Str. 41 38. Jahrgang Ausgabe A nr. 21
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Mittwoch, den 26. Januar 1921
Aus Paris erhalten wir folgendes Telegramm: Jch grüße die mufige Darlegung Eduard Bernsteins über die Beziehungen zwischen den Bolschewisi und dem kaiserlich deutschen Generalstab. Mit aller Energie unterstütze ich das Berlangen nach einer unparteiischen Untersuchung und erkläre mich bereit, vor einem Organe dieser Untersuchung auszusagen. Ich schlage vor, diesem Organe internationalen Charakter zu geben.
Alexander& erenity.
Der Unterzeichner ist der Ministerpräsident der ersten allrussischen Republik . Bekanntlich verlangt auch eine fommunistische Anfrage im Reichstag Aufklärung und Gen. Eduard Bernstein hat die Bolschewiki eingeladen, ihm durch eine Klage Gelegenheit zum Beweis der von ihm aufgestellten Bes hauptungen zu geben. Wir dürfen wohl annehmen, daß A. Kerensky auch bereit sein würde, vor einem beutschen Gericht auszusagen. Seine Anregung zielt wohl dahin, dem Beauftragten die Rechte eines Diplomaten einzuräumen.
Eine Erklärung Bernsteins.
In kommunistischen und nationalistischen Blättern wird die Behauptung aufgestellt, meine Angaben über die großen Summen, die Benin und Gen offen 1917 für ihre Attionen in Rußland aus Mitteln des faiserlichen Deutschland empfangen haben, fußten lediglich auf den Veröffentlichungen der Ententeregierungen über diese Frage bzw. den von dem Untersuchungsausschuß der Bereinigten Staaten in Washington veröffentlichten angeblichen 57 Dokumenten über die deutschbolschewiflische Berschwörung( die
fog. Siffon- Urtunden).
aus festgestellt war, nicht meinerseits zum Gegenstand von Angriffen zu machen. Erit als ich in neuester Zeit wiederum von durchaus unverdächtigen und gutunterrichteten Deutschen das mir Ende 1917 Mitgeteilte bestätigt erhielt und dazu erfuhr, um welche gewaltigen Summen es fich damals gehandelt hat, habe ich es für meine Pflicht gehalten, die Sache vor die Deffentlichkeit, und zwar insbesondere vor die sozialistische Internationale zu bringen.
Der tommunistische Abgeordnete Düwell hat nun die Frage an die Reichsregierung gerichtet, ob ihr mein Artikel zur Stenntnis gekommen ist und was sie zur Nachprüfung meiner Be hauptungen zu tun gedente. Das nötigt mich, zunächst einmal die Antwort der Regierung abzuwarten, ehe ich mich über die Bewertung dieses Vorgehens äußere, das man von einem Kommunisten in solcher Sache zuletzt hätte erwarten sollen. Im Augenblid be. schränke ich mich auf die Erklärung, daß ich die Sache nicht zur Sprache gebracht habe, um sie wieder einschlafen oder auf ein falsches Geleife fchieben zu laffen. Die Frage muß viel be stimmter, viel mehr gerade heraus formuliert werden. Ed. Bernstein.
Grie) t.
Unsere Militaristen gefallen sich in letzter Zeit darin, vor den Rorrespondenten ausländischer Blätter mit ihrer Weisheit zu glänzen. So hat Herr Escherich neuerdings einem amerita nischen Korrespondenten sein Herz ausgeschüttet, wobei er seine üblichen Redensarten über die Harmlosigkeit der Orgesch zum wievielten?-Male wiederholte und die Orgesch sogar als eine ausgleichende Organisation in de motratifchem(?) Sinne" verherrlichte. Herr Escherich mag noch so oft das Bild Braris fommt es doch immer wieder in unverfälscht reaktio der Orgesch mit seinem Phrasenbrei überschmieren, in der närem Glanze zum Borschein.
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Das teure Brot.
Wie wir zuverlässig erfahren, hat das Reichs minia Nerium für Ernährung und Landwirtschaft fich entschlossen, für die nächste Ernte folgende Mindesta preise in Borschlag zu bringen: Roggen 2050 21.( bisheriger Höchstpreis 1430 m.), Gerste und Hafer 2050 m. ( bisher 1380 m.) und Weizen 2255 2.( bisher 1570 m.) je Tonne. Enffprechend dem bisher geübten Verfahren find dies Mindestpreise, die dem Landwirt für seine Erzeugnisse in jedem Falle zu gewähren find. Sollte sich eine weitere Erhöhung der Selbstkosten herausstellen, so werden die Preise wie im Vorjahr unmittelbar vor der Ernte erhöht und gelten daun als Höchstpreise. Der Borschlag wird demnächst dea Ernährungsministern der Länder unterbreitet werden.
Nichts fennzeichnet den Abstieg, den unsere Ernährungswirtschaft seit ihrer vorzüglichen Leitung durch Hermes ges nommen hat, als die Tatsache, daß man sich jetzt genötigt sieht, den Mindestpreis für Getreide der nächsten Ernte gegen den jezigen Höchstpreis um mehr als 40 Bro3. berauf aufezen. Seit Wochen erklärte das Ernährungsministerium der Deffentlichkeit, daß eine Erhöhung des Brotpreises bis zur nächsten Ernte nicht in Frage tomme. Indessen macht es bereits Versprechungen an die Landwirte, die es vielleicht nie wird halten können.
boten werden tann, in einer Zeit rüd läufiger WeltDenn es ist schon eine Leichtfertigteit, die nicht gut übermarttpreise die inländischen Getreidepreise noch weiter in die Höhe zu treiben. Seit Anfang dieses Jahres bewegt fich die Baluta günftig für uns. Dazu kommt die Absatzkrise am Weltmarkt, die nicht nur die Breife, sondern auch die Frachtraten für ausländisches Getreide wesentlich finfen ließ. sinkenden Weltmarktpreifen anpaffen. Nun tann man wohl Ebenso müssen sich die Preise für industrielle Produkte den der Ansicht sein, daß diese Besserung der Baluta nicht von Marktlage erst einmal die Entwidelung der allges Dauer ist; gleichwohl ist es erforderlich, in einer Zeit unsicherer meinen Preisverhältnisse abzuwarten. So hanbelt jeder Kaufmann, der nur auf seinen Gewinn Rücksicht Aut feit Europas gegen den Bolsche wismus, und er nehmen hat. Für Herrn Hermes, der doch auch Minister hat ja auch alles Recht dazu. Denn um die Einigkeit Europas für die Ernährung, nicht nur für die Agrarier sein sollte, hat sich Ludendorff von 1914 bis 1918 das denkbar größte Ber - scheint es diese Erwägungen nicht zu geben. Dienst erworben! Daß aber Ludendorff durchaus den Bolschewismus vernichten will, finden wir pervers. So grausam darf Mindestpreisen entsprechen wird, den Brotpreis nicht auch Es ist aber undenkbar, daß die Preiserhöhung, die diesen doch ein Vater gegen sein eigenes Kind nicht vorgehen, in die Höhe treibt. Schon die legte Preisfestsegung für Genamentlich wenn er, wie Ludendorff , diesem Kind, als es noch treide hat ja gezeigt, daß es bei den Mindestpreisen nicht in zarteftem Alter war, so sorgsambie Wege geebnet bleibt, sondern daß man getrost mit bedeutend größeren Preishat. erhöhungen rechnen kann. Damals machte man einen Mindestpreis von 1000 m. pro Tonne Roggen, der sich nach den Beränderungen der Inderziffern, auf denen sie sich aufbauten, auf 1300 m. hätte erhöhen müssen, der endgültige Preis lag aber noch um etwa 100 m. barüber. Dazu kamen dann noch, um eine Ernährungskatastrophe zu vermeiden, die
Diese Unterstellung ist ganz und gar aus der Luft gegriffen. Die bezüglichen Veröffentlichungen der Ententepreffe unb bes Washingtoner Informationsbureaus erschienen im Sommer 1918, wie ich aber schon in meinem ersten Artikel über dieses Geldver. Er hat in seiner Villa zu seiner durch Arnold Rechberg verBo Escherich redet, tann Ludendorff nicht schweigen. hältnis gefagt habe, reichen meine Informationen über es auf öffentlichten Denkschrift einem Schweizer Journalisten längere Ende 1917 zurück, und ich füge hinzu, daß ich sie von Deutschen Mitteilungen gemacht. Herr Ludendorff predigt die Einig und obendrein sehr national" gesinnten Deutschen hatte. Da ich aber damals nichts Genaues über die Höhe der Summen erfuhr, beschränkte ich mich darauf, meine engeren politischen Freunde von dem mir Mitgeteilten in Renntnis zu sehen, hielt es aber nicht für genügend, mit ihm an die Deffentlichkeit zu gehen. Die Veröffent lichungen der Ententedokumente haben mich nicht veranlassen fönnen, mein Berhalten zu ändern. Ich habe die ganze Zeit des Krieges über den Grundfah beobachtet, folche Anschuldigungen der Ententepresse, wenn ihre Richtigkeit nicht über allen Zweifel hin
Die Entwaffnungsfrage. Jeinerseits langfristige Kredite bewilligen müffe, daß aber auch andererseits Desterreich Garantien liefern müsse hinsichtlich Baris, 25. Januar. ( TU.) Die militärischen, Marine- und der Berwaltung seiner Finanzen und der Reorganisation der aeronautischen Sachverständigen haben heute morgen unter dem Bor - öffentlichen Dienste, namentlich des Berkehrswesens. Nach dem Frühdruschprämien. Auch sie haben das Gesamtbild der Erfitz des Marschalls Foch in dem Bureau des franzöfifchen General- Temps" muß man Desterreich für das laufende Jahr einen fabs eine Sigung abgehalten. Drei Berichte werden abgefaßt wer- Krebit von 80 millionen Dollar gewähren, wovon 60 Millionen den, ein militärischer, ein aeronautischer und ein Bericht über die auf Lebensmittel und 20 Millionen auf Rohmaterialien entfallen. Marine. Die drei Berichte werden dann in einen einzigen 3u- Im ganzen handele es sich für fünf Jahre um einen Krebit von jammengefaßt werden, der am Mittwoch der Konferenz unter- 250 Millionen Dollar. breitet werden soll.
Paris , 25. Januar. Nach dem„ Journal des Débats " spricht man wieder von Forfaits und von einer Gesamtfumme von 85 milliarden Goldmark ohn Jinfen.
nährung nicht beeinflussen fönnen. Und so blieb dem Minister Hermes, der eine Berbilligung der landwirtIhaftlichen Erzeugung durch Sozialisierung der Stickstoffindustrie für überflüssig hält, nichts anderes übrig, als im Reichstag zu erklären, daß die enormen FehlKein Oberschlesienschacher! mengen in der Getreideablieferung durch Einfuhren erfegt werden müßten. Der Minister erschöpft also die LätigRattowig, 25. Januar. ( Dena.) Der„ Oberschlesische Wande- feit feines großen Amtes in einer Aufgabe, die früher ebenjo Der Bariser Sonderberichterstatter der„ Central News" will rer" bringt einen eigenen Drahtbericht aus Rotterdam , in dem es gut von dem Einfuhrkommissar dersehen wurde! beißt: erfahren haben, daß in der heutigen Sigung der militärischen SachRechnet man aber auch nur mit einer Erhöhung der verständigen beschlossen worden ist, von Deutschland die Ausfitel der Londoner Daily Mail" viel befprodjen, der folgende ein schwerer Schlag nicht nur gegen die Intereffen der induIn den Kreisen der Entenfediplomatie wurde gestern ein Ar- Höchstpreise auf die jetzt bekannten Zahlen, so ist schon das lieferung mehrerer tausend Kleinkalibriger Kanonen, von Stelle enthält: Jn Paris mag man den Polen Ober- ftriellen Arbeiterschaft, sondern auch gegen die Finanz1½ Millionen Gewehren und von Flugzeugmaterial zu verlangen. ichlesien periprochen haben. Das Bersprechen fann aber Die Einwohnerwehren müssen innerhalb dreier Monate teineswegs eingelöst werden, wenn es nicht einen Stein aus dem Politik des Reiches. An eine Erhöhung der Produktion aufgelöst werden. Bei Nichtausführung dieser Bestimmungen Friedensvertrage herausbrechen soll. Dem Friedensvertrag gemäß durch Anreizpreife glaubt doch heute kein Mensch mehr. Also würden die alliierten Truppen zur Befehung des Ruhr- foll das Selbstbestimmungsrecht der oberschlesischen Be- bedeutet diese Preisfeftfezung nichts anderes als eine weitere gebietes schreiten. vöfferung die Entscheidung bringen. Die Sicherheit der Entwertung des Geldes, die im legten Ende wieder auf das Stimmberechtigung muß gewahrt bleiben, das ist Reich zurückfällt. Neue Lohnbewegungen, Gehaltsforderunvertragliche Pflicht der Alliierten. Wenn einer unie- gen und Steigerungen der Warenpreise müssen kommen. Zwar Paris , 25. Januar. ( TU.) Die Vormittagsßigung der Kon- rer Berbündeten nicht in der Lage ist, diefe Sicherheit, fowle Ruhe wird das Reich, wenn die inländischen Getreidepreise mehr als ferenz dauerte von 11 bis 7 Uhr. Auf der Tagesordnung fand die und Ordnung während der Abſtimmung zu gewähreiffen, dat die Hälfte der Weltmarktpreise betragen, seine Zuschüsse zur Beratung über die ernste Lage in Defterreich und die Maßnahmen, müffen andere Staaten die Ausführung dieser Aufgabe über die ergriffen werden sollen, um Defterreich fofort zu Hilfe zu fom- nehmen, nicht aber darf durch irgendeine machenschaft die Einlösung Berbilligung der Lebensmittel einschränken können. Aber was dadurch eingespart wirb, muß boppelt und dreifach für: men. Die Konferenz hat eine Kommiffion eingefeht, die nachmittags des Beripredens erzwungen werden." zufammentritt, um sofort über die nötigen Maßnahmen zu be Der Oberschlesische Wanderer" schreibt dazu: Diefe, Eut- erhöhte Löhne und Gehälter, Renten, Erwerbslosenfürsorge fchließen, mit denen Desterreich zu Hilfe gekommen werden foll. Man büllungen machen uns Oberschleiern vieles erklärlich!" ufw. aufgewendet werden und für die höheren Preise, die versichert, daß die Konferenz heute noch beschließen wird, Ocfferreich Nach einer weiteren Dena- Meldung follen Engländer und die Industrie für die Lieferungen an den Staat verlangt. mit Hilfe einer inferalliierten Anleihe zu gestatten, feine finan- 3fallener die Grenzsperre gegen Polen durchführen. zielle Cage wieder in Ordnung zu bringen. Der Kommission gehören an für Frankreich Minister Coucheur, für England Sir Robert Horne, für Italien Giannini.
Defterreich.
Soll diese Schraube ohne Ende einmal angehalten merben, so ist ein Preisabbau erforderlich. Statt dessen Minister Dr. Simons erinnert in einer durch WIB. ver trifft man heute die Borbereitungen zu einer allgemeinen ablaufende Eintragungsfrist ja nicht zu verfäumen. breiteten Aeußerung alle Oberschlesier daran, die am 3. Februar Preiserhöhung und dabei an einer Stelle, die gerade die minderbemittelte Bevölkerung am schwersten
Paris , 25. Januar. ( Havas.) Hinsichtlich der Unterstübung Defterreichs wurde der Standpuntt vertreten, daß, um die Lage normal zu gestalten, es notwendig fei, ein vollständiges Nach einer Entscheidung von interalliierter Sette verlieren belastet. Gegen diefe von amtlicher Stelle begünstigte PreisHilfsprogramm aufzuftellen. Die Wiener Abteilung der Personen dadurch, daß fie bereits an der Abstimmung in Oft treiberei muß entschiedener Protest erhoben werden. Der erst Reparationsfommiffion hat einen allgemeinen Blan ausgearbeitet, preußen teilgenommen haben, nicht die Abstimmungsberechti- fürzlich eingebrachte Antrag des Kalisyndicates auf Etaber auch die franzöfifche Regierung hat durch Sachverständige ble gung in Oberschlesien , wenn fie feit dem 1. Januar 1904 ohne Unterhöhung der Breife um 50 Bro3. läßt darauf schließen, daß Lage prüfen laffen. Die Frage fei so gestellt, daß man Desterreich i brechung im Abstimmungsgebiet gewohnt haben. Industrie und Landwirtschaft hier miteinander im Bunde sind.