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»lud Lockspitzel, systematisch zur Brutalität erzogene Halluukeu jeder Art, die das alte Verbrecherhandiverk nicht mehr ge- nährt hat. Die Sträflinge stehen unter den» Kriegsrecht, die Chiounnes, bis an die Zähne bewaffnet, haben den striktesten Befehl, bei der leisesten Widersetzlichkeit die Waffen zu gebrauchen, und sie sind überhaupt mit dis- krctionärer Gewalt ausgestattet. TerJntransigeaut" er- zählt alls dem Leben auf den.Heilsinseln" ein paar grauenhafte Vorkommnisse. Drei nach einem Fluchtversuch wieder gefangene Sträflinge wurden von denWärtern" an Bäume gebunden, bis sie verschmachtet waren. Ein anderer wieder ergriffener Flüchtling wurde mit Syrup beschmiert und aus einem Ameisenhaufen an einen Baum gebunden. Im Lager von Revire band derWärter" A l l a r i zwei Sträflinge, bis an den Gürtel entblößt, an ein Gerüst, wo sie den Strahlen der tropischen Sonne ausgesetzt blieben, bis die Haut wie gekocht war. Dann wurden die Unglücklichen gepeitscht, und wieder-angebunden, bis der Tod sie erlöste. Auf der Werft von Gourdonville rief ein Sträfling, den der Ausseher geschlagen hatte, diesem im Zorn zu: Sie Elender! Der Aufseher jagte ihm fünf Revolverkugeln in den Leib, die den Unglücklichen tödtctcn. Diese Beispiele mögen genügen. Erwähnt sei nur noch, daß Bluthunde (vierbeinige) den Wächtern beigegeben, und darauf dressirt sind, nicht blos den Wann zustellen", sondern auch zu zer- fleischen. Die vomJntransigeant" mit allen Details mitgetheilten Fälle haben beiläufig nichts Ueberraschendes. Viele Kommunarden waren seinerzeit nach ähnlichen Stätten des Granens in Neu-Caledoniendeportirt" und sie haben Aehnliches berichtet, zum Theil selber erlebt. Man lese nur die erschütternden Schilde- rungen P e l l e t a n' s, die er in seinem bekannten Buch über die an den Konununegefangenen verübten Schand- thaten gegeben, und während der letzten Debatte über die verbrecherischen Gesetze" ergänzt hat, ohne daß die Regie- rung eine Ableugnung auch nur versucht hätte. Und sind die Männer, die derartige Greuel verüben und sie dulden so fragt diePetite Republique", nicht größere Verbrecher, als die Sträf- l i n g e? Casimir Perier und seine Sippe gerathen in immer schärferen Gegensatz zu der öffentlichen Meinung und empfangen von Tag zu Tag mehr und kräftigere Ohrfeigen. Ter vorgestrige Tag brachte ihnen zwei arge Blamagen. Die Art und Weise, wie die Regierung sich in der An- gelegenheit M i r m a n benahm, hat in Frankreich all- gemeine Entrüstung erregt. DiePetite Republique" nennt esein Attentat auf die Volksvertretung", daß der Kriegs- minister das Recht beansprucht, jeden Abgeordneten, der im niilitärischen Dienstverhältniß ist, d. h. so ziemlich jeden Abgeordneten unter 45 Jahren nach Belieben unter die Fahne zu berufen. Nicht glimpflicher spricht die ganze radikale Presse sich ans. Die zweite Niederlage, die Herr Perier und sein Ministerium vorgestern erlitt, war die Freisprechung derPetite Republique", die ivegen Richterbeleidigung angeklagt war, weil sie erklärt hatte, die Justiz sei durch gewisse politische Prozesse der letzten Monate besudelt worden. Die Vertheidigung, vertreten durch unseren Genossen, den Rechtsanwalt und Deputirten Viviani, erhielt den Satz aufrecht, begründete ihn in glänzender Rede und die Geschworenen sprachen frei. Da die Ge- schworenen dem Bürgerthum angehören, so beweist dies, daß auch in den bürgerlichen Kreisen das System Casimir Perier abgewirthschaftet hat. Nicht so glücklich wie diePetite Republique" war der Parti Ouvrier", der wegeu Beleidigung der Armee, in Person seines Verlegers und des Artikelschreibers zu 1 und zu Vs Monat Strafe verurtheill wurde. In Frankreich huldigt man nämlich ähnlichen Praktiken wie in Deutsch - land und sucht möglichst viele Personen für das nämliche Preßvergehen" zu strafen. Die Reaktion ist überall von gleichem Haß gegen die Presse erfüllt und arbeitet überall mit den gleichen kleinlichen Mitteln. Es gelingt nichts»»ehr. Die belgischen Pfaffen, die belgischen Bourgeois»md die belgischen Polizisten sind pfiffige Leute, gewiß so pfiffig wie unsere heimischen Reaktionäre; und als sie durch das Volk gezwungen, voriges Jahr das neue Wahlgesetz bewilligten, wandten sie all ihren vereinten Scharfsinn auf, um das allgemeine Wahlrecht in ein papiernes Schaugericht zu ver- wandeln, das zwar aussieht wie ein richtiges Essen aber keins ist. Tie Pluralstimmen wurden eingeführt, die Ab- stimmung sehr schwierig, gleichzeitig aber obligatorisch gemacht, und was sonst noch an Tricks und Kniffen sich ausspintisiren ließ. Und der Erfolg? Die beiden vorletzten Sonntage haben das ganze Kartenhaus über den Haufen geworfen und alle Berechnungen Lügen gestraft. Jetzt sind die belgischen Herren Reaktionäre daran, ein neues Heilmittel zusammen- zubranen: die Frauen sollen das Stimmrecht bekommen!Die Männer haben sich von den Pfaffen be- freit, aber die Frauen sind noch fromm. Lassen wir die Frauen wählen, so wählt durch sie der Pfaffe, und der Mann muß, wie die Frau will." Sehr fein ausgetistelt. Wird jedoch auch nichts helfen. Auch die Proletarierfrauen sind allmälig zum Klassenbewußtsein erwacht, und treibt nian sie noch gewaltsam ins politische Leben, so wird ihre Fortentwickelung zum Sozialismus nur um so rascher sich vollziehen. Unsere Feinde mögen thun was sie wollen, sie m ü s s e n uns in die Hand arbeiten. So will es die Logik der Thatsachen. Belgien. Wiederum sind unsere deutschen Reaktionäre um eine Hoffnung ärmer: sie hatten sich schon eingeredet, die zu Abgeordneten gewählten belgischen Sozialisten würden ihren Feinden den Spaß machen, den Eid zu ver- weigern und sich aus der Kammer hinauswerfen lassen. Natürlich denken unsere belgischen Genossen an keine solchen Allotria. Uebrigens haben sie blos der V e r f a s s u n g Treue zu schwören genau ebenso wie der König und die Verfassung kann ja jeden Augenblick geändert werden, wenn das Volk es will. Von der Monarchie zur Republik ist es kein weiterer Weg, als vom Zensus- Wahlgesetz zum allgemeinen Stimnirecht vielleicht nicht so weit. DerPeuple ", das Organ unserer französisch sprechen- den Genossen, veröffentlicht heute, wie telegraphisch gemeldet wird, an leitender Stelle einen Bericht, in welchem die An- spräche der Arbeiterpartei an das neuzugründende! Arbeits- Ministerium entwickelt werden. Danach soll das Arbeits- Ministeriuui das�Zeutrum einer weitverzweigten Organisation sein und in allen Ortschaften Agenten haben, um die Be- schwerden der Arbeiter entgegenzunehmen; ferner soll es den Gencralstab der Inspektion der Arbeiter bilden und die Vorlagen zu Arbeiterschutz- und sonstigen sozialen Gesetzen für das Parlament ausarbeiten. Der Schlachtruf Lord Roseberh's gegen das Ober- Hans hat die englischen Konservativen mehr belustigt als erschreckt. Der Gedanke, durch Beschlüsse des Unter- Hauses das Oberhaus zur Kapitulation zu bringen, ist aber auch gar zu lächerlich. Beschlüssen des Unterhauses sind allezeit geictzlich glcichwerthige Beschlüsse des Oberhauses entgegenzustellen. Das Oberhaus wird sich blos vor einer Volksbewegung beugen, die es wegschwemmen könnte. Und vor einer solchen Volksbewegung haben die englischen Liberalen womöglich noch mehr Angst als die Konservativen; wagen sie doch nicht einmal, das Parlament aufzulösen, und bieten sie doch alles auf, um den von der Opposition höhnend gefordertenAppell an das Land" möglichst hinaus- zuschieben! D i e Bäume wachsen nicht in den Himmel, und kommt einmal eine ernsthafte Volksbewegung gegen das Oberhaus, dann wird sie auch nicht vor demselben Halt machen, sondern es wegschwemmen nebst so manchem Anderen, das dem Lord Rosebery ebenso theuer ist wie seinem Gegner, dem Lord Salisbury. Ein Paradies für Polizisten muß Aegypten sein. Nach einem amtlichen Bericht der englisch ägyptischen Polizei- Verwaltung, die dem Engländer Settle Pascha unterstellt ist, be- steht das eigentliche Polizeikorps aus 7000 Mann, wird aber von Militärpatrouillen und Nachtwächtern unterstützt. Die letztern sind es, die dem ägyptischen Sicherheilsdienft sein eigenthüinliches Gepräge aufdrücken; sie werden theils aus Privatmitteln, theils vom Staate bezahlt, versehen am Tage ihre Zivilarbeit und Nachts mit Stock und Vogelflinte den Sicherheitsdienst und erreichen die stattliche Zahl von 70 000 Mann in ganz Egypten. Dieses Heer von Aufpassern wird, wie ein Korrespondent derKöln . Zig." mit- theilt, an vielen Orlen, vornehmlich in Beduinengegenden, von der Sippe der Einbrecher gebildet und ist für die Stammesgenossen verantwortlich. Aehnlich hat sich der altegyplische Staat an seiner Ostgrenze vor den Einfällen der Nomaden zu schützen gesucht. Trotz dieser gewaltigen Zahl von wachsamen Augen des Gesetzes, kommt in Egypten noch stets eine Unzahl von Räubereien und Brandstiftungen vor. 1027 Personen wurden im vorigen Jahre des Mordes angeklagt. Sollte nicht gerade die große Zahl der Polizisten und Nachtwächter die Erklärung für die Häufigkeit der Verbrechen abgeben? Man hat auch anderswo die merkwürdige Erfahrung gemacht, daß die zünftigen Ordnungshüter Unordnung hervorrufen. Anarchisten-»ind Dtiuamitgesetze haben das mit einander gemein, daß sie nur Solche treffen, auf die sie nicht gemünzt find. Das deutsche Dynamitgesetz hat blos harmlose Leute geschädigt, und die neuesten Anarchistengesetze in Frankreich und Italien haben Manchem viel Leids ge- bracht, nur keinem Anarchisten. Aehnlich ist's in Amerika . Dort hat das Anarchistengesetz sein.erstes Opfer gefordert, uud es ist ein biederer Refornibürger. Man schreibt darüber: In Ripeley, im Staate Tennessee der nordamerikauischen Union ist das neue Anarchistengesetz zum ersten Male zur Anwen- dung gebracht. Es ist dort der Führer der Volkspartei und Redakteur desPeople's Advocate", E. F. Talley, unter der Anklage des Aufruhrs verhastet worden. Letztere stützt sich auf einen Artikel, in welchem Talley zu einer Volksversamm- lung eingeladen hatte, um gegen die Wahlbetrügereien zu protestiren. In dem Aussatz hieß es:Ehe die Bürger zu solchem Betrug schweigen, werben sie die Erde mit ihrem Blute tränken." Das erwähnte Gesetz verbietet die Ein- berufung von Versammlungen, die zu Gewaltthätigkeiten aufreizen sollen. Der Verhaftete im vorliegenden Fall ist natürlich kein Anarchist, aber die Aufforderung zu Ge- waltthätigkeiten ist nicht allein diesem, sondern Allen verboten. Freilich geht aus der oben angeführten Meldung an sich noch nicht hervor, daß Talley wirklich mit Gewaltthätigkeiten gedroht hätte oder in der Versammlung zu solchen aufreizen wollte. Vielleicht handelt es sich bei der Anklage auch um einen Parteikniff. Jedenfalls ist die Sache sehr amüsant. Und daß der Anarchismus " in einem Protest gegen Wahl- betrügereien steckt, macht die Sache noch amüsanter und lehrreicher. Die Japanese » haben neue militärische Vortheile er- rungen, und sind nun, siegreich vormarschirend, auf chiue- sischem Gebiete. China scheint militärisch vollkommen hilflos, während die Japanesen sich diesen Theil der euro - päischen Zivilisation gründlich angeeignet haben. Von diplomatischen Vermittcluugsversuchen hört man neuerdings nichts, seit die englischen Vorschläge nicht die Zustimmung der übrigen Mächte erhalten haben. England scheint aber unter der Hand auf eigene Faust thätig zu sein. Highlife. Wie sichs in den höchsten Gesellschaftskreisen lebt das zeigt nachstehendes Telegranim über den jüngst plötzlich erfolgten Tod der Kaiserin von China : London , 31. Oktober. DemNewyork Herald" wird aus Shanghai gemeldet, daß der Tod der jungen Kaiserin von China auf S e l b st m o r d zurückzuführen ist. Dieselbe habe stets unglücklich mit dem Kaiser gelebt, und als derselbe ihr letzthin öffentlich eine Ohrfeige verabreichte, habe die Kaiserin Gift genommen. Soll auch in anderen Ländern vorkommen. Von der Agitation. In Bürgel (Kreis Offenbach ) sprach am letzten Sonnlag der Reichstags-Abgeordnete Richard Fischer-Berlin vor einer äußerst zahlreich besuchten Ver- sammlung über:Die Sozialdemokratie und ihre Gegner." Die Anwesenden, die dem Vortrag mit gespanntester Aufmerksamkeit folgten, lohnten dem Redner mit großem Beifall und ver- sprachen in einer Resolution nach besten Kräften für die Ideen des Sozialismus thätig zu sein. In Mühl- heim sprach am gleichen Tage der Reichstags-Abgeordnete Alb. G e r i s ch über dasselbe Thema. Auch hier bekundeten die Anwesenden die erfreulichste Begeisterung für die Sache des Proletariats. In Heusenstamm und Bieber sprach der Genosse Franz Hofsmann-Chemnitz über das oben ge- nannte Thema und erzielte den gleichen guten Erfolg. In Seligenstadt sprach Genosse Schmahlfeld aus Bremer- Häven, in Obertshausen hatte Gen. Dreesbach-Mannheim das Referat übernommen. Von nahezu 1000 Personen war eine Versammlung in Neu-Isenburg besucht, in welcher Genosse Singer in IVestündiger Rede das Gebahren der Gegner in scharfer Weise geißelte. Derselbe Redner sprach am gleichen Tage in Langen ; auch hier war der Besuch ein groß- artiger und der Verlauf und Erfolg der Versammlung ein guter." Zu einer großartigen Demonstration gestaltete sich eine Volksversammlung in Neustadt a. H., wo den Partei­genossen zum ersten Male der mächtige Saal des Saalbaues zur Versugung stand. Genosse v. Volkmar und Grillen- berger waren hier als Referenten angemeldet, Leider war v. B o l l m a r wegen Krankheit verhindert, seinem Versprechen nachzukommen und so sprach Grillenberger in zirka zwei- stündiger Rede allein über das umfangreiche Thema unter oft stürmischeni Beifall der Anwesenden. Unter diesen war ein großer Theil Landleute. In einer von mehreren Tausend Personen besuchten Versammlung in Mannheim sprach der Reichstags- Abgeordnete Genosse von Vollmar überParlamentarismus und die Taktik der Sozialdemokratie". Seine Ausführungen wurden vielfach von lebhafter Begeisterung unterbrochen; am Schluß seines Referats fand folgende Resolution einstimmige Annahme:Die heute im Saalbau von zirka dreitausend Personen besuchte Volksversammlung erklärt sich mit den Ausführungen des Referenten, Herrn Reichs- und Land- tags- Abgeordneten von Vollmar, vollkommen einverstanden. Sie erblickt in der Betheiligung der Sozialdemokratie an den Wahlen und an den parlamentarischen Verhandlungen eines der vorzüglichsten Mittel zur Aufklärung der breiten Massen des Volkes und hält die praktische Mitarbeit der sozialdemokratischen Volksvertreter an der gesetzgeberischen Thätigkeit für ein wirk- samcs Agitationsmittel, ist also mit derselben vollständig einver- standen, soweit sie sich mit den Prinzipien der Sozialdemokratie verträgt." »» Für den Wahlkreis Altena - Iserlohn ist eine Partei- konferenz für den LS. November in Lüdenscheid anberaumt. Für die bevorstehenden' Stadtverordnetenwahlen in Magdeburg wird in derVolksstimme" folgendes M i n i m u m- P r o g r a m m" aufgestellt: 1. Errichtung eines kommunalen Arbeitsnachweises und einer kommunalen Arbeits- statistik unter Mitwirkung und Zuhilfenahme der Arbeiter-Organi- sationen. 2. Gehaltserhöhung der unteren Angestellten der Stadt; Festsetzung eines Minimallohns für die städtischen Ar- beiter, bei achtstündiger Arbeitszeit; Erlaß von Arbeitsordnungen für die städtischen Arbeiter, durch welche dieselben in ihrem Ehrgefühl und in ihren Rechten nicht gekränkt werden. 3. Errichtung eines aus Vertretern der Stadt, Aerzten und Delegirten der Gewerkschaften bestehenden Arbeits» amtes zur ständigen Ueberwachung der Wohnungs-, Arbeits- und Ernährungs- Verhältnisse der arbeitenden Be- völkerung. 4. Einführung der Einheitsschule; Beseitigung der Neberfüllung der Klassen; Anstellung vongenügendem Lehrpersonal; bessere Besoldung der Elementarlehrer und Lehrerinnen; Unentgelt- lichkeit des Unterrichtes und der Lehrmittel; Verpflegung der be- dürftigen Schulkinder in einer Weise, die keine Demüthigung in sich schließt. 5. Aenderung des Submissionswesens bei Vergebung städtischer Arbeiten; Uebernahme derselben in eigene Regie. 6. Uebernahme der lokalen Verkehrsmittel(Pferdebahn, Trambahn). 7. Bildung eines Fonds, aus welchem ortsansässige Arbeitslose unterstützt werden, ohne ihre politischen Rechte zu verlieren. In- angriffnahme nützlicher städtischer Arbeiten bei vorhan- dener Arbeitslosigkeit. 8. Verweigerung städtischer Gelder zu sogenanntenpatriotischen" Zwecken. 9. Be­kämpfung aller bestehenden und aller etwa noch ge- planten indirekten Steuern. Zur Deckung der noth- wendigen Ausgaben erstreben wir: 10. Stufenweis steigende Ein- kommen« und Vermögenssteuer; Erbschaftssteuer, stufenweise steigend nach Umfang des Erbguts und nach dem Grade der Ver- wandtschaft. »« Verbotene Parteiliteratnr in Oesterreich . Folgende Schriften sozialistischen Inhalts sind der österreichischen Zensur zum Opfer gefallen und verboten worden: Oesterreichischer Arbeiter-Kalender für das Jahr 1838. Mich. Bakunin , Gott und der Staat. Berlin . Heinr. Peus, Die Knebelung der Wahrheit durch die Beleidigungs- Paragraphen. Max Kegel, Sozialistische Theaterstücke. Die Tochter des Staatsanwaltes. Ld. Knorr, Sozialdemokratischer Katechismus für das arbeitende Volk. Paul Lafargue , Kommunismus und Kapitalismus . W. Liebknecht , Der Hochverraths-Prozcß wider Liebknecht, Bebel, Hepner. Mit einer Einleitung. 1. Lieferung. I. Stern, Halbes und ganzes Freideukerthum, Zeit- und Streitschrist. 2. Auflage. Das Ver» bot wird jedenfalls feine Wirkung nicht verfehlen und dazu bei« tragen, den betreffenden Broschüren zu recht großer Ver- breitung zu verhelfen. Polizeiliches, Gerichtliches:e. Das Zeugnißzwang-Verfahren gegen den Genossen Bau müller, Redakteur der Magdeburger Volks- stimme", der bekanntlich wegen Zeugnißverweigerung 6 Monate in Haft genommen worden war, hat noch ein zweites Verfahren und zwar wegen Eidesverweigerung zur Folge. Ein Beschluß des Amtsgerichts verurtheill B. dieserhalb zu 50 M. Geldstrafe oder 10 Tage Haft, außerdem ist ihm die Kostenrechnung für die sechsmonatliche Jnhaftirung zugestellt worden; dieselben betragen 91 Mark. Das Amtsgericht zu W e i l b u r g verurtheilte dieser Tage zwei Genossen aus Ernsthausen auf grund des Kautschukpara- graphen, weil sie an einem Sonntage Schriften verbreitet hatten. Mehrere Zeugen wollten dadurch in ihremreligiösen Gefühl" gekränkt worden sein. Ein Nachspiel zur Maifeier! Das Landgericht in Karlsruhe verurtheilte mehrere Genossen zu 10 M. Strafe, weil sie der Auslösung einer mit Zitherspiel und Deklamationen sich unterhaltenden gemischten Gesellschaft an einem Ausflugorte am Mai- Feiertage durch den Bezirksamts- Assessor nicht sofort Folge leisteten. Die Gesellschaft sollte sofort den Saal räumen, obgleich es heftig regnete und andere Unterkunft fehlte. Sozis!» zUolievlirlzk. Die Qnittungskarten der JnvaliditätS- und Altersversicherung sind gut aufzubewahren! Diese Mahnung möchten wir an die zum Militärdienst Einberufenen richten, denn die Betreffenden haben nach Ablauf der Dienstzeit das Recht, sich auf grund des vorzulegenden Militärpasses die Dienstzeit eintragen zu lassen; bei eventuellen Rentenansprüchen kommt ihnen diese Zeit zu gute. Bekanntlich beträgt die Warte- zeit bei der Invalidenrente fünf Jahre und ist daher bei einem früheren Eintritt der Erwerbsunfähigkeit die bescheinigte Zeit der militärischen Dienstleistungen nicht ohne erhebliche Vortheile für den Versicherten. Tie gesammte Forstfläche im Deutschen Reiche ist nach vorläufiger Minheilung des kaiserlichen Statistischen Amtes für 1893 aus 13 9SK 827 Hektar ermittelt worden, davon waren Laub- holz 4 007 210 Hektar und Nadelholz 9 283 197 Hektar. Für 1833 waren 13 900 012 Hektar Forsten ermittelt, woraus sich also eine Vermehrung um 56 215 Hektar ergiebt. Die Laubholz- fläche betrug 1883 zusammen 4 800 055 Hektar, ist also 1893 um 133 045 Hektar kleiner gewesen als vor 10 Jahren, während die Stadelholzfläche, die 1883 9 100 557 Hektar betrug, um 182 503 Hektar gewachsen ist. Für Preußen betrügt die Ab- nähme des Laubholzes rund 400 000 Hektar; nur die Provinz Brandenburg zeigt eine Zunahme, während alle anderen Pro- vinzen eine Abnahme der Laubholzwaldungen aufweisen. Die Nadelholzwaldungen erfuhren in diesem zehnjährigen Zeitraum keine Zunahme in Ostpreußen , Posen, dem Königreich Sachsen. Sachsen-Altenburg und Lippe, sonst wurde der Nadelholzbestand in allen Landestheilen größer. Von den Laubholzwaldungen waren 501 415 Hektar mit Eichen, 413 332 nnt Birken, 2 032 019 mit Buchen und sonstigem Laubholz bestanden, wozu 112 304 Hektar gemische Bestände treten; außerdem kommen 445,150 Hektar Eichenschälwald, 42 444 Hektar Weidenhägec und 782 293 Hektar Stockausschlag mit Oberbäumen in Betracht. Unter den Nadel- Holzwaldungen sind weit über die Hälft«, nämlich 5 341 493 Hektar