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Nr. 62037. Jahrgang

Jungdeutsche Frechheit.

Von Ph. Scheidemann..

3. Beilage des Vorwärts

Die reaktionären Drahtzieher des Jungdeutschen Ordens werden nicht müde, die Harmlosigkeit ihrer Organisationen zu betonen. Sie wollen angeblich nur die Autorität der Staatsgewalt stüßen und stärken im Kampfe mit denen von links oder rechts, die diese Staatsautorität oder den Staat selbst stürzen wollen. Man fann sich ungefähr vorstellen, mit welcher Wucht. und Begeisterung sich die Orgeich- Mannen und jungdeutschen. Hakenkreuzritterchen auf die Kappisten stürzen würden, falls diese erneut versuchen sollten, der Re­ publik ans Leben zu gehen.

In Preußen find Orgesch, Jung deutscher Orden und ähnliche reaktionäre Selbstschutz"-Organisationen verboten worden, ebenso deren offizielle Zeitungen. Mit welcher Dreistigkeit die Herrschaften die Zeitungsverbote aber zu umgehen bemüht sind, soll an einem Beispiel illustriert werden.

Die Zeitung des Jungdeutschen Ordens in Kassel erschien am 1. und 15. eines jeden Monats acht Seiten start und sah so aus:

Zeitung+

des

Jung- Deutschen Ordens "

Das Vaterland über die Partei..

1. Jabrgand. Caiiel, Montag, den 1. Nov. 1920. Nr. 13

Nachdem die Zeitung verboten worden mar, erschien fie pünktlich wie in früherer Zeit in folgender Aufmachung

meiter:

+

Die Zeitung des

Jung- Deutschen Ordens "

ist berboten,

in Caffel am Montag, den 15. No­cember 1920, fällig gewefene

deshalb tönnte die vom

1. Jahrgang

nicht erscheinen.

Nr. 14

Liebe Brüder und Freunde des Jungdeutschen Ordens"!

Die langen Kriegejahre... haben uns ja fo manches Eriazmittel für frübergebabte Genüffe fchaffen und fennenlernen lassen und so babe ich mich entschlossen, vor­liegendes Blättchen als Erfah" herauszugeben.... Leider ist mir noch fein geeigneter Name für das von mir heraus gegebene Erfazblättchen eingefallen, den freundlichen Lesern aber wäre ich für einige Vorichläge fehr dantbar....

Dieser jungdeutsche Presse- Ersak ließ ait Dreiftigfeit bereits nichts zu wünschen übrig. Durch irgendwelche Um­stände hatten polizeiliche, Behörden Kenntnis von der dreisien Verbotsmizachtung bekommen und 75 000 Exemplare der Jung, Deutschen Ordens "-Zeitung verfielen der Beschlag­nahme.

Bierzehn Tage später sollte wiederum die nach Ansicht der Ordens"-Leitung fällige Nummer erscheinen, die jedoch von der Polizei beschlagnahmt wurde, bevor sie gebrudt war. Der Sorrekturabzug des Titelblattes fab fett so aus:

+

Weil die Zeitung des+

Jung- Deutschen Ordens"

immer noch verboten ist,

fonnte die

in Caffel am Montag, den 22. No­vember 1920, fällig gewefene

1. Zabrgang

ebenso wie die Nr. 14 auch nicht erscheinen.

Nr. 15

Wie alle früheren Nummern, so war die auch nichter­schienene" Nr. 15 acht Seiten starf fertig gestellt. Der Tegt war der übliche ,, jungdeutsche". Daß die Herrschaften ihre Versuche nicht einstellen worden, ihre jog. Selbstichug". Organisationen aufrecht zu erhalten und ihre Zeitung weiter herauszubringen, geht klar und deutlich aus dem Leitartikel der legten Nummer hervor. Darin heißt es u. a.:

.... Die Auflösung des Jungdeutschen Ordens wird erst dann anerkannt werden, wenn die Gerichte in diesem Sinne entschieden haben...."

Mit anderen Worten: die Herren, die die Steatsautori­tät angeblich stüßen wollen, pfeifen auf diese Autorität. Eine Regierung, die einem solchen frechen Treiben gegenüber tatenlos zuschauen wollte, wäre freilich nicht wert, auch nur einen einzigen Tag länger im Amte zu bleiben. Man darf zu dem Minister Severing allerdings das Vertrauen haben, daß er vor dem reaktionären Treiben der Orgeschoten die Segel nicht streichen wird.

Sonntag, 19. Dezember 1920

Es ist gar nicht wahr, daß die Krankenkassen zum Stampf gegen die Aerzte oder gegen die freie Aerztewahl aufrufen. Sie rufen nur nach dem Schuße der Gesetzgebung gegen die Macht­politik der Aerzteorganisation. Sie sind dazu gezwungen, weil die Versuche, durch Vereinbarungen mit den Aerzten die ärztliche Vers sorgung der Versicherten zu gewährleisten, gescheitert sind. Jeden Tag fann sich der Generalstreit der Aerzte vom Mai 1920 wieder­holen, denn nur in den wenigsten Orten tit es bisher zum Ab­schluß von Kaffenarztverträgen gekommen. Die Aerzteorganisation hat zudem die im Juni abgeschlossenen Vereinbarungen in großen Bandesteilen bei ihren Mitgliedern nicht zur Anerkennung bringen fönnen.

Die Krankenkassen sind, tole stete, zur Berständigung bereit. Aber sie wollen eine dauernde Verständigung. Die Kassenvertreter verhandeln jebt seit fast zwei Jahren Monat für Monat mit den Aerzten ohne bleibendes Resultat. Da halten

die stärksten Nerven nicht stand. Daher verlangen die Kranken­fajjen jetzt eine Regelung des Schiedsverfahrens durch die Gesezgebung. Eolange die Kaffen freie ärztliche Behandlung gewähren müssen, die Werzte sie aber jederzeit ablehnen fönnen, solange die Kassen Arztverträge schließen, die Aerzte sie aber jeder zeit brechen können, hängt die Durchführung der Krankenversiche rung ganz von dem guten Willen der Aerzte ab.

An dem guten Willen der Aerzte aber fehlt es. Bisher haben es die ärztlichen Organisationen fertig gebracht, alle Versuche der Kaffen, die spottsch echte Behandlung der Versicherten zu verbessern, zum Scheitern zu bringen. Die Einführung der Familienversicherung, die Erweiterung des Sreises der Versicherten muß unterbleiben, die Bekämpfung der Ge schlechtsfrankheiten, die Kranken- und Zahnpflege in den Schulen, die Säuglingsfürsorge muß. in fläglichen Anfängen steden bleiben, weil der Widerstand der Aerzte unüberwindlich ist.

Die Krankenkassen wollen, wie bisher, freie ärztliche Behande ung gewähren. Aber wenn sich die Aerzte mit ihren Forderungen in Widerspruch 31 den Grundlagen. der Krankenversicherung setzen, dann muß ihnen das Recht gegeben werden, die Beziehungen zu den ersten zu lösen. Für diesen Fall müssen den Kranken die Kosten der ärztlichen Behandlung in bar erfeit werden. An rechtzeitiger Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe soll niemand gehindert werden. den Kranten neue Heilmethoden zugeführt werden, oder die eine Wenn die Krankenkassen Anstalten einrichten wollen, in denen Tasche und genaue Erkennung der Stranfheiten ermöglichen sollen, bann verhindern die Aerzte das durch Boykoit und Der Unterschied zwischen der Tätigkeit der Rechts- und Streitbrohung, weil sie dieje tonturrenz" fürchten. Linksbolichewisten tritt immer flarer zutage. Die von Interesse in erster Lmie. Das ist ihr gutes Recht. Sie dürfen machen sich gegenseitig mit Redensarten betrunken und ichlagen fich dann im Phrasenranich die Köpfe ein. Die bon rechts aber sehen den Linkjern mit Behagen zu und- arbeiten.

( is

Krankenkassen und Aerzte.

Im Anschluß an die Verhandlungen des Deutschen Kranken­fassentages, der am 2 Dezember in Berin tagte, hatten wir die Buschrift eines alten parteigenössischen Urgies wiedergegeben, dar die Spannung zwischen Kassen und Aerzten bedauert und in den Beschlüssen der Kassentage eine Kampfansage gegen die Aerzte sah. Dazu erhalten wir nun mit einiger Verspätung eme Gewide­rung vom Hauptverband Deutscher Ortsfrankenkassen, die wir nach dem Grundjaße wiedergeben, daß man beide Teile hören muß, um ein gerechtes Urteil zu fällen Der Hauptverband schreibt:

Der großen Mehrzahl der heutigen Aerzte steht ihr materielles Interesse in erster Linie. Das ist ihr gutes Recht. Sie dürfen Organisierung des ärztlichen Dienstes, die zum Schutze der mate aber dann nicht gleichzeitig das Recht haben, den Krankenkassen riellen und gesundheitlichen Interessen der Versicherten notwendig ist, zu unterbinden.

Die Kranfenfassen handeln lediglich als Sachwalter der ihnen anvertrauten Interessen der Versicherten. Damit sie das in der rechten Weise fun, haben die Gewerkschaften ihre Vertrauensleute in die Ausschüsse und Vorstände der Rassen entjandt. Die Ver­sicherten dürfen sich daher nicht von den Aerzten in der Presse und in det Sprechstunde gegen ihre Vertrauensleute in den Kassenvor­ständen aufiviegeln laffen. Die Sorge um das Wohl der Versicher­ten wird von den Aerzten vorgeschüßt, weil die Vorrechte einer fleinen Akademikerschicht ins Wanten zu geraten drohen.

Möchte sich die Gesetzgebung bald zu einer Regelung der Arzt­frage aufraffen, damit die Bahn frei wird für den Ausbau der Sozialversicherung."

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