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an« soziale? Gebundenheit in ein wüstes La gerieben. Daheim litten sie Familien leibliche und seelische Not. draußen die Männer aber verwilderten. DasStahlbad" brachte die E r- Ziehung zum Bordell, das in der Etappe zu einem Bestandteil militärischer Organisation wurde und Stadt und Land, Ledige und Verheiratete zu ständiger Kundschaft ver- einigte. Im Bevölkerungspolitischen Ausschuß des alten Reichstags brachte seinerzeit ein Zentrumsabgeordneter einen Kommandanturbefehl aus einem Etappenort der Westfront zur Kenntnis, der den Sonntagsdienst der Mannschaften kund- gab. Morgens 8 Uhr so hieß es da katholischer, um 9 Uhr evangelischer Gottesdienst. Und dann, unmittelbar und sehr sinnig anschließend:Der Salon der Madame Soundso ist wieder geöfsnet. Der Preis ist für Mannschaften auf 3 M. festgesetzt." Gottesdienst und Puff in einem Atemzug l Für denkende Menschen aber ist es klar, daß die unge- Heu« soziale Erschütterung dieses Krieges auch die sittlichen Grundlagen in der Gesellschaft und im Einzelmenschen lockern mußte. Gegen diese Erscheinungen hilft kein Polizeiknüttel und keine Moralpredigt. Uebergangszeiten, in denen Altes versinkt, Neues sich erst formen muß, sind nach den Ersah- rungen der Geschichte zugleich stet? Zeiten moralischer Ver- wirrung gewesen. Vielleicht sind aber die aufbauenden re- generierenden Kräfte in keiner früberen Epoche so stark ge- wesen wie heute, wo namentlich in den unteren Volksschichten jener zukunstsfteudige Glaube lebendig ist, der aus Trümmern ein neues Reuh zu gestalten trachtet. Schon allein die Bil- dungs- und Erziehungsarbeit des sozialistischen Proletariats, die sich unter anderem in ihren Volksbühnen einen weithin sichtbaren Ausdruck geschaffen hat. ist uns«in Bürge jener Zukunft, die über die Engstirnigkeit der Wull« und Genossen siegreich triumphieren wird.

der unbequeme Jinanzmimster. Der Reichsfinanzminister Dr. Wirth hat in der Deutschen Bolkspartei, obgleich sie zur Regierungskoalition gehört, eben- sowenig Freunde wie bei den Deutschnationalen. Der Grund dafür ist, daß Dr. Wirth sich treu zu den Grundsätzen der Demokratie bekennt und der Steuerpolitik der Becker und Helfferich zuweilen Schwierigkeiten bereitet. Wir hören nun aus zuverlässiger Quelle, daß die DeutscheBolksparteidemReichsfinanzmini- sterium bereits einen ihr genehmeren P�o- litiker angetragen hat! An der Geneigtheit zur An- nähme des Angebots würde es nicht fehlen, nur scheint das Amt des Reichsfinanzministers noch nicht verfügbar zu sein. Herr Dr. �Virth scheint nicht daran zu denken, das Feld räumen zu wollen. Und auch die Stresemannen können das Fell des Bären nicht früher verteilen, ehe sie das Wild erlegt haben.

Einlenken im Steueraussthuß. Der Sieuerousschuß de« Reichstages verhandelte am Mittwoch tn zweiter Lesung Wer die wichtige Frage der Ab schrei dun« g e n bei der Veranlagung der E i n k o m m« n st e u« r. Die Re- aierungsparteien schlugen jetzt selbst ein« Befristung der von ihnen beantragten Bestimmungen bis 1S28 vor. Abg. Seil(Eoz.) bezeich- mit es als unmöglich, die weitgehenden Abschreibungen auch de» juristischen Personen, bei denen die Reserve» nur mit 10 Prvz. de. steuert«erden, einzuräumen. Der Abschluß de, Hüttenwerk» Thal« zeige, daß die großen Aktiengesellschaften /ehr wohl in der Lage seien, die notwendigen Rücklagen au» dem versteuerten Einkommen zu machen. Auch den neu erfundenen Begriff des /lauernden gemeinen' Werts" als Maßstab der Bermögensberechnung der Betriebe lehnt« der Redner ab. Eifrig verteidigte Abg. Helfferich . die Anträge der Regierungsparteien gegen diese Kritik. Ein« Wendung trat ein, als schließlich auch Finanzminister Dr. Wirth die schweren Bedenken gegen di« Anträge nochmals unterstrich, und als auch«in Vertreter der preußischen Regierung sich gegen die Anträge wandte. Der Minister machte u. a. auf die politischen Wirkungen aufmerksam, die bei den Lohn- und Gehaltsempfängern daraus entstehen könnten, daß dies« Steuernovell« ?ugend von morgen. Konzert- und Komponistenschau. Ein bedeutender Komponist unserer Zeit verriet mir jüngst, er wag« es nicht mehr, eine viersätzige Sinfonie zu schreiben, well er das Abschreiben der Stimmen nicht bezahlen könne. Von solchen materiellen Nöten und Bedenken sind andere Musiker frei. Sie denken gar nicht daran, Zeiteinfälle, musikalische Sätze zu ratio- nieren. Das ist bei der führenden, großen Begabung nur gut und recht, wird bei den Durchschnittsaeistern jedoch peinlich. Phantast«, schöpferischer Gedanke, musikalisch« Durcharbeitung ist alles, das Handwerk nichts. Die Ausdehnung und da» Bresttreten schmaler musitalischer Gebilde, das Posieren mll tiner gewissen technischen Bravour entschuldigt nichts und verdeckt nichts. Zeit ist Geld, und das Sagenswerte, das Erlebte einer Musik läßt sich meist viel kürzer auf teure» Partiturpapier bringen, als es gemeinhin geschieht; das kreie Schalten mit den Formen, ein unglückliches Vorrecht aller Modernen, behauptet sich erfolgreich nur bei den wenigen Auser- wählten. Zu denen zählt der frühere Geiger Emil B o h n t e nicht. Er versucht sich mit Erfolg im Dirigieren und nimmt durch sein jugendliches Temperament, das sich frei austobt, sehr für sich ein. Auch die sinfonische Ouvertüre op. 2 wirbt ihre Freunde durch den Ernst, die Sachlichkeit eines dramatisch aufsteigenden, effektvoll los­brausenden Werks. Dann aber schwindet die Hoffnung bei op. 11, einem gegen die Geige komponierten, formlos zerslatternden Musik- stück. Selbst F l e s ch kann die Gleichgültigkeit dieses etüdenhaften, kn Passagen und virtuosen Griffen schwelgenden Ungetüms nicht retten. Das Orchester wuchert üppig, moderne Führungen, di« un- logisch sortgesponnen werden, interessieren einen Moment, scheinen dann fern von jedem Erlebnis aufgezeichnet und, um ihrer selbst willen gebären sie sortzeugend immer wieder Böses. Wo bleibt die Liebe zum Gesang? Wo der Respekt vor den Besonderhellen eines zur Liebkosung berufenen Instruments? Die Hoffnung von IlllLier- fließt 1920 zur Manier. O kehr' zurück, du kühner Sängerl Paul E r t e l s 1899 entstandene Harald-Sinfonie erlebt« eine Reuerweckung im Konzert des jugendlich-draufgangerffchen, noch gar unferngen, in die Materie versunkenen Hermann Ludwig. Der erste Satz dauert länger, als die Q-Moll-Sinfonie von Mozart . da» ganz« Wert 1� Stunden. Da, hält der themaüsch««rund- stock nicht au». Da« heroische, prunkvoll geschmiedete Allegro wird als frei« sinfonische Dichtung Wagner- Siraußscher Richtung be- stehen bleiben; auch dies mit großen Kürzungen und einer Retouche de« riefigen Orchesterklanges. Man begreift stilistisch nicht alles, und besonders die in der Mitte auftauchende, technisch famos gearbeitete Fug«, die doch gemeinhin den Schluß eines Werkes krönt, scheint weniger von der Logik des Aufbaue, als vom tontrapunktischen Können eines sehr routinierten und begabten Manne» zu erzählen. Warum diese Unendlichkeft? Von Paul IouonzEpisode, concertantes" hörte ich nur noch den flotten und charaktervollen Schlußteil, den solistisch Larnbinon, Mendelssohn. Meissner glänzend bewältigten. Eine vorbildlich saubere Partitur schrieb Karl Kämpf m seiner Orchestersuite zu Andersens Märchen Xoen Müngersdors «denso sorgfältig vorbereitet wie gespielt). Ein zartes Melv, durch- zieht dies« vier innigen Stimmungen, deren schönst« Reize wir durch

zur Entlastung leistungsfähiger Personen benützt«erde. Er lehnte auch ein entscheidendes Bestimmungsrecht des vorgesehene» Sachver- ständigenausschusses ab. Abg. Pohlmann(Dem.) erklärte hieraus, daß den Regierungsparteien sehr viel daran gelegen sein müsse, eine Verständigung mft der Sozialdemolratt« herbei- zuführen. Zu diesem Zweck sei er zu einem Entgegenkommen bereit, das dahingehe, den Begriff des dauernden gemeine» Werts fallen, die Befrismag nur bis 1326 gelten zu lassen, den Sachverständigen- ausschuß nur anzuhören und die ganzen Abschreibungsvor- schristen für die juristischen Personen(Aktiengesellschaften usw.) nicht gelten zu lassen. Ten Hompel(Zentr.) schloß sich diese» Lor­schlögen an. Dr Becker(D. Lp.) wandte sich sehr heftig gegen die Vorschläge seiner Koaliftonsfreunde. Auch Helfferich bekämpfte sie. Trotzdem wurde entsprechend den Vorschlägen Pohlmanns beschlossen, teil» mit Zustimmung, teils bei Stimmenthaltung unserer Vertreter. Auf Antrag der Deutschnationalen wurde noch be- schloffen, daß ein Arbeitseinkommen der Ehefrau, das aus einem dem Ehemann fremden Betriebe bezogen wird, selbständig zu ver- anlagen, also nicht mit dem Einkommen des Mannes zusammenzu- rechnen ist. Den Anlaß zu diesem Antrag gab der Umstand, daß .bei der künftigen Lohnsteuer das Arbeitseinkommen zweier Ehe- gatten aus steuertechnischen Gründen nicht mehr zusammengerechoet werden kann. Der Aussckmß beriet sodann das Gesetz über die Berlangerung der Geltungsdauer de.r Kohlen st««er und beschloß auf sozialdemokratischen Antrag die Befristung statt auf welle« �sechs nur auf drei Monate, also bis zum 30. Juni. Begründet wurde der Antrag mit den auch vom Minister anerkannten großen Verschiebungen der Lage aus dem Kohlenmarkte.

Der Kronzeuge üerNoten ßahne". Die Aussagen des Hauptmanns Kessel bei der Wiederau frollung des Marloh-Prozeffes beweisen»un, daß die Noste-Sozialbsten auch für die Märzschlächtereieu de, Jahres 1919 nicht nur indirekt, sondern direkt verantwort. lich sind." So triumphiert dieRote Fahne". Aus unserem Prozeßbericht wiffen unsere Leser, daß der angeklagte Hauptmann o. Keffel versucht hat, sich auf Nosk«, Eugen Ernst . Staatsanwalt Weißmann und andere herauszureden. Wir bestreiten keineswegs, daß die Behauptungen des Hauptmanns v.Kessel eine Belastung der Genannten darstellen wenn sie nämlich wahr sind. Und da sind wir beim springenden Punkt. Für dieRote Fahne" ist natürlich alles, was ein Hauptmann ».�Kessel sagt, unum st ößliche. Wahrheit; denn, nicht wahr, oerehrteRote Fahne", reaktionäre Offiziere lüge» niemals?! Di«Rote Fahne" hat zwar selber Dutzende von Malen geschrieben, daß Hauptmann v. Keffel im Marloh -Prozeß einen M« i n e i d geleistet hat, aber dos spricht doch nur für sein« erhöht« Glaubwürdigteitl Denn wer als Zeuge unter Eidespflicht die Unwahrheit aussagt, der wird doch auf der Anklagebank, auf der jedermann das Recht zum Lügen hat, nur die reine Wahrheit von sich gebenl Und wenn jetzt Eugen Ernst und Staatssekretär Weißmann als Zeuge» oernomme» wer- den. und die Angabe» des Allgeklagten v. Kessel atid erlege», dann- wird dieState Fahne" trotzdem für die Glaubwürdig. keil de» Kessel ihre Hand ins Feuer lege» und ausrufen:Mag dieser Haupunann». Keffel sich ai»«in Meister der Intrige, de« Komplotts, de» Herauslügens, mag er sich als«in meineidiger und durchtriebener Mensch erwiesen habe», jetzt sagr«r gegen die Sozialdemokratie aus. Folglich ist er jetzt unser Wann und glaubwürdig!". Schließlich paffen ja auch Herr v. Keffel und di«State Fahne" als zwei Fanatiker der reinen Wahrheit auf das trefflichste zusammen. Auch die Wahrheitsleistung derRoten Fahne" wird von Tag zu Tag großzügiger. Behauptet doch dieses Blatt dreist und moskausürchtig, die Georgier hätten aus«ige- nem Antrieb ihre wzialistisch« Regierung vertrieben und sich zum Bolschewismus bekehrt! Wenn der deutsche Generalstab 1914 behauptet hätte, die deutsch « Armee sei auf Wunsch des gequälten belgischen Lölkes in deffen Land eingefallen, so hätte er nicht schamloser gelogen als seht dieRote Fahne", die ihren Lesern hartnäckig verschweigt, daß der Bolschewismus in

nordische Weisen und eine instrumental prächtig gefärbt«, problem­los gefangennehmende Harmonik gewahr werden. Bon nachroman- ttfcher Prvgrammufik der letzten Jahre sicher eine der allerbesten. Diese vornehme Hallung eines bewußt Unmodernen überzeugt und imponiert? Der sehr modern« und fast zur Modegellung kommend« E. W. Korngold leistet sich in seiner Musik zuBiel Lärm um nichts" eine Extratour ins Reich der leichtgeschürzten Muse. Ich habe feine Anfänge als genialische Leistungen eines fast Vollendeten ge­priesen(Sonate, Schneemonn-Pantomime, Violanra). So darf das Unzulängliche, salopp Hingeworfene, spielerisch Unwichttge dieser Gelegenheitsmusik bedauert werden. Das macht seder gut« Hand- werker; Korngold » Mission, di« er auf der Opernbühne zu erfüllen hat, sollte ihn von der Wingfreudigkell dieser allzu süßen Stückchen fernhallen. Die Begeisterung des Publikums gibt zu denken. Egon P o l l a k aus Hamburg wurde mll gerechtem Beifall aus- gezeichnet: sein Dirigieren verrät den trotz Routin« jeden Takt fejnst nachzeichnenden, an seinen Aufgaben wachsenden feurigen Theater- Musiker. An alte Zeit mahnen auch die vier Gesänge von Gustav Jen» er, di« eme rührige niedersächsische Musikvereinigimg iAffeffor Hiller die Seele des Unternehmens) erstmalig zu Gehör brachte. Weiche, sinnig dem Rückertschen Wort(Nachtwache") fol- gend« Tonpoest«, nicht«igen, aber in schönem melodischen Gewand. Ebel am Klavier und seine Gattin als seelenvolle Gesangsinter- pretin, gestützt von Rembt, Freund und dem sehr ungleichmäßigen Geiger Gülzow hoben das anmutige Werk aus der Taufe. Hertha Kahn, eine tüchtige, sichere, aber im Ausdruck sehr unruhige Geigerin, und Claudio A r r a u, der seine Partnerin sehr unkaoaller- mäßig überdonnerte, spielten zwischen Sonaten von Brahms und Franck ein älteres Wert des jungen Eduard Moritz. Gefährliches Wagnis, da die lebhaft hinströmenden Partien von Schumann, die langsameren von Brahjns stark abhängig sind. Auf tadelfreien Satz und abwechslungsreiche Harmonik, die zuletzt sogar mit Debussy liebäugett, ist streng geachtet; doch ist der thematische Fluß starr, un- lebendig. Montz ist längst über diese, noch in Lernfeffeln keuchende Arbeit hinaus, sein« prächtigen Lieder, da» letzte Quartett, sein Orchester-Scherzo haben ihm unter den bestbegabten Komponisten von heute«inen guten Nomen gemacht. Am gleichen Abend verabschiedet« sich N i lisch»vn uns mit einem Programm, da» recht alle Herzen in Bann flßlägt: Leonor« Str. II, Schubert»Unvollendete" und Brahm, Sinfonie E-Woll. Im ältesten Wert noch kommt un» dieser Meisterdirigent(der«in- zig« neben Furlwängker) mit neuen Einfällen, di« von der stets wachen Anteilnahme eines Urmusikers erzählen. So diesmal mit dem sonderbar verhaltenen, durch den Kontrast der schnellen Durch- führung fesselnden ersten Satz Schubert. Wie Ritisch dies und alles leitet, fühlt und überträgt, das ist herrlichste Kunst'st Jugend von gestern, heute und morgen. Und Feiertag ist. wenn Elair« Dur stygt Auch sie mit einem Abschiedsblick. Die Operette hat ihrer vollendeten Sangeskunft und dem eiaenarttg weichen Timbre ihrer Stimme nichts geschadet; im Gegenteil, auch die Mittellag« ist stark, tragend geworden. Mit großer Freud« hörte ich die letzten deutschen Volkslieder des Beethoven-Ehor», den Hanns M i e ß n e r leitet. Er ist ein überaus sorgfältiger und musikalischer Ehormeister, di«

Georgien nicht aus irgendeiner«inheinnschen Bewegung entstanden, sondern von außen her auf den Bajonetten der bolschewistischem Eroberungsarmee importiert worden ist Aber dieStaoe Fahne" versieht es schon, schamlos wie nur irgendein imperialistisches Organ den gemeinsten Raubkrieg als erhobene Tat zu ver- herrlichen. Wie alle Schergen der Gewall fügt sie zur brutalen Tat noch den H o h n. daß die Dergewalligten es also gewollt hätten. Aber mutet dieState Fahne" der Leichtgläubigkeit ihrer Leser nicht mitunter gar zu viel zu? Als di« ersten Nachrichten über die Kronstädter Revolte etnliesen, erklärte dieState Fahne' feierlich, daß alles Schwindel und Erfindung fei. Sie versichert« ihren etwas verängstigten Lesern, daß in Sronstadt und Petersburg die größte Ruhe herrschte. Zwei Tage später teilt« sie mit daß es der Sowjetregierung bald gelingen werde, den Aufstand' zu unterdrücken. Wird es nun wenigstens«inen denkenden Leser derRote» Fahne" geben, der die Frage stellt, wie man«inen Auf- stand unterdrückt, der angeblich gar nicht ausgebrochen.st?!

Die§reigretizen üer Wohnungsfteuer. Der Wohnungsausschuß de» Reichstages setzte am Mittwoch seine Beratungen fort und faßte u. a. folgende Beschlüsse: Bon der Abgabe bleiben befreit Rutzungsberechtigle von Wohnräumen, wenn ihr steuerbares Einkommen nicht mehr beträgt als 4000 M., wenn die Wohnung in einer Ortschaft der Ortsklasse Li Legt 4500 M. in der Ortsklasse D, 5000 W. in der Ortsklasse C, 6000 M in der Ortsklasse L, und 7000 M m der Ortsklasse A. Die angegebenen Freigrenzen erhöhen sich für jede zur Haushaltung des Wohnungsinhabere zählende Person, soweit ste nicht selbständig zur Einkommensteuer veranlagt ist, um je 1200 M. Dem steuer- baren Jahreseinkommen des Haushaltungsoorstandes wird das steuerbare Jahreseinkommen der selbständig zur Einkommen- steuer veranlagten Haushallungsangehörigen, svweft sie Fa­milienangehörige sind, zugerechnet. Auf Antrag sind von der Abgabe ganz oder teilweise zu befreien: Nutzungsbercchtiqre 1. von Gebäuden oder Ge- bättdeteflen, die wirtschaftlichen Zwecken gewidmet sind, svweft sie infolge völliger oder teilweiser Einstellung des Betriebes ganz oder teilweise nicht ausgenützt werden; 2. von Gebäuden oder Wohnun 5en, deren Nutzung durch bauliche Veränderungen nach dem 1. Juli 918 so verteuert worden ist daß sie im Preise der Nutzung einer nach dem 1. Juli 1918 neugebauien Wohnungen gleich- oder nahe- kommen.

Die belgischen Sozialisten. In der von uns besprochenen Auslasiung von belgisch- sozialistischer Seite in den P.P.N. wird bestritten, daß die belgischen Sozialisten mit den Sanktionen irgend etwas zu tun haben. Inzwischen ist die Meldung gekommen, daß der Generalrat der sozialistischen Partei Belgiens zwar beschlossen hat. in der Kammer Aufklärungen zu verlangen und jeden uiilitaristischen Gewaltstreich abzulehnen, daß er aber gleichzeitig mit einem kühnen Kopfsprung*- das Verhalten der Vertretung Belgiens auf der Londoner Kou- serenz gebilligt habe. Wir sehen uns mm veranlaßt, folgende Fragen an die belgische Soztalisienpartei zu richten: Ist e« richtig, ddß der Ausschuß der belgischen Repräsentanten.- tammer für auswärtige Angelegenheiten, dem vier Sozialisten angehören,»ach der Pariser Zusammenkunft einstimmig.da« Terhalten der belgischen Delegierten gebilligt hat?* Ist es richtig, daß»ach der Rück lehr der beiden belgischen Ser, treter der sozialistische Präsident der Kammer, Brunei , diese beiden Vertreter wegen ihrer Haltung beglückwünscht hat? Ist es richtig, daß derselbe Ausschuß während der Lonb ö ne, Tagung einstimmig beschlossen hat, die belgischen Vertreter zti ersuch-n, bei den Pariser Beschlüssen bestehen zu bleiben? Ist es richtig, daß die sozialistischen Parlamentarier Brunei und Deströe sich öffentlich für die Bildung eine» selbstän- digen rheinischen PusferstaateS ausgesprochen haben. ohne daß die sozial'stische Partei Belgiens irgend etwas gegen diese beiden unternommen hat! Wir dürfen von der belgischen Sozialistenpartei. die mit unS der gleichen Internationale angehört eindeutig Beant- wortung dieser Fragen verlangen.

50 Herren ersetzen nicht nur einen Massenchor, sondern bringen durch die Verantwortlichkeit jedes einzelnen auch besondere Stuancierun- gen, Steigerungen, Modulationen de» Klangs zutage, wie ich es von fast keinem anderen Männerchor kenn«. Seihst am Ende dieses langen Zlbends sind Stimme und Laune nicht oerbraucht, schwierige Werke scheinen wie von selbst gesungen. Ein Bravo der kleinen Schar!\__ Dr. Kurt Singer . Ilnhösllchketf. Es regnete. Ich wurde aber nicht naß. denn ich fuhr in der Elektrischen, ich saß in der Elektrischen: Ich bemerke besonder», daß ich saß, well ich für gewöhnlich, wenn ich überhaupt fahr«, auf der Plattsann stehe. Ich fühlt« mich sehr«oht weil ich nicht naß wurde und well ich eben saß. Ich dachte gerade«in wenig an den netten Mann, den ich neulich trotz seines kaiser-Wilhelm-es- ist-erreicht-Bartes auf der Terrasse hinter dem Reichstagsgebäude in unbewußter Symbolik»inen Kinderkreisel drehen sah, als meine Nase ein schreckliches Parfüm und meine Ohren der Satz traft Die Herren von heute kein Mensch macht einer Dame Platz! Ich habe mir die Dam« ange'ehen und bin sitzen geblieben, noch mehr, ich habe lümmelhaft über das ganze Gesicht gegrinst Dann habe ich meinen netten Kreiselmann verlassen und Hab» mich in Gedanken ein wenig mit der Dame unterhallen: Liebe Frau (goädige Frau sage ich grundsätzlich nicht, und sie sah auch wirk- lich nicht gnädig aus), also, liebe Frau, ich will nicht fragen, waren Sie für mich drei Jahre im Schützengraben, oder ich für Sie, son- dern: Haben Sie nicht auch in den Jahren 14 18'einmal ähnliches geäußert wie:wenn sie nur erst zurück wären, unsere braven Feld- grauen, wir würden doch alles für ste tun", ja? Schämen Sie sich dieser Worte nicht! Sie dürfen jetzt einmal für uns stehen. Weiter, Sie sind doch sicherlich befriedigt, daß di« Frauen jetzt die gleichen Rechte mit den Männern teilen? Ja. Gut, somft fallen Jogiftaerweife auch die Barzuqsrechte. Bleiben Sie ruhig stehen! , Weiter,� Sie haben doch keinen Tragloxb auf dem Rücken, sondern einen Weißfuchs, Ihre Hände zeigen keine harten Schwielen, sondern Brillanten, Ihre Füße standen nicht stundenlang im Straßenschmutz, sondern verließen eben erst die weichen Teppiche Ihres Heims, Ihr Körper steht nicht müde au», sondern wix einem erfrischenden Bad entstiegen. Ihre hall, steig«, Sie doch nicht aus, so schlimm ist e« nicht, daß Sie nun au» Scham überhaupt zu Fuß gehen mußten! Da st« ist ausqestiegen. E» scheint doch Gedankenübertragung zu geben. Fast will ich e« meinen. Da höre ich die Stimm« de» Schaffner»: -Die Dame mit det Parföng? Di« wohnt hier fissafleh!" Also doch nicht Gedankenübertragung schade. a. s.

Tbeater. In die AbonnementSauisübi'ungen de» Großen Schau I p I e l d a« f e S werden für die nächste Zpielzett Hauptmanns.A eb er' ausgenommen«erden. Jngeitd-VolkSdüfine der BolkSbilbne®, v- üingendvarstellm,, am Sonnabend, den 19. März. 3 1%, im N e u e n Bol kstdeotcr. Cöve- nicker Sir. SS;Der Parasit oder Die Kunst, skinJäliick ja machen', Lnftspicl von Friedrich Schiller . Eintritt 1.S0 W. RLebtte«»rmdmnük w der«oiser-Wilbelm-DedächtniS�dirche Donner«. tag,� 17. Starz. 8 Uhr abend». Fritz Hettmernrn: Pagtonsmufit vo»