Sfnofrjfe der MSgNchkcikeu des Schadenersahes Ist ein bedeutender Schritt vorwärts, da es fatal ist. längere Zeil mit einer Lüge zu leben. Unglücklicherweise behält Arantreich allzu lange seine Illusionen. England kommt allmählich davon zurück. Aber obwohl es die alte Ueberzeuguug preisgibt, hält es au den alten Formen fest. Deshalb dars mau der Bevölkerung Englands uud Frankreichs nicht deutlich machen, daß die Zahlen, die notwendigerweise für den wirklichen Schadenersah ange- geben werden wüsten, verhältnismäßig niedrig sein müssen. Selbstverständlich wird die Bevölkerung in Frank- reich wütend sein, wenn fle hört, daß mau sie betrogen hak. Aber diese Wut wird vorübergehen und das Ergebnis. daß man die Wahrheit in den Vordergrund gebracht hat, wird «ur heilsam sein können. Zu England sangen schon viele Leute an, die Wahrheit zu ergründen. Aber mau verfügt über ein erstauullches Maß von Selbsttäuschung. Falls der Lüge ein Eade gemacht wird, wird eine un- vermeidliche Folge davon sein, daß die Entente auseinanderfällt. Die Entente war bereits längere Zeit gefährdet und nichts hat fle so viel benachteiligt, wie die Frage des Schadenersahes. Die eng- tischen Vertreter würden die Konferenz gern einige Zeit verschoben haben, damit Brland Zeit bekommen haben würde, um flch eluzu- arbeiten und seine Auffassung in Uebereinstimmung mit der seiner Minister zu bringen. Seine sachliche Anerkennung, es sei ihm nicht bekannt, daß die Boulogner Uebereinkunst einen einigermaßen bindenden Eharakler trage und die ungeschickte Ein- Mischung Doumers haben einen besonders schlechten Ein- druck gemacht. Es waren die Franzosen , die mit aller Gewalt diese Konferenz abhatten wollten, die nichts anderes als einen unprakkischeu und unbedeuiendeu Vergleich zur Folge haben konnte. Es wird immer Narer, daß der sehige weg eine großzügige Maskierung ist. Die» geht aus den verschiedenen Erklärungen hervot, die mit großer Freimütigkeit ausgesprocheu werden. Wahrscheinlich wird Deutschland in einiger Zeil mit seinen Zahlungen in Rückstand bleiben uud wahrscheinlich werden die Alliierten, die vor dem Kriege mehr als ein Drittel der gesamten Ausfuhr erhielten, unruhig werden wegen der Ueberschwemmung der Märkte mit beul- scheu Waren. Der Korrespondent deckt dann einige Widersprüche der Beschlüsse aus und meint: E» ist erstaunlich, daß man in eng- tischen offiziellen Kreisen diese Beschwerden so gut einsieht. Es ist die Frage, was setzt geschehen wird. Im Friedensvertrag steht keine einzige Bestimmung über den Prozent- sah der Gesamlaussuhr, und verttn wird, wenn es in die- fem Punkt nachgibt, bedeutende Gegenleistungen ver- langen. Werden die Banken diese erheblichen Beträge denn überhaupt diskontieren? Auch das ist doch zweifelhafi. Kurz, se mehr man die Uebereinkunst der pariser Konferenz betrachtet, um so mehr ist man davon überzeugt, daß das System völlig ungefnud ist und als ziemlich ungesund selbst von den- senigev betrachtet wird, die e» ansgearbeilel haben. * Die dänischen Genosse« gegen das Pariser Todesurteil. Kopenhagen , 1. Februar.(Eigener vrahtbericht des»Vor- wät's".) Die Zeitung.Klotten 5", das Nachmittagsblatt der Zeitung.Socialdemokratcu". verurtettt die Eotentefordc- rvngeu sehr scharf. Be'onders lm Hinblick auf die zu erwartende Verelendung der deutschen Arbeiterklasse bezeichnet da» Blatt die Forderung der Sieger als teuflifcheRoheit.als un- barmherziges grausame» Todesurteil. Die Zeitung schreibt wörtlich: hätten die Sieger das ganze deutsche Volk nach Afrika exportiert und alle. Erwachsene wie Kinder, in die Sahara gesägt, so wäre dies menschlicher gewesen, denn die Leiden der Ang'ücklichen hätten dann wenigstens ein schnelle» Ende gefunden, wir betrachten e» al, sicher, daß die Arbeiter der ganzen Welt, auch Me der flegrelcheu Länder, stch erheben und gegen diese Entscheidung protestieren werden. Denn ein Sklavenleben. wie es der deutsche» Arbeiterklasse zugedacht ist. wird sclbstvcrstäudttch nur dazu beitragen, daß die Arbeiter auch in anderen Ländern in da? schwärzeste Elend geraten. Das deutsche Volk wird natürlich diese wahnsinnige Enlschädlzung nicht befahlen, und die Sieger können den Betrag nicht eintreiben. Selbst die schwärze st eu Soldaten wer-
den auf die Dauer zu einem lZsährige» plüuderungszug lu dem zum Tode verurteilten Lande untauglich seln."
Veutfchöfterreicbs Treue in höchster Not! Meu, 1. Januar. (MTB.) Au Beginn der heutigen Sitzung des Bundesrats gedachte Vorsitzender R e u m a n n tSoziat- � demolrat) de« övjährigen Gedenktages der Einigung des Deutschen Reiches mit folgender Ansprache. Mit Wehmut und doch mit Zuversicht haben unsere S t a m> meebrüder im Reich den IS. Januar begangen, und wir sind eins mit ihnen Im Gefühl des Schmerzes, ebenso wie in der hoss- nurg aus eine glückliche Zukunsl des ganzen deutschen Volkes. Uns Deutsch « m der Republik Oesterreich hat sin unerbittliches Schicksal dazu verurteilt, die Folgen de« unseligen Krieges, die ganze Kette von Lasten und Sorgen, allein, getrennt von unseren Volksgenossen im Reich, zu tragen. ZUcht verwehreu aber kann man uns. daß wir aller Grenzpfähle ungeachtet. uus als ein Volk von Brüdern fühlen. und daß wir die Geschicke des deutschen Volkes als wie die unserigen empfinden. Zum Gedenktag des 18. Januar senden wir den Volks- genossen im Reich die heiße st en Wünsche für bessere Tage, ihren Aufstieg und ihr Gedeihen. Um die Zukunft des deutschen Volkes, besten Teil wir find. soll uns nicht bange sein. Auch unsere Sehnsucht wird Erfüllung finden. Diese Kundgebung, welche an den Reichspräsidenten E b e r t übermittelt wird, wurde vom Hause stehend angehört und mit lebhaftem Beifall und Händeklatschen auf- genommen
Kunügebung öes bayerischen Landtags. München ,!. Februar.(TU.) Der bayerische Landtag ver- anstaltete heute nachmittag in seiner Vollsitzung eine Kundgebung gegen die Pariser Beschlüsse der Alliierten. Präsident Königs- bauer bezeichnete die Pariser Beschlüsse als die Ausgeburt einer weit vom Boden der Erfüllbarkett entfernten Phantasie. Das sei nicht der Friede, sondern Fortsetzung und Verstärkung des Hunger- krieges. Die Erfüllung der Forderungen werde ober auch die Blüte unserer Kultur vernichten.«Wir hatten gehofft/ fuhr der Präsident fort,„daß der gesunde Menschenoerstand über die Brutalität des Siegerwillens sich durchsetzen und daß der Geist der Versöhnung und der Friedensbereitschaft über grausame Rachsucht siegen werde. Die Forderungen von Paris aber haben die Befürchtungen des größten Schwarzsehers weit übectroffen. Die bayerische Bolksver- tretung verlangt im Namen des gesamten bayerischen Volkes, daß Unmögliches niemals zugestanden werde. Der außerordentliche Ernst unserer außenpolitischen Lage gebietet aber auch dem deutschen Volke, alle trennenden Schranken niederzureißen, die bisher unsere Kräfte zersplittert und den alliierten Mächten das traurige Schauspiel innerer Zerrissenheit geboten haben. Unbeugsam muß der Wille in uns lebendig werden, lieber ehrlich unterzugehen, als in unwürdiger Verfllavung unehrlich zu ver- derben."(Lebhafter Beifall bei den bürgerlichen Parteien.) Es wurde darauf beantragt, die Sitzung sofort zu vertagen, um tiefen Ernst der Schicksalsstunde des deutschen Volkes Rechnung zu tragen. Für die Unabhängigen gab Abg. Gareis die Erklärung ab. daß auch fein« Partei der Ansicht fei, daß Protest eingelegt werden wüste, sie könne sich aber der Kundgebung der übrigen Par- teien nicht anschließen. Es handle stch zunächst nur um Dorschläge der Entente, über welche noch Verhandlungen möglich seien. Während der Ausführungen des unabhängigen Redners verließen die Mit- gtteder der bürgerlichen Parteien den Saal. Die Erklärung, daß alle trennenden Schranken niedergeristen werden wüsten, nimmt stch allerdings besonders gut au» in Bayern , wo noch Immer der Ausnahmezustand und die Garde de» Herrn Pöhner mtt der Orgesch herrscht, die den Stein des Anstoßes in Pari» gibt.
Der tägliche Fuftizfkanöal. Der Erste Staatsanwatt bei dem Landgericht München I hat da» im Verfolg des am 4 Oktober 1S2g in der Eschenanlage in München auf Sanitätsrat Dr. Magnus H i r s ch s e l d verübten Ueberfalles wegen Körperverletzung mtttels gefährlichen Werkzeugs«ingelettet« Verfahren eingestellt, da die umfangreichen Erhebungen keine Anhaltspunkte zur Ermitllimg der Täter erbrachten. Die Unter-
empfangen hatte, was mir nicht gestattet war. Ich habe ihn davon, zu überzeugen versucht, daß ich in ausländischen Fragen seine Politik nichtmehr vertreten könne. Trotz des Zutrauens, dos ich in den Dreibund stellte, hatte ich nicht die Möglichkeit aus dem Auge verloren, daß dieser Bund wohl einmal versagen konnte, da die Monarchie in Italien nicht fest saß, da in Italien eine Irredentn drohte(da in Oesterreich nur die Zuverlästlzkell des regierenden Kaisers einen Umschwung während seines Lebens unmöglich mochte) und da man sich auf die Haltung Ungarns überhaupt nicht ver- losten konnte. Ich strebt« immer danach, die Brücke zwischen Rußland und uns nicht ganz zu zerstören. Dann folgt eine Mitteilung über dos eigenhändige Schreiben über die Berichte des Konsuls. Bismarck fährt dann fort:„Ich bin überhaupt nicht verpsllchtet. Seiner Masestät alle Berichte vor- zulegen. Ich habe es in den betreffenden Fällen teilweis« direkt. teilweise durch den Keneralstob getan und bin, da ich den f r i e d- iomen Absichtendes Zaren vertraue, nicht in der Lage, die Maßnahmen zu decken, wozu Seine Masestät mir den Befehl gegeben hat. Seine Masestät hat meine Vorschläge über die hallung gegenüber dem Reichstag und die eventuelle Auflösung des Reichstags gutgeheißen. Jetzt meint Seine Majestät, daß die militärischen Ent- würfe nur eingereicht werden sollen, sofern man auf ihre Annahme durch den setz gen Reichstag rechnen kann.... Ich freue mich, wenn ein König von Preußen selbst regieren will. Ich gebe zu, daß mein hingehen Rochteile für �ie öffentlichen Interessen bringen wird, und wünsche auch, da meine Gesundheit jetzt gut ist, nicht ein arbeitsloses Leben. Aber ich fühle, daß ich Seiner Mojestät im Wege bin, und habe offiziell vom Kabinett Nachrichten erhotten, daß M a- jestätmeineDemtssionwünscht." Nachdem Bismarck auch offiziell eine gleichlautende Erklärung abgegeben hotte, sprach er mit Herrn von Bötticher. der ihn fragte, ab Bismarck nicht geneigt wäre, stch zur Führung der auswärtigen Augelegenhetten zu bekennen, einen Plan, den er früher bereits formuliert hatte. Der Finanz» minister erklärte, daß die Verordnung stch auf die notwendigen Maßregeln beschränkte. Er schloß sich dann Herrn von Bötticher an, zu untersuchen, ob keine Möglichkeit,«inen Ausweg zu finden, be- stehe. Sollte dos wirklich nicht der Fall sein, dann würde das Staatsministerium zu untersuchen haben, ob es sich Bismarcks Ent- fchluß anschließen solle. Der Kullusminist« und der Iustizmlnister waren der Meinung, daß es nur ein Mißverständnis wäre und daß
man dem Kaiser nur Aufklärung zu geben hätte. Der Krieg». minister fügte hinzu, daß er seit geraumer Zeit vom Kaiser kein wort gehört hätte, das sich auf Komplikalioneu mtt Rußland be- ziehe. Der Minister für öffentliche Arbeiten sah in Bismarcks De- missia» ein Unglück für die Sicherheil des Landes und für die Rohe Europas und meinte, wenn dies Unglück nicht zu vermeiden sein sollte, so würden seiner Weinung nach sämtliche Minister ihre Funktionen zur Verfügung Seiner Masestät stellen. Er beabsichtige jedenfalls, das zu tum Der Ackerbauministe« erklärte, daß. wenn Bismarck davon überzeugt fei, daß leine Demission vom Kaiser ver. langt würde, man ihn von seinem Entschluß nicht zurückhallen dürfe. Das Staatsministerium müsse erwägen, was es zu tun hätte, wenn Bismarck seine Demission nehme. Nach ewigen persönlichen Bemerkungen des Handelsministers und des Kriegsmmisters schloß Bis- marck die Sitzung.(Das offizielle Protokoll über die Sitzung ist laut einer späteren Erklärung des Ministers Miquel avs den Akten verschwunden und wahrscheinlich auf Anstiften des Vizepräsidenten o. Bötticher zer- stört worden.) Nach dem Esten erschien Lukanus, der Chef des Zivtlkabinetts, der erklärte, zögernd dem Befehl des Kaisers Felge zu leisten und fragen zu müsten, weshalb das verlangte Demlsflouszesnch noch nicht elugctroffen wäre. Dann folgt die bekannte Beschreibung der Art, w der Vis- marck seine Demission einreichte. Bismarck schreibt dann: Mein Rar ist seitdem weder direki, noch durch eine Mittelsperson eingeholl worden. Im Gegenteil, man scheint meinem Nachfolger verboten zu hoben, mit mir über politische Frogru zu reden. Ich habe den Eindruck, daß von sömllichen Be- amten und Offizieren, die an ihrer Position hingen, der Boykott gegen mich besteht, und zwar nicht nur in politisä>er, sondern cuch In sozialer Hinsicht. Dieser Boykott hat w den Publikationen meines Nachfolgers im Auslands einen eigentümlichen Eindruck gemachr. » Die Aufzeichnungen Bismarcks entbehren auch heute nicht des aktuellen Interesses. Am 18. Januar ist der SOZährig« Gedenktag der Errichtung des Deutschen Kaiserreichs begangen worden. Bis- marcks 3. Band läßt keinen Zweifel daran, wer Bismarcks Ws.'k zer- stört Hot. Es war der König von Preußen,„der selbst regieren� wollte, und den ein allzu gutmütige», von den Höflingen belogenes Volt so lang« regieren lieb, bi» alle» in Scherbe« lag.
suchung ergab, daß eln Anschlag gegen Dr. Hirschfeld zwar bereit» vor dessen Ankunft in München geplant und vorbereitet war. doch sind die eigentlichen Täter im Dunkel der Nacht entkommen, so daß es angeblich nicht mehr möglich war, sie ausfindig zu machen. Die Einstellung des Verfahrens gegen die Attentater auf Dr. Hirschfeld ist nicht wunderbar, erstens weil das Attentat in Bayern verübt wurde, einem Lande, in dem seder Nicht-Reatttonär nach- gerade o o g e l f r e i ist, und sodann, well es stch um Studenten und Angehörige des Bürgertums, nicht aber um Arbeiter handelte, von denen der Angriff ausging. Die.bayerische Justiz gibt stch redliche Mühe, der preußischen würdig zur Seile gestellt Zu werden. Diese Methode»st der best« Weg, da» erschütterte Rechtsbewußtsein im Volke zu heben!
tzergts neueste paraöe. Die Deutschnetionale Volkspartei veronstollets am Montag abend in den Kammersälen eine Wählerversanunlung mit Herrn hergt, Verzeihung mtt Exzellenz Dr. Hergt, wie aus den zu Tausenden im Bezirk hollesches Tor verbreiteten Ei.nl adungszctteln stolz prangte, als Referenten. Die Rede des Vorsitzenden der Deutschnationclen, über die die gesamte Rechtsprsste in großer Auf- machung nun ausführlich berichtet, war ein merkwürdige» Gemisch von Mahnungen zur Einigkeit angesichts der Pariser Beschlüste und von Verunglimpfungen der gegnerischen Parteisn. namentlich der Sozialdemokratie. Der Redner gab die Parole aus:„Abbruch der Verhandlungen! Wir dürfen weder nach Brüssel noch noch London Vertreter entsenden!" Danach dars man auf die Entwicklung des Verhältnisses zwischen den Deutschnatio. nalen und der Reichsregierung in den kommenden Wochen gespannt sein. Herr hergt hat übrigens schon stüher seine Neigung zur Katasttvphenpotttik gezeigt, namentlich als er mtt der ganze« Au- toritüt eines königlich preußischen Staatsministers den rücksichtslosen U-Boot-Krieg verherrlichte und dos Eingreifen Amerikas mit den denkwürdigen Worten verspottet«:„Die amerikanischen Dwistonen können nicht fliegen, sie können nicht schwimmen, sie werde« nicht kommen!" Wer wollte da noch bezweifeln, daß„Ex- zellenz" hergt gerade derjenige Staatsmann ist, den wir jetzt am nöttgsten brauchen? Im übrigen fehtte es auch in hergts Red« nicht cm den üblich«« antisemitischen und.völkischen" Redewendungen. Wie konnte es denn auch anders fein, wo dach auf den besagten Ein- ladungszetteln unter den Einberufern solche echt völkischen und rasten» reinen Namen standen, wie Sedlaczek und— Max Rosen» thall
Religion unö Reichsverfaffung. Dresden , 1. Februar. (Eigener Drahtbericht des.Vorwärt»".) Im sächstichen Landtag kam es heute zu lebhaften Verbandlunge» über zwei von deutschnationaler und vollSparteil'cher Seite her» rührenden Interpellationen. Diese richteten sich gegen eine Ber« ordnung des Kultusministers Fleisner, wonach die Eltern der zur Schule kommenden Kinder, die am Religionsunterricht teilnehmen sollen, dies durch«ine beiondere Erklärung bekunde» müssen. Die Redner der Rechten stellten diese Verordnung al» einen Verstoß gegen die R e r ch S v e r f a s s u n g hm und forderten, daß nur die Eltern, die ihre Kinder nicht am ReligionSunlenicht teilnehmen lasten wollen, zu einer Erklärung verpflichtet iei» sollten. Di« Verordnung sei„ein feindlicher Akt" gegen den Religion«» Unterricht, der die weltliche Schule vorb-reiten solle. Kultusminister Fleisner bestritt entschieden, daß seine Berord» nung mit der Reichsversasiung im Widerspruch stehe, er werde auf der Verordnung bestehen bleiben und trotz des Geschreies btc Kirche und der Schulreaktionäre darauf sehen, daß sie eingehalten werde. Der frühere Kultusminister Dr. Seifert(Demokrat) tier« trat die Meinung, daß es der Wille der Nationalversammlung ge» wesen sei, bei Abfastung des Artikels 143 der ReichSversastung eine Erklärung über die Beteiligung der Kinder am Religionsunterricht im negativen, und nicht wie das Fleisner verordnen wolle, i» positivech Sinne zu fordern. Ihm schließt sich der Zentrumsvertreter Heß lein an. der den sozialistischen Parteien seine gegensätzliche Anficht durch lebhaften Widerspruch zu erkennen gab. Ein glerch» zeilig mit, irr Verhandlung gestellter Antrag der Kommunisten. bei der Reichsregierung auf sofortige Beseirtpung deS ReligionS » Unterrichts hinzuwirken, wurde infolg« ungenügender Besetzung der sozialistischen'Bänle mit allen dürverlichen Stimmen abgelehnt.
Nette Vertrauensmänner. Die Vena erfährt aus Saklowltz: Der polnische pl«. btszltkon. missar Louiehny ist heute wegen A u st t f- .tum zum Mord uud Gewalttaten beim letzten putsch ver- Haftel worden. Seio Vorgänger Zanuschewskl. der we einiger Zeit nach Rybnik versetzt worden ist. hat flch als aller Zuchthäusler entpuppt und ist dieser Tag« gleichfalls wegen Unterschlagung von 20 00!! M. verhaftet worden. 410000 abstimmungsberechtigte Reichsoberschleflrr. kaltowltz, 1. Februar. (Dena.) Der.Oberschlestsche Kurier" meldet: Nach einer an zuverlässiger Stelle eingeholten Jnformaiio« beträgt d»e Zahl der oberschlesischen AbstimmnngS» berechtigten außerhalb des Abstimmungsgebietes 410 000.
Die Mietfteuer. Die sozialdemokratische Fraktstm nehm in ihrer letzten Sitzung Stellung zum Gesetzenilours einer Abgabe zur Fsir- derung des Wohnungsbaues(Mietstcuer). Die Meinung der Fraktion ging dabin, daß der vor- gelegte Entwurf unsozial wirkt, und sie beschloß darauf Hinzuwirten, daß die Mietsteuer jetzt nickt zur Erledigung gebracht wird, zumal die Veranlagung und Einhockung sehr geraume Zeit in Anspruch nimmt. Weiter ermächtigte sie ihre Vertreter im Ausschuß zu verlangen, daß die Mietüeuer im Zusammenhange mit den übrigen Steuern und der Mtet« ordnung erledigt wird. Schließlich' nahm sie den im Herbst vorigen Jahres an- genommenen Antrag wieder auf. wonach das Reich zur Linderung der Wohnungsnot einen Kredit in Höhe von Ii? Milliarden znr Verfügung stellen soll. Die Milchkühe kommen! Mtt dem Dampfer„West Arrow" trifft in den ersten Februartogen der erste Transport der amerikanischen Milchkühe in Bremerhoven bzw. in Bremen eln. De? Dampfer brauchte zur Ueberfcchrt nicht ganz einen Monat. Die DIehsendung ist ein Geschenk amerikanischer Farmer, hauptsächlich solcher deutschen Stammes, die sich in der American Doiry Cattlc Co. in Chicago ein Organ zur Durchführung ihrer Absicht geschaffen hoben, durch Schenkung von Kühen die in Deutschland herrschende Mll chn vt bekämpfen zu helfen. Ein« russische bolschewistische Zeitung lu Serttn. Nach dem, Ost- Expreß" erscheint unter dem Nomen„Nowyj Mir" fett dem 30. Januar in Berlin «ine bolschewistisch« Zeltung in russi- scher Sprach«. In dem Leitartikel der ersten Nummer bezerchnet e« da» Blatt als seine Aufgabe, im Ausland« seine Stimm« zu» Schutz« Sowjetrußland» zu erheben.