die das Gespenst des Hungers«mf die Straße getrieben hat, willkommenes Freiwild für Poliqistenstiefel und Kolbenstoße. Ueber die traurigsten Kapitel, die zugleich den letzten Akt in der Leidensgeschichte so mancher Proletarierfamilie bilden, über Verbrechen und Sterblichkeit, seien nur einige Dahlen angegeben: Laut Meldung der Oberhauptmannschaft sind im Monat November in Budapest rund 2l1lic><1 Verbrechen vor- gekommen, davon 88W schwere Verbrechen, 12 426 leichte Ver- brechen und 252 Mordversuche. Ueber die Beoölkenings- bewegung melden amtliche Angaben, daß in den ersten drei Monaten des Jahres 1920 die Zahl der Todesfälle die Ge- burtenziffer um 3483 überstieg. Während dieser Zeit starben in Budapest an Tuberkulose 2221, an Influenza 1665. an Kinderkrankheiten 1452 Versonen. Die Zahl der Selbstmorde stieg gegenüber früheren Jahren um das Achtfache. Fügen wir noch hinzu, daß die Spitäler und Krankenhäuser überfüllt sind, und daß es in der Hauptstadt 300 000 Wohnungslose gibt, so ist dieses Bild des Jammers zwar nicht komolett, aber doch wohl genügend ausgemalt, um das Leben oder besser gesagt, das Sterben der ungarischen Arbeiterklasse ad oculos zu demonstrieren. Die arbeitende Bevölkerung Deutschlands aber kann daraus entnehmen, welches Schicksal ihrer wartet, wenn Deutschland jemals das Unglück haben sollte, den„Ordnungs- staat" der Deutschnationalen unter der„starken Hand" eines Hohenzollern oder eines Regenten aus anderem Stamme auf- gerichtet zu sehen. Deutsche oder ungarische Reaktionäre, Hakenkreuzler oder Erwachende Ungarn, sie sind eines Sinnes, sind aus ein und dem elben Holze geschnitzt. Ihre hervorstechendste Charaktereigenschaft ist die Unfähigkeit zur produktiven Arbeit und zur Besserung der materiellen Lage des von ihnen„geführten" Volkes, ihr hauptsächlichstes Streben ist die völlige Versklavung und Verelendung der Arbeiterschaft zugunsten der schrankenlosen Herrschaft des Kapstals. Ruhig Slut! Wir haben schon in unserer heutigen Morgenausgabe ge- raten, die durch die Pariser Beschlüsse geschaffene Situation mit etwas mehr Ruhe zu betrachten, als dos bisher in einem Teil der Presse geschieht. Da in der Em- wafstlungsfrage Beschlüsse unsererseits nicht mehr gefaßt zu werden brauchen, die entscheidenden Beratungen über die Wiedergutmachung ober erst am letzten Tage dieses Monats beginnen, bleibt zur Ueberlegung Zeit genug, und man soll nicht so tun, als ob etwas verloren ginge, wenn man nicht jetzt Hals über Kopf weittragende Beschlüsse faßte. Darum hat es auch sehr wenig Sinn, von einer Regierung der„na- tionalen Einheitsfront" zu reden, die jetzt gebildet werden mütz�e, man weiß nicht recht wozu. Noch weniger klug ist der Rat, die Regierung solle einfach die Flinte ins Korn werben auf die Gefahr hin. daß dann überhaupt keine verfassungsmäßige Regierung mehr zustande käme. Die Re- gierung hat nach innen die allerbeste Situation, da sie in der entf-lieidenden Frage alle Parteien hinter sich hat, nach außen würde eine andere aus diesem Reichstag hervorgehende Regie- rung auch kaum eine bessere Position haben. Am wenigsten bestellt unter solchen Umständen für den Reichsminister Dr. Simons ein Grund, aus seinem Amte zu scheiden. So stellen sich die Dinge wenigstens für den Augenblick dar. Was später kommt, kann in dieser bewegten Zeit kein Mensch wissen. Aufgeregte Projettenmacherei ist auf alle Fälle vom Uebel._ K orfantps Drohungen. Dir haben jüngst eine Unterredung des Berliner Korre- spondenten von„Het Volk" mit K o r f a n t y wiedergegeben. worin der polnische Agitator kurzweg erklärte, Oberschlesien werde polnisch werden, gleichviel, wie die Abstimmung aus- falle. Noch deutlicher hat sich Korfanty dem Berliner Korre- spondenten des„Manchester Guardian" gegenüber ausge- sprachen. Diesem antwortete er auf die Frage, was werden würde, wenn die Abstimmung für Deutschland entscheide, ganz einfach:„Dann bricht d er Aufstand aus!" Die Minder-
StimÜen des Lichts. stunden des Vichts flatterten auf und sprangen über die Rücken der Berge, vonunen eine Schroffe empor, duckten sich. Anlauf nehmend, über die Kimme und rannen Goldfluten ausschüttend be- waldete Halden herab talwärts, wo die Stadt aufglänzt« wie Edel- geftein in flammenden Farben. Auf dem See aber, auf dem Lust- lachten kreuzten, Dampfer und Ruderboote, auf dem See, der bunt war von dem Jubel der Badenden, überschlug sich das Licht, brach sich und spielte mit Silberkronen und Schaumgeflöck, mit hellgrünen Wellen und der tiefen Bläu« des Sees. Maron, der Bettler, faß auf dem Landungssteg und blinzelte träg in den flimmernden Tag. Gedanken fanden nicht bis zu ihm hin. Sein lichtloses Sein loscht« alle Lichter aus. Doch plötzlich riß es ihn hoch. Wind weht« vom Strand«in Wort an fein Ohr: „Warum soll ich nicht glücklich sein?" Wie Blitz dunkle Nacht erhellt, brannte es in die stumpfe Hingabe seiner Gedankenlosigkeit. Auf- brüllend taumelte er hoch, riß die Kleidersetzen vom Leib« und hinkte in hastigen Sätzen, mehr Faun denn Mensch, zum Strand hin, wo die Kapelle spielt«, wo Somwntörbe wie weiße Glockenblumen standen und Menschen bunt waren von Farbe« und Lustigkeit. Irren Auges umfaßt« der Bettleer die warmen Wellen, dl« an die goldgelben Sandkörner des Strandes schlugen. Rhythmus von wiegenden Wassern wogte in ihm, der nackt und hinkend einher. humpelte. UrHaft brüllte er langhin wie ein Tier in nebelnden Morgen, das unbestimmt Sehnsucht nach Fern« treibt, Leid, Qual und der unendliche Wille zum Leben. Einen Augenblick schien der Erdball zu bersten. Die Mustk setzt« aus. Das Summen der Stimmen verstummt«. Wie angewurzelt verharrte die Meng«. Aeltere Domen verhüllten das Anllitz. Junge Mädchen entflohen kreischend. Männer Ichwangen die Stöcke. Dann rief man den Strandwächter herbei und ließ den seltsamen Narren abführen.„Du bist wohl verrückt geworden?" fragte der Wächter. „Warum soll ich nicht glücklich fein?" knurrte verbissen der Bettler. Und später, in enger Zelle, wohin die Stunden des Lichts nicht kamen, heimtückisch lachend:„Warum soll Ich nicht glücklich sein?!" - Die Stunden des Lichts aber tanzten über den Strand und mit ihm die Menge.-Maree.
Seltsame Lebensgemeinschaft. Im Tierreich finden sich alle ä glichen Arten von Lebensgemeinschaften zwischen zwei verschie- enen Tieren zu irgend einem, beiden Teilen nutzbringenden Zweck. Eine solche Svmbiose stellt z B. das Zusammenleben des Bitter- l i n g s, des kleinen Süßwasserfische«, mit der M a l« r m u s ch e l dar. wobei der Filch seine Eier durch den Atemspalt der Schale in das Innere der Muschel legt, wo sie während des ersten Entwick- lunnsft/'Nunis vor äusseren Gefahren sehr gut geschützt sind, während sich' die Larven der Muschel wiederum zwischen den Schuppen des
hett will sich also der Mehrheit nicht fügen und das Land zum Anschluß an Polen zwingen, auch wenn es nicht will. Sehr ehrenvoll ist es für das Mitgsted des ehemaligen preußischen Herrenhauses. Grafen T i e l e- W i n k l e r. daß Korfanty im gleichen Gespräch von ihm erklärte:„Der ist d e r u n s e r e I" Lanüeslifte der Sozialdemokratische« Partei Teutschlands<2>.P.D.). L Braun. Otto, preuß. Londwirtschaftsminister. Berlin . S. Severin g. Karl, preuß. Minister des Innern, Berlin . 3. Le inert, Robert, Oberbürgermeister, Hannooer. 4. Hanna, Gertrud, Gewerkschaftsangestellte, Berlin -Pantow. 5. R o f e n f e l d. Dr. Siegfried, Rechtsanwalt, Berlln-Schöneberg. 6. Beyer, Dr. med. Alfred, Regierungsrat, Charlottenburg . 7. W e g s ch e i d e r, Dr. Hildegard, Schulrätin, Berlin-Schöneberg. 8. Cuiiow, Heinrich, Unwersitätsprofessor, Berlin-Friedenau. 9. M a r o k e. Richard, Vorsitzender des Verbandes der Kriegs. beschädigten, Berlin . 10. Boges, Felix, staallicher Hilfsförster, Wallendors(Kr. Neiden- bürg). 11. W o l d t, Richard, Dozent, Elberfeld . 12. Haußherr, Otto, Berbandssekretär tm Zentralverband der Angestellten, Berlin-Mahlsdorf. 13. Kühler, Wllhelmine, Reserentin im Reichswirtschastsministe. rium, Berlin-Steglitz. 14. Feige, Hans, Magistratssekretär, Breslau . IS. Badt, Dr. Hermann, Ministerialrat, Berlin . 16. S u b k e, Hugo. Invalide, Berlin . 17. B e r n i e r, Wilhelm, Verbandssetretär un Londorbeiterver- band, Berlin . 18. Grein , Dr. Heinrich, Studienrat, Neunkirchen (Saar ). 19. Stall, Karl, Bürgermeister, Lauenburg (Elbe). 20. B u ch h o l z, Robert, Lehrer. Wittenberge . 21. D r u ck e r. Dr. Alexander, Referent im Wohlfahrtsministerium und Zahnarzt, Charlottenburg . 22. Zucker, Gertrud, städtische Beamtin, Eharlottenburg. 23. S i e r i n g, Gustav, Kriminaloberwachtmeister, Düsseldorf . 24. Müller, Heinrich, Arbettersekretär, M.-Gladbach.
Des Zentrums Gesicht. Die preußische Zentrumspartei geht jetzt mit ihrem Wohlauf» ruf an die Oeffentlichteit. Er ist uns dadurch beachtenswert, daß trotz eines Umfangs von fast zwei Zeitungsdruckseiten das Wort Republik darin nicht vorkommt. Es bleibt also dabei, was der Zentrumsvorsitzende des Rechtsausschusses sagte, daß dos Zentrum eine grundsätzlich republikanische Partei nicht ist. An anderer Stelle des Aufrufs wird gegen den„Absolutismus einer parlamentarischen Mehrheitsherrschaft" gepredigt. Da das Zentrum selbst in der Koalition gewesen ist und seine Koalitionspolitik mit aller Kraft verteidigt, so hätte es ihm besser angestanden, dieses sinnlose Schlagwort zu entkräften und zu zerstören, anstatt es sich selber anzueignen. Aber es scheint wohl, daß das Zentrum, wenn es auch noch von der„gewissenhaften Wahrung der Dolksrechte" redet, immer mehr von der demokrati - ,chen Grundauffassung abgleitet. Eine sehr eigentümliche Stellung nimmt der Aufruf zu den Lostrennungsbestrebungen von Preußen ein. Das Zen- trum leugnet nicht, sie gefördert zu haben, sondern es habe dafür gesorgt,„daß diese Bestrebungen sich nicht auf Abwege ver- irrten". Es rühmt sich, die Leiter der Abtrennungsbestrebungen gegen den„ungerechten Vorwurf des Landesverrats in Schutz ge- nommen" und darauf bestanden zu haben, daß„der legale Weg ihnen offengehallen werde". Natürlich betrachtet es das Zentrum als sein Verdienst, in kulturellen, Kirchen- und Schulfragen nach Kräften gebremst zu haben. In dieser Beziehung verdient folgender Satz Erwähnung: Eine Linksmehrheit im neuen Landtag würde die restlose Beseitigung des kirchlichen Einflusses auf die Schule, das Ende der konfessionellen Lehrerblldung und die äußer st e Erschwerung der Lebensbedin- gungen der konfessionellen Schule bedeuten.
Bitterlings festsetzen, sich einige Wochen lang von seinen Säften nähren und ebenfalls gegen äußere Einflüsse sicheren Schutz finden, da sie nach einiger Zeit noch von einer besonderen schützenden Haut- faste überwachsen werden. Völlig rätselhaft ist aber der Zweck einer tierischen Lebensgemeinschaft, die man, wie Floericke berichtet, in der Donaubalta Rumäniens nicht selten beobachten kann. Unter den zahllosen Vögeln, die dieses landschaftlich schöne und für den Naturforscher hochinteressante Gebiet bevölkern, befindet sich auch die B r a n d e n t e, ein großer, farbenschöner Vogel, der die Ueber- gangsform von den Enten zu den Gänsen bildet. Gewöhnlich nistet die Brandente in Felsenhöhlen. Gelegentlich und sogar mit beson- derer Vorliebe wohn/n die Brandenten aber auch in Fuchsbauten, so daß in solchen Fällen Fuchs und Ente in einem Bau zusammen- hausen. Für den Fuchs wäre diese Einquartierung allerdings keine üble Sache, weil sowohl die Eier der Ente wie auch ihre zarten fetten Jungen ganz besondere Leckerbissen für ihn sind: doch die Ge- fahr eines Angriffs seitens des Fuchses scheint hier überhaupt nicht zu bestehen, da die Ente sonst dem Fuchsbau wohl weit aus dem Wege ginge, geschweige denn mit dem Todfeind gemeinsam in einer Höhle leben würde. Man steht hier vor einem Rätsel und kann nur annehmen, daß sich sür den Fuchs durch diese Symbiose irgend- welche größeren Vorteile ergeben. Der neue Simplonkunnel. Die Arbeiten an dem zweiten Tunnel durch den Simplon sind vollendet, und er soll im Sommer dem Verkehr übergeben werden. Man erwartet, daß der Handel zwischen den Häfen am Kanal und denen am Mittelländischen Meer dadurch einen starken Aufschwung nehmen wird. Der neue Tunnel wurde bereits zusammen mit dem ersten Tunnel angelegt, um die Luftzu- fuhr bei den Arbeiten zu erleichtern. Aber er ist jetzt erst aus einem bloßen Behelfsbau zu einem richtigen, für den Verkehr geeigneten Tunnel ausgebaut worden. Die Arbeiten an dem neuen Tunnel begannen Ende 1912. Die Kosten der neuen Anlage werden auf etwa 27 Millionen Mark geschätzt. Eine Dersuchsbühve in München . Do? Vorbild der Berliner Volksbühne, die eine Versuchsbühne eingerichtet Hat, findet Nach- folger. In München ist ein Verein der Donnerstagbühne gegründet norden. Der Verein bezweckt die Pflege der Schauspielkunst und des modernen Dramas. Er unterhält in Anlehnung an die Mün- chener Kammerspiele und das Schauspielhaus eine Versuchsbühne, die jeden Donnerstag Ausführungen von Dramen veranstaltet, die die Bühnen ans technischen Gründen nicht darstellen können. Als erste Veranstaltungen sind Uraufführungen von„Dem singenden Fisch" von Alfred Brust , vom..Votermord" von Arnolt Bronnen und der Tragödie„Die Verführung" von Paul Kornfeld geplant. Koozerk des Mannerchors„Harmonie". Dem erst ein Jahr be- stehenden Männerchor„Harmonie", der in der Hochschule am Sonntag konzertierte, kann man zu seiner Leitung und dem Er- folg beim Publikum herzlich gratulieren. Man braucht kaum die kurze Zeit seüies Bestandes oder die Tatsache, daß seine Mitglieder „einfache Arbeiter" sind, berücksichtigen, um den lebhajten Beifall nollouf verdient zu finden. Gewiß, der Tenor wird bei gewissen Solostellen seine noch etwas ängstliche Unfreiheit mit der Zeit ganz
Natürlich wird auch das Gespenst de« neuen Kulturkampfes" aus der Versenkung beschworen Unnötig zu sagen, daß die Sozial» demokrati « sich mit dieser von B i s m a rck erfundenen Kampf- Methode nie befassen wird. Aber im übrigen sogt der Zentrums- aufruf deullich genug, warum die Arbeiterschaft eine eigene sozialdemokratische Mehrheit in Preußen erstreben muß._ Agrarischer KinöermorÜ. Pirmasens , 1. Februar. (WTB.) Der Milchstreik in der W e st- pfalz dauert in großem Umfang fort, obwohl einzelne Ge- meinden sich zur Weiterlieferung verpflichtet haben. Der Stadtrot von Pirmasens richtete ein Telegramm an die Kreisregierung zwecks energischen Vorgehens gegen die Streikenden. Don den Streikenden werden auf der Landstrahe die Milchsammler angehalten und die Milchkannen in Straßengräben entleert.(!!)_ Ueberau sind berittene Milchstreikposten zu sehen. Mehr als fünfhundert Liter fehlen heilte wiederum in Kaiserslautern . Im Dezirk Zwei- brücken sind vorderpfälzisch« Gendarmen eingetroffen und auf die Landorte verteilt worden. Wird sich nun die rechtsstehende Presse, die in dem Ab- wehrstreik gegen den Kapp-Putsch ein„Derbrechen" sah, über diesen organisierten Kindermord entrüsten? Ach nein, es sind ja„natio- n a l e" Agrarier, welche die Milch in Straßengräben schütten!
Verhöhnung öes Rechts. Bayerisches Kesseltreiben gegen den N.F B. Die Münchener Polizeidirektion hat gegen den Republikani- s ch e n S ch u tz b u n d. der sich im Herbst vorigen Jahres als Ersatz für den Republikanischen Führerbund bildete, ein Dersahren ein- geleitet und die Versammlungen und Veranstaltungen des Bundes verboten. In der Wohnung des ersten Vorsitzenden des Bundes, Hauptmann Schützinger und des Generalsekretärs S ch m a l i x wurden Haussuchungen abgehalten. Gegen beide ist Anzeige wegen Vergehens gegen die Verordnung des Reichspräsidenten vom 3. Mai 1920(Bildung verbotener MilitSrverbände) erstattet worden. Unser Münchener Parteiblatt, die„Post" berichtet, daß trotz ein- gehender Haussuchungen weder Waffen noch sonstiges Be- lastungsmaterial vorgefunden wurde. Der Bundespräsident Schmal x gab bei seiner Vernehmung zu Protokoll, daß er weder die Absicht noch die Möglichkeit gehabt habe, den Republl» konischen Schutzbund zu bewaffnen. Er suche sein Ziel, das in dem Schutz der Republik bestehe, einzig durch den Zusammen- schluß aller Republikaner zu erreichen. Er erhebt Ein- spruch dagegen, daß man in Bayern der Orgesch Bewegung s- f r e i h e i t gestatte, während man verfassungstreue repu- blikanische Organisationen verfolge und bespitzele. Schmalix war im Begriffe, nach Berlin zu reisen, um über den Zusammenschluß des Bundes mit dem Republikanischen Reichsbund zu verhandeln. Ties zu oerhindern, war der offenkundige Zweck des plötzlich eingeleiteten Verfahrens. » Mit diesem Verbot enthüllt sich die bayerische Reaktion in ihrer ganzen Schamlosigkeit, denn sie sucht nicht einmal mehr den Schein des Rechts zu wahren. Während die Einwohnerwehren, die wirklich der Verordnung des Reichspräsidenten zuwiderlaufen, am hellen lichten Tage ihre G e w e h r e auf der Straße spazieren führen, stürzt man sich auf eine unbewoisnete Propagandaorganisation, die mit dem Erlaß überhaupt nichts zu tun hat. Der Republikanische Führerbund hat in seinen' säintlichen Bundestagungen die Schaffung illegitimer Kampforganisationen strikte abgelehnt und es in, Gegenteil als seine Pflicht bezeichnet, nur Innerhalb der staalllch autorisierten Truppenverbände die Ausbreitung des republikanischen Geistes und der Verfassungskreue zu pflegen. Daraufhin hat man ihn in Bayern „aus Gründen der Disziplin" oerboten. Der später als Ersatz gegründete Schutzbund hat nun seine Satzungen in wesent- lichen Punkten denen der Organisation Escherich nach- gearbeitet, nur daß er im Gegensatz zu dieser scharf den republika- nilchen Charakter betont hat. Damit ist die Justiz unmittelbar vor die Frage gestellt worden, obstegleichesRechtfüralle üben wolle. Wenn nun die bayerische Polizei die Organisation Escherich
oblegen. Lieder, wie das etwas langathmige, reichlich pathetische „Ich warte Dein" von Uthmann oder das neckische, aber kontra- punktisch gespickte„Der Käfer und die Blume" von Veit(ein prächtiges Stückchen!) werden dann in der Tongebung und Rein- heit noch feinkultioierter zutage gefordert werden. Aber vor allem anderen Hut ab! Max S ch a a r s ch m I d t hat seinen etwa 70 Mann starken Chor ausgezeichnet in der Hand. Die Textaussprache, die Atzen- 'ttiierung, die genaue Phrasierung, der wormbeseelte, auch funken- sprühende Vortrag, die Plastik des Aufbaus, die immer großzügig bleibt, sind heute schon vorbildlich. Ein echter, vollblütiger Musiker ist hier am Werke mit Männern, die wahrhaftig nicht öden Dilettan- tismus treiben. Trotz der strengen Linie, die überall durchgeführt wird, kommt aber auch das Gefühl nicht zu kurz, so daß die letzten humoristischen Lieder unwiderstehlich packten. Zur solistischen Ausschmückung waren Franz Reifinger und das Wagholter-Ouartett(beide vom Deutschen Opern- Haus) gewonnen worden. Jener entzückte mit seinem wuchtigen Bariton seine Zuhörer hauptsächlich in dem hochdramatischen„Drei Wanderer" von Hans Hermann und der lyrischen Ballade „Tom der Reimer" Meister Löwes. Dieses spielte Mendelssohns heute noch unvergängliches Streichquartett in Ls-Dur ganz pracht- voll. In dieser delikaten, tonschönen Darstellung wird Mendelssohn noch lange nicht verblassen. Wladyslaw W a g h a l t e r, der sich außerdem in Solostficken als glänzender Techniker bewährte, Arthur Jahn, Hans M a h l k e. Hans Kraus waren die Vortrefflichen, von denen ich außer ihrem wohlbekannten Primgeiger noch nicht einmal die Nomen kannte. Das dichtgedrängte Publikum hatte in der Tat ein erlesenes Sonntagsvergnllgen. Heinrich Maurer .
Hermann Wldmer. der bekannte Berliner Maler, begebt beut« seinen Z0. Geburtstag. Sidmer ist nicht nur al» Künstler, londern auch als viel- seitiger ZInreger aus kunstgewerblichem und kunnerzieberikchem Gebiete anS- aezcichnet. Er ilt zurzeit erster Porlibender des OrtSoereinZ Lerlw der Allgemeinen Deutschen Kunftgeiioflenschafl. 9t« die Muncheucr Knuitgemcrbeschule ist Prof. Dr. Emil Pretoriu? als Lehrer für angewandte Graphik berufen worden. Der Maler und Radierer Ailli Geiger übernahm eine Raturklaile. Geigers Aachiolger in der Korrektur dcS Abendaktes wurde der Maler Walter T e u t i ch. Eine Kunstkonferenz. In München traten die Miniiteriakreierenten der deutschen Länder sür Kunstangclcgenhcitm zu einer Beiprcchung zu- lammen. Sie galt den Tagessi agen in der staatlichen Pflege der bildende» Künste. Ucbcreinslimmunz wurde besonders in der Angelegenheit der Kunlilchulrcform erzielt, die«. a. die Verschmelzung der Kunstakademle mit den Kunllgewerbeichulen vorsieht. Slnton ikStldganö hat am 1. Februar offiziell die Leitung de« Burg- thcateis übernommen. Else Laster- Tchnler Nest am Sonntag, den st. Februar, w de» Kammersvielcn aus unoelöffentlichten Werten, u. a. die«zödlung„Der Wunderrabbiner von Barcelona -. Im Lekstug-Mutenm sprilbt Donnerstag, den 3. Februar,■'1,9 llbr Dr. Karl Aver über»Knrd Laffwih als Lehrer der HumanitätSidre". Rezitation: Hedwig Vogeler. Gesänge: Frida Ziehten. Üm Flü-clr Richard Silleb.-so �