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Nr. 59 38. Jahrgang Ausgabe A nr. 30

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die Boft- Zeitungs- Breisliste. Der Borwärts" mit der Sonntags. beflage Bolt und Zeit" und der Unter­haltungsbeilage Heimwelt" erscheint wochentäglich zweimal, Sonntags und Montags einmal

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Menschheit.

Sonnabend, den 5, Februar 1921

An die Arbeiter der Welt!

Vorwärts- Verlag 6.m.b.H., SW 68, Lindenste. 3 Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 11753-54

Die Berechnungen über die feststehenden Annuitäten feien daihgenau, aber die Berechnungen über die Exportsteuer feien an­

die

Die Stlaverei, die in Afrifa abgeschafft wurde, foll in Europa   wieder eingeführt werden! Die europäischen  Großmächte, die angeblich den Bölterbund errichten wollen, haben ihre Einführung für ein halbes Jahrhundert beschlossen. Schwarze Soldaten, die aus dem Innern Afritas nach Europa   gebracht werden, sollen dafür sorgen, daß die weißen Stiaven ihre Pflicht tun. Die Sklaverei wird eingeführt im Namen der Freiheit und Gerechtigkeit zur höheren Ehre Gottes und der Vier Jahre haben die Bölker Europas   unter dem Kriege gefeufzt. Bierzig Jahre sollen die Menschen, unter der Herrschaft derer standen, denen die Gegner die Schuld am Kriege zuschieben, dafür büßen. Ihre Kinder und Kindesfinder sollen verkommen und sterben. Sie selbst sollen wie die Arbeitstiere am Leben gehalten werden, um für die Sieger zu arbeiten. Ein Recht auf die Freuden des Lebens follen fie nicht mehr haben. Ungefähr ebensoviel, wie das ganze deutsche Nationalvermögen vor dem Kriege ausmachte, foll im Laufe von 42 Jahren von den deutschen   Arbeitern erzeugt und an die Sieger abgeliefert werden, erzeugt in einem Lande, dem man schon die ungeheuerlichsten Lasten auferlegte, seine Naturschäße zum großen Teil genommen und dem man den Absatz der Werte seiner Arbeit nach anderen Ländern unterbindet.

4 than 93uzweifeln. Jedenfalls aber habe sich Tardieu getäuscht, wenn er behaupte, Frankfreich habe 30 bis 35 Prozent seiner Forderungen aufgegeben. Durch die Vereinigung der feststehenden Jahreszah­lungen mit den abänderungsfähigen Jahreszahlungen habe er da­fchen Wiederaufstieg. Was die Flüssigmachung der Schuld für gesorgt, daß man verknüpft werde mit dem deut­anbelangt, so bemerke er, daß über diese Frage verhandelt werde. Briand   protestiert scharf gegen den Gedanken, Frankreich   würde die Frage der Kriegsschulden der Alliierten mit der der deutschen For derung verquiden tönnen. Er sagt mörtlich: Sie haben glauben fall), nachdem es sein Blut an unferer Seite vergossen hat, daran denken könne, in einem solchen Konsortium Deutschland   an die Stelle von uns zu setzen. Ich will unseren Alliierten nicht die Ba bafter Beifall.) Er habe die volle Hoffnung, daß die mit den leidigung antun, eine derartige Hypothese zu diskutieren.( Leba Autierten angeknüpften Verhandlungen zu einem Ergebnis führten. Ein ernsthafter Schritt sei schon getan. Die Lage bleibe Ichwierig. Die Konferenz von Baris hätte zu einem Ergebnis Benn man verhandle, dann sei es nicht das Parlament, sondern die führen müssen. Er habe ein Gefühl für den Ernst der Stunde. Regierung, die fähig sein müsse, sich zu verständigen. Wenn die Regierung fagen würde, man sei infolge des Willens des Parla­einer Ministerfrise genügten, dann würde das Barlament niemand dann von den neuen Zollmaßnahmen, die vorgesehen worden seien. Während der Friedensvertrag von Versailles   nur 3ölle auf gewisse deutsche Produkte vorfehe, handle es sich jeht um allgemeine Zölle und um 3ollkontrolle im Rheinland  . Das fomme einer milf­tärischen Klausel gleich. Die Regierung fönne über Ber­handlungen von morgen nur mit Zurüdhaltung sprechen. Alle Deutschland   von nun an unmöglich sei, den Versuch zu machen, sich seinen Berpflichtungen zu entziehen, ohne daß

fönnen, daß England, dieses große und edle Land( lebhafter Bei

Das deutsche Bolf hat sich bereit erllärt, im Rahmen der Möglichkeit den angerichteten Schaden wieder gut- ments in eine Sadgaffe geraten, und wenn die Drohungen mit zumachen, es ist nicht bereit, zum Vorteil des internationalen kapitalismus zugrunde zu gehen.

Haß und Verbitterung werden sich in die Herzen einfreffen, auch in die Herzen derjenigen, die ihr ganzes Leben lang für internationale Berständigung und für Völkerverbrüderung gefämpft haben. Arbeiter der Welt, Jh: habt das Wort!

mehr finden, um mit ihm zu reden.( Beifall.) Briand   spricht als

Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund  . Allgemeiner freier Angestelltenbund( Afa) 3wangsmaßnahmen würden solidarisch angewendet, so daß es

Beirat der Freien gewerkschaftlichen Betriebsrätezentrale.

Rededuell Tardieu- Briand.

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die Zwangsmaßnahmen in Kraft treten.

Die Regierung hätte das Recht gehabt, am 1. Januar das Abtom­men von Spa auszufpielen. Da es nicht automatisch geschehen sei, fönne man der Regierung daraus feinen Vorwurf machen. Heute aber befinde man sich einer Gesamtheit von Zwangsmaß­

Paris, 4. Februar.  ( WIB.) In der heutigen Sigung der Ram  - langte von der Regierung, daß fie die Verhandlungen mit den nahmen gegenüber, die in die Erscheinung treten würden, wenn mer setzte Tardieu seine gestern unterbrochene Rede fort. Er habe Alliierten wieder aufnehme, da die Konferenz von Paris   zu feinen Deutschland   in der Entwaffnungsfrage oder in der Frage der gestern bewiesen, daß das Pariser Abkommen an die Stelle der Re- ratifizierten Entscheidungen gekommen fei. Diese Konferenz sei 3ahlungen in Verzug gerate. Die Kammer müsse entscheiden, parationsfommission die Regierung gefeßt habe, um. die Schuld über stürzt gewesen. Briand   sei es gewefen, der 1917 die ob das ein beträchtliches Ergebnis sei. Man habe Deutschland   die Deutschlands   festzulegen. Er habe ferner bewiesen, daß die Forde- Unannehmlichkeit überstürzter Berhandlungen anerkannt habe.( Mi- 3wangsmaßnahmen nicht notifiziert, weil sie eine Angelegenheit der rungen Frankreichs   durch das Abkommen auf 71 milliarden nifterpräsident Briand verlangte Aufklärung. Tardieu ant- Alliierten seien und Goldmart herabgesett feien an Stelle der 214 Milwortete: Haben Sie nicht von der Möglichkeit gesprochen, 1917 liarden, die man zu verlangen habe. Einige feiner Rollegen Frieden zu schließen? Briand   erwiderte: Jawohl, das ist flar, hätten sogar gefagt, die Ziffer von 71 Milliarden sei optimistisch. das gestattet mir, zu antworten.)

Nun wolle er feinerseits Anregungen geben. Tardieu stellbe Tarieu beendete feine Rebe, indem er feine Kollegen auf­

fest, daß Deutschland   bis jetzt nur für 15 milliarden Gold- forderte, ihren Willen dahin kundzugeben, daß fie das marf restituiert habe, auf Konto der Reparationen habe es Abkommen von Paris nicht annehmen

Briand

Deutschland nichts angingen.(!)

Es habe sie nicht zu diskutieren. Wenn nach dem Ab­entgegensetzten, dann werde die jetzige Regierung ihre Pflicht er­fommen von Paris   die Deutschen   seiner Ausführung Hindernisse füllen, und die Kammer fönne sicher sein, daß das mit aller erforder= lichen Strenge geschehe. Briand   erklärte, wenn er die Möglichkeit mobilisieren, dann würde er das nicht tun. Die Weltmärkte könn­ten eine derartige Forderung aufnehmen, und wenn sie es fönnten, da müsse man vielleicht 12 bis 14 Pro3, bezahlen. Die Jahreszahlungen würden gestatten, die Zukunft sicherzustellen. Man käme durch sie aus dem wirtschaftlichen Druck heraus und lönne endlich eine flare Lage schaffen. In 10 Jahren merde die die Tätigkeit wieder aufgenommen sein. Lage sich bessern und in den verwüsteten Gebieten werde alsdann

12 Milliarden bezahlt. Es hätte aber vor März 1921 und wünschen, daß über den Gegenstand die Berhandlungen wieder hätte, außerhalb Frankreichs   die gesamte französische   Forderung zu 20 milliarden Goldmart bezahlen sollen. Er frage deshalb, ob aufgenommen werden. ' es opportun fei, fich mit den Deutschen   darin zu finden, daß man fage, der Vertrag fei unausführbar, wir werden ihn ab­ändern. Die Sachverständigen( welche?) hätten festge- erwiderte: In meiner Naivität habe ich zuerst Freude empfunden, stellt, daß Deutschland   imftande fei, den Friedensvertrag aus. als ich die Interpellation Tardieu vernommen hatte. Ich fenne, zuführen. Gerade diesen Augenblid wähle man, um die Forderung glaube ich, die Borzüge des Bersailler Bertrages, herabzusehen. Schon seit einem Jahre hätte man den Aliier. ten sagen müssen, man müsse sich verständigen, um die strengste Ausführung des Bertrages zu fordern. Man hätte

aber ich tenne auch alle feine Fehler. Briand   sagte weiter: Tardieu wiffe, unter welchen Schwierig feiten verhandelt wurde. Er müffe deshalb nachfichtig gegenüber ein allgemeines Pfand auf das gesamte Haben einem Manne sein, der diesen Vertrag unter schwierigen Bedingun­gen hobe zur Annahme bringen müssen und der das Beste für sein Deutschlands   nehmen müffen, man hätte das Budget, die Finan Land getan habe. Der Abgeordnete Tardieu habe ein wunderbares zen, den deutschen   Handel kontrollieren müssen und Donument der Kritif aufgerichtet. Er habe geglaubt, daß Tardieu, nachher die Annuitäten im Hinblick auf deren Flüssig als er gestern in die Debatte eingriff, habe mitarbeiten wollen. machung feftfeßen müssen. Seit einem Jahre hätten die Alfiierten tönnen und müssen, die äußerste inte unterbricht ftürmisch Krieg verhandelt zu einer Zeit, zu der das Preffige des Sieges noch Er habe über den Bertrag in der besten Periode furz nach dem und fragt: Was, was?" Tardieu fährt fort: Die Klaufeln vorhanden gewesen sei. In diesem Augenblid fonnte man viel ver des Friedensvertrages anwenden und von Deutschland   Jahres- fangen. Bar es damals nicht leichter als heute? Denn man zahlungen im ungefähren Betrage von 4 milliar hatte die Ergebnisse einer mirtschaftlichen Konferenz, die ich ver­ben verlangen. Seit einem Jahre habe man fich feiner Beranlaßt hatte, unter den Händen, die die inter alliterte Soli. tragstlaufel bedient. Der Privatsekretär von Lloyd George   habe ge baritat empfohlen hatte. fchrieben, wenn die finanziellen Bedingungen nicht hart wären, wären sie nicht gerecht, die Alliierten hätten seit 13 Monaten Am­putierungen und Berzögerungen angenommen, die von den Bertragsunterhändlern zurückgewiesen worden seien.

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Tardieu beschwor das Parlament, der französischen   Re­gierung flar zu sagen, damit die englische Regierung es auch wisse, daß das Gefühl des Landes

teine konzeffionen mehr

bulde. Lloyd George   fei zu fehr Barlamentarier, um nicht zu begreifen, daß die französische   Regierung nichts gegen den Willen des Barlaments unternehmen tänne.( Beifall.) Es wäre ein Bara des Barlaments unternehmen könne.( Beifall.) Es wäre ein Bara boron, wenn die Engländer, die sich mit den Franzosen gegen Deutschland   geschlagen hätten, gegenüber dem Bertrage von Ber­Standpunkt von Bethmann Hollweg  einnähmen.( hört, hört!) Tardieu mies darauf hin, welche Freude die Deutscher angesichts dieses Schauspiels empfänden. Er ver­

failles den

Damals häffe man aber das Parlament nicht hören wollen, das man heute fo feiere, damals hätte man seine Mitarbeit abgelehnt und die vollständige Jioflarung der Regierung verlangt.

Die Pensionen und Reparationen feien für die kommenden Jahre fichergestellt. Man müffe bei den Alliierten Anstrengungen machen, um gewiffe Borteile durch die finanzielle Solidarität zu erlangen, Die jeßige Regierung habe das möglichste getan. Sie habe Ber­trauen zu Frankreichs   Alliierten gehabt und habe versucht, die Ge meinsamkeit der Interessen herzustellen. In allen Fragen habe sie tönne aber nicht dorthin gehen, ohne die Autorität zu haben, im Befriedigung erhalten. Jetzt gehe fie nach London  . Er Namen Frankreichs   zu sprechen. Wenn man ihm nicht volles und ganzes Bertrauen schenke, hätte man, wie Tardieu es gesagt habe, felbft einen vorübergehenden

Bruch mit den Berbündeten

ins Auge faffen lönnen. Das sei alles, was Deutschland   hätte hoffen fönnen.( Beifall.) Wenn dieser Zustand einen oder zwei Monate gebauert hätte, märe dann das Land nicht in feinen Hoffnungen enttäuscht gewesen? Hätte es nicht schon lange genug gewartet? Wenn die Konferenz tein Ergebnis gehabt hätte, Gewiß bindet das Abkommen von Baris nicht die Kammer. wäre das eine Katastrophe für das Land gewesen. Die Kammer habe also das Recht, dessen Revision zu verlan Seine Pflicht als Franzose sei es gewesen, zu einem gemeinsamen gen. Briand   erinnert daran, daß Tardieu ihm vorgeworfen habe, Abkommen zu gelangen. Er habe sich nichts vorzuwerfen. Wenn Nach Lobsprüchen auf Doumer und Loucheur sagt der Minister( Beifall.) er habe die Expedition von Saloniti aufgeben wollen. die Kammer das auch glaube, dann solle sie es offen aussprechen. prafident, ber Bersailler Bertrag sei ausgezeichnet, es fehle ihm aber nur eines, wie den berühmten Zwillingen, ziellen Solidarität. Vincent Auriol  ( Soz.) spricht von der interalliierten finan nämlich, daß er lebend sei. Um ihm Leben einzuhauchen,( Royalist) das Wort ergreifen. Da das Haus aber sehr unruhig ist, Nach ihm will Abg. Xavier de Maguallon müsse man fortgefeßte Anstrengungen machen. Cle- verlangt er selbst Vertagung. Der Präsident befragt die Kammer, menceau selbst habe gesagt, der Bertrag fönne nur durch Einigkeit diese erklärt, daß fie meder morgen noch Montag Sizungen abhalten der Alliierten ausgeführt werden. Tarbieu selbst habe die Fehler will. Die Weiterberatung der Interpellation wird deshalb auf anerkannt. Die Ronferenz von Paris   habe das Einverständnis der Lommenden Dienstag nachmittag vertagt. Altierten verstärkt. Die Sigung endet nach? Uhr.