Ne. 567 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 146
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Donnerstag, den 18. November 1920
Nach Berichten westböhmischer deutscher Blätter, die die Zel- Union übermittelt, haben sich die Egerer Alldentschen nach der unentschuldbaren Aufreizung durch die tschechischen Legionäre recht arge Ausschreitungen geleistet, deren weit schlimmeres Echo wiederum die Prager Vorgänge waren: In Eger belagerte man danach im Hotel eine Stunde lang zwei Offiziere, die sich dem geforderten Nachweis ihrer Nationalität entzogen hatten; sie riefen schließlich durch Schreckschüsse die Bolizei zu Hilfe. Man rammte ins Pflaster der Bahnhofstraße einen Pflock mit der Tafel„ Den Schandweibern"; daneben war eine Militärtappe befestigt, und von dem Pflod hingen angebundene blonde, braune und schwarze Haare herab. Diese Haare hatte man jenen Mädchen und Frauen abgeschnitten, die mit tschechischen Sol
baten gesehen worden waren und auf die man förmlich Jagd ge macht hatte. Die Einrichtung der tschechischen Schule wurde völlig demoliert, Lehrmittel zum Fenster geworfen und die Bilder zerstört. Gegen eine„ Die Wacht am Rhein " fingende Menge sollen tschechische Offiziere Handgranaten geworfen haben, wodurch mehrere Personen schwer verletzt wurden.
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das Programm des Comenius von der Einheit des ganzen Menschengeschlechtes vergegenwärtigen; spricht doch Co menius : Bürger einer einzigen Welt, ja! Ein Blut sind wir alle. Einen Menschen hassen, weil er anderwärts geboren ist, eine andere Sprache spricht, über dies oder jenes anders urteilt, welche Sinnlosigkeit! Halten wir ein ich be= schwöre euch denn wir sind alle Menschen. Vereinheit= Tichen wir unsere Gedanken, damit alles verschwindet, was uns von der geistigen Welt trennt, was die einen von den andern scheidet. Basset uns nur ein Ziel vor Augen haben, das Wohl der Menschheit, und legen wir die Rücksichten der Person, Sprache, Nationalität und Sefte beiseite.
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Die Prager deutschen Blätter fonnten infolge der Zerstörungen vorläufig nicht erscheinen, die deutschen Theater find noch nicht wiedergegeben. Angesehene Tschechenblätter wenden sich entschieden gegen die Krawalle.
Ministerpräsident Cerny sprach im Senat das Bedauern der Regierung über die Störung der öffentlichen Wie sehr der Präsident Masaryk , von dessen Ber- Ruhe und Ordmmg aus, welche durch unverantwortliche Elegangenheit nichts anderes zu erwarten war, die Völker- mente hervorgerufen worden sei und den guten Ruf Prags berföhnung zu fördern bestrebt ist, zeigt ein Telegramm, gefährde. Die Regierung werde dafür sorgen, daß die das er an eine Amsterdamer Tschechenfeier anläßlich des 250. öffentliche Ruhe und Ordnung nicht nur in Brag, sondern Todestages des großen Schulmannes Amos Comenius ( Ro- auch überall anderwärts aufrechterhalten werde und fordere mensfy) richtet, und in dem es heißt: alle Bürger ohne Unterschied der Nationalität auf, sie hierin zu unterſtügen.
Wien , 17. November.( 2.) Die Arbeiter Beitung" ver. peift darauf, daß das Landesfoießenin Innsbrud nichts anderes fei, als eine monarchistische Propaganda und baß die Staatsregierung es nicht gesagt habe, daß Landesschießen zu verbieten, trotzdem die 3nteralliierte Kommission bies verlangt habe. Die Innsbruder Arbeiterschaft hat in einer Versammlung gegen diefen Anschlag auf die Republik Stellung genommen. Die Wehrmacht hat eine Einladung zur Teilnahme an dem Schießen abgelehnt. Die Arbeiter- Zeitung " be hauptet, daß deutsche Gewehre in Jnnsbrud verteilt wurden und daß jedes Mitglieb einen baherischen Militärftuhen und Munition erhalten habe, aus deren Verpadung ersichtlich sei, daß fie im Jahre 1913 fabriziert worden sind und daß sie aus dem BeStande der deutschen Meichswehr stammen. In Innsbrud find Plakate angeschlagen worden, in denen mitgeteilt wird, daß nur deutsche und österreichische Militärgewehre zum Schießen zugelassen werden.
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Offener Brief an den Reichskanzler.
Der Gesamtvorstand des Verbandes der Bengarbeiter Deutschlands richtes an den Reichetangler Fehrenbach das folgende offene Schreiben:
Bochum , den 15. November 1920.
Sehr geehrter Herr Reichskanzler!
Als uns im Juli d. J. das Kohlendiktat von Spa autferlegt wurde, hat sich die Reichsregierung insbesondere on die Bergarbeiter mit der Bitte gewandt, die Ablieferung der 2 Millionen Tonnen Kohlen monatlich nach Kräften durch Ueberzeitarbeit zu ermöglichen. Die Reichsregierung ließ damals verlautbaren, daß sie baldmöglichst einen Gesetzentwurf betr. die Sozialisierung des Kohlenbergbaues herausbringen werde und diejerhalb die Sozialisierungskommission um die tunlichst rasche Ausarbeitung ihrer Vorschläge ersucht habe. Unter dem frischen Eindruck des Diktats von Spa faßte auch der vorläufige Reichswirtschaftsrat einen der Sozialisierung des Bergbaues nicht ungünstigen Beschluß.
Bejcelt von dem guten Willen, bei der Erfüllung der in Spa von der Reichsregierung übernommenen Verpflichtungen nach Seräften mitzuhelfen, ferner um darüber hinaus eine Minderung der großen Stohlennot im Inlande herbeizuführen, entschlossen sich die Grubenarbeiter zum weiteren Verfahren von Ueberstunden und schichten. Die schweren sozialen Bedenken gegen diese Arbeitszeitverlängerung sind gewiß nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem erklärten sich aber die Grubenarbeiter zu dem Ueberschichtenabkommen bereit im Hinblick auf das erneute Regierungsversprechen, die sowohl im Sozialisierungsgesetz vom 23. März 1919 wie auch in der Reichsverfassung vorgesehene Sozialisierung des Kohlenbergbaues in Angriff zu nehmen.
„ Die im„ Bayrischen Königsboten erschienene Grklärung gibt feine Klarheit über den Bunft, sh sie franzöfifches Geld für die bahrische Stönigspartei direkt oder indirekt angenommen haben. Als deutsch nationale Männer und Mitglieder der bayrischen Königspartei forbern wir von Ihnen eine unzweibeutige Erklärung darüber." Seitdem sind wieder über drei Monate hingegangen. Die Wenn schon deutscinationale Männer die bayerische Königs- Sozialisierungskommission hat ihre Vorschläge längst veröfpartei als getauft mit Franzosengeld ansehen, dann fenilicht. Der vorläufige Reichswirtschaftsrat und der Reichsmuß man schon sagen, daß es um den deutschen Monarchismus fohlenrat haben jene Sozialisierungsvorschläge diskutiert. wirklich herrlich bestellt ist. Die hohen Fürstenhäuser verschie- Es wurde dann eine Unterkommission eingesett. Unter ben ihr eigenes Geld, wie wir gestern meldeten, auf verbrecheri- Ausschluß der Oeffentlichkeit in Essen tagend, hat diese Nomschen Schleichtwegen ins Ausland und lassen derweil ihre Bar- mission Vorschläge der Kommissionsmitglieder Stinnes, Silteien im Inland von Frankreich besolden. Welch edle Männer haben wir doch am 9. November verloren!
Der am 21. Oftober erflärte Generalstreit, der den 3wed batte, die Regierung zu nötigen, der seit der Kriegszeit herrschenden Gefeßlosigkeit ein Ende zu machen, wurde nieberge schlagen.
ohnehin stark beunruhigt. Sie fühlen sich durch das bisherige Resultat der Beratungen im Reichswirtschaftsrat in ihren Erwartungen mit Recht betrogen.
berberg und Voegler afzeptiert. Diese Vorschläge können wir nach all dem Borbergegangenen nur als einen wohlüberlegten Durchfreuzungsversuch der Sozialisierung bezeichnen. Wer die Anschauungen der Bergarbeitermassen und ihre wirtschaftliche Lage fennt, wird den Vorschlag, durch Ausgabe bon ,, Kleinaftien" den Empfindungen und Forderungen der Arbeiterklasse gerecht zu werden, als eine Verhöhmung der Arbeiterforderung bezeichnen. Das weitere Anfinnen, die Kohle Politik der Verblendung und Phrase." nicht in das Gemeineigentum zu überführen, sondern den Zentrumsblätter gegen die bayerische Regierung. Die Regierung des Generals Averescu verhängte den Be- fchon bestehenden oder in rascher Bildung begriffenen„ geNach einem Zelegramm der Frankfurter Beitung" aus utt. lagerungszustand und mobilisierte alle Etaatsarbeiter, insbeson- mischten" privatkapitalistischen Werksfonzern oder-trusts nody gart bringen Zentrumsblätter in Sperrbrud eine Warnung an die dere die Eisenbahner. Die Familien, die die Häuser der staatlichen größere als bereits jett existierenden Vorzugsrechte in der Kohlenbelieferung zu sichern, empfinden wir als eine direkte baherische Regierung des Inhalts, daß nach zuverlässigen Mittei- Betriebe bewohnen, wurden auf die Straße geworfen. Besonders Berspottung des Gedankens der Sozialisierung. Die begreiflungen aus, diplomatischen Streifen bei metterem Wider die Tabalarbeiterinnen hatten unter dieser Maßregel furchtbar stand der bayerischen Regierung gegen die Ablieferung der Mit schwer zu leiben. Mehr als tausend Arbeiter wurden verhaftet. liche Beunruhigung, die durch diese Sabotage und Verhöhnung der Bergarbeiterforderung in die Bergarbeiterschaft getärmaffen und die Beibehaltung der bayerischen Einwohnerwehren Unter diefen find fast sämtliche sozialistischen Abgeord- tragen ist, fommt schon in zahlreichen protestierenden Bumit der Befebung des Ruhrgebiets ficher zu rechnen fei. Der Aufneten, der Parteivorstand, der Generalrat, die führenden Ge- schriften und anderen Brotesten zum Ausdruck. Durch das ruf erfläm:: Als Schwaben sprechen wir ganz offen aus, daß wir werkschafter und viele Vertrauensmänner in den Betrieben. Das longe Ausbleiben der rec crungsseitig versprochenen Ge uns diese Politik des Gelbstmordes nicht gefallen lassen Arbeiterheim und sämtliche sozialistischen Botale wurden militärisch fetesvorlage über die Sozialisierung find die Bergarbeiter werben, weil alle Teile darunter zu leiden haben. Wir erwarten besetzt. Die Parteibibliothek des Bezirkes Dudesti wurde verven den ruhig denfenden Kreisen des bayerischen Voltes, daß sie brannt. In Jassy wurde unter vielen anderen Genossen der der Politik der Verblendung und Phrase nicht folgen größte Maler Rumäniens , Octav Baneila, verhaftet und sein großes der Jaffyer Organisation geschenkte Bild„ Der Friede" von der Soldatesta in Stüde zerrissen. Direttor Geller, ein In der Dienstagabendsigung des bayerischen Landtags hielt unhänger Kautskys, der als besonnener und ruhiger Mensch weit der Maisterpräsident v. Stabt abermals eine Rede, in der er es als bekannt ist, wurde blutig geschlagen. In Campina, dem unzutreffend bezeichnete, daß sich um die Fahne des Föderalismus Bentrum der Petroleumgruben, wurden hunderte Arbeiter und nur Reaktionäre versammeln.( Wer denn noch?) In bezug auf Genoffen tödlich mishandelt und gezwungen, sich auf offener die französische Gesandtschaft in München beteuerte der Minister- Straße vom Sozialismus Io3zusagen. In Bacau wurde der schluß des Genfer Internationalen Bergarpräsident, daß niemals und in keiner Weise die bayerische Regie- boltstümliche Arzt Genosse Dr. Aroneanu im Gefängnis erierung bin, die, so heißt es auch in dem Beschluß, wenn rung mit auswärtigen Bertretern und Agenten sich in Verhand- mordet. Lungen eingelaffen hat.( So ungeschidt, das durch die Regierung Ueber die Presse wird die schärfte Zensur ausgeübt. Das zu tun, ist die bayerische Reaktion freilich nicht, siehe aber die Hauptorgan der Partei Socialismul " mar länger als ein Monat untenstehende Meldung. Was die Einwohnerwehrfrage suspendiert und ist erst am 3. November, überfät mit weißen anlange, seien die Vorwürfe gegen fie unbegründet. Die Ein. Bleden, wieber erschienen. wohnerwehr sei eine Abwehrorganisation gegen Revolutionäre jeber So ist es nur folgerichtig, das General Averescu zum Labaien Art; sie jei teine weiße Garde.(!) Wenn man behaupten des Sorthy wird und den magharischen Henkern zahlreiche unwollte, daß sie einen militärischen Charakter habe, so ist garische Arbeiter, die sich nach Rumänien geflüchtet hatten, au 3- bas eine unwahre und unverzeihliche Denunziation. liefert, sogar mit dem Vermert, daß es sich um Bolschewifi" ( Fahnenweihe und Parade ist natürlich etwas ganz un= handelt. militärische s.) Ein beabsichtigter Rechtsputsch, sagt Herr b. Nahr weiter, sei nichts weiter als ein irngespinst.( app, Lüthwiz und Herr v. Kahr selber sind wohl auch Sirngespinste?) Dagegen ist Herr v. Kahr natürlich fest überzeugt, daß die neue Revolution der Linksradikalen dicht vor der Tür stehe.
werden.
Sahr rebet weiter.
Das franzöfifche Geld.
Drei deutsch nationale Abgeordnete haben an ben Bandesvorsitzenden der bayerischen Königspartei Meyer- oy folgenden offenen Brief gerichtet:
Das rumänische Kriegsgericht in Großwardein hat den Fähnrich der ungarischen Armee, Ludwig Gampe, der vor einigen
Es sei daran erinnert, daß die Bergarbeiter gewerfhaften aller Richtungen fich in Stevierkonferenzen und auf den Generalversammlungen ihrer Organisationen einmitig für die Sozialisierung des Bergbaus entschieden haben. Wir weisen ferner auf den ein mütigen Bebeiterfongresses für die Bergbausoziali
nötig, durch den Generalstreit der Bergleute erreicht werden müsse. Diesem Beschluß haben fämtliche in Genf vertretenen deutschen Bergarbeiterverbände rückhaltlos zugestimmt. Der Gedanke, in der Begünstigung privatkapitalistischer Werkskonzerne und trusts und in der Ausgabe von„ Kleinaftien" an Arbeiter und Angestellte eine " Sozialisierung" zu erblicken, fonnte den Delegierten aus Deutschland in Genf um so weniger fommen, als dort durch den Sprecher der deutschen Delegation, dem Abgeordneten Imbusch, ausdrücklich erklärt worden ist:
" Das Bergwerkseigentum muß unseres Grachtens im Intereffe des Volts ganzen berwaltet unb ausgenutzt werden. nicht das private Gewinnstreben des einzelnen, Monate zum Tode berurteilt worden war, auf Grund einer vom sondern das Wohl der Gesamtheit muß entscheidend sein. In Raffationshof angeordneten Verhandlung wegen staatsfeindlicher stets zunehmendem Maße wird bei uns der Gedanke vertreten, der Agibation miederum zum Tobe verurteilt, ebenso den Gekretär private Gewinn, das arbeitslose Einkommen der sozialistischen Partei Simon Berfobica. Alegander Raveh müsse unbedingt ausgeschaltet werden wurde wegen Spionage zu zivanzig Jahren 3wangsarbeit verurteilt. besonders bei der Kohle wird dieser StandDie Verurteilten haben Berufung eingelegt. lpunkt mit aller Schärfe bertreten. Der pris
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