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Nr. ZZ« 58. Jahrgang
Heilage öes vorwärts
Ireitag, 21. Januar 1921
GroßGerllu Ein Sieülerfilm. Der Wunsch, durch eigene Arbeit zum eigenen Heim zu gelangen, hat seinerzeit ein kleines Häuflein tatkräitiger Siedler in das preußisch-braunschweigische Braunkohlenrevier geführt, und das Werk dieser Siedler ist vorbildlich geworden für andere Siedlungen, wie auch für die Unterbringung der entlassenen Heeresangehörigen auf dem Land«, im Moor, im Kali- und Kohlenbergbau. Wir hoben seinerzeit über die Bestrebungen des Hauptmanns Sch m u d e und über feine Erfolg« ausführlich berichtet. Gestern trat er vor ein geladenes Publikum mit einem Rechenschaftsbericht über fein« bis- berige Arbeit, dem er die Borführung eines Films anschloß. Der Film gibt Kunde von den ungeheuren Schwierigkeiten, unter denen die Pioniere der Arbeits» und Siedlungsgemeinschaft ihr Werk be­gonnen haben. In seinen erläuternden Ausführungen betonte Haupt- mann Schmude, daß es fein Plan gewesen sei, die durch die Ent- lasfung aus dem Heeresdienst freiwerdenden Arbeitskräfte durch Ansiedlung an den Quellen der Urproduktion volkswirtschaftlich wert- voller Arbeit zuzuführen Und ihnen die Errichtung eines eigenen Heimes durch Gemeinschaftsarbeit zu ermöglichen. Der Film zeigt, wie tatsächlich alles, was an der Siedlung beteiligt war, unter Auf- wendung der ganzen Kraft neben der Berufstätigkeit mithelfen mußte, die Häuser entstehen zu lassen. Man sieht Frauen und Kinder beim Graben, beim Heranschleppen, Behauen und Säubern der Steine, die aus einer alten Ziegelei für die Dölpkerssedlung ent- nommen sind. Man sieht in anderen Bildern die neu entstehenden Kolonien heute sind es bereits an 25 Ortsgruppen, die im braun- schweigisch-preußischen Braunkohlen- und Kalirevier nach dem Bei- spiel von Völpk« siedeln. Mehrfach hob Haupmann Schmude wie auch sein Siedlungsmeister Schäfer hervor, daß das Werk nur durch die Hilfe und Förderung des Preußischen Land- wirtschaftsministers zu diesem Erfolg gebracht werden konnte. Andere Bilder zeigen, wie Soldatensiedlungen auf dem Lock- stedter Truppenlager und am Uchter Moor entstehen. Man ist diesen Soldatensiediungen vielfach mit großen Zweifeln begegnet, weil man hinter ihnen reaktionäre Pläne witterte. Demgegenüber betonte Hauptmann Schmude, daß die Siedlung ganz und gar unpolitisch sei und daß gegen Siedler, die ander« Absichten verfolgten, rücksichts- los eingeschritten worden ist. Wie dem auch sei, das Werk dieser Soldatensiedler fordert in jedem Falle die Achtung vor der zähen, unermüdlichen Arbeit und der gegenseitigen Hilfeleistung der Heeres- entlassenen heraus. Hier wie in den Zivilsiedlungen dieser Art kann man kein« Leute gebrauchen, die hoffen, sich ins warme Nest setzen und vergnüglich Gartenkultur treiben zu können: hierher gehören Leute, die vor den größten Hindernissen und den schwersten Ent- sagungen nicht zurückschrecken. Auch hier zeigt der Film dl« Siedler bei ihrem Tagewerk und bei ihren Bauarbeiten, andere Bilder beleuchten die großen landwirtschaftlichen Erfolge, die aus einer planmäßigen Moor- und Oedlandkultur in kurzer Frist zu erwarten sind. Alles in allem: ein Lehrfilm, de? obne viel Aufwand nach dem Leben hergestellt w»rde. Wenn er den Zweck erfüllt, zähe Siedler zu Gemeinschaftsarbeit anzuregen und schwärmerische Romantiker durch Darlegung der Hindernisse von unglücklichen Experimenten ab- zuhalten, so hat er immerhin seinen Wert. Singt er doch das hohe Lied der Arbeit, die ihren eigenen Lohn in sich trägt.
Tumulte be! einem IilmbranS. Menschenleben in Gefahr". Die Kochstraße stand gestern in später Mittagsstunde in hellem Aufruhr. Im Haufe Nr. 55 war(angeblich durch Entzündung von Benzin) beim Polieren in einer Betriebswerkstatt vonR ö h r s Film- Erneuerung" Feuer ausgekommen. Die Flammen hatten in der im 3. Stock des Quergebäudes liegenden Wert- stelle schnell reiche Nährung gefunden, die angrenzenden Räum« und den darüberliegenden Boden ergriffen. Rauch, Hitze und Flammen versperrten dem dort beschäftigten Per»
sonal den Weg zu den Treppen. Einige aufgeregte Mädchen schrien aus den Fenstern laut um Hilfe. Als die Feuerwehr unter Lettung des Branddirektors Reichel mit 30 Fahrzeugen an der Brandstelle erschien, war die Lage schon recht bedrohlich. Mädchen und Frauen versuchten aus den Fenstern zu springen. Es gelang, auf dem engen und mit Wagen besetzten Hof ein Sprungtuch auszubreiten und gleichzeitig die Unbesonnenen vor übereilten Schritten zu warnen. Mit Hilfe der Feuerwehrmänner gelang es dann auch, die vor Schreck fast besin- nungslosen Personen sämtlich in Sicherheit zu bringen. Die Löschung erfolgte mit allen Kräften schnell. Die Räume sind total ausgebrannt, nichts als die kahlen Wände blieben übrig. Der Schaden ist erheblich und nur zum Teil gedeckt. Die Rettungs- gesellfchaft hatte Wagen entsandt, die aber nicht benutzt wurden. Nach einstündiger Tätigkeit war jede Gefahr beseitigt. Die Auf- räumungsarbeiten nahmen längere Zeit in Anspruch. Äußer kleinen Verletzungen einiger Personen sind nur Nervenschocks zu verzeichnen.
heule abend 7 Uhr spricht Genosse Abg. Ankon Uemec-Prog in den PrachlsälenAlt-Berlin" über das Thema: Die Sozialöemokratle in üer Tschechoslowakei  . Die Landsleule des Genossen Jtcraec sind zu dieser Versamm­lung besonders eingeladen. Der Dezirksvorstand.
Tlfllgnatenlchwinöel. Bor kurzem berichteten wir von einer ungarischen Hochstapler- gesellschaft, die ausländische und deutsche Großstädte mit wertlosen amerikanischen   Schecks heimsuchte. Gestern wurden wieder drei Ungarn   o er Haft et. die es mit Assignaten versuchten, die im Briefmarkenhandel verkaust werden, aber nur noch einen geringen Sammelwert haben. In einem Berliner   Hotel stiegen vor einiger Zeit zwei Ungarn   ab, die sich für Großhändler ausgaben und erzählten, daß sie ganze Eisenbahnladungen Nüsse nach Berlin   gebracht hätten. Die Gäste, die sehr gut gekleidet gingen, kamen eines Tages in augenblickliche Verlegenheit". Der Hotelwirt half ihnen um so lieber, als sie ihm mit Assignaten Sicherheit boten. Er sah diese allen Scheine aus der französischen   Revolution für voll- wertiges französisches Papiergew an und gab ihnen auf einen No. minalwert von 250 Franken zunächst 1 5 0 0 M a r k. Die Gäste steckten die Assignaten, die die Briefmarkenhändler etwa mit 2,50 M. den ganzen Satz bezahlen, in einen Umschlag, klebten diesen mit einer Hotelreklamemarke der Rwiera zu und schrieben darauf: In- hall 250 Fr., dafür erhalten als Darlehen 1500 M. Die Verlegen­heit dauerte an, die Gäste erhielten nach und nach 10 000 Mark und der Wirt bekam dafür eine entsprechende Anzahl Briefumschläge mit Assignaten. Endlich erfuhr der Wirt, daß seine Sicherheits- scheine keineswegs noch französisches Geld, sondern ziemlich wert- lose Papiere seien. Jetzt wandte er sich an die Kriminalpolizei. Den Beamten gelang es noch, einen der Gäste, einen gewissen Emil Tauber, festzunehmen, während der zweite sich im Hotel nicht mehr sehen ließ und einstweilen verschwunden war. Die Nachfor­schungen ergaben, daß er in Berbmdung stand, mit einemBaron Komey", dessen Persönlichkett noch nicht feststeht, und einem Manne namens R o s e n b e r g, der als Privatsekretär des Barons auf- trat. Der zweite Gast, ein gewisser Roßteucher, wurde ebenfalls er- mittelt und festgenommen: nach ihm mich noch Rosenberger. Die vierarbeiteten", wie weiter festgestellt wurde, gemeinsam nicht nur in Deutschland  , sondern, wie aus bei den Verhafteten ge» fundenen Hotelzetteln hervorgeht, auch in Innsbruck  » Verona  , im T r e n t i n o usw. DerBaron  " spielle den ungarischen Magnaten und bot Leuten, die Güter suchten, seine Rittergüter in Ungarn   an, obwohl er keine besitzt, lediglich um die Bekanntschaft vermögender Leute zu finden und in ihre Kreise Eingang zu bekommen. Er gab sich den Anschein eines schwerreichen Mannes und fuhr überall nur im Auto vor. Bei geselligen Zusammenkünften wußte er es dann geschickt dahin zu bringen, daß man ein Spielchen auflegte, und da- bei rupfte er die vertrauensseligen Spieler.
Polizeiliche Ueberwachung der Wartesäle. Die scharfe Kontrolle, die die Sicherheitspolizei neuerdings in der Neuen Schönhauser und den umliegenden Straßen ausübt, bat eine ungeahnte Folge gehabt. Die von dort vertriebenen Schieber haben sich verschiedene Wartesäle der Fernbahnhöfe als neuen Zu-
fluchtsort ausgesucht und belästigen dort die Reisenden so stark, daß die UeberwachungSabteilung der Eisenbahndireklion verschiedene Streiten und Patrouillen eigens dazu eingerichtet hat, um den Verkehr in den Wartesälen in den Nachtstunden besonders zu überwachen. Besonders schlimm sind die Wartesäle des Stettiner Bahnhofs, des Bahnhos» Charlottenburg  und des Bahnhofs Zoologischer Garten heimgesucht, in denen sich ein regelrechter Hehlerveriehr in den Nachistunden abwickelt. Die Schutzpolizei hat nunmehr ebenfalls sich zur ständigen Ueberwachung der einzelnen Wartesäle entschlossen, so daß zu hoffen ist, daß die Aufsichtsbehörde bald des Uebels Herr werden wird und die Reisenden, ohne Belästigungen fürchten zu müssen, die Ab» fahrtszeit der Züge abwarten können.
Tie Briefbestellung in den Vororte». Im Anschluß an die von der Oberpostdirettion Berlin   verfügten Einschränkungen der Briesbestellung in den Vor- orten hat die Handelskammer Berlin   mit der Postoerwaltung Verhandlungen geführt, um die Bestellgänge in den Vororten mit stärkerem geschäftlichen Charakter zu vermehren. Das Ergebnis dieser wiederholten mündlichen und schriftlichen Vorstellungen ist in einem Bescheide der Oberpostdirektion endgültig festgelegt. Hiernach werden in Schöneberg   seit 1. Oktober und in Charlotten. bürg seit 15. November werktäglich 4 Bestellungen, und zwar zwei vormittags und zwei nachmittags, ausgeführt. In Lichtenberg  finden in dem sogenannten Industrieviertel seit dem 1. Oktober werk- täglich drei um 7% und 10% vormittags sowie 12% nachmittags beginnende Bestellungen statt. Die Einrichtung einer vierten (Abend-) Bestellung liegt nicht im Bedürfnis, weil die Geschäftsräume der.Industriewerke zu der in Betracht kommenden Zeit bereits ge» schlössen sind. In dem übrigen Teil des Ortes werden drei Be- stellungen um 7% vormittags sowie 3� und 0% nachmittags be­ginnend ausgeführt. In Neukölln finden bereits seit 1015 vier Bestellungen statt. Eine Aenderung der Vestelleinrichtungen ist neuerdings nicht vorgenommen worden. In den übrigen Bor- orten ist an einer werktäglichen dreimaligen Be» st e l l u n g festgehalten worden, da auch eine erneut« Prüfung das bereits früher gewonnene Ergebnis gezeitigt hat, daß die Einrichtung einer vierten Bestellung nicht im dringenden allgemeinen Bedürfnis liegt. Die zweite Bestellung beginnt indessen, um den Wünschen der gewerbetreibenden Bevölkerung zu entsprechen, in L i ch t e r s e l d e, Friedenau   und Steglitz   bereits im Anschluß an die erste Be- stellung zwischen 10 und lOV� vormittags. Von weiteren Aenderun- gen hat die Oberpostdirektion abgejehen. Eine rote Kirchentnuhlliste" ist vom Bund religiöser Sozialisten auck, in Lickterfelde auf- gestellt worden, wo vie Berhälmisse für die Sozialisten nicht entfernt so günstig liegen wie in Neukölln. Den Auflakt zum Wahlkamps brackte kürzlich ein Vortrag de? Genossen Alfred D r e t e r i ch-Liivterfelde überArbeiter- religion", in dem der Begriff Religion auf seine uriprünglitSe Bedeutung, nämlich den natürlicken menscdlicken Gememscbails- und Solidaritätstrieb zu gegenfeiüyem Swutz und.Hilfe zurück­geführt und bewiesen wurde, daß Religion rn diesem Sinne beim Arbeiter in geradezu idealer Weise vorhanden und ausgebildet sei. So seien die Arbeiter die ridbtigen Erben der Reformation und einer Religionsgemeinschaft, deren einziaer Grundsatz Liebe und Tuldnng ist. Am 2t. Januar, alio zwei Tage vor der Kirchenwahl. spricht Genosse Pfarrer Lic. Dr. Auer über die Frage:Wie siebt der moderne Mensch zur Kirche?" Gen. Aner wird im Augenblick, wie viele noch nicht wissen, angeblichwegen Jnlehre" der Prozeß ge­macht, ratsächlich aber, weil er Sozialdemokrat ist. Alle Lichter» selber Genossen und Genossinnen, welche iür diese Frage Interesse bekunden, werden u», tatkräftige Unterstützung der freien Volks- kirchlichen Liste gebeten._ Entziehung der Erwerbslosenunterstützung. Vom Arbeitsloienrat Schöneberg erhalten wir folgende Zu- schrist: In K 10 des Statut» der Erwerbslofenfürsorg« Groß» Berlins   findet sich die Bestimmung, daß bei unentschuldigter Ber» fäumni» des ForlbildungsunterrichtS sowie bei.iinangemesfenein Verhalten" während der Unterrichtsstunden den Foribildungsichülein die Unterstützung ganz oder teilweise entzogen werden kann. Dieie Bestimmung wurde im Februar 1910 getrosten. Der HauviauS» schuß für Erwerbslosenfüriorge machie aus ihr bald eine Muß- Vorschrift, indem er die einzelnen Fürsorgestellen anwies, in ent» sprechenden Fällen den jugendlichen Sündern die Unicrsiützung zu entziehen, und zwar aus fecks Tage. Eine besondere Illustration erfuhr diele Praxis in Schö-ieberg in folgendem Fall: Ein Fort  -
Schweres Vlut. 17) Roman von ZuHanl Aha. Der Propst wich aus, sagte etwas anderes, als er beab- sichtigt hatte: Nachdem ja. nachdem sich Marja gesteift hat." Da müßten sich auch andere steifen, nicht bloß Marja." Immer verstand ihn der Propst noch nicht, er sagte nur: Was meinst du, Iuha?" Da kam es fast überstürzt aus Iuhas Munde: Ob die Männer des Kirchspiels zulassen wollen, daß sie hier so was verüben?" Du meinst?" Das muß einen Krieg geben!"" Iuha sah sofort aus den Mienen des Propstes, daß nichts mehr zu machen war. Einen Krieg kann das nun doch wohl nicht geben." Nein, gewiß nicht, gewiß nicht..." Nein, lieber Mann, doch keinen Krieg bist du des- wegen gekommen?" Zuerst war mir der blödsinnige Gedanke durch den Kopf geschossen, daß der Herr Propst den Botenstab herumschicken möchte, damit die Männer herbeikämen wi wie zu einer Wo Wolfsjagd." Iuha versuchte zu lachen, aber das Kinn zuckte ihm, und in den Augenwinkeln riß es. Nein, lieber Mann, das kann ich ja nicht, das geht durch- aus nicht, zumal, da vom König der Befehl gekommen ist, daß Grenzstreitigkeiten vermieden werden sollen, weil Friede zwi- schen"den Reichen herrscht." Ja gewiß... Darum ist es nicht möglich... gar nicht möglich von meiner Seite." Nein, gewiß nicht... also nicht?" Also war auch hier keine Hilfe. Dann kam sie auch anders- woher nicht. Iuha fühlte, wie ihn eine unsägliche, schmerzende Trauer erfüllte, als hätte er ohnmächtig umsinken müssen. Es mochte so kommen, daß er Marja in seinem Leben nicht wiedersah. Sollte es so kommen? Deswegen, weil zwischen den Reichen Frieden gehalten werden sollte? Wann ist früher nach so
etwa�esragt worden? Und fragte wohl der karelische Räuber Ich dachte, dies wäre eine gemeinschaftliche Sache, eine. die das ganze Kirchspiel anginge. Das schon, das schon, aber" Iuha saß noch da, obgleich er wohl schon hätte gehen sollen. Es wurde nichts mehr gesprochen. Der Propst schaukelte sich in seinem Stuhl und blickte hinaus. Dann muß ick wohl allein hingehen," sagte Iuha. Aber wenn dir unterwegs etwas zustößt?" Wenn auch, aber versucht werden muß es." Es lohnt sich nun doch nicht, das Leben dabei aufs Spiel zu setzen." Wenn ich Marja nicht zurückbekomme... dann mag es hingehen." Ist sie dir so lieb?" Gar so lieb, Herr Propst." Die Augen brannten ihm; der tiefe blaue, weiche Grund des Auges brannte glühend unter den buschigen Brauen. Der Herr Propst wüßte es... wenn es ihm selbst einmal so ergangen wäre. Der Propst war gerührt. «Ja gewiß, ich... gewiß, ja... und ich hätte ja geholfen, Iuha, kannst es glauben, daß ich geholfen hätte, wenn ich es könnte. Aber du wirst verstehen, daß man sich dem Befehl der Obrigkeit nicht widersetzen darf." Nein, gewiß nicht.. Es trieb Iuha fort, vor seiner eigenen Rührung fort, um das Zittern seines Kinns zu verbergen. Nein, gewiß nicht, gewiß nicht! Er glaubte, was der Propst gesagt hatte. Es war ja doch nichts zu machen, wo es der Befehl des Königs war. Der war wohl da, der war wohl da. Was hätte er es sonst gesagt, wenn er nicht dagewesen wäre. Iuha saß wieder in seinem Boot, mit der Spitze nach seinem Gehöft zu. mit der Kirche und der Pfarre achteraus. ... Das trifft sich doch seltsam, daß das Verbot der Obrig- keit gerade kommen mußte, wo sie mir Marja weggeholt haben. So etwas hat es früher nicht gegeben. Der Pfarrhof war nicht mehr zu sehen, das Kirchdorf war hinter dem Wald verschwunden. Ein starker Gegenwind wehte von der großen Seestäche in den Eingang des Sundes. Die Dullen knarrten, die Spitze des Bootes' platschte von einer Welle auf die andere. Vergebliche Mühe, vergebliche Fahrt, verlorene Zeit. Das
ist es nicht, es gibt keine solchen Befehle und Berbote. Es ist ihnen gleichgültig, wenn sie es auch nicht sagen mögen. Was liegt ihnen an Marja? Höhnen in ihrem Sinn, daß es so ge- kommen ist.Das ist das Ende vom Lied!" Wäre es die Frau des Propstes oder auch nur irgendeine reiche Bäuerin, dann wäre schon die Hälfte des Kirchspiels hinter dem Wosse her. Was liegt irgend jemand an Marza der Fremden, Dunkeln. Gehörte sie einem anderen und nicht dem Rajakorpi-Iuha, dem krummbeinigen, mürrischen, der nicht zu schwänzeln und zu scharwenzeln versteht... Aber ich brauche ihre Hilfe nicht, ich hole sie mit eigenen Händen zurück, ich schlage den Schemeikka tot, ich drehe ihm den Hals um wie einem Schaf, daß er die Zunge aus dem Maule speit, ich zerbreche ihm die Beine, mit einem Knacks...! Und die Spitze des Bootes sagte dazu, in die Wellen stoßend? tu das, tu das! Einer von uns, er oder ich! Und einerlei, wenn auch beide wenn ich Marja nicht lebendig finde... wenn er ihr etwas angetan hat... Und während Iuha ruderte, wurde es ihm allmählich klar, was er zu tun hatte. Man ist früber in den Kriegsfahren auch den Spuren der gefangen Weggeschleppten gefolgt, nach Zeichen, die sie am Wege hinterließen. Auch Marja konnte solche hinterlassen baben, auch andere Zeichen, da sie schon ihr Tuch am Ufer gelassen hatte. Am Ziele angelangt, spürte man früher wochenlang nach das kann ich ja auch tun. Gehöfte wurden in Brand gesteckt, ich kann sie auch anstecken. Da wird Marja schon erraten, wer sie angezündet hat...' Als Iuha heim kam, sah er, daß ftch seine Mutter da schon als Wirtin eingericbtet hatte, daß sie Marjas Arbeiten besorgte wie ihre eigenen. Sie bemühte sich auch nicht, ibre Zufrieden» heit zu verbergen. Die Magd trippelte in ihrer Angst hin und her, die Augen voll Tränen. Nachdem Iuha ein wenig gegessen hatte, holte er seine Büchse und sein übriges Jagdzeug aus dem Speicher in die Stube und begann es zurecht zu machen. Danach suchte er seine Dachs?elltasche hervor und reichte sie seiner Mutter: Fllll sie so viel, wie hineingeht Renntierzunge und gedörrtes Hafermehl." Gehst du auf die Jagd?" Nein." Ich dachte, wsil du dich so rüstest." Als die Mutter die gefüllte Tasche gebracht hatte, sagte Iuha: (Forts, solpt.)