Lm Reichstage wurde am Sonnabend die Sitzung um 6 Uhr nachmittags begonnen. Präsident Cöbe eröffnet die Sitzung mu folgender Erklä» r u n g: Wir haben gestern unsere Verhandlungen unterbrochen, als eine neue Gefchäftsordnungsdebatt« sich entspinnen wollte, bei der der Präsident das verlangte Wort zur Geschäftsordnung nicht er- teilte. Es hat darauf eine Aussprache im Aeltestenrat stattgefunden. Sie hat damit geendet, daß mein Vorschlag ange» nommen wurde, daß die ausstehenden Meldungen zur Geschöftsord- nuilg heute vor Erledigung der Tagesordnung angenommen werden. Ich habe den Bemerkungen zur Geschäftsordnung immer einen weiten Svielrmnn gelassen, ich möchte aber bitten, daß der fach- lichen Beratung durch diese Bemerkungen zur Geschästsord- nuna nicht vorgegriffen wird. Nach der anderen Seite hin bitte ich, durch Zwischenrufe keinen Redner in seiner Redefreiheit zu beschränken. Wenn jemand glaubt, daß etwas geschieht, das fein Gefühl nicht ertragen kann, so dient er der Geschäftsführung besser, wenn er den Saal verläßt, als wenn er seinem Unwillen allzu ungestümen Ausdruck gibt. Wenn so in loyaler Weise ver- fahren wird, dann werden wir auch diese Tage der Erregung über- stehen, wie es der Würde des Reichstages entspricht. Abg. Hofsinann(Komm.) protesiiert im Namen der SLft.P.D. gegen das gestrige Verhalten des Präsidenten Löbe, der Lloyd Georges Rede nur unvollständig wiedergegeben, durch angeknüpfte sachliche Bemerkungen eine nationalistische Einheitsfront vorgetäuscht und eine Aussprach« hierüber verhindert habe.(Beifall bei den Kommunisten.) Abg. Cn'pin(U. Soz.) schließt sich im Namen der U.S.P. dem Protest an.(Beifall bei den U. Soz.) Präsident Löbe: Sie werden es oerstehen, daß ich, trotzdem ich dos Bedürfnis fühle, auf diese Vorwürfe einzugchen, es im gegen- wärtigen Augenblick nicht tue.(Lebhafte Zustimmung.) Bei der Revision der Geschäftsordnung werde ich darauf zurückkommen. Auf der Tagesordnung steht als einziger Punkt: Eulgegeunahme einer Erklärung der Ucichsregierung. Abg. Levi(Komm!) beantragt, als weiteren Punkt auf die Tagesordnung zu setzen: Stellungnahme der Parteien zu der Er- Karung der Reichsregierung.(Zurufe: Das ist doch felbstver- ständlich!) Präsident Läbe: Es ist selbstverständlich, daß sich heute eine Aussprache der Parteien anschließen wird. Der Antrag Levi wird abgelehnt. Sodann gab der Reichskanzler Fehrenbach die Er- k l ä r u n g ab, die wir an der Spitze des Blattes wiedergeben. Ihr folgte die Rede Hermann Müllers, die an der gleichen Stelle zu finden ist. Der nächste Redner ist Zlbg. Trimborn(Zentr.): Die Zentrumsfraktion sieht es zurzeit für ausgeschlossen an, vom Reichstag aus auf den Gang der Ber- Wandlungen in London in ersprießlicher Weise einwirken zu wollen. Sie muß die De r a n t w o r t u n g für die Führung der Berhand- lung der Reichsregierung überlassen. Die gegebenenfalls ge- troffenen Abmachungen werden ja auch der Beschlußfassung des Rcichnags unterliegen. Eine An n a h m« der Pariser Be- schlösse ist nach wie vor völlig ausgeschlossen.(Beifall bei der Mehrheit.) Nach der Auffassung der Zentrumssraktion stellen die von uns gemachten Vorschläge die äußerste Grenze unse- »er Leistungsfähigkeit dar.(Zustimmung.) Es darf nichts unter- schrieben werden, da» nicht gehalten werden kann. Di« Abwehr auf die Rede von Lloyd George muß au« den vorhin angegebenen Eoüuds» den deutschen Berhandlungsführern überlassen werben. Wir geben die Hoffnung nicht auf, daß die Verhandlun» gen einen Ausgang nehmen, der gerecht ist und der der Der- f ö h u u n a dient.(Beifall.) Abg. herql(Dnat. Dp.): Uns Bolksvertretem(Lochen links) erwächst die Pflicht, das nachzuholen, was der Natur der Sache noch von unserer Regierung hier nicht getan werden konr.re. Die Rede Lloyd Georges ist in der raffiniertesten Weis« auf die Mentalität der Welt und nicht zum letzten aus die Mentalität des deutschen Voltes eingestellt. Di« zahllosen unrichtigen und solchen Darstellun- gen in ihr auf das richtige Maß zurückzuführen, ist jetzt unsere Aufgab«. Redner wirft Abg. Müller-Franken vor, durch Betonung der Parteigegensätze die Stellung Lloyd Georges wesentlich gestärkt zu haben, hinsichtlich der Londoner Vorschläge Hirne er die Wahl einer e äderen Basis gewünlcht. Die Gegenvorschläge gehen über das unserer Leistungsfähigkeit hinaus. Redner geht auf Lloyd«Seorges Rede im einzelnen ein. Er rechnet mit dem englischen Minister unter dem Beifall der Rechten ziemlich scharf oh und fährt dann fort: Daß die Entente unter ungeheuren Kriegs- schaden leidet, wird von uns anerkannt, ober der finanzielle Um- fang, den man ihnen gibt, ist nicht im entferntesten berechtigt. Wir bestreiten auch, daß sie ausschließlich oder überwiegend auf unser Konto zu setzen sind. Wer hat denn z. B. die rumänischen Petroleumquellen zerstört? Wir haben uns zum Ersatz dieser Schäden nach Maß abe unserer Leistungsfähigkeit bereiterklärt: Das Gegebene wären Naturalleistungen. Aber Frankreich hat unsere eingehenden Angebot« hierzu, an denen die organisierten deutschen Arbeiter mitgewirkt haben, überhaupt nicht beachtet. Es ist selbst daran schuld, wenn die z e r st ö r- ten Gebiete noch nicht wieder aufgebaut sind. (Sehr richtigt) Wo sind die 80 Milliarden Gold mark geblieben, die für die Zwecke de» Wiederaufbaue» hingegeben war- den sind? Vermutlich sind sie für andere Zwecke verwendet worden, nur nicht für die im Friedensvertrage bestimmten. Nicht allein die Entente hat erhebliche Menfchenoerluste zu beklagen; auch bei uns find sie enorm gewesen, nicht zum wenigsten durch die Ab- sperrung.(Sehr wahr!— Widerspruch links.) Dos hätte Lloyd George in Betracht ziehen müssen, dann hätte er seine Aus- iührungen nicht gemacht.(Präsident Löbe ruft den Abg. Remmele wegen des Zurufs: Henker! jjur Ordnung.— Zuruf der Linken nach rechts: Sie sind die Mörder!) Nimmt man das durch- schnittliche Volkseinkommen zuyt Maßstab, fo sind unser« Steuerlasten gegenwärtig ebenso hoch wie die des Feind- bundes. Die Sanktionen sind hl dos Gewand des Rechtes ge- kleidete Gewalt! Sie sind ein Bruch des verfawer Friedensvertrage». (Sehr richtig!) Redner betont im übrigen, man dürfe über die Grenze der Leistungsfähigkeit nichts versprechen, er glaub« kaum noch an eine Verständigung und schließt. Abg. Breikscheid(U. Soz.) fordert die Entwaffnung, hält die wirtschaftlichen Forderungen dagegen für unausführbar. Er weist auf die internationale Tagung der unabhängigen Sozialisten in Wien hin. in der dieser Gesichtspunkt einheitlich betont wurde, lehnt ab» die nationale Einheitsfront in Deutschland ab. Bei dies» Ge- legenheit streift er noch einmal die Gefchäftsordnungsdebatte in der gestrigen Sitzung. Redn» fährt fort: Nach der negativen Seil« hin stimmen wir den Ausführungen de, Ministers Simons zu; von einer positiven Zustimmung kann kein« Rede sein, da uns ja die posiiwen Richtlinien von Simons nicht bekannt sind. Vielleicht weiß det Herr Reichskanzler etwas Näheres. D i r wissen nicht, wie Simons Droarcmm zustande kam, jedenfalls ohne Zutun der Volksvertretung. (hört, hört!) Im letzten Augenblick wurde eine Sitzung der Parteiführer einberufen; wir gingen nicht hin, da di« Ge» heimhaltung der Verhandlung auch gegenüber den Partei- freunden v»langt wurde. Doch wir hätten auch nichts dort er- fahren. Denn nach der Londoner Rede des Ministers Simone sind die Vorschläge erst während der Rsiie sormuliett worden. Wir stehen also vor der Tatsache, daß üb» di« Lebenssrag« des deutschen Vol?es im Eifenbahnkupee von einem Minsstsr, einem.General und mehre- ren Ministerialräten beschlossen worden ist.(Große Unruhe.) W'r Sehen weiter vor der Tatsache, daß das Kabinett 4 Wochen lang «raten hat. ohne imstande zu sei», in dieser Angelegenheit»u
einem Ergebnis zu komme«. Simons trägt die staatsrechtliche Verantwortung, die politische Verantwortung für die durch diese Veriäumnis herbeigeführt« Situation trägt das bürger- liche Kabinett. Es würde ein Sturm durch Deutschland gehen, wenn«in sozialistische» Kabinett so gehandelt hätte. Daß Simons so austreten tonnte, ist nur ein Beweis, daß er i e i n e r Aufgabe nicht gewachsen ist. In dieser«rnsten Stund« wiederholen wir immer und immer wieder: es gibt keine Rettung aus der Not und keinen anderen Ausweg, als den Appell an di« proletarischen Klassen. Abg. Dr. Slresemann(D. Dp.) weist darauf hin, daß die Aus- führungen des Abg. Breitscheid nicht geeignet seien, die Stellung des Außenministers in London zu stärken. Rückblickend geht er ouf den Vertrag von Versailles und auf die Schuld in Kürze ein. II. a. habe üautsky kürzlich geschrieben: „Ich war sehr überrascht, als ich Einsicht in die Akten bekam. (hört, hört!) Deutschland hat auf den Weltkrieg nicht plan- mäßig hingearbeitet, es hat ihn schließlich zu oermeiden ge- sucht*(Zuruf des Abg. Bernsteiu ISoz.s: Er hat auch noch anderes gesagt!) Gewiß,» schrieb davon, daß die deutsche Reichs- regi»ung verantwortlich gewesen wäre gegenüb» dem beut- schen Nolle, ab»» lehnt jede Verantwortlichkeit gegenüber der Welt und den Feinden ab. Warum hat Herr Müll» den Stapel- lauf des Dampfers Tirpitz bei dies» großen weltpolitischen Debatte zur Sprache gebracht? Das ist heute durchaus nicht von ent- scheidender Bedeutung'(Zuruf des Abg. Müller sSoz.s: Das ist psychologisch zu werten!) Das wäre einem neuen England gegenüber möglich, wir hat en aber'.m ner noch das alte Eng- land vor uns. Ich bedaure es. daß man als Antwort auf unsere Vorschläge, die so weit gehen, wie nie in der Weltgeschichte Vorschläge gegangen sind, nur die eine Antwort hat: Strafmaß- nahmen anzudrohen. Wir wollen dankbar sein, wenn es der Ge- schicklichkeit der Unterhändler gelingt, inn»halb d» von d« Regie- rung gezogenen Grenzen zur Verständigung zu kommen. Gelingt das nicht, dann wird auch der Druck von Paris und London nicht das Ende d» Entwicklung sein. Wir sehe» in Ruhe d« Entscheidung von London entgegen.(Lebhafter Betfall rechts.) Reichskanzler Fehrenbach: Herr Strefemann hat die Angriffe des Abg. Breiffcheid gegen Dr. Simons bereits zurückgewiesen. Ich danke ihm dafür.(Hört, hört! bei den Unabhängigen.) Ich glaube (zu den Unabhängigen), Dankbarkeit ist kein übermäßiges Laster. Namens der Regierung erkläre ich, daß das Kabinett durch diese An- griffe in seinem Vertrauen zu dem Minist» des Aeußern nicht erschüttert wird. Wir haben ihn als einen gewiffenhaften. reiflich überlegenden Mann kennen gelernt und hacken die Berhand- lungen in keine besseren Hände legen können. Wae haben diese Angriffe in dem Augenblick auch für einen Sinn? Es gibt wohl kaum einen Swatsmann, dem eine verantwortungsvollere Aufgabe auferlegt ist als unserem Außenminister.(Sehr wahr!) G»ade die Leute, die ein Resultat von den wetteren Verhandlungen «hoffen, hätten doch keinen Anlaß, die Verhandlun gsart des Herrn Außenministers in ein« Art kritisch zu beleuchten, di« ich nur als ein« Schädigung seiner weiteren Berhandlungs- f S h i g t e i t ansehen kann.(Zuruf des Abg. Brettscheid.— Gegenrufe rechts: Ruhe! Ruhe!) Herr Dreitscheid hat weiter daran ge- zweifelt, ob die Regierung, speziell d« Kanzl «. bei d« Abreise des Außenminist«» Kenntnis von den Richtlinien gehabt habe, noch denen d« Außenminister in London zu verHand«, hatte. Nachdem diese Druckschrift im Haufe verteilt worden ist, nehme ich an. daß auch d« Abg. Brettscheid selb« nicht mehr auf dies« We'mung be- steht.(Bkifoll.) Abg. Schiff«(Dem.): Mein« Parteffreund« verstehen die Zurückhaltung, die die Reichsregierung sich auserlegt«Hat. und billi- gen die Erklärung des Reichskanzlers. Leide? ist es hi« zu einer persönlichen und sachlichen Kritik gekommen, die in diesem Augen- blick auf alle Fälle untunlich war.(Zustimmung.) Wir sind stolz auf die Stimmen aus dem bedrohten Gebiet, welche die Be- rettwilligteit betonen, alle Folgen ttagen zu wollen. Auch aus Ar- bettertreifen wird die Einmütigkett aller Stände betont. Die Ar- bell« wissen viel befs« als die unabhängigen Abgeordneten, was ihnen drohi. Wenn ttgend etwas die Erkenntnis von d« Solidari- tät d« Westinteressen noch beschleunigen könnte, dann wäre es die Verhängung der Sanktionen. Deshalb gegen wir d« Zukunft, so dunkel und so schw« sie ist, festen Mntes und ungebeugt entgegen.(Lebhaft» Beifall in d» Mitte.) Abg. Stock«(Kam.): Dre Regierung hat sich nnt da inhalt»- losen Rede Fehrenbachs nur lächerlich gemacht!(Die Abgeordneten all» nichtsozialistischen Parteien verlassen den Saal.) Redn« spricht in d» üblichen Art für die Diktatur de» Proletariat«. Abg. Deicht(Bayr. Bp.): Mtt uns«en Gegenvorschlägen sind wir bis an die äußerste Grenze gegangen. Wir billigen die Politik des Reichskabinetts Abg. El?enb«g«(Bayr. Bauernbund): Auch für uns find di« Pariser Forderungen unanncbmbar. Abg. Alp«,(Deutsch . Hann.): Wir hosten, daß da» Recht»- gefühl d» Kullurvölt» es verhindern wird, daß ein besiegtes Boll derart niedergetreten wird. Damit schließt die Aussprache. Nächste Sitzung: Montag, 7. März, 2 Uhr, Reederei-Abstndungsverttag, haushast, Kleine Vorlagen. Schluß: 9% Uhr. m .Dokalauzeiger*. Schwindel. In einem Stimmungsbild üb« die Reichstagssttzung vom Frestag v«stelgt sich d« schwerindustrielle „Lokalanzeiger* zu der Behauptung, daß die S o z i a l d e m o t r a- tie mit dem Verholten des Reichstagspräsidenten Genossen Löbe nicht einverstanden gewesen sei. Als Genosse Löbe dem Kam muniften h v f f m a n n das Wort»»weigerte, habe die Sozialdemo. kratie eisiges Schweigen bewahrt und im Aellestenausschuß Lobes hallung geladest. Wir stellen fest, daß an dies» Mitteilung kein wahres Wort ist: vielmehr stand die gesamte sozialdemo- kratische Fraktion hinter dem Reichstagspräsidenten, dessen Verhalten sie vollauf billigt._____ Simons bei �lopü George. Dondon, 5. März,(hollaudsch ZUeuwsbnreau.) Simons ist an» Doudon abgereist, wahrscheinlich nach Ehequer», um mil Lloyd George zu konsnieren. Ein Aufsatz von Keynes . Dondou, S. März.(MTB.) Keynes schreibt im„Manchester Guardian*: Wir haben Forderungen an die Deutschen gestellt, von denen wir wußten, daß sie sie unmöglich erfüllen können. Die Deutschen haben mtt Vorschlägen geantwortet, welche in d« entgegengesetzten Richtung irregehen. Ein g«echt«» Ergebnis hätte n««ziell werden können durch«ine Be- sprechung von Fragen wie. ob wir Deutschland erlauben und e» «mutigen wollen, einen großen Exporthandel zu ent- wickeln, weit« wie well wir Bezahlung in natura annehmen können und Deutschland anbieten kann, und schließlich üb« die Grundsätze, nach denen die Bewertung solch« Bezahlungen in natura stattfinden soll. Di« Pariser Forderungen stellen eine Abänd«ung des ursrünglichen Berttags dar, die, mag das nun eine Forderung zu- gunsten oder zuungunsten sein, die Deutschen anzunebmen nicht verpflichtet sind. Wir können sie daher'in leg ol er Weise nicht zur Annahme zwingen. Zu gleich« Zttt haben mir behauptet, daß sie den Derttag in and«« hinficht gebrochen
haben, und bedrohe« st« mit«in« Strafattion, um st« zn zwingen, nicht den Vertrag in dies« Hinsicht durchzuführen, sondern gewisse Sachen, die außerhalb des V«ttags stehen, zu leisten. Das ist von uns«» Seich ein«nster Schritt, üb« dessen Natur wir uns Aar werden müssen... Bei der Zahlung d« zwanzig Milliarden Gold- mark bis zum L Mai kann nach Keynes Ansicht d« einzige B«- stoß darin bestehen, daß Deutschland nicht die Ltef«ungen gemacht hat, die von d« Reparatümskommission»«langt worden sind. Der einzige bedeutsame Verstoß beziehe sich auf die Kohlenliefe- rungen. Es fei da festgestellt worden, daß sich Deutschland mtt 2 bis 5 Proz. bezüglich des Spa-Abkommen» im Rückstände befindet. D« Bettag ist geringfügig, indeß wtt allgemein zugeben, daß, rund heraus gesagt, Deutschland die Spaer Verpflichtungen bezüglich d« Kohlenförderungen«füllt. Nehmen wir cm. daß Verstöße gegen den Friedensvertrag in Detailpunkieu des oben Angeführten vorgekommen sind, was sind wir b«echtigt zu tun? Ich hätte gedacht, es wäre unsere Pflicht, unsere Anschuldigungen ganz genau fe st zustellen, und, wenn Sttafmoßn ahmen angedroht waren, diese obhängiz zu machen, davon, daß dl« Deutschen es unterlassen, diesen Anschuldi- gungen abzuhelfen. Aber sind wir berechtigt, vage Anschuldigungen duszusprechen und dann Strafmaßnahmen anzudrohen, wenn nicht Deutschland seine Zustimmung dazu gibt, etwas zu tun. was mit den Beschuldigungen nichts zu tun hat? Das ist eine Frag« des inier- nationalen Rechts, und was noch bedeutsamer ist. der internatio- nalen Moral. Die vorgeschlagene Methode würde darauf hin- ausgehen, den Vertrag so gut wie vollständig zu zer- reißen und ihn zu ersetzen durch eine von Zeit zu Zell erfolgende Anwendung von Eewall, um diese od« jene Forderungen durchzu- setzen. Aber selbst, wenn das«ine g«echte Art des Vorgehens wäre, ist diese Art weise? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, ob wir die Absicht habe», die Bezahlung dessen, was Deutschland leisten kann, sicherzustellen oder seine bestehend« Schwächt zu verewigen. Welche Wirkung würden die von den Alliierten beabsichtigten Maßnahmen für die Reparation haben? Die strafweise Einbehastung eines Tele» des Erlöses der deutschen Exprnwaren würde letzten Endes von den Alliierten selbst bezahlt werden, und die Beschlagnahme der Zölle könnte dazu führen, daß di« Alliierten sich im Besitz d« Schiffsladungen deutschen Papiergeldes befinden, von denen Lloyd George neulich so be- redt im Unterhause gesprochen hat. Die schwere Bedeutung der Mitteilung der Alliierten beruht zum Teil darauf, daß wir uns dazu hergeben, die stonzöfische Po- l i t i t, die dahin geht, die Rheinlande von Deutschland zu trennen, selb« zu fördern, und zum anderen Teil in der Geringschätzung der notwendigen Form- und Rechtsvorschriften. Es scheint, daß wir in noch ausgedehnt««» Maße dieselbe Polttik wie in Irland ein- zuschlagen beabsichtigen und sie mtt denselben Argumenten rechtfertigen. Die Deutschen haben unrecht und das, glaubt man, berechtigt uns zu tun, was uns bellebt. Dieselbe Geistesverfassung und die- selbe Moral ist verantwortlichlich für die letzten Vorgänge in Irland , und wenn man dorm beharrt, so wird sie zu dem- selben Unheil führen. propaganüaverbot itt Gberfthleften. Kaklowitz, 5. März.(Eigen« Drahtbericht de»»Donnäris*.) Die Int« alliierte Kommission ließ am Sonnabend vormittag der deutschen Presse Aufklärung geben üb« die während d« Zeit vom 9. bis 22. März zur Sicherung von Ruh« und Ordnung m Ausficht genommenen Maßnahmen. Es muß betont w«?- tz daß das Vorgehen viel zur Beruhigung d« Massen während 5. Abstimmung beitragen wird. 4 Jede politische Propagandatätigkeit, VerarM? tung von Versammlungen, ösfenlliche Kundgebungen, Anschlagen oem Zetteln und Tafeln, Anbringen von Plakaten. Verbreitung von Drucksachen ist verboten. Oeffentliche Anstalten oder deren Rebengelasse od« die de» religiösen Zwecken dienenden Gebäude dürfen ahn« Genehmigung der Kreiskontrolleure zu anderen Zwecken nicht»«wendet werden, als zu denen sie regelmäßig be- stimmt find, von 10 Uhr abends bis zum folgeitden Tage bis 4 Uhr nachmittag» find geschlossen zu hallen: Theater, Kinos, Kanzertsälc, Tanzsäle. Zirkusse und andere Säle für Schaustellungen. Der Der- tauf von Gettänken od« Verkauf von Spirituosen. Schnäpsen. Li- kören und Süßweinen ist verboten. Das gleiche Verbot erstreckt sich auch auf di« Abgab« dies« Getränk» durch Destillateure, Weinhändler in den zum Zwecke d« Derproviantierung für das Publikum ge- öffneten Etablissements. Von 10 Uhr abends bis zum folgende» Tage S Uhr vormittag» sind geschlossen zu hasten: Schankwirt- schasten. Restaurants, Echankstuben in Hotels usw. Die L«ordnuny tritt am 9. März vormittags in Kraft. Di» Polen versuchen noch in letzter Stunde allerlei Mittel, um Stimmenfang zu tteiben. So tauchte vor einigen Tagen die sage- nannte„Oberschlesische Derufsoeremigung* auf, die m deutschen Zeitungen angab, eine deutsche Organisation zu sein. Bei nähe, r« Betrachtung entpuppte sie sich ab« alsnational-polnisches Unternehmen. Di« oberschlesische» Arbeiter, Angestellten und Beamten sind über den wahren Charakter dieser Organisation aus- gestört worden._ die Sreslauer Mensckensckinüer. Breslau . S. März.(TU.). Der trste heute vernommene Zeuge, Kriminalbeamter Eichhorn, hat die Angeklagten in Zeithain und Im Ruhrgebiei vernommen. Die Attgestagten haben sich zwar in Widersprüche verwickest, aber ihre Aussagen stimmten ausfal- lend uberein. D« frühere Leutnant Ulbrich wurde nochmals vernommen und gefragt, wie es wohl komme, daß vom 17. März ab die Leute besonder, schw« mißhandelt wurden. Der Zeuge antwortet, daß nach Rücktritt der Kapp- Regierung die Gereiztheit der Leute zugenommen habe.. Sie rechneten damit, daß nunmehr die bolschewistische N e• gierung an« Ruder kommen würde. Ueber di« Truppe selbst be- fragt, berichtete der Zeuge von der allseitig, nicht zuletzt von d« Re- gierung anerkannten Tüchtigkeit der Truppe im Ruhrgebiet . E» sei sogar behauptet worden, daß man fest der Revolution noch nie eine so tadellose, disziplinierte(!!!) Truppe gesehen habe. Das Urteil dürft« erst am Dienstag od« Mittwoch gesprochen werden. • . Zu unserw Bericht vom 8. März 1981 wünscht d« Zeug« Wachtmeister Lampe b«tchtigt zu wissen, daß« nicht ausgesagt habe, die Gefangenen feien von Offizi««, und Spielleuren miß- handell worden. Er habe l-diglich ausgesagt, daß die Gefangenen mißhandest wurden. Von Spielleuten hat« nichts gesagt. Da- gegen hat er in einem Falle gesehen, daß ein Offizier einen Gefangenen mit der Hand geschlagen hat.
verdrängungsschäden. In der Freitogsitzung des 24. Ausschusses des Reichstages wurde der noch nicht«ledigte S 10 des V«dräii- gungsschädengesctzes und die Antröge zu diesem Paragraphen ein- gehend besprochen. D«§19 wird mtt der Aenderung. daß Enffchü- digüngen bis zu 60 000 Mark sofort in bar zu zahlen seien, ange- I nommen. Di« Sitzung wurde auf Dienstag, de» S. März» vertagt.