Heilage ües vorwärts
Freitag, 11. Februar 1921
Die Wohnungsluxussteuer besthlosten.
Einführung des Oberbürgermeisters.
Die Stadtverordnetenversammlung be-' grüßte gestern den neuen Oberbürgermeister B ö ß. der ourck den Oberpräsidenten Dr. Maier in sein Amt eingeführt wurde. Demonstrativ hielten die bei der Ober- bürgermeisterwahl in der Minderheit gebliebenen Unabhän- gigen und Kommunisten sich dem Einführungsakt fern, nicht nur ihre Stadtverordneten, sondern auch ihre Vertreter im Magistrat. Auch der aus dem Oberbürgermeisterhimmel ge- stürzte Stadtverordnetenvorsteher Dr. Weyl(U. Soz.) glänzte selbstverständlich durch Abwesenheit und überließ die Bewill- kommnung des neuen Oberbürgermeisters dem Vorsteherstell- Vertreter Bruns(Soz.). Die Einführungsreden waren auf den Ernst dieser Zeit gestimmt. Bei der zum zweitenmal aus dem Ausschuß zurück-' kommenden Vorlage über die Wohnungsluxus st euer kam es nur noch zu einem Abzugsgeplänkel ihrer Gegner. Sie wurde von Sozialdemokraten. Unabhängigen und Kommu- nisten angenommen gegen die Gesamtheit aller bürger- liehen Fraktionen. Ein von den Kommunisten beantragtes Mißtrauensvotum gegen Böß, der in den Beratungen des Steuerousschufses sich ihre Ungnade zugezogen hatte, wurde selbst von den Unabhängigen abgelehnt.� Später gaben die Unabhängigen hierzu außerhalb der Tages- ordnung unter Duldung des Vorstehers Dr. Weyl noch eine Erklärung ab. die ihre unentwegte Abneigung gegen Ober- bürgermeister Böß betonte. Für den unentbehrlichen Krakeel wurde bei der Vorlage über den Ankauf der Druckerei Nauck u. Hartmann gesorgt. Der Deutschnation als Koch zeterte über Bankrott-; Wirtschaft der Stadt, um Stimmung für die Landtaaswahlen i zu machen. Genosse Brückner wies diesen Versuch, die Folgen des Krieges den Sozialisten aufs Konto zu fetzen, nachdrücklich zurück. Sitzungsbericht. Um Beginn der heutigen, um 5X Uhr angesetzten Sitzung erfolgt die feierliche Einführ ungdesOberbürgermei st ers Bötz durch den Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg . Während die Zuhörertribüne überfüllt ist, sind im Saale die Sitze der Unabhängigen und Kommunisten mit ganz ver- einzelten Ausnahmen leer geblieben; auch sonst läßt die Fre» quenz zu wünschen übrig.— Den Borsitz führt Bruns. Oberprästdent Dr. M a i e r richtet an den inzwischen in den Saal geleiteten Oberbürgermeister ein« Ansprache, die in dem Ausdruck der Hoffnung gipfelt, dotz die Leitung der Geschäfte des neuen Gemein- wefens durch einen so bewährten Beamten dem Wiederaufbau zugute: kommen und er damit sich nicht nur den Dank der Stadt Berlin . iondern auch den. de , ganzen Landes verdienen wird; der Unter- 1 ftützung der Staatsregierung und besonders der kommunalen Auf- sichtsbehörde dürfe er sich versichert halten. Der Oberbürgermeister gibt in seiner Erwiderung seiner Genugtuung darüber Ausdruck, daß. während sonst auf Schritt und Tritt eine Einengung der Selbstver- waltung zu beobachten ist. jetzt an der Spitze der Aufsichtsbehörde' ein aus der Selbstverwaltung hervorgegangener! Mann steht, der auch fernerhin dem neuen Gemeinwesen helfend und fördernd zur Seite stehen wird. In diesem Sinne verpflichte er sich, auf der Grundlage der Bersassung und der Gesetze gewissen- Haft seines Amtes zu walten. Stadwerordnelenvorfteherstelloertreter Bruns begrüßt dar- auf namens der Berfammlung das neue Stodwberhaupt. In schwerer Zeit sei nach Wennuth, der in den Kriegsjahren großes ge. leistet Hab«, Her? Böß in das Amt berufen worden. Wie ein drücken- der Alp liege die Auswirkung des Berfailler Vertrags auf dem deut- schen Bolle; am schwersten würde durch den Niedergang von In«
dustrie und Handel Berlins werktätige Bevölkerung zu leiden haben. Das Gespenst der Arbeitslosigkeit gehe um, immer drückender und unerträglicher werde die Teuerung. Unter der Unterernährung habe am allermeisten die heranwachsende Generation, die Jugend, gelitten. Diesen argen Nöten der Jugend habe der bisherige Kümmerer nach besten Kräften abzuhelfen gesucht; als Oberbürgermeister werde er hoffentlich auch weiter feine tatkräftige Fürsorge der Not der Jugend angedeihen lassen. Dazu trete die Sorge für die Kriegsbeschädigten und für die Hinterbliebenen der Gefallenen, dazu der zunehmende Wohnungsmangel. Im Auftrag« der Versammlung entbietet Bruns dem neuen Oberhaupt der Biermillionenstadt den Ausdruck aufrichklgeu Vertrauens und heißt ihn herzlich willkommen.(Beifall.)' Der Oberbürgermeister spricht auch Bruns seinen Dank für den freundlichen Empfang aus und erklärt sich von der Ueber- zeugung durchdrungen. daßguteundvertrauensvolleBe- ziehungen zwischen der Stodtoerordnetenversammlung und dem Magistrai die Voraussetzung für ein gedeihliches Zusammenarbeiten sind. Er werde mit den Magtstratsmitgliedern und nicht zuletzt mit dem. unermüdlichen Bürgermeister Ritter aufs äußerste bemüht sein, einheitlich zusammenzuarbeiten und diese Vertrauens- vollen Beziehungen dauernd zu pflegen. Sich an die Versammlung wendend, führt er aus, daß die Einführung in fein Amt in einem Zeitpunkt stattfinde, wo sür frohe Erwartungen kein Raum sei. Hunger und Elend, Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot und andere Mühsal herrschten in unseren Mauern, die Krankenhäuser seien über- füllt, die Irrenhäuser hätten nickt genügend Raum, unsere Jugend schwebe in ihrem Bestände und in ihrer Gesundheit in höchster Ge» fahr, ungeheure organisatorische Aufgaben harrten der Lösung, die Ansprüche der Angestellten und Arbeiter bereiteten schwere Sorgen, die städtischen Finanzen seien trostlos. Mit Arbeitsamkeit and Sparsamkeit werde es. wenn man den Mut nicht verliere, gelingen, aller dieser Schwierigkeiten Herr zu werden. Nur die eigene Kraft könne uns helfen.(Lebhafter Beifall.) Hierauf wird in die Tagesordnung eingetreten Und zunächst die Beratung über die Wohmingsluxussteuer fortgesetzt. Der Besprechung liegen die— bereits mitgeteilten— Befchlflffe des Ausschusses zugrunde, dem die Vorloge mtt den lS dazu gestellten Abänoerung-anttägen nochmals überwiesen war. In der allgemeinen Erörterung, an der tellnebmcn Jatzow(W.-Dg.), Freund(U. Soz.), Hallensleben(D. Vp.). Bender sDnat. Bp.). Dörr(Komm.). Bruns(Soz.) und Michaelis(Dem.), sowie der Magistratskommisiar Lang«, spricht sich Bruns für die Ausschußoorfchläge aus. Diese werden schließlich mit der Abweichung angenommen, daß in si 9 die vom Ausschüsse vorgeschlagene Einfügung.Steuerpflichtige, deren den Normalbedarf übersteigende Räume nachweislich kür Zweck« anderer Mieter zur gesonderten Miettmg sämtlich oder teilweise nicht geeignet sind, smd insoweit von der Steuer befreit", wieder beseitigt wird.— Zur Annahme gelangen auch die Entschließungen, wonach das Aufkommen aus der Steuer.lediglich für Zwecke der Wohiymgsfürsorge ver- wendet und bei der Reichcreoierung auf ein« Exweiterung.des Rechts der Gemeinde zur B«sck>'5'"''''Me. Zwangsein- und-ausguartierung hingewirkt werden fall.- von den Kommunisten aus Anlaß der Beratung dieser Steuer, a den jetzigen Oberbürgermeister b«° anttagte Alihkraucnsvowm wird abgelehnt; dafür stiimnen nur die Kommunisten. — Die Vorlage wegen Neber- nähme einer Garantie bis zu 39 Millionen Mark für ein Darlehen der.Gemeinnützigen Hochs c-fischereiae'-ellschalt Groh-Berlm. G. m. b. H. in Geestemünde ", geht an einen Ausschuß. Die Vorlage wegen Ilebernahme des Anschlagwesens in eigenen Betrieb und wegen A n k a ufs der Druckerei von Nauck u. Hartmann soll nach einem Antrage Heimann lSoz.)
an einen Ausschuß überwiesen werden. Von den Parteien der Rechten wird aber ein« ausgedehnte erste Lesung erzwungen, in der ihre Wortführer der Sozialisiernng wiederum ihr principiis obstal entgegenrusen und die Vorlag« nicht einmal einer Ausschußberatung für würdig halten. Auch Merten(Dem.) hat ollerschwerste Bedenken gegen eine Sozialisierung und beruft sich u. a. aus die ungünstigen Ergebnisse der Neuköllner städtischen Druckerei. Brückner Soz.), der sich im übrigen für einen Aus- schuh ausspricht, bezeichnet diese Information Mertens als irrtümlich. Sehr lebhaft und urwüchsig gestattet sich das Bild, als Koch(Dnat. Vp.) seine grundsätzliche Oppositionsstellung zur Sozialisierung mit längeren finanzpolttischen Bettachtungen motiviert und der Linken vorhält, daß ihre Politik der Stadt Berlin bereits ein Defizit von 1,6 Miillarden eingetragen hat. In einer.persönlichen Bemerkung" weist Brückner(Soz.) diesen Versuch zurück, die durch den Krieg verursachten Zustände den Sozialisten aufs Konto zu setzen. Der Antrag auf Ausschußberatung wird angenommen. Die Lustbarkeitssteuer- und die Grundsteuerordnung weichen für heute abgesetzt. Die Vorlage bett. Erhöhung der Straßen» bahntarise geht ohne Erörterung an«inen Ausschuß. Die Vorlagen wegen Ausdehnung der Bestimmungen über die Anrechnungsfähigteit von privater Tätigkett auf die Festangestellten und wegen Anrechnung von Gemeindedienstzeii auf das Besoldungsdienstalter der Magistratsmitglieder der neuen Stadtgemeind« werden demselben Ausschuh überwiesen, der über die Pensionsau- jprüche des Stadtrats Koblenzer berät. Kurz vor 9 Uhr geht von den Kommunisten ein Dringlichkeits» antrag ein, die Vorgänge am Osthofen sofort in einem Ausschuß zu besprechen. Koch widerspricht der Dringlichkeit.(Große Unruhe bei den Kommunisten.) Stolt(Kom.) bedauert diesen Widerspruch sehr. Die er- hoben«« Vorwürfe richteten sich an die falsche Adresse. Mielitz(U.S.): Die Kommunisten wissen offenbar gar nicht, daß gegen den Verwollungsrat eine Beschwerste gar nicht vorliegt. Koch stellt fest, daß der Stadttat S ch ü n i n g die Sache aufs objektivst« untersucht hat. Für den gegen Koch gerichteten Zuruf:.Sie lügen ja, das ist ja Ihr Beruf'." wird Nawrocki(Kom.) zur Ordnung gerufen. Die U. Soz. geben durch Mielitz eine Erklärung ab, daß sie ihrerseits in dem Verhallen des ftüheren Kämmerers, jetzigen Ober, bürgermeisters Böß bei der Wohnungsluxussteuer einen Grund zu einem Mißttauensvotum nicht erkennen können.— Dörr(Kom.) versucht nunmehr, jenes längst abgelehnte Mißtrauensvotum zu be- gründen: es macht sich jedoch in der Versammlung gegen dieses all« Ordnung auflösende Verfahren auf fast allen Seiten ein immer lebhafter sich manifestierender Widerspruch gellend, der schließlich dahin führt, daß sich die Verhandlung in einem allgemeinen Durch- einander auflöst. Schluß gegen Z-Slv Uhr._ Unter dem Lanüwehrkanal. Die Bauarbeiten an der Kreuzung der Nord— Südbahn mit dem Landwehrkanal sind in letzter Zell rüstig gefördert worden. Nach einer kurzen Sperrung des Kanals, während der die fertige Tunnel« decke als erster Teil der Bauausführung unter demselben hergestellt wurde, begonnen auf den beiden Tunnelrampen die Schachtarbellen, die jetzt so well beendet worden sind, daß mit dem Betonieren d e r T u n n e l s o h l e begonnen werden kann. Auf schräger Rampe führt ein« Feldbahngleisiahrt, die fast bis an die Teltower Sttäße reicht, hinab in die Baugrube, über die der Boden durch elekttifche Grubenlokomotiven aus der Baugrube herausgeschafft wird. Trotz der großen. Tiefe der Baugrube, deren tiefste Stelle noch etwa 12 Meter unter dem Wasserspiegel des Landwehrkanals liegt, hat es die Bauleitung verstanden, jede Gefahr für die an- liegenden Geschäftspaläste zu beseitigen und den Straßenverkehr der belebten Bellealliancesttaße gefahrlos über den tiefen'Abgrund zu führen. Unter dem Kanal selbst führt die breite Baugrube hindurch, die zu beiden Sellen von den bis zu 29 Meter langen eisernen Spundwänden begrenzt wird, und nur an wenigen Stellen er- inner» lallende Tropfen an das Wasser, das ungehindert über den Köpfen der Arbeiter feinen alten Wikg zieht.
Schweres Blut. SS) Roman von Zahmst Aha. .Meine Kleider waren der reichen schwedischen Dame nsHt gut genug, waren ihr wohl zu unfein; es war wohl s i;?ner. in den eigenen Lumpen zum Vorschein zu kommen? Dann nehmen wir sie weg." .Ihr könnt sie mitnehmen," sagte MarZa. bemüht, es still und bescheiden zu sagen, und in der Hoffnung, daß die Aste gleich wieder wegginge. Aber diese war gekommen, um etwas zu sagen. „Sie sind fort... er ist jetzt fort.. Marja erwiderte nichts. .Und niemand weiß, wann er zurückkommt. Er bleibt lange aus seiner Reise, hat viel zu verkaufen, manchen Jahr- markt zu besuchen, in Moskau , in Nowgorod und wo er sonst sein mag. Mächtia waren die Lasten, groß die Beute, gut war es gegangen, billig erhandelt... das versteht er, ist ja ein Kaufmann, der Schemeikka. Wer weiß, was für ein stein- reiches russisches Mädchen er sich noch dorther mitbringt. Bring', habe>ch gesogt, bring einmal eins mit. das du sofort nach Izauje bringen kannst, laß es nicht mehr in deiner Fischer- „Was erzählt ihr mir davon... was geht mich das an?" „Na, was denn! Ist er denn gar hier gewesen?" ..Er hat sich nicht getraut. Hat sich geschämt. Und das ist gut. Wenn er gekommen wäre, yätte ich ihm hiermst eins gegeben." „Du, Leibeigene, deinen, Herrn mit dem Besen? Daß du dich nicht schämst, du Schwedcnmensch!" Die alte Wirtin erregte sich so, daß sie sich auf die Bant setzen und von da sprechen mußte: „Ich wollte dir's nicht sagen, aber setzt sage ich es, sage es, obwohl ich« nicht, aus Mitleid mit dir, sagen wollte. Geh doch einmal zu der, die du in Schweden geraubt hast, be- vor du wegfährst, sagte ich zu ibm. Geh einmal zu ihr und deinem Kind, du hast einen hübschen Jungen dort in der Badeswbe, sagte ich Ich habe sie ja schon gesehen, sagte er. Ihre Stirn ist voll Falten und ihr Haarboden welk, ihr Hals vertrocknet, ihr Leib aufgedunsen— so sagte er. Geh ober doch, sagte ich, sie ist doch nicht übel, da sie dort nach dir geweint hat..." „Das ist eine Lüge, ich habe nicht nach ihm geweint!... schrie Marja. .Sie wird dir schon wieder aufblühen," sagte ich.
„Nie in meinem Leben werde ich dem...!" „Ich bin für dich eingetreten, aber wie es scheint, hätte ich das nicht tun sollen." .Laßt mich fort von hier!" rief Marja. .Fort— wohin?" „Gebt mir Schneeschuhe und einen Schlitten und laßt mich gehen!" .Wohin würdest du denn gehen?" .Dahin, woher ich gekommen bin?" „Mitten im Winter? Mit einem Kind von kaum einen Monat? Um im Walde im Schnee mit ihm zu oerhungern?" „Wenn wir auch verhungern." „Jetzt habe ich keine Lust mehr zuzuhören." sagte die Wirtin und stand gekränkt aus.„Du selbst magst gehen, wo- hin es dich zieht, aber den Jungen nimmst du nicht mit." „Der Junge gehört mir." .Der Junge gehört Schemeikka." „Der Mutter gehört das Kind, das der Vater nicht als sein eigen anerkennt. „Aber bei uns gehört das Kind in das Gehöft, wo es ge- boren ist. Und es ist anerkannt, da es hier aufgenommen ist. Solltest dich doch scyämen. Du bist eine. Erst wirft sie sich ihm an den Hals, verläßt ihren Mann und ihr Heim und alles und geht mst einem Fremden davon. Hier wird für sie gesorgt und getan, und sie würde geholten werdett wie der vornehmste Gast. Diese ist nur halsstarrig und wütend, will noch besucht und gelockt und umschmeichelt sein, wo sie nicht einmal soviel Anteil zeigt, daß sie zum Tanz der anderen reine Kleider anzöge. Da muß matt sich ja vor der ganzen West totschämen« daß man hier ein Mädchen Schemcikkas in Lumpen umhergehen läßt, daß man sie vielleicht gar durch Hunger zu Tode auält. Aber das willst du wohl auch. Liegst absichtlich hier in der Badestube, obschon auch anderswo Platz wäre. So? fort? damit es heißt, daß ein Mädchen Schemeiktas mit ihrem Kind aus dem Hause� gejagt worden ist. Schlag dir das nur aus dem Sinn! Sprich noch einmal von Schnee- schuhen und Schlitten, dann nehme ich dein Kind und setze dich hinter Schloß und Riegel." Marja zuckte zusammen, sie meinte es vielleicht ernst. Aber die alte Wirtin hatten ihre eigenen harten Worte schon gerührt. „Na, nimm? nicht übel," sprach sie, von der Tür zurück- kommend.„Ich sage ja nicht, daß er seinen Sohn nichj hätte aufsuchen sollen. Aber so sind die Schemeikkas, so war auch sein Vater. Es ist ja schmählich, daß er jeden Sommer eine neue haben muß. Jetzt fängt er schon an und bringt sie im Winter. Was mag das für eine gewesen sein— hast sie ja
gesehen— mit der er die ganze Zelt tanzte, ohne sich um die anderen zu kümmern. Was mag das für eine gewesen sein, sie verstand kein Wort, eine Russin, Serafina oder so etwas. Bring sie hin. woher du sie gehost hast, habe ich gesagt, ich habe genug Aeraer und Sorge mit den früheren. Wie soll ich sie alle durchfüttern?— Nicht doch, kleine Marja, ich werde ja schon für dich und dein Kind Sorge tragen. Wart, wenn wir den Sommer erleben. Wärest mir recht, mehr als irgendeine von ihnen... obwohl auch Anja.. „Nicht doch, liebe Wirtin... ich kann ja nicht.. Sie waren beide ins Weinen gekommen. An einem knisternden kalten Morgen waren die Hunde wieder auf den See gerannt, wo sie jemanden kommen sahen, und waren mit diesem, kläffend und immer aufgeregter lärmend, bis an die Äadestube gelangt. Die Tür öffnete sich, wurde ober sogleich wieder zugedrückt. Das Kind war über das Unwesen erschrocken und hatte laut zu weinen begonnen. „Ach ein Kind... weine nicht, ich lasse die Hunde nicht heran," sprach eine Männerstimme hinter der Tür. Man hörte, wie er die Hunde wegscheuchte und zum Hof hinanging. Vom Hof aus wurden die Hunde angerufen, und sie verstummten sofort. Marja öffnete die Luke ein wenig. warf sie aber sogleich wieder zu. „Iuhal" Marja war auf die Bank gesipnken. einer Ohnmacht nahe... Er war dort gewesen, hattck die Tür geöffnet, hatte bier hereingeblickt. Er hatte das Schreien des Kindes ge- hört, hatte die Tür wieder zugedrückt, um es zu beruhigen, und war nicht hereingekommen... Weshalb ist er hier? Hört er sich nach mir um? Sucht er mich? Werden sie mich verraten? Wenn er hierher kommt? Dann schlägt er uns tot? MaHa sprang aus. riß das Kind aus der Wiege, um irgendwohin zu entfliehen, war schon draußen, stürzte aber zurück, warf das Kind wieder in die Wiege, um allein zu fliehen. Sie war wie gelähmt, wie erschöpft, ohne von der Stelle zu kommen, sank auf die Bank, ohne ein Glied rühren zu können. Nachdem ihr die Kräfte so weit zurückgekebrt waren, daß sie es vermochte, öffnete sie die Luke einen Spalt weit. Juha stand oben auf dem Hofe, um ihn herum eine Gruppe Weiber. Er schien eifrig zu fragen, und die Weiber schienen mit Handbewegungen zu antworten, als hätten sie gesagt: wir wissen gar nicht... hier ist niemand dergleichen ge- wesen... Jetzt kommt die alte Wirtin heraus und scheint chn aufzufordern, er solle eintreten. Juha zögert, stellt aber dann seine Schneeschuhe an die Wnad und geht hinein. (Forts, folgt.)