Jtc.l ♦ ZS. Jahrgang
2. Seilage öes vorwärts
Sonnabend, 1. Januar
GroßSerün vom Mea ins Neue. Das war um zwölf... Plötzlich platzte er urit lautem Krach. Das konnte er fich er- kruben, die Befähigung befaß er. denn er war ein Frosch von Riesendimensionen und Friedensware dazu. Einstmals, vor vielen, dielen Jahren hatte er nämlich bei einem Apotheker als Silvester- scherzartikel im Schaukasten gelegen, und als kurz vor dem 81. De- zemher der Verkauf von Fcuerwerkskörpern verboten wurde, da ward er von dem menschenfreundlichen Eigentümer einfach der- schenkt. Als Geschenk wurde er lange verwahrt, erst sorgfältig in einem Kleiderschrankauszug ausgehoben, dann vergessen und jetzt endlich seiner Bestimmung zugeführt. Und nun krachte er mit allen Feuerwerkskörpern um die Wette, nein, er übertrumpfte sie noch. Dein Erfolg war ein befriedigender zu nennen. Ein didter Herr, der jede Gelegenheit zum Schelten gierig wahrnahm und überall das Vorkommen der Moral witterte, entsetzte sich, eine rund- liche Dame im Sammetmantel machte ein brummiges Mopsgesichi, das sie noch lange beibehalten haben würde, wenn das fette Doppel- kinn sie ein wenig besser gekleidet hätte. Ein ewig fröstelndes junges Mädchen, das jedoch stets helle, luftige Kleider trug, da sie ihr besonders gut standen, wich entsetzt zurück und kollidierte mit einer Ersatzbombe, die mittleren Krach verursachte. Eine alte Frau, die sich sehr über den Tumult erboste, aber dennoch stunden- lange Promenaden machte, hüpfte wie ein aufgejagtes Huhn schreck- hast davon. Selbst ein müder Droschkengaul, dessen Pflicht und Schuldigkeit waren, zu dösen, regte sich etwas auf und spitzte wahrhaftig ein Ohr, was den Kutscher baß verwunderte, denn er wußte beim besten Willen nicht, ob der Frosch daran schuld war oder die grellbunt« Papierschlange, die sich dem Kutscher selbst um den Lackzylinder wickelte. Die Anenläter, der Frosch aber, und all die Millionen, die gestern mit ihm platzten, waren glücklich, ob ihres verkrachten Daseins. Und Berlin freute sich wie sonst an all dem selbst verursachten Krach, der nie böse gemeint ist, selbst von den Anstiftern nicht ein- mal ernst genommen wird, jedoch eben zu unseren edlen Leben?- gewohnheilen gehört. Daher ging es in der vergangenen Nacht recht geräuschvoll zu, und obzwar der Krach, dank verlängerter Polizeistunde bis 1 Uhr nachts erlaubt war, zog er sich bis nach 2 Uhr hin. Warum sollte«S nicht auch angebracht sein, dem neuen Jahr laut jubelnd auf Vorschutz den Strahlenkranz erfüllter Wünsch« aufs Haupt zu setzen. Denn nachher, ach, nachher ist'S ja wieder daS alte Lied. Die kleinen Unebenheiten des Tages füllen das Leben des Jahres. Wetten, daß atemberaubende Ueberfülle zu GeschäftSanfang und GeschäftSschlutz in Straßen- und Untergrund- bahn und in den Vorortzügen genau wie im alten Jahr herrschen wind. Ohne Drängeln wird man auch im neuen Jahr nirgends hmkmnmsnT-'twd wer ungestoßen fahren will, muß-sich jcho» einen Leichenwagen bestellen. Beneidenswert glücklich versteht Berlin e«, mit Humor und Selbstvertrauen so manche sinkende Stimmung zu reparieren Und behält eS seinen guten Witz, dann kann man trotz des gewohnheits» mäßigen ScheltonS über diese Stadt auch 1921 noch gut« Stunden in ihren Mauern verleben, die Schlimmes und Schlimmstes über- wand und bestand._ Wo gehört unsere Jugend hl«! Das kostbarste Gut eines Volkes ist seine Jugend, weil sie sein« Zukunft ist. Wie hütet das deutsche Volk sein kommendes Geschlecht?— Noch immer herrscht jene Kurzsichtigieit. die bisher da? Merkmal unserer Jugenderziehung gewesen ist. Noch ichmer ist die Jugend Objekt, und Subjekt sollt« sie sein. Noch immer glaubt man, die Jugend mit VerständniSlosigkeit zu Men-
schen heranbilden zu können. Es gilt, mit allen Vorurteilen, vor- uehmlich in erzieherischer und moralischer Hinsicht, zu brechen. Sie waren es, die die Menschheit verhindert haben, die Wirklichkeit zu sehen und die einfachsten Notwendigkeiten zu erkennen. Uns fehlte die Revolution der Gehirne. Soll sie weiter fehlen? Die Sozialisten, das Proletariat, jener Teil der Menschheit, der nach neuen W i r t s ch a f t s- und Gesellschaftsformen, nach neuen L-ebenzformen ringt, muß diese alten Vor- urteile zuerst über Bord werfe?. Der Sozialismus erlöst nicht nur den Proletarier, die proletarische Frau— er erlöst auch das Proletarierkind. Wir wollen die Kinder de? Arbesterschaft befreien von dem geistigen Zwang und der Unselbständigkeit, von jenem Schema, in das die Schule die jungen Seelen hineingepreßt hat. Wir der- trauen si« deshalb einer Organisation an, die dem freien Willen der Jugend die größte FreiheE gewährt. Wir wollen und brauchen keine„Lehrer", Die jungen Charaktere sollen sich im Umgang von Mensch zu Mensch bilden. Wir wollen'Selb st erziehnag. Sie ist besser und erfolgreicher als die„Erziehung" der Schul«. Wir wollen all« Unnatur beseitigen, wollen natürlich sein. Wir wollen an der Wand, die von Jugend auf zwischen den Geschlechtern errichtet wird, nicht weiterbauen; wir wollen sie ein- reißen. Wir wollen singen, wandern, spielen, tanzen. Wir wollen aber auch ernste Arbeit. Vorbereiten heißt es auf jene Zeit, da das Proletariat die politischen und wirtschaftlichen Funktionen des Bürgertums übernehmen mutz, vorbereiten auf jene Zeit, da die Jugend das der Vollendung entgegenführen soll, was die Alten begonnen haben. Wir wollen die Jugend foriholen vom Tanzboden, vom Kino und von der Zigarette inS Jugendheim zu edlem Vergnügen und selbstgewählter Arbeit. Wir wollen den Teil der Menschheit, der der Ausbeutung durch daZ Kapital am meisten ausgesetzt ist, die Jugend, schützen vor Profitgier und Unternehmerwillkür. Was will der V/rein Arbeiterjugend?— Er will ein gesundes, starkes, lebensfreudiges Geschlecht heranziehen, das allen Stürmen der Zeit trotzt, das reaktionären, militaristischen und nationalistischen Bestrebungen ein eiserne?„Nein" entgegen, setzt, das derernst fähig ist, entschlossen die sozialistische Zu- kunft heraufzuführen. Arbeitereltern! Einer Organisation mit solchen Zielen könnt ihr eure Kinder anvertrauen. Meldet sie noch heute als Mitglieder an. Arbeiterjugend! Erkläre noch heute deinen Beitritt! Wendet euch cm das Jug e n d s e k re tar i a t, NW. 49, In den Zelten 23! Oer NaubmorÜ an öem Großkaufmann henfchke. Die von der Kriminalpolizei angestellten Ermittlungen und die Aufnahme des Tatbestands lassen erkennen, daß der Kaufmann Moritz H e n s ch k« das Opfer von Einbrechern geworden ist, die er am Donnerstag abend bei seiner Heimkehr in seiner Wohnung angetroffen hat. Henschke hat« an diesem Abend um 7 Uhr sein Geschäft in der Klosterstraße verlassen und war zunächst mit seiner Braut, die L,n abgeholt hatte, ausgegangen. Später war er dann bei Tonndorf Unter den Linden. Von dort trat er um 11 Uhr den Heimweg an. Ob Henschke geradenwegs nach Hause gegangen ist, weiß man noch nicht. Jedenfalls aber hat er, als«r seine Woh- nung auffuchte, in dieser Einbrecher angetroffen. Dies« sind dann über ihn hergefallen und haben ihn zunächst mit einem zackigen Instrument auf den Hinterkopf geschlagen oder ihm einen Messerstich versetzt. Diese Verletzung hatte zwar einen starken Blutverlust zur Folge, wirkte jedoch, wie der GerichtSarzt Prost Dr. Strauch festgestellt hat, nicht tödlich. Um ihr Opfer unschädlich zu machen, haben die Verbrecher diesem dann einen Knebel in den Mund ge. steckt und Hände und Füße zunächst mit einer starken Papierschnur ! gefesselt Hinterher haben sie dann noch den Gebetschal des Kaufmanns genommen und ihm damit nochmals die Hände zu. sammengebunden. Jedenfalls hatte der Gefesselt« versucht, sich zu befreien. Daraus weist auch eine Blutspur an der Tür und die l Lage der Leiche bei ihrer Auffindung. Henschke muß sich mit der
letzten Kraft noch einmal aufgerichtet und versucht haben, sich an der Tür zu erheben. Er ist dann aber erschöpft an der Tür zu- sammengesunken und wahrscheinlich an Erstickung infolge des Knebels gestorben. Die Täter hatten versucht, eine nach hinten führende Tür, die von dem Wohnungsinhaber nie benutzt tvurda lind die mit einem besonderen Sicherheitsschloß versehen war, durch Umdrehen des darin steckenden, verrosteten Schlüssels zu schließen. Dabei ist der Bart des Schlüssels abgebrochen. Ebenso hatten sie die vom Scblafzimmer nach dem Wohnungsflur führende Tür von innen verriegelt. Das von dem Zimmer, in dem der Tota aufgefunden wurde, strahenwärts belegene Fenster hatten sie durch Vorhängen einer Plüschdecke abgeblendet. In der Wohnung selbst haben sie wie die Vandalen gehaust. Alle Schränke und Behälter, das Büfett, der Sofaumbau, der Kleiderschrank, ein Vertikow, der Schreibtisch usw., alle sind mit einem Brecheisen gewaltsam ge- öffnet worden. Den Inhal! haben sie herausgerissen und alles MitnehmenSwerte an sich genommen. Auch an Likören und Schoko- lade haben sie sich gütlich getan. Selbst eine kleine Sparbüchse, die sie gefunden haben, haben sie erbrochen und geleert. Zwei Spinde in dem kleinen Vorderzimmer waren gänzlich ausgeplündert. Um wiche Zeit der Ueberfall stattgefunden hat, steht noch nicht fest. Ein im Nebenhause wohnender Friseur will um 3'A Uhr nachts, als er an der Wohnung Hcnschkes vorbeigekommen ist, durch das unverhängte Oberlicht des Fensters des kleinen Zimmers Licht gesehen haben. Wahrscheinlich waren die Verbrecher also um diese Zeit noch in der Wohnung. Bereits am Abend waren anderen! Zeugen Männer aiefgefallen, oie an der Ecke der Oranienburger und KrauSnickstraße auf und ab gegangen sind und das Haus Nr. 23 der Krausnitfstraße beobachtet haben. Wabr scheinlich waren dies die Einbrecher. Auch eine Patrouille der Sicherheitspolizei hatte bei ihrem nächtlichen Rundgang eine verdächtige Bcobachttmg ge- macht. Sie sah an der oben bezeichneten Straßenecke einen Mann, der auf der der Wohnung HenschkeS gegenüberliegenden Straßen- feite stand und, als die Beamten vorübergegangen waren, pfiff. Die Sicherheitspolizisten, dic damit rechneten, daß dies ein Signal- zeichen für Einbrecher sein könnte, beobachteten noch eine Weile die Straße, nahmen dann äbcr nichts Verdächtiges mehr wahr. Die Beute der Einbrecher ist nach den neueren Ermittlungen wahrscheinlich beträchtlich. Die Räuber haben ihrem Opfer auch die Taschen geplündert und die Uhr und die Brieftasche an sich genommen. Außerdem aber soll Henschle auch einen Geldgurt ge- tragen haben, in dem er sehr oft Beträge von 39 999 M. und noch mehr bei sich fülchte. Auf die Ergreifung der Täter ist eine Be- lohnung von 19 999 M, ausgesetzt. Mitteilungen, die zur Aufklä- rung dieses neuen Kapitalverbrechens führen können, nimmt jedes � Polizeirevier oder der Mordbereitschaftsdienft, die Kriminalkom- missar« Kunze und Wcrneburg im Berliner Polizeipräsidium ent- gegen. Sehr wesentlich ist auch die Feststellung, wo sich Henschka nach Verlassen d-S Tonndorf-RestaurantZ noch aufgehalten hat, Zeugen, die darüber Miteitung machen können, werden gebeten.,) sich im Zimmer 392 b zu melden.
Das pserü in öer Schlafftube. Ein recht eigenartipes Diebesversteck hatten sich zwei Leute ausgesucht, welche sich gestern unter der Anklage des schweren Dieb- stahts b,w. der Begünstigung vor der 2. Strafkammer des Landgerichts ITI zu verantworten hatten. ES waren dies der Händlee Georg Götze und der Eisenbahnarbeiter Willi Kirsch.— In der Nacht zum 21. Juni v. Js. wurde dem Schlächtermeister Schulz in Weißensee eine englische Stute im Werte von 15 999 M. aus dem verschlossenen Stalle gesioblen. Der Dieb, der jetzige Ange- klaate Götze, brachte das wertvolle Tier zu dem Mitangeklagten Kirsch, der das Pferd in sein Schlakzinimer transportierte, wo er ein« Ecke durch Wegrücken eines Bettes zum Pferde st all umgewandelt batte. Als einioe Tage später Kriminalbeamte dieses eigenartige Versteck ausfindig machten, mußten sie erst Berge von„Abfällen" des Gaules wegräumen, um das Tier. welche« eine Waschschüssel als Pferdekrippe benutzt batte. wieder aus dem Schlafzimmer herauszubekommeir. Das Gericht verurteilte Götze zu einem Jahr und Kirsch zu acht Monaten Keiängni»..
Schweres Blut.
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Roman von ZuHanl Aha. Ein Mann— langrückig, in hedele'msnern Hemd und groben Rindenschichen— fällt Bäume zum Schwenden aus dem Abhang eines hohen Hügels. Wenn die eine Birke niedersinkt, erbebt schon das Ldub der anderen, und die Späne fliegen umher. Er haut Stämme um so dick wie sein Schenkel, wie wenn er Weidengcstrüpp lichtet«, ohne den Rücken zu strecken. Der Hügel, dessen Abhang er rodet, liegt inmitten einer grenzenlosen Einöde, in der sich hier und da andere ähnliche Anhöhen erheben, wie Grashöcker auf einer, überfluteten Scl�vemmwiese. All die anderen Hügel sind bis zur Spitze mit Wald bedeckt, nur dieser ist teilweise abgeschwendet: von unten nach oben ansteigend, vom sühlichm Hang nach dem Scheitel hinauf strebt die Lick/tung. doch ist sie noch nicht bis in die Mitte vorgedrungen. Kndes ist da doch schon ein freier Fleck in ber Wüstenei der Einöde, eine Kerbe im Urwald: ein grünendes Roggenfeld, weiter unten alte Rodungen, und noch weiter weg hinter einer Senkung ein Häuflein Gebäude, davor eine lange Landzunge, um die sich schmale Gewässer: kleine Seen, enge Straßen und Stromschnellen ziehen. Soweit sieht man von da, wo der Mann den Wald fällt. Er macht eine Pause, blickt hinunter, sieht sein Feld, sein Gehöft, die Landzunge und die Stromschnelle. Er schwingt seine AU, wie. um in einen Baumstumpf zu schlagen, w:ll aufatmen, senkt aber die Axt in einen neuen Stamm und schwankt von dem Schlag— der mit dem langen Rücken, dem bcÄleinenen.Hcmd und den groben Rindenschuhen. Die Axt hebt sich und senkt sich, löst sich los und schneidet ein: wenn ein Baum erkracht, bebt schon ein zweiter— und im Täkt der Arbeit regen sich die Gedanken des Arbeitendem Di« einen kommen, die anderen geben, indem sie eingreifen. wo sie haltgemacht, und haltmachen, wo sie angefangen hatten: immer ist es gleich schwer darüber hinwegzukommen und sich damit abzufinden. — Mußte denn wieder im Unfrieden anseinandergegan- gen sein— mußten denn wieder die bitterbolen Worte gesagt werden! Daß sie es sagen konnte, wenn es ja auch wahr ist — aber daß sie es sogen konnte:„altes Gerippe. Krummbein. Hakenkinn!" D;nn was kann ich dazu, was kann ich denn dazu, daß ich den Leibschaden habe? Das hast du sa gesehen, als du mich nahmst, du wußtest es ja, als du zu mir
aber daß du
kamst, daß ich mit dem linken Beine hinke mir das s a g e n konntest? Er hielt doch mit dem Fällen inne, legte die Axt auf den Boden und setzte sich — Ich bin ja schon alt, und ich habe ja auch nie mit meinem Aeußeren geprahlt. Aber brauchte rhr Auge denn darüber aufzublitzen wie bei einem bissigen, tückischen Hund. Und wenn ich ihr da auch ein bißchen die Schultern streichelte, brauchte sie da aufzubrausen:„weg. pack dich du!" — und nicht viel fehlte, so hätte sie mit dem Kochlöffel zuge- schlagen. Ich wollte sie ja nur besänftigen, damit das Mau- len aufhörte— damit wir uns wieder gut würden.— Ich habe sie ja immer in Ruhe gelassen... wann Hab? ich mich denn an ihr vergriffen? Wenn sie früher dann und wann ein heftiges Wort ge- sagt hat, bereute sie es gleich und»ertrug sich wieder.— Hätte sie mir jetzt nur das Essen hergebracht, dann wäre eS damit wieder gut gewesen. Wenn ich gehött hätte, daß sie kam, hätte ich ihr schon von fern gezeigt, daß ich nicht mehr daran denke. Wäre sie teute gekommen, wie sie früher kam, mit Singen, so daß der Wald vor ihr widerhallte, dann hätte ich ihr von hier entgegengebrüllt, ihr zugebrummt wie ein Bär, zum Zeichen, daß ich nicht mehr daran denke, darum solle sie es auch nicht. Er wollt« glauben, daß Marja noch komme. DaZ Laub- holz zischelte in dem warmen Wind, die Ruhe tat dem Blut« wohll Wenn sie es aber auch gesagt hatte! Es mocht ihr nux in, der Hitze entfahren sein, im Aerger über irgend etwas, nicht über mich. Dort in die Gabel zwischen den beiden Birken hebe ich sie hinaus wie einst als kleines Mädchen. Da sitzt sie dann wie der Kuckuck, heiße sie eine Waldjungfra t. eine blaugekleidete Fee der Forsten, das hört sie gern, obwohl sie tut. als hörte sie es nicht: ober wenn s« auf.den Bieh- Pfaden Hingeht, singt sie es selbst von sich. ,-Hils mir, Iuba", ruft sie dann,„ich kann nicht herunter, weny du nicht hilfst!" — und die Zarte springt mir an den Hals und läßt sich über die Schwende tragen und sich erst auf der glatten Rodung niedersetzen. Und es Iah Juha. wie er da mitten auf der Schwende saß, die Hände im Schoß des Arbeitskittels zwischen den Knien, wie er matt über die gefällten Stämme blickte--- er sah Man� Dit bloßem Kopß das Tuch ist den Nacken ge- glttt«n>,-fTT ihrer gemeinsachstlichcn Schwende gehen mit der kleinen Hippe, die er geschmiedet, der kleinen, flinken, wie sie Laubzweige und Büschel abbiob, während er selbst groß« Stämme krachend niedersinken ließ. Und so kam sie noch in
manchem Jahr auf die Schwende, voller Freude, doller Lieder, als junge Wirtin, und brachte Glück über die Saaten ihres alten Gatten, die die Hitze nicht austrocknete, der Frost nicht verheerte, kaum, daß man's sah, und Juha wußte wohl, wes- halb: weil ihm«ine Waldfes zur Seite stand— aus ivelchenr Versteck sie auch gekommen sein möchte—, die Schöne aus Karelien. fernher jenseits der fremden Höhen. Jetzt kommt sie nicht niehr, läßt sich nicht auf den Ast heben, nicht aus die alte Rodung tragen, kommt nicht, um zu singen, mit der Sippe zu Helsen , nicht einmal mehr, um das Essen zu bringen, ist unfreundlich gegen den alten Mann vom Morgen bis zum Abend. Und doch horchte Juha immer noch, horchte, während er einHieb, auch dann, wenn«in Span gar boshaft pfeifend vom Maserholz abflog.— Ries da jemand? Er heftete den über die gefällten Bäume hin gerichteten Blick scharf auf den unteren Rand der Schwende, sprang auf den Stein, auf dem er gesessen hatte. Es war niemand dort. Ob es wohl weiter unten gewesen war, bis wohin man nicht sehen konnte? Dort vom anderen Rande mußte man sehen, ob jemand kam. Von dort sah man bis zum Hof. den Weg über die alte Rodung, die Wiese und den Feldrain bis zum Hofe. Wenn er ihr nicht schon so. viele, viele Male umsonst entgegengegangen, wäre, auf die er dort umsonst wartete, dann wäre er auch jetzt gegangen. Doch statt dessen griff Juha wieder nach seiner Axt und hieb, hieb drein, daß er mit jedem Baume, den er fällte, dem unteren Rand der Schwende näher kam, von wo man zum Hof sehen konnte. Er schlug nur die ganz außen stehenden nieder, um schneller hinzugelangen. Dia Bäume heulten auf im Fall.als hätten sie übe? mehr als ihr eigenes Niederbrechen geheult. Dort kam niemand. Die Kühe lagen iveiter unten au? der alten Rodung in der Sonne. Auf dem See bewegten sich zwei Boote unter trägen Ruderschlägen vorwärts. Ein drittes- wurde weiter hinten im Schutz des Ufers gerudert, als ob ?s den anderen nachspürte. Jul>a erkannte sofort, daß die beiden ersten Boote von russisch -karelischen.Händlern waren, und er schloß aus ihrem Kurs, daß sie nicht die Landzunge umfahren upd auf diesem Weg die Stromschnellen erreichen, sondern, um sie zu vermeiden, an seinem Ufer anlegen und die Boote mit ihrer Last über dv Landzunge ziehen lassen wollten. Die mochten ein Pferd brauchen. Sollte er hin- gehen? Abei- mochten sie selbst es mit Marjas Erlaubnis aus der Hürde holen, sie wußten wohl Bescheid. Das dritte Boot schien der Ejpenholzkahn der Kohlenbrenner zu sein. (Lortj. folgt.)