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1. Heilage öes vsrWärts
SsAntaz. 6.5ebruar 192l
Wie öer Krieg verloren ging.
Die folgenden Schilderungen aus einem tragischen Abschnitt deutscher Geschichte sind dem Buch Scheide- " mann?„Der Zusammenbruchs entnommen, das im Verlag für Soziateifsenschaft soeben erschienen ist. Durch die Verhandlungen vor dem Untersuchungsausschuß ist bestätigt worden, was früher bereits alle Welt durch die Presse er- fahren hatte, daß die Bitte um Wafsenstillstand nur die Folg« der hllscrufe des Hauptquartier » an den Prinzen Max gewesen ist. Lei den Verhandlungen im Aa» binett über die Fragen des Wassenstills andes sowohl, wie über die Antwortnot? an Wilson hat sich der Prinz Max von Baden in über- aus männlicher und ehrlicher Weise benommen. Es wird mir immer in Erinnerung bleiben, wie er in einer Sitzung am 21. Oktober mit Nachdruck erklärte:„Ich habe die Note abgeschickt, weil ich dazu vou der Obersten hccreslcilung geradezu gezwungen wordeu bin. Och war gegen diesen überstürzten Hilferuf, habe dann aber jede Verantwortung dafür übernommen. Ich bin zu stolz gewesen, mich hinter andere zu verkriechen.� Nach seiner. Wünschen war die Bitte um Waffenstillstand und um Frieden in jener Situation nicht: wäre e» nach ihm gegangen und hätte man ihm Zeit gelassen, dann würde er anders verfahren sein. Als im Kabinett die Frage erörtert wurde, ob man außer Luden« dorff, der einig gehe mit Hintenburg, auch noch andere Heerführer über die Situation hören sollte, wurde erklärt, daß Hindenburg und Ludendorff sofort zurücktreten würden, falls man andere frage. Daran hat sich das Kabinett indessen nicht gekehrt, sondern auch die Generale M u dr a und G a l l w i tz um Auskunft ersucht. Es stellte sich bei der Besprechung mit diesen Herren heraus, daß sie doch in der Hauptsache nur die von ihnen kommandierten Abschnitte, da- gegen nicht die gesamte Situation genau kannten. Beide waren sehr erschüttert über die Mitteilungen, die ihnen über die Gesamt- läge gemacht wurden. Alles das, was sie anführten, um die Tapferkeit ihrer Soldaten zu preisen, war uns im Ko. binett nichts Neues, konnte aber noch keiner Hinsicht das traurige Gesamtbild wesentlich ändern. JBle es av der 5tont avsseh! Och las den Herren«inen mir aus der Front zugegangenen Dioistonsbefehl vor, den ich im Auszug hier wiedergeben will: dorm hieß es: 41. Inf.-Div. Dil». St.-Qu., den 14. August 1918. Diviflons-Lefehl. Das Unglück am 8. August ist entstanden durch den dicken Nebel, unter dessen Schutz die massenhaften Tanks in unser« Linien und unseren Rücken kommen konnten. Sobald es hell wurde, wurden die Tank« zerschossen, und der Engländer konnte bei un» wie an der ganzen deutschen Front am 8. und an den folgenden Tagen kein« nennenswerten Fortschritt« mehr machen. In jener verhängnisvollen Lage sind von Angehörigen aller Ne- gimenter usw. unvergeßliche Heldentaten vollbracht worden. Die Männer, die dazu beitrugen, daß der Feind zum Stehen kam und nicht durchbrach, können bis an ihr Lebensende stolz auf ihre Leistung sein. Ich will allen Leuten, die am 8. August bei ihrem Führer in vorderster Linie standgehalten haben, oder dorthin freiwillig zurückgekehrt sind, das Eifern« Kreuz verleihen. Leider haben aber auch viele Soldaten der Division ihre Pflicht nicht erfüllt. Alle diejenigen, die nicht Front gemacht haben, als der Feind sie nicht mehr drängte, die, anstatt die vorderste Linie aufzusuchen und zu halten, die Front für den Feind freimachten und die Bagagen oder Peronne oder sonst einen sicheren Ort auf- suchten, haben ihre im Fahneneid beschworene Pflicht schwer ver« letzt. Sie haben vor ihren Vorgesetzten und Kameraden und vor ihrem Gewissen eine schwere Schuld wieder gutzumachen. Aber ganz ehrlos und vaterlandsverräterisch haben die gehandelt, die ihre Massen fortwarfen, um schneller fort» zukommen und um nicht wieder in den Kampf geführt werden zu können. Alle diese Leute haben nach tz 85 des Mil.Etr.G.B. Zuchthaus, in leichteren Fällen Gefängnisstrafe nicht unter einem Jahre verwirkt. Ich befehle, daß diese Leute, soweit sie ihr Verhalten nicht recht- fertigen können, ermittelt und auf einer schwarzen List« des Re- giment»(bzw. Pion.-Batls.) festgelegt werden. Ich will ihnen noch
bis zum 8. August I91S— wenn der Krieg nicht eher beendet ist , Gelegenheit geben, ihre Schondrot durch ehrenhaftes Verhalten gut zu machen. Aber jeder Mann der schwarzen Li e, der sich bis da- ! hin etwas zuschulden kämmen läßt, das gegen die militärische Pflicht � und Ehre ver' ößt lz. D. Ungehorsam, unerlaubte Entfernung usw.), I wird sofort nach tz 85 wegen des Feigheitsoerbrechens am 8. August 1 1918 kriegsgerichtlich abgeurteilt. Besonders schwere Fälle sind so- fort zur Aburteilung zu bringen. Im besonderen sind Leute, die andere aufgefordert haben, die Waffen fortzuwerfen oder auszu» reißen, oder die vor dem Feinde den Gehorsam ausdrücklich ver- weigert haben, sofort zur Aburteilung zu bringen. 3ch beabsichtige, die Todesurteile rücksichtslos zu bestäsigeu. Durch Beweise hervorragenden Mut-s kann sich ober seder nach tz 88 des Mll.Sir.G.B. sofort alle Straflosigkeit erwerben, so daß er sofort von der schwarzen Liste gestrichen wird.... gez.(Name). Generalmajor und Divisionskommandeur. Mudra und Gallwitz bekannten beide stolz, daß sie von derortigen Dingen in ihrem Befehlsbereich nichts zu spüren bekommen hätten. Ludendorfs verlaugt neue Truppen. Absolut unverständlich war uns allen das Verhalten Luden- dorffs. Erst der dringlichste Ruf nach schnell st«m Waffenstillstand und nachher der Versuch, die Geschichte halb so schlimm darzustellen und uns die Möglichkeit vorzutragen, daß man noch weiterkämpfen könne. So verlangte er in einer Sitzung von un» Menschen, Menschen, Menschen, und auf die Frage von mir, wo wir die Menschen hernehmen sollten, um sie in einen ab- ■ solut aussichtslos gewordenen Kampf zu schicken, meinte er wärt- j lich: J)tTr Ebert wird'» schaffen können." Der Kriegs- minister Scheuch brachte dann am nächsten Morgen eine Auffiel- I hing mit, nach der er tatsächlich wiederum KW 090 Mann der Front �zuführen wollte. Diese 800000 Mann wollte er folgenderweise j aufbringen: Genesende(davon aus der Heimat 40 000, von der Front 15 000 Mann).......... 55 000 Mann Stell des Jahrgang» 1900(ausgebildete Mann- gofte» 54 000, noch nicht ausgebildete Mann- asten 138000 Mann)......... 250 000. In Rußland gefangen gewesen....... 5 000, Aus den Erfatzformationen der Heimat.».. 73 000. Aus der Etappe............. 20 000» Aus der Industrie............ 73 000» Nachgemusterte............ 8000»
j Mann, aus allen Ecken zusammengekratzt, als vielleicht möglich in > Aussicht stellt— wie sich dieser letzte Blutstropsen Deutsch - jlands qualitätsmäßig zufan menfctzen sollte, habe ich bereits be- richtet—. sieht Ludendorff bereits wieder vertrauensvoll in die Zukunft, ja, er behauptet, nun wieder hoffnungsfreudig sein zu können. Und Grund und Mittel für diesen sanguinischen Stimmungsumschwung? Er glaubt in diesem Augenblick, wo alles schon halb über dem Abgrund hängt, mit Stimmungsmache etwas erreichen zu können..Diese(schlechte) Stimmung ist aus der Heimat ins Heer gekommen, und ich bin mir wohlbewußt, daß setzt umgekehrt die Stimmung, die die Urlauber noch der Heimat bringen, recht schlecht ist." Aus dieser Theorie der gegenseitigen Erdolchung heraus hat er mich gefragt, ob sich dennoch die Stim- ' mung der Massen heben lasse, und er hat van den Möglichkeiten, | aus denen sich auch nur die leises!« erfolgreiche Abwehrhandlung \ errechnen läßt, so wenig Ahnung, daß er behauptet, wir seien fein ' heraus, wenn die Armee über die nächsten vier Wochen stimmungs- mäßig hinwegkommt. Solcher Blindheit gegenüber, die mit keinen Tatsachen rechnet und sich auf keine Kenntnisse stützen kann, gibt e» kein Mittel, es sei denn, daß die Ereignisse selbst die Richtigstellung übernahmen. Das taten sie in der unzweideutigsten Weise, knapp 14 Tage, nach- ! dem ich das Wort.hoffnungssroh" zum letztenmal au» Ludeudars,'? Mund gehört hoste.
Insgesamt also in Preußen: 483 000 Mann Erfahrungsgemäß könne er dazu 100 000 Mann rechnen aus Bayern , Sachsen und Würstemberg. Ludendorff war froh, ad er diese Ziffern hörte, er hätte zweifellos noch weitere Hundert- taufende i» den aussichtckofen Kampf getrieben. Selbstverständlich wandt« ich mich auf da» allerentschiedenfte gegen die Pläne Ludendorffs. Don außen gekommen« Anregungen, das Volk aufzurufen(Levie en«nas«e), fanden im Kabinett auch nicht die geringste Gegenlieb«, jeder sah die Unstnnigkest solcher Dorschläge ein. • Ich muß hier dem Ablauf der Ereignisse noch einmal zurück- und vorgreifen. Am 30. September 1918 war der Zusammen- bruch Bulgarien , unter dem Titel eines Waffenstillstandes erfolgt. Am 2. Oktober erklärt Ludendorff dem Befehlsemp- fänger des Auswärtigen Amts im Großen Hauptquartier . Herrn von Lersner, unser Waffen stillstandsangebot müsse sofort von Bern nach Washington weitergehen. 43 Stunden könne dl« Armee nicht noch warten. Am 9. Oktober war e» in Gegenwart Ludeistorffs der Oberst Hey« van der OHL., der erklärte,.Schritt zum Frieden, noch mehr zum waffeusilllsiond ist unbedingt not- wendig. Truppe hat keine Ruhe mehr". Am 17. Oktober war es Ludendorff selbst, der bestätigte, daß die Truppe keine Stoßkraft mehr hätte, der aber trotz allem Lorangegangenen auf» neue um Re- fernen bittet. Ll» General Scheuch ein letztes Aufgebot von K00 000
Sittliche Fürsorge. Bon Helene Schmitz. Wobt auf keinem Gebiete der Fürsorge- nnd Pfleger,'che« Tätigkeit hat der vormalige Berliner Magistrat sich größere UnterlaflungSiünden zuiwulden kommen lassen, als auf dem der Für'vrge für stuiich gesährdele Frauen und Mädckien. Er hat dies« Fürsorge stets den privaten und christlichen Bereinen sowie der Sittenpolizei überlasten. Daß die Fürsorge in den Händen dieser Körperschatten eine recht unzulängliche war und naturgemäß bei nur beschränkten Mitteln sein mußte, wurde von Praiiiker« auf diesem Gebiete stets erkannt. Die öffentlich reglementierte, nicht minder die geheime Prostitution nimmt ungeheure Dimensionen an. Die sittliche Verwahrlosung der heranwochsenden weiblichen Jugend, vom noch schulpflichtigen Alter anfangend, hat erschreckend zuge« uommen. Es ist wohl die vornehmste Pflicht de? jetzigen Magistrats, der Schaffung eines PilegeamteS für sittlich gefährdete. Frauen und Mädcben und mit ihm eng verbunden einem großzügigen GeschlechtS'rankenhaus die Wege zu ebnen. Die GeschlechlStrankcn- abteilung im städtischen Obdach wird ja doch längst nicht mehr den Bedürfn'.ffen einer Großstadt gerecht. Der Gedanke eines städtischen PflegeamtcS ist nicht neu:>n mehreren größeren Städten Deutschlands besteht ein solche« schon seit einer Reihe von Jahren. Bereit« am 15. Mai 1919 wurde in der Berliner Stadtverordnetenversammlung von allen Parteren einem auf Errichtung eine« Pflegeamte« hinzielenden Antrage zugestimmt imd einer gemischten Deputation, bestehend au« Stadtverordneten und Sachverständigen unter Borsitz de» Medizinalral« Dr. Weber, zur vorbereitenden Bearbeitung überwiesen. Schon bei den ersten Beratungen zeigt« e« sich, baß di« Polizeiparagraphen de« preußischen Gesetzes hindernd im Wege standen. Ein erforderliche« enges Zusammenarbeiten der Sittenpolizei mit dem städtischen Pflegeamt würde dauernd Kompe- tenzstreitigkeiten im Gefolge haben. Ein Dringlichkeitsantrag de« Magistrats an die Landesversammlung die Polizeiparagraphen so zu ändern, daß die Sittenpolizei abgezweigt und der Gesundheit«- Polizei beim Medizinalamt angegliedert werben könnte, fand bei der Landesversammlung und auch beim Ministerium de» Innern leine Gegenliebe. Man einigte sich jetzt in der gemischten Deputation auf einer anderen Grundlage. Bei der Sittenabteilung de» Polizei- Präsidium« besteht schon längere Zeit eine Fürsorgestelle des Ber- liner Frauenbunde». Diese nimmt die eingelieferten Frauen und Mädchen in ihre Obhut und leitet sie weiter, Nach Nückipracke der Deputation mu den Leitern der Sitten- Polizei und dem Leiter der Fürsorgestelle kam man überein. de» Magistrat zu ersuchen, vorläufig diese Fürsorg« st eilen in st.ä d t i s ch e Regte zu übernehmen und auszubauen. Am 3. Juni v. I. wurde dieser Antrag von der Stadlverordnetenver- sammlung zum Beschluß erhoben und dem Magistrat zur schnellste» Ausführung übergeben. Seitdem find wieder acht Monate ver- gangen und immer noch hat der Magistrat diesen Beschluß nicht durchgeführt. Immer noch läßt man den Berliner Frauenbund beim Polizeipräsidium werlerwursteln. Ich frag«, wie lang« noch«
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