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der Absatz' nach allen besiegten Länder«, RuUmch vnd die zn Siegerstaaten maskierten Länder Polen und Tschecho­ slowakei einbegriffen, stockt gleichfalls. Nicht anders ist es mit den russischen Randstaoten. Und deshalb selbst wenn es den großen Siegerstaaten gelingen sollte, die Ueberteue- rungskrise zu überwinden wird die internationale Wirt- schaftskrise fortdauern. Je größer die Schuldenlast i st, die die Alliierten den Deutschen aufbürden, je mehr Deutschland jährlich Waren umsonst liefern muß, desto schärfer wird die Wirtschaftskrise in den alliierten Ländern sein. Was Deutschland den Alliierten umsonst liefert, muß es sich vom Munde absparen, d- h. es wird selbst weniger konsumieren, weniger von den Alliierten taufen, der Absatz der Alliierten nach Deutschland wird weiter stocken. Man beginnt natürlich bei den Luxusartikeln zu sparen. Und die bezogen wir gerade aus Frankreich . Zugleich werden aber die allüer- ten Länder mit'billigen deutschen Waren überschwemmt wer- den. Beides also, der Unterkonsum und die Ueberproduktion Deutschlands , können nur zur Verschärfung der Wirtschafts- krife in den alliierten Ländern fübren. Da Unterkonsum und Ueberproduktion nur relative Begriffe sind, da die Produktion durch technische Verbesserungen ins Unberechenbare gesteigert werden kann, wird Deutschland , um sich satt zu esien. darauf bedacht sein, seine Produktion immer mehr zu steigern. Das von den Alliierten so gefürchtete Dumping wird somit von ihnen künsUich großgezogen. Einen Ausweg aus diesem fehler- hasten Kreis gibt es nicht. Er ist auch mit der neuesten.Eini- gung' von Paris nicht gefunden. Nur eine Möglichkeit hätte Frankreich , bis zu einemerheb- lichen Grade die deutsche Wiedergutmachung zu erlangen: den WiederaufbauNordfrankreichs durch Deutschland ausführen zu lasten. Das aber wollen die französischen Unter- nehmer nicht. Und vorläufig sind es in Frankreich noch die Unternehmer, die unbeschränkt regieren. Und damit wird die Wiedergutmachung zur wirtschaftlichen Unmöglichkeit, trotz aller Beschlüste der Weisen von Paris !

Parlamentsreform. Der Reichstagsabgeordnete Schiffer hat für feine Partei und int Einverständnis mit den anderen Regierungs- Parteien einen Gesetzentwurf betreffend die Geschäftsführung des Reichstags eingebracht, besten Tendenz dahingeht, das Ge- wicht und die Entscheidungsfreiheit der Ausschüsse zu ver- mehren, um das Plenum dadurch zu entlosten. Auf Beschluß des Aeltestenrates soll über Gesetzentwürfe von minderer Be- deutung von einem Ausschuß die letzte Entscheidimg gefällt werden dürfen. Ausschußbeschlüste würden auf diese Weise direkt, ohne besondere Bestätigung des Reichstagsplenums, Gesetzeskraft erlangen können. Ebenso wie Gesetzent- würfe sollen auch andere Eingänge vom Aeltestenausschuß einem Ausschuß zur Erledigung überwiesen werden können. Der Haushaltsplan soll spätestens am tz. Januar eingebracht und bis zum 15. Mai erledigt werden. Ist die Er- ledigung bis dahin nicht erfolgt, so geschieht sie durch Abftim- mung ohne Debatte. Ebenso müssen einzelne Abschnitte debattelos erledigt werden, wenn die vom Aeltestenausschuß dafür angesetzte Zeit abgelaufen ist. Zur Aenderung der Geschäftsordnung wird beantragt, daß 1, der Aeltestenrat befugt ist, den Zeitraum für die Er- -ledigung einzelner Angelegenheiten und die Dauer der Redezeit zu bestimmen: 2. jedes Mitglied des Reichstags während einer Tagung nur an einer Anfrage und an einer Interpellation betelligt sein darf, sowest nicht in be- sonderen Fällen der Aeltestenrat Ausnahmen zuläßt; 3. in jeder Woche drei aufeinanderfolgende Tage für die Verband- lung der Vollversammlung, zwei Tage für die Verhandlun- gen der Ausschüste bestimmt werden". Die sozialdemokratische Fraktion hat zu diesen neuen Vor- schlagen noch nicht Stellung genommen; sie wird sie jedenfalls sehr sorgfältig prüfen, obwohl sie im Ziel, die parla- mentarische Arbeit rationeller zu gestalten, mit den Antrag» stellern übereinstimmt. Dieses Ziel wird sich auch erreichen

Tagore unö Shakespeare in der Volksbühne. Zwei Dichter, die wohl die denkbar größten Kontroste bedeuten. bot die Volksbühne an einem Abend: Den stillen, mystisch-oerfun- kenen und von alter Weisheit des Ostens erfüllten Lyriker Rabin- dranath Tcqnre mit seinem weihevollen Dühnenspiel und die tollste, ausgelassenste Komödie des größten aller Dramatiker. Aber trotz des ungeheuren Stilunterschiedes gab's einen aus andächtigem Ernst und derber Freude an der Komik gut komponierten Eindruck. Zwei Welten und zwei Genies trafen sich im Letzten und Entfchei- denden: in echt menschlichem Gehalt und in der schöpferischen dichte- rischen Form. Der Inder Robin dranath Tagore offenbart fich rn dem lyrisch-gedanklichen Spiel, das den trivialen TitelDa» Postamt" trägt, als Shakespeares Gegenpal. Hier heftig pulsierendes Leben, ein Grift ins Volle, Saftige, eine sich überstürzende Handlung und stärkste Spaynungen, dort sanftes lyrisches Fließen. Bewillkommmmg und Verherrlichung des Befreiers Ted, nachdenkliche Srtmbolil, hier ungestümes Jungsein, höchste Aktivität, dort passives Träumen und letzte Weisheit alter Geschlechter. Das Gelingen des Abends setzt« einen Regisseur voraus, der die Kontraste aufs schärfst« heraus­arbeitete und doch dahinter die höhere Einheft ahnen ließ. Jürgen Fehling verstand sich auf diese Kunst. Wie zwei Sinfoniesätze zogen die beiden Dramen vorüber: ackogio und anckantc, Träumerei. Sehnsucht. Weihe des Irdische» durch den Tod, der neu« Pforten öffnet, dos erste allcgro, prestissimo das zweit« mit seinem Kar- neoallput. Der arme Knabe, der zum Sterben bestimmt ist, seine müden Tage im Zimmer verbringen muß und nun vom Fenster aus das lockende Leben mitlebt, es phantasievoll deutend und mit Heller Ahnung vertiefend, bis der Erlöser Tod ihm seine schönsten Träume erfüllt das ist der ganze Inhalt in diesem Seitenstück zu Haupt- Manns �Hanneles Himmelfahrt". Sanfte Schwermut liegt über den zwei Akten, sie wird aber nie drückend, denn Krantheft und Tod sieht der Inder als Uebergangs- und Borstufen zu neuem Leben an.Das Postamt" ist die irdische Verbindung mit dem All- «inen, von dem der Tod, der König, die Botschaft üoennittelt. Der Knabe war Lucie Mannheim , die die tiefe Poesie der Rolle voll ausschöpfte: die Sehnsüchte und die lebenverklärenden Weisheiten, die bleich und ergeben die schönen loon Hedwig Lachmann und Gustav Landauer gut verdeutschten) Worte meistert. Der Rohmen war köstlich gespannt, das Phantastische gut angedeutet und die mit wunderbarer Menschenliebe angeschauten Lebenstypen trefflich ver- törpert(besonders Herzfelds Väterchen). Der Eindruck war tiefste Andacht, weihevolle Versenkung. Und dann tollte, ja raste des Briten jugendliches LustspielD 5 e Komödie der Irrungen" über die Bühne, als Poffe aller Posten gespielt in einem Tempo, das allein schon Entzücken bereitet. Die Verwechstungen werden zum Wirbel. Schließlich zum Tarnado. dem nichts mehr standhält. Die Bühnenlösung ist denkbar einfach: vor grauer Rundung heben sich außerordentlich farbig die Spieler ab. die Szenerie ist nur eben angedeutet. Die beiden Zwillings -

lassen, ohne daß die Rechte der Minderhest gekürzt werden und ohne daß die Verfassung geändert zu werden braucht, was bei Annahme des Antrags Schiffer der Fall wäre.

Der �volksfeinöliche" volksentscheiö.. Als eine der republikanischen Einrichtungen, die am besten geeignet sind, den Charakter derreinenDemokratiezu wahren, galt bisher die Bestimmung über Bolksbegeh- r e n und Volksentscheid. Beide Einrichtungen haben den Zweck, eine möglichst starke Heranziehung des Volkes zu den Werken der Gesetzgebung zu ermöglichen und die S o u- veränität des Volkes, die in der Reichsverfastung festgelegt ist, neben dem allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrecht zu unterstreichen. Ist der Widerstand der rechts- stehenden Parteien gegen das Volksbegehren und den Volks- entscheid, Einrichtungen, durch die neue Gesetze geschaffen. der Landtag aufgelöst und die Verfassung geän- d e r t werden können, nur zu bekannt, so war man doch bisher allgemein der Ueberzeugung, daß in keiner der Arbeiter- Parteien ein Zweifel an der Notwendigkeit der Beibehal- tung bzw. der Einführung dieser demokratischen Faktoren herrsche. Eines anderen jedoch nicht eines besseren be­lehrt uns dieRote Fahne". Wie sie über die Souveränität des Volkes denkt, geht daraus hervor, daß sie den Begriff in " setzt. Wir finden hier dieselbe Verhöhnung dermt- reifen Masse", wie wir sie von kommunistischer Seite schon oft gehört haben. Der Artikel derRoten Fahne" enthält Richt- linien für die Haltung der kommunistischen Vertreter im Reichstag und in den Landtagen, und nach wortreicher Der- spotwng des die Volksherrschaft gewährleistenden Volksent- scheides kommt die.Rote Fahne" zu folgendem Ergebnis: Was falzt daraus für unsere Genosten in den Landtagen, die jetzt über Volksbegehren und Volksentscheid zu beraten haben? Sie wüsten diese Gesetze ablehnen. Das Geschrei der patentierten Demo- traten, der Scheidemänner und Hilferdinge, daß die Kommunisten gegen die Erweiterung der Volksrechte seien, darf sie nicht schrecken.Volksrechte" sind für die Kommunisten nur die Rechte des werktätigen Volkes. Liefe werden ihm aber durch das Plebiszit nicht gegeben.(?I) Die Kommunisten wollen das Recht, das D o r r e ch t des werktätigen Volkes. Darum wollen st« die Sowjets, die Arbeiterräte, die aus der stets möglichen, stets zu erneuernden Wahl der breiten Masten der Werktätigen hervorgehen, deren Willen unmittelbar widerspiegeln und damit Parlament und Volksbegehren und Volksentscheid überflüssig niachen. Es muß den Kommunisten die Erklärung dafür überlassen bleiben, wie sie dem weicktätigen Volke Vorrechte ein- räumen wollen, wenn sie es nicht einmal für die demokratischen Rechte reif halten. Die Sowjetideologie verhält sich zu der r e i n e n D e m o k r a t i e des Volksbegehrens und des Volksentscheides wie diese zu dem Vorschlag der reaktiv- n ä r e n Parteien auf Einrichtung einer berufsständi- fchenKammer neben dem Landtag. Beide Einrichtun- gen sind gleich volksfeindlich, ibre Anhänger aber behaupten, die Interesien des werktätigen Volkes zu vertreten. Hnd kon- fcquenterweise werden sich bei den bevorstehenden Debatten über Volksbegehren und Volksentscheid die Verfechter der Pri- vilegienstellung von rechts und von links zusammenfinden, und die Sozialdemokratie wird die Aufgab« baben. die Rechte des werktätigen Volkes zu wahren.

Unabhängiger Vahlsthwiaüel. Aus Kreisen der preußische» Landtagsfraktion wird uns geschrieben: Unter der UeberschriftPreußische Wähler, hört zu!" behauptet dieFreiheft" in ihrer Donnerstag-Abendnummer. daß dieRechts- sozialisteu" ihre Zustimmung zur Erhöhung der Bischofsgehälter ge- geben haben, während für die berechtigten Ansprüche der Lehrer- schaft sie kein Geld Höften bewilligen wollen. Das ist alles erlogen! Selbst die Redaktion der.Freiheft" sollte misten, daß es gerade dem Verhalten der sozialdemokra- tischen Fraktion in der Plenarsitzung am 14. Januar zu ver-

brüder wurden von Gerd Fricke und E. Baldermonn mit Laune und Schwung, die beiden Schwarzen von Erhard Siedet und Richard Leopold mit zwerchfellerschütternder Drolerie gespielt. Eharlotte Schultz und Hertha Wolff repräsentieren die. Frauenwelt aufs treff- lichste. Des Lachens war kein Ende. r.

Oskar Mldes KomödieEin idealer Galle" wird im L e s s i n g- t h e a t e r wieder gespielt. So beherrschen die Komödien dieses Eng- länders, der ein Wahlpariser wurde, gegenwärtig drei Berliner Bühnen. Das Stück von der zweifelhaften Ehrlichkeit des politt- schen Strebers ist nicht Wildes schlechtestes Wert. Die magere In- trige, die gesponnen wird, ist mit guten Witzen ausgestattet. Die scheinbar Dummen geben die klügsten Dinge, die Durchschniftsmoral wird ein wenig auf den Kopf gestellt, die gescheitesten Frauen kom- wen am schlechtesten weg, wie das häufig bei Wilde der Fall ist. Er benimmt sich zwar wie ein Pfau und höhlt mit seinein Geist die Menschen etwas allzu feuilletoniststch aus, er plätschert aber immer noch heiterer und blinkender um die Torheit, als es die trockenen Siftenrichtcr, die verschlagenen Zyniker tun. Sein Witz ist Klubwift. Adelsverspoftung, die im Grunde doch anbetet, und Salonsöwen- kühnheit. Tilla Durieux spiell jene Dame, die politische Streber ent­larvt, um in ihrem eigenen Netze gefangen zu werden, pikant und überlegen. Frau Straßmann-Will und die Herren Iunkermann, Goetz und Laos placieren den Klatsch, die Spiegelfechterei und die parfümierte Frechheit Wildes, mft wohlgebührender tändelnder Leichtigkeit: olles, bis auf die Lakaien abwärts, ist sehr anmutig stilisiert und aus eine fröhliche, helle Bühne gestellt. m. ß. Der aussterbende Winker. Daß der alle Winter, derstreng« Mann" mit seinen starken Frösten und Schneefällen, allmählich aus- stirbt, ist eine Bemerkung, die mau jetzt öfter hören kann. Mit Aus. »ahme des Winters van 1915/1817 haben wir ja wirklich in letzter Zeit ungewöhnlich milde Winter gehabt, und diese Erscheinung uift in diesem Jahr besonders deutlich hervor. In erster Linie klagt man aus den verschiedensten Gegenden über die geringe Schnee- menge. Di? Schweiz hafte selbst in Höhen, die sonst immer einge- schneit waren, fast gar keinen Schnee. Aus Rußland wird berichtet, daß der diesmal besonders katastrophale Mangel an Brennmaterial zum großen Teil dem Umstand zuzuschreiben sei. daß infolge des fehlenden Schnees das Holz nicht auf den bequemen Schlitten be- fördert werden konnte. Auch sonst wird van überoll her ungewöhn- lich warme Witterung gemeldet. Nun hat es solche milde Winter auch in früheren Zeiten gegeben, und die Chroniken aus ferner und naher Vergangenheit wissen davon zu erzählen, daß im Januar die Blumen blühten und man sich bereits in den Frühling versetzt glaubte. Danach aber kamen dann auch wieder Perioden sehr strenger Winter, und man muß dah:? sehr vorsichtig sein mit der Behauptung, daß der Winter aussterbe und daß die Winter in Eu- ropa immer milder geworden sind. Immerhin ist seftzustelleN. daß feit dem Jahre 1679 der Badense« nicht mehr zugefroren ist und daß die Themse zum letztenmal im Jahre 1811 bis in die Gegend der Londoner City vereist war. Die Schweizer Gletscher zeigen

danken fst. daß die Erhöhung der VsschofsgeHMer km VnlmTihte' «tat gestrichen wurde. Die sozialdemokratische Fraktion hatte bei dem betreffenden Etotskapftel(11ö) namentlich« Abstimmung beantragt und dann, um die Streichung dieses Kapitels durchzu­setzen, das von der bürgerlichen Mehrheit bewilligt worden wäre, das 5iaus beschlußunfähig gemacht. Damit war dieser Etats- Posten beseitigt durch die.Rechtssozialisteu"! Bei dieser Gelegenheit müssen wir der gedächtnisschwachen Freiheft" aber etwas anderes in Erinnerung rufen: Die sozial- demokratische Fraktion hafte einen Antrag gestellt, dos Staatsministerium zu ersuchen, bei der Reichsregienmg dahin zu wirken, daß schnellstens die Grundsätze für die finan- zielle Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche aufgestellt werden. Don den Kommunisten war dazu der Zusatzantrag gestellt worden. Neuaufwendungcn für die Kirche nicht mehr zu machen. Es war die u n a b h ä u g i g e F r a k t i o n. die gemeinsam mft den Deutschnationalen, der Deutschen Volkspartei, dem Zentrum und den Demokraten diesen Zusahantrag niederstimmtet Daß ihre Behauptung über die Bischofsgehälter Schwindel ist, Höfte dieFreiheit" auch aus der Abendausgabe derGermania " vom 26. Januar 1821 sehen können, in der das Zentrums- b l a t t der Sozialdeniokratie heftige Vorwürfe macht, weil durch ihre Schuld die Aufbesserung des Einkommens der katholischen Bischöfe, Domherren usw. unterblieben ist. Was aber schließlich den Borwurf anbelangt, daß man für df« Lehrerschaft nichts übrig habe, so stellen wir folgendes fest: Im 23. Ausschuß, der das Volksschullehrer-Diensteinkommen beriet, haben die Unabhängigen gegen eine Besserstellung der Lehrer an einNassigen und den ersten Lehrern an mehrtlassigen Schulen stimmt, sie haben ferner mit allen anderen Parteien zusammen dem siebenjährigen Diätariat statt des fünfjährigen für die Jung- lehrer zugestimmt, als die Regierung aus finanziellen Gründen das zuerst beschlossene fünfjährig« Diätariat ablehnte. Es muß sehr schlecht mit den Unabhängigen stehen, wenn ihnen außer derartigem Wahljchwindel geistige Waffen für den Wahlkampf nicht zur Verfügung st ehe». �elfferich wirü Sozialüemokrat! In einer von der Bayerischen Mittelpartei in München tknbe- rufenen Versammlung, in der Helfferich über die Lage Deutschland » referierte, gab dieser seinen Hörern die überraschende Taffache zur Kenntnis, daß wirwirtschaftlich noch im Zeichen der Revolution" ständen. Die Sozialdemokratie habe die Lersprechungen des Er- furter Programms nicht gehalten, statt dessen Arbeitsunlust geschaffen und den Klassenkampf gepredigt. Unsere Finanz- läge sei eine Folg« der oerfehften Erzbergerschen Steuerpolitik und der Berliner Mißwirtschast. Es müsse dem Volks- willen Rechnung gewogen werden, der ausnahmslos eine b ü r- gerliche Regierung oerlange! Helfferichs Verdienste um die Finanzpolitik des Reiches während der Kriegsjahre unter feiner verhängnisvollen Leitung sind bekannt genug. Es ist ein erfreuliches Zeichen beginnender Einsicht, daß Helfferich die Schuld an den heutigen Zuständen der Taffache zu- schiebt, daß die Forderungen des ErfurterProgrammsnicht erfüllt sind. Wir stimmen Herrn Helfferich gern zu, daß es in diesem Fall« besser in Deutschland aussehen würde. Wenn Helfferich uns in der Durchsetzung der Erfurter Forderungen unter- stützen will, so haben wir hiergegen nichts einzuwenden: allerdings mühte er dann in eine Klassenkampfgemeinschaft mit der Sozialdemokratie eintreten, wie sie das Erfurter Pro- gramm im Kampf gegen die widerstrebende Bourgeoisie fordert. Diese» Verhalten Helfferichs stände zwar im Widerspruch zu seinem Verlangen nach einer bürgerlichen Regierung: jedoch ist zu hoffen, daß seine Zugehörigkeit zur Sozialdemo- kratie ihn über die Verhältnisse in Groß-Berlin und über die Wünsch« des Lolkswillens eines Besseren belehren wird. Patrioten. ?u der Polenpropagonda des Zentrnmsgrafen O p p e r s- f und des Tiele-Winkler-Direktors Schrapper kommt nun auch Wilhelms Liebsing Graf Tiele-Winkler höchstpeffön- lich, der(nach einer Zuschrift an dasB. T.") ein« Diertelmillion Mark dafür aufgewendet hat, seine Hausangestellten in echt pol- nisch« Livreeu zu stecken.

seft den letzten 58 Jahren eine beständige Abnahme, und es gibt Meteorologen, die dieses Zurückgehen der Bergleffcherung mft der allmählichen Milderung der WinterNimas in Mitteleuropa in Zu- sammenhang bringen. Aber die Vereisung der Erde geht nicht nur in der Schweiz zurück, sondern man hm auch eine Abnahm« des Eises auf dem Südpolarkontinent beobachtet, und in den letzte» 88 Jahren fft die ungeheure Eisbarriere, die ihn umgibt, um viele Kilometer zurückgegangen. Dieses Zurückweichen des Eises an, Südpol hält bestandig an. Woher aber diese Derringerung der Eismassen auf der Erde kommt, das ist nach dem heutigen Stand der Kenntnisse schwer zu sagen. Vielleicht hat die Hitze der Sonne zugenommen. Doch sind unsere Meßmethoden in dieser Beziehung noch nicht weit genug vogrgeschriftcn, um darüber sichere Aufklärung zu verschaffen. Theater des Westens :Schwalbenhochzeft". Das Theater des Westens hat sich mit dieser recht üppigen und koftspiesigen Auf- machung eine Niete auf den Hals geladen, die höchstens auf den Unverstand des Publikum? rechnen kann, der offenbar in WW noch größer als anderswo fft. Denn der Beifall war riesenaroß. Diese niedlich«, dumme Backfischpoesie mit einer Unsumme animie­render Arm- und Bemverrenkimyen vernnscht, wäre«ine Unter- Haftung für ein« Viertelstunde, anstatt für 3 Stunden. P o r d e s- M i l o, der Textdichter, bat auf die ältesten, abgegriffensten Tricks zurückgegriffen, nirgends«in feinerer Humor, ein wirksich ernsterer Unterton außer in ein paar kurzen Worten des Schlußaktes. Dafür ein« Allerwelffoße, nicht fürKenner" sein zwanzigmal wieder­holtes Stichwort, sondern für beutige Autebesitzer. Da konnte auch der Kompanist nicht hochstiegen. Immerhin hat Leon Jessel in seinem Schwarzmaldmödel andere Hoffnungen erweckt. War auch dort kein allzu hoher Schwung zu spüren, so doch eine gewisse sympathische, melodiefreudig«, populäre romantische Nute. Hier ober schwelgt er förmlich in aer Alltäglichkeit der Melodie und ihrer harmonischen Einkleidung. Einige frischem pfundene Wander. lieber und sentimentale Töne der Schlußszenen ausgenommen. Unter den Darstellern ragte über allen anderen Franz Groß empor. Seine Liedervorträge sind unnachahmlich, seine Natunvahr- heit und Pofenlosigkeit aufs höchste bewundernswert. Margit Such» ist eine reizend« Evelyn, auch als Sängerin vortrefflich. als Sprecherin allerdings nicht ganz ebenbürtig. Der gewandte Franz Felix, sonst der riclnige Typ für schwärmerische Backfistbe, betont etwa? zu sehr die triefende Sentimentalität. Paul West er- meyer und Lotte W e r k m e i st.« r kitzelten die Lachlust der be- scheidenen Berliner aufs höchste. Ernst Hauke, de? Interpret der wenig geistsprühenden Partitur und Franz Groß, der Re- gisseur, gaben ihr Bestes. Aber wozu all das? d. m. «rltanfführuugen der Woche. Di. S-biller-Tbeaftr: en-. Luilen-Tbcater:Wenn Wünsche töten t ö n n t e Do. Zentral-Tiiealer:Die P o k! m e i ü c r i n Fr. �asino-Theatoi: DerGrogsürtt- Opernbau«:.IoscvdSlcgende'. Tribüne:Der Mann des Schicksals' u.Biauco PoSneb« Erweckunq'. Sine neue Unternehmunq ShaklctonS. Ennest SSalleto» Hot in Nottvege» cm EiSmrcr-Spezialfabrzcug für seine in» Juni beginnende Expedition in die Gegend von Kanada gekaust.