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ihr nach Möglichkeit Schwierigkeiten, spekulieren sie auf die Verschlechterung der Zustände, weil sie von ihr die Herstellung der Situation erhoffen, aus der die erstrebte Diktatur hervorgehen würde. Wohl haben neuerdings Kom- munisten in einigen Klein- und Mittelstaaten, wie Sachsen  , Thüringen   usw. eine der demokratischen Republik   günstigere Haltung eingenommen. Aber das sind nur erst Ausnahmen, Schwalben, die, wenn sie auch Boten einer Zerbröckelung des kommunistischen   Schwarms sind, darum noch nicht den Som» mer machen. Für diejenige politische Arbeit, wie die Republik  sie für ihre gesunde Entwicklung braucht, ist auf die Kommu- nisten kein Verlaß. Nicht viel anders steht es aber heute auch mit den Un- abhangigen. Sie sind, nachdem sie neun Zehntel der Moskauer   Bolschewistendoktrin akzeptiert hatten, im Angesicht des zehnten Zehntels entsetzt zurückgewichen, haben aber den Weg zur alten sozialdemokratischen Politik noch nicht zurück- gefunden. Ohne sich der Republik   schlechthin feindselig gegen- überzustellen, zeigen sie doch keine Bereitwilligkeit, den Not- wendigkeiten der Republik   die Bequemlichkeiten der Oppositionsstellung zum Opfer zu bringen. Wer aber zu diesem Opfer nicht bereit ist, der ist in bezug auf die Republik  immer nur erst ein Halber. In anderem Sinne als bei den Demokraten und Zentrumsleuten, aber darum doch der Sache nach, ist auch bei den Unabhängigen und Kommunisten für den Bestand der Republik   kein voller Verlaß. Wenn es zum Aeußersten kommt, dann werden sie voraussichtlich, das hat ihr Verhalten beim Kapp-Putfch gezeigt, mit ganz anderer Energie als jene den Feinden der Republik   Widerstand leisten. Aber alles das zu tun, was notwendig ist, daß es gar nicht erst zum Aeußersten kommt, dazu wollen sie sich nicht ent- schließen. Sie setzen damit das Schicksal der Republik   den Wechselfällen von Zusammenstößen, von denen nur das eine sicher ist. daß sie auf den Fortschritt hemmend und verzögernd zurückwirken, die aber leicht noch weit schwerer wiegende Schädigung der sozialen Entwicklung zur Folge haben können. In jeder Hinsicht Stütze, ja Pfeiler der Republik  ist dagegen die Sozialdemokratische Partei Deutschlands  , die alte S.P.D. Ihre Politik ist auf die Förderung und Sicherung der Republik   unter allen Um- ständen eingestellt, für das Werk der organischen Ar- b e i t in Gesetzgebung und Verwaltung ebenso entschieden wie für die Verteidigung in Augenblicken der Krisis. Sie ist, das darf man ohne Ueberhebung sagen, die Partei der deutschen Republik» in dieser Eigenschaft heute auch von allen einsichtigen Politikern des Auslandes anerkannt. Welche Zu- geständnisse aber das Ausland Deutschland   zu machen bereit ist, wird es nur dem als Republik   gefesteten Deutschland  machen. Darüber kann niemand zweifeln, wer die Presie des Auslands aufmerksam verfolgt und Gelegenheit hat. mit fach- kundigen Politikern des Auslandes zu sprechen. Nichts Schlimmeres könnte den Deutschen   als Nation passieren, als ein Wahlsieg der Partei, die sich deutschnational nennt. Denn daß das Ausland sich durch deren großen Mund einschüchtern lassen würde, kann man nur politischen Kindern einreden. Es würde aus ihrem Sieg vielmehr nur den Schluß ziehen, daß am deutschen   Volk Hopfen und Malz verloren ist und es da- nach behandelt werden muß. Der Ausgang der Wahl in Preußen, das mehr als drei Fünftel der Bevölkerung Deutschlands   umfaßt(37 von kl) Mil- lionen Seelen) wird allerorts als ein Gradmesser der politischen Parteiverhältnisse in Deutschland   betrachtet. Es ist daher unter dem Gesicbtspuntt der inneren wie der äußeren Politik von größtem Wert für unser Volk und obenan für die deutsche Arbeiterklasse, daß der 20. Februar in Preußen ein Siegestag für die Republik   fein wird. Tue jeder noch in letzter Stunde das Seinige, ihn zu einem solchen zu gestalten. Nichts Besseres aber kann der Arbeiter und Sozialist tun, der die Notwendig- keiten und Aufgaben der Zeit erkannt hat, als wenn er bis zum letzten Augenblick wirbt für die Partei, mit der das Wohl und Wehe der deutschen Republik aufs engste verbunden ist. die Sozialdemokratisch« Partei Deutschlands  !
Not, öie zum Gimmel schreit! Hunderttausende deutscherKinder leiden an chroni- scher Verkümmerung infolge Unterernährung. Die Kriegsnot hat sie im Wachstum siech gemacht. Millionen deut- scher Frauen wissen nicht, wie sie sich selbst und ihre Kinder mit dem Notwendigsten kleiden und nähren sollen. Ist das die Not, die zum Himmel schreit? Keineswegs es gibt eine noch größere, denn die deutschen   Hohenzollern  -Anbeter weinen Tag und Nacht bittere Tränen über die Armut und das Elend, das über ihren Wllhelm und seine Familie hereingebrochen ist. Da druckt die Kreuzzeitung  " heulend folgende Stilblüte aus dem Blättchen desBundes der Aufrechten" nach: Wer in Haus Doorn   war, erzählt immer wieder von der Enge der Räume, die ja bei der Krankheit der Kioserin ganz besonders drückend ist.... So wurde denn beim Finanzministerium Mitte Dezember die Lieferung von Gegenständen aus königlichen Beständen beantragt. Antwort: Glatte Ableh- nung. Es erscheine nicht tunlich, dieallgemeine Aufmerksamkeit" erneut aufTransporte nach Doorn" zu lenken! Da es sich nur um Hausrat einfach st er Art handelte, der aber bei dem Geldstande in Holland   ganz ungewähnliche Kosten fordern würde, und da ein Transport solch einfachster Art doch wirk- lich nicht gerade.aufreizend" wirkt, so wurde der Antrag bei der roten Regierung erneut gestellt. Die rot« Regierung aber antwortete trotz alledem wieder mit einer glatten Ablehnung... Für Doorn   waren erbeten: 18 Taselstühl«, 12 Zogpendel- Veleochkunge», 5 Deckenbeleuchtungen mik Glasschirmen. 6 Schiffs- deckenbeleachtungen, 12 Schirme für Nachttischlampen. 1 elektrische Lauslampe, 6 Spirituslampen, 12 Oelwandlampen. 2 Petroleum­lampen, 2 Paar Filzschuhe, 6 Nachttisch», 6 kleine Tische, 2 Waschtoiletten, 2 Besenschränke, 12 Gardinenstangen mit Konsolen. 12 Rohrstühle, 100 Seidcnschirme für elektrisches Kerzenlicht. Es ist wirtlich wahr: dieEnge der Räume"" im S ch l o ß Doorn im Niederdeutschen nennt man die Herrensitze viel- fachHaus" ist bei der Krankheit der Frau von Hohen- .zollern sobesonders drückend", daß man, um Raum zu schaffen, schleunigst noch 18 Tafel stuhle, 6 Nachttische, noch 6 Tische und eine Menge Beleuchtungsmaterial fordert, das in Deutschland   wohl einigen Dutzend Familien sehr reichlich Licht spenden würde! Die Not ist wirklich groß... Noch größer ist freilich die Gefühlsrohelt jener An- Hänger Wilhelms, die in Deutschland   mit dem kranken Körper der Exkaiserin politischen Schacher treiben. Wie der Deutsche   Bauernbund dem BT. schreibt, wird von der D e u t s ch n a t i o n a l e n Vo l k s p a r t e i zu der bevor- stehenden Reichs- und Landtagswahl in Ostpreußen   folgendes mit Schreibmaschinenschrift hergestellte S ch r i f t st ü ck ver- breitet, das angeblich einen Auszug aus einem Schrei- den des Prinzen August Wilhelm darstellt: Denken Sie. diese schmachvolle Regierung will die Ueber- führung meiner armen Mutter bei Tage verhindern. Gröner sagt, seine Leute würden streiken: Broun erklärt: Alles wird durch die Reichswehr   abgesperrt, damit die Bevölkerung nicht teilnehmen kann. W e i s m a n n sagt: Früher hätte man Liebknecht und Rosa Luxemburg   auch nicht mit allen Ehren beisetzen lassen (gelogen, denn Bebel und Singer wurden im Triumph durch den Tiergarten geschleift). Dies muh mündlich schnell verbreitet«erden. Bitte, helfen Sie uns dabei, damit in weiten Kreisen diese Schamlosigkeit bald bekannt wird. Ebert erklärt: Sie ist eine preußische Person und geht mich nichts an. Wie es mir als Sohn dabei ums Herz ist, können Sie sich denken. Stets dankbarst Ihr August Wllhelm, Prinz von Preußen." Der I n h a l t des Briefes ist selbstverständlich erlogen. Der Verfasser wir wissen nicht, ob wirklich der August Wilhelm   selbst es ist muß sich bereits heute durch Wolffs Bureau amtlich bescheinigen lassen, daß der R e i ch s p r ä s i- d e n t die ihm zugeschriebene Aeußerung niemals g e- t a n hat. Und die gleichen Erklärungen werden wahrscheinlich bald von den anderen Genannten erfolgen. Es handelt sich bei dem Schriftstück ja auch nur um eine Wahlmache, die um
so schamloser ist, als die Exkaiserin nochnichteinmaltot ist. Man kann das Ableben deredlen Dulderin" augenschein­lich gar nicht erwarten. Welche abgrundtiefeSohnes- g e s i n n u n g man durch die Fälschung dem Zollernsprößling August Wilhelm   unterschiebt, ist den Deutschnationalen äugen- scheinlich gar nicht zum Bewußtsein gekommen. Aber ein Wort im Vertrauen: Warum suchen sich Wll» Helm und seine Söhne nicht endlich eine ehrliche Beschästi- gung? Warum wollen sie sich immer noch von hungernden Bolksmassen ernähren lassen? Außer dem Regieren haben sie zwar nichts gelernt und das nur sehr schlecht. Aber so mancher Offizier hat heute schon einen bürgerlichen Beruf er- lernt, warum suchen sich die Zollern nicht auch Beschäftigung als Handwerker oder als Angestellter? düngemittelsthkeber im ganzen Reich. lieber die Verschiebung von Düngemitteln in« Ausland'.eilt da« Landespolizeiamt beim Ministerium des Innern mit: Diese Schiebungen werden bereits seit mehreren Monaten ener» gisch verfolgt und haben zu zahlreichen Festnahmen an verschiedenen Plätzen des Reichs geführt. Unter anderem wurden vor einiger Zeit»in H i l f s r e s e r e n t der hiesigen Außenhandels- stelle für Chemie namens Ritzefeld und seine Amtsoorgängerin Fräulein R a b e u s verhaftet. Die letztere hatte nach ihrem Aus- scheiden aus der Außenhandlsstelle mit dem Kaufmann Hen» nicken» in Charlottenburg  . Wielandstr. 38, dieAmerican Che- mical-Produkts" gegründet. Beide betrieben einen umfangreichen Export mit Düngemitteln. Die Ausfuhrbewilligungenbesorgte" der in die Außenhandlsstelle hineingeschobene R i tz e f« l d gegen entsprechenden Gewinn. Eine Bewilligung aus dieser Quelle ging nach Köln  , von da nach Lobberich   in die Hände eines Spediteurs und wurde dann in Holland  mit falschen Skempela der Eifenbahngüterverwoltung versehen. In Köln   führte der frühere österreichische Konsul Dr. Leschanowski die not- wendigen Geschäfte. Wegen dieser Borgänge schwebt gerichtliche Voruntersuchung in Köln  . Ein großer Tell der Beschuldigten be- findet sich in Haft. In Frankfurt   a. M. wurde vor kurzem der Kaufmann M. Rothschild wegen Verschiebung von Chemi- kalien nach Holland   dem Richter vorgeführt, aber gegen eine Sicher- heitslcistung wieder in Freiheit gesetzt. Rothschild   benutzte nicht gefälschte Aussuhrbewilligungen, sondern sogenannte st a t i st i s ch e Erklärungen, die von den Zollämtern auf Grund vorgelegter Einfuhrbewilligungen ausgestellt werden. In dieser Angelegenheit wurden im Hamburger Hafen  große Mengen von Chemikalien und Medikamenkeu beschlagnahmt. die teilweise von einer süddeutschen Großbank beliehen sind. Wegen ähnlicher Schiebungen, in die Beamte der Kaliindustrie Mittel­ deutschlands   verwickelt sind, befindet sich ferner ein Kaufmann Sattler im Berliner   Untersuchungsgefängnis. Auch gegen die Firma R o o s u. C o. in Berlin  . Voßstr. IS. schwebt ein Verfahren wegen verbotener Ausfuhr von Chemikalien nach Amerika   auf Grund gefälschter Ausfuhrbewilligungen. ReaMonäre venunsiantenmache. Wir haben schon wiederholt Veranlassung genommen,' darauf hinzuweisen, daß die Reakttonäre ; in Ermangelung einer sachlichen Wahlparole zu den niedrigsten Ver- dächtigungen greifen und auf Grund dunkler Angebereien die Amts- i führung der ausgeschiedenen sozialdemokratischen Reichsminister zu diskreditieren suchen. Mit besonders plumpen Mitteln geht die IDeutsche Zeitung" ins Gefecht. Sie behauptet, daß unter der Lei- hing Robert Schmidt«, natürlich unter Assistenz des Herrn Staatssekretärs Hirsch ein Lebensmitteleinfuhrgeschäft mit Belgien   gemacht worden fei, bei dem da« Reich«inen Verlust von 17 5 Millionen Mark erlitten habe. Dieser Vertrag llt von der Eisenbahnverwaltung Elberfeld, nicht vom Genossen Robert Schmidt abgeschlossen worden durch«inen Vertreter des vreußifchen vertehrsministeriums, das zur damaligen Zelt(30. Juni ISIS) nicht in sozialdemokratischen Händen war. Staats- sekretär Hirsch war, wie schon bei anderer Gelegenheit festgestellt wurde, im Ernährungswesen niemal» tätig, sondern der konservative jetzige Entwasinungskommissar Dr. Peters. Es ist ja anzunehmen, daß der Reichsernährungsminister sich bis nach den Wahlen Zeit lassen wird, um die Angelegenheit sachlich aufzuklären, vielleicht wird sich bei dieser Aufklärung auch herausstellen, durch welche Hände derartiges zweifellos rein amtliches Material zurDeutschen Zeitung" gelangt ist.
Die Kultur als Kollektivarbeit. Don Peter Krapotkin »rapotttn wirb voraussichtlich in zwei Werken forlleben: ber wirklich povulilren weschtchi« der frunziisifchen Sievolution und in dem auf einaehendcn Studien beruhenden Buche.Gegenseitig« Hilfe", worin er nachweist, dag in der ganze» lebenden Natur ein grnosscnschaflliches Prinzip neben und Uber dem«ompf um. Dasei» sich durchsetzt. Seine geseUschasUiche» Ideal» hat er dagegen in dem..Wohlstand für alle" entwickelt, einer edlen Utopie, au» der wir«ine Probe geben. Es gibt nichts, und sei e, ein Gedanke oder eine Erfindung, was nicht Kollektivarbeit wäre, was nicht in der Vergangenheit und der Gegenwart zugleich seinen Ursprung hätte. Tausend« von Er- findern, bekannt oder unbekannt, gestorben im Elend, haben die Erfindungen dieser Maschinen, in denen der Mensch von heute sein Genie bewundert, vorbereitet. lausende von Schriststellern, Dich­tern und Gelehrten haben an dem Aufbau unseres Wissens, an der Beseitigung der Irrtümer, an der Schaffung jener wissenschaftlichen Atmosphäre, ohne welche keines der Wunder unsere» Jahrhunderts hätte in Erscheinung treten können, gearbeitet. Aber diese Tausend« von Philosophen, Gelehrten, Erfindern sind selbst wieder nur durch die Arbeit vergangener Jahrhunderte angeregt worden. Sind sie nicht während ihres Lebens ernährt und erhallen worden(in körperlicher wie geistiger Beziehung) durch Legionen von Arbeitern und Handwerkern aller Art? Haben sie nicht ihre treibende Kraft aus ihrer ganzen Umgebung geschöpft? Das Genie eines Seguin, eines Mayer und eine» Grave haben sicherlich mehr dazu getan, die Industrie auf neue Bahnen zu lenken, als olle Kapitalisten der Well. Aber diese Genies sind selbst wieder nur die Kinder der Industrie, nicht weniger als die der Wissenschaft. Denn es war notwendig, daß Tausende von Dampfmaschinen von Jahr zu Jahr unter aller Augen die Wärme in dynamische Kraft und diese wieder in Schall  , in Licht und in Elektrizität umsetzten, bevor diese genialen Geister de» mechanische« Ursprung und die Einheit der physischen Kräfte proklamieren konnten. Und wenn wir, die Kinder des IS Iahrhunoerts. endlich diese Idee begriffen haben. wenn wir verstanden haben, sie praktisch zu verwenden, so rührt dies wieder nur daher, weit wir durch die Masse der Erfahrungen aller früheren Tage fast darauf gestoßen wurden. Die Denker des oerflosssnen Jahrhunderts hatten sie gleichfalls erfaßt und ausge- sprachen: aber sie waren unbcgriffen geblieben, weil das 18. Jahr- hundert nicht wie wir mit der Dampfmaschine ausgewachsen war. Man denke nur, wie lang, Jahre noch in Unkenntnis jenes Ge> setzes, welche» uns erlaubte, die ganz« modern« Industrie zu revo- lutiomeren. verflossen mären, wenn nicht Wall in Soho Arbeiter gefunden hätte, die geschickt genug waren, seine theoretische» An- schläge in Metollkonstruktton und in vollendeter Form aller Teile auszuführen, und so den Dampft eingeschlossen in einem vollstän- dige» Mechanismus, gelehrig« wie das Pferd, fügsamer wie da» Wasser, zur Seele der modernen Industrie gemacht hätte».
Jede Maschine hat die gleiche Geschichte: eine lange Geschichte erfolglos durchwachter Nächte, von Enttäuschungen und Freuden, von partiellen Verbesserungen, ausfindig gemacht durch mehrere Generationen unbekannter Arbeiter, welche der primitiven Erfin- dung jene kleinen Unbedeutendheiten hinzufügen sollten, ohne welche die fruchtbarste Idee unfruchtbar geblieben wäre. Ueberhaupt jede neue Erfindung ist eine Synthese ein Resultat von tausend vor- angegangenen Erfindungen auf dem unermeßlichen Gebiete der Mechanik und Industrie. Wissenschaft und Industrie, da» Wissen und sein« Anwendung, Erfindung und ihre Verwirklichung, die wieder zu neuen Erfin düngen führt, Gehirnarbeit und Handarbeit Gedanke und Mus kelanstrengung alles steht in inniger Verbindung. Jede Eni- deckung, jeder Fortschritt, jede Vermehrung des Reichtums der Menschheit hat seinen Ursprung in der Gesamthell von Hand» und Hirnarbeit der Vergangenheit und Gegenwart. « Die Delsehnng krapoMv». Au» Moskau   wird gemeldet: Am 13. Februar fand in der roten Hauptstadt die feierliche Beisetzung Krapotkin» statt. Die Leiche war mit einem Extrazug nach Moskau  gebracht und im Gewertschaftshaus ausgestellt worden Aus ollen Teilen Rußland  » waren Abordnungen revolutionärer und wissen­schaftlicher Organisationen he beigeeilt, die Kränze am Sarge   nieder- legten. Der Leichenzug, der sich zu einer großartigen Massenkund» gebung der Mostauer Bevölkerung gestaltete, wurde angeführt von den Vertretern des Sowjet« aller sozialistischen   und revolutionären Parteien, den Vertretern der wissenschaftlichen Institute und der russischen Studentenschaft. Die Massen bildeten ein meilenlanges Spaller zum Friedhof. Taufende von Arbeitern und Studenten schlössen sich dem Trauerzuge an Am Grabe sprachen die Vertreter aller revolutionären Parteien, des Moskauer   Sowjets, der wissen- schaftlichen Institut«, der revolutionären Künstler u. a. m. Für die Anarchisten Amerikas   nahm Emma Goldmann   das Wort. Nach der Beerdigung schlössen sich die Teilnehmer wieder zu einem imposan- ten Zug zusammen, der unter Abssngung revolutionärer Lieder durch die Stadt zog._ Reu« Operettenkheaker:Der lachende Ehemann". Es ist so j schön, wenn man von Zeit zu Zeit die Wutkrallen einziehen und sich l mit bem Publikum so herzlich freuen kann. Ein solcher Lichtblick ist i Edmund EyslersDer lachend« Ehemann". Der Text von Julius Brammer   und Alfred G r ü ti w a l d ist im ersten Akt eine geistreiche Plauderei, die im zweiten Überraschend zu einem tragischen Konflikt hindrängt. Alles mit wienerischem Gefühl und dem darauf bald leise-diskret, bald energifch-explodierendem Humor. Die Musik ist auch dem Rang nach zu Eyslers ersten Werken zu zählen. Zwar dem Originalquell entspringt auch sie nicht, zu viel Bekanntes und aus zweiter Hand drängt sich ein. Aber w l e Eysler das sagt, da» ist doch ganz anders. Das Weinlied z. B. darf größter Verbreitung sicher sein. Die«inschmeichelnde Jnstrumen. tatton. feinste Wiener Tunte, schmeckt dem verwöhntest« Gaumen wie de« anspruchslosen.*
Unter den vielen Wienern, die teils als Gäste, teils als Mit- glieder das Milieu tadellos vertraten, leuchtete der Liebling der Wiener und Berliner   Fritz Werner turmhoch empor. Die Bom» benpartie, dit auf ollen Grenzgebieten sich bewegt, vom tragischen bis zum schnurrig-possenhafteften, scheint ihm absolut auf den Leib geschrieben. Auch als Regisseur war der einzigartige Künstler,'der noch eine gerührte Red« schmetterte, auf derselben Höhe. Marie H o f f m a n n war vor einem Dutzend Iährchen der schön« Star de» Theater» des Westens: sie ist stimmlich doch nicht ganz unverbraucht, wenn auch eine Indisposition in Rechnung gezogen werden muß. Aber der Gesamteindruck ist gut. Poldi A u g u st i n, die wahrhast göttliche Lucinde, Albert P a u l i g, Ludwig H e rol d, Lilli F l o H r s apparte, feinnervige Stella und Ernst W u r m s e r reihen sich würdig an. Dr. Egon N e u m a n n hatte das Orchester und die Sänger vollständig in der Hand. H. M. Die Reform des Urheberrechts. In einer Sitzung des Unter- ausschusses des Reichswirtschaftsrat» zur wirtschaftlichen Förderung der geisttgen Arbeit wurde der Pmn einer durch Reichsgesetz einzu- führenden Kulturabgab« behandelt. Der Berichterstatter Dr. Rösch führte aus, daß durch diesen Plan»ine dauernde Sicher- stellung der künstlerischen Arbeit, nicht etwa nur eine vorüber- gehende Notstandsaktion bezweck« sei. Ein« Reform des Urheber- rechts zum Wohle der geistigen Arbell und damit zur Hebung von Kunst und Kultur hat einzusetzen Eine Kulturabgabe von 10 Proz. muß erhoben werden, die in-ine allgemeine Kulturkass« fließt. Der Ertrag wird von einem au» Autoren oller Kunstqebiete zu- sammengesetzten Selbswerwaltungskörper für folgende Zwecke ver- teilt: 1. Unterstützung verdienter bedürftiger Autoren; 2. Beröffent- lichung wertvoller neuer Werke; 3. Verbreitung solcher Werke in den weitesten Bevölkerungskreisen zu billigen Preisen. Um eine unnötige Belastung der Bevölkerung durch die Kultur- abgab« zu vermeiden, muß erstens ein« Umgestaltung der Lustbar- keitssteuer und zweitens eine Reform des Sorttmentshandels ein- treten, dem heute der größte Anteil an einem Werke zufällt. Dieser unhaltbare Zustand bedarf noch einer eingehenden Prüfung im Ausschuß. Die allgemeinen Folgen, die eine gesetzgewordene Kulturabgabe hervomifft sind«ine Art von geistiger Revolutton, die das unterlegen« Deutschland ol» Bekundung feines geistigen Lebenswillen» den Siegerstatten vorwegnimmt. Dieser Plan wird von einer engeren urheberrechtlichen Korn- Mission weiterbearbeitet werden. Enrulos Befinden soll sich gebessert haben TZ besteht Hoffnung aus feine Wiederbcrsiellung. Der eingefiellteNeigen-'. Die Wiener Polizeidirettion bat die weitere Anffübrung von Schnitzler  »Reigen" in den Kammeriplelen m t Rücksicht aus die Tichallung von Ruhe. Ordnung und Sicherheit verboteir. Wir ballen denReigen" für eine tzlngelegenlrelt, die nicht aut die iffenlliche Bübne gehört. Aber daß den Radondemonttranten zu Tillen gehandelt wird, Iii wenig erfreulich. Der Verfasser hätte, anftatl die Kon- junktur auszunützen, sein Stück zurückziehen fallen Tchltehuus der«iu-S in TSssrldort. In Düss-ldors soll tn den nächsten Tagen dte dereit» w einer am 2. d. R. abgehaltenen Protest- Versammlung angekündigt««tNetzung dar Lichtspieltheater zum Protest gegen die Erhöhung der LustdarteitSsteuer aut 80 Pro,, durchgeführt Verden  , Die tkündigimg dar»naestellte, ist bereit« erfolgt