Nr. 125 38.Jahrgang
Beilage des Vorwärts
in neues Verbrechen, dem offenbar politische Motive zugrunde liegen, ist in Berlin verübt worden. Wir berichteten im gestrigen Abendblatt über die Erschießung eines unbekannten Aus Länders in der Hardenbergstraße zu Charlottenburg . Der Lote wurde dann im Laufe des Nachmittags als der frühere türkische Großvezier Talaat Bascha festgestellt, der unter dem an genommenen Namen Sali Ali Bey eine Pension in der Harden: bergstraße 4 bewohnte. Nach den vorliegenden Berichten hat sich die Tat folgendermaßen abgespielt:
sprang er die Treppen hinauf, gewann bald das Dach und lief über mehrere Dächer binweg, um sich der Wiederberhaftung zu entziehen. Die Beamten aber nahmen auch die Berfolgung über die Dächer, hinweg auf und stellten den Verbrecher endlich, als er sich, da er nicht weiter fonnte, hinter einem Schornstein verborgen hatte.
Die Stadtverordneten.
Für Besserbesoldung der Aushilfslehrkräfte. Die fozialdemokratische Fraktion hat an die Stadtverordneten versammlung folgenden Antrag gerichtet: persammlung wolle beschließen, den Magistrat zu ersuchen: 1. fämt Bolksschuldienſteinkommengesetzes zu besolden, 2. bis zur Regelung liche Aushilfslehrer und lehrerinnen nach den Grundsätzen des ihrer Bezüge den Aushilfskräften einen zweiten Vorschuß von 1000 M. auf ihre Gehaltsnachzahlung zu gewähren.
Mittwoch, 16. März 1921
Die Arbeitersamariter.
Die Arbeiterfamariterfolonnen Berlin haben, wie aus dem jegt vorliegenden Bericht hervorgeht, eine erfreuliche Entwicklung genommen. Die Mitgliederzahl ist von 321 auf 630 gestiegen. In 4382 Fällen leisteten sie die erste Hilfe und führten 234 Trans porte aus. Jn 21 Lehrfurien für erste Hilfe bildeten fie 1850 Teilnehmer aus und veranstalteten außerdem 4 Lebrfurie zur Ausbildung der Mitglieder in der Hausfrankenpflege. Die Kolonne hat auch bei den Unruhen des bergangenen Jahres eine fegensreiche Tätigkeit entfaltet. Leider sind infolge der Geldentwertung die Preise für Medikamente, Verbandstoffe uiw. derartig gestiegen, werten Umfange ausgeübt werden konnte. Im Jahresbericht wird daß die Tätigkeit trop erhöhter Einnahmen nicht in dem wünschens allen Oganisationen, Gemeinden und Behörden die finanzielle Unterstützung leisteten, der Dant der Arbeiteriamariter ausgesprochen.
Die Zustände bei der Kriegsbeschädigtenfürsorge. Der Deutsche Arbeiter- Sängerbund, Gau Berfin und Umg., Talaat Pafcha pafsierte gegen 12 Uhr mit seiner Gattin die Zu der in Nr. 113 veröffentlichten Schilderung des Betriebs- nahm auf seiner Generalversammlung folgende Entschließung Hardenbergstraße. Als er das Haus Nr. 17 erreicht hatte, wurde rates der Berliner Kriegsbeschädigtenfürsorge sendet uns das Nach an:„ Die am 13. März im Gewerkschaftshaus tagende Generalver er plöhlich von einem füngeren Manne angesprochen, der ihm richtenamt des Magistrats folgende Erwiderung des Magi fammlung des Gaues Berlin des Deutschen Arbeiter- Sängerbundes freundschaftlich wie einem alten Bekannten auf die Schulter fchlug. it rats fommissars für die Kriensbeschädigten für bekennt sich erneut zu der auf der Bundesgeneralversammlung in Jn gleichen Augenblid, als fich der frühere Großvezier umdrehen forge: Kassel im Juni 1920 fast einstimmig angenommenen Resolution, die wollte, riß der jüngere einen Revolver aus der Tashe Durch die rapide anwachsende Arbeitsnot, welche infolge der betont, daß der Bund alle sozialistischen Hand- und Kopfarbeiter und feuerte mehrere Schüsse ab, die Talaat auf der Stelle großen Betriebseinstellungen und Arbeiterentlassungen entstanden umfassen soll, die sich in den Dienst der freiheitlichen und fünfttöteten. Der Täter warf darauf den Revolver beiseite und ver- ist, sind die Anforderungen, die an das Unterstützungswesen der lerischen Entwicklung des Volksgefanges stellen. Sie bedauert des fuchte zu flüchten. Er kam jedoch nicht weit, da der Vorfall von Kriegsbeschädigtenfürsorge in der letzten Zeit gestellt wurden, über- halb die Gründung eines Sozialistischen Sängerbundes" als einen ihn nach der Mommsenwache brachten. Hier wurde der Täter, der häufig Anträge eingehen, welche einer besonderen Prüfung mit diese ab und protestiert gegen die Verdächtigung von Leuten. denen faum ein Wort deutsch sprach, als der 24 Jahre alte Student Sa- Rücksicht auf die Persönlichkeit des Kriegsbeschädigten bedürfen, nicht jedes Berständnis für die im Deutschen Arbeiter- Sängerbund konlomon Tailirian festgestellt, geboren in Salmas in Perfien. mit der Schnelligkeit abgefertigt werden können, wie es bei gezentrierte proletarische Kulturbewegung abgeht." Ferner beschloß Tailirian wohnte ebenfalls in der Hardenbergstraße; eine weitere wöhnlichem Geschäftsbetrieb sonst der Fall war. Der verständige die Generalversammlung, im Jahre 1922 im Stadion in LichtenBernehmung war im Augenblid nicht möglich, da ein persischer Teil der Kriegsbeschädigten sieht das auch vollständig ein und trägt berg ein Sängerfest abzuhalten. Bei einem Entgegenkommen Dolmetscher nicht zu beschaffen war. Außerdem war Tailirian durch der Lage Rechnung. Die Dezernenten setzen ihre volle Arbeits- der Eisenbahnverwaltung und bei nötiger Unterstützung durch die einen Schlag auf den Kopf, den er von einem der Paffanten, die ihn fraft für die Erledigung ihrer Aufgaben ein; von einer Dienstver- städtischen Behörden ist mit der Beteiligung sämtlicher Vereine des ergriffen hatten, verlegt, so daß er zunächst in ärztliche Behandlung fäumnis, wie in dem Artikel angedeutet wird, kann keine Rede sein. Gaues zu rechnen. genommen werden mußte. Man fand bei dem Täter 12 000 Mart Die Behauptung, daß für die plötzlich einem Anfall unterworfenen in barem Gelde. Die Revolverschüsse, die er abgegeben hatte, hatten Kriegsbeschädigten die Möglichkeit einer sofortigen ärztlichen Hilfe auch die Gattin Talaat paigas verlegt, die jetzt in ihrer fehlt, entspricht nicht den Tatsachen, da in dem ein Stockwerk tiefer Wohnung schwer daniederliegt. Die Leiche Talaat Pafchas wurde gelegenen Arbeitsnachweis für Schwerbeschädigte fich ständig ein zunächst nach dem Leichenschauhaus Charlottenburg gebracht. Arzt aufhält, welcher in dringenden Fällen jederzeit zur Verfügung die Folge einer momentanen Nervenerregung, welche häufig durch steht. Soweit Anfälle der Kriegsbeschädigten vorkommen, sind sie die berechtigte Ablehnung ihres Antrages entsteht und in den meisten Fällen durch Ruhe ohne ärztliche Hilfe beseitigt wird. Die Abwesenheit der Dezernenten und des Bureauleiters am 4. März 1921 erstreckte sich nicht auf eine längere Zeit als 1% Stunden und war infolge dienstlicher Berrichtung außerhalb des Amtsgebäudes auf Ersuchen des Magistratskommissars hervorgerufen und notwendig. Ich vermag der entstellenden Darstellung des Betriebsrates die fach liche, aber auch instanzmäßige Berechtigung nicht zuzusprechen."
Talaat Pascha , der zu den Führern der türkischen Freiheitsbewegung und der Revolution gehörte, lebte seit 1½ Jahren in Berlin . Er wurde 1874 in Adrianopel geboren und brachte es, her vorgehend aus der Beamtenlaufbahn, nach den türkischen Freiheits: fämpfen im Jahre 1908 im Laufe der Jahre zum Großvezier. Diesen Boften bekleidete. er auch während des Krieges, nach deffen Bu fammenbruch er sich nach Berlin begab, wo der einstmals so mach tige Mann unter angenommenem Namen auch unerkannt lebte, bis ihn jetzt die Mörderfugel erreichte.( Siehe auch Hauptblatt.)
Das Attentat auf die Siegessäule.
Noch feine Aufklärung.
Bur Aufflärung des Anschlags auf die Siegessäule wurde gestern vormittag ein 2olaltermin abgehalten. Es beteiligten fich daran Kriminaltommissar Scherler von der Abteilung Ia und Kriminalfommissar Werneburg von der Abteilung IV des Polizei präsidiums( Kriminalpolizei), die beide mit einer größeren Anzahl threr Beamten erschienen. An, Drt und Stelle wurden alle Angaben, tie bisher von dem invaliden Kaffterer, den Reichswebrioldaten uitv. Widersprüche zu den gemacht worden find, sorgfältig nachgeprüft. bisherigen Darstellungen ergaben sich nicht.
Verbrecherjagd über Tächer.
Eine Verbrecherjagd über die Dächer verursachte gestern im Norden Berlins große Aufregung. Kriminalbeamte hatten in Gre fahrung gebracht, daß sich ein schon längere Zeit wegen schweren Einbrys gesuchter Verbrecher, ein 30 Jahre alter Karl Hingst, bei feine Geliebten in der Schönholzer Straße verborgen hielt. Die Beamten drangen dort überraschend ein und überwältigten den noch im Bette liegenden Mann, bebor er von seiner neben ihm liegenden Schußwaffe Gebrauch machen fonnte. Nachdem er sich notdürftig angezogen batte, stürzte er sich plöglich auf die Beamten, stieß fie beiseite und lief die Treppen hinunter davon. Da er auch auf wiederholte Haltrufe nicht steben blieb, schoffen die Beamten hinter ihm her, trafen jedoch nicht. Auf der Straße wurde die Verfolgung des Flüchtigen fortgefegt. Diefer lief zur Bernauer Straße und dort in ein Eckhaus hinein. Mit langen Sägen
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Stine Menschenfind.
II. Mütterchen
Bon Martin Andersen Nero.
Ja, das klingt gar nicht so übel," fagte Lars Peter 30 gernb. Und Kaufmannsblut hast du wohl auch?" Rannst ganz ruhig sein, ich habe meinem Meister daheim in Knarreby viele hundert Kronen zufammengefahren." ,, Aber wie willst du die Sache angreifen?" fragte Lars Peter. Ich hab' im ganzen fünfzig Kronen; das ist nicht viel, wenn man Bieh taufen will. Sie sind für Steuern und Zinsen zurückgelegt und sollten eigentlich nicht angerührt werden.
Wenn ich die nur friege, werd' ich das übrige schon beforgen," erflärte Johannes zuversichtlich.
arbeitsministers hat für Preußen der Minister für Volkswohlfahrt Arbeitslose Oberschlesier! Im Anschluß an den Erlaß des Reichsverfügt, daß zur Abstimmung nach Oberschlesien reisende Erwerbslose Erwerbslosenunterstützung durch die bisher zuständige Be meinde, und zwar, falls notwendig, vorschußweise erhalten. verzichtet werden. Auf die Kontrolle kann für die Dauer der erforderlichen Abwesenheit
Zu dem Unfall der Genossin Stubenrauch werden wir vom Borsitzenden der Esperanto- Gesellschaft Charlottenburg erfucht, mitzuteilen, daß die Notiz in der Sonntagnummer, nach welcher die Genoffin S. anscheinend geistig verwirrt gewesen sei, unter feinen Umständen der Wirklichkeit entspricht. Wir verweisen auf unsere Mitteilung in der Dienstagnummer, in welcher die Tätigkeit ber Genossin S. anerkennend gewürdigt mar.
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Bom Berliner Mieterverband erhalten wir eine„ Berichti Ist das nicht ein bißchen gepfeffert"? gung". Haben wir etwas unrichtiges über ihn gesagt? Ach nein, Bei den Preis- und Lohnsteigerungen der legten Jabre find das behauptet das unterzeichnete Borstandsmitglied Klapper selber Merate, Apotheter, Kliniken usw. nicht zurückgeblieben. Das soll nicht. Was aber hat der Briefschreiber zu„ berichtigen"? Die Zuihnen nicht berübelt werden; denn selbstverständlich ist auch für sie schrift wendet sich gegen die im Vorwärts" veröffentlichte Erklärung alles teurer geworden. Aber manche Sturkostenrechnungen find doch vom„ Gau Berlin des Bundes deutscher Mietervereine", der darauf fo reichlich, daß sie selbst in diesen Teuerungszeiten einige Ver- hinwies, daß er dem am Sonntag in Berlin veranstalteten Mieters wunderung erregen. Die Brandenburgische Gebammen tag und den geplanten Sammlungen für den Kampffonds des Berlehranstalt in Neuforin bat für eine etwas schwie liner Mieterverbandes Dollfammen fernsteht. Demgegenüber bes rige Entbindung neost anschließendem Wochenbett folgende streitet die Zufchrift des Mieterverbandes, daß jener Gau bei feiner 510 M. Kind geringeren Mitgliederzahl sich überhaupt Gau " nennen dürfe. Rechnung gemacht: Wöchnerin 18 Tage à 30 M. 17 Tage à 5 M. 85 M., Verbanditoffe 50 M., Benutzung des Ueberdies fei feine Gründung von den Vertretern der 50 Gruppen Entbindungsfaales 100 M., Apothefe 23,35 m., ein Paar Gummie des Mieterverbandes am 13. Dezember 1920 einmütig abgelehnt handschuhe 13 M., Windeln 50 M., Taufe und Taufichein 20,50 m, morden. Die Berichtigung" gilt, wie man sieht, nicht dem Vorfür ärztliche Bemühungen 1000 m., zusammen 1881,85 m. Am märts", sondern dem„ Gau ". Hier fällt uns ein, wie oft in letzter meisten wundern sich die Angehörigen der glücklichen Mutter über Zeit die im„ Borwärts" veröffentlichten Mitteilungen der Leitung die 100 W. für Benutzung des Entbindungsfaales und die 1000 m2. des Berliner Mieterverbandes aus unserem Lesertreise mit Zu für ärztliche Bemühungen. Uns wird versichert, daß, schriften beantwortet worden sind, die gleichfalls allerlei richtig abgesehen von der Entbindung und den ersten Tagen des Wochen- ftellen" wollten. Schmeichelhaft war das nicht, was da über die bettes, die ärztlichen Bemühungen hauptsächlich in den regelmäßigen jezige Leitung des Verbandes gesagt wurde. Uns scheint, daß im Die 50 W. für Windeln find ein neuer Mieterverband sich eine wachsende unzufrieden Visiten bestanden haben. Beweis für die Bapierteuerung; es sollen nämlich nur Bapierheit geltend macht. Die Verbandsleitung fühlt wohl, daß sich windeln benutzt worden sein. Daß am Tage nach der Entbindung ein Gewitter über ihr zusammenzieht. Daher die Nervosität! die Familie der Wöchnerin eigene Kinderwäsche brachte, scheint nicht Ueber die Pflicht der Elternbeiräte sprach in einer von den preismildernd gewirkt zu haben. Die Gummihandschuhe sind sozialdemokratischen Elternbeiräten des 12. Berwaltungsbezirks nach natürlich in der Anstalt geblieben, so daß die 13 M. nur eine Ab- der Aula des Realgymnasiums in Lantwis einberufenen öffentlichen nugungsgebühr darstellen. Die Wöchnerin lag nicht in der bisigiten Bersammlung Genosse Professor Oestreich. Der Redner betonte, dritten" Klasse, sondern wurde als Patientin 3 weiter laffe daß die gewählten Elternbeiräte nicht nur als Staffage zu betrachten behandelt. Aber auch bei Berücksichtigung dieses Umstandes er- feien, sondern daß sie ihre Pflichten als ernste Aufgaben betrachten scheinen einzelne Bosten der Rechnung noch reichlich hoch. müffen. Die Kinder selbst foden in der Schule zum Gemeinschaftsfinn hineingestellt: der Mauerkessel wurde nachgesehen und dann ein Strohwisch angezündet, um zu versuchen, ob ordentlich Zug vorhanden war. Die Kinder standen gaffend dabei, während Lars Peter den Kopf schüttelte; aber er ließ den Bruder gewähren.
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Johannes schnitt das tote Kalb auf, zog die Haut ab und nagelte sie zum Trocknen inwendig an das Tor. Dann fam die Reihe an das franke Kalb ; im Handumdrehn war es die paar Schritt aus dem Dasein hinausbefördert, und die Haut wurde neben der andern aufgehängt.
Stine und Christian wurde aufgetragen, Därme zu reinigen, so wenig Luft sie auch dazu hatten. 3um Kudud, habt ihr noch nie einen Darm angerührt?" fragte Johannes. ,, Do- och. Aber nicht von Tieren, die krepiert waren," erwiderte Stine.
Da foll doch gleich-- Also reinigt man hier im Hause die Därme von lebenden Tieren? Das möcht' ich gern einmal
Schon am nächsten Tage fuhr er los, mit allen Spargroschen Lars Peters in der Tasche. Er blieb ein paar Tage mit ansehen!" fort, und man mußte sich allerlei trübe Gedanken machen. Bielleicht fam er in fchlechte Gesellschaft, und das Geld wurde
Da fonnten sie nicht antworten und mußten an die Arihm abgenommen- oder er vergeudete es bei einem schlech beit gehen, während Johannes die Art holen ging. Als er ten Geschäft. Die Bartezeit wurde dem Lars Peter natürlich über den Hof lief, schleuderte er sie wirbelnd in die Luft hinauf Lang. Aber dann fam er endlich zurück, mit verdecktem Wagen und fing sie wieder am Schaft auf; er war außerordentlich gut und aus vollem Halse fingend. An das hintere Brett des gelaunt. Fuhrwerks war eine alte, dem Tode verfallene Mähre ange bunden, die so elend war, daß sie sich kaum von der Stelle bewegen fonnte.
Aha, du hast Jungpieh getauft!" rief Lars Peter spöttisch. Was hast du unter den Säcken und dem Stroh?" Johannes fuhr den Wagen ins Tor hinein und schloß es, dann erst deckte er auf. In dem Wagenfasten lagen ein totes Kalb, ein halbverfaulter Schweinerumpf und ein zweites Kalb, das die Ohren gerade noch ein wenig bewegen konnte. Es war magentrant. Das alles hatte er rings auf den Höfen gekauft, und er hatte sogar noch Geld übrigbehalten.
,, Das ist schön und gut, aber was zum Henfer sollen wir mit dem Blunder anfangen!" rief Lars Peter ärgerlich. Das wirst du schon sehen," erwiderte Johannes und fet aus und ein. Es war ein gewaltiges Leben in ihm, er fang und pfiff und hatte allerlei Narrenspofsen im Sinn. Der große Tor meg wurde geräumt und ein riesiger Baumstumpf als Blod
,, Es ist Schinderblut in ihm!" dachte Lars Peter, der sich in der Tenne aufhielt und sich dort zu tun machte. Ihm gefiel diefes Treiben nicht, obwohl es viele Jahre lang das Haupt gemerbe der Familie gewesen war; nun.ergriff es mit einem mal Besitz von dem Elsternneft; es erinnerte zu start an feine Kindheit daheim. Jezt hat man wenigstens Grund, Schindervolt hinter uns herzurufen," dachte er mißvergnügt.
,, Nun mußt du mir eine Handreichung tun, Bruder, damit wir den Kerl raufziehen können!" rief Johannes munter. Lars Peter tam zögernd über den Hof und faßte mit an. Und bald darauf hing der Gaul baumelnd unter einem Balfen, den Kopf nach unten, aufgeschnitten und die Haut wie einen Mantel zurückgeschlagen.
Das Treiben des Onkels wurde immer geheimnisnoller. Daß er die Häute sorgsam behandelte, konnte man begreifen. fie ließen sich verkaufen; aber was wollte er mit den Därmen.. und all dem Fleisch, das er abschnitt auch von den bestenTeilen der Kälber? Am Abend zündete er das Feuer unter dem Mauerteffel an, und die ganze Nacht hindurch rumorte und lief et herum, während ein fader Gestant von fochenden Knochen, Fleisch und Därmen das Haus umgab. Der tocht wohl Seife," dachte Lars Peter- ,, oder Wagenfchmiere." Die Sache gefiel ihm immer weniger, und er bereute lebhaft, daß er den Bruder nicht hatte gehen lassen, wie er gekommen war. Aber jetzt blieb nichts anderes übrig als durchzuhalten.
Johannes forderte niemand auf, ihm zu helfen; er hielt die Tür zu dem Wirtschaftsraum, wo sich der Mauerkessel be fand, forgfältig geschlossen, und umgab sein Tun mit großer Geheimnisträmerei. Die ganze Nacht hindurch kochte er, und beim Morgenkaffee verbot er den Kindern streng, von seinem Unternehmen zu sprechen. Im Lauf des Vormittags ver schwand er und tam wieder mit einem Hadbeil, den Blod schleppte er gleichfalls in den Wirtschaftsraum. Ueber und über mit Blut, Fett und Fleischfasern beschmiert, erschien er zu den Mahlzeiten. Er sah garstig aus, und noch schlimmer roch er. Aber das mußte man ihm lassen: er ging in seiner Arbeit auf; Schlaf gönnte er sich nicht.
Am Spätnachmittag war er endlich fertig und sperrte die Johannes fam pfeifend auf die Tenne zu, um einen alten Tür zu dem Wirtschaftsraum weit auf. Bitte schön, tommt Sad zu holen. Du siehst so mürrisch drein, Alter," sagte er und seht!" rief er. Un einer Stange unter der Dede hing eine im Vorbeieilen. Lars Peter fand keine Zeit zu antworten, lange Reihe Würste, gar artig anzusehn, blank und frisch in schon war er wieder draußen. Er warf dem Gaul den Sack der Farbe; niemand konnte erraten, woraus sie hergestellt über den Kopf, fammelte feinen Blick und fchwang die Art waren. Auf dem großen Waschtisch lag Fleisch, hübsch zerteilt weit nach hinten; unter dem Sad erscholl ein wunderlich ge- und von blutigfrischer Farbe das beste von dem Gaul. Und dehntes Knirschen, und das Pferd sant mit zerschmetterter dabei stand ein großer Eimer Fett, es war noch nicht steif. Schädeldecke zu Boden, lag einen Augenblick da, warf die Das ist zum Schmieren," jagte Johannes, darin herum Beine weiter und weiter von sich, streckte sich dann mit einem rührend- ,, man fönnte es übrigens auch gut als Speisefett Seufzer auf die Seite aus und war tot. Mit versteinerten verwenden. Ist das alles nicht delitat, mas?" Gefichtern standen die Kinder darum und fahen zu.
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( Forts. folgt.)