,.iiy doch eine Frage an das offizielle Organ der königl. „ifcheu Regierung und der königlich preußischen Muster- „g,. Werkstätten gestatten: Sind die Löhne in den königlichen Fabriken wirklich so aus- könmilich, daß am 9. September tn den tgl. Munitionsfabriken eine Reduktion des Stnndenlohncs von SV Pf. auf4S Pf. vorgenommen werden mußte? Die betroffenen Arbeiter, die am LI. Oktober ds. Js., wie es üblich ist, im„Vorwärts" ihre Leiden ver- öffentlicht und überdies, 172 Mann stark, sich be- fchwerdesührend an das Kriegsministerinm gewandt haben, sind bekanntlich ganz entschieden anderer Ansicht. Vielleicht benutzt das offizielle Organ der Regierung, unter derem segensreichen Wirken, wie Figura zeigt, die Sozialreform bereits so unsagbar herrliche Blulhen getrieben hat, ein wenig prompter als sonst die Gelegenheit, nm auf unsere Frage eine Antwort zu gebe», die die hart betroffenen Arbeiter aus der sozialdemokratischen Umgarnung herauszulösen geeignet ist. Miststände im ReichS-VersicheruugSamt. Dieser höchste Gerichtshof für Unfall-, Alters» und Jnvalidcn-Versicherungs- acheu tagt seit einigen Wochen in seinem neuen Amtsgebäude in der Königin-Augustastraße. Die innere Einrichtung und Aus- stattung ist großartig bis auf das— Parteienzimmer, welches sowohl nach Lage als nach Größe durchaus nicht den Anforderungen entspricht, welche an ein solches gestellt werden können. So ist es z. B. von Zimmer 8, in dem die Rekurse gegen die Entscheidungen der Schiedsgerichte in Unsallsachen ge- prüft und erledigt werden, gegen 100 Schritt entfernt. Die räumliche Unzulänglichkeit des Parteienzimmers und der Um- stand, daß viele kranke Leute es bevölkern, treibt einen Theil der wartenden Parteien, sowie deren Vertreter auf den Korridor hinaus. Dazu kommt ein Brauch, den man unseres Wissens auf keinem anderen Berliner Gericht kennt, der nämlich, daß die meisten Vorsitzenden im Verhandlungssaal die Berathung stattfinden lassen, obgleich zu jedem der vier schönen Ver- Handlungssäle vorzügliche Berathungszimmer vorhanden sind. Während der Berathung müssen dann Publikum und Parteien den Saal verlassen. Der Korridor ist ihre Zuflucht, das Parteieuzimmer liegt zu unbequem. Mancher Vorsitzende läßt sechs bis sieben Sachen zugleich aufrufen; bei jeder Berathung giebt's dann natürlich eine ordentliche Ueberfluthung des Korridors, da. wie gesagt, das jedesmalige Aufsuchen des für die Parteien bestimmten Zimmers eine sehr unbequeme Sache ist. Zweckmäßiger wäre es gewesen, man hätte das Zimmer, welches dem Geheim- rath Gräf angewiesen ist, für Parteien und Publikum bestimmt. Aber nicht nur über die angeführten Umstände werden vielfach Klagen laut, sondern auch über eine gewisse Beschränkung der Oeffentlichkeit, welche zum Theil mit derselben verknüpft ist, zum Theil jedoch auf der Unlust unterer Gerichtsbeamten basirt, dem Publikum hinsichtlich des Betretens der Verhandlungs- zimmer entgegenzukommen. So mancher zur Vertretung seines vermeintlichen Rechts selbst erschienene Arbeiter würde da- durch mehr Selbstvertrauen und Geschicklichkeit zur Vertretung seiner Sache gewinnen, daß er Gelegenheit nimmt, mehreren Verhandlungen, vor der ihn angehenden, beizuwohnen. Geradezu gefördert werden müßte deshalb die Benutzung der gesetzlich garantirten Oeffentlichkeit. Die Organe der vielgerühmten Sozial- reform sollten doch dem Armen und Unselbständigen bei der Vertretung seiner gesetzlich anerkannten Interessen möglichst weit entgegenkommen.— Wir nehmen an, daß dem Präsidenten Dr. B ö d i ck e r die angeführten Mißstände nicht bekannt sind, und erhoffen Abhilfe von ihm. Herbst-Koutroll-Versamniluugen t8S4 i« de» Land- kvehr-Bezirken I., II.» III., IV. Berlin . Dieselben werden mit den in Kontrolle der unterzeichneten Kommandos stehen- den und in Berlin selbst wohnenden Mannschaften wie folgt, abgehalten: Landwehr-Bezirk I. Berlin . Provinzial-Jnfanterie.(Namens-Anfangsbuchstaben A.-K.) Reservisten(Namens-Anfangsbnchstaben A. und B.) Jahrgang 1893, 1892, 1891, 1890 am Montag, den S. November. Vormittags 8 Uhr, Jahrgang 1389, 1888, 1837 am Montag, de» ö. November, Vormittags 10 Uhr. Reservisten(Namens- Anfangsbuchstaben G. und II.) Jahrgang 1893, 1892, 1891, 1890 am Mittwoch, den 7. November, Vormittags 8 Uhr, Jahrgang 1889, 1888. 1887 am Mittwoch, den 7. No- vember, Vormittags 10 Uhr, auf dem Kasernenhofe des Regiments Franz, Urbanstr. 10—19. Reservisten(Namens- Anfangsbuchstaben 0. v. F. und J.) Jahrgang 1893, 1892, 1891, 1890 am Dienstag, den 6. November, Vormittags 8 Uhr, Jahr- gang 1889, 1888. 1887 am Donnerstag, den 8. November, Vor- mittags 10 Uhr, auf dem Kasernenhose des 2. Garde-Dragoner- Regiments, Bärwaldstraße. Offizier- Aspiranten(Namens- Anfangsbuchstaben A-K,) Jahrgang 1893, 1892, 1891, 1890, am Freitag, den 9. November, Vormittags 3 Uhr, Jahrgang 1839, 1888, 1887 am Freitag, den 9. November. Vormittags 8 Uhr, auf dem Kasernenhofe des Karde-Kürassir-Regiments, Gitschinerstraße. Landwhr-Bezirk II. Berlin . rovinzial-Jnfanterie.(Namens-Anfangsbuchstaben L.—Z.) eservisten(Namens-Anfangsbuchstaben S. X. Y.) Jahrgang 1894, 1893, 1892, 1891 am Montag, den S. November, Vor- mittags 8 Uhr, Jahrgang 1890, 1889 am Montag, den ö. Povember, Vormittags 10 Uhr. Jahrgang 1338, 1887 am Dienstag, den 6. November, Vormittags 8 Uhr, auf dem Kasernenhofe des S. Garde-Regiments zu Fuß. Wrangelstr. 102—104. Reservisten (Namens-Anfangsbuchstaben L. M. O. ) Jahrgang 1894, 1893, 1892, 1891 am Mittwoch, den 7. November, Vormittags 3 Uhr, Jahrgang 1890, 1889 am Mittwoch, den 7. November, Vor- mittags 10 Uhr, Jahrgang 1888, 1887 am Donnerstag, den 8. November, Vormittags 8 Uhr, Exerzierhaus bezw. Platz des Kaiser Alexander-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1, vor dem Prenzlauer Thor. Lothringerstr. 1—7. Reservisten(Namens- Anfangsbuchstaben II., F.,<Z., B., U.) Jahrgang 1894, 1893, 1892, 1891 am Freitag, den 9. November, Vormittags 8 Uhr, Jahrgang 1890, 1889 am Freitag, den 9. November, Vormittags 10 Uhr, Jahrgang 1888, 1887 am Sonnabend, den 10. November, Vormittags 8 Uhr, Reservisten(Namens-Anfangsbuchstaben T., V., W., Z.) Jahrgang 1894, 1893, 1892, 1691 am Montag, den 12. November, Vormittags 8 Uhr, Jahrgang 1890, 1839 am Montag, den 12. November, Vormittags 10 Uhr. Jahrgang 1683, 1387 am Dienstag, den 13. November. Vor- mittags 8 Uhr, Offizier-Aspiranten(Namens-Anfangsbuchstaben L.-Z.) Jahrgang 1893, 1892, 1891, 1890, 1889, 1888, 1887 am Dienstag, den 13. November, Vormittags 10 Uhr, Exerzier- Haus bezw. Platz am Landwehr- Dienstgebäudr, Kaiser»Franz- Grenadierplatz 11/12. Landwehr-Bezirk III. Berlin. Sämmtliche Mannschaften der Garde, ausschließlich Offizier- Aspiranten, auf dem Kasernenhose des 4. Garde-Regiments z. F., Ralhenowerstr. 31, Beginn Vorm. 8 Uhr, Jahrgang 1694, 1893, 1892, am Montag, den 19. November 1894; auf dem Kasernen- Hofe des Garde-Füsilier-Regiments, Chauffeestr. 89—91, Beginn Vorm. 8 Uhr, Jahrg. 1891, am Dienstag, den 20. Novbr. 1894; auf dem Kasernenhose de? 2. Garde-Ulanen-Negmts., Invaliden- ftraße 56, Beginn Vorm. 8 Uhr, Jahrgang 1390, am Donners- tag den 22. November 1894; auf dem Kasernenhofe der 1. Ab- theilung 1. Garde-Feld-Artillerie-Regiments. Kruppstr. 3, Beginn Vormittags 8 Uhr, Jahrgang 1389, am Freitag, den 23. November 1894; auf dem Kaserneuhos des Garde-Füsilier-Regiments, Ehausseestr. 89—91, Beginn Vormittags 8 Uhr, Jahrgang 1888, am Sonnabend, de» 24. November 1894; aus dem Kasernenhose des 4. Garde-Regiments z. F., Nathenowerstr. 31, Beginn Vor- mittags 3 Uhr, Jahrgang 1887, am Montag, den 26. November 1894. Eisenbahn, und Luftschiffer-Truppen, Provinzial-Sanitäts- Personal, einschließlich desjenigen der Marine(Unterärzte, Lazarethgehilfen— ausgebildete und halbjährig gediente— Krankenwärter, Geistliche, Unterapotheker und Militär- apoiheker) und Provinzial-Veterinär-Personal(Unterroßärzte, Oberfahnen- und Fahnenschmiede, auf Lehrschmieden aus- gebildete Beschlagschmiede), auf dem Kasernenhofe des 2. Garde- Ulanen- Regiments, Jnvalidenftraße 56, Beginn Vormittags 8 Uhr. Jahrgang 1894, 1893, 1892, 1891, 1890, am Dienstag, den 27. November 1894; auf dem Kasernenhofe der 1-. Abtheilung 1. Garde-Feld-Artillerie-Regiments, Kruppstr. 3, Beginn Vormittags 8 Uhr, Jahrgang 1839, 1888,_ 1887, am Mittwoch, den 28. November 1894. Mit den nachstehend auf- geführten Personen: Offizier-Aspiranten der Garde, der Eilen- bahn- und Luftschiffertruppen der Jahrgänge 1893, 1892, 1391, 1890, 1889, 1888 und 1887, am Donnerstag, den 29. November 1894, auf dem Kasernenhofe der 1. Abtheilung 1. Garde-Feld- Artillerie-Regimenls, Kruppstr. 3, Beginn Vormittags 8 Uhr. Landwehr-Bezirk IV. Berlin . Provinzial- Kavallerie, Provinzial-Feld-Artillcrie auf dem Kasernenhofe des 1. Garde-Dragoner-Regimenls, Bellealllauee- straße 6, Beginn täglich Vormittags 8 Uhr, Provinzial-Fuß- Artillerie auf dem Kasernenhose des 1. Garde-Dragoner-Reginients, Belleallianeestr. 6, Beginn täglich Vorm. 10 Uhr, Provinzial-Jäger, Provinzial-Pioniere auf dem Kasernenhofe des Eisenbahn- Regi- ments Nr. 2, auf dem Tempelhofer Felde, Beginn täglich Vor- mittags 8 Uhr; Arbeitssoldaten: Provinzial- Oekouomie- Hand- werker. Provinzial-Zahlmeister-Aspiranten, Provinzial-Büchsen- macher, Marine auf dem Kasernenhofe des Eisenbahn-Regiments Nr. 2, auf dem Tempelhofer Felde, Beginn täglich Vormittags 10 Uhr, Provinzial-Train auf dem Kasernenhofe des Eisenbahn- Regiments Nr. 1, aus dem Tempelhofer Felde, Beginn täglich Vormittags 8 Uhr, Provinzial-Krankenträger, Provinzial-Militär- bäcker auf dem Kasernenhofe des Eisenbahn- Regiments Nr. I, auf dem Tempelhofer Felde, Beginn täglich Vormittags 10 Uhr. Von den hier angeführten Mannschastsklassen haben Kontroll- Versammlung auf oben angeführten Plätzen die Jahrgänge: 1894, 93, 92 am Montag, den 19. November. 1691 am Donnerstag, den 22. November, 1890 am Sonnabend, den 24. November, 1889 am Dienstag, den 27. November, 1883 am Mittwoch, den 23. November, 1887 am Freitag, den 30. November. Mit den nachstehend aufgeführten Personen: Offizier-Aspiranten der Pro- vinzial- Kavallerie, Provinzial- Feldartillerie, Provinzial- Fuß- arlillerie, Provinzial- Jäger, Provinzial- Pioniere, Provinzial- Trains und der Marine der Jahrgänge 1393, 1892, 1691, 1890, 1339, 1388 und 1887 auf dem Kasernenhofe des 1. Garde-Dra- goner-Regiments, Belleallianeestr. 6, Beginn täglich Vormittags 10 Uhr. am Mittwoch, den 23. November 1394. Die vorbezeichneten Mannschaften werden ausgefordert, zu den festgesetzten Stunden pünktlich zu erscheinen. Welchem Jahr- gange jeder Einzelne angehört, ist auf dem Deckel des Militär- passes angegeben. Wer die Kontrollversammlung versäumt, wird mit Arrest und event. auf grund des tz 67 Reichs-Mililär-Gesetzes mit Versetzung in die nächst jüngere Jahresklaffe, woraus Verlängerung der Gesammtdienstzeit um ein Jahr folgt, bestraft. Sozialpolitische Eiseubahn-Weisheit. Ein Schriftsetzer schreibt uns: Seil dem 3. Oktober benutze ich regelmäßig die Wannseebahn mit einer Arbeiter-Wochenkarte. Am vergangenen Dienstag wurde mir mit einem Male die Erneuerung der Karte verweigert, weil ich kein Arbeiter sei. Als ich um nähere Begründung dieser auf mich recht verblüffend wirkenden Anficht bat, legte mir die Dame am Schalter eine vom 15. Oktober datirte Verfügung vor, nach welcher sie nur an Bauarbeiter oder ungelernte Arbeiter(?) Wochenkarten verkaufen dürfe. Auf meinen Einwand, daß ich doch auch blos Arbeiter und kein Rentier sei, hatte die Dame die Antwort, die Buchdrucker seien doch so gestellt, daß sie in der Nähe ihrer Arbeitsstätte wohnen könnten! Vielleicht hält Herr Thielen in seiner neuen arbeiter- 'reundlichen Verfügung auch das Rezept verschlossen, wie ein Buchdrucker mit 25 oder 30 M. Wochenverdienft es anfangen muß, um eine Wohnung in der Friedrichstadt zu bezahlen. Für die städtische Armeuspeisungs-Anstalt ist der üb- liche, sich an den„stets bewährten Wohlihäligkeitssinn unserer Mitbürger" wendende Ausruf des Magistrats jetzt erschienen. Es wird darin wieder offen zugegeben, daß nur,„soweit es die vorhandenen und durch milde Beiträge zu erwartenden Mittel gestatten", in den 15 Küchen Armen-Suppen verabreicht werden sollen. Wenn man schon dabei bleiben will, das Massenelend durch die längst als unzureichend erwiesene Almoseuwirthschaft zu bekämpfen, dann sollte man wenigstens in den eigenen Säckel greifen. Eine Gemeindeverwaltung, die für Schloßplatz- Verschönerungen und Fürstenempsänge das Geld mit vollen Händen ausstreuen kann, sollte sich— sagen wir: scheuen, zu erklären, daß sie in diesem Zweige der Armeuhilfe nicht weiter gehen will, als der Erlrag der Hauskollekte gestattet. Die Frommen an der Arbeit. Der„Verein für innere Mission" hat die Absicht, den vielgeplagten Handlnngsgehilfinnen, Verkäuferinnen:c. seine liebevolle Fürsorge zuzuwenden. Er hat sich, wie es in einem erlassenen Aufrufe heißt, die Aufgabe ge- stellt, die noch nicht ganz verdorbenen Mädchen von dem Spazierengehen auf den Straßen nach Schluß der Geschäfts- stunden abzubringen. Man weiß nicht, will der Verein die armen Opfer kapitalistischer Profitsucht, die auf Nebenerwerb an- gewiesen sind,„retten" oder will er die erholungsbedürftigen und in frischer Lust Erholung suchenden Prolelarterinnen durch geist- liche Speise„erquicken"? Wir glauben, der„Verein für innere Mission" hätte ein ausgiebiges Arbeitsfeld, wenn er die in „besseren" Kreisen herrschende Sittenlofigkeit bekämpfen und sich dort der„noch nicht ganz verdorbenen Mädchen" annehmen würde, Unternehmer-Uebermnth.„Weil es ihm anscheinend zu gut gegangen, ist er entlassen worden". Diese denkwürdigen Worte hat der Kapellmeister und Konzertunternehmer Karl Ä ejy d e r(Leipzigerstraße) nach einer eigenen, lächelnd gegebenen Erklärung vor dem Gewerbegericht seinem ehemaligen Orchesterdiener in das Dienstbuch geschrieben. Vom Rittmeister zum Pennbruder. Unter dieser oder einer ähnlich lautenden Aufschrift kehrt von Zeit zu Zeit in den bürgerlichen Blättern eine Räubergeschichte wieder, nach der irgend ein hoher Herr vom Militär es durch die Geschicklichkeit im Trinken zum schnapsduftenden Pennbruder gebracht habe. Auch in den letzten Tagen hat eine solche Geschichte in der Presse herumgespukt; in der Markthalle am Halleschen Thor sollte sich diesmal ein gewesener Rittmeister aufhalten, der unzählige Male wegen Bettelns und Landstreichens vorbestraft, seit fünf Jahren obdachlos sei und im Trinken geradezu unmenschliches leiste. Die Arbeiter in dieser Markthalle stellen nun das sehr gerechtfertigte Verlangen an uns, zu erklären, daß ein derartiger Herr Graf oder Rittmeister sich nicht unter ihnen befinde. Von„höherer Herkunst" sei nur einer unter ihnen, und zwar sei derselbe keineswegs zum„Pennbruder" herab- gesunken. Dieser Arbeiter, Wilhelm Trinx mit Namen, sei der Schwager eines sehr bekannten Saalverweigerers und er genieße unter den Schlächtermeistern«., die einen Stand in der Halle haben, ein solches Vertraue», daß regelmäßig Wagenladungen mit Fuhrwerk, die einen Werth von Tausenden repräsentirten, unter seine Obhut gestellt würden. Trinx hat allerdings in der deutschen Armee als Unteroffizier und später auch in der holländischen Armee gedient, er ist in Indien am Fuß verwundet worden und ernährt sich jetzt ehrlich und rechtschaffen, ohne„Pennbruder" geworden zu sein, als Markthelfer. Ueberfallen worden ist in einem Geschäftslokal in der Ritterstraße 1 der 22jährige Maschinenbauer Chemnitz auS der Reichenbergerstraße. Der Inhaber des Zigarrenladens, namens Brecht, zählte zu seinen Kunden mehrere Arbeitsburschen, die aber ihren Bedarf an Zigaretten meistens auf Kredit entnehmen. Am Mittwoch Abend wurde vier solchen die Waare unter Hinweis auf die noch nicht beglichene Schuld verweigert, woraus einer von ihnen einen Nickel zum Vorschein brachte und dafür 5 solche Zigaretten verlangte, deren 4 zehn Pfennige kosten. Chemnitz war dabei zugegen und gerieth mit dem unverschämten Burschen in Wortwechsel. Als sich alle vier sodann entfernen mußten, rief er aus: „Jungeken, Euch koofen wir uns." Chemnitz sprang nun auf die Straße, wurde gegen die Glasthür des Geschäfts geworfen, daß die Scheibe zersprang, und die Schaar verschwand. Freitag Abend gegen 10 Uhr stürmten plötzlich zehn junge Leute ru den Laden und umstellten den wiederum anwesenden Chemnitz , während einer ihm mit einem stumpfen Instrument sechs Wunden auf dem Kopfe beibrachte. Der Ladeninhaber, der zum Verlassen des Raumes aufforderte, erhielt nun einen leichten Schlag. Chemnitz verfolgte die Burschen und sorgte dafür, daß drei von ihnen durch einen Schutzmann ergriffen wurden. Der Haupt- schläger, der Arbeitsbursche Karl Schlosser, konnte am Sonnabend ermittelt werden. Obgleich dem Ladeninhaber gedroht worden ist, daß er für den Fall der Erstattung einer Anzeige noch Schlimmeres zu gewärtigen habe, wird die Sache zum Austrage kommen müssen. Polizeitich beschlagnahmt wurden auf Veranlassung des Fleischbeschauers Kottke ca. 3 Zentner knochenfreies Fleisch auf einem Wagen, der vor dem Geschäftslokal des Schlächter- meisters König in der Paulstraße 30 hielt. Die Waare gehörte dem Leberhändler Kohn, der sie vom Nordbahnhofe geholt hatte und ohne sie untersuchen zu lassen, in dem Stadttheil Moabit zum„verschärfen" bei den Schlächtermeistern umherfuhr. In Gegenwart eines Schutzmanns wurde das ungestempelte Fleisch nach dem städtischen Schlachthofe gebracht, wo es nach amtlicher Untersuchung durch den Kreisthierarzt Waßmann als „minderwerthig und tuberkulös" verworfen und sofort zur Ab- deckerei geschafft wurde. De» Erstickungstod hat bei einem am Montag unter Mittag Greifswaldernraße 33 gemeldeten Brande, welcher den Inhalt eines Kohlenkastens zum Gegenstände hatte, ein vier- jähriger Knabe gefunden. Derselbe war allein in der Küche gelassen und hat anscheinend mit Feuer gespielt. Nachbarn, welche durch den aus der Wohnung dringenden Rauch auf den Brand aufmerksam wurden, erbrachen die Wohnung und fanden den Knaben erstickt in seinem Bettchen vor. Die sogleich angestellten Wiederbelebungsversuche, welche beim Einlreffen der Feuerwehr auch von den im Samariterdienst ausgebildeten Mannschaslen fortgesetzt wurden, blieben erfolglos. Der an und für sich be- langlose Brand war schon durch Hausbewohner gelöscht. Zu der Meldung des Polizeiberichts vom Sonnabend: „Im Thiergarten, bei der Löwenbrücke, schoß ein Mann sich Vor- mittags eine Revolverkugel in den Unterleib. Er wurde noch lebend nach dem Krankenhause gebracht", wird des nähereu olgendes mitgetheilt: Der 40 Jahre alte Eisenbahnbetriebs- ekretär Fritz Mayer, der aus Thale stammt, und in der Lüne- burgerstr. 41 wohnt, hatte in der Familie Widerwärtigkeiten zu bestehen gehabt und infolge dessen die Häuslichkeit in sehr er- regler Stimmung verlassen. Am Freitag Morgen um 8 Uhr etwa fand ein Schutzmann auf einer Bank im Thiergarten, unweit der Löwenbrücke, einen Mann sitzen, der sich aus einem noch bei ihm befindlichen Revolver einen Schuß in den Unterleib beigebracht hatte und sofort mittels Droschke nach dem Kranken- Hause in Moabit gebracht wurde. Er war bei Bewußtsein, konnte die näheren Verhältnisse angeben und auch seinen Namen nennen. Durch den Schuß, den er in selbstmörderischer Absicht aus sich abgefeuert hatte, war die Lunge verletzt worden. Im Krankenhause ist inzwischen ein operativer Eingriff gemacht worden, und es hat den Anschein, als ob dieser von Erfolg ge- wesen sei. Polizeibericht. Am 27. d. M. früh wurde eine Almosen- cmpfängerin in ihrer Wohnung, in der Petristraße, erhängt vor- gefunden.— Vormittags stürzte sich ein Mann in selbstmörde- rischer Absicht vom Dache des Hauses Husfitenstr. 79 auf den pof dinab und blieb auf der Stelle»odt.— Gegen Mittag wurde ein Mann beim Besteigen eines Pferdebahnwagens auf der Kreuzung der Jerusalemer - und Leipzigerstraße von einer Frau derartig angestoßen, daß er hinfiel und durch ein Arbeitsfuhrwerk überfahren wurde. Er erlitt einen Bruch des Oberarmes.— Nachmittags fiel ein Arbeiter, der in der Ackerstraße auf einen in der Fahrt befindlichen Arbeilswagen von vorn aussteigen wollte, unter die Räder und erlitt eine Zersplitterung des linken Oberschenkelknochens. — Gegen Abend wurde in der Alcxandrinen- ftraße ein Lehrling von einem Pferde gegen das Bein ge- schlagen und ihm dadurch ein Bruch des Oberschenkels zu- gefügt.— In der Friedrichstraße wurde ein Mann durch eine übermäßig schnell fahrende Droschke umgestoßen und am Kreuz verletzt.— In der Luisenstraße juhr ein Droschkenkutscher der- artig gegen einen Handwagen, daß der Führer desselben zu Boden geschleudert wurde und nach der Charitee gebracht werden mußte. Abends ging in der Lützowstraße ein anscheinend ungenügend beaufsichtigtes Pferd mit dem Geschäftswagen durch und stieß in der Nähe der Herkulesbrücke mit dem Scheerbaum von hinten in ein Koupce, dessen Insassin leicht verletzt wurde.— Am Luise»- Ufer sprang ein Mann ins Wasser. Er wurde noch lebend, aber schon bewußtlos herausgezogen und ins Krankenhaus gebracht. — In der Nacht zum 23. d. M. wurde au der Ecke der Preuz- lauer- und Wadzeckstraße ein Arbeiter durch einen Messerstich schwer in der linken Schulter verletzt.— Am 23. d. M. Vor- mittags wurde ein Arbeiter im Hafen am Urban todt auf- gesunden.— Am 27. und 23. d. M. fanden acht kleine Brände statt. WitteruugSübersicht vom 2S. Oktober 1804. Wetter- Prognose fiir Dienstag, den 30. Oktober 1894. Ziemlich heiteres, vorherrschend wolkiges, zunächst wärmeres Wetter mit leichten Regenfällen und mäßigen südwestlichen Win- den; nachher etwas lühler. Berliner Wetlerbureau. Aristokratisches aus einer Ringbrauerei. Wegen Körperverletzung hatte Se. Hochwohlgeboren Herr Graf Reischach in Stralau sich gestern vordem Schöffengericht am Landgericht II zu verantworten. Der Angeklagte ist jetzt Verwalter der früher in seinem Besitz befindlichen Brauerei in Stralau. Die Bier- ausgäbe hatte er in dieser Eigenschaft einem Herrn Adolf Schüler übertragen, der für jeden aus dem Keller gehende» Hektoliter einen bestimmten Prozentsatz erhalten sollte. Das entnommene Bier sollte seitens der Bierfahrer an den Keller- meifter bezahlt werden, da aber Graf Reischach diese Gelder selbst einzog, so verweigerte der Kellermeister am 18. August d. I. die Herausgabe von Bier ohne Entgelt. Graf Reischach wollte
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