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Nr. 71 38. Jahrgang

Ausgabe A nr. 36

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Sozialdemotrat Berlin .

Morgen- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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die geile ohne Aufschlag Anzeigen für die nächste Summer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft Berlin GW 68, Linden. ftraße 3, abgegeben werden Geöffnet Don 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW 68, Lindenstr. 3

Fernsprecher: Amt Morigplan, Nr. 151 90-15197

Sonnabend, den 12. Februar 1921

Vom preußischen Wahlkampf.

Sozialdemokratische Vorschlagsliste

für den Wahlkreis Teltow - Beeskow ( Potsdam II) einschl. der früher zum Streife Teltow gehörigen, jetzt eingemein­deten Vororte, sowie Charlottenburg , Schöneberg , Neukölln usw. 1. Franz Krüger , Geschäftsführer. Cöpenid.

2. Friedrich Bartels, Parteisekretär, Tempelhof .

3. Luife Kähler, Vorsitzende des Haus angestelltenverband., Treptow .

4. Dr. Mar Bendiner, Regierungsrat. Schöneberg .

5. Willy Drügemüller, Parteiiefretär, Beeskow ( Mark).

6. August Heitmann, Gewerfichaftsiefretär, Neutöln.

7. Franz Czeminsti, Strantentafsenangestellter, Schöneberg .

8. Johannes Haß , Borüßender des Lithographenverbandes, Treptow .

9, Hedwig Wachenheim , Angestellte, Charlottenburg .

10. Hans Woywod, Gemeindeichullebrer, Halenfee.

11. Dr. Walfer 3echlin, Begationsrat, Berlin .

12. Richard Draemert , Verlagsleiter, Dahlem .

13. Hermann Bluhme, Gemeindevorsteher, Grünau .

14. Franz Gufschmidt, Geschäftstührer, Briz.

15. Hermann Frenzel , Geschäftsreisender, Neuzittau.

Wer diese Liste wählen will, gibt folgenden Stimmzettel ab:

Landtag Provinz Kreis

Sozialdemokratische Partei Deutschlands

S. P. D.

Staubsauger und Preußenblock.

Aus dem Kreise Luda u schreibt uns ein Genosse: Die deutschnationale Agitation hier draußen ist schon längst wieder fenfeits aller Moral; jede Geschmacklofigkeit und Schamlofig­feit des alten Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie ist dabei überboten.

unorientierte weibliche Wählerinnen zugeschnitten. Er warnt bavor, lints zu wählen, denn: Marristischer Sozialismus:

Das heißt: Einführung des Einfüchenhauses! Das heißt: Das Kind tommt dreijährig in staatliche Kindergärten, der Lehrer, nicht die Eltern, bestimmt über seine Ausbildung! Schon jetzt verbietet man in der Schule das Ein­üben von Weihnachtsliedern!

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Mon verspricht den Frauen troß der Kohlen­not Warmwasserversorgung und öffentliche Wasch­anstalten, Staubauffauger, und troß der Arbeitslosigkeit völlige wirtschaftliche Unabhängigfeit vom Manne! Warmwasserversorgung und Staubsauger, die man gegen uns ins Feld führt, sind nichts im Vergleich dazu, wie man die Deutsche Bolfspartei in den Augen der braven Wähler zu verleum­den versucht. Heißt es in dem Flugblatt doch: Die Deutsche Bolts­partei geht mit Sozialdemokraten und Demokraten zusammen." Und aus all diefen Gründen sollen die Frauen die Deutschnationale Boltspartei wählen, fie allein will den Ordnungsstaat aufbauen Schulter an Schulter, gleich berechtigt und gleichwertig in werftätiger Bolfsgemeinschaft." Seib wann find denn die Deutschnationalen für Gleichberechtigung und Boltsgemeinschaft? Soll also doch jeder einen Staubsauger befommen? Um Antwort wird gebeten!

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Die deutschnationale K.A.P.D.

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 11753-54

Versailles- London .

Von Graf Broddorff- Rangau.

Im Leitartikel des Temps" vom 8. Februar versucht Jean Herbette mit allerhand Zitaten aus der Zeit der fog. Friedensverhandlungen im Frühjahr 1919 den ab­lehnenden Standpunkt Deutschlands gegenüber den Pariser Beschlüssen zu befämpfen. Graf Broddorff- Rangau habe damals zugegeben, daß Deutschland , das entschloffen fei, nach Maßgabe seiner Kräfte die Schäden wieder gutzu­machen, sich dessen wohl bewußt fei, daß das deutsche Volk während mehrerer Generationen hindurch schwerere Lasten würde tragen müssen, als irgendein anderes Bolt. Ferner habe Deutschland sich damals bereit erflärt, eine Entschädi gung von insgesamt 100 Milliarden Goldmark in Jahres­raten zu zahlen. Jegt aber tobe ganz Deutschland über die Bariser Beschlüsse und spreche von Verstlapung.

Wir haben den Führer der deutschen Friedens delegation, den damaligen Reichsminister des Auswärtigen, Grafen Brockdorff- Rantzau, um eine Aeußerung hierzu ges beten, die hier folgt:

Ich würde an sich nichts dagegen einzuwenden haben, daß sich die Franzosen auf die Haltung der deutschen Friedens delegation in Versailles und auf den Inhalt unserer damaligen Gegenvorschläge berufen, wenn der Vergleich mit der heutigen Zeit ihnen die Selbstein tehr erleichtern würde. Denn sie müßten dann zu der Erkenntnis gelangen, wie unheilvoll auch für ihr eigenes Land die Politik von Versailles gemefen ist; in der Tat standen sie damals einer Friedensdelegation In einer Wahlverfammlung der Deutschnationalen Boffspartei gegenüber, die den ehrlichen Willen von mehr als Dreiviertel am 9. Februar in der Brauerei Königstadt trat nach dem Bericht des deutschen Volkes zur freiwilligen Wiedergutmachung und der Roten Fahne" in der Diskussion ein Mitglied der K.A.P.D. Entwaffnung, zum wirklichen Frieden verkörperte. Da­namens Ruppert auf, um zu erklären, daß seine Bartet den Wahl- mals bot sich den Alliierten die beste Gelegenheit, zu einer rummel nicht mitmache, wenn die Arbeiter aber durchaus wählen ehrlichen Verständigung mit den deutschen republika wollten, dann fönnte es feiner Partei, der A.A.B.D. nur angenehm nischen Parteien zu gelangen. Sie haben diese Möglichkeit fein, wenn fie für einen deutschnationalen Kandidaten ffimmen mutwillig verscherzt. Sie haben das Dittat vorgezogen und würden, An der revolutionären Bewegung würde das nichts ändern. damit breite Massen des deutschen Volkes in die Arme der Natürlich erntete dieser Held den freundlichen Beifall der Deutschertremistischen Parteien getrieben. Heute ist es allerdings un­endlich schwerer, die Millionen, die sich aus Berzweiflung dem Nationalismus oder dem Kommunismus verschrieben haben, für eine Politik der freiwilligen Opfer und des aufrichtigen Berständigungswillens zu gewinnen.

nationalen.

Die Rote Fahne " ist zwar mit Herrn Ruppert nicht einver standen, aber fie felbft vergibt zweierlei: erstens, daß die tommu nistischen Abgeordneten Thomas und Graf in München , die zur V.K.P.D zählen, sich ja gleichfalls mit den Deutsch natio nalen verbündet haben. Zweitens, daß die für die V.K.P.D. So wird hier mit der Ueberschrift: Frauen an die Front!" abgegebenen Stimmen praffisch auch zugunsten der Deutschnationalen ein Flugblatt verbreitet unter dem Motto: Preußen in Not! zählen, wie die letzte Wahl in Medlenburg deutlich gezeigt hat, Breußen wird rot!"( Am oberen Rande steht Nachdruck verboten", mo infolge der Absplitterung der Kommunisten von der Sozialdemo­unten ist ein Aufnahmeschein für den Beitritt zum Breußenblod fratie ein deutschynationales Ministerium ans Ruder -Deutschnationale Bolkspartei angehängt.) Der Text ist auf gelangte.

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Kahrs Herausforderung.

nach den Bestimmungen der Verfassung für den Ministerpräsidenten feine Verpflichtung. norliege, einer Minderheit des Landtages Auf­schlüsse zu geben.

waren.

Aber die Ausführungen des Temps" sollten natürlich nicht diesem Zwede der Erkenntnis begangener Fehler dienen, sondern nur der Rechtfertigung der Pariser Beschlüsse und der Widerlegung der deutschen Proteste. Und da muß ich mich mit aller Entschiedenheit gegen eine solche Methode des Ausspielens unserer Versailler Gegenvorschläge oder viel­mehr einzelner Säße aus diesen Borschlägen- gegen unfere bevorstehenden Londoner Gegenvorschläge wenden.

Der Temps" ist wahrhaftig das legte Blatt, dem das Recht zusteht, sich auf mich zu berufen. Als wir im Ber­Protest der Sozialdemokratie. sailler Käfig saßen, führte gerade der Leitartikler des Abg. Dirr( Dem.) erflärte, daß Auer über den Zwed der vom" Temps" besonders gegen mich einen häßlichen Kampf. Man München , 11. Februar. ( WTB.) Nach Wiederaufnahme der Sigung erklärte Abg. Timm( Soz.) im Namen seiner Frattions Ministerpräsidenten nachgesuchten Besprechung nicht im Zweifel fein wollte damals offensichtlich, indem man mich wider besseres freunde, daß das Berhalten des Ministerpräsidenten eine unerhörte fonnte. Die Information follte erfolgen, daß fie aber nicht wissen als einen verkappten Reaktionär hinstellte, die ganze im parlamentarischen Leben noch nie dagewejene provokation und früher stattfinden konnte, Liege eben daran, daß die Ber hand- Friedensdelegation diskreditieren. Was sich überhaupt in der eine unglaubliche Beleidigung großer politischer Parteien der der lungen der Koalitionsparteien erst sehr spät beendet damaligen Zeit der Temps ", wie übrigens die gesamte fran­ zösische Presse, an Verdrehungen leistete, um die deutsche Re­Reaierung übergeordneten Boltsvertretung darstelle. Wir halten es, sagte Timm, mit der Ehre und wurde der von uns vertretenen Oberregierungsrat Schellhorn bestätigte, daß er die telephonisch volution als eine Finte". die deutsche Republic als eine Bollsteile für unvereinbar, an den Berhandlungen des Landtages Unterredung mit Auer geführt habe. Er habe als Gegenstand der Bermummung" hinzustellen, gehört zu den dunkelsten Ka­teilzunehmen, solange nicht Herr v. Kahr seinen Berpflich- Unterrehung ausdrücklich die politische Lage genannt, was piteln journalistischer unwahrhaftigkeit. Man brauchte damals tungen als Ministerpräsident nach ge tommen ist. Hierzu er jederzeit eidlich erhärten könne. Auer habe im Gespräch mit eben einen Vorwand, um den an Deutschland begangenen geben wir ihm durch die fofortige Beantwortung folgender Frage ihm erflärt, es wäre ihm angenehmer, wenn die Besprechung er stortbruch, um die tausendfache Verlegung der 14 Wilsonschen Bunkte plausibler erscheinen zu laffen. Gelegenheit: Welche Haltung gedenkt die banerische Regierung zu am Sonnabend stattfinden könnte. Das Haus trat sodann in die Besprechung der Tagesordnung dem aus dem Pariser Dutat sich ergebenden politischen und wirt. ein, da eine Wortmeldung zur Interpellation nicht vorlag. Die Linte war nicht wieder in den Saal zurückgekehrt. Die Inter­Nach einer längeren Geschäftsordnungsdebatte führte Abg. Stang( Bayer. Bp.) im Namen und im Auftrage der Koalitions- pellation war somit erledigt. Den Rest ber Sizung füllte die Be­parteien aus, daß die Berliner Verhandlungen streng vertraulichen ratung des Forstetats aus. Charakter hätten. Solange diese Vertraulichkeit nicht mit Juſtim­mung der Reichsregierung aufgehoben sei, fönne die Regierung in öffentlichen Sihungen teine Mitteilungen machen. Den koalitions. Hamburg , 11. Februar.( Eig. Drahtbericht d. Borwärts".) parteien, welche die Verantwortung mit zu tragen hätten, feien Es ist der Hamburger Polizei gelungen, in Hamburg in einem Privat­natürlich Informationen zugegangen. Auch anderen Parteien hause eine Anzahl Maschinengewehre und große tönnten Informationen gegeben werden und daß auch der Minifter. Mengen von Maschinengewehr- und Gewehrmunition zu finden präsident damit einverstanden sei, ergebe sich aus der Tatsache, daß und zu beschlagnahmen. Die Waffen und Munition wurden von Ministerpräsident v. Kahr dem Vizepräsidenten Auer( Soz.) eine Einladung zu einer Besprechung zugehen ließ, deren Gegenstand die Erteilung von Aufschlüssen über mit den Berliner Berhandlungen zusammenhängende Fragen bilden follte.

schaftlichen Fragen einzunehmen?

Vizepräsident Auer( Soz.)

Orgesch- Waffen in Hamburg .

auswärts nach Hamburg gebracht und sollten von hier aus nach einem hoffteinischen Ort gebracht und dort verborgen werden, um fie einer Escherich- Organisation zu sichern. Die Polizei hat alle an dem verbotenen Waffenbefit und Transport beteiligten Per­fonen feft gelegt. Sie sehen ihrer Bestrafung entgegen.

Wenn der Temps" sich da mals bemüht hätte, unferer Delegation gerecht zu werden, wenn er damals unsere Gegenvorschläge einer fachlichen Kritik unterzogen hätte, dank würde er heute das Recht haben, Vergleiche anzustellen. Was hat er aber getan? Unsere Personen hat er verleumdet, unsere Borschläge hat er tot geschwiegen. Damit hat er jedes Recht verwirft, sich heute auf uns und auf unsere Noten zu berufen.

Daß die Herren in Paris heutzutage von ihrem schlechten Gewiffen geplagt werden, tann ich sehr wohl nachfühlen: Da­mals wollten sie um jeden Preis jede fachliche Auseinander­fegung, jede mündliche Verhandlung vermeiden, weil sie genau mußten, daß ihr ganzes Kartengebäude von überspannten, blindlings fummierten Forderungen einem tontradiktorischen Verfahren nicht würde standhalten fönnen. Jetzt sehen sie nun ein, daß es ohne mündliche Verhandlungen doch nicht geht, verfuchen aber, um ihren Bonkerott vor dem eigenen Bolte zu mastieren, die Versailler Forderungen auf­rechtzuerhaften und mit militärischen Drohungen durchzusehen. Aber innerlich fühlen fie ebenso gut wie vor zwei Jahren, daß einseitige Beschlüsse praktisch wertlos find.

fagte, daß er von einem Regierungsvertreter eine telephonische Besprechung in der Reichskanzlei. In der Reichstanzlei fand Einladung zu einer Besprechung mit dem Ministerpräsidenten gestern eine vertrauliche Besprechung mit den Parteiführern statt, erhalten habe, daß aber die Besprechung wahrscheinlich erst am an der außer dem Reichsfang'er auch der Minister des Auswärtigen, Wenn der" Temps" von dem 100- milliardenangebot Sonnabend hätte stattfinden können. Ueber den 3 med der Dr. Simons teilnahm. Die Aussprache brehte fich um die Londoner spricht und bemerkt, biefes fei allerdings von bestimmten terri­Besprechung sei fein Wort gesprochen worden. Ronferenz und die Haltung Bayerns in der Entwaffnungsfrage. torialen und wirtschaftlichen Zugeständnissen abhängig ge­Nach dieser Erklärung verließen die jozialdemokratischen Mit- Dr. Simons wird den Standpunkt der Regierung am Sonntag in macht worden, denn ich hätte versucht, verschiedene Fragen: glieder des Landtages geschlossen den Saal Stuttgart in einer Rebe präzifieren, in der er sich auch mit den Wiedergutmachung, wirtschaftliche Klauseln, Reichsgrenzen miteinander zu verguiden", so frage ich mich, ob es bie

Abg. Stang meint, es müßte daran feftgehalten werden, daß franzöfifchen Rammerdebatten beschäftigen mirb.