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Kein Genkel Hn dieser Stelle ist mehr als einmal festgestellt worden, daß der deutsche Militarismus, daß insbesondere Herr Ludendorsf und seine Getreuen die eigentlichen Geburtshelfer des russischen Bolschewismus sind. Diese historische Er- innerung ist den Deutschnationolen sehr unangenehm. Nachdem Ludendorff höchstpersönlich imMilitärwochenblatt" seinen hier schon gekennzeichneten mißglückten Rechtfertigungsversuch unter» nommen hat, gackert jetzt in derDeutschen Tageszeitung" ein Dr. E. Jenny, Spezialist im Antibolschewismus aber kein Genie, ein Langes und Breites zu dem Thema. Seine Ausführungen sind in Wirklichkett nur eine schwere Be- l a st u n g derer, die er verteidigen will. Denn Dr. Jenny plädiert nicht auf erwiesene Unschuld, sondern von vornherein nur aus mildernde Umstände. Seine Ausreden stehen aus folgender Höhe: Die Begünstigung der Bolschewisten sei doch gar nicht so schl-fnm. die Entente selber habe doch die erste(März-) Revolution in Rußland angestiftet, ein gerissener Kerl wie Lenin würde auch ohne deutsche Hilfe mit der Zeit den Weg nach Rußland gefunden haben, es seien ja auch andere Bolschewisten auf Umwegen nach Rußland gelangt, schließlich habe man damals in Deutschland gar nicht so genau gewußt, wer Lenin und Sinowjew eigent- lich seien usw usw. Das mag alles sein, wie es will, aber es ändert kein Jota an der Totiache, daß Ludendorff die Dolsche- wisten nach Rußland importiert und daß sein Pressechef Nikolai durch deutsche Flugblattpropaganda den Bolschewismus in der russischen Armee hochgezüchtet hat. Daß beide politisch viel zu einsichtslos waren, um die Konsequenzen ihrer Handlung übersehen zu können, da» ist ja gerade, was wir stet» be» Haupt et haben!

die NeeSerei-Alillionen. Der Hauptouslchuß des Reichstage» setzte am Mittwoch die Be- ratung über den Reedereiabfindungsvertrog fort. Dr. Reichert(Dnatl.): Die Regierung möge der Frage näher- treten, auf welche Art entsprechend der den Reedereien zugebilligten Beihilfen auch eine Unterstützung der in den abgetretenen Gebieten und im Feindesland liquidierten industriellen Unternehmungen be- werkstelligt werden könne. Abg. wieder lZentt.): Ueber den Riesensummen der Reederei- abfindung sollten die jetzt durch die Sanktionen der Entente arg be- drängten rheinisch-westsälischen Industriegebiete nicht vergessen und vernachlässigt werden. Abg. Hoch(Soz): In dem Gesetz über die Wiederherstellung der deutschen Handelsflotte vom 7. November 1317 ist ausdrücklich einem späteren Reichsgesetz vorbehalten, ob und in welcher Höhe das Reich cm den Gewinnen der auf Grund jenes Gesetzes wiederher- gestellten Schiffe zu beteiligen ist und ob hinsichtlich der B e r- mendung dieser Schisse Beschränkungen notwendig sind. Diese Bestimmung ist das Ergebnis langer Verhandlungen im Jahre 1917 gewesen, und sie ist heute notwendiger denn je. In der großen Not unseres Volkes ist es unerttäglich, wenn zur Wetterbefchäftigung der Werftarbeiter an die Reeder so viel Milliarden ausgezahlt wer- den, ohne daß sich der Reichstag die Rechte aus jenem Gesetz vom Jahre 1917 wahrt. Hoch empfiehlt daher in einem Antrage, dem Reedereiabfindungsvertrog nur unter der Voraussetzung zuzu- stimmen, daß darin noch eine Bestimmung aufgenommen werde, wonach der in Frage stehende Paragraph des Gesetzes über die Wiederherstellung der deutschen Handelsflotte vom 7. November 1917 auch für diejenigen Schiffe Gellung haben soll, die aus Grund des Migen Recdereiabfindungsvertrogs gebaut werden. Ministerialdirektor Zonquleres(Wiederaufbauministerium): Bei der Frage der Gewinnbeteiligung des Reiches an den neu zu er- bauenden Schiffen muß unterschieden werden zwischen den Zah- langen, die auf Grund des Beihilsegesetzes geschehen und denjenigen, die als Entschädigung für die leinerzeitige Enteignung gewährt wer- den. Die Kontrolle darüber, ob und in welchem Umfange dem Reich im Einzelfalle ein Gewinnanteil zusteht, ist schwer durch- führbar. Abg. Henke(U. Soz.) kritisiert im ollgemeinen den ganzen Recdereiobfindungsvertrag. Gerade die Reedereien haben im Kriege beträchtliche Gewinne gemacht und sollen jetzt'noch mit 12 Mil- liarden untert'ützt werden. Sie haben durch den Krieg nicht mehr Einbußen erlitten als der Mittelstand und die Arbeiterschaft. Die ganze Vorlage erscheint mir durchaus unzureichend begründet. Staatssekretär Müller lWiederaufbauministerium) hält dem Abg..«f'tnke entgegen, daß gerade für die Seeleute seitens der Re- gierung viel getan worden sei.

Pfeffers Zrontbun) vor Gericht. Aus der Beweisaufnahme am Dienstag ist noch folgendes hervorzuheben: Der Zeuge Dittbänder, Ueberwachungsbeamter der Reichs- netrcidestelle, hat in einem Arnswalder Hotel aus dem Nebenzimmer ein Gespräch des Unteroffiziers Esser mit einem bayerischen Stu- denten gehört. Csser sagte, die Leute bekämen zu ihrem Arbeitslohn von Hauptmann Pfeffer täglich 1,50 M. Lohn, da» Geld käme vom Landbund und vom Bund der Großindustriellen. Zeuge Büllemeyer. Mitglied der Organisation Pfeffer Im Somnysr 1920, sagt sehr vorsichtig aus: Der Kreis war elnaeleill in Abschnitte, jeder Abschnitt hatte einen Führer, ebenso die Unterab- schnitte. Es war so organisiert, daß die Leute gleich beisammen sein konnten. Der Zeuge hat seinerzeit Material derFreiheit" ein« gesandt. Aus seine Ermittlungen hin ist Hauptmann Pfeffer verhaftet worden. Zeuge y s e n b e r p, Mitglied des Freikorps Pfeffer: Der Ber- ttauen-mann des Hai ptmanns Pfeffer. Asston, auch Günter ge- -"nnt, habe ihm gesagt, Massen vnd Munition seien vom Sennelager ach Arnswalde unterwegs. Obe'wochtmei"er Fahldieck sagt r"c,: Ich habe einen Bericht auf Grund der Mitteilungen der rren Jsenberg, Büllemeyer und noch zwei anderer über die mili- niche Organisation des Hauptmanns Pfeffer an das Berliner ''olizeipräfidium gesandt. Jsenberg und Genosien erzählten, Pfeffer habe eine Leibgarde von 20 Mann, m sich gegen eine Verhaftung zu schützen, auch Assion habe erklärt, ;cdcn ntederzuschl''ßen. der Pfeffer nahetteten wolle. Die Angaben Jlenbera» und Büllemeyers gegenüber Fahldieck waren viel aus- hrli ch er als jetzt in der' Verhandlung, so daß der Vorsitzende den beiden Zeugen vorhält, daß sich auf Grund ihrer jetzigen Aus- sage die Staatsanwaltschaft vielleicht überlegt hätte, Anklage zu erheben. Fahldieck erklärt auch, daß Jsenberg und Genosien für ihr Ma- terial gegen Pfeffer Geld haben wollten. Als Zeuge wird sodann der politische Redakteur derFreiheit" R a b o l d vernommen: Das Freikorps Roßbach war auch auf- gelöst in eine Arbeitsgemeinschaft und beim Kapp-Putsch trat es doch sofort in Berlin wieder g e s ch l o s s e n i n A k t i o n. Die Ar- beitsgemeinschaft Pfeffer war eine militärische Organisation. sie hat Leute in Berlin angeworben, die Fahrscheine erhielten, auf denen stand, sie seien im Sennelager entlasten worden. Bülle- meyer und Jsenberq waren gar nicht die Hauptzeugen für dieFrei- beit". Zeuge Rabold hat dem Gericht auch ein Schriftstück übergeben, auf dem der Adjutant Leutnant Schlorenberg Fliegerpersonal sucht. Pfeffer erklärt, davon nichts zu wissen. Al» nächster Zeuge wird der Holzarbeiter Hävers ver- nommen» der behauptet, an nichts mehr sich«rinern zu können. Er

ist im Sommer 1920 auf dem Bahnhof Friedrichstraft« in Berlin angehallen worden, als er mit einem militärischen Fahrschein nach Arnswalde reisen wollte. Damals hat er auf der Kommandan- tur in Berlin genaue Angaben über den militärischen Charakter seiner Anwerbung gemacht, an die er sich jetzt nicht mehr erinnern will. Am Mittwoch wird die Zeugenvernehmung fortgesetzt. Zeuge Timm ist vom Fähnrich-Wäscher im Juni 1920 mit der Frage, ob er wieder Soldat werden wollte, in Bielefeld ange- worden worden und nach Arnswalde gefahren. Pfeffer lehnt für die Tätigkeit Wäschers jede Verantwortung ab. Pfeffer hat aber die Leute für die Tag» in Arnswalde entlohnt. Timm be- hauptet, Pfeffer habe ausdrücklich gesagt, daß sie nötigenfalls zur Abwehr von Putschen verwendet werden sollten. Pfeffer bestreitet dos. Der Zeuge bleibt bei seiner Behauptung. Der Versitzende wirft allen Zeugen vor, daß sie mit gefälschten Militärfahrscheinen gefahren seien. Man oergißt, daß nicht die Zeugen, sondern Hauptmann Pfeffer an- geklagt ist. Zeuge Boll ist aus Arnswalde wieder fortgegangen, da er statt Soldat zu fein, für 11 M. zwölf Stunden als Land- arbeiter arbetten sollte. Pfeffer habe gesagt, sie sollten aus Staatskosten wieder zurückfahren. Zeuge Marx ist auf dem Stettiner Bahn« Hof in Berlin angeworben worden für das Freikorps Pfeffer. Der Angeklagte lehnt auch dafür jede Verantwortung ab und er- klärt den Werber auf dem Stettiner Bahnhof für einen Spitzelt Zeuge K e n n t e l i ch von der Sturmbatterie Pfeffer sagt nichts wesentliches aus. Der Schutzpolizist Mendt aus Zossen bei Berlin gehörte auch einige Zeit der Arbeitsgemeinschaft Pfeffer an. Er hat keine militärische Geheimorganisation bemerkt.

Uneinige Reakstonäre. Die bayerischen Deutschnatio» n a l e n(bayerische Mittelspartei) haben in einer scharfen Entschlie- ßung ihres Landcsausschusies gegen die bayerische KS- n I g s p a r t e i Stellung genommen. Der Königsportei wird vor- geworfen, daß sie den monarchischen Gedanken ge- s 2 h r d e(I) und eine Gefahr für die Reichs- und Landesinteresien sei. Kein Mitglied der Deutschnationalen dürfe da- her Mitglied der Bayerischen Köniqspartei sein. Die Enthül­lungen des Herrn Mayer-Koy über die Kanzlerfche Mord- und Prügelzenttale scheinen die Uneinigkeit im reaktionären Lager Bayern » gefördert zu haben. So muß nun selbst die Königspartei sich sagen lasten, daß sie eine Gefahr für den monarchistischen Ge- danken sei._

Großiverün Noch kein Sezirksamt bestätigt. Wo» sagt der ZMuistrr de» Inner«? Als eine Sabotage des einheitlichen Droß-Derlin bezeichneten wir vor acht Tagen die Art, wie der Oberpräsident gegenüber den ge- wählten Bezirksämtern sein Bestätigungsrecht anwendet. Ein« Kor- respondenz, die von einem Stadwerordneten der Deutschen Volks- Partei herausgegeben wird, unternahm gegenüber unseren Angriffen den Versuch, den Oberprösidenten reinzuwaschen und die Schuld an der Verschleppung der Bestätigung dem Berliner Magistrat in die Schuhe zu schieben. An diesem Dorwurs gegen den Magistrat ist so viel richtig, daß der letztere überhaupt keinen Anlaß hatte, die gewähl- ten Dezirksämter zur Bestätigung einzureichen, weil weder au» dem Gesetz Groß-Berlin, noch au» der Städteordnung eine solch« Pflicht herzuleiten ist. Schon der Grundsatz der Selbstverwaltung hätte den Berliner Magistrat davor bewahren sollen, dem Oberpräsidenten ohne genü- genden Grund die für die Bezirksämter Gewählten zur Lestättgung zu unterbreiten. Richtig ist des weiteren, daß die Wahlakten einiger Bezirk»-- ämter, insbesondere des von Charlottenburg , etwa 14 Tage Im Ber» liner Rathause gelegen haben. Wenn der Magistrot schon glaubte, die gewählten Bezirksamtsmitglieder dem Oberpräsidenten zur Be» stätigung einreichen zu müsten, dann hätte er die Ueberreichung an denselben etwas schleuniger bewerkstelligen können. Anscheinend hat es einem Mogistratsrat im Berliner Rathause Spaß gemacht, die Akten so lange festzuhalten. Trifft so den Berliner Magistrat ein teilweise» Verschulden an der Verzögerung der Bestätigung, so wäre e» völlig falsch, den Ober» Präsidenten von dem verdacht der geflistentlichen Hinauszögerung zu befreien. Es steht einwandfrei fest, daß bereits seit Wochen Listen von Bezirksämtern dem Oberpräsidenten vorllegen, und darunter befinden sich solche, gegen die au» rein sachlichen Gesichtspunkten Einwendun» gen schwerwiegender Art nicht zu erheben sind. Diese Bezirksämter könnten bereits tätig sein, wenn der Oberpräsident seine Pflicht erfüllt hätte. Wir müssen auf Grund dieser Verschleppung immer mehr zu der Ueberzeugung kommen, daß der Oberpräsident unter dem Zwange bestimmter politischer Einflüsse steht, um so mehr, vls der deutschnationole Redner in der Stadwerordnetenversamm» lung am Dienstag bereits eine Korrektur des Gesetzes Groß-Berlin in Aussicht stellte. Hinzu kommt, daß der Oberpräsident eine Un- gültigkeitsertlärung der Stadtverordnetenversammlung durch das Obervcrwaltungsgericht erhofft und nicht zuletzt eine abwartende Stellung hinsichtlich der neuen Regierungsbildung einnimmt. Eine solche Methode. amtlicheMaßnahmennachwechselnden politischen Konjunkturen zu treffen, wäre uner- hört. Nachdem wir wiederholt auf die großen Schäden aufmerksam gemacht haben, welche der Groß-Derliner Berwaltung durch ein«. weitere Hinauszögerung der Tätigkeit in den Bezirksämtern er- wachsen, fordern wir vom Minister des Innern die schleunige Bestätigung der Bezirksämter, soweit gegen die Gewäblten Einwendungen ernsterer Art nicht vorliegen. Di« Bestätigungsfrage der Bezirksämter wächst sich nachgerade zu einem Skandal aus, an dem ledialich die Feind» des einheitlichen Berlin und der Selbstverwaltung helle Freud« haben. Will der Minister des Innern nicht das Odium der Mitschuld an diesem Skandal aus sich laden, so mag er gegen die Saboteure des neuen Berlin vorgehen, eheeszuspätist. Innerhalb der Parteigenossenschaft Groß-Ber- lins ruft die Passivität des Ministers des Innern gegenüber der Verschleppung der Groß-Berliner Verwaltung bereits lebhaftes Be- fremden hervor.__ 100 000 Mark poftgelöer unterschlagen. Nach Unterschlagung von über 100 000 M. Postgeldern ist aus Buer in Westfalen der 24 Jahre alte, aus Münster gebürtige Postgehilfe Paul K w a p i s ch geflüchtet. Der ungetreue Beamte hat sich nach den bisherigen Feststellungen von dort nach Berlin gewandt und ist auch hier bereits gesehen worden. Kwapifch, der das Geld durch Schiebungen mit Fahrkarten und Unterschlagungen an sich brachte, ist aus Buer bereits seit dem 21. Februar d. S. verschwunden Zweckdienliche Mitteilungen, die zur Festnahme des Gesuchten, auf dessen Ergreifung und die Diederbeschaffung des

veruntreuten Geldes etne hohe Belohnung ausgefetzt ist, sind an die Dienststelle C 2. Kriminalkommisiar Boese, Georgen» kirchstt. 30a, zu richten. Der Flüchtige ist 1,68 Meter groß und schlank, hat aufrechten, elastischen Gang, ein volles, blasses Gesicht, gekräusette Haare von blonder Farbe, die er links gescheitelt trägt, einen kleinen Schurrbart und etwas abstehende Ohren. Ein beson» deres Kennzeichen ist das Fehlen aller Finger bis auf den Daumen an der rechten Hand.

Warum ruhen die Museumsbauten'i Die ungeheure Arbeitslosigkeit und besonders auch im Bau» gewerbe beschäftigt dauernd die Arbeiterorganisationen, die Gewcrk- schaftskomMissionen usw. Währenddesien werden Arbeitsmöqlich- leiten, die vor aller Welt offen daliegen, gar nicht berücksichtigt. Die stilliegenden Mufeumsneubauten im Zentrum der Stadt werden ledem aufgefallen sein, der aufmerksam beobachtet. Hier wäre es möglich, im Interesse der Arbeitslosen die Arbeiten zu fördern, zu- mal Materialschwierigkeiten, wie uns von unterrichteter Seite �it- geteilt wird, nicht bestehen. Wenn man die Parlamentsverhandcan» gen verfolgt, so wundert man sich über die ungeheuren Summen, die oft für unproduktive Zwecke bewilligt werden. Hier ober, wo es wirklich möglich wäre, einer großen Anzahl von Berliner Bauhand» werkern usw. Arbeit und Existenz zu geben, ist wieder kein Geld da. Was an kulturellen Werten vernachlässigt werden muß und verloren geht, soll dabei völlig außer Bettocht gelassen werden.

Lehrerinnen im Postdienft. Wie der Oberpostdirektion Berlin bekanntgeworden ist, besteht zurzeit«in Ueberanqebot an jüngeren weiblichen Lchrkrästen. die wegen de» Fehlens von Stellen nicht untergebracht werden können. Aus der anderen Seite weist die Oberpostdirektion darauf hin, daß augenblicklich ein größerer Mangel an Bewerbe» rinnen aus Bcamtensteven im Post- und Fernsprech» dienst herrscht. Auf ihr Ersuchen hat der preußische Unterrichts- minister den jüngeren weiblichen Lehrkräften durch die Schulde- Hörden bekanntgeben lasten, daß sie sich für solche Posten melden können. Die Bewerberinnen müssen dos 18. Lebensjahr vollendet und dürfen da» 25. nicht überschritten haben: sie müssen minde» stens gute Dolksschulbildung besitzen und körperlich gesund sein. Be- Werbungen mit Lebenslauf sind an die Oberpostdirektion Berlin zu richten. In Betracht kommen jui.ge Mädchen und auch kinderlose Witwen.

Wer«mf Belohnung hofft... Eine heillose Schlamperei scheint im Amtsbereich de» Reichs» wehrminister» Gehler zu herrschen, wie folgender Fall beweist: An» fang Mai 1920 gelang es unserem Genosien Krause, die versuchte Verschiebung von ungefähr l4 Million Gewehrpatronen nach Polen zu vereiteln. Der Schuldige,«in Offizier, wurde oerhaftet vielleicht auch bestraft. Soweit ging alles glatt vonstatten. Nun glaubte unser gutgläubiger Genosie die öffentlich angezeigte Be­lohnung für die Herbeischoffung des gestohlenen Hceresgutes zu erlangen, zumal Ihm die Sache eine ganz nette Summe gekollet hatte: aber weit gefehlt. Nachdem er von der Polizei eine klein« Summe erhalten, wird er von einer Amts stelle zur an- deren verwiesen. Niemand istzuständig". Endlich erfährt er Im Dezember v. I.. daß dos Reichswehrministerium resp. das Reichs- wehr-Regiment Nr. 5 in Potsdam , das die Patronenerfaßt" hat, die Belohnung auszahlen muß. Persönliche Vorstellung, einge- schriebene Briese verfehlen ihre erhoffte Wirkung. Der Mann ist nach den vielen Laufereien und Schreibereien ratlos und möchte doch wenigstens zu dem verauslagten Gelde kommen. Wtt!"ben ihm zunächst gesagt, daß der Minister Geßler aar keine Zeit lür ihn hat: seine Zeit wird zur Bekämpfung des R.F.B.. Preßpolemiken gegen die sozialdemokratische Presse und dergleichen völlig aus» gefüllt. Wie recht wir haben,«beweist das Stillichweigen, das er ollen Anfragen uns-rerseits nD üelen sein Ressort betrc'-e-.Zen Fragen beobachtet. Im übrigen könnte man im Fall Krause bei» nahe zu der Annabme kommen, daß die vor der Verschiebung nach Polen bewahrten Patronen vom Reichswehr -Reaiment Nr. 5 gar nichterfaßt" sondern vielleicht doch noch verschoben sind: wenn auch nicht nach Polen . Möglich ist alles!

Amtlicher Nachweis von Kriegergräbern. Der Kriegerqräbernochweis und die Kriegeroräberfürsorge sind eine von der Reichsregierung anerkannte Ehrenpflicht des Deutschen Reiche », zu deren Uebernahme das Reich hinsichtlich der feindlichen Gräber auch durch den Friedensvertrag verpflichtet ist. Mit der Durchführung der großen Aufgabe im In- und Auslände ist das Zentrol-Nochweiseamt für Kriegerverluste und Kriegergräber, Berlin NW 7, D o r o t h e e n st r. 4 8, be» auftragt. Gestützt auf die während des Krieges an der Front und in der Heimat entstandenen und ständig weiter bearbeiteten Gräberakten und-pläne sowie auf die laut Friedensvertrag von den ehemaligen Feinden fortlaufend weitergelicferten Unterlagen und auf Grund sonstiger Nochforschunaen weist das Zentral-Nachwciseamt die ge- naue Lage jedes deutschen Kriegergrabes nach. Es regelt die er- forderlichen oder gewünschten Umbettungen und den Grabbcsuch im In- und Auslande und erteilt allgemein kostenlos jede ge- wünschte Auskunft über alle Kriegergräber betreffende Fragen. Grabnachforfchunqen unmittelbar im Auslände durch Private und Vereine ohne Vermittlung des Zentral-Nachweiseamts verursachen den Angehörigen unnötige Kosten und bewirken überdies eine un- erwünschte Zersplitterung und Verzögerung der amtlichen Gesamt- nachforschungstätigkeit. Soweit nach dem Friedensvertrag« die frem- den Regierungen dazu verpflichtet sind, nimmt das Zentrul-Nach- weifeamt die Interessen der Angehörigen an einer geordneten Gräberpflege wahr. Dabei ist zu bedenken, daß bei dem ungeheuren Umfange der Gräberarbeiten im früher feindlichen Auslände nicht alle Gräber zugleich hergerichtet werden können. Alle Anfragen wolle man an dasZentral-Nachweiseamt, Berlin NW. 7, Doro- theenftt. 48", richten.___ Dem Brandenburgischen Giroverbande sind Im letzten halben Jahr« die Landkreise Niederbarnim , Teltow , Oberbarnim. West- priegnitz und Königsberg beigetteten. Von den Landkreisen der Provinz Brandenburg stehen nur noch zwei dem Giroverbande fern, jedoch ist der Beitritt derselben bald zu erwarten. Die größeren und mittleren Städte der Provinz sind bis auf eine dem Verband« angeschlossen. Zu viel poNzeiNche Rachsicht Im Autoverkehr. Da» Ministerium des Innern wirft jetzt den Krastfahrabteilungen der Polizei vor, daß sie es in zahlreichen Fällen an der nötigen Vorsicht und Aufme k- samkeit fehlen lassen. Di« Wagen werden nicht r i ch t i g g e s ü h r t, die Fahrer»-cht richtig ausgewählt, das Material nicht ge- nügend nachgeprüft und sogar auch die gesetzlichen Bestimmungen nicht beachtet. Es wird, so heißt es weiter, z. B. von den Wagen- führen, zu schnell gefahren, bei den Ueberqueren der Straßen, dem Umbiegen an den Straßenecken und dem Durchsahren der Straßen- kreuzunaen nicht genügend auf Fußgänger, scheuende Pserde und andere Fuhrwerke geachtet. Die Führung wird n cht genügend er- fahrenen und zu jungen Leuten anvertraut: die Untersuchung der Wagen, insbesondere der Bremsen vor der Fahrt wird unterlassen: die Anhänger.sind nicht mit Gummireifen versehen, nicht mit einem Bremser besetzt usw. D'e Abteilungen sollen deshalb eingehend und wiederholt über ihre Pflichten und die aesetzl'chen Bestimmungen belehrt werden, da der Staat für alle Schäden aufkommen und des- halb gegen die Verantwortlichen Rückgriff nehmen muß. Die Schul- digen würden unter Umständen nicht nur nach dem Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, sondern auch wegen Sachbeschäd gung, Körperverletzung. Tötung. Gefährdung der Eisenbahn usw. bestraft.