'chickten Ausnutzung der sozialen Tendenzen semer Zeit die besten Geschäfte gemacht hat. Aus alledem folgt, daß es die Demokratie selbst preisgeben fieitzt, wenn man auf ihren sozio- len Inhalt verzichtet. Und so völlig verkehrt es ist, die formal- rechtliche Demokratie zu verwerfen, weil sie eben nur eine leere Korm ist, der ihr Jnk�rlt erst gegeben werden mutz, so venig kann von ernstlicher demokratischer Gesinnung dort die Rede sein, wo die freie Staatsform nur für wert gehalten wird. den Rahmen zu einer schrankönlosen Klassenherr, .schaft der Reichen abzugeben und den egoistischen Stre- Hungen der kapitalistischen Profitwirtschaft womöglich noch die letzten Zügel abzunehmen, die der monarchistifch-bureaukratische Staat ihnen aufgelegt hatte. Indem wir Sozialdemokraten die staotszersetzenden Ten- denzen des privatwirtschastlichen Egoismus bekämpfen, ver- teidigen wir die Gegenwart und noch mehr hie Zukunft der Republik , und daS müssen wir auch gegen die bürgerlichen Demokraten tun. Bewußt' oder unbewußt geht eine starke Rich- tung darauf aus, den Staat zugrunde gehen zu lassen, damit die Privatwirtschaft leben kann. Die Ungeheuerlichkeit diests Trugschlusses braucht nicht erst nachgewiesen zu werden: mit dem Staat mutz auch die Privatwirtschaft zugrunde gehen. was freilich nicht hindert, datz sich eine dünne Schicht an dem Untergang beider schamlos bereichern kann. Unsere Wirtschast wird dang ein Laichenfeld sein, über dem die Aasgeier kreisen. Ein reaktionäres Dogma kündet uns, datz die Deino- kratie die Staatssorm niedergehender Völker sei. Sie wäre es, wenn sie sich aus den Niederungen einer klotzen Geldsack- Demokratie nicht zu erheben vermöchte..Was diesen Nieder- gang auslialten kann, das ist die E r n e u e r u n g d e r s i t t- lichen Staatsidee oder, wenn man es so lieber hört. die Erneuerung des Gemeinschaftslebens in sozialistischem Geiste. Weil die Demokratische Partei diese . Einsicht nicht hat und nach ihrer sozialen Herkunft und Stel- lung nicht'haben kann, ist sie trotz der besten Absichten ihrer Gründer eine theoretische Konstruktion geblieben, der das warm pulsierende Leben fehlt. Die Demokraten sind die -eigentlichen Konservativen unserer Zeit, sie verlegen sich auf das klotze Beharren im geschichtlich Gegebenen, des Lieblings- Worts Theodor Barths vergessend:„Wie ich beharre, bin ich Knecht." Wir aber wollen die Demokratie erhalten. indem wir über ihre blohe Form hinaus einem Höheren zirstreben, und darum ist die lebendige-Kraft zur Verteidigung der Republik nicht bei ihnen, sondern bei uns.
Der Derater lluüenöorffs. Gin Phantast als Leiter der deutschen KriegSpolitik. Die„Freiheit" heröffentlickt Mitteilungen über eine an- gebliche internationale monarchistische Verschwürung, an deren Spitze u. a. Oberst Bauer und der russische General Bis» k u p s k i stehen sollen. Interessanter als diese Mitteilungen selber, deren Ouclls uns unzuverlässig erscheint, ist aber eine Entgegnung der„Deutschen Zeitung". DaS Organ der extremen Alldeutschen schreibt:> Was die Personeu betrifft, denen die angeblichen Putschpläne unterstellt werden, so ist die„Freiheit" in ihrer Auswahl wenig glücklich gewesen. Oberst Bauer ist doch nachgerade in ganz Deutsch. land als ein Phantast bekannt, de» es an de««wfachsten Grund- lagen für politisches Fühlen und Handel« fehlt. Als die„Deutsche Zeitung" voll frohen Triumphes diese Zeilen niederschrieb, da war ihr sicher nicht gegenwärtig. welchen Stotz sie s i ch selber versetzte. Denn der von ihr als nicht crnstzunehmender Phantast bezeichnete Oberst Bauer war während des ganzen Weltkrieges einer ddr Haupt- sächlicheng ei st igen Berater des Generals Ludendorff gerade in politischen Dingen. Dieser Mann, von dem das alldeutsche Organ zugesteht, datz es ihm an den einfach st en Grundlagen des
Vanöerkomööianten. Die Tribüne: Die Tournee. Abseits vom großen Pariser Theaterbetrieb hat Herr Lenormand ein Schmierenkomöt-iantenstück geschrieben, in dem sich Bühnen. tälent, Dichtung und Kolportageplhaiitasi« seltsam mischen. Es lsi ein. Montmartr-esiLch es kommt von einem jungen Menschen» der .zu einer alten Journalijtcngeneration gehört. Es wurde nach Deutschland mit einigem Mute au» der Schweiz eingeführt. In Gens spielte man das Stück, die Pariser tvollien ek- noch nicht. Die Berliner hätten e» au<� entbehren können. Und �trotzdem: Während die jungen Deutschen vergebens danach trachten irgendwie SastigeS aus die Bühne zu bringen, leben die jungen Franzosen noch immer von der altertümlichen Ueberlieferung. ES ist beinah lehrreich zu sehen, w!e sie aus dem Theatermarkt siegen, wie wir ohne sie nicht auskommen werden, wenn die jungen Deutschen nicht endlich aufhören, ihre orphischen Launen für das Theater Ungeschick: und schwelgerisch herzu- stammeln. Technik, Technik? Wahrscheinlich wird sich dann das .Herz' und daS übrige Talent auch noch einfinden. ES handelt sich um Literatenliebe und Schauspielerinnen- imldheit. Montmartrcelend, bunt aufgeouvr, die Typen des r:n- genden Dramatikers, der kleinen Komödiant!!!, des oerkrachien Musikers, der komischen Altem deS lächelnden Heldenspielers, deS ProbinzialleäemanneS sind mit«in vaar Worten hingestellt. AlleS ist eine aus der alten Erfährung gesogen« Technik. Auch Sie ganze dramatische Geschichte hat nur«inen alten, nie versagenden Kol« portagesin». Cr. der Literat» wird eif:stüch::g, weil sie, die Schau- spielerin, sich einmal einem ande»»» gegeben bat, um Me Hunger- tage abzukürzen. Da stranguliert es ihn von Perdächtizunge» und Erinnerungen: Er wird ein Säufer aus P-ezi'.eiklunz. seine Hände widerstehen nicht mehr, im Suff und in der letzten Geistes- triibung würgt er di« Geliebte. Ein Revolverlchutz»och in die eigene Stirn, während das ganze Komodiantenzchmvl greinend und in Kulissenhohlhcit aufgeschwollen an die Leiche der jungen Kameradin tritt. Tilla Durieux spielte diese Fraiu der Kolporiag« mit eines. unglaublichen Mrtuosibät. Sie ist Natur, und sie ist doch wieder die große Vervollkommnung aller Bravourmittel. Die Regie hält dieses Stück, das häufig ein Borstadtstück ist, autzerordenilich be> wüßt im Gebiete des Ernst.'n. Herr Anb>»l Ed t h o f e r kommt ans Wien , um den modernen Dichter zu spielen. Die Dämonie liegt ihm nicht, er ist ein schlecht« Trunkenbold, er ist aber ein inniger Liebhaber. Fehn G o t t o w t, Ernst Gronau , Hadria» Netto und Olga W o j a n stehen in einer Truppe, die sich gern im Hand» festen, aber doch sorgfältig geleiteten Auftragen des Theatralischen gefällt. Mar Hochdorf. Duo' Buch der Freiheit„Von nuten aus", da» in den Letzten Fahrest im Buchhandel fehlt« und nur vereinzelt da und dort ein-
politischen Fuhlens und Handeln« fehlt, war das politische Orakel für die Militärs, er hat die militaristische Neben- oder vielmehr Hauptregicrung inspiriert und so im eminentesten Sinne des Wortes d i e deutsche Politik während des Krieges mst geleitet. Mit den Feststellungen der„Deutschen Zeitung" über die Person des Obersten Bauer ist die Kriegspolitik der ganzen Litdendorff-Clique gebrandmartt, ist Ludendorff ffelber gekennzeichnet, der sich einen Phantasten zum politischen Berater nahm. • Amerikanischen Meldungen zufolge der fügten nach einer Fest- stellung des Wilsonschen KriegSministe-rS Baker die Amerikaner am lt. November IllG über eine Gesamtheeresstlrk« von 3 800 000 Mann. In Frankreich befanden sich damals mehr amerikanische als erglisch« Truppen, und die Zähl der französischen Soldaten wäre in wenigen Monaten von den Amerikanern überflügelt worden. Für ein KriegSjahr 1919 hatte man mehr Soldaten aufgebracht als die vereinigten fran zösischen Armeen in Frankreich zusammen zählten. Baker, der wegen verschwenderischer Geschäfisführung angegriffen wird, er- klärt, daß man mit einem Heer von 5 Millionen Mann gerechnet und dementsprechend disponiert hätte. Die eigenen Erfahrungen an der Westfront in den letzten Kriegsmonaten, wo die gegnerische U ebermacht immer erdrückender wurde, während sieb die eigenen Reserven immer mehr erschöpften, sprechen für die Richtigkeit dieser Angaben. Sie zeigen, was dem deutschen Heere im Westen bevorgestanden hätte, wenn eS, nach dem Wunsche der Hasardeure Ludendorff und Bauer, zu einem fünften Winter, und Frühjahrsfeldzug gekommen wäre.(Von der allgemeinen Auflösung im Süden und Südosten gar nicht zu sprechen.) Die militärische Niederlage wäre noch vollständiger und noch verlustreicher gewesen als sie eS schon war. Selbst ver» ständlich hat tnese Feststellung nichts mit der völkerrechtlichen Ber» bindlichkeit der 14 Punkte Wilsons zu tun. Wer sie bildet«ine neue Widerlegung der'deutschnationalen Lüge der„erdolchten Front". Und w-e sagte der jetzige Führer der Deutschnationalen Volkspartei , Dr. Hergt. in bezug auf die amerikanischen Divisionen: „Sie können nicht schwrmmen, sie können nicht fliegen; sie werden nicht kommen!" Der teure �bgeorünete. Die öeutschvolksparteUichen Kreise bemühen sich seit ie» er, gerechte Forderungen der Arbeiter und Angestellton zu ekiimpfen, und in ihrer Presse findet man ständig« Hintverie auf die„hohen Löhne" der Arbeiter. Was die Herrschaften aber unter hohen und niederen Einkommen verstehen, das be- leuchtet folgendes Dokument, das in Bremen von der Deutschen Volkspartei vorbreitet wurde: Bremen , im November 1920. Schor vor 1l ebernahm« des Mandats für den Reichstag hat unser Reichstags abgeordneter zum Ausdruck gebracht, daß«S ihm nicht möglich sein würde, die finanziellen Lasren, die mit der Führung des Mandats verbunden sind, allem zu tragen. Er hat mehr oder weniger auf die Euckünfte au- seinem hiesigen Bureau, die ihm sonst zur Vevfügung gestanden hätten, verzichten muffen, um sich soviel wie möglich der Ausübung sein«» Mandats widmen zu können. Es sind auch bereits entsprechende Zu» sch ü sse zugesagt und hoffen wir, daß auch Sie sich bereit er- klaren, zu diesen Zuschüssen beizutragen. ES kommt vorderhand eine Summe von 60 000 M. jährlich in Frage. Wir erlauben uns, Ihren Beitrag mit 2000 M in Vorschlag zu bringen und bitton Sie, diesen Betrag auf Konto Reichstag der Nationaldank für Deutichland zu überweisen. gez.: F. H. Noltemus. gez.: L. Hinsch. Der bemitleidenswerte deutsche Volksparteiler, der ,wor- derhand" jährlich nur eine Summe von 60 000 M. braucht, ist der Bremer R e ch t s a nw a l t und Notar Dr. jur. Al-
mal zu hohem Preise auftauchte, wird vom Verlag der Buchhand- lung Vorwäris abermals herausgegeben, und zunächst ist jetzt der erste Band neu erschienen. Wir wollen diese Sammlung der geistig wuchtigsten, künstlerisch besten freiheitlichen und sozialen Versdichtung für die neuen Freund«, die sie erwerben will in den Reihen der Jungen und Alten des Proletariats, kurz kennzeichnen mit den Worten, die schon früher sagten, was das Buch geben will: Leben, von vielen Seilen gespiegelt, grausam niedergehaltenes und niedergetretenes Leben, und Leben voll frohgemut trotzender und zukunftswilliger Gläubigkeit, daß der Kampf aus Druck und Banden und Wirrsal hinaufführt zu einer neuen geheiligten Ordnung froher Arbeit und hellen LebenSglückeS, in der alle Kräfte befreit sich entfalten können, um dem Ganzen mit stolzer Freude ihr Bestes zu geben.>'' Das Geleitwort, daS Genosse Franz Diederich , der Ge- stalter dieses vielen Tausenden bekannt gewordenen Werkes, der neuen Auslage auf den Weg gegeben hat, schau- auf die letzte Wan « derzeit des Buches zurück:„«eit„Von unten aus' zuerst erschien, sind gerade zehn Jahre hintet unS versunken. Größte Weltge- schichtsjahre. � Erschütterndste Bewegungen allen � Kulturlebens. Landerverwüstende Kriege und klassenstürzende Revolutionen. Blutigste Willkürtriumphe und bannsprengende Befreiungen. Jäh unterbrochen daS entwicklungsgläubig fördernde Bauen Stein um Stein, ein Wirbelrasen de« Fühlens, Denkens, Dichtens in Haß. Verzweiflung, Widerstandswut, und nun ein neues Entwirren- wollen in wilden Weben ohne Ende. Das Meer dieses Weltschick- sals ging auch über das Atom dieses Buches hinweg, drückte eS eine Zeitlang nieder, konnte es aber doch nicht begraben. Ein vergeb- I'ches kleines Bemühen war vorweg das Drohen staatsanwaltlicher Verfolgung geblieben, bald nach Beginn seines Daseins; erst der Krieg legte die stetig wachsende Verbreitung'plötzlich still. Doch um so reger stieg das Verlangen wieder an, seit das blutige Rin» gen, die Geister aufrüttelnd/der Katastrophe zutrieb. Als ein. Kind vorrevolutionären Höffens und Wollens mußte das Buch durch die Revolution zu neuem Wandern und Wirken genesen." In einigem hat die? Buch hartnäckig wollenden, endlich stür- menden Emporringens Veränderungen erdulden müssen, natürlich auch im Preise, der jetzt für den 336' Seiten starken, in feste Pappe gebundenen Band LS M.(ohne Buchhändlerzuschlag) beträgt. Die Aenderungen ließen sich nicht vermeiden. Das inner« Leben der Gedichtgruppen aber blieb unberührt. Und für den zweiten Band, der im neuen Jahre folgen soll und bik zur Gegenwart her» aufführen wird, oerheißt das Vorwort: der Stamm de! Werkes werve aus des letzten Jahrzehnts Dulden und Drängen, Bluten und Branden einen neuen Wetteraft revolutionären Geistes empor» treiben. Denn das Buch will bleiben, was es war: ein schaffender Zeuge unserer in Not und Tod unverwüstlich ausharrenden, von unten auf bauenoen Volkskraft. Aus diesem Geiste soll es wie bisher alle FreiheilSandacht der einzelnen und alles B«» mühen proletarischer F e st g« st a l t e r, die berufen sind, den Massen erhebend«, kompfstarkende Stunden zu bereiten, be- fruchten und nähren. Ter Hlmmcksschnelben Tsl- D.'utfche.Künftlerthester brinzt Mar Jung'nickels frohsinnig.naive MS:ch»ngeschichte von „Frtzlifitz der H i m m e l S s ch n e i d e r" als WesthnachtSfest»
freb G il d e in e i st e r. Während sich ein soztaldsmokrat:- fcher Abgeordneter mit 50 M. Tagesdiäten zufrieden geben muß und während die best bezahlten Aroeiter nichr sonderlich mehr beziehen, als die I a h re s s umm e an Diäten ausmacht, bedarf Herr Gildemerster neben seinen Privateinkünften, die bei dem größten Teil der Abgeordneten reduziert find,„vorderhand" noch ein Neben« inkommen von 60 000 Mark! Ein Zeichen, daß die wirtschaftliches Verhält- nisie kolosiale Ansprüche an den Geldbeutel stellen. Für die Herren der Vokkspartei werden also recht an- sehnuche Ansprüche anerkannt, und selbst der Bettelsack mutz herhalten, damit um Gottes willen die Summe, die mehrere Arbeiterfamilien befriedigen könnte, aufgebracht wird. Es wäre gut, wenn der Reichs- sinanzminsster sich einmal die freiwilligen Geldspesder an- sehen würde. Vielleicht hat sogar Herr Gildemeister ein Gefühl dafür, wie peinlich es wirkt: einmal, wenn seine Partei die Besteuerung der Besitzenden be- kämpft, die ihn aushallen müssen, und zweitens, wenn sie die Forder ungenderArbeiterundAng'e st ell- ten systematisch als unerschwingbar bezeichnet!
Student und Republik . Aus dem Burschenschafter, der 1848 unter dem schwarz-rot-' goldenen Banner neben dem Arbeiter auf der Barrikade für die Freiheit focht, hat eine lange politische und ökonomische Entwicklung den Burschenschafter von häute.werden lassen/ der als Zeitfrei- williger mit fanatischem Haß sie Arbeiterschaft bekämpft, dis schwarz- rot-goldcne Fahne der Republik als„Judenfahne" be- schimpft und Mitglieder jüdischer Abstammung aus der Korpo- ration ausschließt. Die Wandlung des inneren Geistes der Sbu- dentSnschaft überhaupt von der Demokratie zur Reaktion ist damit gekennzeichnet. Kaum in einer Schicht dürfte di« Republik so diel Gegner und geschworene Feinde zählen wie m der Stu- dentenschaft. Ob da« so sein m u ß„ ist eine schwer zu beantwortende Frage. Jedenfalls darf man denen dankbar sein, die den Versuch nicht auf- geben, die studentische Intelligenz für di« Sache der Republik zu gewinnen und fie zum Verständnis für die Arbeiterbewegung zu erziehen. Zu diesen gehört m-it in erster Reihe Konrad Haenisch , der preußische Unterrichtsminister. Eine in Münfteo vor Studenten gehaltene Rede hat«r in sorgsamer Ausgestaltung als Buch erscheinen lassen.(Staat und Hochschule, ein Beitrag zur nationalen Erziehungsfrage. Von Konrad Haenisch . Verlag füu Politik und Wirtschast.) Ter Werdegang deS Verfassers und seine geistige Einstellung machen es ihm möglich, üher die jetzige Geistesrichtung der Studenten nicht einfach abzuurteilen, sondern sie von innen her- a u S zu verstehen. Mit Recht warnt Haenisch an einer Stelle des Buches die Parteigenossen, es bei'der Beurteilung unserer Gegner ebenso zu machen, wie diese oft mit uns, wenn sie die Sozialdemo» kratie kurzstcht-g für nichts weiter erklärten als für das Produkt von ein paar Hetzern und Wühlern. Es wäre in der Tat verfehlt, die heutige Stimmung der Studentenschast kurzerhand nur auf Verhetzung zurückzuführen, sie hat tiefere Ursachen, die Haenisch richtig erkennt und schildert. Aber bei allem Verständnis für ihr jetziges Denken warnt Haenisch die Studenten in eindringlicher und überzeugender Weise, sich nicht an unwiderruflich entschwundene Ideen der Vergangenheit zu klammern. Sehr geschickt und wir- kungsvoll versteht es unser Genosse, dem Zerrbild der Republik und der Arbeiterbewegung, das vielfach in studentischen Kreisen leibt, ihr wirkliches Bild entgegenzustellen. An denkunwilligen Fanatikern wird freilich auch die best« Ueberzeugungsmethode ab- prallen. Aber wer in der Studentenschast da» ehrliche Streben hat, sich seine politische Ueherzeugung nach bester Einsicht zu bilden, kann an diesem Buch nicht vorübergehen. Es wäre zu wünschen, daß daS Buch in Studentenkrsisen eifrig gelesen wird, aber auch darüber hinaus von allen, die ein Hand-in-Hand-gehen geistiger und körperlicher Arbeit anstreben.
spiel. Die erst« Aufführung am Sonnabend nachmittag zum Besten der Deutschen Kindevhilfe fand bei den Zuschauern, den� alten wie den jüngsten, dankbar vergnügten Beifall. Man spürte in jedem Zug der Dichtung die helle Freude an der Kinderseele und deren buntem Fabulierverlangen. Die Musik hat HanS Ebert. Eduard Suhr die allerliebsten lustigen Dekoraftonkentwürfe beigesteuert. Julius Herrmann führte die Regie. AlleS war mrt ebenso derb-frischem wie seinsinnigem Humor ganz stilecht aufeinander abgestimmt;, mit Ausnahme von einigen Momenten in den Engels- szenen. wo der Dichter, wohl in Erinnerung an Hauptmanns jg>ann«l«"«in wenig aus der Rolle fällt, über die Grenzen und Schranken seiner Eigenart hinausschweift. Hier wird im Augen- blick die Frage etwas.süßlich matt, doch leuchtet sie bald wieder um so heller. Gleich die erste Szene, in der Irma Bodo als Wind mit rotgefrorener Rase äftr Spiel treibt, und das Bilderbuch der kleinen Brigitte aufklappt, aus dem dann allerhand Märchentypen, König Kleinsorge, Rentier Bummelmann, Muhme Ravunzel und Fitzli- fitz, der spindeldürr« Schneider, aufsteigen, schafft den richtigen StimmungSauftakt. Maha Hart, wenn auch in der Figur zu groß für das Brigittchen, traf in dem hellen Jubelklange des Or- ganS und in dem Minenspiel wunderbar den Ton kindlich-enizück- >en Staunens. Mit denn aus dem Buch entwichenen Schneider- lein, der allerhöchste Konnektionen in dem Himmel hat, und Klei- der für die Engel liosert, macht sie sich aus die Reise zu dem lieben Gott, wobei sie unterwegs dem guten König, der vor lauter Gähnen nicht regieren kann, und dessen sonstigen Bildkollegen auS dem Buch begegnet. Reizend und(von jenen paar falschen Tönen ab- gesehen) ganz ohne pädagogisch-sentimentale Zuiat sind die Szenen in dem Wolken-Dachstübchen des lieben Gottes, der(von Herrn N e ß l e r gespielt) wie das leibhaftige Leben ausschaut und durch sein Fernrohr gutmütig-ruhig das Treiben seiner Menschen auf der Erde verfolgt. Immer wieder mußte da der Borhang von neuem ausgehen, wozu die ungewollte Drolligkeit d«S allerkleinsten Pausback-EngelchenS nicht wenig beiiraug. Die Schauspieler waren mit ganzem Herzen bei der Sache: Fritz Spira famos al» Schneider) Hans Sternberg ein rundlich-jovialer Rentier Bummelmann, und Julius H e r r m a n n in der Figur deS ver- schlafen«» Königs. dt. Kohlennot— und öffentliche Wege. Eine Fahrt inst der Eisen» bahn und dann noch anschließend eine Wagenfahrt durch die Ost- Provinzen drängt einem Volkswirtschastler die Frage aus: Warum sind die öffentlichen Wege nicht mit Nutzbäumen bepflanzt? Di« Chausseen sind in Pommern zwar sämtlich mit Bäumen bestanden, so auch in allen anderen Provinzen, jedoch sind diese Bäume nicht immer Nutzbäume bester Sorte, sondern man sieht oft Zierbäume. Bei Anlage der Chausseen wird man wohl die Frage eingehend beraten haben, ob di« Anvflanzung von Obstbäumen mög» lich ist oder ob man des Klimas oder Bodens wegen lieber Nutz. holzbäume pflanzt. Mir ist eine Chaussee im Oderbruch bekenn:, welche Kastanien hat. Die Kastanie ist ein ausgesprochener Zier» bäum, da auch sein Holz sich nur zu Brennzwecken eignet; dasselbe könnte man wohl von der Linhe sagen, obwohl Lindenbolz sich doch noch zur Möbelkabrikarwn eiavei Nun komme ich aber zu einem iraurigen Kapitel in unserer Volkswirtschaft— das sind die öffentlichen Landweg«. Diese b'eten