Nr. 4t ♦SS.�ofytgoftg
Seilage ües vorwärts
Seht die Wählerlisten ein!
GroßBerlw Ausweg aus üer Milchnot? Wir alle kennen zur Genüge die Milchknoppheit in Berlin . Vor dem Krieg kamen täglich VA Millionen Liter Milch hierher— jetzt dagegen beträgt die Zufuhr nicht mehr als 165 000 Liter pro Tag. Genau doppelt soviel, pro Tag 330 000 Liter, wären er- forderlich, wenn auch nur der von der Rcichsfettstelle den Berlinern als»Existenzminimum" zugebilligte Milchoerbrauch erreicht werden sollte. Höchstens in der Zeit von Mai bis Mitte August wird diese Milchmenge pro Tag nach Verlin geliefert, sonst aber bleibt die Zufuhr weit hinter dem gewiß bescheidenen»Existenzminimum" zurück, daß sogar an ihm für das ganze Jahr noch 12 Millionen Liter fehlen. Als Ersatz mußte bisher die kondensierte Milch dienen, die für ältere Kinder und für Kranke verteilt wird. Sie ist nur so teuer, daß sie sehr oft keine Abnehmer findet. Jetzt wird an Abhilfe auf anderem Wege gedacht, an Trockenmilch, die als Milchpuloer in großen Mengen aus Neuseeland eingeführt und bei uns durch ein besondere« Verfahren wieder in trinkbar« Milch verwandelt werden soll. Die nötigen Versuche sind von privater Seite angestellt worden, aber auf Deranlasiung der Reichsfettstelle und mit Unterstützung selten» de» Berliner Milchamtes. In der Meierei Bolle, deren Be- trieb schon seit längerer Zeit von der Stadt»beschlagnahmt" ist, hatten wir gestern Gelegenheit, uns die Gewinnung der Milch zeigen zu lasten und von ihr zu kosten. Da» Verfahren besteht in weiter nichts als einer Derrührung des Milchpulvers mit erhitztem Wasser, doch ermöglichen die dazu benutzten Apparate«ine so voll» kommen gleichmäßige Verteilung des Fett- und Käsegehaltes, wie sie von der Hauefrau selber in ihrem Milchtopf niemals zustand« gebracht werden könnt«. Die von uns gekostete Milch war gleich- wertig einer frischen Vollmilch und hatte einen an- genehmen Geschmack, der etwas an pasteurisierte Milch erinnerte. Es handelt sich nicht um ein Produkt, da» man als.Ersatz" be- zeichnen müßte, sondern um richtige Kuhmilch, in der nur da» durch Trocknung entzogene Wasser wiederersetzt worden ist. In Groß-Berlin haben jetzt 420 000 Personen die Berechtigung zum Bezug von Milch für Kranke, doch oft genug fehlt die Milch für sie. Mit Hilf« der au» Milchpulver gewonnenen Milch hofft man olle diese Kranken beliefern zu können, so daß die nach Berlin gelangend« frische Milch ganz den Säuglingen und Kleinkindern vorbehalten bliebe. Erwartet wird sogar, daß durch die Herstellung trinkbarer Milch au » Milchpuloer noch eine Belieferung aller Kinder bi« zu IL Jahren ermöglicht werden könnt«. Man rechnet mit regelmäßigen Zufuhren so großer Mengen Milchpulver, daß eine Stockung der Produktion dieser Milch nicht zu befürchten sei.
Um öle Lustbarteitssteuer. Vorschläge der Iheaterdirekkoren und konzerlkünsller. Der Steuerausschuß der Stadtverordnetenversammlung hat gestern die erste Lesung der Lustbarkeitssteuer fortgesetzt, dann aber die Beratung der vorliegenden Ordnung abgebrochen und den Magistrat um Vorlage einer Steuerordnung auf Grund der Alt- Berliner Lustbarkeitssteuer ersucht. Von sozialdemokratischer Seite wurde darauf hingewiesen, daß vom Reich der Erlaß einer L u st b a r- keitssteuerordnung zu erwarten sei und daß es sich empfehle, die endgültige Entscheidung der Lustbarkeitssteuerfrage bi» dahin zu vertagen und sich inzwischen mit einem Provisorium zu behelfcn. Auch vom Magistrat wurde betont, daß die vorliegend« Steuerord- nung nur«in Interimistikum darstelle und zunächst nur«in« Verein- beitlichung und Ausdehnung der Alt-Berltner Steuerordnung auf Groß-Berlin bezwecke. Vom Ausschuß wurde dieser Gedanke aufgegriffen und be-
antragt, die infolge der in Reich und Staat ungeklärten Frage der Bergnügungssteuer in der Luft schwebende neue Steuervorlage ganz- lich aufzuschieben und dafür die Alt-Berliner Steuerordnung vorn 6. Februar 1920 der Vereinheitlichung zugrunde zu legen. Der Aus- schuß beschloß demgemäß, den Magistrat zu ersuchen, zur nächsten Sitzung am Freitag eine neue Borlage auf Grund der alten Steuerordnung zu unterbreiten mit den vom Ausschuß gewünschten Aenderunggp und vom Magistrat selbst gewünschten technischen Erweiterungen, die sich in erster Reihe auf die Besteue- rung der Theater, Zirkusse und Automaten, auf eine bessere Bestim-
Geffentl. Wählerversammlungen am heukigen Mkkwoch, abends 7 Uhr: Rudow . Lokal Fenner, Vismarckstr. 65. Referent: Jakob Altmaier . Morgen, Donnerstag, den 27. Januar, abends 7 Uhr: 2. kreis. Tiergarten. Anla der Oberrealschule, Waldenser Str. SO Reierent: Heinrich S t r ö b e l.— Aula der Schule am Slepbanplatz. Referent: Gustav Heller. Pankow.»Zum Kurkürsten", Berliner Str. 102. Referent: LegationS- rat Dr. Zechlin. Ulederschönhausen. Aula deS LhzeumS, Äaiser-Wilhelm-Str. 69. Reiereni: Robert Breuer . Rorslgwalde-Mtteoau. Lokal Fritz Schulze , Oranienburger Str. 89. Referent: Erich Kuttner . Rosenthal. Lokal Schneider, Hauptstr. 8. Referent: Friedrich Bartels. Spandan. Konkordia-Festsäle, Klosterstr. 13/lö. Referent: Kurt H e i n i g. Tbema in diesen Versammlungen: »Die Verdienste der hohenzoller« in und an Preußen". Vuckow. Lokal Schul, , Chausseestr. 9. Tbema:»Sozialdemokratie und Landtagsivahlen". Referent: Rektor Bose.
mung des Begriffs„Kabaretts" und Freistellung der vom Staat und der Stadt unterstützten Theater beziehen. Die neu« vereinfacht« Steuerordnung soll dann beschleunigt beraten und mit beschränkter Frist, etwa höchstens ein Jahr, zur Annahme empfohlen werden. Zu Beginn der Sitzung hörte der Steuerausschuß in dreistün- diger Besprechung die Vertreter de« Verbandes der Ber - liner Bühnenleiter und des Verbandes der konzertle- renden Künstler Deutschlands . Es wurde die Frage der Be- steuerung des Besuches von Theatern und Konzerten«ingehend be» handelt und eine Reih« von Punkten und Vorschlägen besprochen. Der Möröer Singhs gesteht Sie Tat. Nach dem Geständnis seines Komplizen, des Drehers Körwin, hat auch der Kraftwagenführer Arnold die Tat ringe st an- den. Er gibt an, daß er nicht die Absicht gehabt habe, den Inder zu töten, sondern ihm nur, wie er mit seiner Gellebten, der Frau Singh, verabredet hatte,«inen tüchtigen Denkzettel zu geben. Die Berletzungen am Kopf rühren seiner Darstellung nach nicht von einem Schlag mit der Zange, sondern von kräftigen Faust- schlägen her. Wie er angibt, ist der Inder erwacht, als er sich über ihn gebeugt habe, und noch bevor er dazu gekommen fei, die Aetherbetäubung vorzunehmen. Singh habe ihm mit der einen Hand die Blendlaterne aus feiner Hand geschlagen und mit der anderen nach seiner Kehle gegriffen. Er habe dem Manne, der sich im Bette aufgerichtet hatte, einen Faustschlag auf den Kopf oersetzt, daß er zurückgefallen und regungslos liegengeblieben fei. Körwin hat auch das durch den Kampf der beiden Männer entstan- dene Geräusch im Schlafzimmer draußen wahrgenommen. Um so auffälliger ist es, daß in der Wohnung selbst von den ganzen Vor- gängen nichts gehört worden ist. F r a u S i n g h ist zweifellos Ohrenzeugin des Eindringens ihres Geliebten und des Verbrechens gewesen. Sie hatte sich erst kurz vorher im Schlafzimmer der Ellern
Schweres Vlut. 2 1] Roman von ZuHanl«ho. Marsa stand nicht weit davon im Gebüsch und verfolgte Schemeikkas Tun mit den Augen... Sie wollte ihn zuerst überraschen, von hinten kommen, ihn mit den Armen um- schlingen. Aber plötzlich fuhr sie zusammen, als sie den Aus- druck in Schemeikkas Gesicht gewahrte. War er erzürnt? Weshalb war er erzürnt? Auf wen? Auf mich? Warum hat er das Laub weggerissen? Der Ausdruck in seinen Augen ist kalt, fast wild. Er hat Hunger! kam es sogleich wie Freude über Marsa. als sie sah, wie Schemeikka sich unzufrieden und mit saurer Miene über den Brotranft hermachte. Der Aermste hat ja Hunger! Der liebe Kerl nagt ja an einem trockenen Ranft und weiß nicht... er weiß nicht, daß ich eine Fischsuppe und im Schoß ein Körbchen mit Beeren für ihn habe. Und je mehr sich Schemeikkas Antlitz verfinsterte, desto munterer wurde Marja. »Schmeckt es nicht?" hörte es Schemeikka irgendwo in der Nähe auflachen. Zugleich bemerkte er Marja in dem Ge- büsch. Dem gereizten Auge erschien sie alt. häßlich, dickbäuchig. „Na, was lachst du denn?" Marja lachte noch herzlicher, indem sie an die freudige Ueberraschung dachte, die sie ihm bereiten würde.> „Ueber dein Esten lache ich, armer Mann. Hast du denn nichts als das..." � Schemeikka antwortete nicht, er kaut« wütend den Bisten im Munde und spie zugleich die eine Hälfte aus. »Hier wäre etwas, wenn es dir nicht zu gering scheint." knirte Marja von dem Steine her und hob das Kästchen mit der Suppe aus seinem Bersteck. »Was hast du da?" »Ein wenig gekochte Forellen hätte ich." »Wo hast du denn die der? »Laß dich das nicht kümmern, versuch nur, wie sie schmecken." Schemeikka nahm das Kästchen aus Marsas Hand, trank von der Suppe und schob sich mit dem Umrührhölzchen ein Stück Forelle in den Mund. »Die hast du denn aber die Forellen gekriegt?"
»Ich fand in deinem Hut eine Angelleine, und«ine Rute habe ich mir dort am Ufer gebrochen." Schemeikka aß, gierig, schlürfend. Marja wartete, daß er sie auch aufforderte. Nicht, weil sie hungrig gewesen wäre. sondern nur, damit er sie aufgefordert hätte— wie Juha, der sie immer aufforderte, der nie gegessen hätte, solange der andere nickt aß. und wenn er selbst noch so hungrig gewesen wäre. Und immer noch hat er den kalten, fast zornigen Blick. Und weshalb hatte er das Laub vom Boot gerissen, obwohl es ihm nicht im Wege war? Will er mich vielleicht nicht weiter mitnehmen? Sie hörte Schemeikka aufstehen und stand selber auch aus, Als sie aber dann Schemeikka ansah, war er verändert. Er strick den Bart, auf dem Gesicht den zufriedenen Ausdruck des Satten. Sogleich glaubte Marja, daß sie sich geirrt habe. Cr war müde gewesen und hatte Hunger gehabt. Und sie war so gerührt, daß sie ihm um den Hals hätte fallen können. Doch sagte sie nur, ihm das Veerenkörbchen anbietend: »Hier wäre noch etwas.. »Haft du noch Beeren? Wann hast du die denn gepflückt?" »Während du schliefst." »Habe ich lange geschlafen?" »Ach nein, nur so lange, daß ich sie gut pflücken konnte." »Deine Beeren sind süß, und ausgezeichnet war auch deine Suppe." Schemeikka aß, während Maria das Körbchen vor ihn hinhiell. Und sie erschien ihm nicht lönger häßlich und ihr Körper nicht unförmlich, nachdem sie die Schürze herabge- lassen hatte. »Iß du auch... ich kann nicht alles." »Ich habe schon beim Pflücken gegessen. Wenn etwas übrig bleibt..." Marja bebte über den ganzen Leib, sie wollte etwa» sagen, brachte es aber nicht heraus— nahm ihre letzten Kräfte zusammen und sagte endlich: »... und wenn etwas übrig bleibt, kannst du es ja«in andermal brauchen. »Und du?" Schemeikka hatte den Arm um sie geschlungen. „Ich brauche ja nichts." „Nicht? Weshalb nicht?" „Ich habe von hier einen kürzeren Weg als du." Marja versuchte sich loszumachen. Aber chr zarter, weicher
auf das Sofa gelegt und die Zeitung gelesen. Trotzdem behauptet sie nach wie vor, nichts von dem Verbrechen gehört zu haben.
Der Prinz, öer nichts über Wohnungsnot gelesen... Prinz Friedrich Leopold (Vater) hat sich bald nach der Re- volution in Lugano in der Schweiz angekauft. Seine großen Be- sitzungen in Kleinglienicke sind zum Teil, da der Prinz auch Dienerschaft mitgenommen hat, unbewohnt. Das Jagdschloß, das allein über 65 Zimmer enthält, wird nur von der ge- schiedenen Prinzessin Margarete und der Dienerschaft bewohnt. Auch mehrere Beamtenwohnhäuser standen längere Zell leer, trotz- dem der Amtsoorsteher von Kleinglienicke in den Amtsblättern die Anmeldung leerstehender Wohnungen mehrfach- angeordnet hatte. Der Prinz reagierte nicht darauf und schließlich erstattete der Amts- Vorsteher Anzeige wegen Richtanmeldung leer- stehender Wohnungen. Der Prinz erhiell einen Straf- b e f e h l über 600 M.. auch wurde zur Beschlagnahme der leerstehenden Wohnungen geschritten. Der Prinz Friedrich Leo- pold ließ durch seinen Rechtsbeistand vor dem Potsdamer Schöffen» geeicht Einspruch erheben. Sein Verteidiger mochte geltend, daß der Prinz weder von den Verordnungen de» zuständigen Amts- Vorstehers noch von Verordnungen des Reichsmwister» für das Wohnungswesen„etwas gelesen" habe. Diese etwas sonder- baren Ausreden ließ das Schöffengericht gellen: der Prinz wurde freigesprochen und die Kosten der Staatskasse auferlegt. Der Freispruch erfolgte wegen entschuldbaren Irrtums. Wir wollen danach als sicher annehmen, daß das Potsdamer Schöffengericht auch jeden armen Teufel wegen„entschuldbaren Irrtums" freispricht, wenn er sich gegen eine Verfügung vergangen hat, über die er nie„etwas gelesen". Bei solcher Justiz wird sich das Leben in Potsdam für jeden unzweifelhaft paradiesisch gestalten. Ein Hoffmann-Keller. Ecke Französische und Charlottenstraße, mit dem Blick auf den Gendarmenmarkt, ein von den Stürmen vieler Jahre geschwärztes Haus. An der Stirnseite das nachgedunkelte Schild mit der verblaß- ten Goldschrist„Lutter und W e g n e r". Die Lokalberühmtheit ober ist der Keller, den man von der Charlottenstraße aus aist ausgetretenen, steil hinab führenden Stufen betritt. Nicht nur Berlln, sondern auch das etwas belesene Deutschland kennt diesen Keller, in dem es sich der alte E. T. A. H o f f m a n n je nach der Fülle seines Geldbeutels und nach der Güte der alten Rheinjahrgänge wohl fein ließ. Das dunkle Asyl der Weine und der weinliebenden Alt-Berllner ist noch genau so geschwärzt, verräuchert, wie e« zu Hoffmanns betulichen Zeiten war. Es stehen noch alle Tische dort. zerschnitten und zerkratzt und wenn man auch nicht nachforschen oll, ob sie wirklich aus der Zeit des sonderbaren Dichters stammen, o tragen sie doch dazu bei, dem Keller den Charakter als ganz ab- önderlichen zu verleihen. Man geht rechte und links und überall ind Winkel und jetzt hat man einen dieser'Winkel durchbrochen und ihn, der früher ein Lager alter Weine war. zu einem besonderen Raum, der dem Andenken Hoffmanns geweiht ist, umgestaltet. Mit einfachsten Mitteln hat der Architekt, Diplom-Ingenieur Max K u t t< ner, den Raum ganz im Sinne jener Zeit ausgestaltet, die den alten Phantasten, Dichter und Weinkenner hervorbrachte. Paneel« umgeben die schmalen Wände. Wandbänke ziehen sich rundum und oberhalb sind unvergängliche Motive au» den Erzählunoen de» alten Dichters, der hier, gefanoen von den Blumen der Weine, feine besten Schöpfungen zur Welt brachte, durch den Slevogt -Schüler Dannemann festgehalten. Der junge Maler hat das in einer sehr feinen impressionistischen Manier gemacht, und so kann man jetzt, während in den Gläsern der Rheinwein lächell, all die bunten Dinge, die die Phantasie E. T. A. Hoffmanns beschäftigte, die Szenen au» den Elixieren des Teufels, den possierlichen Klein- Zaches, die entzückende Pupp« Olympia und vieles andere, was dem Dichter verworren und wild aus der Feder floß, an sich vorüber» ziehen lassen._ Die Jahrhundertfeier de» Verein» zur Beförderung de» tve- werbefleißes vereinigte zahlreiche Mitglieder des Vereins, feine
und zugleich sehniger Körper hatte Schemeikkas Blut zum Wallen gebracht, und er ließ sie nicht. „Willst wohl gar nicht mitkommen?" Marja tonnte aus Schemeikkas Augen nicht herauslesen, welche Antwort er erwartete. Und auch Schemeikka selbst wußte nicht mehr, was er wollte.' Marja antwortete nicht. „Wohin willst du denn? Nach Haufe zurück?" „Dahin nie wieder!" rief Marja, sich von ihm losreißend. „Aber wohin denn?" „Einerlei, wohin! T)u setzest mich ans Land, vielleicht finde ich mich irgendwohin." Ein Weinen schnürte ihr die Brust zusammen, vermochte sich aber noch nicht durchzubrechen. „Hast du denn schon genug von der Fahrt mit mir?" fragte Schemeikka, einen vorwurfsvollen Ton annehmend. Marjas Züge strafften sich, es war darin ein Ausdruck wie im Antlitz eines Verzückten, eines der Gesichte schaut. „Mag meine Fahrt hier zu Ende sein, ich habe sa doch genossen, was ich mir mein Lebenlang gewünscht habe." Schemeikkas Auge loderte in Feuer, fein Blut brauste bis in die äußersten Spitzen der Adern. Viele Weiber hatte er ge- sehen und manchen Ausbruch ihrer Gefühle, aber niemals einen solchen Ausdruck, wie er ihn jetzt in Marjas Zügen sah. Man- ches hatte er Weiber sagen hören, aber nie das, was diese sagte und wie sie es sagte. Sie will nicht in ihr Heim zurückkebren, obwohl sie ein Heim hat! Geht eher davon, ohne zu wissen» wohin! Sie wird mir noch viel Freude machen. „Du kommst doch mit mir, Marja!" „Du willst es ja nicht!" „Ich will es." „Du willst es? Sag, Schemeikka, willst du es ganz wirk- lich?" flüsterte Marja, indem sie sich an seinen Hals hängte. »Ich nehme dich nicht mst Gewalt... aber wenn du gern kommst..." „Ich bin ja auch vorhin gern gekommen— oder glaubst du, du hättest mich mst Gewalt weggeschleppt?— Dul— Sag!" Da zog Schemeikka sie neben sich. Marja brach in Tränen aus über die Freude, daß sie nicht in die Stromschnelle zu springen brauchte— was sie getan hätte, wenn Schemeikka jetzt von ihr gegangen wäre. (Forts, folgt.)