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Nr. 69 38. Jahrgang Ausgabe A nr. 35

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Sozialdemokrat Berlin  .

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Vorwärts

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Freitag, den 11. Februar 1921

Kahr   erklärt weiter..

BTB. veröffentlicht in später Stunde folgende amt von vaterländischen Jutereffen leiten laffen. Es war das Bestreben fiche bayerische   Berlautbarung: der bayerischen Staatsregierung, die Position der Reichsregierung gegenüber dem gefchloffenen Willen der alliierten Mächte zu stärken. In diesem Geist und in dieser Absicht sind von ihr alle Berhand­lungen gepflogen worden.

Wenn nicht überall unter Zurüdstellung alles Trennenden mit der gleichen Sachlichkeit und Zurückhaltung die ftriffige Frage be­handelt worden ist, so ist das bedauerlich, da es viel zur Berschärfung beigetragen hat.

Die mehrtägigen Beratungen der bayerischen Staatsregierung und der Koalitionsparteien haben mit der Zustimmung aller be­teiligten Faktoren zu der an die Reichsregierung 30 richtenden Erklärung der bayerischen Staatsregierung heute abend ihren Abschluß gefunden. Staatsregierung und Koalifions­partelen haben der Bedeutung und Schwere des Augenblids in jeder Weise Rechnung getragen. Wenn trohdem das Er­gebnis der mehrtägigen Beratungen, die in erfreulicher Einmütigkeit geführt und auch von der Mehrheit der Presse in dankenswerter Die bayerische Regierung scheint sich neuerdings als eine Gefchloffenheit unterstützt wurden, den bisherigen Stand- Art von delphischer Priesterin etabliert zu haben, die auf punti der bayerischen Staatsregierung festhält, fo beweist dies dem Dreifuß sißend, dunkle Drakelsprüche von sich gibt. Ein erneut aller Welt, daß das bayerische Bolt und seine Regierung in Vergleich, der freilich wie jeder hinft, da die Briefterin zweifel­der Erhaltung des unentbehrlichen Selbstschuhes auch heute noch los ein Griechisch gesprochen haben wird, das besser war als eine Lebensfrage erblickt. das Deutsch der bayerischen Staatsregierung. Fast gewinnt Die bayerische   Staatsregierung hat demzufolge von Anfang man den Eindrud, als ob diese hilflosen Politifer ihre Gegner an den Standpunkt vertreten, daß die Reichsregierung. Durch humor versöhnen wollten, indem sie ein solches ebenso wie sie die ungeheuerlichen Reparationsforderungen ablehnte, wortverdrehendes Geftammel von sich geben. Die Frage auch dem unmöglichen Entwaffnungsdittat nicht zustimmen dürfe, bleibt: Bird nun entwaffnet oder nicht!" Auf der einen die beide ein zusammenhängendes Ganze bilden. Seite ist die Einmohnerwehr lebensnotwendig", auf der Sie vertennt jedoch nicht, daß der Reichs- anderen Seite trägt aber die Reichsregierung die Berant­regierung die legte Enffgeidung und die Ber- wortung für ihre allenfallfigen Maßnahmen. Die Reichs antwortung für ihre allenfallfigen Maßnahmen regierung wird hoffentlich die Verantwortung für die allen­zufällt. fallfigen Maßnahmen zu tragen wissen, wie lange aber noch Die bayerische Staatsregierung und die Koafiflousparteien das bayerische Bolt sich vor der Welt von einer solchen Regie: haben sich in ihren Beratungen und Entschließungen ausschließlich rung blamieren lassen will, leht auf einem anderen Blatt,

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Amt Morigplatz, Nr. 11753-54

Deutschnationaler Parteikrach.

Es war bereits bekannt, daß für das Ausscheiden des Beitung" und seine Ersetzung durch Mar Maurenbrecher Herrn Reinhold Bulle aus der Leitung der Deutschen  ernste Mißhelligkeiten im Lager der Deutschnationalen Partei den Anlaß gegeben hatten. Jeht geht uns ein vertrauliches Schreiben zu, das auf die Vorgänge hinter den Kulissen der Deutschnationalen Partei und Presse ein helles Licht wirft. Die Neudeutsche Berlags- und Treuhandgesellschaft". deren Aufsichtsratsvorsitzender der bekannte allbeutsche Justiz rat Claß ist und in deren Berlag die Deutsche Zeitung erfcheint, hatte in einem geheimen Rundschreiben die Gründe entwickelt, die zum Ausscheiden Bulles aus der Redaktion ge führt hatten. Gegen diefes Rundschreiben, das er selber eine Schmähschrift" nennt, wendet sich nun Wulle in der uns zugegangenen Entgegnung.

"

Herr Wulle meint in bezug auf die genannte Schmäh schrift", daß sie selbstverständlich ungeteilten Beifall bet á mtlichen Juden und Judengenossen finden merde", und daß ihre Wirkung für die nationale Sa che geradezu verheeren d" sein müßte. Die nationale Sache" wird aber, wie man noch sehen wird, auch durch die Gegenschrift des Herrn Wulle nichts gewinnen, denn wenn man ihr glauben fann, herrschen in der Deutschnatio nalen Partei Zustände, die wahrlich auf alles andere schließen laffen als darauf, daß man es hier mit einer Gesellschaft von Borkämpfern für deutsche Treue und deutsche   Ehre zu tun habe.

Bulle erhebt gegen Claß den Vorwurf unerträglicher Herrschsucht und übelster Intrige. So habe dieser die Grüns dung des Deutschpöllischen Arbeitsrings befämpft", weil er feine von ihm unabhängige nationale Organisation neben sich ertragen fönne. Claß habe sich mit der llebernahme eines

Eine neue Kohlennote. 36 Milliarden Besatzungskosten! Am 7. Februar hat, die deutsche Kriegslaftenfommission der Paris  , 10. Februar.( D.) Der Mafin meldet: Der Der Mafin  " meldet: Der Reichstagsmandats durch Wulle einverstanden erklärt und ihm Reparationstommission über die Frage der deutschen   Kohlenliefe- franzöfifche Oberfie Kriegsrat unter dem Borfit von Marschall   gewünscht, daß sein Mandat der Zeitung zum Segen gereichen rungen die folgende Note übergeben: Bétain, hat befchloffen, bei der britischen Regierung eine Ermöge, nachher aber habe er ihm aus der Mandatsübernahme Nach den bei den bisherigen Lieferungen gemachten Erfahrungen höhung der britischen Befagungstruppen zu be- Bedmann ufm. feien in ähnlicher Weise an die Luft ge­einen Strid gedreht. Auch seine Vorgänger Sonntag. und der erheblichen Verschärfung des Februarprogramms, ist nicht anfragen, um die franzöfifchen Truppenteile im Rheinland   in einigen fetzt worden, nachdem man ihnen für 6 Wochen oder 3 Monate damit zu rechnen, daß seine Durchführung möglich fein wird. Es Abschnitten ablösen zu können. wird hierzu auf die am 29. Januar übergebene Denkschrift ver. wiesen. Dort ist eingehend bargelegt, daß die Frage der weiteren erwachsenen Befagungskosten 35,9 milliarden Papiermart. Diese fichert, aber jetzt mache man ihm das zum Vorwurf und Nach Daily News" betragen bie bis Ende September 1920 ihr Gehalt gezahlt habe. Er selber habe sich durch Abschluß eines längeren Bertrages vor einem ähnlichen Schicksal ge deutschen   Rohlenlieferungen auf Grund des Friedensvertrages hin- Summe war der deutschen   Regierung bereits bekannt. Die Höhe scheine der Meinung zu sein, man brauche Berträge fichtlich der Mengen wie des Preises und der Transportwege einer rührt in erster Linie daher, daß die Rahl ber Befagungstruppen nicht zu halten. Gegen diese Auffaffung vom Recht grundfäßlichen Neuregelung bedarf. über die Erforderniffe einer friedlichen Offupation weit hinausgeht. her Treue droht Wulle mit den Gerichten, die darüber anderer Hinzu kommt die Höhe der Gehälter. So erhält z. B. in der Meinung seien. französischen   Befagungsarmee ein Unterleutnant, unverheiratet berheiratet

Die deutsche Regierung hat den dringenden Wunsch, diefe Liefe rungen dauernd so zu gestalten, daß Meinungsverschiedenheiten nach Möglichkeit ausgeschlossen und eine geregelte Erledigung etwa Dorkommender Streitfragen ermöglicht wird. Der augenblickliche Zustand ist der, daß von Deutschland   ständig Lieferungsmengen ver­langt worden sind, welche

Leutnant unverheiratet berheiratet Hauptmann, unverheiratet.

berheiratet.

Major, unverheiratet

10 800 Fr.= 47 198.

12 000

13 200

52 440 57 684

15 600

68 172

16 800

73 416

18 000

24 000

81 282 104 870

über das Deutschland   mögliche Maß hinausgingen, weshalb Deutschland   auch nicht für die ausfällige Menge verant wortlich gemacht werden kann. Die Abrechnung über die Gesamt­fieferungen ist völlig ins ungewiffe geraten. Auch hinsichtlich der ( Umrechnung nach dem Kurs bom 3. Januar 1921). Qualitäten werden an Deutschland   dauernd ffeinende höhere Un- Unter Berüdsichtigung der jüngst beschloffenen erhöhten Teuerungs­forderungen eftellt. Andererseits haben sich die Alliierten wiederholt zulage bezieht ein deuticher Beamter der Gruppe XIII( Ministerial­über die Beschaffenheit befchwert, ohne daß bisher ein Weg ae- rat. Oberst usw.) im Höchstfalle 45 900 M., also weniger als ein funden werden fonnte, zu einem Einvernehmen zu gelangen. In der Breisfrage ist es bisher noch nicht gelungen, eine Einigkeit über unverheirateter franzöfifcher Unterleutnant. Der deutsche   Reichs­die Höhe des Deutschland   für die Lieferungen auf dem Wafferwege fanzler erhält mit 110 500 M. nur 5620 M. mehr als ein franzöfifcher zustehenden Rohpreises zu erzielen. Ja, es find nicht einmal die unverheirateter Major. jeni en Pieferungen abgerechnet, die Deutschland   auf Grund des Waffenfillstandes im Austausch gegen Minette auf Grund des fo­genonnten Luxemburgischen   Abkommens an Frankreich   gemacht hat. In der

Transporffrage

bedürfen die manninfachsten Meinumasverschiebenheiten unbedingt baldiner Klärung. Es muß auch bei diefer Gelegenheit darauf hin. gewiesen werden, daß ein Bezug von Kohle

über deutsche   Seehäfen

wesentlich zur Erleichterung und Erhöhung der Gesamtlieferungen Deutschlands   beitragen tönnte. Auch bei den Berhandlungen in Baris, die bis in den Dezember hinein stattgefunden haben, wurde beiderseits davon ausgegangen, daß über ein endgültiges Liefer­programm neue Besprechungen erforderlich sein würden. Die deutsche Revierung bittet, fobalb die Durchprüfung der am 29. Januar überreichten Denkschrift erfolgt ist, einen Zeitpunkt für den Beginn dieser Besprechungen anzuberaumen. Der Inhalt diefer Note, ebenso wie die fürzlich im Auszug veröffentlichte Denkschrift, ergeben zur Genüge, daß der gegen wärtige Zustand hinsichtlich der Kohlenfieferungen der Abänderung bringend bedarf.

Die Gerner Brionds.

Paris  , 10. Februar.  ( BIB.) Bei der gestrigen Abstimmung der Rammer haben fich 102 Abgeordnete an der Abstimmung nicht beteiligt, 27 waren beurlaubt. Gegen die Bertrauenstages. ordnung stimmten geschlossen die Sozialbemotraten und die Kommunisten, ferner 16 Mitglieder der Partei Aragol, 7 Ra. bitalfozialisten, 9 Linksrepublikaner, 6 Rechtsstehende, 6 Abgeord nete, die feiner Partei angehören, 3 Mitglieder der demokratischen Linfen, 1 Sozialift und zwei republikanische Mitglieder der republi. Lanischen und sozialistischen Attion

Sozialdemokratische Vorschlagsliste

für den Wahlkreis Stadt Berlin  .

1. Paul Hirsch  , Staatsminister a. D., Charlottenburg  . 2. Hermann Lüdemann  , Finansminister( fr. Ingenieur), Wilmersdorf  . 3. Gustav Heller, Mechanifer, Berlin  . 4. Gertrud Hanna  , Gewerkschaftsangestellte, Bantow.

5. Erich Kuttner  , Redakteur, Tempelhof  . 6. Heinrich Bahlte, Reftor, Berlin  .

7. Sarl Bauer, Bürgermeister, Berlin  .

8. Frik Matern, Stadtiekretär, Zehlendorf  .

9. Dr. Bruno Chajes, Prof., Arzt, Schöneberg  . 10. Hans Frande, Bastor, Berlin  .

11. Abolf Blum, Reftor, Charlottenburg  .

12. Richard Nürnberg, Gewerlichaftsangestellter, Berlin  . 13. Auguft Gebert, Gewertschaftsangestellter, Charlottenburg  . 14. Gertrud Zuder, Städt. Beamtin, Charlottenburg  . 15. Karl Weiner, Arbeiter, Berlin  .

Ber diese Liste wählen will, gibt folgenden Stimmzettel ab:

Landtag Provinz Areis

Sozialdemokratische Partei Deutschlands

S. P. D.

Ueber die Vorgänge bei seiner Entlassung teilt Bulle folgendes mit:

Zum Weihnachtsfeft hat mir Herr Claß noch in einem elgen händig geschriebenen Brief die herzlichsten Wünsche ausge fprochen zugleich mit der Bitte, am Montag, den 27. Dezember, vor wesentliche Punkte mit ihm zu besprechen. Am 27. Dezember, vora mittags 11 Uhr, wurde mir mitgeteilt, ich fönne gehen. Die Wirkung diefer Mitteilung wird sich jeber vorstellen tönnen, ber mich tennt. Ich bin, wie ich Herrn Claß geschrieben habe, einfach über. tölpelt worden, erklärte mich bereit, zwei Verlautbarungen aufzu nehmen und in Freundschaft das Haus zu verlassen. Am nächsten und an den folgenden Tagen erfuhr ich, daß Herr Claß meine Entlassung feit Bochen bis ins fleinste vorbe reitet hatte. Mit Herrn Maurenbrecher war man bereits Ende November einig geworden. Man hat mich bis zum letzten Lage in dem Glauben gelaffen, daß ich mit der Zeitung, wie ich es hoffte, verbunden bleiben würde. Dementsprechend habe ich meine Arbeit und alles andere eingerichtet. Ich frage jeden unpartetischen Menschen, wer illoyal gehandelt hat, der Berlag, der seit Bochen meine Entlassung vorbereitete, ohne mir ein Wort zu sagen, mich am 27. Dezember überfällt und von mir in der Bestürzung Ber fprechungen herausholt, um die eigene nicht haltbare moralische Position zu decken, aber ich, der unter dem nieder schmetternden Eindrud der nun fich mit jedem Tage häufenden Mit teilungen wohl faum in Freundschaft von diesem Aufsichtsrat scheiden fonnte. Ich habe in meinem Abschiedsartikel ganz gewiß der in mir hochquellenden Bitterteit Ausdrud gegeben. Damit war der Fall für mich erledigt. Um 31. Dezember mittags teilte mir Herr Frih mit, ich hätte meine Wohnung zu räumen. Man wolle mir bis zum 1. April aber Zeit laffen. Ich habe gar teine Dienstwohnung. fondern, wie aus dem Mietsvertrag hervorgeht, eine Privat mohnung. Bielleicht wird jeder ruhig urteilende Mensch die Empfin dungen, die mich angesichts dieses Schreibens erfüllten, verstehen. Ich habe am Nachmittag diesen meinen Empfindungen in meinen Abschiedsworten von der Schriftleitung Ausdrud gegeben. Herr v. Schilling, der seine Eristenz bei der Zeitung mir verdankt, wie übrigens die Herren v. Heimburg  , v. Roeder und 2uttermöller ebenfalls, war so charaktervoll, hinter meinem Rüden eine Rieberschrift anzufertigen von bem, was ich gesagt hatte, und sie dem Aufsichtsrat zu unterbreiten. Im übrigen fieht Herr Wulle, dem es an Selbstvertrauen nicht fehlt, die Ursache seines Mißgeschicks darin, zu sehr Persönlichkeit gemesen zu sein. Er schließt seine Streit schrift mit den Worten:

Den Borwurf der Ilonalität, ben mir ber Aufsichtsrat gemacht hat, foll ein Schiedsgericht entfcheiben. Ich beschreite pa