Die Streikgefahr beseitigt! Die Funktionäre der städtische« Arbeiter und Ange- stellten für Annahme des Schiedsspruchs. Di« freigewerkschaftlich organisierten Funktionäre der Arbeiter und Angestellten sämtlicher Gemeindebetriebe Berlin « nahmen am Donnerstagabend in sehr stark besuchter Versammlung zu dem von uns mitgeteilten Schiedsspruch des Schlichtungsaus- schusses Groh-Berlin Stellung. Den Bericht über die Der, Handlung und Entscheidung erstattet« Varwig vom Transport- arbeiteroerbond. Namens der im Tarifkartell vereinigten sechs Der- bände empfahl er die Annahme des Schiedsspruchs(durch Urab> stimmungj. Er verwies darauf, daß der Schiedsspruch«ine Ver- besferung gegenüber dem Dorschtage des Magistrats bedeute: befon- ders liege sie darin, daß der Schiedsspruch im Gegensatz zum Magi- stratsoorfchlage auch den mehr als VOM Kollegen und Kolleginnen, die in den An st alten beschäftigt seien und Kost und Logis oder nur Kost erhielten, ebenfalls den Lohnzuschlag von IS Proz. ab 1. November zubillig». Auch känne sa das Abkommen, das für unbestimmte Zeit gelten solle, nach dem Schiedsspruch zum Ende jedes Monats vier Wochen vorher gekündigt werden. ch o ch s ch i l d vom Zentralverdand der Angestellten betont, mit Genugtuung, daß nach dem Schiedsspruch, der auch die Angestellten mit betrifft, die gleichmäßige Behandlung der Ange- stellten mit den Arbeitern feststeht. Domst steht auch fest, daß die Angestellten von den Arbeitern nicht mehr zu trennen sind, sondern mit ihnen eine Einheitsfront bilden. Für den Dorschlag, den Arbeitern und Angestellten sämtlicher städtischen Betriebe für die vorgeschlagene und dann auch von der Dersammlung beschlossene Urabstimmung zu empfehlen, dem Schiedsspruchzuzu st Immen, erklärten stch mit einer einzigen Ausnahme sämtliche Diskussionsredner, selbst Sült. Dieser schlug jedoch weiter vor, das Tarifkartell der Verbände zu beauftragen, alsbald einen neuen Lohntarif mit neuen Ergänzungsbestimmungen auszuarbeiten und dem Magistrat einzureichen. Dieser Antrag fand eine Mehrheit, nachdem vorher gegen nur vereinzelte Stimmen sol» gend« Resolution angenommen worden war: „Die Funktionäre haben Kenntnis genommen von dem Echieds- fpruch und stellen fest, daß er nur teilweise den durchaus berechtig» ten Forderungen Rechnung trägt. Wenn sie hieraus dennoch Ihrer Kollcgenschaft empfehlen, in einer Urabstimmung dem Schiedsspruch zuzustimmen, so hm sie das in dem Be- wußtsein, daß die Arbeitnehmer der Gesamtbevölkerung mit der An- nähme des Schiedsspruchs große Opfer bringen, nur um endlich die stit dem 1. November 1920 lausende Lohnbewegung zum Abschluß zu bringe».*_ örantkng über Paris unö London . Im Stockholmer »Socialdemokraten* vom S. Februar schreibt Genosse Hjalmar B r an ti n g u. a.: Die phantastisch« Vorführung einer Vielheit berechneter Schadenersatzmilliorden vor dem Publikum, womit die Pariser Konferenz vor einer Woche schloß, war zweifellos ganz geschickt arrangiert, um im ersten Augenblick die Kritik in den Siegerländern zurückzudrängen. Nach den f �ten Meldungen zu urteilen, soll da, erste Entzücken in der Pariser Press« jedoch schon im Rückgang sein. Man be, ginnt darüber nachzudenken, was das Dekret vriands und Lloyd Georges über die Lösung des Schadenersatzproblems für Kons«- quenzen in allen Richtungen entholten würde, falls wirklich der Der- such gemacht werden sollte, es zu verwirklichen. Und wenn man auch äußerlich die Fiktion aufrecht erhält, daß der Sieger allein bestimmt, kommt man doch, am allerwenigsten in wirtschaftlichen Dingen, darum herum, daß zu einem Lbkommen, das einen Wert haben soll, die Zustimmung zweier Parteien erforderlich ist. Man hat daher allen Grund anzunehmen, daß London am Ende dieses Monats zum Glück für den wirtschaftlichen Wieder- aufbau der Welt ein im großen Umfang verschiedenes Er- g.ebnis als in Pari» geben wird. Aber um da» zu erreichen, stnd erbittert« Uebertreibungen über das„Schändliche* durch Ausstellung so großer Schadenersatzbeträge nicht der richtige Weg, besonders nicht, wenn diese Ergießungen von feiten derer, die die Plünde- rungsfrieden in Brest-Litowsk und Bukarest durchaus in der Ordnung gefunden haben, herrühren.(Durchaus unsere An- ficht, aber, ohne die Schuld der deutschen Militaristen irgendwie ab» zuschwächen, muß man doch betonen, daß zwischen Brest-Litowsk und Bukarest einerseits und Versailles andererseits ein ganz ge- waltiger Unterschied besteht! Die Red.) Denn leider: es ist schon anzunehmen, daß der Schaden, den die deutsche Kriegsführung, in erster Linie die systematische Zer- st g r u n g Nordfrankreichs— diesem ewigen Schandfleck des wilhelminischen Militarismus(Sehr richtig! Di« Red.)— verursacht hat. ungefähr den Betrag erreicht, womit die leitenden Staatsmänner der Entente jetzt gerechnet haben.(? Ein grober Irrtum! Nach Keyne» beträgt der in Nordfrankreich angerichtet« Schaden keine 20 Milliarden. Die Red.) Und ebenso liegt eine unbedingte Ge- rechtigkeit in der tief beim französischen Volk wurzelnden Beirach- tungsweise, die verlangt, daß der gefährliche Nachbar im Osten, der sein Land nicht verwüstet und seine Arbeitszentren nicht in öde Ruinenhügel verwandelt gesehen hat. wirklich für den Ueberfall einen derartigen Schadenersatz leisten soll, daß er von Ihm wenigsten» in dieser Generation ebenso schwer empfunden wird wie die ge- waltigen Lasten vom französischen Volke, die es mit seinen Kriegs- schulden tragen mußt«, und die ja n i ch t in den Schadenersatz mit- einberechnet sind. Aber wie berechtigt eine solche Forderung auch sei, so darf man doch nie vergessen, daß doch hierbei das größte Recht zum größten Unrecht werden kann, wenn die Forderung jene Grenze über- s ch r e i t e t. bis zu der die Fähigkeit reicht. Zu zerstören ist leider in unserer menschlichen Welt so unvergleichlich leichter, als wieder- aufzubauen. Man spricht mit vollster Berechtigung von den un- ersetzlichen Werten, die der Krieg vernichtet hat. Es ist wahrfchein- lich, daß man auch bei denen, die in gewisiem Grade ersetzt werden können, sich damit beickeiden muß, daß dies nur keil weife ge- schehen kann. Denn auch die Kraft eines schadenersatzpflichtiger Volkes Ist nickt unerschöpflich. Und eine ganze Generation eines großen Volkes— oder wie jetzt in Frage steht, sogar darüber hinaus— in schwere Wirtschastshörigkeit unter Fremdlingen zu ver- setzen, ist gewiß nicht kür die kapitalistische Zivilisation unserer Zeit unbekannt, aber es enthält doch an und für sich ein unvergleichlich größeres Unglück als die Verkürzung auch voll berechtigter Forde- r.mgen und kann solche in seinen Folgen mit sich führen. Entgegen- kommen und Großmut bei der Ausnutzung des Sieges sind Im- ponderabllien. auch im Verkehr der Völker, die bei richtiger An- wendung von weit größerem Wert fein können, als viele Millionen Goldmark. Die Frage ist nun Vicht mehr allein: wie weit Ist veulschlond ersatzpflichtig, sondern daneben enthält fle das noch Wichtigere und Schwerwiegendere: wieviel kann das deutsche Volk bezahlen, um das Uebel wieder gulzamochea, wozu es sich von feine« frühere« Herr« hat mißbrauche» lasse«?
M alle Mitglieder des Metallarbeiterverbandes!
werte Kollege« und Kolleginnen! Oester haben wir an euch die ernste Mahnung gerichtet: Wahret die Einheit und Geschlossenheil der Orgauisaliovl In gleicher Weise hat der erweiterte Beirat unseres Verbandes wiederholt an euch appeMert, getragen von der Erkenntnis, daß uur ein? ge- fchlosicne. einheitliche Kampfesfront die ArbeiterNosie instand setz!. die gegenwärtige schwere Zeit überwinden zu können. Die gegnerischen Organisationen(Christliche, Kirsch-Dunckersche. Unionisten, Gelbe u. a.) rannten bisher vergeblich gegen unsere Or- ganjsation an. Und ebensowenig vermocht« das organisierte Unter- nehmertum, die Wirtschaftskrise zum planvollen Vorstoß gegen die Arbeiterklasse benutzend, den kraftvollen Widerstand des Deutschen Metallarbeiter-Verbandee zu brechen. Alle Versuche unserer Feinde, die geschlossene Phalanx unserer Organisation zu sprengen, scheiterten. Doch was unseren Gegnern bisher nicht gelang, drohk nunmehr aus dem eigenea Lager! Unter der irreführenden Maske„der Gefchlosienheit und Ein- heitlichteit der Organisation des Deutschen Metallarbeiter-Aerbandes* beruft die„Fraktion der kommunistischen Metallarbeiter Berlins * zu Ende Februar d. I. eine „INetallarbeiter-Reichskonferenz*. Ms vorläufige Tagesordnung schlägt man vor:„Aussprache über Mittel zur Wahrung der Einheit des Deutschen Metallarbeiter- Verbandes *. Glauben die Sinberufer«irklich, mit dieser.charm- los* klingenden Tagesordnung Kollegen im Lande düplerea zu können? Das soll und wird ihnen nicht gelingen. Worauf es den Einberufern in Wirklichkeit ankommt, läßt ja bereits der fulminante Aufruf zu dieser Reichskonferenz unschwer erkennen. Der Aufruf spricht von der bargfriedlichen Gewerkschaste- zentral«, von vurgsriedens. und Arbcitsgemeinschastspolitttern. Unterdrückung der Meinungsfreiheit, brutalem Hinauswurf der ge- wählten Vertrauensmänner der Mitgliedschaften aus ihren Aemtern, Unterbindung der Versammlungen und behauptet, Vorstand und Beirat wollen die Organisation spalten und leisteten der Bourgeoisie Bütteldienste zur Schwächung unserer Sampskrast. So reiht man ein« Verleumdung an die andere, so häuft man die Beschimpfungen gegen Vorstand und Beirat wider besseres Wissen! Die Verfasser des Aufrufes wissen, daß Vorstand und Beirat Burgfrieden und Arbeitsgemeinschaften ablehnen und für sie wie für die Gesamiorganisalion die Befchlllsie unsere» letzten Verbands- tage? maßgebend sind. Die kommunistische Fraktionsleitrmg der Metallarbeiter Ber lins — hinter ihr verbirgt sich„schamhaft* die Reichslerlung der gleichen Fakultät!— weiß, daß in unserer Organisation die Meinungsfreiheit jedem verbandsmitglted gesichert ist. Sie wisien ebenso gut, daß Vorstand und Beirat als das höchste Gut der Metallarbester die Einheit ihrer Organisation betrachten und ledig- stch an» dem Grunde die Beschlüsse des erweiterten Beirats gefaßt werden mußten, um die Orgarstsatiou nicht durch das von Moskau diktierte Treiben zu einem Trümmerhaufen werden zu lasten. Die Cinberufer der.Fieichskonferenz* wissen ferner, daß nie- wand im Vorstand und erwetterten Verrat daran denkt, auch nur ein Mitglied au» unserm Verband auszuschließen, weil er Mikglied der Sommunisiischeu Partei oder Aohönger einer beslimmiru Well- anschauung wäre. Das ist in den Beratungen der letzten erweiterten Beiratssitzung von allen Seiten und mit der notwendigen Deutlich- keit zum Ausdruck gekommen. Di« Organisation kann jedoch einem planmäßigen, die Gewerkschaft zerstörenden Treiben nicht ruhig zu- sehen. Und lediglich gegen diejenigen, die dies« die Znleresteu des Verbandes aufs schwerste schädigende Zerstörungsarbett betreiben, richten sich die vom erweiterten Beirat gefaßten Beschlüsse. Sollen wir un» gegen die verlogene Behauptung des Aufrufs wenden:„Unser Gewerkschaftsoorstand weigert stch, den Kampf
gegen das Kapital aufzunehmen?* Nein! Solche Unwahrheiten richten sich selbst. Ueber die Haltung und Beschlüste des Vorstandes und erweiterten Beirats informieren euch die in Nr. S und 0 der „Metallarbeiter-Zeitung* wiedergegebenen Verhandlungen der letzten erweiterten Veiratssitzung und es ist festzuhalten, daß selbst kommunisttsche Mikgsteder de» erweiterten Beirat» für die dort gefaßten veschlaste stimmten oder aber es ablehnten, da- gegen zu votieren und sich deshalb der Abstimmung«nihielten. Offen brachte u. a. ein kommunistisches Mitglied des erweiter- ten Beirats zum Ausdruck, daß auch er das vom Vorstand gekenn- �zeichnete und die Gewerkschaften zerstörende Treiben aufo schärfste oerurteile und nicht mitmachen könne. Wenn dies Urteil selbst von einsichtigen Mitgliedern der K.P.D. abgegeben werden mußte, da bedeutet es wirklich mehr al, offenen Hohn, wenn die Einberufer zur Reichskonferenz auffordern,„neben Kommunisten auch U.S.P.D. - oder S-P.D.-Kolleqsn zu entsenden*. Glaubt man wirklich, mit diesem durchsichtigen Manöver den Der- bandskollegen im Reiche weismachen zu können, daß auch ander« als kommunistische Drahtzieher hinter der„Reichskonferenz* steckten? Für so dumm sollte man unsere Kollegen nicht halten. Was man beabsichtigt ist Nor: Zunächst versucht man Mit- glleder unserer Organisation in der gekennzeichneten Weise auf- zuputschen und sie zur Beschickung dieser„Neichstonferenz" zu ver- anlaflen. Ist dann die Organisation gezwungen, gegen die da» Skalul gröblichst verletzenden und die Interessen de» Verbandes au?» schwerste schädigenden Personen vorzugehen, dann hofft man jene« Teil der Verbandskollegen, die sich durch die Manöver der Konferenz- einberufer u. a. täuschen ließen und die gegen die Beschlüsie de» Ver- bandstages verstoßend« und diese statukarisch unzulässige„Metall- arbeiter-Relchskonferenz* beschickten, zur„Solidarttüt* mst de» Drahtziehern dieser Reichskonferenz aufrufen zu können. So soll planmäßig der Keil in unsere Organisation hlneinge- trieben werden, so hofft man, einen Teil von Verbondsmitgliedern dorthin treiben zu können, wohin man sie haben will, und das b«>- deutet die Zerstörung unserer in jahrzehntelanger Arbeit und kämpfen ausgebauten Organijalion. Indem wir unsere Verbandskollegen im Reiche auf diese Pläne und Methoden aufmerksam machen, fordern wir sie gleichzeitig auf, jede Aufforderung zur Beschickung dieser„Metallarbeitcr-Reichs. konferenz* strikte abzulehnen. Allen Mitgliedern unseres Verbandes ist Gelegenheit gegeben, im Rahmen ihrer Organisation sachlich Stellung zu nehmen zu allen, da» Verbandsleben berührenden Fronen. Und diesem unverbrüchstchen Recht aller Mtgsteder steht die Pflicht der Organisationsleitung wie aller Funktionäre gegen- "'der, innerhalb der Organisation und an den durch da» Verbands- "fahrt vorgeschriebenen Stellen(die höchste und letzte Instanz ist die � Verbands-Generalversammlung) Rechenschaft für ihre Handlongen j abzulegen. So nur konnte sich die Organisation zu ihrer heutigen Stärke entwickeln und so wollen wir auch in Zukunft vorgehen und handeln. Weist jeden Versuch, euch von diesem geraden Weg abzudrängen, entschieden zurück! Letznk eine Beschickung dieser nach den Verbandskaqs- beMüssen und dem Statut unzulässigen..Metallarbeiter- Reichskonferenz* strikte ob! Halles hoch die Einheit und Geschlossenheit der Ge- werkschasten! Steht treu zu eurer 0rganisation! Die unterzeichnete« MilgNeder des Vorstande»: Brande», Alwin. D i h m a n n, Rod. Funk, Emil, holz- bau er. Aug. Hugger, Rich. Kurz, Gg. Reichel, Gg. Schäfer, Ernst. Schliestedt, Helnr. S ch w e n z l e, Iah. S t e t t e r, Math. Tost, Otto. W e n d l e r, Emil. Werner, Th.
hier gehen die Schätzungen stark auseinander. Man erinnert sich, daß K e y n e s in seiner bekannten Kritik des Dcrsailler Friedens 2 Milliarden Pfund, also 40 Milliarden Goldmark ansetzt. Er be- zeichnet ausdrücklich 100 Milliarden, die man jetzt(?) ansetzt, als „außerhalb der Grenze einer veraünfligen Möglichkeit*. Dieser Schätzung sowie den jetzigen deutschen Beteuerungen, daß nicht« zum Bezahlen da sei. stellt Raphael-GeorgesLevyIn seinem Buch „La juste paix" die stolzen Schätzungen gegenüber, die Helffe, r i ch kurz vor dem Krieg über Deutschland » Nationalvermögen und Jahreseinkommen machte. Aber abgesehen davon, daß Deutschland nach dem Krieg weit ärmer ist, und daß e, da» rohstofs. und industriereiche Elsaß- Lothringen (und das Saargebietl und Westpreußenl und die Kolonien! und die Schiffe! und so weiter! Die Red.) verloren hat und möglicherweise auch Oberschlesien In Gefahr ist. so ist an- zunehmen, daß einfach mit derartigen Zifsem die Zahlungsfähigkeit an das Ausland nicht angegeben ist. Die Ausfuhr spielt hier ein» Hauptrolle. Sie erreichte 1913 einen Wert von 10 Milliarden Mark, wovon% Fertigfabrikate sind. Aber um diese hervorzu- bringen und ihre Menge wesentlich zu vermehren, um die Milliarden bezahlen zu können, die in Paris verlangt werden, müßte auch die Einfuhr von Rohstoffen erheblich vermehrt werden, und auch diese müßten mit fertigen Waren bezahlt werden. Man sieht da» auch bei der Berechnung, daß die Produktion in einem Jahrzehnt sich in Deutschland erheblich vermehrt hat, es nicht so leicht und rasch geht, au» dem Unterschied zwischen Rohstofseinfuhr und Fertigsabrikate- ausfuhr die 6 Milliarden herauszuholen, die man in Pari» als jährlichen Schabenersatz für 1932 big igtzz festgesetzt hat. Aber dies ist nur e i n e Teste des Problems. Welche unerhörte Konkurrenz, zunächst auf allen neutralen Märkten, aber bald auch aus solchen In Frankreich und England, würde dieser Zwang, die Vermehrung der deutschen Ausfuhr anzuspornen, nicht mit sich führen, während gleichzeitig die Kaufkraft des deutschen Marktes für die fertigen Waren der En:enteländer auf Null sänke. Und während gleichzeitig die gesteigerten Milliarden- Zahlungen eine treibhausmäßlge Ausfuhrindustrie erzwingen, legt die Bestimmung über den 12 prozentiqen Ausfuhrzoll eine Extra- steuer aus die deutschen Waren. Es besteht cbyr Aussicht, daß es in dieser Zwangslage am härtesten über den Lebensfnß der deutschen Arbeiterklasse hergehen wird eine Maßnahme also, die in ihren Folgen den sichtbarsten Lebensinteresien der internationalen Arbeiterklasse geradezu widerspricht. Kein Wynder, daß der frühere Außenminister, unser Parteifreund Hennann Müller in seiner Erklärung im Deutschen Reichstag gegen den Pariser Beschluß dies besonder» unterstrich und nicht am wenigsten von den Arbestern in den eigenen Ländern der Entente erwartete, baß sie daiür«in- träten, die unannehmbaren Vorschläge nicht zur Wirtlichkelt werden zu laflen. Gleichzeitig wird der Zeitraum für de» Schadenersatz noch weiter ausgedehnt, al» früher die Rede war. Noch ungeborene Geschlechter Deutschlands solle« die Echuld ihrer Väter schwer
bezahlen. Wie lange glaubt man, daß sich so etwa» aufrecht erhalten läßt— und glaubt man nicht daran, sind diese 6 bis 7 Milliarden jährlich in den 1950er und 1960er Jahren nur ein Schaugericht für die nationalistische Galerie; macht man sich nicht klar, wie etwas derartiges zur Verschärfung des Dolkshafse» bei den Be- siegten beitragen müsse zur Verteilung und Unüberbrückbarkeit der Kluft, die zum Unglück Europas und der ganzen Menschheit der Weltkrieg zwischen den beiden größten und führendsten Kultur- Völkern des Kontinents geöffnet hat! Und weiter: von Anfang an soll, wie jemand gesagt hat. der Schadenersatz in Deutschland aus den Bajonettspitzen gekost werden. Die Uebermacht des französischen Militarismus vom Atlantischen Ozean bis an Rußlands Grenze, das Aufschieben der allgemeinen Abrüstung in eine ungewiße Zukunft, die Hoffnung auf eine künftige Verständigung zwischen dem Westen und Mitteleuropa in Trümmer geschlagen— dies liegt auch In den un- glücklichen Bestimmungen, mit denen man unter dem Jubel einer kurzsichtigen Press« die Verwirklichung der an und für stch durchaus j richtigen gerechten Forderungen auf angemesienen Schadenersatz für 1 eine barbarisch«, vom Zwang des Krieges nicht gebotene Zer- störung erreichen will. Doch— noch sind wir nicht so weit. Der Poriser Beschluß wird von neuem erörtert werden. Diesmal mit denen, die ihn ausführen sollen und bereit» zu erkennen gegeben haben, daß sie nach Auffassung gerechte Gegenvorschläge vorlegen werden. Es ist höchlichst zu hoffen, daß diese van Anfang an bereits Deutsch - lands Pflicht berücksichtigen, einen großen Tribut für den Wieder- aufbau der verheerten Länder zu zahlen und dadurch das Mißtrauen zu entwaffnen, da, immer noch jede Annäherung erschwert,: daß Deutschland » Männer in ihrem innersten Innern diese Pflicht ver- leugnen und sich ihr nur zu entziehen suchen.
Gberscklesiens Welthanüel. Wie wir vo» gnluntertickiieicr Seite erfahren, haben die fübtenden Perfönlichleiien de« obers-blesischen Winsdiaitelefie»» beschlosien.«ine Denkschrift ouSmarbeiien. die den Slnterl O 6 e r f cfi l e f i e n« am Weltmarkt mit statistischen Zahlen belegt nachweisen soll. In der Denkschrist wird bewiesen werden, daß die große Vedeuiung � Oberichlesien« für den Welnvarenverlebr von seinem Verbleiben beim Deutschen Reiche abhängig ist. Die Denlschritt soll unier anderem auch den sührenden Sraotkniännern aller Länder, die mit der oberschlesiichen Jubuslrie in Beziehung standen oder sieben, über» geben werden. Das amMche deutsche Schulblatl für Oberfchlefle». da» in Opveln erscheint, wurde oerboten. Dos polnische amtlich« Schulblatl darf weiter erscheinen. Denflchland» Vertretung in Athen besorgt als provisorischer Ge- schäftsträger der früher« Konsul Graf S P e«.— Deutscher General- tonjul in Montveal(Kanada ) wird Herr Kempf.