Einzelbild herunterladen
 
Itc&ct die Entwicklung der ungarischen Kirchen- gcscizgebnug meldet eine Budapester Depesche das folgende: Tie Ausschüsse des Magnatenhauses verhandelten heute das Ncmintium des Abgeordnelenhauses über die unveränderte Zurück« leitung der Gesetze, betr. die freie Neligionsübung und die Juden- rezcption. Die erstere Vorlage tvmrde. nachdem der refornnrte Bischof Szav im Interesse des liberalen Fortschrittes erklärt halte, Widerstand gegen die Konfessionslostgkeit aufzugeben, nach längerer Debatte mit Aufnahme mehrerer Bestimmungen, welche die religiöse Erziehung konfessionsloser Kinder sichern, an­genommen. Majestätsbeleidignng in Frankreich  . Am 5. No- vewbcr wird der Redakteur des illustrirten Sozialisten- blattesChambard" vor Gericht erscheinen, wegen Be- leidiguug des Präsidenten Casimir Perier  . Die Ver- theidigung wird von den Advokaten Millerand   und vom Abgeordneten Jaurös, welcher, ohne Advokat zu sein, die Erlaubnis zur Vertheidigung erlangt hat, geführt werden. Die Provinzialrathswahlen in Belgien   haben gestern stattgefunden. Wieder sind die Erfolge der Ultra- montanen sehr groß und die Verluste der Liberalen recht bedeutend. Unsere Genossen haben wieder beachtenswerthe Erfolge zu verzeichnen. Sie sind aber nicht so groß wie bei den Deputirtenwahlen, weil das Wahlrecht hier für sie ungünstiger ist. Ueber das Ergebniß der Wahl liegen die folgenden Depeschen vor. Herold's Bureau meldet: Das offizielle Ergebniß der gestrigen Provinzialraths-Wahlen wird erst gegen Mittag bekannt werden. Die Zahl der zu wählenden Provinzialräthe beträgt KSS. In den Provinzen Antwerpen  , Limburg  , Namur  , Luxemburg   und Flandern  siegten fast durchweg die Katholiken, in Lüttich  , Henne- gau und Brabant   die Liberalen. Die Sozialisten haben den Liberalen weniger Sitze abgenommen, a l s m a n bisher a n n a h m. Die Katholiken haben, soweit bis jetzt konstatirt werden konnte, 19 Sitze gewonnen und einen verloren. Die Soziali st en eroberten in Möns und Charleroi   acht Sitze. Eine ganze Anzahl Stich- wählen steht bevor. Zu dem Siege der Liberalen in Brüssel  , welcher mit Hilfe der Katholiken errungen ist, bemerken die liberalen Blätter, der Sieg sei traurig, weil er den Sieg der Katholiken über den Theil der Liberalen bedeute, der sich gestern von den Doktrinären getrennt und mit den Sozialisten verbunden habe. Die Blätter fügen aber gleichzeitig hinzu, daß die Libe- ralen die Hilfe der Katholiken nicht verlangt hätten. Wolff's Bureau wird aus Brüssel   depeschirt: Bei den gestern im ganzen Lande stattgehabten Provinzial- raths-Wahlen haben die Katholiken in Flandern   alle bisher inne- gehabten Stellen behauptet und außerdem drei Sitze gewonnen. Sie kommen in Gent   mit 14 ausscheidenden Liberalen in Stich- wohl; in der Provinz Antwerpen   behaupten die Katholiken ihre bisherigen Stellungen und kommen mrt 23 Liberalen, deren Mandat erloschen ist, in Stichwahl. In der Provinz Namur hat eine Stichwahl zwischen 13 ausscheidenden Katholiken und 13 Liberalen stattzufinden. In Brabant  gewannen die Katholiken 11 Sitze, außerdem haben dort zahl- reiche Stichwahlen stattzufinden zwischen Liberalen, Katholiken und Sozialdemokraten. In der Provinz Lüttich   gewinnen die Katholiken einen Sitz; für die Stadt Lüttich   ist eine Stichwahl zwischen 23 ausscheidenden Liberalen und 23 Sozial­demokraten nothwendig. Im Heunegau gewinnen die Katholiken 8 Sitze und die Sozialdemokraten IS von den Liberalen. Außerdem haben mehrere Stichwahlen zwischen den ausscheidenden Liberalen und den Sozialdemokraten stattzufinden. In den übrigen Provinzen hat keine bemerkenswerihe Veränderung statt- gefunden. Eine in der Nacht eintreffende Herold-Depesche lautet: Brüssel  , 29. Oktober. Es sind 17 sozialistische General« räthe gewählt worden; 41 kommen zur Stichwahl. Die Katho- liken haben in 6, die Liberalen in 3 Provinzen gesiegt. Die Bildung eines Arbeiter-Ministeriums wurde definitiv beschlossen, ebenso die anderen Maßregeln zu Gunsten der Arbeiter- klaffen. Der König billigte diese Pläne vollständig. Der Abgeordnete von Löwen, Nyssens, wird Arbeitsminister. Beeruaert lehnte das Portefeuille ab; er bleibt also außerhalb des Ministeriums. Alle sozialistischen Abgeordneten kommen morgen hier zusammen, um ihre Stellung in der Kammer definitiv festzustellen. Ueber die belgischen Pnrlnmeutstvahlen äußert sich der neu gewählte sozialistische Abgeordnete Professor Vandervelde   rn einem trefflichen Artikel im sozial- politischen Zentralblatte. Wir entnehmen demselben die folgenden Stellen: Es ist also im ganzen die katholische Mehrheit etwas stärker, als sie es unter den» Klassenwahlsystem war; die liberale Opposition ist buchstäblich zusammengeschrumpft, und es erscheint nunmehr die sozialistische Partei als die Hauptstütze der Gegner- schast der Regierung. Fortan, kann man jedenfalls sagen, giebt es in Belgien   nur zwei große politische und soziale Mächte: die klerikale und die sozialistische..... Die sozialistische Partei hatte als Gegner die beiden alten Parteien, verstärkt durch die neuen Elemente: die mit den Na- dikalen verbündete liberale Partei und die katholische Partei mit ihrer christlich-demokratischen Hilsstruppe. Alle Anzeichen sprachen zu Gunsten der Regierung. Die Liberalen jedoch bildeten sich ein, Terrain zu gewinnen und sogar das Ministerium zu stürzen. Was die Soziallsten anlangte, so war jedermann in den Kreisen der bürgerlichen Politiker überzeugt, daß sie lediglich eine guantito negligeable(eine der Beachtung nicht werthe kleine Anzahl) bedeuteten........ Selbstverständlich bauten die Sozialisten trotz der unstreitigen Schwierigkeilen des Kampfes zu sicher auf die Macht ihrer Organi- satio», als daß diese Prophezeiungen hätten Eindruck machen können. 104999 Parteigenossen, von den großen sozialistische» Verbindungen aufgebrachte reiche Geldmittel, zwei Tageszeitungen in einer Auflage von S9999 Exemplaren, eine außerordentlich dichte Arbeiterbevölkerung, bis aus das Innerste aufgerüttelt durch ein Jahrzehnt und darüber unaufhörlicher Propaganda dies waren die Bedingungen des Erfolges, und verblendet wäre es gewesen, ihre Bedeutung zu verkennen. Hierzu kommen über- menschliche Anstrengungen"während der beiden, den Wahlen vor- hergehenden Monate. Der Brüsseler Verband veröfjentlichte zu- erst zwölf Propaganda-Broschüren theoretischen Inhalts zu zehn Centimes und jede in einer Auflage von zehntausend Exemplaren. Hieraus wurden zwei Millionen Broschüren von je acht Seiten aus- gegeben, in denen man sich an verschiedene Arbeiterkategorie» wandte. Jede große Vereinigung: Kleidermacher, Kohlenarbeiter, Stein- bruch-Arbeiter, Bauarbeiter, staatlich Angestellte, Lehrer u. f. w. halte eine besondere Broschüre, deren Auflage nach der Zäblung von 1899 berechnet war. Zwei weitere Schriften wandten sich an die katholischen Arbeiter und die Land- leute. Um diese letzteren in allen Ortschaften zu verbreiten, griff man zu einem ganz eigenartigen Mittel. Alle Sonntage fuhr ein Zug von zwanzig oder fünfundzwanzig Bicycliften aus Brüssel   und anderen Städten hinaus, um in den länd- lichen Gemeinden gerade in der Stunde der Frühmesse einzutreffen. Es wurden dann an die Bauern sozialistische Broschüren und Einladungen zu nach der Hauplmesse stattfindenden sozialistischen   Versammlungen vertheilt. Zur bestimmteii Stunde erschien der Redner der Arbeiterpartei am Eingang der Kircde, und die Bauern lauschten, nachdem sie die Predigt des Geist- lichen angehört, nunmehr den Worten des Sozialisten. Die Itesultate dieser Propaganda waren äußerst befriedigend. In sämmtlichen Dörfern der Umgegend Brüffel's konnte am ver- gangenen 14. Oktober das Vorhandensein sozialistischer Eleniente festgestellt werden, und in den ländlichen Bezirken, welche an die Jiidustrieregion grenzen, haben in vielen Gemeinden die Sozialisten die Mehrheit der Stimmen erhalten. Während eine Anzahl Propagandisten das platte Land bearbeiteten, betrieben andere eine fieberhafte Agitation unter den Industrie- Arbeitern. In manchen Arrondissements wurden an ein und demselben Tage über fünfzig Versammlungen abgehalten und fast allerwärts waren diese von der Mehrzahl der neuen Wähler besucht.... Eine wahre Panik hatte sich der konservativen Bourgeoisie bemächtigt, und am nächsten Sonntag stimmten im zweiten Wahl- gange eine sehr große Zahl liberaler Wähler für die Kandidaten der Regierung. Die in die Stichwahl kommenden sozialisti- schen Kandidaten in Verviers  , Lüttich  , Soignies   und Cbarleroi trugen indessen, dank dem beim ersten Wahlgange gewonnenen Aorsprung, den Sieg über jene davon. Dagegen erlitt die liberale Partei herbe Verluste, und alle ihre Führer unterlagen ohne Ausnahme. In Brüssel  , wo die Sozialifien bei der ersten Wahl 40 999 Stimmen erhielten, die Liberalen 64999 und die Katholiken 93 999, wurden sämmtliche klerikale Kandidaten mit einer Mehrheit von 19 999 Stimmen gewählt. Es stehen somit die katholischen Gouvernementalen einer fast ausschließlich sozialistischen Opposition gegenüber, die über dreißig(von 1ö9) mit 350 009 Stimmen(von 1800 009 abgegebenen) gewählte Abgeordnete zählt. Zwischen diesen beiden Fraktionen existirt kaum ein Bindeglied. Die paar Radikalen, welche dem Schiffbruch entronnen, werden noth- gedrungen den Sozialisten Gefolgschaft leisten müssen, und diese Opposition wird zuweilen durch die von den Katholiken gewählten Arbeiterdeputirlen verstärkt werden. Unter diesen Umständen läßt sich unschwer voraussehen, daß in der nächsten Kammersession vor allem die sozialen Fragen an der Tagesordnung sein werden, und wird sich die Regierung, um dem Fortschreiten der sozialistischen   Partei Einhalt zu thun, wohl zweifellos bequemen, dieser einen Theil ihres Programms zu entlehnen. Denn stets der Staatssozialismus   war das Impf- gist wider den Sozialismus. Das englische Oberhaus könnte sich noch eines langen Lebens erfreuen, wenn es nur auf Lord R o s e b e r y und seine näheren Freunde ankäme. Der englische   Premierminister hat gestern in Bradford   eine Rede gehalten, in der er hervorhob, die Regierung sei ganz mit einer zweiten Kammer einverstanden, aber das gegen- wärtige Hans der Lords, das hauptsächlich aus Tories be- stehe, bilde eine nationale Gefahr, ja sogar eine Heraus- sorderung zur Revolution. Die Regierung werde daher das Unterhaus in der nächsten Session auffordern, aus dem Wege einer Resolution die Privilegien des Unterhauses gegenüber dem unverantwortlichen Oberhause zu betonen, indem es erklärt, daß das Unterhaus in der Gemeinschaft der beiden Kammern den Vorrang haben müsse. Diese Resolution würde die vereinigte Forderung der Regierung und des Unterhauses nach einer Verfassungsrevision dar- stellen. Sollte das Haus der Lords dieses Vorgehen igno- riren, so würde die Regierung an das Volk appelliren, da solche Fragen auch in anderen Ländern rslerendum ge­stellt würden. Thatsächlich kommt dieser Plan auf eine Lebensfristung des Oberhauses hinaus. Erst der Sozialismus wird dieses verrottete Institut abschaffen. Eine Alterspensionsliga für Großbritannien  wurde am 24. Oktober in Birmingham   gegründet. Der tweck der Liga soll sein, alle die zahlreichen mildthätigen tiftuugen, die gegenwärtig durch mißbräuchliche Gesetzes- anslegung ihrem Zweck fast völlig entfremdet sind, in einer Hand zu vereinigen. Alles, was dazu gehört. Zehnten, Armengeld, Stiftungen und anderes Nationaleigenthum soll auch wirklich nur zum Besten der Alten und Gebrech- lichen verwandt werden. Der Präsident des neuen Vereins ist zugleich der Präsident der liberalen Föderation, Sir James K i t s o n. Er führte in seiner einleitenden Rede folgendes aus: Die Gründer des Bundes wollten nicht irgend einer bestehenden Altersversicherung oder einem bestehenden Sparverein zu nahe treten. Wenn man aber sich zu Gemüthc führe, daß nach dem Staustiker Charles Booth 9 pCt. der Gesammtbevölkernng Londons  im Arbeitshause sterbe» und ferner erfahre, daß 39 pCt. der he- jährten Armen Birminghams ohne Hilfe seien, so müsse man sagen, daß es an der Zeit sei. sich mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen. Die Gründer der L,ga haben die Ueberzeugung, daß jeder, wenn ihm die Kraft versage, sich durch Arbeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, eine Pension von S Sh. die Woche erhalten sollte. Faule und Verbrecher sollten in eine eigene Kategorie kommen. Nach sorgfältigen Berechnungen genüge in dieser Be- ziehung für England und Wales eine Summe von 9 999 999 Pfd. Sterling, und für das gesaminte vereinigteKönigrcich, Schottland   und Irland eingeschlossen, eine solche von 17 999 000 Pfd. Sterl. Die Liga habe einen Plan, wonach die theilweise recht unnützen und unsinnigen Stiftungen zu vernünftiger Anwendung kommen würden." Graham von Burton-on-Trent sagte, er sei Präsi  - dent eitles gegenseitigen Unterstützungsvereins gewesen und zur Zeil   Mitglied von vieren. Für das Alter sorgen sie in ausreichender Weise. Die großen englischen Unter- stützungsvereine versprächen wohl Alterspensionen, dieselben seien aber ein lodter Buchstabe, weil die allermeisten außer Beiträgen für Krankheit und Begräbniß nichts zu zahlen im stände seien. Unter den englischen Paupers befänden sich Tausende, welche Jahrzehnte einem Unterstützungsverein angehört hätten. Unter den Rednern befand sich auch der Parlamentsabgeordnete Broadhurst. Daß auch dieser Jahr- hunderte alte Mißbrauch der Unterschlagung der den Be- dürftigen gehörigen Stiftungen jetzt abgestellt wird, ist gleichfalls nur dem Anschwellen der sozialistischen   Bewegung zu danken. Für Crispi's Schurkenstreich tritt heute die Nordd. Allg. Ztg." ein. Das Blatt schreibt: Diesen zum Partiro dei Lavoratori   zählenden Vereinen ist die Staatsgewalt von dem Tage an. da das Gesetz ihr die Macht dazu in die Hände gab, mit aller Energie entgegen- getreten. Das Blatt wagt nicht zu behaupten, daß Crispi ein Recht zu seinem Vorgehen hatte. Er hat eben die Macht des Anarchistengesetzes auf die Sozialdemokraten angewandt. Die osfiziöse Zeitung sieht darin einen Vortheil der An- archistengesetze, wir sehen darin einen weiteren Fehler der- selben. Ein Antrag zur Erweiterung des Strafrechtes behufs Verhinderung von Wahlbeeinflussung beschäftigte gestern den dänischen Folkething. Der betreffende Antrag lautete: Wer durch Gewalt oder durch Androhung von Gewalt die Wahlireiheit antastet oder jemand an der Ausübung feines Wahlrechtes zu hindern such: oder ihn zu zwingen, es in einer bestimmten Weise auszuüben, wird mit Strafarbeit oder Ge- fängniß bestraft. Der letzteren Strafe verfällt auch derjenige, welcher bei der Vornahme der verfassungsmäßigen Wahlen sich einer vorsätzlichen Fälschung oder wer durch Angebot persönlicher Vortheile oder durch Drohungen, deren Durchführung persönlichen Verlust herbeiführen könnte, jemand dazu zu veranlassen sucht, in anderer Weise zu stimmen." Der Justizminister hielt den bisherigen Gesetzeszustand für genügend, obwohl nur im letzten Frühjahr der Fall des Försters Kann, der seine Arbeiter mit Entlassung be droht hatte, wenn sielinks" wählten, und trotzdem frev gesprochen wurde, das Gegentheil bewies. Der Antrag wurde einer Kommission von 11 Mitgliedern überwiesen. Aus Spanien   liegen folgende Meldungen vor. Wolff's Bureau erfährt aus Madrid  : Der Ministerrath berieth gestern über das den Kortes zu unterbreitende Regierustgsprogramm; heute findet wiederum eine Sitzung statt; man glaubt, daß bis zu dieser Sitzung keine definitiven Beschlüsse bezüglich der Kirche gefaßt werden. Nach Herold's Bureau ist es entgegen allen Erwartungen Sagasta heute gelungen, die Krisis zu verhindern und die gegenwärtige Lage des Ministeriums zu befestigen, sowie das parlamentarische Programm zu redigiren, welches von allen Gruppen der Mehrheit unterstützt wird. In Serbien   hat Crstritsch das neue Kabinet gebildet, das nach dem offiziösen Draht als unparteiisches bezeichnet wird. Thatsächlich ist der jetzige Ministerpräsident der brutalste Gewaltspolitiker des Landes. Dem abtretenden Kabinete wollte der König alle Forderungen bewilligen, blos an einem Punkte scheiterten die Verhandlungen, an der Bedingung, daß Milan sich jedes Einflusses aus die Politik des Landes zu enthalten habe. Dies wollte der König unter keinen Umständen zugestehen. Serbische Zustände. Der gefangene Räuber Jlitsch- B a st o v a n sagte, wie derVossischen Zeitung" gemeldet wird, vor dem Bezirksgerichte in Kragujewatz aus, daß er von dem in der Hochverrathssache des Tschebinatz ver- hafteten Sima Gjakowitsch, zur Zeit, als König Alexander das Land bereiste, ein F ä s ch ch e n mit Gift erhalten habe, um es dem damaligen radikalen Bezirkskommiffar Milosch Mischkowitsch zu übergeben. Dieser Mischkowitsch habe ihm(dem Jlitsch Bastovan) den Antrag gemacht, das Gift in die für den König vorbereiteten Speisen zu mengen. Dafür bot er 2000 Franks. Da man sich über den Lohn nicht einigte, fand das Verbrechen mcht statt. Infolge dieser Aussage wurden bei dem in Arangelovatz wohnenden Mischkowitsch, wie bei dem gewesenen radikalen Abgeordneten Mladeu Markowitsch Haussuchungen vorgenommen, aber nichts Belastendes gefunden. Dennoch wird die Unter- suchung in dieser Angelegenheit eingeleitet und ist Sima Gjakowitsch von Belgrad   zum Verhör nach Kragujewatz übergeführt worden. DaS bulgarische Parlament, die Sobranj«, wurde am Sonnabend mit der üblichen schönrednerischen Thronrede eröffnet. Die Wahl des entschiedenen Russophilen Danew zum zweiten Vizepräsidenten beweist, daß Rußland   mit seinen Erfolgen in Bulgarien   nicht unzufrieden zu sein braucht. PatfcincHöeldifcn: Von der Agitation. Eine Demonstration der Offenbacher   Arbeiterschaft für den Sozialismus be- deutete die Versammlung, welche am 24. Oktober dort abgehalten wurde und in der der Reichstags-Abgeordnete Genosse Bebel sprach. Mehr als 2199 Personen hatten in dem Saal Platz gefunden und viele mußten, weil kein Platz mehr zu haben war, vor der Thür umkehren. Die vereinigten Arbeiter-Gesangvereine sangen zur Einleitung das schöne Proletarierlied:Der General- marsch". Der Abg. Bebel wurde bei seinem Erscheinen auf der Rednertribüne mit brausendem Beifall begrüßt. In l�stündiger Rede besprach Redner die Entwickelung der menschlichen Ge- sellschaft, dabei beweisend, daß die Sozialdemokratie ein Produkt dieser Entwickelung sei und somit durch keinerlei Ge- setze gegen de»Umsturz" vernichtet werden könne. Das was man jetzt wieder an Gesetzen gegen den Umsturz beabsichtige, werde ebensowenig im stände sein, den Sozialismus zu beseitigen, als dies den Bismarck  'schen Gesetzen möglich gewesen. Redner schloß seinen überaus inlereffanten Vortrag mit dem Hinweis auf der Geschichte angehörende Vorgänge, aus denen hervorgehe, daß stets die jeweils herrschenden Klassen die Schuld daran tragen, wenn eine Volksbewegung in gewaltsamenUmsturz" auslaufe. Nachdem noch Genosse Ulrich einige Worte gesprochen, schloß der Vorsitzende die imposante Versammlung mit einem Hoch auf die internationale Sozialdemokratie.   Am Sonntag vor dem Parteitag hatte Gen. Bebel in Gießen   ge- sprachen; hier lautete das Thema:Die Sozialdemokratie und der Umsturz", worüber Bebel in etwa 2l/} stündiger, glänzender Rede sprach. Auch hier war ein ungeheurer Andrang der Be- völkerung zu verzeichnen. »» Zu den Stadtverordnete»!-Wahlen in Geestemünde  nahm«ine am 26. d. M. dort tagende Volksversammlung Stellung. Beschlossen wurde, sich an den Wahlen zu betheiligen, trotzdem dieselben nach dem Klassen- Wahlsystem vorgenommen werben; ausgestellt wurden vier Kandidaten, welche auf dem Boden der Sozialdemokratie stehen. Gegen denUmsturz" lassen bekanntlich die Dresdener  konservativen Herren, an deren Spitze Herr M e h n e r t steht. eine Petition zirkuliren. Dabei haben die Herren die Un- verfrorenheit, auch die Gemeindevorstände als Unterschriftensammler in Bewegung zu setzen. Wie derOberlaus. Voltsbote" mit- theill, hat der konservative Landesverein daS Ansinnen auch an die Gemeindevorstände der Lausitz gestellt. Das genannte Blatt bemerkt dazu: Eine größere Unverfrorenheit kann man sich fast nicht denken, als es dieses Ansinnen der Dresdener kon- servativen Herren darstellt. Was würden dieselben wohl sagen, wenn die Freisinnigen oder Sozialdemokraten mit einem ähn- lichen Verlangen an die Gemeindevorstände herantreten würden? Die Gemeinden haben sich bei derartigen einseitigen politischen Kundgebungen unbedingt neutral zu verhalten. In verschiedenen Gemeinden ist man über dieses Gesuch, wie wir hören, einfach zur Tagesordnung übergegangen und ist nur zu wünschen, daß es anderwärts ebenso gehalten wird. DieLeipziger Volks- Zeitung" ist außerdem noch in der Lage»nitzutheilen, daß Paul Mehnert   mit seinem Unterschristensammeln recht»venig Glück hat. »» Der schon mehrfach ge»an»»te Kämpe gegen die Sozial- demokraten, Herr Amtsrichter Spindler in Langen- s e l b o l d, hat abermals von sich reden gemacht. Einer der Väter, denen er das Erziehungsrecht ihrer Söhne abgesprochen hatte,»var seinem Wunsche nachgekommen und meldete seinen Sohn aus dem Turnverein ab. Der Vorsitzende»nußte hierüber eine Bescheinigung ausstellen und that dies nach der Frankfurter Volksstimme" mit folgenden Worten:Turnverein R. 16. 9. 94. Ich, der Unterzeichnete, beglaubige hiermit dem Vater des Sohnes Georg K.. daß er seinen Sohn am 2. September ds. Js. im hiesigen Turnverein abgemeldet hat, auf da? Verlangen