Brot, um die Arbeiter ja recht unter der Fuchtel zu haben, täglich beim Schichtenwcchsel ausgefolgt. Die Ostrauer Kohleukönige können ihre Arbeitersklaven überhaupt nie genug fesseln. Darum ist auch die Zahl der Arbeiterhäuser Legion; beim Tiefbauschachl in Mährisch-Ostrau aNein wohnen 1334 Personen in Rothschild 'schen Häusern. Selbstverständlich taugen diese Wohnungen nichts oder nicht viel; sie sind schlecht und vernach- lässigt, die Keller voll Wasser. Manche Gebäude sind auch infolge von Bodensenkungen schadhaft geworden. Die Ausbesserungen werden zwar alljährlich durch den Kolonie-Aufschcr vorgeschlagen, aver die Arbeiter behaupten, wer nicht schmiert, dessen Wohnung werde doch nicht aus- gebessert. Um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Arbeiter kümmert man sich so gut- wie gar nicht. In einer Grube war für die ganze Belegschaft nur eine, zehn Liter haltende Kanne für Trink- wasser vorhanden. Die Behandlung von feiten der Beamten und Aufsichtsorgane ist in vielen Fällen eine hundemäßige; jugendliche Arbeiter werden mit Stöcken behandelt, Schimpf- Worte, wie„Galgenstrick",„Lnmp", sind etwas alltägliches. Aber trotz ihrer elenden Lage und all der angeführten Quälereien, trotz ihrer geringen Bildung,— die Arbeiter des Ostrauer Beckens sind meistens Polen und viele hat die Gier ihrer Ausbeuter verhindert, schreiben und lesen zu lernen — haben auch diese armen Arbeiter erkannt, daß auch für sie das Heil und die Rettung nur in der Bereinigung, im Sozialismus liegt. Und sie haben sich zusammengeschlossen, und ihre Organisation zählt schon mehrere tausend Mit- glieder. Glück auf! Ihr getretenen Brüder. Glück auf! Druckfehler- Berichtigung. In dem gestrigen Leitartikel: «Der Tod des Zaren", zweiler Absatz, 12. Zeile, muß es statt„Bildung und Besitz" heißen:„Bildung und Aus- k l ä r u n g Volttische TlelierNcht. Berlin , den 2. November. Ein Gedenktag. Heute feiert die„protestantische Welt" Brandenburgs — die Welt außerhalb Brandenburgs bat andere Tage und andere Feiern— die Einführung der Reformation und die„Säkularisation" der katholischen Kirchen güter vor dreihundert und fünfundfünfzig Jahren (1339). Die Säkularisation, d. h. die Umänderung der Äesitzvcrhältuisse und die Verwandlung einer gemeinschäd- lichen Eigeulhunisform in eine den öffentlichen Interessen förderliche wird heute von allen unseren Staatsbehörden als größte Heilsthat verherrlicht, in einem Augenblick, wo olle diese nämlichen Staatsbehörden sich zu einem Ver- nichtungskampf gegen die Sozialdemokratie rüsten, weil sie eine Säkularisation anstrebt. O heilige Einfalt! Und o Logik! Oder ist es etwa„revolutionärer" oder„umstürzlerischer", Kircheneigenthum in Staatsund Fürstcneigenthum zu verwandeln, als kapi- talistisches Eigenthum in Gemeineigenthum? Ist es ein Werbrechen, die Säkularisation im allgemeinen Jnter- esse zu erstreben, statt im dynastischen? Begreifen die Lob- redner der Reformation nicht, daß sie den„Umsturz" ver- herrlichen— Umsturz in des Wortes verwegenster Bedeutung? Und wissen sie nicht, daß Louis Blanc seine Geschichte der großen französischen Revolution mit Luther und der Re- sormation begonnen hat?— Der Beginn der Neichstagssession soll, so heißt es, um einige Wochen hinausgeschoben worden sein. Die Kanzler- und Mimsterkrise giebt diesem Gerücht eine ge- wisse Wahrscheinlichkeit, aber vielleicht hat auch blos diese Wahrscheinlichkeit es erzeugt. In jedem Fall ist folgendes Verzcichuiß des Arbeits- Pensums, das dem Reichstag zugedacht ist, von Interesse: Beim Beginn der Session werden zunächst der Etat und das Tabak st euergesetz erscheinen; ob wieder eine Vorlage über die Neuregelung des finanziellen Ver- h ä l t n i s s e s zwischen dem Reiche und den Bundesstaaten ein- gehen wird, scheint nach den Aeußernngen von verschiedener Seite zweifelhaft. Wenn man sich erinnert, daß der Finanz» minister Dr. M i q u e I im Juni bei den Berathungen des Herrenhauses die Durchführung des Reformplanes der Reichs- „Leider zu genau! Er ist mein Bruder. Doch scheint Mir, daß Sie einen solchen Schein in irgend einer unbestimmten Fassung ausstellen könnten; etwa so, ohne zu sagen ich sei todt, daß ein so und so Genannter sich unter einer Abtheilnng gefangener Föderirten befand, welche in der Kaserne Lobau füsilirt wurden." „Aber das kann für Sie ernste Rechtsnachtheile herbei- führen. Könnte Ihre Frau nicht zum Beispiel glauben, vollständig das Recht zu haben, sich wieder zu ver- Heirathen?" „Ihrer Treue bin ich gewiß! Aber um Ihr Rettungs- werk zu vollenden, bitte ich Sie, mir einen Paß zu ver- schaffen, damit ich, sobald meine Kräfte genügend zurück- gekehrt sein werden, die Grenze gewinnen kann." „Schon recht, ich werde mich dessen schon annehmen. Ich gehe aus, werde aber zu aller Vorsicht eine Wache vor meiner Hausthttr stellen, um die etwa Zudringlichen zu ver- hindern, sich ihr zu nähern." „Noch einmal, guter Doktor, meinen Dank!" „Wenn Sie mich noch einmal so nennen, werde ich mich erzürnen. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich nicht gut bin." „Ich füge mich; gut, Sie sind schlecht, sehr schlecht; aber jedenfalls aus eine sehr sonderbare Weise!" ** Das klein« Haus am Boulevard Clichy. Der Doktor Jean Marcas hatte sich von mir die Wohnung Sylvia's bezeichnen lassen und aus mehr als einer Ursache beschlossen, ihr einen Besuch abzustatten. Vor allen Dingen wollte er sich überzeugen, ob sie auch stark genug sein würde, die Freudenbotschaft zu ertragen, daß ich nicht todt, sondern am Leben sei. Auf der anderen Seite würde Sylvia jedenfalls nicht unterlassen. Schritte zu thun, um meine vermeintliche Leiche zu erhalten und so beisetzen zu lassen, wie ich es gewünscht. Dadurch konnte nicht verfehlt werden, die Aufmerksamkeit auf die Art und Weise meines Verschwindens zu lenken und zuletzt einen Lebenden zu eut- decken anstatt eines Todten. Das niußte und wollte mein neuer seltsamer Freund um jeden Preis vermeiden. Er traf beim ersten Besuch Sylvia sehr bleich, jedoch ruhig und resignirt. finanzreform für eine unabweisbare Nothwendigkeit erklärt, so ist die Einbrivgliilg der bezüglichen Vorlage wieder zu erwarten. Als wichtigste Vorlage schließt sich hieran der Entwurf über Maßnahmen der U m st u r z b e w e g u n g e n. Schon seit dem Frühjahre sind die Novellen zur Ge- richtsversassung und zur Strafprozeß-Ordnung festgestellt, sie werden dem Reichstage gleich im Anfange zugehen; desgleiche» das Reichsseuchen-Gesetz, der Entwurf zur Bekämpfung der U n s i t t l i ch k e i t(lex Heintze) und die Be- kämpfung des unlauteren Wettbewerbes. Dann sind einige Vorlagen mit Aenderungen der Arbeiierversicherung zu erwarten, zunächst die Versicherung des Handwerks, sowie eine Revision der Jnvaliditäts- und Altersversicherung. Ebenso sind mehrere Novellen zur Gewerbe-Ordnung vorbereitet, zum Beispiel zum Gewerbebetriebe im Umherziehen (§ SS), deren Ausnahmebestimmungen für die Sonntagsruhe (§ 105d) hierhin gehört, auch der Plan zur Errichtung von Handwerker- und Gewerbekammern. Dazu kommen noch die Entwürfe betreffs Regelung der B i n n e n s ch i f f f a h r t und der Flößerei. Wiederholt ist neuerdings ein K o m p t a b i l i t ä t s- Gesetz(Gesetz über die Verwaltung der Einnahmen und Aus- gaben) des Reiches angekündigt worden, ebenso nachfolgende Vorlagen: die B ö r s e n r e f o r m, das seit mehreren Jahren genannte Gesetz betreffend das B a n k- D e p o t w e s e n, das auch schon 1833 eingebrachte Auswanderun gs-Gesetz, die Heranziehung des Reichs fiskus zu den Kommuual-Ab- gaben. das Waarenverzeichniß zum Zolltarif, eine Novelle zum Bra nnt wein st euer-Ge setz, Neuregulirung der Gebühren des Zeitungsvertriebes, eine Umgestal- tung der preußischen Kriegsakademie, der Q n e- brachezoll, das Reichsheim stätten-Gefetz u. s. f. — Wenn auch von allen diesen Vorlage», mit deren Ausarbei- tung die Behörden zum Theil noch beschäftigt sind, nur ein kleiner Theil dem Reichstage zugeht, so würde doch die Session eine sehr arbeitsreiche werden, und eine erkleckliche Anzahl von Anträgen dürsten wieder unerledigt bleiben. Dazu kommen noch die Anträge aus dem Hanse, von denen der des Zentrums aus Wiederzulassung der Jesuiten sicher zu erwarten ist.— Kaiserliche Kundgebung in Sicht? Ein pommersches Blättchen, von dessen Dasein wir auf diese Weise zum ersten Male hören, die„Poimnersche Reichspost", hat in Erfahrung gebracht— vermuthlich bei dem Stettiner Kaiser- besuch— daß „in nächster Zeit in irgend einer Form eine kaiserliche Kund- gebung das deulsche Voll auf den Ernst der Lage aufmerksam machen und im Geiste der Königsberger Rede dringend zur Mirarbeit aufrufen wird". Aber in der Königsberger Rede ist das ja schon ge- schehen; und durch Wiederholung können solche Kundgebungen nur leiden.— Ter Eindruck, den die neueste K a n z l e r k r i s e ini In- und Auslande hervorgebracht hat, ist ein so durchaus ungünstiger, daß die Urheber dieser Krise ein sehr begreif- liches Interesse daran haben, den Dingen ein gefälliges Mäntelchen umzuhängen. Sie sind dabei aber sehr un- geschickt. So wird jetzt behauptet, die Meinungs- Verschiedenheiten hinsichtlich der Maßregeln gegen die Umsturzbestrebungen hätten mit dem Rücktritte Caprivi's, der tiefere Ursachen habe, gar nichts zu thun. Aber es hatte ja auch niemand gesagt, daß Caprivi gegangen sei, weil er mit seiner Auffassung der Umsturzgefahr nicht durchgedrungen sei. Im Gegentheil, was auffiel, war gerade, daß er zurücktreten mußte, obgleich er mit seiner Auffassung betreffs jener Maßregeln gesiegt hatte. Die allgemeine Ansicht in Deutschland und im Auslande ist, daß rein persönliche Gründe den vorigen Kanzler zum Rücktritt gezwungen haben, und das ist es, was überall einen so schlechten Eindruck gemacht hat. Wenn man widerlegen will, setze man hier an und verrathe uns die„tieferen Ursachen". Ist diese Krise, diese Erschütterung der ganzen Reichsmaschine die Folge einer persönlichen Differenz zwischen dem Kanzler und Monarchen, oder nicht? Das ist die Frage, um die es sich handelt, und auf die man bis heute aus den betheiligten Kreisen, wo allein die Wahrheit bekannt ist, noch nicht geantwortet hat. Das gilt ja als der wesentliche Unterschied von konstitutionell und despotisch regierten Staaten, daß dort Prinzipien- und hier Personen- fragen ausschlaggebend sind. So wie die Kanzlerkrise sich bis jetzt der Welt darstellt, gleicht sie wie ein Ei dem andern einem jener politischen Verwandlungsstücke, wie sie früher im Orient Mode waren.— „Sie erkennen mich jedenfalls wieder," sprach der Doktor zu ihr, indem er sie mit Hochachtung grüßte,„ich war einer der improvisirten Zeugen, welche Ihrer Trauung beiwohnten." „Waren Sie auch während der letzten Augenblicke Jacques' gegenwärtig?" fragte sie voll Erregung,„jeden- falls starb er so brav, wie er gelebt." „Sagen Sie, wie ein Held!" „Wissen Sie etwa, wohin seine Leiche gekommen ist? Ich habe ihm, wie Sie wissen werden, versprochen, ihn seinem Wunsche gemäß beerdigen zu lassen und möchte gerne mein Wort halten." „Gerade deswegen konime ich zu Ihnen, um Sie zu bitten, keinerlei Schritte in dieser Beziehung zu unternehmen, sondern sich ganz mir anzuvertrauen. Ich verspreche, die Ihnen so theure Person Ihnen auszuliefern, aber es muß noch bis jetzt die größte Vorsicht beobachtet werden. Nur durch eine List kann ich dazu gelangen. Ihnen, wenn Sie direkt das bezügliche Verlangen stellten, würde man jeden- falls die Erfüllung desselben verweigern." „Theileu Sie denn nicht den Abscheu, welchen die Reaktion den Besiegten gegenüber zur Schau trägt?" „Dieser Abscheu ist mehr scheinbar als wirklich vor- Hauben. Sein Zurschautragen hat nur den Zweck, die- jenigen, welche etwa an Vergeltung denken könnten, zu erichrecken und zu schwächen." „Aber glauben Sie, daß so viel Heldenmuth unnütz ge- wesen ist? Die Geschichte lehrt uns, daß Verfolgungen nie im Stande waren, das Fortleben großer Wahrheiten zu ver- hindern." „Gewiß, sehr oft waren weltbewegende Ideen Saaten, welche dem Blute entkeimten. Doch kann man sich darauf nicht verlassen, es trifft das nicht immer zu. Es ist ver- 'ehrt und gefährlich, sich mit der Legende des Märtyrer- thums einzulullen. Eine Idee kann auch groß werden ohne Verfolgung, bis zu dem Tage, wo sie stark genug ist, zu siegen. Läßt sie sich diesen Augenblick entwischen, so kann es sein, daß sie nie wieder oder aber erst in viel späterer Zeit und in anderer Form wieder erscheint, weil ihre Schüler und Anhänger die Hoffnung verloren haben. Aber entschuldigen Sie, bitte, diese Disputation, welche in diesem Augenblicke Die Aegirssöhne lärmen bereits nach neuen Ver- stärkungen unserer herrlichen Kriegsmarine. Die„Kölnische Volkszeitung" hat in Erfahrung gebracht, daß eine neue große Marineforderung in Aussicht steht. In hohen Marine- kreisen fordere man einstimmig neue Panzerkreuzer, denen nach der über die Seeschlacht von Aalu von Seiten des Admirals Werner und des österreichischen Admirals Frei- Herrn von Sterneck geäußerten Meinung die Zukunft ge- hören soll. Die besagten seemäunischeu Aegirssöhne sollen in ihrem meergöttlichen Heißhunger so weit gehen, eine ganz« Flotte von Kreuzern zu verlangen. Weshalb auch nicht? Wo die Marssöhne so vollauf gefüttert werden, dürfen die Aegirssöhne doch nicht zurückstehen.— Die Schlacht im Fuchsmiihler Walde. Ueber die militärische Ordnungsstifterci unter den Bauern des bayeri- scheu Ortes F u ch s m ü h l, von der eine Depesche vor einigen Tagen kurz Nachricht gab, liegen jetzt ausführliche Mittheilungen vor. Nach den Angaben der„Amberger Volkszeitung" hat die Sache folgenden Ursprung: „Die Gemeinde Fuchsmühl bezog von jeher von der Guts- Herrschast alljährlich eine bestimmte Menge Brennholz unentgelt- lich. Der neue Gutsherr, Baron von Z o l l e r, verweigerte die Holzabgabe, wollte aber eine Abfindungssumme geben. Da das Angebot der armen Gemeinde zu gering schien, würbe vor ungefähr sechs Jahren ein Rechtsstreit anhängig gemacht. Freiherr von Zoller verklagte 200 solcher Rechtler beim Land- gericht Weiden auf Anerkennung ihrer Adlösungspflicht. Diese wurden auch verurtheilt, ergriffen aber Berufung gegen das Urtheil beim Ober- Landesgericht Nürnberg ; das Ober-Landes- gericht Nürnberg wies die Klage des Barons von Zoller ab und erklärte dessen Lehenswald für einen Staalswald, bei dem eine Ab- lösung gegen den Willen der Rechtler nicht stattfindet. Der oberste Gerichtshof in München hob aber in der Revisiousiustanz dieses Urtheil am IS. Oktober auf und stellte das Weidener Urtheil wieder her. Als die Kunde eintraf, daß der Streit zu Gunsten des Gutsherrn entschieden wäre, entstand eine allgemeine Aufregung bei der gesammten Bevölkerung. Alle Ortsbewohner, selbst die Frauen und Kinder, verließen den Ort, zogen mit Sägen, Hämmern, Aexte», Schaufeln in den Wald und drohten, alle Bäume zu fällen. Es sollen auch Drohungen laut geworden sein, daß man das Schloßgut in Brand stecken wolle. Der Bezirksamtmann von.Tirscheurentb, durch den Draht um Hilfe zur Beschwichtigung der aufgeregten Volksmenge angerufen, begab sich sofort mit 12 Gendarmen nach Fuchsmühl und suchte in längerer Rede, die Bevölkerung zu beruhigen. In der Ueberzeugung, daß sie um ihr uralles Waldrccht schnöde betrogen werden sollten, beharrten die Bauern bei ihrem Vorhaben. Nunmehr requirirte der Bezirksamtmann sofort Militär. Ueber die weiteren Vorgänge berichtet ein besonders nach dem Schauplatze ausgeschickter Bericht- erstatler der„Münchener Neuesten Nachrichten" folgendes: Von dem requirirten Militär wurde ein Angriff mit der blanken Waffe auf die Bauern im Zollerschen Walde unter- nommen. obwohl die Bauern der Aufforderung des Bezirks- amtmanns, die Waffen niederzulegen, sofort nachkamen. Die Aufforderung zur Entfernung war nur von den Nächftstehenden verstanden worden. Vor den mit aufgepflanztem Uatagan an- greisenden Soldaten flohen die Bauer». Die Aelteren kamen nicht rasch genug vom Platze. Zwei nahezu siebzigjährige halbtaube Greise wurden erstochen, über dreißig wurden verwundet; einer erhielt dreizehn Stiche in den Rücken, andere mehrere in Unterleib und Rücken. Wider stand wurde nirgends ge- l e i st e t. Ein beabsichtigter Aufruhr oder gemeiner Diebstahl bei der Waldverwüstung ist ausgeschlossen. Der Waldbesitzer, Landgerichtsralh Baron von Zoller in München , ist ein Bruder des Chefs der Geheimkanzlei des Prinzregenten. Das im Schlosse untergebrachte Militär schoß Nachts auf einen eine Drahtmeldung in das Schloß bringenden Briefträger." Dieser schauerliche Vorgang reiht sich den schlimmsten mili- tärischen Exzessen an, von denen die neuere deutsche Geschichte Kunde giebt und spricht Bände über die obrigkeitliche Fürsorge für den Bauer. Die Lehre wird bei den bayerischen Bauern nicht verloren sein.— Zur Kamerunschande haben wir nachträglich noch zu bemerken, daß unsere gesanimte bürgerliche Presse, auch der Theil, ivelcher die Leist'schen Schandthaten aufs schärfste mißbilligte, durchweg von den„Dahomeh w e i b e r n" ge- sprachen hat, statt von Dahomeh f r a u e n. Das Wort Weiber, obgleich an sich durchaus keine Nichtachtung auS- drückend, hat durch den Sprachgebrauch doch etwas Gering- schätziges erhalten und sollte in dem Falle Leist doch wohl auch andeuten, daß die Dahomehfrauen sowie die Frauen anderer afrlkanischer Stämme, was Scham- und Ehrgefühl betrifft, nicht ganz auf gleiche Stufe mit europäischen Frauen zu stellen seien. Das ist aber ein großer Jrrthum. sehr nutzlos ist. Ich kam hauptsächlich, um mich nach dem »stand Ihrer Gesundheit zu erkundigen, Ihnen meine ienste anzubieten und Sie zu bitten, sich mir ganz anzu- vertrauen und sich recht zu schonen." „Ich danke Ihnen von Herzen, lieber Doktor, aber ich bin ruhig und fühle mich auch stark. Der letzte Wunsch meines Geliebten war, an der Seite meines Vaters zu ruhen und ich würde glücklich sein, wenn ich seinen letzten Willen erfüllen könnte." „Ich werde mein Möglichstes und sogar Unmöglichstes thun, um Sie dabei zu unterstützen. Aber versprechen Sie mir, diese Ihre Wohnung nicht zu verlassen, bis ich Sie wieder aufgesucht habe." „Ich verspreche es Ihnen." „Ich bin jetzt gezwungen, Sie zu verlassen," sagte der Doktor,„aber ich werde mir erlauben, von Zeit zu Zeit bei Ihnen wieder vorzusprechen. Hier ist meine Adresse," sprach er zu Sylvia, indem er ihr seine Karte überreichte. „Zu welcher Stunde es sei, bei Tag oder Nacht, ich stehe Ihnen zu Diensten. Ein Wort und ich eile zu Ihnen. Aber ich würde kein wirklicher Arzt sein," fuhr er fort, in- dem er ihre linke Hand ergriff,„wenn ich nicht selbst den Puls gesunder Personen fühlen sollte. Verhalten Sie sich ruhig, ganz ruhig," setzte er hinzu, indem er ihr fest ins Auge bückte.„Fühlen Sie nicht zuweilen Schmerzen in der Gegend des Herzens?" „Ja, mein guter--" Der Doktor Jean Markas machte eine Bewegung deS Unwillens. „Was haben Sie?" forschie Sylvia. „Nichts, nichts, fahren Sie fort!" „Ich sagte, lieber Doktor, daß schon seit den ersten Tagen des 5trieges ich oft, recht oft Beklemmungen und ein starkes Herzklopfen fühlte, und zwar mitunter recht schmerz- hast. Ich habe es jedoch Jacques immer verschwiegen, um ihn nicht zu beunruhigen." „Man muß etwas dazu thun und zwar sogleich. Ich werde Ihnen sofort eine Vorschrift der Verhallung geben, sowie ein Rezept schreiben, welches Sie mir versprechen, pünktlich zu befolgen." „Und dann wiederhole ich Ihnen: Ruhe, nur Ruhe I
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