Hr. 4« ♦ Jahrgang t)OttOCH?t6 Sonntag. 30.1anuerrl921
Heim voll Ein Gang üurch berliner Volksküchen. Die Volksküchenfragc stellt sich heute mit als eine der wichtigsten der sozialen Fürsorge dar. Das Eingehen viele? Küchen dieser Art hat besonders in dieser Zeit Erbitterung erregt, wo der einzelne Unbemittelte durch Wohnungsnot, mangelnde Heiz- und Kochgelegenheit nicht in der Lage ist(ganz abgesehen von den Kosten), sür die Zubereitung seiner Ernährung Sorge zu tragen. Es kommt noch besonders in den Wintermonaten hinzu, daß die Volksküchen als Auf- enthaltsräume eine wichtige Rolle spielen, eine Tatsache, die bisher lange nicht genug gewürdigt wurde. Wir haben einige Berliner Volksküchen in verschiedenen Stadtgegenden besucht und wollen in den folgenden Zellen besonders hervorheben, was Abhilfe dringend erfordert. Die Einrichtung neuer Volksküchen und der weitere Ausbau der bestehenden muß damit Hand in Hand gehen. Süöosten. Dem Eingang eines Kellerlokals entströmt ein angenehmer Speisengeruch. Männer und Frauen drängen sich, um hineinzu- kämmen, denn draußen ist es kalt und die meisten der Harrenden sind nur dürftig bekleidet. Sie murren über die Kälte und den Schnee, der in wirbelnden Flocken niederfällt. Nur langsam rücken sie vor, weil die engen Räume da unten lchon überfüllt sind. Sobald einzelne Personen herauskommen, drängen sich ebensoviele von den Anstehenden hinunter. Unten ist es warm, sehr warm sogar und dabei feucht, denn der heiße„Wrasen" aus der Küche kann nicht genügend abziehen. Durch die offene Küchentür blicken drei riesige Kessel, in denen die SpeistA brodeln, und daneben kräftige Frauengestalten, die Zu- bereitung und Verteilung zu besorgen haben. Aus den großen Kesseln werden die Speisen zunächst in kleinere Behälter und dann aus diesen in die bereitgestellten Eßnäpfe geschöpft. Nach Lösung einer Karte erhält man die gewünschte halbe oder ganze Portion imd kann sich nun— wenn ein Platz frei ist— damit an einen Tisch begeben. Wer keinen Löffel hat, muß für diesen eine Mark als Pfand hinterlegen. Es sind nur zwei kleine Räume für die Gäste vor- banden, sie erweisen sich dem zeitweise sehr starken Andrang gegen- über als ganz unzureichend. Gartentische und eiserne Gartenstühle bilderr die- Ausstattung. Ein Blick auf die Tischgenossen lehrt, daß hier viele Krüppel, alte erwerbsunfähige und sonstige notleidende Leute ihren Hunger stillen. Hier ein halberblindeter, dort ein lahmer Greis, und beiden zur Sekte alte, greis« Mütterchen mit tiefgefurchter Stirn und hohlen Wangen, den stummen und doch beredten Zeugen vom harten Kampf ums Dasein. „Es schmeckt mir gut"— flüstert mein Nachbar, ein alter, weißbärtiger Invalide—,»gerne würde ich mir eine„Ganze" kaufen, wenn ich mehr Geld hätte."— Ich nicke zustimmend, denn das Essen ist mager, ober doch schmackhaft bereitet. Mein Gegen- über tröstet ihn damit, daß die drüben an der Wand stehenden Per- sonen noch viel übler dran sind. Er zeigt dabei auf eine Gruppe, die darauf wartet, bis einer von den glücklicheren Gästen etwas von seinem Essen stehen läßt.'... �._••••■>* Di« sonstigen Gesprächs drehten sich ausschließlich um die Frage, wo man die besten Volksküchen finde. Ein alter Gast ver- teidigte hierbei die Behauptung, daß man diese im Westen an- treffen werde. Westen. Eine sichtbare Auffchrift belehrte mich hier im Westen Berlins , daß ich am Ziel war. Speisezeit ist von 11 bis Ws Uhr. Ich trete ein. Hinter einer Sperre sitzt eine Dame, die ich um eine Speise- marke bitte. „Die erhalten Sie hinten, ich kann Ihnen nur Pfandmarken geben. Es sind 2 M. für einen Ehnapf zu hinterlegen, dafür gibt es eine Pappmarte und eine Marke aus Blech. Die letztere dient als Ausweis, daß die Hinterlegung stattgefunden hat, sie muß vor Verabfolgung des Essens am Tisch der Vorstandsdamen abgegeben
! zu Tisch. werden, und wird hier nach Abgabe des Eßnapfes zurückgereicht, während die Poppmärke in. ihrem Besitz verbleibt: Beim Verlässen des Lokals müssen, beide Marken gegen Rückgabe der 2 M. wieder abgeliefert werden."— Ich präge mir diese Belehrung ein und gehe nun zur Kasse:„Bitte um eine Speisemorke."—„Es tut Mir leid, für heute können Sie keine bekommen, denn Speisemorken sind stets am vorhergehenden Tage zu lösen."— Ich wende mich an die am- tierende Borstandsdame mit meiner Bitte. »Tut mir leid, wenn Sie heute eine Marke lösen, können Sie morgen hier essen." „Ich möchte doch gerne heute essen." „Das geht nicht, aber Suppe können Sie nach Lösung einer' Suppenmarke haben." Ich lös« mir nun eine Suppenmarke und bitte nach Empfang der Suppe um«inen Löffel. —„Löffel haben wir leider nicht"— lautet die Antwort,„auch die letzten sind uns gestohlen worden."— »Ich kann aber doch ohne Löffel die Suppe nicht essen."—„Tut mir sehr leid, Sie müssen sich einen mitbringen."— Ich blicke erst bedenklich auf meine Suppe und dann aus die Dame. Endlich zeigt sie mit den Worten auf einen Gast:„Wenn dieser ausgegessen hat, werde ich Ihnen einen Löffel verschaffen."— Ich warte, bis ich den Löffel erhalte. Jetzt kann ich mich zum Essen niedersetzen und von meinem Platz aus Umschau halten. Das Lokal ist groß und sauber, Tische und Stühle sind rein und an den Wänden sind für Kopfbedeckung imd Kleidungsstücke Riegel angebracht. Alles macht einen guten Eindruck. Das Essen sieht appetitlich aus und schmeckt auch. Die Gäste sind hier im all- gemeinen etwas besser bekleidet. Den älteren kann man es sozu- sagen vom Gesicht ablesen, daß sie früher bessere Tage gesehen hoben. 5)ier sitzt ein Mann, der vor einigen Iahren noch Fabrik- besitzer war, dort ein anderer mit weißem Vollbart und wallendem Haar, der, wie er erzählt, früher über riesige Summen verfügen konnte. An runden Tischen finden die allen Bekannten sich regel- mäßig zusammen, um sich nach Einnahme der Mahlzeit noch ein Weilchen zu unterhalten. Und es wird nicht bloß über Fragen der Volksküche oder Invalidenrente gesprochen, sondern auch lebhaft politisiert. Nur wenige von den Anwesenden sind mit äußerlich er- kennbaren körperlichen Gebrechen behastet. Die Bestimmung, daß �die Speisemorken schon am vorhergehenden Tage zu lösen sind, 'führt fast täglich zu heftigen Auftritten. Auch während meiner An- Wesenheit klagt ein Mann darüber, daß seine vorgestern gelöste Marke nicht mehr angenommen wird.—»Wir können doch nicht kommen, wenn der Arbeitgeber uns nach einem/ anderen Stadtteil beordert," erwidert er den Damen, die seine Marke zurückweisen. Kaum ist er fort, so gehen zwei kleine Kinder von Tisch zu Tisch,. um eine Speisemarke zu verkaufen, die Vater gestern gelöst hat. „Vater kann heute nicht kommen," erklären sie. Sie haben diesmal Glück, indem ein Gast ihnen die Marke abkauft. Ein Zuruf kündet den Schluß der Speisezei! an und langsam leeren. sich darauf die Räum«. Norde«. Im Norden Berlins , ist es nicht leicht, e;ne Volksküche aufzufinden.• Viele sind in neuerer Zeit ausgelöst: und nicht durch ander« ersetzt worden. Nach langem Hin--nNd H erfragen gelang es mir doch Der Betrieb befindet sich km Parterre eines der Äteren Häuser Berlins . Bureaukratifche Vorschriften sind nicht vorhanden, nie- mand braucht sich am vorhergehenden. Tage schon ein« Speisemorke zu lösen. Der Hungrige erhall ohne llmschweis« Speis« und Trank, so- bald er sich von den Damen am Vorstandstisch eine Marke getauft hat. Der Preis für das Essen ist freilich— wie in den meisten anderen Volksküchen— erhöht worden, es ist aber reichlich und gut und wird den Gästen durch Angestellte vorgetragen. Nur für den Löffel muß Pfand hinterlegt werden. Die einfach eingerichteten Räumlichkeiten reichen.leider nicht immer aus, um in der Zeit des größten Andranges alle Gäste aufzunehmen, man muß dann war- ten, bis an den Tischen Plätze frei werden. Im Gegensatz zu den vorstehend beschriebenen sind die Gäste hier fast durchweg jüngere
Schweres Blut. Söf Roman vonZuhani Aho. Daß er aber nicht endlich kommt? Er hat sich wohl noch nicht losmachen können. Er verläßt mich nicht, er verläßt mich nicht... woher habe ich nur diesen Gedanken?— Wenn ihm nur nichts zugestoßen ist! Es sollen ja noch Stromschnellen auf seinem Wege sein, ehe er nach Hause kommt. Sein Boot kann aufgerannt und umgeschlagen sein, da er nicht einmal einen Ruderer hat. Weshalb hat er mich nicht als Ruderer initgenonffnen? Was soll aus mir werden, wohin soll ich gehen, wenn er nicht wiederkommt? Es war zufällig ein regnerischer Tag, durch das Dach der Fischerhütte sickerten Tropfen. Es war etwas unbehaglich in dem Häuschen. Er hätte mich doch mitnehmen können, wohin er gegangen ist. Da hätte ich gesehen, wie sie dort leben, wie das Leben seiner Sippe ist, wie das berühmte Karelien , das er gelobt und gepriesen hat. Dorther soll ich ja auch stammen. Dorthin ver- sprach er mich ja zu bringen, mich dort zur Wirtin eines großen Gehöfts zu machen. Doch hätte er mich vielleicht wirklich mit- genommen, wenn ich mich nicht gesträubt hätte? Ich wollte ja selber hierbleiben. Aber ich wußte ja nicht, daß es so lange dauern würde— gleich drei ganze Wochen. Und er hat nur einmal gefragt, ob ich mitkommen wolle. Hätte auch zweimal fragen können, wenn er richtig gewollt hätte. Aber vielleicht wollte er gar nicht. Vielleicht wußte er, daß sein Vater und seine Mutter und seine große Sippe dagegen sind, daß er ein schwedisches Wejb herbringt? Vielleicht gelingt es ihm dort, sie umzustimmen? Vielleicht haben sie nein gesagt, und er will nicht kommen? Oder sie bereiten dort schon alles zur Hochzeit vor. überraschen mich und holen mich zur Hochzeit ab. — Wenn sie dagegen sind, gehe ich nicht hin. Eindrängen werde ich mich nicht, ich will nicht noch einmal eine Schwieger- mutter gegen mich erbosen. Wenn ich denen dort nicht gut genug bin, werde ich es ihm hier sein. Marja versuchte sich zu trösten. Aber ihre Augen weinten am Abend, und ihr Herz fand auch am Morgen keine Freude. Es vermißte der Arm in der Nacht den Hals des Freundes. Wenn er nicht über die Insel in der Stromschnelle hinaus av mich gedacht hat? Wenn er mich nur mitgenommen hat,
weil ich sagte, ich würde sonst ins Waffer gehen? Wenn ich zp unverschämt gegen ihn gewesen bin? Aber er hätte mich ja können gehen heißen, wo es ihm beliebte. Hätte nur ein Wort sagen dürfen. Hätte mich ja nicht bis hierher zu bringen brauchen. Kann mich ja noch zurückschicken. Weshalb riß er damals mein Laub zwischen dem Boots- rand und dem. Wasserbord weg? Weshalb war sein Blick damals so voll Ueberdruß? Woher soll ich wissen, wer er sein mag? Einen Tage habe ich den Mann gesehen, da bin ich gleich mit ihm fortgezogen. - Nein, nein.. er ist kein solcher.. nein.. kein solcher. Ich bin töricht, ich schlecht.. er gut.. ich.. er nicht, nein! Es näherten sich Schritte. Marja eille an die Tür. Schon bevor sie hinauskam, hatte sie alles bereut. Aber es war gar nicht Schemeikka. Es war ein nasser alter Mann, der sich das Wasser von seinem unüberzogenen Pelz schüttelte. »Hier scheinen ja Menschen zu sein," sagte der Alte, sich zur Tür hereinbückend. „Wer seid ihr? Ihr seid-fein Hiesiger?" „Woher weiß du das?" „Ich höre es an eurer Sprache." „Du bist auch nicht von hier.' Marja bat ihn, sich zu setzen und schob den Suppennapf vor ihn hin. Sie saßen einander an den Tischenden gegen» über, ohne zu sprechen. „Ich wollte einmal nach meiner Winterhütte sehen," sägte der Alte, nachdem er kurze Zeit gegessen hatte. „Wohnt ihr hier im Winter?" „Ich habe das Häuschen gebaut und auch die Badestube. — Ich wollte einmal nachsehen, weil ich Rauch aussteigen sah; wäre wohl auch schon früher gekommen."... „Weshalb wohnt ihr denn aber nicht auch im Sommer hier?" „Da brauchen sie dies als Fischerhütte und sonst. Ich siedle für den Sommer immer dort an die andere Seite des Sees über, da habe ich eine Reisighütte." „Wenn ich das nur gewußt hätte, dann würde ich euch besucht haben." „Das wäre ja hübsch gewesen." „Was treibt ihr denn hier?" „Ich halle ihnen die Netze in Stand." „Wie seid ihr denn aber hierher gerate»?"'
Leute, darunter viele Mitbürger jüdischen Glaubens. Dieser Sach» läge entsprechend berühren die Gespräch« überwiegend nur Tages» Neuigkeiten auf den Gebieten wirtschaftlichen oder werttätigen Lebens, politische Unterhaltungen sind weniger wahrzunehmen. In dieser wie auch in den anderen Volksküchen bekunden die Gäste den gewiß berechtigten Wunsch, daß es diesen dem Wohl der ärmeren Bevölkerung dienenden Anstalten beschieden sein möge, noch recht lange eine segensreiche Tätigkeit zu entfalten. „�rmenküche'. Einmal im Norden Berlins , wollen wir unsere Schritte nach einer der ältesten Straßen in diesem weiten Stadtteil lenken. Sie ist auch eine der schmälsten, so daß zwei Wagen kaum nebeneinander ' fahren können. Hier gelangen wir nach einer Anstalt, die offiziell die Bezeichnung„Armenküche" führt und sich auch wesentlich von den„Volksküchen" unterscheidet. Vor dem Torweg, im Hausflur und auf dem Hof stehen Männer und Frauen mit leeren Gefäßen. Alle wollen sich Suppe aus der Küche holen, die sich auf dem Hof befindet. Einen Speiseraum, in dem die Gäste essen und sich erwärmen könnten, gibt es hier nicht. Sie müssen sich auf dem Hof anstellen und in Wind und Wetter so lange warten, bis sie an der Reihe sind. An der offenen Küchentür steht eine Frau, die aus einem großen Kübel Portionen schöpft. Das Essen wird gegen Vorzeigung einer Marke des Armenvor- stehers unentgelllich geliefert. Wer keine Marke besitzt, dem wird nichts verabfolgt, auch gegen Bezahlung nicht. Hin und wieder erhalten einzelne Gäste, die nicht heimgehen können, auf Bitten einen Eßnapf. Mit diesem in der Hand hocken sie neben dem Aschkasten auf dem Hof. Andere begnügen sich damit, ihre Suppe im Stehen auszutrinken. Wenn wir schon die Gäste der Volksküche zu'den Aermsten der Armen zählen konnten, so belehrt ein Blick qilf, die hier vor der Armenküche anstehenden Gestalten, daß dies« als-Repräsentanten des am tiefsten ausgeprägten Elends anzusehen sind. Der Menschheit ganzer Jammer tritt, hier vor Augen. Es sind durchweg hilflose, gebrechliche alte Männer und Frauen, von denen viele kaum noch die Kraft besitzen, das gespen- dete Essen selbst zu holen. Und dabei sind sie noch voll bavger Sorge, daß ihnen das Essen, diese Wohltat, entzogen werden könnte. Still entfernen sie sich, und mit ihnen verlasse auch ich eine Stätte, wo die Klagen bitterer Armut täglich widerhallen.
�lt-öerlin unter öer IrieSrichstraße. Funde beim llnkergrundbahnbau. Hochinteressante lokalhistorische Funde wurden bei den Unter- grundbahnbauten in der südlichen Fnedrichstraße gemacht, die als schwierigster Teil dieses Bauabscyntttes nunmehr auch in Angriff genommen worden sind. Bei den Schachtarbeiten stieß man in etwa i Meter Tiefe auf eine noch gut erhaltene Straßendecke, Schot- terung mit kleinen hölzernen Brücken, über deren Her- kunfl man sich zunächst im Zweifel war. Die in dieser Hinsicht an- gestellten Nachforschungen hatten das Ergebnis, daß die Friedrich- straße die älteste Straße in dieser Gegend ist. Vor der Anlage der Friedrichstraße befanden sich zwischen AU-Berlin und der Ortschaft Tempelhof nur sumpfige Wiesen, durch die ein einziger alter Weg führte, der jedoch dem Zuge der L i n d e n st r aß e folgte und etwa in der Mitte des Belle-Alliance-Platzes den dort vorüberfließenden Schafgraben kreuzte. Daraus schließt man, daß es sich um die erste P f l a st.er de ck e d e r Fr i edr iuchstr a h« handelt, die im Lause der. Zeit wegen de» darunterliegenden Moores immer tie.s.er sank und immer neue Uebersüllungen-«:jprdeHich macht«. Diese Straßendecke ist also ftn-Lauf« der Zeit um ungMhr 4 Meter gesunken......'
der Morüplan einer Frau. Der Mord an dem Inder Singhist jetzt restlos mufge» klärt. Die weiteren Vernebmungen der Verhafteten und das pn,» fassende Geständnis des Mörders Arnold, haben ergeben, daß die Frau des Ermordeten dieHaupttriebfeder des Ver- brechens war. Sie hatte es berstandeu, Arnold, der sie abgöttisch liebte, so zu umgarnen, daß er in ihren Händen ein willerloies Werkzeug war. Bis zuletzt hatle Arnold versuckt, seine Geliebte in Schutz zu nehmen und die ganze Schuld ouf sich zu laden. Erst als er bei einer Gegenüberstellung mit Frau Singh einsah, daß er beirogen worden war, gestand er ein, daß sie ibm solange zu» „Zuerst haben sie mir den Hos niedergebrannt, dann haben sie mich selber mit Sack und Pack hergeschleppt." „Wer hat das getan? Ist das lange her?" „Der alte Schemeikka, der Vater von dem jetzigen, und seine Männer." „Aber ihr könntet wohl fort, wenn ihr wolltet?" „Ich war vor Jahren einmal drüben.,. bin zurückge- kommen." „Weshalb denn?" „Zuhause waren alle gestorben, und hier kriegt man mehr Fische." „Davon lebt ihr?" „Was braucht's denn mehr zum Leben!" „Fändet ihr euch von hier in eure Heimat?" „Ich denke doch, daß ich die Wege noch wüßte. Bei klarem Wetter sieht man hier sogar die letzten Berge auf der schwedischen Seite." „Sieht man die?" „Dort von dem Berg."— Der Alte deutete tnii dem Kopfe nach dem Hügel. —„Wenn sie Wald niederbrennen. sieht man wenigstens den Rauch." „Sieht man auch den Rajavaara?" „Den wird man wohl auch sehen." „Ich bin dort von seinem Fuß." „So, von dort?" „Seid ihr einmal dort gewesen?" „Rein."., „Seid ihr schon bei Schemeikkas gewesen?" „Dahin gehe ich, wenn ich ihnen Netze bringe und mir Garn hole und sonst was. Ich knüpfe für sie die Netze, für das. ganze Dorf." „Wie ist es denn dort?" „Nämlich wo?" „In Schemeikkas Gehöft." „Da ist ein großes Dorf, groß wie eine Stadt— sagen sie. ich habe noch keine Stadt gesehen. Das größte Gehöft, etwas abseits von den anderen, ist das von Schemeikka. Sie haben keine Aecker und auch kein Vieh, ein paar Kühe im Gehöft, bei Schemeikkas drei. Vom Handel leben sie und von Jagd und Raub und allerlei Künsten. Aber gut leben sie, gut essen sie, gut trinken sie, reich sind sie. Der Sohn macht Reisen, seine Mutter besorgt das Haus, kommandiert die Weiber."(Forts, folgt.)