Nr. 151 ♦ 5$, �ahegasg
2. Seilage öes vorwärts
Sonntag, 13. März 1YS1
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GroßSerliR Feuerwehr Berlin". Ztsch ew«m mit dem Fisku« unter dem 31. Juli 1SZ7 abge-> schlkifienen vergleich ist die Feuerwehr im Gebiete der alten Stadt Berlin von der Polizeibehörde verwaltet worden, während die Ee- dü«md« die Kosten zu trogen hotte. Der Gemeinde stehen hierbei etatsmäßig gewifie Siechte zu, sie hat aber keinen unmittelbaren Einfluß auf die Verwendung der bewilligten Gelder. Dieses Der- hältnis wurde schon früher als mißlich empfunden, ist aber nach Aildung der Gemeinde Groß-Berlin unhaltbar geworden, da jetzt in dieser neben der staatlich verwalteten Feuerwehr von Alt-Berlin die gemeindlich verwalteten Wehren der bisherigen Vororte bestehen. Die altberlinsr Wehr ebenfalls unter städtische Verwaltung zu bringen, ist jetzt unabweisliches Bedürfnis. Der Minister des Innern hat sich am 26. Februar 1921 mit der Uebergabe des Feuerlöschwesens an die Stadtgemeinde nach Maß- gäbe der genannten Bedingungen unter dem Vorbehalt einverstanden erklärt, daß der Staatskafl« außer jährlich 99 000 M. Zuschuß keinerlei finanzielle Verpflichtungen erwachsen dürfen. Die Bedingungen besagen unter anderem: Die Abteilung für Feuerwehr des Preußischen Polizeipräsidiums wird am 1. April 1921 von der Stadtgemeinde Berlin über- ttommen und von diesem Tage ab als.Feuerwehr Berlin� von der Stadt verwallet. Di« Kosten des Feuerlöschwesens werden von der Stadt Berlin getragen. Der Staat gewährt zu diesen Kosten unter den bisherigen Bedingungen einen Zuschuß von jährlich 99 000 M. Die Beamten der Berliner Feuerwehr sind gegenwärtig nn» mittelbare Staatsbeamte. Von der Stadt werden sämtliche Beamte, Feuerwehrmanns- und Bureauanwärter, Festangestellte, sowie die Bureauhilfskräste und die Lohnangcstellten übernommen, sofern siemitdemlleber- gang in den städtischen Dienst einverstanden sind. Den Lohnangestellten wird die bei der Feuerwehr verbrachte Zeit auf das Dienstalter angerechnet. Die Stadt tritt ferner in die Ber - träge ein, die mit den zur Zell der Uebernahme bei der AbteUung privatdienstllch beschäftigten Personen bestehen. Das Einkommen der Lohnangestellten wird wie bisher nach dem jeweilig laufenden städtischen Arbeltstarif geregelt. Die Uebernahme der Beamten und Anwärter erfolgt zu den gegenwärtig geltenden BesollrnngssStzen vorbehaltlich einer Abänderung derselben gelegentlich der bevorstehenden Revision des Gruppen- planes. Die Dienstkleidung der Feuerwehrmänner und Beförderten ist mit Ausnahm« des Umhanges als Schutzkleidung anzusehen und demgemäß unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Im Verwallungsdienst sind Vorgesetzte der Oberbürgermeister -md deffen Stellvertreter(der Dezernent für das Feuerlöschwesen), sowie die Dienststellen der Feuerwehr: im Wach- und Sicherheits- dienst die Dienststellen der Feuerwehr: im Feuerdienst lediglich die Inhaber der Polizeigewall und die Dienststellen der Feuerwehr. Die Ingenieure, Bureau« und Telegraphenbeamten bleiben auch bei der Stadt lebenslänglich angestellte Beamte. Für die Beamten soll bis zur gesetzlichen Regelung dasjenige Mitbestimmungsrecht gellen, das den Berliner Kommunalbeamten im allgemeinen zusteht; bestehende weitergehend« Rechte bleiben bis dahw aufrecht erhallen. Die Feuerwehrbeamten dürfen nur zu Tätigkeiten herangezogen werden, die normalerweise unter ihre Dien stobli egenhellen fallen. Irgendwelche Verwendung zur llnter» drückung von Unruhen und dergleichen ist hiervon ausgeschlosien. V. verhafinug eines polizelmajors. Auaahme von Bestech uugsgeldcru. Sie da« WTB. berichtet, Ware» schon längere Zeit dem Polizei- vräfidiu« Gerücht« de« Inhalt« zugegangen, daß die Zulasiung von Kraftwagen bei der SerlehrSstelle von Zuwendungen nicht unbeträchtlicher Summen abhangig gemacht wurde. Während e« sich bisher um ungreifbare Gerücht« handelte und jedesmal dann, wenn der Polizeipräsident der Socke auf den Grund
gehen wollte, die Verbreiter der Angaben unsicher wurden und mit ihren Mitteilungen zurückhielten, ist es jetzt endlich gelungen, rn einem Einzelfalle als Uebeltäter den Polizeimajor Lambek zu überführen, zu berhanen und in da? PolizeigefängniS cinzu- liefern. Obwohl Larnbel üver die Zulassung von Kraftwogen nicht zu entscheiden hatte, hat er einem an ihn herantretenden Bewerber Schwierigkeiten vorgetäuscht, dabei aber doch durchblicken lassen, daß«S ihm bei Aufwendung besonderer Bemübungen möglich sein würde, diese Schwierigkeiten zu überwinden. In dem nach-
Genossen und Genostlnnen! vergeßt heute nicht Sie Nugblaiiverbmtung Treffpunkt In öeo bekannten Lokalen, keiner üarf fehle«
gewiesenen Falle hat er eine Brieftasche mit tausend Mark entgegengenommen. Da dieser Fall nicht der ein- zige seiner Art sein dürfte und der Polizeipräsident an der rest- losen Aufklärung der Angelegenheit das stärkste Interesse hat, wird gebeten, zweckdienliche Angaben bei der Kriminalpolizei» Zimmer 89. zu machen._ die Neuorganisation öer stSötisthen werke. In der gestrigen Sitzung der Deputation für Werke entwickelte der Vorsitzende Stadtbaurat Horten über die Verwaltung städtischer Werke in großen Zügen das Programm, welches er bei der Neu- organisation der gesamten städtischen Werke Berlin « zu verfolgen gedenkt. Auf Wunsch der Deputation soll der Vortrog de« Stadt- bauratS Horten in schriftlicher Form niedergelegt und den Mit- gliedern der Deputation und den übrigen in Frage kommenden Stellen zugängig gemacht werden, damit unter Zugrundelegung diese« Materials die Diskussion über die Frag« der Reuorganisation der Werke eröffnet und weitergeführt werden kann. In der gleichen Sitzung beschloß die Deputation, den verschiedenen jetzt zu Berlin zusammengeschloffenen Gemeinden den Ankauf don Brenn- holz zu untersagen, da die bei einer Reibe der Gemeinden vorhandenen Bestände bei richttger Verteilung reichlich genügen, den Bedarf zu decken. Endlich wurde beschlossen, die Ausgabe von Brennholzkarten zum Holzbezuge zu ermäßigten Preisen an Minderbemittelte einzu st eilen, weil die Verhält- nisie fich inzwischen vollständig geändert haben und insbesondere das Reich feit einigen Monaten die Zahlung des für diese Zu- Wendungen ursprünglich geleisteten ZuschuffeS eingestellt hat.
Sammelkarte« der Berliner StraHenbah». Die neue» Sammelkarten für 7 Fahrten zu 7 R. werden von Montag, den lt. d. M. ob durch die Schaffner auf den Strecken der vormaligen Großen Berliner, Berliner Städtischen und Berliner elektrischen Straßenbahn ausgegeben; sie gelten auf alle» Strecken der Berliner Sttaßenbah». Die bisherigen Sammelkarte» dürfen auch weiterhin bis zum 31. d. M. gegen Lösung eines Zu» satzfahrscheineS aufgebraucht werden. Weitere SezirksSmter bestätigt. Der Oberpräfident hat gestern drei weitere Bezirksämter be« stätigt und zwar die Bezirksämter der Verwaltungsbezirke Tier- garten, Tempelhof und Pankow . Wie ein« Korrespondenz berichtet, wird die Prüfung der An- träge auf Bestätigung der Wahl für eine Reih« von Bezirksämtern dadurch erschwert und verzögert, daß Einsprüche, zum Teil mit aus« fti Eftlichen Begründungen, gegen die Gewählten und ihre bisherige Amtsführung eingegangen seien. Zur Untersuchung dieser Sin- spräche mußten Akten eingefordert werden. Ferner lägen mehrere Einsprüche gegen Formverstötze bei den Wahlen vor, die gleichfall« der Prüfung bedürften, von der AusfichtSbehörde werde jedenfall» alles getan, um die Angelegenheit zu beschleunigen.
Tie hilfsbereite» Berliner . Dem am DonnerStagmorgen an die Berliner Einwohner vom Oberbürgermeister erlassenen Äuftuf zur Aufnahm« von Kindern und Eltern zur Abstimmung reisender Oberschlesier sind binnen zwei Tagen Tausende von Berliner» selbstlos gefolgt. Allen, deren Angebot angenommen worden ist, aber auch allen anderen, denen wegen der großen Zahl der Angebote kein schriftlicher Bescheid zu- gehen kann, sei hiermtt öffentlich herzlichst gedanit. Unabhängige Praktiken. Kürzlich regten sich in der„Freiheit' die Unabhängigen über daS Verhalten unserer Genoffen anläßlich der Besetzung de« Bezirks- amtsS de» 3III. Verwaltungsbezirks(Tempelbof-Mariendorf-Marisn- feld-eLichtenrade) auf. Wie aus einer uns übermittelten«ingchendeo Darstellung unserer Genoffen hervorgeht, beschlösse» zunächst alle drei sozialistischen Fraktionen, daS Bezirksamt unter Ausschluß der Bürgerlichen zu besetzen. Inzwischen hatten fich die Parterleitungen der S.P.D. und US.P. für die paritätische Besetzung der Bezirks- ämter ausgesprochen. Die Unabhängigen im Xlll. Bezirk aber erklärten, sich nicht daran kehren zu wollen und beanspruchten nun» mehr für sich drei, für die V.K.P.D. einen besoldeten Stadtrats- Posten. An einer der späteren Verhandlungen nahm auch der Stadt- verordnete Leid(U.S.P,) teil, weil seine Parteigenossen ihn al« Bezirksbürgermeister in Vorschlag bringen wollien. Dieser Kandidatur stimmten sowohl die Kommunisten, als auch unsere Genoffen zu Die Unabhängigen lamen jedoch von diesem Vorschlag wieder ab und präsentierten nunmehr ihren Genossen Richter, den unsere Ge- »offen aus bestimmten Gründen ablehnten. Sie schlugen nunmeh' den Genoffon Groß- Lichtenrade als Bürgermeister vor. Em ähnliches Spiel trieben die Unabhängigen bei der Besetzung de» SchulraiSpostenS: erst schlugen sie den Rettor Kuchenbecker, dann unseren Genoffen Lehrer Witthauer vor und schließlich wählten st« den Bürgerlichen ScheSke. Roch am 23. Februar konnte man von ihnen nicht ihre endgültige Stellung zur Besetzung des Bezirksamts erfahren. In der Bezirksversammlung, die die Wahl vorzunehmen hatte, waren 7 S.P.D., 7 U.S.P., 8 V.K.P.D. und 16 Bürgerlich« vertreten. Unabhängige und Kommunisten wollten gemeinsam stimmen. ES hätte also der unabhängige Bürgermeisterkandidat Richter 10 Stimmen erhalten muffen. Er erhielt jedoch nur 9, während unser Genosse Groß 24 Stimmen erhielt, so daß einer der Linksstehenden für ihn gestimmt haben muß. Die Wahrheitsliebe dieser Unabhängigen wird durch die Tat- fache gelennzeichnet. daß sie in einer AuSlchußsttznng auf Anfrage der Bürgerlichen erklärten, niemals im Ernst daran gedacht zu haben,»hre Genossen Leid oder Bogtherr als Bürgermeister in Vorschlag zu bringen, sie hätten vielmehr.nur auf den Busch llopseu wollen.'_ Achtmig, Mieter! Zu der in der gestrigen Morgennummer des.Vorwärts' ver- öffentlichten Notiz über eine am heutigen Sonntag bei allen Mietern Berlin » zu veranstaltende Sammlung für den Berliner Mieterverband erhalten wir folgende Zuschrift: Die im Gau Berlin deS Bunde« deutscher Mietervereine zusammengeschloffenen Mieterorganisationeu von Berlin stehen sowohl dem vom Mieterverband für den 18. März ver- anstalteten Mietertag. als auch den für denselben Tag angekündigten Sammlungen vollkomme» fern. Hakenkrenzler al»„Propagandisten der Tat". In einer von der deutsch -völkischen Arbeitsgemeinschaft ab- gehaltenen Versammlung in Steglitz sprach der Hauptgeschäft«- führer Röhl au» Homburg über.Völkisch« Zeitfragen'. Bei Be- Handlung der jetzt besonder« beliebten Frage.Die Schuld a» Kriege' mußte natürlich auch der Sozialdemokrat KautSly all Kronzeug« für die Unschuld Wilhelm» herhalten. Daß die Hakenkreuzler die deutschen Arbeiter von dem Wahn der Völkerverbrüderung, in deu die in Judas Diensten stehenden Führer sie gebracht haben solle«, defreien wollen, versprach Herr Röhl den Versammelten und schloß: Wenn es auch jetzt noch deu Anschein hat, als ob der böl- kijche Gedanke fich nicht recht Bahn brechen wolle, fo tragen wir doch die Gewißheit im Herzen, daß der große Tag kommt, an dem wir fürchterlich« Abrechnung hatten werde«. Im Jntereffe de« deutschen volle» muß gegebenenfalls die Propaganda der Tat gepredigt werden.— Zum.Predigen' mag der Mut der Leute vom Schlag« Röhl wobl gerade noch ausreichen.
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Skine Menschenkind. II. Mütterchen. Von Marlin Andersen Itexä.
.Wirklich! Und was willst du jetzt machen? Willst du herumreisen?"' Ja. er wollte sich jetzt etwas im Lande umsehn— mit Hilfe des Schleifsteins draußen. .Kannst du denn etwas von alledem, was du zu können vorgibst?"' Johannes schnitt eine Griinoffe..Etwas hat man ja als Kind dem Alten abgelauscht; aber dos ist so eine Art Spiegel- fechterei, verstehst du. Man schwatzt über dies und das mit den Leuten, bekommt sein Geld und ist weg, bevor sie Zeit gehabt haben, die Sache zu untersuchen. Es macht viel Spaß. so herumzukommen, und auf die Weise kann die Polizei einem nichts anhaben." .Aha", sagte Lars Peter..Du bist auch mit der Land- strahenkrankheit im Leibe geboren, wie man begreifen kann. Ein« langweilige Krankheit, Bruder!" „Wieso? Man erlebt doch immer etwas Neues. Es ist so furchtbar öde, immer in demselben Schlendrian zu traben" .Ja, das Hab ich auch gemeint: aber eines Tages entdeckt man trotzdem, daß es nichts anderes ist als eine haßliche Krankheit— in den Knochen bildet sich Lust statt Mark! Nichts will gedeihen für den, der auf der Landstraße nach dem tägsichen Brot umherstreift: er vergeudet das Ganze, ein Heim kriegt er nicht und eine Familie auch nicht, mag er sich auch ansiedeln, soviel er will." .Du hast doch beides", sagte Johannes. .Aber es ist schwer, es festzuhalten, du. Wer umher- streist. hat meist alles vor sich liegen, und es ist eklig, nichts im Rücken zu haben. Und das Verfluchte ist, daß wir kleinen Leute zum Umherstreifen erzogen werden müssen: am besten ist es. wenn wir nicht wisien, woher wir morgen zu essen kriegen sollen, wenn wir herumlausen und bei Hinz und Kunz danach suchen müssen. Auf die Art finden wir Ge- schmack am Herumrennen!— Na, aber nun mußt du dich selbst ein paar Stunden Unterbalten: ich Hab versprochen, si-r einen Nachbar etwas Mist zu fahren." Während Lars Peters Abwesenheit zeigten Stine und
ihre Geschwister dem Onkel das Besitztum. Er war ein komischer Kerl, und sie schlössen ball, Freundschaft mit ihm. Besonders gut konnte es ihm nicht gehen, denn er lobte alles, und das nahm auch die mißtrauische Stine für ihn ein. In dem Punkts war sie nicht verwöhnt: selten genug wurde das Elsternnest mit allem, was dazu gehörte, bewundert. Er hals ihr bei der Abendhantierung, und als Lars Peter nach Haufe kam, war ein Leben in der Stube wie schon lange nicht. Nach dem Abendessen kochte Stine Kaffee, sie holte die Schnapsflasche hervor und die beiden Brüder tran- ken einen Schwarzen. Johannes plauderte von daheim; er batte ein Auge für das Lächerliche und verschonte weder die Heimat noch die Brüder, und Lars Peter mußte lachen, daß er der Länge nach auf dem Tisch lag.„Ja, das ist richtig!" rief er.„Genau wie in unserer Kindheit!" Es gab viel zu fragen und in der Erinnerung von neuem zu durchleben; so warm und froh wie heut abend hatten die Kinder den Vater Gott weiß wie lange nicht gesehen In allem ließ er er- kennen, daß das Erscheinen des Bruders ihn reicher gemacht hatte.. Auch die Kinder spürten ein eigentümliches Gefülil von Wohlstand— sie hatten einen Verwandten bekommen! Seit Großchens Tode war es so leer um sie gewesen; wenn andere Kinder von ihrer Familie sprachen, mußten sie schweigen. Einen Onkel hatten sie bekommen— nach einem G roßchen das Ansehnlichste von aller Verwandtschaft! Und er war auf die wundersamste Art ins Elsternnest hineingeplumpst, zu ihrer aller— und seiner eigenen Ueberraschung! Es kribbelte in den kleinen Körpern vor merkwürdigem, freudigem Er- leben: jeden Augenblick mußten sie hinaus und an der Wundermaschine hemmfingern, die da draußen in der hellen Nacht stand und schlief. Aber dann brach Stine in das Ganze ein und komandierte die Kleinen zu Bett. Jetzt mußte es sein! Die beiden Brüder plauderten bis über Mitternacht, und die Kinder känipften so lange wie möglich gegen den Schlaf an, um nichts zu versäumen. Schließlich Überrumpelle er sie, und auch Stine erlag. Sie wollte nicht vor den Erwachsenen zu Bett gehen und schlief über einer Stuhllehne ein. Der Morgen kündigte sich auf eigentümlich freudige Art an; man schlug die Augen mit dem Gefühl auf. daß etwas die ganze Nacht am Bettrande gestanden und gewartet hatte, um einen beim Erwachen fteundlich in Empfang zu nehmen I— man wußte bloß nicht, was es war. Ja. da drüben auf
dem Nagel an der Tür hing eine Tuchmütze— der Onkel war hier! Er und Lars Peter waren schon draußen in Tenne und Scheune. Johannes interessierte sich für alles, was er sah, und war voller Ideen.„Das könnte ein gutes kleines Besitztum wer- den," sagte er immer wieder.„Es ist bloß vernachlässigt." „Ja, man hat sich mit allem möglichen andern abrackern müssen," erwiderte Lars Peter zur Entschuldigung.„Und das mit der Frau konnte einem ja auch nicht mehr Laune machen. Ihr habt es drüben wohl erfahren?" Johannes nickte.„Deswegen kannst du dich doch nicht aufhängen," sagte er. Lars Peter wollte an diesem Tage im Moor einen Graben auswerfen, zur Entwässerung eines Stückes sauern Bodens Johannes nahm einen Spaten und begleitete ihn. Seine Art zu arbeiten hatte Schwung, Lars Peter konnte mit Müh' und Not Schritt halten.„Man merkt deine Jugend," sagte er. „Es ist Schmiß in dir." „Warum ziehst du nicht Gräben durch das Ganze und machst die Hügel eben? Dann hättest du ein Stück gutes Wiesenland," fragte Johannes. Ja. warum? Lars Peter wußte es selbst nicht.„Stands einem jemand bei der Arbeit zur Seite!" sagte er. „Bringt dir dos Torfmoor irgendwelchen Nutzen?" fragte Johannes, als sie einmal den Rücken geradereckten. „Nein, nur den Torf, den wir selbst brauchen. Es ist ein saures Stück Arbeit, ihn zu pressen." „Ja, mit den Füßen! Du solltest dir eine Preßmaschw« für ein Pferd anschaffen; dann können zwei Mann an einem Tag viele Klafter ferttgbringen." Lars Peter wurde nachdenklich. Vorschläge und Ideen strömten ihm zu, und er hatte das Bedürfnis, alles einzeln gründlich zu prüfen und zu untersuchen. Aber Johannes ließ ihm keine Zeit. Dann interessierte ihn der Lehmgraben. Darin fei un- gewöhnlich gutes Material für an der Sonne getrocknete Ziegel, fand Johannes. Ja. Lars Peter wußte es nur zu gut. Im ersten Sonnner hatte Sörine hier Ziegel zum Bau des Wirtfchastsflügels ge- strichen, und der war richtig wind- und wetterfest. Aber wem, man es nun nicht bewältlzen konnte, das Ganze auszunützenk
inze auszunützen! G«q. folgt)