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Nr. 11 38. Jahrgang

hilflos dasteht.

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Groß- Berlin

Versicherungsseuche.

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Beilage des Vorwärts

Daß ein vorsorglicher Hausvater sein Leben versichert, eine Unfallpolize nimmt und Möbel und Haus( falls er eins hat) ver­affefuriert", ist ganz in der Ordnung und dient dazu, den Gang der menschlichen Gesellschaft im Gleichgewicht zu halten. Auch eine Aussteuerversicherung ist durchaus lobenswert. Aber zu diesen alten Versicherungszweigen hat der nimmermüde" Menschengeist ( wie es so schön heißt) neue Arten geschaffen, die ihre Berechtigung weniger flar zur Schau tragen. Haftpflicht- und Gegen Dieb­stahl"-Versicherung sind noch zu begreifen hier liegen eben äußere Einwirkungen vor, denen gegenüber der einzelne Mensch Aber schon mit der Gepäckversicherung auf der Eisenbahn be­tritt man ein Gebiet, das im höheren Sinn unmoralisch genannt werden muß. Ich nehme ein Billett nach Leipzig und zahle für die Expedition meines Reisefoffers den dafür festgesetzten Betrag hat die Eisenbahn mm nicht die moralische und gesetzliche Ver­pflichtung, die Ankunft des Koffers und zwar des unbeschädig­ten genau so zu garantieren, wie die Ankunft meiner Person selbst? Die logische Folge wäre doch, daß auch ich noch eine Ver­sicherung für die pünktliche Beendigung einer angetretenen Fahrt nehmen müßte. Und weiter: was der Eisenbahn recht wäre, ist der Straßenbahn billig zu welchen Zuständen würde man da kommen. Aber der Gedanke, eine Ertragebühr für eine auf sich genommene Verpflichtung zu erheben, hat reißend schnell Schule gemacht: zichst du um, so ladet der Spediteur dich ein, eine Ver­ficherung zu nehmen, gibst du ein Stück zum Färben, so wird dir ein Versicherungsschein präsentiert, gibst du auf dem Bahnhof dein Sandgepäck ab, so grinst dir ein Anschlag: Versichere ver fichere!" entgegen. Diese Arten des Versicherungsgewerbes find denn doch volkswirtschaftlich sehr bedenklich und liefern von unseren verfehrs- und kaufmännischen Formen teine gut Charakteristik. Wer sich für eine Arbeit, die die zeitweilige Inbefignahme eines dir gehörigen Gegenstandes mit sich bringt, bezahlen läßt, hat unstreitig die Verpflichtung, diesen Gegenstand so abzuliefern, wie er ihm empfangen hat. Wenn er Befürchtungen hegt, daß die Sache während der Zeit, in der sie in seinem Befit sich befindet, Schaden erleiden kann, so hat er sich durch geeignete Maßnahmen eventuell Versicherung dagegen zu schüßen. Dem Publikum aber von vornherein zuzurufen: bersichere du" muß doch den Eindrud hervorrufen, als hätte man es mit lauter Spizbuben zu tun. Und glücklicherweise sind die auch heute noch in der Minder­Beit....

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Sonnabend, 8. Januar 1921

schließlich aufgehalten werden. Ueber die Ursache der Er- Sacharin- Champagner" 250 M., für einen Bolschewifi", plosion erfahren wir noch, daß sich auf dem Wagen von einer d. h. einen aus ungereinigtem Brennspiritus hergestellten e ch t früheren Ladung her noch einige glimmende Pulverreste französischen" konat 20 M. Diesem Treiben wurde schließ befunden haben sollen, doch kann Näheres erst eine eingehende lich durch den Kriminaloberwachtmeister Vorminger, dem ein Untersuchung ergeben. Das Rettungsamt war alsbald mit mehreren Spanner" versehentlich ein Kärtchen in die Hand gedrückt hatte, Rettungswagen zur Stelle und leistete die erste Hilfe.

ein Ende bereitet.

Staatsanwaltschaftsvat Dominik vertrat den Standpunkt, daß man derartige Schweinereien mur mit den schärfsten Strafen be= Die Unterschlagung von Geldern für Kriegsverlegte. fämpfen könne. Das Gericht kam zu einer sehr milden Beurteilung Von der Bundesleitung des Reichs bundes der Kriegs- und erkannte gegen Toussain auf 6 Monate, gegen Bod beschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen auf 3 Monate Gefängnis und gegen die übrigen Angeklagten wird uns zu der unter obiger Ueberschrift gebrachten Notiz folgen- auf je 500 Mark Geldstrafe. des mitgeteilt;

Die Auflösung des Barachenlazaretts Tempelhof hat mit Beachtet den Bannkreis! ingendwelchen politischen Bestrebungen nichts zu tun. Es ist wohl richtig, daß von kommunistischer Seite aus versucht worden ist, Berschiedene anderwärts vorgekommene Verlegungen der Bann die Auflösung für ihre Zwecke dienstbar zu machen. Die Lazarett- freisgefege veranlassen den Berliner Polizeipräsidenten, insassen weigerten sich lediglich, weil sie glaubten, daß durch eine erneut auf die Beachtung der Bannmeile hinzuweisen. frühzeitige Auflösung des Lazaretts ihre gesundheitliche Wieder- Buwiderhandlungen fönnen auf keinen Fall geduldet werden. herstellung und die sich daran anschließende ordnungsmäßige Zu- Polizei hat strengste Weisung, die ihr pflichtgemäß obliegende Durch Die rückführung ins bürgerliche Leben gefährdet sei. Die Lazarett- führung der gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze des Bannkreises infassen mußten ihren Widerstond gegen die Lazarettauflösung aufgeben, nachdem sie erfahren hatten, daß die Angestellten des mit allen Mitteln und unter allen Umständen zu gewährleisten. azaretts mit Stimmenmehrheit der Auflösung zugestimmt hatten. deren Behandlung zu Ende geführt ist, ins Uebergangsheim, war Die Ueberführung der Kranken in andere Lazarette und derjenigen, Wie Postbeutel verschwinden. bereits verfügt, ehe von den Unregelmäßigkeiten der in der Notiz Mark Inhalt bildete den Mittelpunkt einer Anklage wegen Dieb­Das mysteriöse Verschwinden eines Postgeldbeutels mit 119 000 genannten Vertrauensleite etwas bekannt war. Am Montag, den 3. Januar, an dem Tage, an dem die Ueberführung stattfinden Stahls in mehreren Fällen, die den ehemaligen Postaushelfer Herbert sollte, fanden sich die Lazarettinsassen in einer Versammlung zu- Töpken gestern vor die 3. Strafkammer des Landgerichts I fammen, um die Abrechnung über die stattgefundene Weihnachts - führten. bie Abrechnung nicht fertiggestellt botten. Dies war aber erst da- ein zweirädriger Posthandwagen vom Bostami in der feier entgegen zu nehmen. Es ist richtig, daß die Vertrauensleute Am 13. Oftober abends gegen 48 Uhr wurde wie allabendlich durch ans Tageslicht gekommen, daß Lazarettinsassen, die Mit- Elbinger Straße nach dem Postamt 18 geschafft. Unter den Sen­glieder des Reichsbundes waren, ihnen zugedachte Geldunterstüßun- dungen, die in den Wagen geladen waren, befand sich auch ein gen nicht erhalten hatten. Der anwesende Vertreter des versiegelten Geldbeutel mit 119 000 M. Die Verladung dieses Geld­Reichsbundes veranlaßte indessen sofort die Wahl einer Kom- beutels erfolgte, durch den Postsekretär Ehlert, der den Transport mission, die die Abrechnung und Prüfung der Belege vorzu- zu überwachen und zu begleiten hatte, und der Postbote Nelke, nehmen hatte. Das Ergebnis wurde am nächsten Vormittag in der bei der Verladung zu helfen hatte, soll der Sicherheit wegen den einer zweiten Versammlung bekanntgegeben und war aus dem Geldbeutel tief in den Wagen hinein in eine Stute zwischen andere Bericht zu entnehmen, daß tatsächlich Belege für eine Poststücke gelegt haben. Der Wagen wurde vom Angeklagten ver­größere Summe Geldes fehlten. Die genaue Summe schlossen, den Wagenſchlüſſel übergab er dem Ehlert. Der Trans­die Söhe der einzelnen Spenden im Gange find. Die beiden Oberschaffner ledert. begleitet. Nach etwa 30 Sekunden bemerkte fonnte noch nicht angegeben werden, weil noch Ermittelungen über port wurde außer von letterem und dem Angeklagten noch vom Vertrauensleute sind nicht flüchtig, sondern befinden Ueckert, daß die Wagentür offen stand und bei einer sofortigen sich noch in hiesigen Lazaretten und hat sich einer der beiden be- Durchsuchung des Wagens durch die Beamten wurde festgestellt, daß reits bereiterklärt, die fehlenden Beträge zu decken. der Geldbeutel mit den 119 000 m. verschwunden war. Dian Aus Vorstehendem ist zu ersehen, daß die Auflösung des Laza- stellte sofort Nachforschungen nach dem Verbleib an, die aber feinen retts mit diesen Unregelmäßigkeiten nichts zu tun hat. Erfolg hatten. Der Angeklagte war mun beschuldigt, den Beutel gestohlen zu haben. Wie die Beweisaufnahme ergab, mar das Schloß des trotzdem noch immer benutten Wagens schon seit einiger Zeit schadhaft und konnte fast mit jedem Schlüssel geschlossen. wer­den. Die Anklage nahm an, daß der Angeklagte furz vor dem Ver­Mittäter zugesteds habe, dann aber die Tür nach Abgabe des Borgänge aus dem heutigen Berlin bei Nacht bildeten die schließen des Wagens den Beutel herausgenommen und einem gerichts II unter Ausschluß der Oeffentlichkeit be- Schlüssels an Ehlert wieder geöffnet habe, um den Anschein zu er­schäftigte. Es handelte sich um ein Strafverfahren gegen die Tür herausgefallen sei. Der Angeklagte bestritt entschieden den wecken, daß während der Fahrt der Beutel aus der aufgefpungenen Tänzerinnen" und Veranstalter von sogenannten Nadttanz- Diebstahl, gab aber andererseits die ihm ferner zur Bajt gelegien Abenden" übelster Art. Wegen Erregung öffentlichen Bergernisses, Anklagefälle zu. Er hat sich danach 8 Pakete, die sich auf dem unerlaubter Veranstaltung von Tangaufführungen und wegen Boftamt 18 befanden, rechtswidrig zugeeignet, ebenso hatte er sich glimmernder Schankvergehens waren angeklagt: der schon mehrfach vorbestrafte auf betrügerische Weise in den Befih von 1000 M. gesetzt, die auf Artist und Damenimitator. Leo Toussaint, der Kaufmann Kurt telegraphische Postanweisung eingegangen waren. Bod, der Schandwirt und Rentenempfänger Hermann Reschke

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Schieberdorado. Nackttänze und Apfelsekt.

Munitionsexplosion in der Jungfernheide. Grundlage einer Anflage, die gestern die Straffammer des Band

Drei Schwerverlette.

Schwere Explosionstatastrophe als Folge bei der Entladung von Munition sind heute an der Tagesordnung. Ein neues, schweres Unglück dieser Art ereignete sich gestern nachmittag in der Pulver­fabrik Jungfernheide am Spandauer Weg, als, wie man onnimmt, Teile entladener aber noch Munitionsstüde auf noch nicht entladene Munition über­sprangen. Hierdurch explodierte ein Munitionswagen und drei Mann wurden schwer, drei weitere leichter verlegt. Die Namen der Schwerverletten, die sofort nach dem Rudolf- Virchow- Krankenhaus geschafft wurden, find, wie uns berichtet wird:

Bruno Kreth aus Reinickendorf , Kligstr. 25; Gustav Lenz aus Reinickendorf , Auguste- Viktoria- Allee 49. Die Verlegungen dieser Männer sind sehr schwerer Natur, und zwar handelt es sich um. Verbrennungen dritten Grades. Die Namen der Leichtberlegten, die im Paul- Gerhardstift Auf­nahme fanden, lauten: Otto Adermann aus der Allensteiner Straße 25; Waldemar Silenz- kod aus der Großgörschenstr. 26; Emil Raumann, Reinickendorf , Klirftr. 25. Die beiden vor den Wagen gespannten Pferde raften, durch die Detonationen er­schreckt und durch die aufschlagenden Flammen versengt, den Schwarzen Weg entlang nach Reinickendorf bin, konnten aber

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Schweres Blut.

Roman von Juhani Aho.

3u uns tommen feine Diebe. Bei uns ist noch feiner beraubt worden, so weit wie der Rufe zum Hofe Elingt. In Juhas Gehöft kommt fein Bandit. Und wenn, einer fäme, würde er weggejagt! Sie fragen um Erlaubnis, ebe sie was nehmen. Nun fomm! So einer ist der Juha!"

Während sie zur Badestube hinuntergingen, schlug Sche­meiffa seinen Wirt auf die Schultern.

,, So einer ist er! Ein tüchtiger Kerl. Der beste alte Knabe von der Welt!"

Juha lachte aus vollem Halse und ging dem anderen voran in die Badestube.

Marja stand in dem Vorraum, als die Männer kamen, und kehrte ihnen den Rücken zu.

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und eine Anzahl Damen ".

Das Gericht hielt nach der Beweisaufnahme. den Angeklagten doch in allen Fällen für schuldig und verurteilte ihn zu drei Jahren Gefängnis.

Tod durch eine Kinderfaust.

Der aus guter Familie stammende Angeklagte Toussaint ist ein anormal veranlagter Mensch, der schon auf der Schule deshalb aufgefallen war. Er und Bock veranstalteten in Gemeinschaft mit den mitangeklagten Radttänzerinnen" in gewissen Schantwirt Mit der schweren Anklage der Körperverlegung mit fchaften, Privatwohnungen von Halbweltdamen sowie in extra zu tödlichem Ausgange, für die sonst das Schwurgericht zu­diesem Zwede gemieteten Läden Tanz aufführungen. ständig ist, beschäftigte sich gestern das Jugendgericht des Land­Toussaint selbst trat als spanische Tänzerin auf und benahm sich in gerichts II. Angeklagt war der jezt 15jährige Präparanden­der schamlosesten Weise. Die Teilnehmer an diesen Veranstal- schüler Egbert Grandy aus Neukölln. Der Angeklagte, dem tungen setzten sich aus Schiebern, Kriegsgewinnlemm und Ausländern sonst das Zeugnis eines fleißigen und gefitteten Schülers ausge zusammen, welche von den als Schlepper dienenden Tänzerinnen stellt wird, spielte eines Tages mit mehreren gleichalferigen Stame­stätten in der Friedrichstadt auf die Veranstaltungen dadurch auf- Namen Herausschmeißen". Giner versuchte den andern aus einem und dem Angeklagten Bock nach Schluß der großen Vergnügungs- raden auf einem Rummelplab in Neufölln. Das Spiel hatte den merksam gemacht wurden, daß man ihnen kleine kärtchen mit den Toreingang hinauszuwerfen und der stärkste sollte Sieger fein. Worten" D.N.C.( Damen- Nackt- Club), Schöneberger Ufer 44", in Hierbei purzelte der 14jährige Schüler Schmidt mehrere Malc die Hand drückte. Bei den Tanzabenden" wurden natürlich Nepp- etwas unsanft zu Boden und hierüber ergrimmt, warf der dent preise gefordert und gezahlt. So u. a. für eine Flasche Apfelwein-| Angeklagten mit den Worten: Nun wollen wir uns einmal ernst­Juha, dem der Dampf und das Behagen und der starke Bauern mit ihren Mägden machen, was sie wollen: weiß nicht, Tranf immer mehr zu Kopfe stiegen, lachte und brachte auch obs so ist." Schemeiffa zum Lachen. Aber Marja schrie wie aufgebracht: ,, Beitsch mir auch noch etwas die Fußsohlen!" ,, Verfluchte Taugenichtse!" ,, Aber einerlei, von mem sie stammt," hörte Marja ihren Gästen erzählt, wenn er sich nur etwas die Nase begossen hat, der Tölpel. - ,, Sie ist darum nicht schlechter als die Mädchen hierherum. Meine Mutter hätte mir eine von den Reichen aufgehalft, und die hätte ich vielleicht auch befommen; immer kommt gern eine in ein fertiges Gehöft..

Jetzt Dompf!" schrie Schemeiffa. Jest Dampf, schöne Mann fortfahren dieselbe Geschichte, die er immer seinen Frau!"

,, Noch mehr?"

,, Genug, genug!"

Marja goß noch einmal, wie zum Trop, Wasser auf den Ofen, zog sich dann in den Vorraum zurück und hörte dort alles, was die Männer in der Badestube sagten, wenn im Klatschen der Quäste eine Pause entstand.

,, Komm, jetzt werde ich dich abwaschen," sprach Juha. Streck dich aus. Sie hat ja gehörig draufgegossen. So recht aus der Fülle. Ja, die zieht mächtigen Dampf aus dem Ofen, wenn sie will. Das ist eine, das ist eine... hätte nicht ge­glaubt, daß ich alter, etwas verkrüppelter Knabe eine so Junge und Stattliche befäme."

Ihr seid doch fein Krüppel?"

,, sch hinke ja etwas, weil mich einmal ein Bär ins Bein gebissen hat. Dort sind noch die Narben von den Zähnen, und da ist die Sehne durch. Beim Gehen macht es nichts aus. Und ich merke es auch nur vor einem Wetter." ,, Ein Fremder merkt nichts."

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,, Se, Wirtin!" rief Schemeiffa, splitternact an ihr vor­beigehend. Aber Marja wandte den Kopf nicht um. Erst als fie hörte, daß sie auf den Schwitzbänken saßen, schlüpfte sie durch die Tür hinein, um die Quäste auf dem Ofen zu weichen. ,, Bist wahrhaftig ein stattlicher Bursch," sprach Juha. Der Rüden wie eine schwanke Föhre, die Unterschenkel fein wie bei einem Elch, die Oberbeine wie die eines Schlitten- Ich hätte sie vielleicht auch sonst nicht bekommen." füllens eine Kunst, mit denen über den Zaun zu kommen! Juha dämpfte die Stimme und glaubte nur noch zu flüstern Meine hier sind ein bißchen krumm, weil sie mich zu jung im ,, dreh dich etwas auf die Seite.:. hätte sie vielleicht auch Laufstuhl haben stehen lassen, aber ich komme auch damit vor- sonst nicht bekommen, aber da ich sie mir von flein auf, von märts." der Wiege an, felbst gezogen, wie die beste Kindermagd ge­schaufelt habe ihre Mutter fam zu uns dort in das alte Karhula in dem Hungerjaht und brachte sie zur Welt und starb- ja, da ich sie da felber aufgezogen und zu einem Men­schen gemacht, leſen gelehrt und zum Abendmahl geschickt habe, habe ich sie dann genommen, weil niemand anders da war, der sie genommen hätte, obwohl meine Mutter und die ganze Familie dagegen waren, weil sie nichts hatte und aus dem Russischen stammt."

,, Da nimm," sagte Marja, die Quäste binstreckend. Gib sie nur her und sei nicht so blöde. Sieh auch mal dem seine Arme an die haben sich nicht in den Pflugfterzen gemiegt- na, da sind sie hingefallen!"

,, Num ja da nimm!"

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Maria bob die Quäste vom Boden auf und reichte Juha ben einen, während sie den anderen an ihm vorbei Schemeikka in die Arme warf.

,, Au!" rief Schemeiffa.

Oh. hats weh getan?" Ja."

Wo denn?" Ficherte Jubo. Irgendwo."

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,, Aus dem Ruffischen?"

Der Quast hörte auf zu flatschen.

,, Aus eurem Stamm. Dorther war auch die Mutter, wie fie jagte, aber genaueres weiß man nicht; wohl ein leibeigenes Mädch n, aus ihrem Girdfriel entflohen; dort sollen ja die

,, Daß er den Mund nicht hält!" fuhr Marja bei sich da­zwischen.

,, Daher ihrer Schwiegermutter Haß auf sie, daß ich sie genommen habe. Manchmal ist die Alte bei ihren Besuchen so böse, daß ich sie mitten in der Woche heimbefördern muß. Aber eine gute Zucht hat sie ihr seinerzeit beigebracht und sie zu den Arbeiten angelernt. Jeßt erbost sie sich auch darüber: Wenn ich gewußt hätte, daß ich mir aus dem Bettelmensch eine Schwiegertochter erzog, dann hätte ich sie nicht beschieden. wie man eine Nadel ins Dehr fädelt. Aber was wollte ich gleich sagen? Leg dich auf den Leib, dann streiche ich dir auch über die andere Seite."

Es ist genug," sagte Schemeiffa.hr sagtet eben, ihr hättet euch nicht an die Reichen gefehrt, obwohl sie zu haben gevejen wären."

Ja gewiß!"- Schemeiffa stieg von der Schwitzbank und feste fich weiter unten nieder. Juha sprach oben weiter, wäh rend er sich jest selbst mit dem Quast peitschte ,, ja gewiß, aber sie ließen mich alle falt, habe sie nicht von vorn und nicht von hinten angesehen, diefe mar mir ins Blut gegangen. Es 30g mich nur zu der Marja."

Wie es den jungen Specht in den Baum zieht?" hörte man Schemeiffa summen.

,, Ei, was fie gut und nett sein kann, wenn sie will, lieb und munter, wie solch ein Quast im Sommer."

Schemeiffa ließ ein furzes unanständiges Lachen ertönen. Marja hätte mit einem Solzscheit gegen die Tür schlagen mögen.

,, Aber sie kann auch böse sein ist sie dort im Vorstüb­chen? Sieh mal nach!"

Marja tonnte gerade noch hinter die Tür schlüpfen als Schemeiffe fic ein wenig öffnete. Forts. folgt.)