Nr. 136 38. Jahrgang Ausgabe B Nr. 65
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Freitag, den 18. März 1921
Mülheim( Ruhr), 18. März. Heute morgen gegen 7 Uhr iff der westliche Teil Mülheims mit dem Bahnhof Speldorf von französischen und belgischen Truppen besetzt worden.
diesem Schreiben erflärte Bonar Law, daß die Urbeitsüber
Gegen die Reparationsbill.
Die Reederei- Abfindung.
Bon H. Rahmann.
Die deutschen Gesellschaften für Uebersees und BinnenSchiffahrt mußten in der Kriegszeit ihre Schiffe, soweit sie anCondon, 18. März.( WIB.) Wie die Blätter melden, hat gefordert wurden, dem Reiche zu Kriegszwecken zur Verfügung Die Belegung erstreckt sich zurzeit auf den Bahnhof Speldorf die englische Arbeiterpartei beschlossen, in der dritten stellen. Da mit dem Verlust eines erheblichen Teils der Schiffe einschließlich der Zugangswege und der näheren Umgebung. Ein Lesung der deutschen Reparationsbill die 2 blehnung der Bill gerechnet werden mußte, wurden den Reedern durch Gesetz vom Befehl des Kommandeurs der alliierten Truppen wurde angeschlagen, zu beantragen. Clynes wird heute ein Amendement einbringen, 7. November 1917 Beihilfen zum Erfagschiffbau nach welchem das personal sämtlicher Verkehrsanstalten( Eisen- in dem es heißt: während das Unterhaus will, daß Deutschland eine bewilligt. Das Gesetz ist in der Annahme beschlossen worden, bahn, Post, Telegraphen usw.) ihm unterftellt ist. gerechte Reparation bezahle, fann es einer Gesetzgebung nicht daß der Krieg für Deutschland einen günstigen Ausgang haben zustimmen, die feine annehmbare Politit der 2ilerten darstellt, nur werde und daß wesentliche Veränderungen in den ProdukEngland Schaden zufügen und nur die Urbeitslosigkeit er- tionstoften nicht mehr eintreten. Das Gesez sah deshalb vor, den Bonar Laws Rücktritt. höhen würde. Das Gesetz ist eingebracht worden, bevor genügend Friedenspreis als Gestehungskosten zu gewähren und dazu Condon, 18. März.( EE.) Die Nachricht von Bonarcaws Anfirengungen, um eine Regelung durch Uebereinkommen zu erzielen, einen Ueberpreis bis zu 70 Proz Rüdiritt als Leiter des Unterhauses, Geheimfiegelbewahrer und oder ein geeigneter Versuch mit Hilfe des Bölferbundes oder eines Der Kriegsausgang aber zwang das Reich, den größten Führer der Unionistenpartei, die sich gestern nachmittag im Unter- anderen unparteiijchen Tribunals gemacht worden find, um festzu- Teil feiner Handelsflotte an die Entente abzuliefern. Nach hause verbreitete, erregte ungeheure Ueberraschung und stellen, wie weit Deutschland in der Lage ift, zu zahlen. Ausbruch der Revolution trat eine erhebliche Steigerung der Erregung. Bonar Law richtete an Lloyd George ein herzliches Produktionskosten ein, die bis Ende 1918 mehr als 100 Proz. Schreiben, welches der Ministerpräsident dem Unterhause vorlas. In Der Strafzoll vor der französischen Kammer. betrugen. Das Gesetz vom November 1917 war daher nicht Paris, 18. März.( EE.) Der französische Finanzminister auf mehr aufrechtzuerhalten. Die Werften weigerten sich, auf bürdung in den letzten Jahren seine Gesundheit erschüttert habe Doumer legte gestern der Rammer die Gesetzesvorlage vor, welche Grund der alten Verträge den Schiffbau weiter auszuführen, und daß es ihm unmöglich sei, feine Aemter beizubehalten, doch bleibe eine Steuer auf waren, die aus Deutschland eingeführt werden konnte, die angefangenen Bauten zu den alten Beund in Rücksicht darauf, daß den Werften nicht angesonnen er Mitglied des Unterhauses. Lloyd George war bei Berlesung werden, vorsieht, die gemäß dem Londoner Uebereinkommen auf dingungen weiterzuführen und die Reeder nicht über Mittel des Briefes so erschüttert, daß es ihm un möglich war, feine Rede 50 Broz. feftgefekt ist. Die Einziehung foll an der 3ollgrenze verfügten, die Mehrkosten selbst zu übernehmen, bestand die zu Ende zu halten, in der er beabsichtigte, Bonar Law den Dant erfolgen, und zwar nach dem fakturierten Werte. Fehlt eine Fat große Gefahr, daß der Schiffbau vollständig zum Erliegen für eine treue Mitarbeit auszusprechen. Er fonnte fchließlich seiner tura, so muß der Importeur den Wert der Waren verbürgen. In fäme und weder für die in Beschäftigung stehenden WerftGefühle nicht mehr Herr werden und fant mit einer Bewegung, durch dem Augenblid, wo der franzöfifche Antäufer die Gebühren an das arbeiter noch für die von der Front Zurückkehrenden Be die er andeutete, daß er nicht in der Lage sei weiterzusprechen, auf Bollamt entrichtet haben wird, ist er gegenüber seinem deutschen schäftigungsmöglichkeit bestand. jeinen Sitz zurüd. Lloyd George verließ dann sofort das Haus. Im Verkäufer von der Verpflichtung befreit, die 50 Broz. zu bezahlen. tamen der Opposition sprachen 2squith und Clynes, welche Das Gefeh bezieht sich aber nicht auf Baren, die durch Frank und an der Beiterbeschäftigung der an dem Schiffbau beteilig Da das Reich an dem Wiederaufbau der Handelsflotte die Eigenschaften des Führers der Unionisten rühmten. Bonar Car reich nur durchgeführt werden und auch nicht auf jene, die vor dem ten Arbeiter und Angestellten großes Interesse hatte, mußte wird sich heute noch nach Südfrankreich zu längerem Aufenthali be- 15. März 1921 voll bezahlt waren. Es tönnen auch Ausnahmen im Februar 1919 und Mai 1920 ein neues Abkommen ge= geben. festgelegt werden, welche eine interministerielle Rommiffion zu betroffen werden, wonach die Werften die gesamten MehrDie Frage feiner Nachfolgerschaft ist noch nicht geflärt. An immen hat, welche durch eine eigene Berordnung eingefeht gestehungskosten zu Lasten des Reiches verbuchten. Der Ber erster Stelle werden Robert Hornes und Edward Carson werden foll genannt. Bonar Law, der 63 Jahre alt ist, trat 1900 ins politische trag sah allerdings vor, daß die Reedereien nach zehn Jahren Beben. Er ist in Neu- Braunschweig in Kanada geboren, dort ermindestens 30 Broz. der Mehrkosten an das Reich zurüc zahlen. zogen und besuchte die Universität in Glasgow. Im Jahre 1886 murde er Teilhaber der Eisenfirma William Jafs u. Co. in Glasgow. Paris, 18. März.( Hollandsch Mieuwsbureau.) Achi fran- Es ist ganz selbstverständlich, daß sich dieses Abkommen Im Ja 1900 zog er sich von den Geschäften zurück und wurde 3ösische Parlamentsmitglieder sind nach Ober- schon nach furzer Zeit als unerträglich für das Reich erweisen für den wahlkreis Glasgow Mitglied des Unterhauses. In seiner ilefien abgereift, um während der Abstimmungszeit dort zu mußte, denn nach dem Vertrage fonnte es den Reedern und Werftbefizern fast vollständig gleich sein, wie hoch der Ges Jungfernrede griff er Lloyd George heftig an, weil dieser die Politit bleiben. der Regierung, im Burenfriege scharf fritisierte. Im Jahre 1902 Bei diesen Parlamentsmitgliedern handelt es sich um Natio- stehungspreis pro Tonne Schiffsraum zu stehen fam. Daher wurde er parlamentarischer Sekretär im Handelsministerium. Im nalisten, beren polenfreundliche Gesinnung außer Frage steht. Wäh. war es notwendig, den alten gesetzlichen Zustand durch AbJahre 1911 wurde er Leiter der Unionistenpartei. Man rend man den Mitgliedern der Internationalen Gewerkschaftstom schluß eines neuen Vertrages zu beseitigen. Das ist geschehen bezeichnete diese Wahl als ein Rompromiß, weil sich die Partei weder miffion fürzlich die Tür vor der Nafe zusperrte, als sie sich über durch den vom Reichstag verabschiedeten Reederei- Abfindungsauf Chamberlain noch auf Walther Long hatte einigen fönnen, welche Oberschlesien ein objektives Urteil bilden wollten, hält man es für vertrag vom 14. März 1921. die Nachfolger Balfours werden sollten. Als die Koalitionsvegierung ratsam, diese Herren für die Abstimmungstage als ehrenwerte Bäfte unter Asquith gebildet wurde, wurde er Staatssekretär für die Kolo- willkommen zu heißen. Nimmt man noch die Telephonsperre und nien und Mitglied des ministeriellen Kriegstomitees. Telegrammzenfur hinzu, die ein Zusammenarbeiten der deutschen In dieser Zeit begann seine große Freundschaft mit Lloyd George. Plebiszitorgane mit der deutschen Presse während der AbstimNach dem Sturze Asquiths sollte er die neue Regierung bilden, doch mung fast unmöglich machen, jo vervollständigt sich das Bild: Frankschlug er Lloyd George vor. Er selbst wurde Leiter des Unterhauses. reich leitet die Abstimmung und legt Wert darauf, das zu betonen. Die mittelbare Ursache seines Rüdtrittes mag sicherlich der geschwächte Gesundheitszustand sein, denn Bonar Law war seit mehre Internationaler Metallarbeiterbund.
Zweierlei Maß!
Danach werden den Reedern insgesamt 12 Milliarden Mart zur Verfügung gestellt, mopon allerdings der Betrag von 7,3 Milliarden Mart bereits bewilligt und bis März 1921 rund 1,8 Milliarden Mark zur Verfügung gestellt sind. Die Reeder übernehmen dafür die Verpflichtung, in der Zeit bis zum 10. Januar 1930 mindestens 2,5 Millionen Tragfähigkeits tonnen Schiffsraum zu erbauen, und sie sind ferner verpflichtet, für den Fall, daß eine Verminderung der Produktionskosten eintritt und der bewilligte Betrag zum Wiederaufbau von
ren Tagen bettfägerig, wenn ihn auch dies nicht hinderte, täglich Bern, 18. März.( WIB.) Nach dreitägigen Berhandlungen ist mehr als der halben Berlufttonnage ausreichen follte, von dem Schach zu spielen und er auch die Fahrt nach Südfrankreich wird die Tagung des Zentralfomitees und Eretutivausschusses des Inter. Zuvielerhaltenen bis zu 2 Milliarden Mart an das Reich machen können. Die Opposition erflärt bereits offen, daß mit nationalen Metallarbeiterbundes jeinem Rüdtritt die legte Stunde für die Koalition geworden. Es nahmen daran teil Delegierte aus Frankreich, Holland, der ihnen zustehenden Summe für Neubauten und der Weiterabgeschloffen zurückzuzahlen. Weiter sind die Reeder verpflichtet, 90 Proz ichlagen hat und es ist auch sehr fraglich, ob der neue Führer der Italien, Belgien, Deutschland, England, Ungarn, Desterreich, der beschäftigung der deutschen Werften zu verwenden. Nur Unionisten geeignet sein wird, mit Lloyd George fo intim zufammen Tschechoslowakei, Luxemburg, Schweden und der Schweiz. Den 10 Broz dürfen für den Ankauf von Schiffen im Auslande zuarbeiten, wie dies bei Bonar Law der Fall war. Borsiz führte 31g- Bern. verwendet werden. Es ist sehr wahrscheinlich, daß nach Ostern eine neue In der Stellungnahme zur Mostauer GewertschaftsBarteitoalition in England entstehen wird. Es wird als internationale wurde die russische Revolution einstimmig und leichten Herzens, zugestimmt und sich bemüht, ihn so zu Die Sozialdemokratie hat dem Bertrage, freilich nicht möglich hingestellt, daß Lond George ein Zentrum zu bilden versuchen einhellig begrüßt und der russischen Broletariat Unterſtügung zuge ändern, daß in ihm sowohl die Interessen der Arbeitnehmer wird, welches einen Teil der Liberalen und Konservativen umfaßt. fichert. Mit Bedauern wurde festgestellt, baß die Führer der Aber auch von einer Koalition der Liberalen und der Labour Party kommunistischen Bartei, von denen die meisten weder mit der erften wie die der Steuerzahler besser als ursprünglich wird gesprochen. Auf jeden Fall kann die politische Lage in England den wirtschaftlichen noch den politischen Verhältnissen der westeuro- norgesehen geschüßt werden. in der nächsten Zeit zu leberraschungen führen.
Lloyd Georges Furcht vor der Arbeiterpartei. Condon, 18. März.( WTB.) Lloyd George hielt gestern auf einem politischen Effen in London eine Rede, in der er nachbrücklich für die Beibehaltung einer großen nationalen Bartei eintrat. Er erklärte, die Arbeiterpartei bedeute jetzt eine erichredend große Partei, die die herrschende Partei Englands werden würde, wenn nicht Schritte getan würden, die ahler darüber zu unterrichten, welche Biele fie fich felbft ftece. efe Ziele feien für die gesamte Struktur der Gesellschaft so drohend, daß es Irrsinn wäre, über Trivialitäten zu streiten. Lloyd
George erklärte, man müffe an die große Mehrheit des Boltes appellieren, die es ablehne, vom Wirbelstrom der Revolution fortgetrieben zu werden. Die Arbeiterpartei molle die 3 er störung der privaten Unternehmungen und die Ummandlung der gesamten Mittel der Erzeugung in eine große Staatsmaschinerie.
Der Völkerbundrat hat auf die Abstimmung in Wilna verzichtet, da meder Bolen noch Litauen Wert darauf legen. Die beiben Intereffenten werden jegt zufammen mit den Bertretern bes Böllerbundrates felbst eine Lösung suchen.
päischen Organisationen befannt sind, für diese nur Beschimpfung Unsere Redner legten bei den Verhandlungen dar, daß und Spott übrig haben. Dies ist nicht der Wille des russischen der Industriestaat Deutschland, der jeht noch mehr Proletariats. sondern das Wert der bespotischen Führer, als früher große Absahgebiete gebraucht und gewaltige die selbst der Arbeiterschaft die Wahrheit verschweigen. Deshalb Barenmengen ausführen muß, eine leistungsfähige Handels tönnen jene Metallarbeiterorganisationen, welche der Mostauer Inter- flotte benötigt, bei der ja auch zehntausende deutscher Seeleute nationale beitreten, nicht zugleich mitglied des Internationalen me- Arbeit und Lohn finden. Es sei aber auch ganz unmöglich, tallarbeiterbundes fein. obwohl zurzeit Ueberfluß an Handelstonnage in der Welt vor handen sei, den deutschen Schiffbau einzustellen, die Werften ganz oder zum größten Teil zu schließen und zu der halben Million Erwerbslofer noch weitere Hunderttausende hinzuaufügen.
Gegen die in London befchloffene weitere Befehung deutscher Städte wird Einspruch erhoben, weil sie den Frieden verzögert und neue wirtschaftliche und militärische Konflikte provoziert. Das Komitee erklärt sich solidarisch mit der deutschen Arbeiterklasse, die gewillt fei, alle Kräfte zum Wiederaufbau ber zerstörten Gebiete Der Vertrag stellt daher ein Stüd produttiver Er. einzusehen und die Pflicht einer Reparation anerkennt. Ein Bieber werbslofenfürsorge dar, wie sie ähnlich ja auch beim aufbau der Produktion und Konfumkräfte der Völker aller Länder Wohnungsbau in die Erscheinung tritt. Schließlich ist doch zu bedingt die Internationalisierung der Kriegsschulden. Die allgemeine beachten, daß die Reeder nach dem Gesez sowohl als auch nach Abrüftung des Militarismus ist zur Sicherung des Friedens in allen der Berfassung ein Recht auf Entschädigung des in Berlust geratenen Eigentums haben. Das Recht tönnte nur beseitigt Ländern notwendig. werden, wenn es mit 3meidrittelmehrheit im Reichstage be fchloffen wird. Das ist jedoch von diesem Reichstage nicht zu erwarten.
Einem Statutenentwurf für den internationalen Berband wurde grundsätzlich zugestimmt. Er soll demnächst dem internationalen Metallarbeiterfongreß, der auf den 26. Juli d. J. in Berlin angelegt ist, vorgelegt werden. Die Landesorganisationen werden aufgeforbetr, bie fämpfenden Berbände in Luremburg unb in Standinavien finanziell und moralisch zu unterstüßen,