht zuſteht. spruch auf Mitarbeit in der Kirche erheben. Beispielsweise an den kirchlichen Wahlen, die in sämtlichen evangelischen Wichtig ist die rechtzeitige Wiederablieferung des so aus­erklärt man ihnen jetzt wieder: weil fie, entsprechend ihrem Stirchengemeinden Preußens die sogenannten firchlichen Ber­gefüllten Anmeldeformulars. Und zwar fann jedermann ewgramm, für die weltliche Schule eintreten und den Reli. tretungskörperschaften erneuern sollen, zu beteiligen. glunsunterricht, aus der Schule entfernen wollteit, feien fie Um dies zu können, ist das Nächstnotwendige, daß sich feine Anmeldung durch die Post oder durch Boten an das zu Feinde der Kirche und Gegner der Religion. Das ist nicht iedermann sein Wahlrecht sichert. Dies geschieht durch An- ständige Pfarramt feiner Gemeinde. fchiden. Er kann fie wahr. Ein Sozialdemokrat kann ein sehr religiöser Mensch meldung zu den kirchlichen Wählerlisten, die jetzt neu aufge oder Bekannten an einen Kirchenältesten oder an die Person Jein. Und wenn irgendeine Bartei als solche durch ihre Forde ftellt werden. Und zwar muß dies in der allernächsten Zeit gelangen lassen, von der er die Formulare erhalten hat. rungen dem Christentum innerlich nahesteht, dann ist es die geschehen. Es gibt Gemeinden, die die Anmeldefrist zu den Eintragungen in die kirchliche Wählerliste schon am 1. No- Ucber Einsichtnahme in die nach dem 27. November fozialdemokratische. Die Entfernung des Religionsunterrichtes bember, am 10. oder 15. oder 20. November schließen. öffentlich auszulegenden Wählerliste kann vielleicht später das aus der Schule aber fordern wir Sozialdemokraten nicht aus Der alleräußerste Termin, der aber nur von einzelnen Ge- Nähere gesagt werden, desgleichen über die Vorschlagslisten. Saß gegen die Religion, sondern weil wir der Ansicht sind meinden innegehalten werden dürfte, ist der 27. November. Die von den verschiedenen Parteien zu erwarten find. Einft daß aller Religionsunterricht den Kirchen überlassen bleiben Wan   erfundige sich in seiner Wohngemeinde, wie lange dort weilen kommt alles darauf an, daß sich jedes evangelische Ge­und die staatliche Einheitsschule durchaus ihren Charakter Aufnahmen in die Wählerliste noch angenommen werden. meindeglied, ohne Unterschied des Geschlechts, das am als Staatsanstalt bewahren müsse. Meist ist es durch Anschlag an den Kirchtüren zu ersehen, 23. Januar 1921 24 Jahre alt ist, sein Wahlrecht sichert. Zie sonst auch bei den Küstereien oder Pfarrämtern zu erfragen. in die Wählerliste Eingetragenen werden das gleiche, geheime Die Anmeldung selbst kann auf zweifache Weise erfolgen. und direkte Wahlrecht haben. Gewählt wird eventuell nach Der Betreffende fann zu einem Pfarrer oder Kirchenältesten dem Verhältniswahlsystem. Basse sich niemand durch die Um geben und dort seine Anmeldung zu Protokoll erflären. Dies ständlichkeiten der Anmeldung zur Wählerliste, die in der Tat ist für die meisten aber der zeitraubendere und darum um- ersonnen sind, um den Kreis der Wahlberechtigten nach Wög ständlichere Weg. Einfacher ist die schriftliche Anmeldung. lichfeit einzuschränken und die Verwaltung der tire den Man verschaffe sich dazu ein Formular( E), indem man es Privilegierten zu erhalten, in deren Händen fie bisher aelegen für sich und seine erwachsenen Familienangehörigen evtl. auch hat, laffe fich niemand durch diese Umständlichsiten ob für Bekannte von der zuständigen Küsterei, bom evangelischen schreden. Er erfüllt eine Pflicht, menn er fich den ihm us Pfarramt oder pon einem der Kirchenältesten feiner Gemeinde Gemeindeglied zustehenden Einfluß auf die zufürftige Ent­unentgeltlich erhebt. Dieses Formular muß dann für jede micluna feiner Kirche sichert!

Es ist deshalb ein dringendes Gebot der Stunde, daß alle Sozialdemokraten fich jetzt einmal ernstlich überlegen, ob sie es nicht als ihre Pflicht erkennen müssen, sich an den kommen. den Kirchenwahlen intensiv und vollzählig zu beteiligen, da­mit die Kirche der Zukunft nicht wieder eine Burg der Re­affion werde, wie es die Kirche der Vergangenheit gewesen ist. Berneinen fann diese Frage eigentlich nur, wer mit den Christentum und mit aller Religiofität überhaupt innerlich serfallen ist, so daß ihm alle Fragen dieses Gebiets vollständig aleichgültig geworden find. Ein solcher Mensch müßte aber fonfequenterweise die Kirche längst verlassen haben, und es

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