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Nr. 112+88. Fabegong Finsgabe B Nr. 56

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Sozialdemokrat Berlin

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Dienstag, den 8. März 1921

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Bruch des Friedens.

das hat Deutschland während des Krieges schwer genug emp­finden müffen. Es bleibt die Hoffnung, daß das besiegte und wehrlose Land doch auch noch einige Freunde finde, die ihm moralischen Beistand leisten gegenüber den Panzerwagen des Herrn Foch.

Daß die Besehung der wichtigen Rheinhäfen und die Durchführung der Drohung, diesseits des Rheines eine neue Zollgrenze zu ziehen, der deutschen Wirtschaft schwere Sorgen und Berlufte bringen wird, ist flar und von uns schon wieder holt sehr deutlich betont worden. Aber auch in diesem Bus sammenhang wollen wir nicht unterlassen, aufs neue darauf hinzuweisen, daß die Befeßung von Ruhrort, Duisburg und Düsseldorf und daß die neue rheinische Zollgrenze der Entente teine 226 Milliarden Goldmart zu brin­gen vermag, daß durch sie keine Häuser und Fabriken in Nord­frankreich neu erstehen und daß die weitere Verar mung Deutschlands schließlich fein Mittel ist, um die fran­ zösische Kriegsschuld zu bezahlen.

Duisburg, 8. März.( DA.) Die Ruhrorfer und die Hochfelder Rheinbrüde sind seit heute vormittag 11 Uhr gesperrt worden. In Hochfeld und Ruhrort sind einige Kommandos belgischer Truppen eingerichtet. Duis­ burg selbst ist um 1 Uhr miffags noch nicht befeht. Da­gegen haben die Belgier am Niederrhein bereits einige Tele­phonleitungen befeht, resp. abgeschnitten.

Düsseldorf, 8. März( DA.). Heute mittag 12 thr trafen zwei Dampfer, Coreley" und Parzival", mit fran­3ösischen Truppen, meist 3nfanterie, auf dem Rhein hier ein und landeten diese Truppen.

Das Zollregime im Rheinland. Condon, 7. März. Briand hat dem Reuterschen Bureau mitgeteilt, daß das neue 3ollregime im befehten Gebiet am Donnerstag in Kraft treten werde.

IN

Ein Aufruf des Reichspräsidenten. Der Reichspräsident hat folgende Protlas mation ergehen lassen:

Der Einmarsch in deutsches Gebiet, den die Entente als einen Teil der ,, Santtionen" bezeichnet, ist im völkerrechtlichen Sinne nichts anderes als neuer Kriegsbeginn. Durch den Frie densvertrag von Versailles sind diejenigen Zwangsmaß nahmen vorgesehen, die gegenüber Deutschland zur Anwen­bung gelangen tönnen. Jedoch ist nicht und nirgends davon die Rede, daß solche Zwangsmaßnahmen einfeßen tönnten. bevor die endgültige Gewißheit geschaffen ist, daß Deutschland seine Bertragsverpflichtungen nicht erfülle. Die Jest zur Anwendung gebrachten Gewaltmaßnahmen finden im Friedensvertrag schon gar feine Stüße. Erst nach dem 1. Mai hätten die dort vorgesehenen Zwangsmaßnahmen an gewandt werden dürfen, denn bis zu diesem Termin follte die Entente durch die Wiedergutmachungskommission die Höhe der Reparationssumme endgültig feftfeßen. Die Mitteilung über die Höhe dieser Wiedergutmachungskosten fonnte bisher jedoch nicht erfolgen, weil die Entente fich felber noch nicht darüber einig war. Alle Berhandlungen in Spa, Brüffel und London hatten letzten Endes feinen anderen Zwed Der Reichspräsident hat in seinem Aufruf an das deutsche. als eine Vereinbarung mit dem deutschen Schuldner zu Bolt, den wir an anderer Stelle wiedergeben, in aller Form ergielen und dadurch sowohl die Wiedergutmachungstom- auf den Bruch des Bertrages und des Bölkerrechts hingewiesen, mion von der Verpflichtung zu einem Diftat zu entbinder durch die gewalttätige Besetzung der Rheinstädte erfolgt ist. Unsere Gegner im Weltkrieg haben unerhörte und unerfüllbare den, als auch eine Sicherstellung der Erfüllung der deut- Er fordert auf, der fremden Gewaltherrschaft mit ernster Forderungen au Geld und Guf an uns geftellt. Wir selbst nicht nur, fchen Schuld zu ermöglichen. Da diese Bereinbarung bisher Würde entgegenzutreten, aufrechten Sinn zu bewahren und auch unsere& inder and Entel sollen Arbeitsstlaven nicht zustande gekommen ist, so blieb nach dem Wortlaut des fich nicht zu unbesonnenen Taten hinreißen zu laffen. Diefer der Gegner werden. Durch anfere Unterschrift sollten wie einen Friedensvertrages nur die Möglichkeit übrig, daß die Wieder Aufruf entspricht ganz der Beurteilung, die in diefen Spalten Bertrag besiegeln, den auszuführen auch die Arbeit von Generatio gutmachungsfommission der Entente bis zum äußersten Ter- wiederholt zum Ausdrud gekommen ist. Zwar fann und will nen nicht genügt hätte. Das durften, das fonnten wir nicht fun. min die endgültige Summe fe ft zusehen hatte, deren Be- das deutsche Bolt nach all den Kriegsgreueln nicht noch einmal 2infere Ehre, unsere Selbstachtung verbot es. Unter offenem fich in blutige Gemegel einlassen. Aber es wird durch dauernde Bruch des Friedensvertrages von Bersailles find zahlung man Deutschland zumuten fönne. Dadurch, daß die Entente diesen äußersten Termin nicht und würdige Rechtsverwahrung zum Ausdrud bringen, daß es die Gegner zur Besetzung weiteren deutschen Landes geschriften. Der abgewartet und vorher schon den Einmarsch in deutsches Geben Borstoß der Ententefruppen als einen einseitigen Gewalt tönnen wir Gewalt nicht entgegensetzen, wir sind wehr­biet angeordnet hat, hat sie den Friedensvertrag glatt durch neuen Krieg betrachtet und daß es, solange die Belegung los. Aber hinausrufen fönnen wir es, daß alle es hören, die noch andauert, die feindlichen Truppen zwar als Ottupanten die Stimme der Gerechtigkeit erkennen: Recht wird hier 3er­brochen. Das ist eine Feststellung, die nicht deutlich genug respektieren, aber ihnen niemals das Recht zuerkennen wird, treten durch Gewalt. unterstrichen werden tann. Auch im Lager der Entente ist als Herren in dem Lande zu hausen. man über diese Tatsache völlig im flaren. Wir haben in der Morgenausgabe bereits eine Aeußerung des Manchester Guardian zitiert, die vor dem Abbruch der Verhandlungen getan wurde und warnend darauf hinwies, daß die Besehung neuen deutschen Gebietes nichts anderes als neuen Kriegszustand bedeuten würde.

Formell und rechtlich gesehen hat affo die Entente einen neuen Krieg begonnen. Sie hat damit selbst aner fannt, daß die Bestimmungen des Friedensvertrages unzu­fänglich seien und daß sie einer Abänderung bedürfen. Freilich fieht sie diese Notwendigkeit nur in der Richtung, die ihr günstig erscheint, um eine Erweiterung der Lasten für Deutschland der

Balt.

einsehen, daß man mit gepanzerter Fauft zwar Verträge zer Wahrscheinlich wird man bald auch auf der Ententeseite reißen fann wie einen Feßen Papier", daß man aber durch sie nicht ein neues Recht zu schaffen in der Lage ist. Unter diesem Eindruck steht das deutsche Bolf dem neuen Krieg gegenüber, den es schweigend, aber unter stetem Wider spruch über sich ergehen lassen muß, ohne an seinem Recht irre zu werden.

Die Botschafter nach Berlin berufen.

Berlin, 8. März.( WTB.) Die Botschafter in Lon­Berlin berufen worden.

Amtlich wird dementiert, daß nach Abbruch der Berhandlungen in London noch Sachverständigenberatungen stattgefunden hätten. Die Besetzung schreitet fort.

Mitbürger!

Mit den Bürgern, die Fremdherrschaft erdulden müssen, leldet das ganze deutsche Volt.

Ehern zusammenfchmieden soll uns dieses Lefd in einigem

Fühlen, zu einigem Wollen.

Mitbürger, frefet der fremden Gewaltherrschaft mit ernster Würde entgegen. Bewahret Euren aufrechten Sinn, aber laht Euch nicht zu unbefonnenen Taten hinreißen.

Haret aus! Habt Bertrauen, die Reichsregierung wird nicht eher ruhen, bis fremde Gewalt vor unserem Recht weichen muß. Der Reichspräsident. Der Reichskanzler. Fehrenbach.

Ebert

Lloyd George bedauert.

Condon, 8. März.( EE.) In der gestrigen Gigung des Unter Deutschen gemachten Angebote bedeuten einen Fortschritt gegenüber denen der letzten Woche. Dennoch waren sie vollkommen unannehmbar. Man forderte von uns die Bereinbarungen auf die ersten fünf Jahre zu beschränken, die folgenden 37 Jahre sollten Gegenstand neuer Besprechungen sein. Die fest en Borschläge für die ersten fünf Jahre schienen auf der Grundlage der Vorschläge von Paris aufgebaut zu fein, aber zwei Bedingungen wurden daran gefnüpft. Die erste Bedingung wurde nicht flar aus­gedrückt. Es wurde davon geredet, daß Deutschland mit den

rung eines fo umfangreichen Vertragswertes, das die erzwun bon und Paris und der Gefandte in Brüssel sind na haujes gab Lloyd George folgende Erklärung ab: Die von den gene Unterschrift Deutschlands trägt, sind auch weitere Refor. men nicht mehr ohne weiteres abzulehnen. Mit Recht hat des halb der, Manchester Guardian" darauf hingewiesen, daß der einmalige und einseitige Bruch des Vertrages dem Sinne nach die Aufhebung aller Berträge zwischen Wie wir erfahren, ist heute vormittag die Besetzung ben Alliierten und Deutschland bedeuten würde. Der Kriegs. Düsseldorfs durch belgische Truppen erfolgt. In der ver­zuftand pflegt zunächst den Abbruch der diplomatischen Be­ziehungen nach sich zu ziehen. Aber auch wenn, wie wir an- gangenen Nacht ist auch Duisburg und Ruhrort befeht nehmen, diese formelle Geste nicht zur Anwendung gelangt, so worden. Die Bevölkerung verhält sich ruhig. Zwischenfälle Alliierten Handel treiben würde. Man forderte dabei nicht, daß bleibt doch nichts anderes bestehen als die Tatsache, das die find bis jetzt nicht vorgekommen. Düsseldorf, 8. März.( D.) Heute vormittag 8 Uhr sind Deutschland das Meistbegünstigungsrecht erhalten soll und im gans Alliierten ihrerseits den Vertrag gebrochen und militärische Gewalt zur Anwendung gebracht haben, und zwar in Düsseldorf zwei bis drei Kompagnien belgiler gen war nicht abzusehen, was eigentlich Deutschland bezüglich der gegen ein durch jenen Vertrag praktisch mehrlos gemachtes Truppen eingerüdt. Die Stadt wird dauernd von alliierten Aufhebung aller Beschränkungen des Handels sagen wollte. Die Fliegern überflogen. 2uf dem Rhein bei Düffeldorf find vier eng- ameite Bedingung war aber derart, daß man nicht den Wunsch Man stelle sich einmal vor, daß das wilhelminifcheie kanonenboote eingetroffen, die ihre Geschütze auf die haben fonnte, Erklärungen bezüglich der Natur der ersten Bedin­Stadt gerichtet haben. gung zu verlangen. Sie besagt: menn die Abstimmung in Deutschland vor 1914 plößlich, um eine Schuld einzu Belgische Truppen haben heute vormittag 10 Uhr den Rhein Oberschlesien im ganzen oder teilweise gegen Deutschland treiben, sagen wir in Belgien eingefallen wäre und dort wich. tige Städte und Handelsplätze bejegt hätte. Welch ein mora- mit mehreren Kompagnien Infanterie überschritten. Die Bor- ausfiele, daß sich Dr. Simons und die Regierung das Recht vor. fischer Entrüstungssturm wäre da durch die Welt gegangen. orte von Duisburg und Ruhrort sind bereits durch belgliches behalten, zu erklären, daß die Boltsabstimmung Und wie schnell hätten nicht die Herren in Paris und London Militär befeht worden. Un verschiedenen Stellen wurden von den gültig fet. zum Schwerte gegriffen", um den Friedensbrecher in seine Bejagungstruppen jofort Maschinengewehre aufgestellt. Die Schranken zu weisen. Nichts anderes aber bedeutet der Bevölkerung verhält sich ruhig. In einer Bersammlung der freien vertragswidrige gewaltsame Einmarsch in deutsches Gebiet, Gewerkschaften lehnte die Arbeiterschaft die Aufforderung der der jekt von der Entente vollzogen ist. Wie das fleine Belgien Kommaniffen zum Generalfizeit ab. gegenüber dem waffenstarrenden Deutschland Bilhelms II., so ist das durch den Krieg völlig geschwächte und durch den Frieden wehrlos gemachte Deutschland heute gegenüber der waffenstarrenden Entente jedem Gewaltatt ausge Düsseldorf, 8. März.( 2.) 3n Bendorf tamen fechs fett. Es hat das Gewicht des Rechts für sich. 3war französische Kavalleristen an, um für 600 mann französischer wirb man in der Welt feinen Staat finden, der willens und Truppen Quartier zu schaffen. Man fchäßt das franzöfifche Truppen­start genug wäre, der marschierenden Foch- Armee in den Arm fontingent auf etwa 1500 mann. Es wird erwartet, daß sich zu fallen. Aber es wird in der Welt doch Kräfte genug geben, fm Laufe des heutigen Tages die geplante Bejehung von Düsseldorf, Die Recht von Unrecht zu unterscheiden vermögen, und die fich Duisburg und Ruhrori volltommen vollzieht. auch durch chauvinistisches Gerede nicht davon abhalten lassen, Paris, 8. März. Wie Pefit Parifien mitteilt, wird die einen Rechtbrecher einen Rechtbrecher zu nennen. Was die Belegung von Düsseldorf, Ruhrort und Duisburg von zehn moralische Beurteilung in der öffentlichen Meinung bedeutet, Bataillonen ausgeführt.

Die erfien englischen Truppen in Stärte von 600 Mann Kavallerie rüdten gestern abend in Benrath ein. 3n Reuß erschien ein General mit 40 Offizieren und 150 Mann.

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Danach hätten wir teine Sicherheit für fünf Jahre erhalten, sondern höchstens für fünf Wochen. Wie konnte man der­artige Bedingungen annehmen? Was die restlichen 37 Jahre an belangt, hat uns Dr. Simons feinerlei Borschläge gemacht. nahm den Grundsatz einer Jahreszahlung an, melche gemäß dem wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands variabel sein sollte. Be züglich eines Maximums oder Minimums der Jahreszahlungen hat Dr. Simons nicht die mindefte Mitteilung gemacht. Deshalb waren wir der Ansicht, daß man uns feinerie! Borschläge gemacht habe, welche die Bertagung der angekündigten Strafmaßnahmen recht fertigen würden.

Ich bedauere, daß man wieder an die Gewalt appellieren mug und hätte es lieber gesehen, daß irgendeine Bereinbarung getroffen worden wäre, denn es ist viel leichter, daß eine Vereinbarung respektiert, als daß ein Urteilsfpruch durchgeführt wird. Dies hat man auch bei dem Uebereinkommen von Spa gefehen, denn wenn

Kul