Nr. 109 38. Jahrgang Ausgabe A fr. 56

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Sonntag, den 6. März 1921

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Der Reichstag   über London  .

Die Erklärung des Reichskanzlers.

Reichstanzler Fehrenbach:

Aus der erwarteten Nachtsihung des Reichstages ist nur richtete, war, vom rein parteipolitischen Gesichts- handlungen in Betracht kommt, lehnt sich an an die Erklärung, die eine ausgedehnte Abendsizung geworden, nachdem jene längere punft aus betrachtet, eine ziemlich bantbare Aufgabe, aber ich bereits im Auftrage meiner Fraktion von dieser Stelle aus am Bause, die vorgesehen war, um den einzelnen Parteien die gerade deshalb hätte er beffer unterbleiben sollen. Die 2. Februar abgegeben habe: Wir halten die Pariser Ab. Möglichkeit zu geben, über die angekündigte Erklärung des Unabhängigen hätten sich ruhig in dieser Stunde hierin die- machungen für unausführbar für Deutschland  . Im Reichstanzlers zu beraten, überflüssig geworden war. Wie felbe 3urüdhaltung auferlegen sollen, wie der Redner Falle der Ratifizierung würden nach unferer Auffaffung Regierung und Parlament sich einer Unmahrheit schuldig machen. Die Unters mir bereits mitgeteilt hatten, war es nämlich lange zweifelhaft, unserer Fraktion. Zumal, und das ist die Hauptsache, die fest- schrift würde aber auch gar nichts nugen, weil die wirtschaftliche ob Herr Fehrenbach eine regelrechte Erklärung abgeben oder gehalten zu werden verdient, auch die Unabhängigen Krisis, unter der alle Länder leiden, sich zur europäischen  liberhaupt nichts sagen würde. Der Reichskanzler wählte nach wie vor die Pariser Beschlüsse als undurchführbar Katastrophe auswachsen würde. Aber bei diesen negativen Festa einen Mittelweg und gab, wie er fagte, mit Rücksicht auf die und im Widerspruch mit den Interessen des deutschen   und stellungen fann es nicht bleiben, denn auf der anderen Seite find Stellung unserer Unterhändler in London  , eine ziemlich des internationalen Proletariats stehend ablehnen nun einmal Trümmerfelder, denen gegenüber mir nichtssagende Erklärung ab, die nur äußerlich, nicht Nicht ohne Geschid nahm Dr. Stresemann namens pofifive Vorschläge inhaltlich die Grundlage der Reichstagsdebatte bilden sollte, der Deutschen   Volkspartei Dr. Simons in Schutz gegen die zu machen haben. Viele Leute in Deutschland   haben vergessen, daß melche nun fofort beginnen fonnte Breitscheidschen Angriffe, aber seine Ausführungen, die übri- wir im Kriege unterlegen sind. Dieses Unterliegen hat an sich ge Es sei gleich vorausgefchickt, daß die Sigung im allges gens in der Hauptsache auch eine Antwort auf Lloyd George   wisse Konsequenzen für uns. Und wir, die größte politische Bartel meinen ruhig und würdig, zuletzt allerdings etwas ein fein follten, unterschieden sich nur wenig von denen der der Arbeiter, Angestellten und Beamten, haben immer tönig verlief. Die geschickten und fachlichen Worte, mit denen Deutschnationalen. Das Haus, das bereits ziemlich müde war, erklärt, daß wir alles tun wollen, damit diese Ruinen wiederherge der Reichstagspräsident Genosse Löbe anschließend an die als Schiffer mit anerkennenswerter Knappheit den Stand- ftellt werden, an denen sich der Haß in Europa   immer aufs neue lärmenden Zwischenfälle vom Freitag die Sitzung eröffnete, puntt der Demofraten darlegte, leerte sich vollständig, als entzünden würde, folange fie bestehen bleiben.( Sehr richtig!) Es fchafften fofort im Hause eine dem Ernst der Situation ent- Stöders tommunistische Tiraden einseiten. Man hörte gibt fehr viele Mitglieder von Ententetommiffionen aller Art in fprechende Atmosphäre, in der die nachgetragenen Erklärungen beim Verlaffen des Saales Säge wie: Kampf gegen die Deutschland  . Es wäre angebracht, einige dieser Mitglieder nach dem wiederaufgebauten Ostpreußen   zu führen, um zu Adolf Hoffmanns und Crifpiens zur Geschäftsordnung als Bourgeoisie und gegen das Bürgertum", unterstrichen durch zeigen, was deutsche Latkraft während des Krieges in ver gänzlich belanglos und gleichgültig absolut unbeachtet blieben. Die baritonartigen Sehr wahr!" Adolf Hoffmanns, und enthältnismäßig furzer Zeit dort geleistet hat. Und die En Unter gespannter Aufmerksamkeit des dichtbesetzten Hauses fernte sich mit der Ueberzeugung, nichts Weltrevolutionäres flärung, daß wir bereit sind, in ähnlicher Weise in Nordfrank cröffnete der Redner der sozialdemokratischen Fraftion Ge- zu versäumen. reich mirten zu wollen, unter voller Berücksichtigung der Wünsche noffe Hermann Müller   Franken die Debatte. Seine Alles in allem: Die Einheitsfront der deut der Bevölkerung und in gemeinsamer Arbeit deutscher und franzöft­Rede enthielt in der Hauptfache zwei wichtige Momente: ein fchen Arbeiterschaft gegen die Pariser Beschlüsse ist scher Arbeiter, Angestellten und Architekten, würde bald auch mal die ausführliche Behandlung der Frage des Wiederim Reichstag erneut zum Ausdrud gefommen, zugleich aber eine Berföhnung anbahnen, die Früchte für die Wiedergefundung aufbaues der zerstörten Gebiete und ferner die ihre Rampfftellung gegen die eigenen Ratio Europas   tragen fönnte.( Sehr richtig!) Aber ich weiß, baß es t scharfe Abrechnung mit dem unaufrichtigen Einheits- natiften und menn überhaupt etwas in London   im In- Frankreich   Leute gibt, die das nicht wollen- Kriegsge. frontrummel Unser Redner wies mit um fo größerem teresse Deutschlands   und des Friedens noch günstig wirken Krieges hatten, über den Krieg hinaus ausnutzen möchten. Wir winnler, die die gleichen Gewinnchancen, die sie während des Nachdrud auf die Möglichkeit und die Notwendigkeit einer fann, fo ist es dieses doppelte Ergebnis der Reichstags- wiffen aber auch, daß diese Striegsgewinnler in Frankreich   ebenso Wiederherstellung Nordfrankreichs unter deutscher   Mitwirkung| debatte. wenig beliebt find wie bei uns.( Sehr richtig!) Darauf fommt es hin, als das deutsche Gegenangebot bekanntlich allzu menig aber nicht an: es fommt in erster Linie auf die Arbeitermajien an, darüber fagte. Seine Ausführungen, namentlich die Bekannt­und ich fann nur wieder betonen, daß die organisierten deutschen  gabe des jüngst in Genf   zustande gekommenen Abkom Urbeiter fich immer und immer wieder bemühen werden, mit den mens wischen den Bauarbeiterverbänden Deutschlands   und franzöfifchen Arbeitern zu einem Paft zu gelangen, um ein Frankreis, wurden mit sichtbarem Interesse allseits aufge­gemeinsames Wiederaufbauprogramm Der Reichstag   hat den Wunsch geäußert, über den Gang der zuffandezubringen. Ich möchte auf eine Tatsache aufmertjan nommen. Indirekt lag wohl in diesem Teil seiner Rede eine Kritik der Form der deutschen   Gegenvorschläge, aber die un- Berhandlungen in London   unterrichtet zu werden. In den Tagen, machen, die in den meisten Kreisen Europas   nicht bekannt zu fein mittelbare Wirkung seiner Ausführungen auf das Ausland da unsere Augen mit der größten Aufmerksamkeit auf London   geſcheint: Bis Mitte Februar haben in Genf   unter dem Borsig fann nur die Stärkung der Position des deutschen   Unterrichtet sind, den Ort ernſteſter Entscheidungen der deutschen   Lebens, des Bräsidenten des Internationalen Arbeitsamtes des Bölfere fragen, ist natürlich der deutsche Reichstag als Repräsentant des bundes, Albert Thomas  , Berhandlungen zwischen ben händlers in London   sein. Und noch nüßlicher für die Stellung deutschen   Boltswillens mehr als je von dem Berantwortungsgefühl Dr. Simons' war die scharfe Abrechnung des Wortführers der durchdrungen, das den politischen Faftoren auferlegt ist. Es hat deutschen   Arbeiterschaft mit der äußersten Rechten. Mit be aber auch das Kabinett die Frage sorgfältig geprüft, ob und inwie fonderer Schärfe wandte sich Hermann Müller   gegen das weit es im gegenwärtigen Moment mit Ertlärungen in diefem propotatorische Treiben der deutschen   Ratio hohen Hause die Aufgabe fördern oder schädigen kann, die unseren nalisten, das in dem Stapellauf des Stinnesfchen Tirpit" Unterhändlern in London   obliegen. Diese Erwägungen haben das erreicht hat. Ebenso energisch forderte er von der Regierung schwebenden Verhandlungen auf ein Mindest maß öffent ein entschlossenes Handeln gegen die Selbstschutzorgani licher Erklärungen zu beschränken haben.( hört! hört! und sationen, diese Sturmtruppen gegen die deutsche Republit", durch deren Weiterdudung die Reichsregierung unsere Lage nicht hinauszugehen: Ich halte mich daher für verpflichtet, über folgende Erklärungen am Verhandlungstisch in so überflüssiger Weise erschwert hat. Das Rabinett muß entscheidendes Gewicht darauf legen, daß Im übrigen betonte Müller ganz unzweideutig bie Uner unsere Unterhändler bei der Durchführung ihrer Aufgaben durch füllbarkeit der Pariser Beschlüsse, gleichzeitig aber die Not- einen in seinen Folgen unübersehbaren Eingriff von hier nicht ge wendigkeit, jede noch so schwache Brücke, die zu einer Ver- stört werden. Im Einklang mit den vom Reichstag gebilligten ständigung führen kann, zu betreten. Daß die Ausführungen Richtlinien hat der Minister des Auswärtigen vom Kabinett den imseres Fraktionsredners den lebhaften Beifall nicht allein Auftrag mitgenommen, daß er seine Unterschrift unter feinerlei Ber­unserer Parteigenossen, sondern fast der gesamten pflichtungen fehen darf, die das deutsche Volt nicht tragen fönnte. Linten des Hauses ernteten, erhöht nur ihren Wert und An diesem Auftrag ist nichts geändert worden und wird nichts ge­ändert werden.( Beifall bei der Mehrheit.) Das Kabinett ist über­ihren Nutzen. Der Zentrumsabgeordnete Trim born begnügte fich zeugt, daß der Minister des Auswärtigen alle Unterhandlungsmög- wirfen würde. Wir sind uns darüber ffar, daß mit Gold allein die Der Zentrumsabgeordnete Trimborn begnügte fich lichkeiten innerhalb der gezogenen Grenzen ausnutzen wird.( Buruf Frage des Wiederaufbaues nicht zu lösen ist, was die Schwierig­mit dem Berlesen einer furzen Erklärung, die nicht viel mehr Hoffmann: Welches sind die Grenzen?) Lassen Sie mich der sicheren feiten der Londoner   Verhandlungen natürlich erhöht. fagte, als die feines Parteifreundes, des Reichskanzlers Erwartung Ausdruck geben, daß das deutsche   Bolt die Unterschrift Ich glaube heute noch, daß Lloyd George   unter dem ersten Ein­Fehrenbach. Die Deutschnationalen, die sich während des Bor feiner Beauftragten einlösen wird, wenn sie eine Zusage dect, die druck der deutschen   Borschläge steht, sonst wäre die niedrige Be stoßes Müllers ziemlich unruhig verhalten hatten, schidten nach forgfamster Prüfung die Grenzen äußerst möglicher wertung des deutschen   Angebots unerträglich. Ich will keinen Vers nun ihren Vorsitzenden Hergt, der sich wohlweislich hütete, ei ftungen innehält, daß das deutsche Voll aber eben so feft gleich ziehen mit den Ausführungen des englischen Nationalökonomen auf die sozialdemokratischen Antlagen zu antworten und sich hinter seinen Beauftragten stehen wird, wenn sie sich weigern, ihren Steynes, aber ich will darauf hinweisen, daß Deutschland   eine An­dabei hinter das hohe Biel" der Einheitsfront verfroch, über Namen unter ein Schriftstück zu setzen, deffen Erfüllung unmöglich leihe von 8 Milliarden Goldmart angeboten hat, für die es den Gläubigern die notwendigen Sicherheiten bieten will. deffen endgültige Durchbrechung durch Müller er einige Kro- ift( Lebhafter Beifall bei der Mehrheit.) Keine der Finanzautoritäten, mit denen ich über dieses Angebot ge fodilstränen vergoß, die wohl niemand besonders tief rührten. sprochen habe, hält die Aufbringung dieser Summe auf dem inter­Im so ausführlicher unternahm es Hergt, gegen Lloyd nationalen Gelbmarft für möglich. Da aber mobilisierbares Geld George zu polemisieren. Ausgerechnet Herr Hergt, der gebraucht wird, ist hier eine Brüde der Verständigung. Sprecher der früheren Konservativen und Baterlandsparteiler! Wenn etwas geeignet war, die Stellung Lloyd Georges in ruhe in die Welt bringen, die der Ruhe so sehr bedarf. Man fann bireft zu stärten, fo war es sicherlich nicht, wie es Hergt giftig politische und wirtschaftliche Zusammenhänge zerstören, aber man unterstellte, die Rede Müllers, sondern die Polemit, die Herr bauen, was bei gutem Willen nicht allzu schwer sein würde. Nach kann nicht zerstörte Gebiete auf diese Weise auf­

Unruhe bei den Komm. und Unabh.)

Das Urteil der Sozialdemokratie.

Abg. Müller- Franken( Soz.):

Die Rede des Reichstanzlers hat feine Ueberraschungen gebracht.

Bertretern der deutschen   und französischen   Arbeiterorganisationen stattgefunden über die Frage des Wiederaufbaues der zerstörten Gebiete in Nordfrankreich. Der entscheidende Baffus der gemein famen Entschließung, die am Ende der Verhandlungen gefaßt wurde, lautet:" Die Organisationen der Bauarbeiter Frankreichs  und Deutschlands   haben den Wunsch, an dem Wiederaufbau der erwarten, daß diese Arbeiten unverzüglich aufgenommen werden. wir wünschen, daß die Wiedergutmachung feine Quelle unberech tigter Gewinne werde." An diesen Verhandlungen hat der Leiter der französischen   Bauarbeiterorganisationen teilgenommen. Aufgabe der europäischen   Regierungen wäre es, auf diese Entschließung Rücksicht zu nehmen, doch scheint es, als ob sie den Ententeregierungen unbekannt geblieben ist, denn sonst wäre es unbegreiflich, warum die Unbahnung einer praktischen Lösung des Wiederaufbauproblems nicht erörtert wird. Auch die deutsche Regierung müßte diese Bestrebungen för dern, bei denen die deutsche organisierte Arbeiterschaft gegenüber der mächtiger Garant des Aufbaues

ganzen Welt als

Mit Anwendung von Santtionen fann man nur neue Un

In ihr ist für mich der entscheidende Satz der, daß der Reichsaußen minister alle Unterhandlungsmöglichkeiten innerhalb der gezogenen Grenzen ausnutzt. Ich kann mir diese Erklärung des Reichskanzlers Premierminister führte. Und wenn der Freund der Helfferich zurzeit nicht in der Lage ist, uns mehr zu fagen.( Unruhe bei den fein Faftor ist, um Ruinen wieder aufblühen zu lassen. Von der und Westarp auf John Maynard Keynes   sich noch öfters be- Kommunisten und Unabhängigen.) Bir verkennen die Situation in Regierung erwarten wir, daß man in London   jeden möglichen Ber­rufen sollte, so ist zu befürchten, daß dieser tapfere Engländer feiner Weise, unter der der Reichsaußenminister in London   zu verhandlungsweg betritt.( Bustimmung fints.) Die Anwendung von und alle Gleichgesinnten in den Ententeländern schließlich handeln gezwungen ist und ich verstehe, wenn die Reichsregierung Sanktionen muß vermieden werden, soweit bas an uns liegt. Wenn barauf verzichten, ihren Kampf gegen den Versailler Frieden gewiffe Bedenken gehabt hat, diese Berhandlungen hier zuzulassen unsere Gegner sie dennoch anwenden, so wird jedem objektiv Urtei Aber auf der anderen Seite foll man fich darüber klar fein, daß in lenden klar sein, daß diefer für das Reich sowie für das Bolt fchidjalsschweren Situation Im Namen der Unabhängigen hielt fodann Dr. Breit der Deutsche   Reichstag   Gelegenheit bekommt, feiner Auffaffung Aus­das moralische Recht auf unserer Seite fcheid eine reichlich lange Rede, die sich im allgemeinen in brud zu geben, besonders anläßlich der jüngsten Rede des englischen ist.( Lachen rechts, Zustimmung links.) Ein Berhandlungsgegen berfelben Linie bewegte, wie die Müllers. Der scharfe Angriff, Ministerpräsidenten Lloyd George   in London  . Unfere Stellung zur ftand fann zum Beispiel die Frage der Borleistungen sein. Ihr Bert den Breitscheid   gegen Dr. Simons' Verhalten in London   Erklärung des Reichstanzlers, soweit der fachliche Inhalt der Unter wird ja von einer gemischten Rommiffion geprüft werden. Der Mah

aufzug e en.