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HrundfAhM{«Seit Landrat in Schutz, der, sei« an ch außerhalb der gesetzlich zugelassenen Gren� z e n. gegen regierungsfeindliche Bestrebungen einschreitet." Deutlicher konnte die Aufforderung zur Ungesetzlichkeit wahr- lich nicht an die Berwaltungsbeamten ergehen. Und wie gut ist sie befolgt worden! Dicke Bücher ließen sich über die Ungesetzlichkeiten schreiben, mit denen die So- zialdemokratie im alten Preußen verfolgt wurde. Denken wir nur an die Handhabung des Vereinsgesetzes! Immer neue Hindernisse entdeckte das vorsorgliche Auge des Amtsvor- stehers oder Landrats, um sozialdemokratische Lersammlun- gen unmöglich zu machen. Als nach dem neuen Vereinsgesetz Versammlungen unter freiem Himmel erlaubt waren, da gab es doch in Preußen einen Amtsvorsteher, in dessen Bezirk nie- mals eine Versammlung stattfinden konnte. Denn bald ersah de? Wackere, daß die Zugangsstraße zum Grundstück zu schmal war, bald befürchtete er, daß wegen der Biegungen des Zugangsweges ein Teil der Besucher querfeldein durch die Aecker stampfen könnte, dann wieder vermißte er Aborte und schließlich oerlangte er getrennte Aborte für Männer und Frauen. Und wer als Beamter in solcher parteilichen Vcr- höhnung der Gesetze den größten Schneid bewies, der riskierte Vichts im alten Preußen, sondern brachte es am weitesten! Gegen den T e r r o rl Sa heult der Chor der Rechts- preste. Wo hat ein größerer Terror geherrscht, wo war die Gesinnungsschnüffelei gegen jeden einzelnen, namentlich aber gegen den Beamten, mehr im Schwange, als im alten Preußen? Das Gedächtnis der Menschen ist leider so gar kurz. Sonst würde man sich noch bester an Fälle erinnern. wie an den Fall jenes demokratischen Lehrers, der um jeden Preis gemaßregelt werden sollte und als man ihm schließlich nichts anderes nachweisen konnte, disziplinarisch bestrast wurde. well er die Luftklappen in der Älaste nicht noch Vor­schrift so und so geöffnet hatte! Man würde sich erinnern, daß ein anderer Lehrer Knall und Fall aus dem Amte flog. weil er in einer Kaiser-Eeburtstagsrede gesagt hatte, Preußen brauche weniger Sozialdemokraten, aber mehr soziale Demo- kraten! Kein Sozialdemokrat, kein Republikaner konnte im alten Preußen nur in das kleinste Amt kommen. Gerechtigkeit! Bewußt wurde im alten Preußen die Justiz zur Dirne der Politik gemacht. Antwortete doch im Jahre 1895 der preußische Iustizminister Schön- st e d t der Sozialdemokratie, die sich im Reichstag über zweier- lei Maß der Justiz beschwerte, mit dem zynischen Wort:Wenn zwei das gleiche tun, so ist es eben nicht.das gleiche." Und ein rechtsnativnalliberaler Jurist, Dr. H a a r m a n n, pries im Abgeordnetenhaus die Justiz alsfestestes Bollwerk gegen die Sozialdemokratie". Muß man wirklich noch heute an das Dreiklastenwahlrecht und das Herrenhaus erinnern? Ist es bereits vergessen, daß ZW VW Wühler erster Klaste dasselbe Wahlrecht hatten. wie 7 Millionen der dritten? Daß dieses infame Wahlrecht in den siebenzig Jahren seiner Existenz nicht ha� geändert wer- den können bis zum 9. November 1918?! Denn jener kon- fervative Profestor hat Recht gehabt, der in denGren.zooten" schrieb: Im alten Preußen konnte nichts gegen den Willen des Adels geschehen. Das ist der Kern. Ein A d« l s st a a t, ein Kasten- st a a t, beherrscht von kriegerischen Junkern, zusammcngehal- ten durch Pressung, Terror.und Brutalität, das war das alte Preußen. Entsinnt Euch doch! Ans seinem eigenen Leben werden jedem unzählige Belege dafür einsallen. Diesem alten Preußen des Parademarschs setzen wir entgegen das neue demokratische Preußen der Persön­lichkeit, der Selb st Verantwortung und des G e i st e s! Dem ausbeuterischen Preußen, das die Futter- krlppe der Iunkerkaste war, setzen wir entgegen das Preußen des S o z i a l i s m u s. Die Kampffront steht am 2V. Februar, wie sie die Eingangsstrophe eines in der Ar- beiterfchaft gern gesungenen Liedes zeichnet:

,Der versailler Vertrag ist eine Schande' Von Paul Colin. ®tt Bclgie» Paul Coli« gohSrt z» I«nen MuH«««. Mc l« kra Sagm nun PcrfoilleÄ Pro lest««««« den Gewaltfrieden erhod««. Colin, geinaß. regtll und oerfolgt, erließ geharnischte Manifeste und!am al» erster �u un-. Seine Manifeste auo iener Zeit find jetzt in der Ueb-rfeßun« von Wilhelm Miiiicl in derJribstne fiir Kunst und gelt" erschienen iVerlag Erich Reiß , Berlin ). Wir geben Auszüge daraus, die jetzt er. nait« Aktualitiit gewonnen haben. ?!och einmal haben die. denen das Glück der Menschheit über «tles geht. Gelegenheit, gegen das große Derbrechen den Ruf zu er- heben, den wir seit fünf Iahren erwarten. Roch einmal kommt Ge- legenheit, zu brechen mit dem Gesindel von Profitmachern und Mör- dern, und Europa wieder zu erhöhen vor der prüfenden Geschichte lind der zerquälten Welt. Fassen wir die Tatsachen in ihrer nackten Roheit zusammen. Als 1914 der Krieg ausgebrochen war, verkündeten die westlichen und noch ihnen alle hinzugetretenen Völker ihren Willen, zu kämpfen bis zu einemgerechten und dauernden" Frieden, einem Frieden der endgültigen und aufrichtigen Versöhnung. Fünf Jahre hindurch Hot diese Vorspiegelung die armen Soldaten der feindlichen Armeen geblendet» und in den Schützengräben der beiden Gegner hat die gleiche Hoffnung den Mut genährt, die Schwäche bezwungen. Aber, als an der Schwelle eines fünften Winter» die große Er- jchlasfung kam bei allen Völkern, besonder» aber in Deutschland , da fabrizierten die Diplomaten einen Frieden des Raubes, der Gewalt«und de« Groll», der Hunderte von Kriegen im Keim entbült. Das sind die Tatsachen! Man komme mir nicht mit der Notwendigkeit der Sicherung gegen spätere Augriffel Der Groll und 5?, den dieser Friede bei den Besiegten hervorruft, ist tausendmal bedrohlicher als eine un- gesiwerte Grenze oder eine unbezahlte Staatsschuld. Nein, dies ist kein Friede. Es ist ein A k t b l i n d e r R a ch e. Die Zukunft wird blutig sein um seinetwillen. Es ist Anwendung der olüestamentarischen Formel: Aug um Auge. Zahn um Zahn. (Aber damals sang man zur Siegesfeier noch kein Tedemn dem «brifilicheu Gott.) Und außerdem, um ein berühmtes Wort aufzunehmen:Es ist nicht bloß ein Verbrechen. Es ist ein Fehlgriff." Das werden unsere Kinder einsehen, wenn st« darunter leiden werden. Sie werden die Namen derer durch den Kot schleifen, die toll von einem vergänglichen Erfolg olles ist vergänglich in der Geschichte den gestürzten Feind zerpeitschten und von der Höhe ihrsr heuchlerischen Tugend verächtlich auf ihn niedersohen. Gewiß, man brauchte Deutschland nicht die Absolution zu geben, die cs ebensowenig verdiente als alle anderen. Man mußte uner- biMch fein in der Entschädigung für die Verluste, die es Belgien zue-fügt hatte(und Deutschland war dazu bereit). Man mußte aber »ie Verteilung der Schuld an der weit zurückliegenden Vorbereitung Krieges zugestehen. Man mußte anerkennen, daß gewisse Län«

Sie standen auf Preußens Grund gerüstet zum Streit, die alte gegen die neue Zeit, das, was sollt wachsen, gegen das, was v« r g e h n sollt, das, was sollt fallen, gegen das, was bestehn sollt! Das alte Preußen soll am 29. Februar fallen und ver- gehen, das neue Preußen soll wachsen und bestehen!

Wilhelm, üer Urheber. In dem Prozeß um den dritten Band der BismarckschenGe- danken und Erinnerungen" wird die Urteilsbegründung be- kannt. Sie spricht im wesentlichen Wilhelm das Urheberrecht an den in Bismarcks Werk zitierten Briefen zu. weil ste persönlich po- litische Bekenntnisschriften seien. Sehe man von persönlichen An- reden, Bemerkungen und Zusätzen ab, so bliebe noch immer eine große Menge sachlichen Inhalt» übrig. Diese könnte zum großen, ja zum größten Teil fast wörtlich als politische Arbeit eine» belle- fügen Verfassers veröffentlicht werden. Als unwesentlich hat das Gericht dabei angesehen, daß eventuell die darin geäußerten Ge- danken nicht von Wilhelm herrührten, sondern ihm erst von anderen zur Verfügung gestellt seien. Der§ 16 des Urheber­gesetzes, wonach der Abdruck amtlicher Schriften zulässig ist, treffe nicht zu. weil es sich um private Aeußerungen, wenn auch hochpolitischen Inhalts handle

Einen Tag nach öer Preußenwahl! Beginn des Sonnenfeld-Prozesses. Am Montag, den ZI. Februar, beginnt vor der 4. Straf­kammer des Landgerichts I der Prozeß gegen die Sonnenfelds, die in der Sklarz-Angelegenheit«in« besondere Roll« spielen, weil sie die Urheber der ganzen Aktion sind. Ernst Sonnenfeld jr.. der Hauptangekiagt«, Ist belchuldigt, während feiner Tätigkeit in der Mar. tetenderel des Regiments Reichstag den Reichsfiskus durch Schwin- deleien um 237 000 TU. betrogen zu haben, während er sich außer- dem die Beträge der beiden letzten Rechnungen in Höhe von l 269 750 TR. widerrechtlich angeeignet, also unterschlagen hat. Mit diesem Geld ist er in Begleitung der Privatsekretärin Schlack nach Holland entflohen. Seine übrige Familie, der Note? Hermann Sonnenfeld, der Bankbeamte Wutke, dessen Schwiegersohn, die Mutter Paula Sonnenfeld und der Drude? Herbert Sonnenfeld stehen unter Anklage, die Flucht ihres hoffnungsvollen Anverwandten de- g ü n st i g t zu haben. Unter der gleichen Anklage steht die Korre- fpondentin Gertrud Schlack, die ihre früher« Tätigkeit deim Mi° nisterialdirektor Naumann benutzte, um Sonnenfeld durch jenen einen Paß nach Holland zu besorgen. Der Bruder, Hermann Sonnenfeld, steht außerdem unter der AnSage, zusammen mit dem Registrator Ratsch, der sich inzwischen erschossen hat, Urkunden und Akten in amtlicher Verwahrung vorsätzlich beiseite geschafft z« haben. Vater und Sohn Sonnenfeld sind schließlich der Erpressung gegen Georg Sklarz angeklagt. Srnmenseld jr. hotte nämlich bei seiner Flucht Privatpapier« des Georg Sklarz mitgenommen(was einen weiteren Punkt der Anklage bildet) und drohte zusammen mit seinem Boter mit der Veröffentlichung dieses Materials, falls sich Sklarz mit ihm nicht gütlich einige wollt«. Der Prozeß verspricht, außer- ordentlich umfangreich zu werden, er wird voraussichtlich vier Wochen dauern. Es ist außerordentlich auffällig, daß mit diesem Prozeß gerade «inen Tag noch der Preußenwahl begonnen wird. Diese Gerichtsoerl>andlung wird nämlich zeigen, welche Art.Ehrenmänner" die Hintennänner der Davidsohn und Baumeister sind, von denen das ganze Treiben ausgeht, das unter dem GeschreiSklarz" die Sozialdemokratische Partei systematisch zu diskreditieren sucht. Hat doch Sonnenfeld jr. gedroht, er würde die ganze(damalige) Regie- rungin die Luft sprengen", wenn man ihm seinen Raub von netto 1% Millionen nicht ließe. Einen Tag nach der Preußenwahl beginnt der Prozeß gegen die Regierungsstürzer von Deftoudonten» Gnaden. Gerade«inen Tag noch den Wahlen. Merkwürdig... Schade...

der Bulgarien . Italien , Rumänien mehr al» Deutschland räu- tierische und imperialistisch« Kriege geführt und dadurch die Derach- tung der zivilisierten W.'lt verdient haben. Man mußte vor einen Gerichtshof nicht nur die Berliner Kamarilla, sondern all« stellen, die in Deutschland und anderswo den Krieg ermöglicht und dann im Dezember 1916 seine Beendigung verhindert hoben. Ich habe solche Leute kennen gelernt, die ohne zu zögern alle Freundschaftsbande und Interessenvertnüpfungen mtt anderen Men- scheu brachen, nur um ihren Vätern und Ahnen gehorsam zu sein. Sie wollen die Schurkerei oder die Dummheit der Väter und Ahnen nicht sehen. Gerade so haben sich die Völker benommen. Sie haben sich nicht erneuert. Der Krieg hat sie zerfleischt, ober ste haben nichts aus ihm gelernt. Der Wille, die Welt nach neuem Plan wieder aufzubauen, lebt nur in wenigen Köpfen. Die Schlazworte der Vorkriegszeit bleiben unangetastet. Selbst da» verbrechen wird nicht mißbilligt. Leichten Herzens fängt man von neuem an, ohne zu bedenken, daß gleiche Ursachen gleiche Wirkungen geben. Statt eines demokratischen Friedens, der Verzeihung und Der- trauen bringt, zimmert man einen Frieden de» Imperia- l i s m u s und der Ueberhebung. Kein Erbarmen,(ein Gefühl. Und während die Bevollmächtigten unterzeichnen, befpucken dl» Schreiber den besiegten Feind und predigen ewigen unbarmherzigen Haß. Dies sind die Dinge, die und dazu möchte ich ei» ketztesmal die freien Köpfe auffordern, die nicht gegen den Krieg aufg«. treten sind mit Schärfe den Verbrechern gesagt werden müssen. die den Frieden von Versailles gemocht haben, die Europa im Krieg enwälkert hoben und jetzt schon wieder auf neu« Hekatomben hin. arbeiten. Da ist Zetergeschrei über Deutschlands Veriragsoerletzung, aus- ! gestoßen von Leuten, die alle Verträge Europas fortgeletzt mit Füßen treten. Da ist die sogenannte Völkersreiheit. errichtet aus dem Rücken einer versklavten Notton. Da sind dieVorkämpfer der Menschheit". Schändlichkeiten häufend, hundert Millionen Unschul- diger zu ewiger Pein verdammend. Da sind die Apostel von..Recht und Gerechtigkeit", die Unrecht mit vollen Hönde» säen, Wiederher« steller alten Frevels, die die Besiegten bestehlen, berauben, morden und brandschatzen. Da ist Frevel. Meineid, Lüge. Grausamkeit von allem zuviel. Der Vertrag von Versailles ist eine Schande. Er ist ein bösartiger Anschlag gegen die einfachste Redlichkeit und gegen das Recht. Wer ihn verteidigt, der entschuldigt die imp-riallstilch? Polittk der ehemaligen Beherrscher Deutschland » und billigt ihr Verfahren. Die ihn diktiert haben, sind schuldig der ungeheuerlichsten Unter- schlagung von Energien, Begeisterungen und Glaubenskräften, die je begangen ward. Die ihn unter der Drohung der Bajonette unter- zeichnet haben, find durch ihr Unglück oller Sympathien wert g«. worden.

das Ueberfchichtenabkommen gekündigt. Essen, 16. Februar.(TDX'B.) In einer Konferenz der vorstände der vier Vergorbeiterverbäade wurde heute beschlossen, dah Hebers chichtenabkom- men für den Ruhrbergbau zu kündigen, so daß vom lZ. März an keine Ueberschichten mehr verfahren werden, vor­behaltlich weiterer Verhandlungen. Der Beschluß der Bergarbeiterverbände, dessen Tragweite unabsehbar ist. kommt nicht mehr überraschend. Das Ueber- schichtenabkommen legt der Bergarbeiterschaft größere Arbeitslasten auf, als nach den Beschlüssen der Arbeitskonfe- renz von Washington, zulässig ist. Es zwingt die deutschen Bergarbeiter zu Ueberarbeit und angesichts der Lage des Kohlenmarktes die englischen und französischen Berg- arbeiter zum Feiern. Daraus erhellt der Widersinn der Be- schlüsse von Spa, der durch die Pariser Beschlüsse noch vcr- schärft worden ist. . Auf der anderen Seite bestehen für die Stimmung der Bergarbeiterschaft auch innere Gründe, von denen die Ver- s ch l e p p u n g der Kohlensozialierung nicht der geringste ist. Das Ergebnis der Verhandlungen, die vorbe- hallen sind, ist jedenfalls sehr ungewiß, und die nächste Zu- kunft ist mit einer neuen Unsicherhell belastet.

pöhners politische Polizei. TRunchra, 16. Februar.(TU.) In der heutigen Sitzung des Finanzausschusses des Landtages wurde von Rednern der Demo- kraten und der Bayerischen Voltspartei(die Sozialdemokratie nimmt an den Sitzungen nicht mehr teil. Die Red.) lebhaft Kritik an den Leistungen der Münchener Polizei geübt. Es wurde geklagt, daß die Demonstrattonen der letzten Zeit von der Polizei nicht verhindert wurden, daß eine durch Plakate betriebene z ü g e l- lose Hetze von der Polizel geduldet werde und daß schwere Mißgriffe bei der Handhabung der Fremdenpolizei vorkämen. Staatssekretär Dr. Schweyer erklärte, daß die rung in verschiedenen Punkten gegen das Vorgehen der Polizei Bedenken gehabt und der Polizeidirektton Vorhaltun- gen gemacht habe. Für die Polizei dürsten keine politischen, sondern nur polizeiliche Gesichtspunkte maßgebend sein. Hinsichtlich der Plakate seien bedauerliche Versehen unterlausen. In der Hand- habung der Fremdenpolize! seien einige Milderungen eingetreten, außerdem habe die Regierung in einer Reihe von Fällen k o r r i- gierend eingegriffen. Selbst die Kahrregierung wagt das korrupte Regiment Pöhners nicht mehr restlos zu verteidigen!. « TRÜnchen, 16. Februar.(TU.) Wie die.Münchener Post" meldet, hat der Gewerkschaftsverein München einstimmig eine Ent­schließung angenommen, welche bas Vorgehen der sozialdemokra­tischen Parteien im Landtage begrüßt und erwartet, daß sie an ihrem Standpunkte f e st h a l t e n, die Regierung Kahr zu zwingen, von ihrer verbrecherischen Politik im Interesse des Reiches abzusehen". Die Arbeiter Münchens sähen den kommenden Auseinandersetzungen mit Ruhe entgegen, und wenn notwendig, würden ste ihre schärfsten Mi t t e l anwenden.

v« vrge'ch.lvassenschieber Assessor Dr. heyl ist nicht wecken Beteiligung am Kapp-Putsch von der Oberstaatsanwaltschaft des Kammeroer!ck>ts entlassen worden, sondern hat sein Assessorexamen erst nach dem Kapp. Putsch gemacht. Die gegenteilige Angabe beruhte auf der irrigen Auskunft, die den ermittelnden Polizei» beamten im Kammergericht von dortigen Beamten gegeben wurde. Der Reichstoqsabgeordnete Dr. Hugo(D. Vp.) hat sein Amt als Reichsbevollmächtigter der Außenhandelsstelle für den Exporthandel niedergelegt weil gegen ihn der Vorwurf parteilicher Amts- führung erhoben worden ist, den er zurückweist. Sehr milde Strafe /ür einen Volksfeind. Wie diePfälzische Rlmdschau" meldet, wurde Sekretär Haas von der freien Bauern- schaft, der während des Milchstreiks 300 Liter Milch der Stadt Frankenthal in den Straßengraben geschüttet hatte, zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.

Krapokkin ist, wie nunmehr von einwandfreier Seite gemeldet wird, bei Moskau im Alter von 78 Jahren gestorben.- Er war ein echt russischer Mensch: voller Gegensätze, zu keinem Kompromiß sähig, bereit, seinen Idealen nachzuleben und bereit, für sein Ideal zu leiden. Wie Tolstoj , an den er erinnert, entstammt auch er einem alten Adelsgeschlecht, wie Tolstoj bestimmten auch ihn die Eltern für die Offizierslaufbahn. Wie Tolstoj entsagte auch er allen Ehren, und dem Bolk, dem er sich verwandt fühlte, zu dienen. Aber hier trennen sich ihre Wege. Tolstoj ging aufs Land, zu den Bauern, Kropotkin blieb in det Stadt, bei den Fabrikarbeitern. Tolstoj war mehr Ethiker, während Krapotkin mit ganzer Leidenschaft politische Ziele verfolgte. In den sechziger Iahren, jener vorbereitenden Epoche der russischen Revolution, in der die Intelligenz die Organi­sation der Arbeiterschaft in die Hand nahm, wurde er Anhänger des politischen Anarchismus, dessen bedeutendster. Vertreter er dann wurde. Die These von der staatenlosen Volksgemeinschaft als der besten Form der menschlichen Organisation trug ihm natürlich die Feindschaft der.staatserhaltenden" Organe ein. die ihn unschädlich zu machen suchten. In Rußland sah er drei Jahre in Einzelhaft; in Frankreich verbüßte er später drei Jahre Gefängnis. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in England, Frankreich und der Schweiz . Erst noch Ausbruch der großen Revolution in Rußland kehrte er in seine Heimat zurück. Obgleich er sich nie den Kam- munisten anschloß und dem Bolschewismus fremd gegenüberstand, hat di» Sowsettegierung seine persönliche Freiheit nie angetastet. Am bekanntesten von seinen Schriften sind seine WerteDie große Revolution 1789 92",Die russischen und französischen Gefängnisse" undMemoiren eines Revolutionärs". Aber auch feinen anderen nattonalökonomischen Abhandlungen(Feld, Fabrik und Werkstatt", Philosophisches Handbuch der Anarchie",Die geschichtliche Aufgabe des Staats" undDer Kampf ums Brot") ist eine gewisse grundleaends Bedeutung nicht abzusprechen, wenn sie sich auch oft an der Grenze de» Ntopismus bewegen. Weniger bekannt ist, daß Krapotkin auch der Verfaller eines sehr gründlichen Werkes über die Geographie Asiens und eines Werkes über die russische Literatur ist, in dem er das ProblemIdeal und Wirklichkeit" in den Vordergrund der Betrachtung stellt. Da» Thüringer tialnrwlssenschaskliche Museum in Erfurt , da» sich immer mehr zu einem Zentralpunkt des ganzen Thüringer Landes entwickelt, ist im Ausbau begriffen. Zu den besonders wertvollen Beständen dieses Museums wird das Thüringer Herbarium gehören. zu dem der Grundstock bereits gelegt wurde. Ein einzige, Herbarium, eine Schenkung de» Lehrer» Rewecke, enthält 80 000 verschieden« Pflanzen an» 8000 Arten und ist damit ein.s der bedeutendsten Herbarien eine» deutschen Gebietes. Großartiges bietet das neue Museum auch in Insekten- und Dogeflammlungen, ferner in seiner umfassenden Mincralienabteilung und der Sammlung vorzeitlicher und späterer Tiere. Das Museum wird eine der größten Sehens- Würdigkeiten Erfurts sein. Earvs« i« Kteeie«. Einer HavaS-Dleldimg«u» New 7>»rk infolge liegt Caruso im Sterben. Cr erbielt die Sterbesakrsmcnte. Konsiausverkans In Nußland. Ter Rat der VolkÄkominissar« hat da» Außenhandelskonnmssattat das- Recht-erteilt, örtliche Kommissionen einzu- bernfen zur AuZfonderung von Kunstwerken der Antike sowie von Luxu»- gegenständen, die dem neubegründeten Fond? zum Export überwiesen wer- den{allca.