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von Emissionen sollen einheitliche Bestimniungen unter den durch das geltende Gesetz bereits bestehenden Hastungen getroffen werden. Wer von diesen Maßregeln dieEthisirung" der Börse hofft, der kennt die Verhältnisse nicht. In Oester- reich, wo der Börsenschwindel in gleichem Grade blüht, wie bei uns, existirtcn schon vor dem fürchterlichen Börsenkrach vom Mai 1373 die Regierungskommissarien und die Ehren- gcrichte, sie haben aber die Börsenspieler nur Vertrauens- selig gemacht und keinen Schwindel verhindert. Die Handelskammern sind die reinsten Vertreterinnen der Bourgcoisiuterefsen, so hat sich die Handelskammer von Münster i. W. gegen die Ausdehnung der Un- fallversicherung aus das Handelsgewerbe ausgesprochen. Außerdem will diese Kammer in Gemein- schast mit ihrer Wiesbadener Kollegin beim deutschen Handelstage vorstellig werden, daß gegen die Bestimmung des preußischen Kommunalabgaben-Gesetzcs Front gemacht werde, welche die in der Gemeinde domizilirten Personen hinsichtlich ihres gesammten innerhalb und außerhalb des preußischen Staatsgebiets gewonnenen Einkommens der Ge- meinde-Einkommensteuer unterwirft. Bismarck'sches. Ein polnisches Blatt, derCzas ", schrieb anläßlich der letzten Polcnfresscreien des Ex-Kanzlcrs Nr. I, dieser habe nicht immer die Polen so grimmig ge- haßt, im Jahre 1864 habe er dem seither verstorbenen Fürsten Ladislaus Czartoryski die Bildung eines unabhängigen Polen unter gewissen Bedingungen, die aber abgelehnt worden seien, angeboten. TieMagdeburger Zeitung" vcrmuthlich Hans Blum erklärte dies für falsch, während dieHamburger Nachrichten" sich hartnäckig ausschweigen. DerCzas " hält nun seine Behauptungen vollständig ausrecht. Er meint: Fürst Bismarck kenne den Inhalt des Fürst CzartorySIi'schen Schreibens vom 24. Februar 1664 sehr gut. Fürst Bismarck habe durch eine halbamtliche Mittelsperson mit dem Fürsten Czar- toryski Verhandlungen eingeleitet und von ihm verlangt, er möge selbstannehnibare, vernünftige" Bedingungen formuliren. Gleich- zeitig versprach er eineallgemeine Amnestie und weitgehende Konzejstonen, die der König von Preußen mit seinem Ehren- rvorle garantirt habe". Schließlich sprach ervon einigen Wcjwrdschaften, die man den Polen überlasten könnte, damii sie sich dort in der Selbstverwaltung versuchen". Fürst Ezartoryski beeilte sich nicht allzu sehr mit der Antwort. Als Bismarck fortwährend drängle und bis zum 8. März die definitive Aulwort verlangle, habe ihm Fürst Czartoryski mit dem Schieiben vom 24. Februar 1864 ablehnend ge- antwortet, weil er Bismarck nicht traute.Tiefe Antwort, sagt derCzas ", die derselbe wörllich mitlheilt, war unangenehm, da sie den Nagel auf den Kops getroffen hat. Aus dieser Episode geht hervor, daß Bismarck , der damals mit dem befreundeten Rußland Hand in Hand ging, damals nicht allein den .Feind"(d. i. die Polen ) zu vernichten, sondern auch den Freund"(Rußland ) hinters Licht zu führen be- absichtigte." Daß Bismarck damals mit den Polen zu mogeln ver- suchte, ist richtig. Das wissen wir. Es wird überhaupt wohl keine Frage geben, in der er nicht doppeltes und mehr als doppeltes Spiel gespielt hat. Ter französische Kaiser Napoleon kann ein Liebchen davon singen, und auch der österreichische Kaiser. Der einzigeFeind", gegen den Bis- marck mit seinergenialen" Politik des Doppelspiels ganz erfolglos opcrirte, und bei dem er sich nur Fußtritte und Niederlagen holte, war die Sozialdemokratie. Zur Kamernnschaude. Die Zeitungen melden über- . einstimmend, daß gegen das Aufsehen erregende Urtheil des Potsdamer Disziplinarhofs Berufungs an den Reichs- > Disziplinarhof zu Leipzig , der obersten Behörde in Tis- ziplinarangelegcnheiten eingelegt würde. EineWahlrechts Nesorm " wird auch in dem fach sen-weimaris che n Ländchcn geplant. Der Entwurf liegt bereits im Ministerium fertig vor. Soviel bis jetzt darüber in die Oeffentlichkeit gedrungen ist, ist die seit Jahren erhobene Forderung der Einführung des direkten Wahlrechts für die weimarischen Staatsbürger unberücksich- tigt geblieben. Es bleibt alles in der Hauptsache beim Alten. Die Aenderungen bestehen darin, daß die vier größten Städte allein in allgemeinen Wahlen je einen Ab- geordneten wählen, während sie bisher mit den Dörfern wählten. Die Fähigkeit, direkt zu wählen, wird an ein Führten Sie ein Kommando?" Ich wurde während der ersten Belagerung zum Offizier erwählt und bin weder abgesetzt noch entlasten worden." Warum sind Sie in Paris geblieben, anstatt nach Versailles zu gehen?" Ich habe von niemandem dazu einen Befehl erhalten. Die Regierung hat nach dem 18. März Paris verlassen, ohne uns ihren Willen irgendwie zu erkennen zu geben. Ueberdies waren die Wahlen zu der Kommune von der Re- gicrung in Versailles autorisirt. Ich habe an die Gesetz- Mäßigkeit dieser Körperschaft geglaubt und dadurch, daß ich in Paris blieb, angenommen, am besten der Republik zu dienen." Haben Sie die Waffen gegen die Regierung geführt?' Ich habe nie gegen die Republik gekämpft." In diesem Augenblick erschien der Polizist, welcher mich verhaftet hatte. Er war ganz außer Athem und befürchtete wahrscheinlich, zu spät zu kommen. Wahrscheinlich hatte ihn mein Bruder, dem bekannt geworden war, wohin man mich geführt, in aller Eile hergeschickt. _Ich habe diesen Mann arretirt," sprach er vortretend, infolge eines regelrecht ausgefertigten VerHaftbefehles. Der Angeklagte ist ein Kommunard und einer der gefährlichsten Sozialisten." Er hat ein vollständiges Geständniß abgelegt, die Sache ist beendet", erwiderte der Oberst, welcher als Präsident fnngirte. Wird es noch für diesen Abend sein? wandte sich ein Kapitän, der eine Abtheilung Soldaten führte, an den Obersten. Nein," war die Antwort.Die Leute wüsten sich ausruhen. Er wird morgen früh erschossen." Bin ich denn schon verurtheilt?" wagte ich einzu- wenden. Er besitzt noch die Frechheit, zu fragen!" Ich habe mich nicht vertheidigen können, und es ist das doch ein Recht, welches man jedem Angeklagten ein- räumt. Man verweigert dasselbe nicht einmal den schlimm- sten Verbrechern. Wird mir denn nicht einmal mein Urtheil vorgelesen?"(Fortsetzung folgt.) jährliches Einkommen von M. 4000(bisher nur 3000 M.) gebunden. Die Grundeigenthümer mit 4000 M. jährlicher Rente wählen nicht mehr zusammen vier Abgeordnete, son- dern die Grundeigenthümer jedes Verwaltungsbezirks wählen je einen Abgeordneten. Diese Aenderungen würden eine kleine Vermehrung der Zahl der Abgeordneten herbei- führen. Hier soll also auch nicht vorwärts, sondern rückwärts revidirt werden. Junker und Bauer. Heute sind die Junker noch die parlamentarischen Vertreter der Bauernschaft, obgleich die kühle Ueberlcgnng den Bauern sagen müßte, daß der sie auskaufende Großgrundbesitzer nie ihre, sondern blos seine Interessen vertreten-wird. Doch auch bei den Bauern be- ginnt es zu tagen, sie beginnen einzusehen, daß sie ihre Interessen selbst zu vertreten haben. Ueber ein Zeichen schroffsten Gegensatzes zwischen Junker und Bauer giebt die folgende Depesche aus Amberg (Ober- pfalz ) Aufschluß: Wie der biesigenVolkszeituug" aus Wiesau gemeldet wird, herrschte seit Kurzem in der benachbarten Gemeinde Fuchsmühl , welche einen Prozeß gegen den Freiherrn v. Zoller wegen ihrer Waldrechte angestrengt, jedoch verloren hatle, weilgehende Er- rcgung, die dahin ausartete, daß zweihundert mit Aexlen und Sägen bewaffnete Leute in die Waldungen des Herrn v. Zoller eindrangen, dieselben verwüsteten und viel Holz wegschleppten. Da die Gendarmerie zur Unterdrückung des Exzesses nicht aus- reichte, wurde telegraphisch Militär requirirt, welches heute, 50 Mann stark, in Wiesau eintraf. DieAmberger Volkszeitung" meldet weiter aus Wiesau , daß das requirirte Militär heute Vormittag im Fuchsmühler Walde eintraf und die den Wald verwüstenden Bauern vertrieb. Zwei der letzteren sind infolge erhaltener Bayonettwunden ge- storben. Lübeck für den Elbe- Trabe-Kanal. Die Lübecker Bürgerschaft genehmigte die Einsetzung einer geheimen Kommission zur Berathung des Antrages auf Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 10 Millionen Mark für den Elbe-Trave-Kanal. Zur Sprachenfrage in Jstricn liegt die folgende telegraphische Meldung aus Trieft vor: Die Situation in Rovigno gestaltet sich immer drohender. In Parenzo hielt die Gemeindevertretung eine stürmische Ver- sammlung ab, in welcher ein Protest gegen die zweisprachigen Straßentafeln entworfen wurde. Der Podesta von Pirano ver- langt die Entfernung des Militärs, weil die Anwesenheit des- selben die Bevölkerung im höchsten Grade beunruhige. Die Sozialdemokratie und die Bauern. Nach der Ucberzcugung aller staatserhaltenden Klugschwätzer wollen bekanntlich die Bauern vom Sozialismus nichts wissen. Nun, hier der Beweis. Auf Seite 135 des von Hugo H. Hitschmann herausgegebenen Buches:Die Land- und Forstwirthschaft in Oesterreich- Ungarn im Jahre 1893" heißt es:Eine neue Gefahr, welche in gleichem Maße, wie in Böhmen , vielleicht noch in keinem Lande der Land- wirthschaft droht, bildet das Ucberhandnehmen der Sozial- demokratie in den von der Industrie durchsetzten Land- bezirken auch bei der bäuerlichen Bevölkerung. In mehreren nördlichen und nordwestlichen Bezirken sind sozialistische Redner in landwirthschaftlichen Versammlungen ständige Erscheinungen, und sozialistische Kandidaten beginnen den bäuerlichen Abgeordneten ihre Mandate streitig zu machen..." Ter betreffende Referent ist durchaus nicht sozialistisch an- gekränkelt er fordert sogar Ausnahmegesetze gegen die Ausbreitung der Sozialdemokratie auf dem Lande, er heißt Karl Maria Hergel und ist der Generalsekretär der deutschen Sektion des Landes-Kulturrathes für das König - reich Böhmen. Zur konfessionellen Gesetzgebung in Ungarn . Der vereinigte Dreier-Ausschuß des Magnatenhauses nahm ferner den Gesetzentwurf betreffend die Rezeption der Juden unverändert an. Aus Ungarn wird uns geschrieben: Bismarck macht Schule! Die Schlappe, welche er mit seiner Politik erlitten hat, schreckt seine Nachahmer nicht zurück! Was für Deutschland im kleinen die Polensrage war, das ist für Ungarn im großen die rumänische. Der von Bismarck eingeschlagene Weg zur Germanisirung der Polen schien den Ungarn gar nicht übel, und sie bewilligten«inst- weilen 3 Millionen Gulden zur Errichtung ungarischer Kolonien unter den Rumänen. Der Patriotismus dient natürlich als Vorwand für diese Maßregel; aber wie sehr das gute Ge- schüft die ungarischen Kapitalisten in diesem Kampfe beseelt, das beweist die Thalsache, daß mehrere ungarische Kapitalisten sich zusammeugethan haben, um eine Bank zu begründen, deren Zweck der Einkauf rumänischer Güter und deren Bevölkerung mit ungarischen Arbeitern sein soll. Der billige rumänische Boden billig durch die jetzt tobende Krists, billig durch die Rechtlosigkeit, m der sich seine Besitzer befinden und der noch billigere ungarische Arbeiter, das wirda nettes G'schäft". Jedoch könnte den Ungarn die Erfüllung dieser Pläne auch schlecht bekommen; denn die schon zum Theil sozialistischen ungarischen Bauern, die man an der Nase doch nicht erkennen kann, werden gewiß ihren Prozentsatz zu den Kolonisten liefern, und vermengen sie sich mit den sehr freiheitlich veranlagten rumänisch - siebenbürgischen Bauern, so könnten sie nach nicht langer Zeit ihreWohlthäter" vielleicht zu ihren Feinden stempeln". Ein Erfolg der französischen Sozialisten im Kampfe gegen die Korruption war die fast einstimmige Annahme des Antrages Jarires in der Angelegenheit Favette, des ehemaligen Kabinetschess des Handels- Ministeriums(siehe Depeschen unserer letzten Nummer). Die Orduuugsorgane, die durch den Kampf gegen die Korruption sich selbst bedroht fühlen, entrüsten sich darüber, daß die Kammer noch so viel Schamgefühl besaß, den Antrag Jaures nicht niederzustimmen. Eine Pariser Depesche meldet hierüber: Die Blätter beschuldigen die Regierung, sich bei den Debatten in der gestrigen Kammersitzung betreffs der Anklagen gegen den Ministerialdirektor Favette schwach gezeigt zu haben und durch die Annahme der von dem Sozialistensührer Jauräs beantragten Tagesordnung das Autoritätsprinztp geschwächt zu haben. Eine in später Abendstunde eingetroffene Depesche aus Paris meldet: Im Heuligen Ministerrathe wurde ein von dem Handels- minister Lourties vorgelegtes Dekret unterzeichnet, durch welches Favetle seiner Stellung als Direktor im Handelsministerium ent- hoben wird. Der Justizminister Gusrin theilte mit, daß die Akten in der Sache Favetle der Staatsanwaltschaft übergeben seien." Aus Belgien . Aus Gent wird dem Wolff'schen Bureau unterm 30. Oktober telegraphirt: Gestern Abend entstand vor dem katholischen Bereinsbause ein hefliger Zusammenstoß zwischen einem Zuge onlisozii. cher Arbeiter und einem Zuge Sozialisten. Die Polizei war w?S, so daß Gendarmerie einschreiten mußte; sie war genöthigt, von der Waffe Gebrauch zu machen. Mehrere Personen wurden ver- wundet. Die Ordnung ist vollständig wieder hergestellt. Aus Möns wird demHerold Bureau" gemeldet: Trotzdem die Verhandlungen gegen Dösuisseaux bis nach der Kammersession verschoben waren, verlangt der Angeklagte jetzt, daß das Schwurgericht an dem ursprünglich festgesetzten Tage seinen Spruch, fälle. Zum Wahlsieg unserer belgischen Bruderpartei wird uns von einem deutschen Parteigenossen aus Gent geschrieben: Tie Wahlschlacht ist geschlagen. Auch hier, in diesem erz» katholischen Lande, wo bisher der Klerus die unumschränkte Herrschaft hatte, triumphirt die Sozialdemokratie. Trotz des elenden Dreiklassen-Wahlsystems, das freilich recht günstig sich von dem preußischen unterscheidet, halten 23 Sozialisten und 5 Progressisten ihren Einzug ins Parlament; ein Erfolg, über den selbst die hiesigen Genossen erstaunt sind. Die belgische Arbeiterschaft hat die treffendste Antwort auf die verleumderischen und heuchlerischen Angriffe gegen dierevolutionäre Jnter- nationale" ertheilt. Das Zetergeschrei derOrönungsparteicn" gegen dieGotteslästerer" undVaterlandslosen" hat also schlechten Anklang gesunden. Die gemeine Kampfesweise der Gegner erinnerte mich sofort an die deutschen Septennatsivahlen von Anno 1837 in meinemtheuren" Vaterlande. Das Pfaffen- thum mit seinen Agitatoren und Helfershelfern in Kirche, Schule und Beichtstuhl, welches sich unseren Genossen mit seinem ganzen Hasse entgegenwarf, hat nicht verhindern können, daß eine Masse seiner frommen, geduldigen Schäfchen sich von der Heerde los- gelöst und seine Gefolgschaft den Leithammeln des Katholizismus versagt hat. Unsere Genossen, an der Spitze der bewährte Genosse Anseele, entfalteten eine rührige Thätigkeit, in allen Distrikten, wo es nur irgend möglich war, wurden Volksversammlungen abgehalten, und die bisher am Ruder gewesenen Parteien einer gehörigen Kritik unterworfen. An den Tagen der Wahl war die ganze Bürgerwehr aufgeboten, sie konnte aber nicht in Thätigkeit" treten und mußte mit ihren Bajonetten und Revolvern wieder abziehen. Nur imVoruit" dem Zentrallokal der Genossen herrschte fröhliches Leben, eine Masse Volk war zusammengeströmt, das Lokal ertönte von de» Klängen der Marseillaise , auch das rothe internationale Banner war gehißt, was in meinem Vaterland derOrdnung" halber natürlich nicht gestaltet ist, und wehte lustig hoch im Winde. So groß der Erfolg ist, so werden wir darum nicht aus unseren Lorbeeren ausruhen, sondern uns rüsten zu neuem Kampf, bis der Sieg, die Erlösung des Proletariats aus der Knechtschaft des Kapitals errungen ist und so ist nach wie vor, hier wie in allen Landen, noch die Parole: Auf denn zum Kampfe, durch Kamps zum Sieg! In England mühen sich Liberale und Konservative um die Wette ab, die Gunst der Arbeiter zu gewinnen, um das Anwachsen der sozialistischen Arbeiterparteien zu ver- hüten. Zu dem Zweck nahmen bald diese, bald jene Politiker der beiden streitenden bürgerlichen Parteigruppen sozialistische Forderungen in ihr Programm auf. Der liberale Unionist Chamberlain hatte vor kurzem einen solchen Schachzug gemacht; jetzt übertrumpft ihn Asquith , der Minister des Innern in Gladstone's Kabinet, einer der jüngeren Radikalen, die zu weitgehenden Zugeständnissen an die Ar- beitcr bereit sind. In T a y p o r t sprach er am Donnerstag über die Stellungnahme der Regierung und der Liberalen zum Sozialismus und zu den Bestre« bungen der von ihnen ins Parlament entsandtenAr« beiter abgeordneten". Der Staat, sagte Asquith , habe die Pflicht, als Brotherr anderen Dienstherren mit bezug auf Arbeitsstunden, Lohn und Behandlung der Arbeiter durch menschenfreundliche und takt- volle Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Arbeiter mit gutem Beispiel voranzugehen. Nach dieser Richtung hin sei in den ver« gaugenen zwei Jahren vieles angestrebt und verbessert worden. Ferner müßten die Fabrikgesetze nicht nur strenger zur Anwen« dung gebracht, sondern auch in ihrem Wortlaute strenger ab« gefaßt werden. Hinsichtlich der Arbeitstage habe der Staat ein vollkommenes Recht, nicht nur die Stunden für Weiber und Kinder, sondern auch für erwachsene Männer nach Bedürfniß ab- zukürzen. Wie die Dienstzeit der Bahnarbeiler bereits beschränkt worden sei, so werde es auch sein Bestreben sein, in gewissen ge- sährlichen und ungesunden Gewerbszweigen zu gunsten der Ar« beiter Vorkehrungen und Verfügungen zu treffen. Wie Cham « berlain so wendet auch Asquith seine Theilnahme den über Ge« bühr angestrengten Ladendienern und Ladenmädchen zu. Zum Schluß verfehlte Herr Asquith natürlich nicht, die Arbeiter zn ermahnen, sich ia nicht von den sozialistischen Agitatoren umgarnen zu lassen. Sobald sie eigene Arbeiter« kandidaten aufstellen würden, könne das nur den Konser- vativen zu gute kommen. Da wird Herr Asquith hoffent« lich tauben Ohren gepredigt haben. Bestrafung eines Soldatenschinders in Italien . Aus Venedig wird telegraphirt: Das Appellationsgericht bestätigte das erste richterliche Ur« theil, nach welchem der Lieutenant Blanc wegen Mißhandlung des Soldaten Evangelista zu siebenmonatlicher Gesängnißstrafe und einer Entschädigung von 2060 Franks verurtheilt worden ist. In Deutschland ist uns ein ähnliches Urtheil mit Ent« schädigung des Mißhandelten nicht bekannt geworden.) Das Leben des Zaren wird wohl nur noch nach Stunden gezählt werden können. Eine Petersburger De« pefche meldet: Das heute Vormittag 11 Uhr ausgegebene Bulletin lautet: Im Zustande des Kaisers ist eine wesentliche Ver- schlechter ung eingetreten. Das B l u t s p e i e n, welches gestern Abend anfing, hat sich bei anhaltendem Husten Nachts vergrößert; es zeigte sich eine beschränkte Entzündung d e r l i n k e n L u n g e. Der Zustand ist gefährlich. Die christliche Kultur, die daszivilisirte" Europa nach Afrika trägt, scheint all über einen Leist geschlagen zu sein. Ueber denKongostaat", dieses vielgerühmle Pro- bukt christlich- internationaler Staatskunst, wird dem(be- kanntlich offiziösen)Hamburger Korrespondent' geschrieben: Brüssel , 26. Oktober. Dem Kongostaat stehen arge Ver- drießtichkeiten bevor. Schon früher halte man den Kongostaal angeschuldigt, Sklavenhandel unter der Fahne der Zivili- sation zu treiben und auch die Kongobeamten angeklagt, einen nichts weniger als moralischen Lebenswandel in Afrika zu führen. Die kongostaatliche Presse hatte diese An« klagen als miderechtigt und übertrieben bezeichnet, aber nunmehr trill der apostolische Vikar am Ubangi , Mgr. Anguard, mit einer Anklageschrilt gegen den Kongostaal hervor, welche mit Recht das größte Aussehen hervorruft. Es wird dargelegt, daß der Kongostaat einen vollständigen Sklavenhandel be- treibt, daß viele seiner A n g e st e l l t en das schamloseste Leben führen. Unter dem Deckmantel der Zivilisation und der Humanität betreibt der Staat selbst den Negerhandel, steckt mit Gewalt die Neger in die Armee, und die sich nicht willig fügenden Schwarzen müssen an der Kette arbeiten. Offiziere stecken mit arabischen Neger» Händlern unter einer Decke, um sich Elfenbein und Sklaven zu verschaffen. Die Karawanenstraße des Unterkongo ist schon seil Jahresfrist durch die Erhebung der Eingeborenen gesperrt, weil gewisse Kongobeamte nicht nur dt»