schen Nmnöglichkeri. Nachwelsungen über die verursachten Schäden zu erhalten. Auf alle Fälle soll Deutschland auch der letzte Rest von Recht, die Schadenersatzforderungen nachzu- prüfen, genommen werden. Es ist ihm nicht mehr erlaubt zu zweifeln, es hat zu glauben, zu. gehorchen und zu bezahlen Nach dem zitierten Artikel soll der Tilgungsplan nicht 42 Lahre, sondern nur 30 Jahre umfassen.. Erst später. wenn sich herausstellen sollte, daß Deutschland mit den Raten . im Rückstand bliebe, sollte die Wiedergutmachungskommission berechtigt sein, die Fristen auszudehnen. In Paris ist aber in vertragswidriger Weife die Ausdehnung der Fristen schon jetzt erfolgt. Deutschland hat d a s R e ch t, einen dreißig- jährigen Tilgungsplan zn verlangen und es muß auf diesem Recht bestehen. Die Tabelle wird dann zwar noch toller aussehen als die zweiundvierzig Jahre umfassende. ober das wird dann den Vorteil haben, daß der Widersinn dieser Tabellenpolitik nur noch krasier in Erscheinung tritt. Am 28. Februar soll der Pariser Konferenz eine Londoner folgen, zu der die Vertreter der deutschen Regierung geladen sind. Daß es ihrer Beredtfamkeit und Ueberzeugungskunst gelingen könnte, eine Revision des Pariser Tabellenwerkee herbeizuführen, ist bei dem augenblicklichen Stand der Dinge äußerst unwahrscheinlich. Ueberraschungen haben wir zwar schon viele erlebt und müssen tkglich auf neue gefaßt sein,.aber vorläufig auf solche zum schlechter». Im übrigen wird sich in Deutschland kein Mensch über die Hypothese aufregen, daß unsere Söhne und Enkel im Jahre 1063 einem Mächtekonzern, dessen Bestand bis dahin vorausgesetzt wird, sechs Milliarden Mark in Gold bezahlen werden. Das lassen wir die Sorge späterer Geschlechter sein. Für den Augenblick haben wir nur mit zwei Tatsachen zu rechnen: Erstens, daß eine Regelung der Wiedergm- machungsfrage, die von volkswirtschaftlich denkenden Men- schen ernst genommen werden kann, nicht erfolgt ist und daß wir daher auch ferner mit einer vollkommenen Unsicherheit aller wirtschaftlichen Verhältnisse zu rechnen haben. Zweitens. daß für die n ä ch st e n I a h r e darauf zu rechnen ist, daß die Entente ernstlich den Persuch machen wird, die von ihr geforderten Jahresraten einzutreiben. Da nun Deutschland eine Verpflichtung zur Wiedergutmachung in vernünftigen Grenzen anerkennt, diese Grenzen aber mit den nächsten Jahresraten noch nicht überschritten sein werden, wird es ehrlich bestrebt sein müssen, den gestellten Anforderungen nachzukommen. Diese betragen für die beiden ersten Jahre ab 1. Mai 1921 zwei Milliarden, für die folgen- den drei Jahre drei Milliarden. Es wird die Aufgabe unserer Unterhändler sein, sich in Brüssel und London den Weg zeigen zu lassen, auf dem es Deutschland möglich wer- den soll, diese Summen aufzubringen, ohne total zusammen- zubrechen. Es soll ober— auch nach der Absicht der Alliierten — in den ersten fünf Jahren nicht zusammenbrechen, denn im Jahre 1927 soll ee ja vier Milliarden bezahlen, und' �as kann ein total zusammengebrochenes Land eben nicht! So joenig uns also das Pariser Tabellenwerk als Ganzes Sorge macht, desto mehr Sorge macht uns die nächste Zukunft. Es scheint, daß die Alliierten auf das Experiment nicht verzichten wollen, wie sie sich am Tage nach dem Bankrott Deutschlands befinden werden. Daß es auch ihnen dann nicht eben gut gehen wird, ist für uns ein schlechter Trost! « Paris , 29. Iamior.(955328.) Scheidemana erkSrt« dem Korrespondenten des„Eclair", Deutschlaad sei zu arm, um große Anstrengungen machen zu können, es müsse aber feine Der- pflichwngen hinsichtlich der Reparation der venofisfceten Gebiete erfüllen. Am ernstesten sei die Ungewißheit, in d«r sich Deutsch- land befinde. Scheidemann hält die Zahlung von Annui» täten von drei Milliarden Goldmort für unaus- � ü h r b a r. Deutschland könne kaum die Kohlenmengen liefern, die ihm auferlegt seien. Die deutschen Bergarbeiter seien am End« ihm Kraft. Sie können selbst bei gutem Willen ihr« Arbeit nicht fort- fetzen. Di« fortgesetzt« Drohung mitderBesetzungdesRuhr-
Voltaire unö Preußen. von Paul Gutmana. Ja diesen Tagen, wo an den Straßenwänden Dahlplakat« der Deusschnationalen Partei mft dem Bildnis Friedrichs II. und der Ausschrift:„Ist die, mein Preußen?" kleben, in diesen Tagen ver» logenster Wahlmache ist es nicht ohne Interesse, die Stimme eines Europäer» von Weltruf zu vernehmen, der dieses alte Preußen wie kein zweiter zu studieren ouserfehen war. Gerade zur rechten Zeit «rschetM in deutscher Sprache jenes Kapitel aus Voltaires bedeuten- dem Lebenslauf, das den Titel trägt:„Mein Aufenthalt in Berlin", dos, nach Angabe de» Verlags O. C. Recht in München , ISO Jahre in Deutschland (müßte es nicht heißen: in Preußen?) von der Zensur verboten gewesen ist. Das Bild Preußens und Friedrichs malt sich in diesem Kopf zwar anders als es die offiziell« ein- heimische Geschichtsschreibung bisher darzustellen bemüht war, aber was ihm cm Glorie fehlt, wird durch Unmittelbarkeit und Weite des Urteil» reichlich aufgewogen. Friedrich, der Mann mit genialen Fähigkeiten, wird von einem ihm geistig Ebenbürttgen als da» er- kannt, was er ist, als der Despot mit einer an Zynismus sttei- senden Freigeistigkeft, der, während seine Soldaten vor seinen Fen- stern gedrillt und von Profossen mit Spießruten gezüchtigt werden, über alle bestehenden Einrichtungen die Lauge seine» Spotts aus- gießt. Bemerkenswert ist die Schilderung Dollaires übe? die königlichen Gastmähler, die angesichts eines üppigen Bildes von Pesue stattfand«!:.„Jemand, der un» zugehört hätte, hätte beiin Anblick dieses Bildes geglaubt, die sieben Weisen Griechenlands im Bordell zu hören. Niemals sprach man an irgendeinem Orte der Welt mit mehr Freiheit über allen Aberglauben der Menschen, und niemals wurden sie mit ryehr Spott und mehr Verachtung be- handelt." So zeigt sich der Erbe eine« Tyrannenstaats, gegen'den nach Voltaires Worten die damalig« Türkei (I) wie«ine Republik anmutete, gleichzeitig als geistiger Revolutionär, vor dessen selbst- herrlicher Kühnheft seine eigenen Staatsdiener erblaßten. Was aber war er im Grunde, wenn auch in kühnstem Ausmaß« anderes, .als einer jener Vertreter doppefter Moral, als welch« seine kleinen Schüler, die preußischen Alldeutschen von heute, sich so heraus- fordernd in die Brust werfen.„Es lag in setner Natur, immer das Gegenteil von dem zu machen, was er sagte und schrieb." behauptet Voltaire von ihm, und dieser mitunter wohl durch Schmeicheleien zu bestechende, aber als Beobachter unbestechliche Kritiker gerät nicht in Verlegenheit, Beispiel« hierfür anzuführen. Kurz nach- dem Friedrich der Moral nach außen mit seinem„A n t i m a c ch i a- vell" Genüge getan hatte, ließ er mit 2000 Mann der Garnison Wesel Lüttich brandschatzen, was ihm elne Million Dukaten eintrug. Friedrich, der in mittelmäßigen Berfen den Frieden verherrlicht, bricht i« geeigneten Moment den Krieg vom Zaune und degründet dies wortlich folgendermaßen:„Ehrgeiz. Interesse und der Wunsch, von mir reden zu machen, trugen den Sieg davon,«ad der Krieg
gebkets«ege jede Arbeit lahm. Das verlangen der Entente nach Entwaffnung findet Scheidemann berechtigt. Briand habe in semer ministeriellen Erklärung die wirtschaftliche Lag« Deutschlands zu optimistisch geschildert. Deutschland könne nur, wenn es innere und äußere Ruhe habe, die größten Schwierigkeiten überwinden. Briand begehe das größte Unrecht, wenn er behaupte, Deutschland leide weniger als Frankreich . Das Gegenteil sei der Fall. Eine der größten Sorgen Deutschlands sei die oberschlesische Frage. Wenn Deutschland Oberschlesien verlier«, dann werdx sich die Lage verschlimmern, und man könne nicht wissen, was noch kommen werde.
Koefantp üroht! Eine Reihe von Journalisten, die Blätter des neutralen Auslandes vertreten, hat neuerdings Oberschlesien bereist, um dort die Stimmung der Bevölkerung zu studieren. Unter ihnen befand sich auch der Berliner Vertreter unseres hollän- dischen Parteiblattes„Het Volk", der uns Wer feine Ersah- rungen einige sehr interessante Mittellungen zur Verfügung stellt. Er hat sowohl mll deutschen ' als mit polnischen Ein- wohnern des Landes, mit Arbeitern und Geistlichen, mit In- dustriellen und Beamten, vor allem aber auch mit Ange- hörigen der Interalliierten Kommission gesprochen. Der italienische Vertreter in Rybnick versicherte auf. das glaub- würdigste, daß Italien die Absicht habe, die N e u t r a l i- tat auf jeden Fall zu wahren und die Rechte der Abstimmenden sicherzustellen. General Le Rond hatte dagegen keine Zell , die Besucher über seine Absichten zu unterrichten. Cr versicherte nur seine„sehr aufrichtige Sym- pathie für das neutrale Ausland. Am bemerkenswertesten sind jedoch gewisse Aeußerungen, die Wojcziech K o r s a n t y, der Leiter der polnischen Propa- ganda, gegenüber unserem Gewährsmann machte. Er zeigte riesenhafte Plakate, Drucksachen, Statistiken, schwarze und kolorierte Bilder, die alle den Beweis liefern sollten, daß Oberschlesien durchaus polnisch sei. Als Höhepunkt seiner Darlegungen wird wohl Korfanty den folgenden Satz be- trachtet wissen wollen, den unser Gewährsmann wörtlich wiedergibt:, Oberschlcsiett i st bereits polnisch und es bleibt polnisch, auch wenn die Abstimmung zugunsten Deutschlands ausgehen jollke. Ich verpfände Ihnen meinen Kopf dafür. Korfanty hat sich natürlich wohl gehütet, Näheres darüber zu sagen, in welcher Weise Oberschlesien an Polen fallen soll, wenn die Mehrheit der Bevölkerung sich für Deutschland entscheidet. Diese Unbestimmtheit ist sicher durchaus absichtlich gewählt. In Deutschland soll man wahrscheinlich glauben, daß hinter Korfanty eine große mili- tärische Macht stehe. Er will damit die deutschen Abstimmungsberechtigten, die im Reiche wohnen, abschrecken. Wir hoffen, daß er damll kein Glück haben wird, sondern daß j e d« r der Betelligten noch in letzter Stunde dafür sorgt, daß seine Eintragung in die Ab- stimmungslisten erfoltzt. Wenn bis zum 3. Fe- b r u a r der Antrag nicht m Oberschlesien eingegangen ist, wäre die Stimme allerdings für Deutschland verloren. Da das kein Oberfchlesier im Reiche wollen kann, muß«sofort das Notwendige tun, um sein Stimmrecht zu sichern. An diesex Pflichttreue muß auch Korfantys Siegeszuversicht zerschellen! Maftnahmeu gegen die Unsicherheit. Die Zuteralliierte Kommission hat sich zu eucrglschercm Ein- greifen entschlossen. Die Waffenkonttoll« auf den Bahnen ist ver- schärft, Patrouillen kontrollieren nacht- auf den Straßen fahrende Autos nach Waffen. Selbst„hole! Lomnitz ", Hauptquartier Kor- foittys, ist nach Waffen durchsucht worden, außerdem auch der Sitz der Heimattreuen in.Kottowitz Bei Hochzeftsfeiern werde« die Göste stets durch die Polizei nach Waffen untersucht. Patrouillen kontrollieren täglich die Cafes und Wirtschaften und es ist mehrfach gelungen? eine größere Anzahl unsicherer Elemente festzunehmen.
wurde beschlossen." Die Laune eines Königs siegte asso und Europa erstickte in Blut und Tränen. Mft größerer Osfeitheit, ober auch mit mehr Zynismus hat noch nie ein Eroberer von sich gesprochen. In dieser Hinsicht verdient er allerdings, für's«»« alldeutschen Per- ehrer«in Vorbild zu sein. Voltaire, der von den Verfechtern der Hohenzollernlegende als affenartig eitel und verlogen hingestellt wird, verblüfft oft durch die Gerechtigkeit, die er feinem königlichen Freund widerfahren läßt. Einmal treibt das Mißgeschick Friedrich an den Rand des Selbstmordes. Aber er rafft sich auf und ln Versen an Voltaire , die, wie dieser sich äußert/„seiner Würde, seines Muts, seines Geistes würdiger waren" als jener Kleinmut, ruft er aus:„Rahe am Schiffbruch muß man dem Sturm trotzen, denken, leben und sterben als König." Ja, er wäre als König gestorben, und das unterscheidet ihn wesentlich von seinem Nachfolger und Nachahmer, dem Flüchtling von Amerongen! Ein ungewöhnlicher Mensch, den der Witz der Geschichte auf den Thron der sklavischsten Despotte Europas verpflanzt hätte, vermpg er selbst Preußen, diesem Kasernenplatz, etwas von Anmut und Schön- heit zu verleihen. Aber das geistige Erbe seine» Paters/ der nach Doltaires Worten«in Aandale gewesen ist, ein Blutsauger, der eine durch ihn geschwängerte Witwe, die reichst« Frau Berlins , durch Erpressungen ruinierte, ein Tyrann unerhörtester Art. die Erbschaft dieses Vater» konnte Friedrich nie überwinden. Die preußische Tradition des tretenden Soldatenstiefels hatte auch er im Blut. wenn auch sein Geist jene Höhen erklomm, zu denen die Philosopie seines Zeitalter» ihm den Weg gezeigt hatte. So sst er allerdings ein gigantisches Vorbild für alle diejenigen, die jegliche Freiheit der Lebensführung für sich in Anspruch nehmen, während sie für das Volk den Büttel bereit halten. Nicht für uns, denen als höchstes Richtmaß der Satz gilt:„G l e i ch e» R e ch t f ü r a l l el"
Hans Thoma in der Berliner Ilatlonalgalerle. Nach der vor- läufigen Aufstellung im Oberstock des Berliner Kronprinzenpalais ist nun der Besitz der Galerie an Werken Hans Thomas in das Stammhau» zurückgekehrt und ein eigener Saal im 1. Stockwerk wurde für sie eingerichtet. Dieses Geschoß vereinigt nun in eigenen Räumen alle die führenden M-ister der zweiten Hälfte des 19. Jahr- Hunderts: links Böckkin und Feuerbach, dann Menzel, rechts Hans v. Marees, Klinger. Leibi und seinen Kreis, Trübner und Thoma. Der neue Thoma-Saol gruppiert den reichen Besitz, zu dem noch einig« Leihgaben kommen und der kürzlich um die Werke aus Fiedler» Sammlung vermehrt worden ist, auf der einen Seite um die große Schwarzwoldlandschaft m i den Ziegen, neben dem das klassische Bildnis der alten Dome in Schwarz(von 1898) und das Fiedier-Porträt hängen, auf der anderen Seite mn die Ge- witterlqndschaft, die von dem Bildnis eines Ehepaares aus der Friihzeit flankiert wird, vielleicht gelingt es der Gate,!« noch, ein große« Werk seiner A l t e r» k u n tt sich zu sichern. Der schöne Saal konnte da« große Musikantenbild aus Frankfurt a. M nicht «ehr ausnehme«; e» wurde im Treppenhaus« ausgehängt.
Die Bevölkerung fängt an, sich über Belästlgvng durch dies« Kon- trolle zu beschweren. Immerhin hat zunächst die Zahl der Raubnersuche, Ueberfälle und Morde in der letzten Woche erheblich abgenommen._
Gberfchlefier im Reich! Am 3. Februar, abends 6tllhr, werden die Listen der Stimm- berechtigten abgeschlossen. Wer nicht in der Liste steht, darf nicht abstimmen. Unsere Mehrheit bei der Abstinimung muß überwältigend werden. Es darf nicht der geringste B-rwaitd bleiben, an dem Ergebnis zu deuteln? Um dies zu erreichen, brauchen wir Euch, Ihr Brüder und Schwestern im Reich! Habt Ihr Euch an- gemeldet zttr Eintragung in die Stimmlisten? Wenn nicht, so tut es in letzter Stunde! Tut es noch heute! Allenfalls konntet die Anmeldung noch rechtzeitig, wenn sie am Montag oder Dienstag erfolgt, aber in den letzten Togen häuft sich die Arbeft so, daß Ihr vielleicht zu spät kommt. Deshalb meldet Epch sofort bei der nächsten Ortsstelle der Dereinigten Verbände heimatstreuer Oberfchlesier! Landsleut«! Brüder und Schwestern! Die Heimat rechnet auf Euch! Für Eure Unterbringung ist alles vor- berettet. Mtt Freuden werden wir und ganz Oberschlesien Euch in der Heimat aufnehmen. Wir stehen alle zusammen für die Mutter- erde. Es geht um unsere gemeinsame Heimat, und es geht um Deutschland . Kommt alle und stimmt alle ab! Es ist Eure Pflicht, Ihr müßt sie erfüllen. Aber in die Stimmlisten kommt Ihr nur. weiin Ihr Euch anmeldet. Darum noch einmal, meldet Euch sofort! Plebiszitkommissariat für Oberschlesien : Dr. Urbane!. Vereinigte Verbände heimatstteuer Oberfchlesier: Dr. Q u e st e r.
öeweise, tzerr Geßler! Dom Reichswirsschastsverband deutscher derzeitiger und ehe- maliger Berufssoldaten geht uns folgende Erklärung zu: Nach den Zeitungsberichten hat der Reichswehrminsster Dr. Geßler am Frettag im Reichstag erklärt: Mit dem Reichswirsschastsverband deusscher Berufssoldaten versuchte ich vertrauensvoll zusammenzuarbeiten: als ich aber be- merkte, daß ich in meinem Hause bespitzelt wurde, daß Schreib- tische erbrochen wurden, daß man sich in Ofsiziersoersamm- lungen einschlich und ganz verkehrte Dinge darüber berichtet»� habe ich energisch durchgegriffen. Hierzu erklärt die Berbandsleitung des R.D.B., daß sie die vom Reichswehrminister gegen die Organisation erhobenen Be- schuldigungen zurückweist. Sie steht der Beibringung von B e- weisen entgegen. Der Berbandsleitung wurde vom Rcichdwehr- minister bisher kein einziger derartiger Fall mündlich oder schriftlich zur Kenntnis gebracht, so daß sie in der Lage ge- wesen wäre, gegen die Schuldigen vorzugehen. Auch sst keine der dem Verband auferlegten Einschränkungen der Versammlungs- fteiheit usw. durch derartige Vorkommnisse begründet worden,.son- dern der Reichswehrminister hat aus prinzipiellen Gründen, ohne daß„gewisse Handlungen" angegeben wurden, die Maßnahmen seiner Kommandeure gedeckt._
Zur dolchstoßlegenüe. Unter der Ueberschritt„Die Poltttk der Lüge" glaubte der satt- fam bekannte Oberst Nicolai süngst unsere Beiträge zur„Er- dolchung der Front' abtun zu können. Die„Frankfurter Zeitung " veröffentlicht jetzt ein interessantes Dokument, das gerade auch Herrn Nicolai angeht. Oberst Nicolai war im Kriege Chef des be- rühmten„Vaterländischen Unterrichts". Ein Unterrichtsoffizier über- sandte nun im Juni 1318 einen Stimmungsbericht, in dem er nach seinen Beobachtungen feststellt, daß in der Truppe Friedens- s e h n s u ch t herrsche und daß das Fehlschlagen unserer Offensive Enttäuschung hervorgerufen habe. Diese zutreffendem Feststellungen waren van der nächsthöheren Diensistelle durchstrichen und durch die Worte ersetzt worden:„Die Stimmung der Truppe ist im allgemeinen gut," und am Rand quer geschrieben stand: „Etwas mehr strammer Dienst hebt die Stimmung." Wer hat Politik der Lüge getrieben, Herr Nicolai?!
Aus dem kronprinzenpalais. Der alte Ballsaal im ehemaligen Kronprinzenpalais hat feit seinem Bestehen wohl noch nie eine so intelligente Gesellschaft in seinen Wänden versammelt gesehen und so seine und kluge Worte vernommen, wie gestern mittag, als Dr. Redslob, der Reichskunstwart, dort seinen Dortrag übw den Maler und Graphiker E. L. Kirchner hielt, von dem in ande- ren Räumen des Palais eine Sonderausstellung zu sehen isö Der Vortrag, an den sich eine kurze Führung durch die Ausstellung an- schloß, gab nicht nur eine Einleitung in Kirchners Kunstart, sondern er war ein Wegweiser zum Erleben der modernen Kunst über- Haupt. Und zwar wählte Redslob als Eingangspforte da» neu« Raumgefühl, für dessen künstlerische Gestaltung Kirchner besonders eigenartige und starke Ausdrucksmittel gefunden hat. Vorher hatte Geheimrat Iusti tn einer kurzen Ansprache auf di? Einrichtungen und Veranstaltungen hingewiesen, durch die- er sich bemüht, der Nationalgalerie ein volkstümlicheres Gepröge zu geben. Wir haben von der Reformarbeit Iuftis unseren Lesern wiederholt berichtet und zugleich bedauert, daß nicht auch andere Berliner Museumsletter zeinem Beispiel gefolgt sind. Namentlich die Veranstaltung vop möglichst häufig wechselnden Ausstellungen erscheint uns als eines der wirksamsten Mittel, um das große Publikum zum regelmäßigen Besuch unserer Museen anzuregen. Der Direktor der Nattonalgalerie hat von diesem Mittel im letzten Jahre wiederhott mit schönstem Eefolge Georauch gemacht. Aber er hat sich damit zugleich-ein weitere» Verdienst er- warben, indem er hervorragenden deutschen und ausländischen Künstlern Gelegenheit bot, unter Ausschaltung des pri- vaten Kunst Handels mtt ihren Werken vor die Oeifentlichkeit zu treten. Es q,bt bereits eine Anzahl angesehener Künstler, die in Berlin überhaupt nicht mehr ausstellen, weil sie die geschäftliche Verbindung mit den Händlern vernieiden wollen, die den hiesigen Kunstmarkt beherrschen. Dos Bedürfnis nach„neutralen Aus- stellungsräumen" wird immer dringender. Die juryfteie Ausstellung am Lehrter Bahnhof kam diesem Bedürfnis bereits noch einer Richtung hin entgegen. Die Eliteausstellungen in der Nationalgalerie sind eine wertvolle und notwendige Ergänzung der juryfreien und wir wollen hoffen, daß diese Ausstellungen eine ständig« Einrichtung bleiben— trotz dem offenen und geheimen Widerstand«, der ihnen avs Kunsthändlertreisea naturgemäß«r- wachsen dürste. I. Q. Theater. Die nächsten Premieren der Kannnerspiele sind Eoldonis Luftspiel:„Der Impresario von Smyrna" und Walter Hasen- cleverS � e n s« i t S". Di« Srotze PottZoper. die in den ledten Monaten eine Reibe von Opernvorstellnngen in der Hasenbeide veranstalt-t hat. beginnt Ihre Kultur- arbeit jeht auch im Norden Grotz-BerlinS. Am Sonntag Nack - mittag, den 8. Februar, findet die erste Overitaul�-br"-» der G.B L im Walhallatbeater statt, und zwar hat man unter Berücksichtigung der Talsache, daß man in diesem Fall über ein richtiges Theater versiigt. das Ziel gleich sehr doch gesteckt, und eröffnet dt« Reihe der Opernanfführun- gen mtt Wagner»..L oh e n qr i n". An der Spitz« de« Orchesters von W Mann steht Kapellmeister Selmar Meyrowitz . Die SpieNeitnng hat Hermann Bachmann von der Staatsoper übernomtnen. Als Mitwirkend« sind ein« Reih« von ersten Kräften m Aussicht genommen. Di« Preise der Plötze bewegen sich zwischen t Mk. und einein Höchstpreis von SV Mk., so dag also den weitesten Kreisen der Besuch dieser Aus- pchrung erschwinglich sei« wird.