Schöne Werstarbeiterfreunöel
Lm Reichstag wurden am Freitag zunächst Kleine An- fraaen eried'gt. Abg. Mumm(Unat. Dp.) verlangt von der Regierung, alle« zu tun. um die Eimvaaderuug der OsiZudea. mier denen viele Wühler und Schieber feien, zu verhülen.— Ministerialrat gering: Diese unerwünschte Einwanderung wird Haupt. fächl'ch durch Verschärfung der Paßvorschristen und nachdrückliche Handhabung der Fremdeupolizei bekämpft. Zur vorläufigen Jnter- nierung solcher fremd stämmigen Ausländer, deren Abschiebung ange- zeigt, r&er angesichts des polnischen Widerstandes nicht a'sbald durch- führhi. ir ist, bestehen mehrere Internlerungslagsr. Abg. Zld. hofstnann(Komm.) führt Beschwerde über das Austrete« verkleideter Derber iv Verlin. Am 27. Februar und am Z. März sind 40 und 2Z Mann nach Wismar transportiert worden. Ein Baron von Manteuffel hat 4000 Mark für Transport und Verpflegung gezahlt. Die Werbungen linden angeblich für Litauen statt.— Die Reichsregierung läßt er» ÄSren, daß weder ihr noch der Staatsanwaltschaft von den Vor- gäneen etwa» bekannt Ist. Nach Eingang der Anfrage sind sofort Erhebungen angestellt worden, deren Ergebnis noch aussteht. Abg. Mumm(Dnat. Lp.) führt zum vierten Male Beschwerde über Haussuchungen bei Deukschnakionalen und BoNsvarteilern im Siegerlande. Der ausführliche« schrift- l I ch e n Antwort liegt«in Bericht des Regierungspräsidenten in Arnsberg vom 80. Dezember zugrunde, in dem auf d'e Deanruhl- mmnen der Arbeiterschaft infolge von Pressemeldungen über die Orgesch hingewiesen wird. Eine Kommission hat 11 Durchsuchungen nach Waffen obn« Aufsehen vorgenommen, die zu greifbaren Be- weisen nicht führten. Im ganzen stnd Im Siegerlande SM Ge- wehre ermittelt worden, die nicht vorschristsmäß'g angemeldet waren. Da während des Rückzuges 1918 ungezähstes Sriegsmate-Ia! liegen geblieben ist. werden wabrfcheinl'ch auch heut« noch im Siegerlande Waffen zurückgehasten. Da der Bericht erst am g. März«ingegangen ist, tonnten d'e notwendigen ergänzenden Erhebungen noch nicht vor. genommen werden. Der Reeöerel-MfinSvngsvertrag. (Zweite Beratung.) Ein« Enffchließung des Ausfchufles fordert einen Zusaßvertrag, wonach das Reich an den Gewinnen aus den neuzubouenden Schiffen beteiligt werden soll: auch soll in einem Zusaßvert'age das Recht des chouptausschusfes festgelegt werden, bei MißbKigung der noch festzuseßenden Lusführungsbestimmungen den ganzen Bertrag auf- zuHeben. Weiter wird die Regierung ersucht, ähn'ich« Verträge auch zur Abgeltung anderer Liquid ationsschäden obzu. schließen und dafür zu sorgen, daß in der Reederei-Treuband Gesell. schast außer den Arbeitern und Matrosen auch die Angestellten ver. treten seln sollen. Abg. Deute(TL Soz.): Man sollte uns nicht glauben machen, baß durch die Vorlage die A-beitslosigkeit eingedämmt werde. Für die Arbeitslostgte't müßten Milliarden aufgewendet werden, jedoch auf einem anderen Gebiete. Staats'ekretär Müller: Das Abkommen ist ledigllch zu bevrteilsn au» wirtschaftlichen und soziale» Gründen. Für die t l« I a« n Reeder soll befonde-s gesorgt werden durch Abzwe'gung eines Nestenfonds. Für die Seoleur« stnd bereits 80 Millionen zur Ver» küft.-na gesteht worden. Abo. HSlleiu(Komm.): Die Bearündung durch den G�atsfekre» tä? Müller war einfach lächerlich. Dabei hat man schon 6,3 Milliarden heifeste ge'choben, um sie den notleidenden Herren S t i n n e s und Genosien. den Provykatei'ren des deutschen Volkes, in die Tasche zu , vielen.(Mit erhobener Stimm«:) Einen Rechtsanspruch des Reeder- kcwltols auf Kosten des ausgesogenen Proletariats bestreiten wir. (Kurufe recht«: Lauter!) Sie(zur Rechten) haben feinerze t die schamlose Lüa« vom Dank des Vaterlandes unter dem Proletariat ve'breitet.(Vrästdent Löbe ruft den Redner zum ersten Maie zur Ordnuna.) Redner polemisiert gegen Roste und wird vom Präsi- denten darauf hiv-xmleian, daß Zuckersteuer und Nosketheori« vom Tbema ab'iegen. Der Wiederaufbau, den Sie(noch rechts) betreiben, führt nur zur Ausbeutung der Arbeiter.(Nach weiteren ausschweifenden Ausführungen erfucht Vizepräsident B e l l den Redner neuer- lich, zur Sache zu sprechen, andernfalls er ihm da» Wort«irtz'ehen würde.) ble'be!(Abg. Remmele stürzt mit dem Rufe: Unerhört! nach vorn, der Vräfldent vermaa nicht, sich dos Wort zu oe-schasfsn. Nach einem wüsten Durcheinander vertagt Vizeurgstdent Dr. Bell die Sißunq für ein« Viertelstunde. Nach Wiedereröffnung der Sitzung erteilt er d�m Aba. Schumann das Wort.) Abg. Remmele(Komm.): Wer Hot das Wort? llnerdört! Haben Sie(zum Präsidenten) darüber abstimmen lasten? Höllein hat da» Wort! Sie wisten(zum Präsidenten� gar nicht, was Sie gemacht Habens(Zu e'nem rechtsstehenden Abgeordneten:) Sie Schafs» kovf S i«!(Ungeheurer Tumust und Gelächter. Die Glocke des Präsidenten verbalst unpebört.) Vizenräsidenten Dr. Dell ersucht den M>g. Höllein. die Tribüne zu verpusten.(Abg. Höllein. auf das Rednerpult mitten Fäusten auffch'aaend: Dch bleib«!— Wg. Remmele, auf die Ba-rier« zur R-dnertr!büne fortwährend m't der Hand ouk'chlogend: Unerhört! Unerhört! K«'n anderer als Höllein hat da» Dort llfw. uirn)— Vizepräsident Dr. Dell: Ich vertag« das Hau» auf eine halbe Stund« und werde veranlassen, daß der Aektesteuautfchntz«mbe- rufen wird. Die neue Sitzung. Um 4 Uhr eröffnet Präsident Löbe die S twng mst folgender Erklärung: Auf Wunsch meines Kollegen Dr. Bell habe Ich den Vorst ß übernommen. Wegen der großen Unruhe am Schlüsse der abgebrochenen S tzung sind oerlchiedene Worte des Vizepräsidenten nicht rerftonden worden.(Der Präsident stellt aus dem Stenogramm fest, daß über die' Wortentziehung«ine Abstimmung swtt'gefunden hat, die jedoch vom größten Teil des Hauses nicht bemerkt wu'de.) Abg. Dr. Levi(Komm.): Der Konflikt m't dem Kollegen Höllein, der sich durchaus im fachlichen Rahmen der Debatte gebolteu hat» ist durch die unsachliche Gefchäftsführuna verursacht worden. Präsident Löbe: Der Ae'iestcnausschuß, einlchffeßlich des Präsidenten bat oegen zwei Stimmen die Unparteilichkeit de« Vizenräsidenten anerkannt. Darauf werden d e Derbandlimaen fortgesetzt. Abg. Schumann(Soz.): Der Abg. Höllein hat sich mit der Bor » läge fast aar nicht beschäftigt und, soweit er es tat, waren feine Aus- führunaen von Sachkenntnis wenig getrübt.(Unruhe bei den Komm.) Auch wir stimmen nicht leichten Herzens der Vorlage zu, aber die Rücksicht auf die volkswirtschaftlichen Verhältnisse und die arbeitslose» Werstarbeiter zwingt uns dazu. Den Lorschlag de» Abg. Henke, ausländstchen Schiffsraum zu kansen. muß ich »lehnen,»«il wir mit veralteten Schiffe» die Konturvenz nicht auf. «hmen können. Wenn man nach Henkes Dorsch'ag den arbeitslose» Bauarbeitern Beschäftigung verschafft, so ist den Werftarbeitern damit nicht geholfen. Seffsst unabhängige Werftarbeiter fordern in Zuschriften an mich Arbeitsgelegenheit.(Hört, hört!) Unser vntrao, Arbeiter und Abgeordnete den Derst-og kontrollieren zu lassen, ist anoenommen, ohne daß uns die Kommunisten und Unabhängigen unterstützt hätten.(Hört, hört!) Da die Boraussetzungen, die wir bei der ersten Lesuna für unsere Kust'mmunn oufftellt-n. zum großen Teil erfüllt stnd. werden wir die Vorlag« im Interesse der produktiv«, Enverbslosensürsorge annehmen. Abg. Hoch(Soz.): Es handelt sich fetzt darum, ob lausende von Werfkarbeiteru arbeitslos auf der Skraße liegen bleiben. Da» Ist für un« entscheidend. Herr Henke«elß Zewen Vorschlag, dem abzuhelfen, ab« er lehnt die vorlagt ab.
Artikel 1 des Vertrages wird gegen die Unabhängigen und Kam- muniften angenommen. Abg. Höllein(Komm.): Ich werde mich diesmal streng sachlich an das Thema hallen.(Gelächter.) Wenn die Rechte Arbriterinteresssn vorschützt, dann kommt der nackt« Pferdefuß kapita istifcher Prositsuchr hinterhergehinkt. Das Milliardenliebesgabeugeschenk hat auch schon bei anderen Gruppen Appetite ausgelöst Der Vertrag wird mit den Ausschußentschließungen in zweiter Lesung gegen Unabhängige und Kommunisten angenommen. Gegen die sofortige Vornahme der dritten Lesung erhebt Wg. Dr. Levi (Komm.) Einspruch. Das Haus vertagt sich auf Tommdend 10 Uhr: Entgegennahme einer Erklärung der Reichsregierung über die Verhandlungen w London.— Schluß K8 Uhr._ preußische Lanöesversammlung. 2. Sitzung. Freitag, den 11. März 1921« nachmittags 2 Uhr. Die Wgg Lichleusteiu(U.S.) und Adolf Hoffwana(Kam.) be. gründen die Anträge auf Einstellung der Gerichtsversahren gegen die Lbgz. F r« u n v(U.S.). Rost W o l f f st e i a(Kom.). K a o t h (Kom.), Schalem(Kam.) und oerlangen die Erledigung ohne Ueberweisuna an den Ausschuß. Abg. tzalmau»(Soz.) Mmnu den Vorrednern zu. Abg. Rippel(Dnatl) widerspricht und beantragt Ueberweisung an den Geschäftrordnungsausschuß.— Der Antrag Rippel wird mst den Stimmen sämtlicher Bürgerlichen gegen die der Sozialisten angenommen. Ohne Debatte werden kleinere Vorlage» in allen drei Lesunzen verabschiedet. Cs folgt die Beratung des Staatsvertraqs vom Id., 17, und 22. Februar 1921 zwischen den Freistaaten Preußen. Bayern und Thüringen über die Aufhebung von Gemeinschaftsverträgeu, Wg. SMao(Kom.) versucht eine lange Red« gegen die preußische Rechtsprechung zu halten. Präsident Leinert bittet den Redner, zur Sache zu sprechen und sich auf den Staatsvertrag zu beschranken. Abg. Kilian(fortfahrend',: Ich beabsichtig«, für den Staats- vertrag zu sprechen.(Stürmische Heiterkeit.) Nachdem noch einige Redner sich kurz in zustimmendem Sinne geäußert haben, wird die Vorlage in allen drei Beratungen ange- n o m m e n. Es folgt die erste Beratung des Antrages der Abgg. Dr. Porsch und Genossen auf Annahme eines Gesetzentwurfs betreffend vor- läufige Wohles zum Slaatsrak ia der Provinz Oberschleflea; der Antrag wird von Dr. P o r s ch begründet. Dr. v. Srle»(Dnatl.) stimmt d-m Antrag Borsch zu. Da jedoch nach Artikel 88 der Verfassung der Staatsrat erst i» Kraft treten soll, wenn die Prorniu'aklandtaqe neu gewählt stnd und in Oberschlesien die Provinziollandtagswahl in absehbarer Zeit nicht vor sich gehen kann, bitten wir. die Vorschriften über den Staatsrat ohne Rücksicht auf die Neuwahlen für Obcrichlcsicn i n Kraft trete« zu lassen. Wg. Eh erlern(Kern.); Wir Kommunisten empfinden den schien. uiqen Zusammentritt des Staatsrats als zwecklos und haben daher kein Interesse daran. Es ist bezeichnend, daß N« deutsch « Bour- geoiste. nachdem sie die oberfchlestsche Arbeiterschaft solange unter- drückt und ausgebeutet hat. jetzt gezwungen ist, um ihr« Stim- men zu betteln.(Schlußrufe. Stürmischer Lärm. Der Abg. Gräs-Anklom(Dnat.) ruft dem Redner zu: Schmutziger Kerl! Er wird vom Präsidenten Leinert zur Ordnung gerufen!) Abg. Dr. Leidig(D. Vp.) beantragt, die Verfassung im Sinne der Kriesschen Ausführungen zu ändern. Präsident Leinert: Da diese'' Antrag die Unterschrift von IS Ab- geordneten benötigt, kann ich licht die Abstimmung vornehmen. Abg. SchoUch(Soz.): Dem Wtrag Dr. Borsch stimmen wir zu, den Antrag Leidig lehnen wir ab. Wir können nicht eine Verfassungsänderung heute aus dem Aerme! he-ous schütten, ohne uns über ihre Kon- sequenzen klar zu fem. Im Interesse der Arbeiterschaft muß ich als geborener Oberschlcsier, der von den dortigen Verhältnissen mehr versteht als der Abg. Eberlcin, dessen Ausführungen widersprechen. Die Kommunisten haben von den Vorgängen in Oberschlesien wenig gelernt und werden erstaunt sein, was sich dort in der nächsten Zeit abspielen wird. Sie stärkeu durch ihre Parole Polen zuungunsten Sowjetruß'andsk Gytt fei Dank stehen vi« obetlchlesischen Kommunisten auf einem anderen Standpunkt als der Abg. Eberlein. Die oberschlesischen Arbeiter wissen alle, was ihnen droht, falls sie zu Polen kommen und werden sich ge- schloffen für Deutschland einsetzen.(Lebhafter Beifall.) Der Gesetzentwurs wird in der eisten und zweiten Beratung angenommen. Der sofortigen Vornahme der dritten Beratung widerspricht Adolf H o f s m a n n(Kom.). Nach längerer Geschäfts» ordnungsdcbatte schlägt der Präsident Leinert vor, die dritte Be- ratunq auf die morgige Tagesordnung zu fetzen. Das Haus vertagt sich auf Sonnabend, den 12. März, vor« mittags 11 Uhr. Zur Geschäftsordnung beantragt Wg. Dr. Lüdicke(Dnat.), von neuem die Wahl des MinisterprSfldaltea auf die Tagesordnung zu fetzen. Ich glaub«»icht, daß da» Zentrum «wen Kultusminister wie Herrn Haenlsch noch länger ertragen wird. Wg. Dr. v. Kraus«(D. Vp.): Wir beantragen, die Besprechung der RücktrikkserNärung der Slaalsregierung auf die Tagesordnung zu fetzen. Den Antrag der Deutscknattonalen unterstützen wir, da die Bildung der Regierung möglichst bald beschlossen werdj!» muh, der Aellest-nrot sich aber bis 7. April vertagt hat. Wg. Adolf Hosfmimo(Kom.): Den Anträgen der Deutschnativ- nalen und der Deutsche » Dolkspartei stimmen wir zu. (Heiterkeit.) Wg. Brust(Z,): Es ist unrichtig, daß im Aellestenrat Vertagung bis zum 7. April beschlossen worden ist. Es ist dem Ermessen des Präsidenten anhelm gegeben worden, den Landtag auch eher zu- sommenzuborufen Die Eile mancher parleleu, l« die Regierung zu kommen, ist ouffälliz. Wg Donünicu»(Dem): Die Deutlchnationalen wissen sehr wohl, daß verhandelt werden muh, haben sie uns doch selber ein« Einladung zu Verhandlungen geschickt.(Große Heiterkeit.) Abg. Dr. Cohn(U.S.): Wir«erde» daaegen arbeiten, daß sich das Regierunzssieuir noch weiter»ach recht» dreht. Der Kuhhandel der Parteien um dt« Regierungsbildung sollte aber mSg- flchst beschleuniat werden. Wg. Dr. porsch(Z.V Di« Wahl eine« Ministerpräsidenten ist vor Ostern unmäglich. Wir lehnen es ab, morgen«in« groß« Aus- spräche über die Politik des verflossenen Kabinetts zu eröffnen. Wg. Wolf hoffmcma(Kom.): Der Landtag Hot da» Recht und die Pflicht gur Kritisisrung der Tätigkeit der Minister. Abg. Gräf-Antlam(Dnat,): Der Ernst des Augenblicks bedarf emer starken Regierung Es ist Ar unhaltbarer Zustand, daß wir kein Liaatsministerinm mehr habe». Abg. klcrlug(Soz.): Es Ist anzutreffend, daß fett den Wahle» kür dl« Regierungsbildung nichts geschehen ist, ober erst ganz kurz vor Einberufung des Landtags könnt! man die Stärke der«in- zelnen Frokrionen überblicken. Wg. Dr. Cohn(11.61 verlangt, daß die Minister auch noch in d«r U«bergan z,zett das Beamten»ruemumgsrecht aus&ixit können.
Wg. Grenomski(Z): Herrn Haenssch bekämpfen wir, aber wir brauchen dazu keinen Agitationsstoff von Herrn Gräf-Anklam. Er hat uns nicht so hundsgemein behandelt, wie(nach rechts) Ihre Kultusminister.(Heiterkeit links. Unruhe rechts.) Wg. Seoering(Soz.) spricht als Abgeordneter über dke Stellung der Ministe? in oer Uebergangspertode. Da« Geschick des Vater» lande» steht über den Formafftäten! Deshalb müssen die Entschei» düngen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen werden. Der Antrag der Deutschnationalen wird gegen die Stimmen der Rechten und der Kommunisten abgelehnt, der Antrag der Deut» schcn Volkspartei gegen Rechte, Unabhängige und Kommunisten. Schluß V26 Uhr. » Der Lettesteural des preußischen Landtags sprach sich in seiner Freitagsttzung dahin aus, die Beratungen bis zum April �n vertagen. Dagegen erklärte sich die Rechte, die Unabhängigen und Kommunisten, die verlangten, daß die Frage der Kabinetts- bildung geklärt wird und daß deshalb am Sonnabend weiter getagt werden soll zwecks Vornahme der Wahl des Mimsterprästden» ten. Eine längere Aussprache rief noch die Frage hervor, wie der Ausdruck„vorläufig« Fortführung der Geschäfte durch die bisherigen Minister" zu interpretieren ist. Die Sozialdemokraten waren der Anficht, daß die Minister damit ihre Befugnisse in vokkem Um- fange behakten. Dem wurde von verschiedenen Seiten wider. sprachen. Eine endgültige Lösung erfolgte nicht.
Prozeß Sonnenfelü. Di« Vernehmung des Staatsanwalts Gutsahr, dem nur eine Frage bezüglich des Angeklagten v. Frankenberg vorgelegt wird, Ä ergibt am Freitag nichts von besonderem Interesse. Ebenso sagen � die Zeugen Kurt und Martin Sochoezewski nicht» Reue» aus, die in ihrer Korrespondenz aus Grund des Sonnenfeldlcheo- Materials den„Enthüllungsfeldzug" begonnen haben. Au« ihrer Aussoge geht u. a. hervor, daß Georg Sklarz ihnen gegenüber sich erboten hat, mit Material ihre Anschuldigungen zu widerlegen. Die Zeugen haben das aber zurückgewiesen und Sklarz aufgs» fordert, klagbar zu werden. Der Zeuge Georg Sklarz äußert sich dann nochmals zu der gestrigen Aussage Davidsohu». Er bekundet, daß der Ab» geordnete S 0 l l m a n» wie der Wqeordnete Scheid«'-'-» ihm gegenüber di« Aeußmmgen bestritten hätten, die ihnen David» söhn in den Mund legt. Der Zeuge Sklarz erklärt nochmals, am Regiment Reichstag nicht einen Pfennig verdient zu haben.� Den Verkehr mit politisch führenden und geistig hochstehenden Persönlich» ketten Hobe er aus ideellen Motiven heraus gesucht. Sklarz bestreitet weiter, daß das Regiment Reichstag von einer Seite finanziert worden fei, auf die der Zeug« Davidfobn angespielt hat. Es werden dann noch zahlreiche Vriefe der Angekla'ffen ver» leien, die zum Teil schwer belastend sind. In einem Brief des alten Sonnsnfeld an seinen Sohn heißt e». Drahte mir sofort dringend, ob Du herausgeben wtlflfl weil ich ja nicht weiß, wo alles fft. verstehst Du mich? Deine hiesigen Dokument« find nicht ausreichend, um gegen die ganz« Gesell- schast mit Erfolg vorzuaehen. Viele Sachen stehen also aus schwachen Füßen, wenn Du«icht andere Beweise hast. Wer wie auch immer e« sei, wenn Du auch durch das Milieu irritiert worden bist, so Host Du doch falsch und unrecht gehandelt, wenn Dir auch, woran ich glaube, die Wsicht ferne lag, die strittige Summ« zu behatten. E» folgen noch die medizinischen Gutachten über den Geist««» zustand de« ollen Sonnenseld. Sanitätsrat Dr. Leppmanu Hütt ihn für eine» verrÜcktbeitsähnlicheo Kranken, der aber nicht so verrückt ist, daß ihm die fiele Willensbe' Immung ab« gesprochen werden kann. Er wie der Gerichtsarzt Dr. Rüger halten Hermann Sonnenfeld für vermindert zurechnungsfähig. Die Verhandlung wird auf Eonnabend 9 llhr vertagt. Tavidfohus Aussage. Genosse S 0 l l m a n n, der seinerzeit Vorsitzender des von tcr Partei eingefetzten Ausschusses zur Untersuchung des sog. Falles" Sklarz gewesen ist, schreibt uns: Nach Zeitungsberichten hat Davidsohn u. a. ausgesagt:„Am 1. Januar hat mir der Vorsitzende de» Ausschusses, Sollmann, im Gewerkschaftshause gesagt, es habe sich allmählich herausge' ellt, daß ich recht gehabt habe, nur hätte ich es nicht ia so krasser Form vorbringen sollen. Es ist mir unbegreiflich, wie Davidsohn zu einem der- artigen Mißverständnis gekommen sein kann. Seil ich sein„Material" kenne und im Untersuchungsausschuß Herrn Sonnenfekds sea. „Materia!" gebärt habe,!nn ich genau zu demselben Urteil über das„Maierial" und die Person Sonnenfelds gekommen, wie es der jetzige Pnzeß jedem Leser nahelegt. Weder zu Dovidsohn noch zu irgend jemand«mdeien Hab« ich jemals geäußert, daß das so- genannte„Material" für einen Parteigenossen belastend ist. » Gen. Richard Fischer schreibt un»: Ich werde aus die Prozeßberichte verschiedener bürgerlicher Blätter aufmerksam gemacht,«ach denen in dem Sklarz-Prozeß der Zeuge Georg D a v i d s 0 h» bekundet habe: »Im September 1919 lernte ich Hermann Sonnenseld kenneu in«in« Besprechung, zu der auch einig« andere Partei. genossen«ingeladen waren, darunter der Geschäftsführer des„Vor- wärts". Reichstagsabgerrdneter Richard Fischer. Bon diesem hatte ich«rfayren, daß ihm di» Sache bedenklich erschein« und daß er sich wehr« gegen das Eindringen fremd.kapitalisti» er Einflüsse in den„Vorwärts", und daß er einen weren Kampf in dieser Richtung g«gen Ebert und Scheide» 1 mann geführt hotte. Demgegenüber erkläre ich: Eine Einladung zu einer„wichtigen Besprechung" gelangte im Sommer 1919 von Baumeister an meine Gesthäftsadress«. Da ich aber zu der Zeit in Ferien war, so tonnte ich schon darum an dieser„wichtigen Besprechung" nicht teilnehmen, so daß ich bis zum heutigen Tage de» Vergnügen« entbehren mußte,„den alten Genossen Sonnenfeld"— nach Dooidfohn'scher Darstellung— kennen zu lernen. Ueber di« Eklarz.Wgelegenheit hat natürlich David« söhn auch mit mir gesprochen, und es ist schon möglich, daß ich die Sache für bedenklich erklärt Hab« unter der Voraus- setzung.daß die. Davidfohn'sche Darstellung rich. tig sei. Mein.Abwehren des Eindringens fremdkopttalis ischer Einflüsse in den„Vorwärt»" ist ureigenes phanlasieerzeugnis Davidsohu»: ich konnte ja solchen fremdkapitaüsiischen Einfluß schon um deswillen nicht abwehren, da im„vorwärts" niemals Privakkapval angelegt war od« augelegt«erden sollte. Auch die von ihm augeführten Differenzen zwischen EbvAScheidemann und mir hatten mit«apitÄeinfluß absolut»icht« ,u tu«: zwischen Scheideman» und mir haben überhaupt kein« Differenzen bestanden, und die Differenzen mit Ebert b«. trafen Kompetenzfragen. E« scheint also, daß in diesem Prozeß Hermann Sonnenseld nicht der einzige Verrückt« ist. Berün. den 11. März 1921. Aichard Fischer.
vi» Berliner Anwesenheit der deutschen Botschafter bei den Re. gierungen Frankre'ch», England» und Belgien » ist«ich t. wie man wunkett. das Vorspiel ihrer Abberufung, sondern dient not- wendigen Besprechungen. Die Retchiregierung denkt nich- daran, au» dem Scheitern der Londoner Konseunz den Abbruch Ur hip.'c° matisch« Beziehung«» herzuleite»