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dustrie eingesetzt»erben, werden ebenso entwertet msrden wie die Schulden Deutschlands und Oesterreichs . Darum ist denn auch Amerika , das während des Krieges zum Gläubiger Europas geworden ist. am meisten daran interessiert, die wirtschaftliche Entwicklung Europas zu fördern. Ob die Alliierten mit unserem oder mit eigenem Geld zahlen, Amerika bekommt nichts oder sehr wenig, wenn nicht die Industrie in einer Weise gesteigert wird, die diese Zahlungen ermöglicht. Wir haben mit den gewalligsten Mitteln der Industrie jahrelang zerstört, ohne zu produzieren. Die Kriegs- schulden sind die Schlußsumme dieser Zerstörungen. Darum besitzen sie keinen Gegenwert in dem gegenwärtigen Stand der Industrie. Was bedeuten sie also? Einen Wechsel auf die zukünftige Entwicklung der Weltindustrie. Nur so können die Kriegsschulden bezahll werden, sonst ist die Welt bankerott. Aber ist auch die Weltindustrie imstande, diese Leistungen zu erfüllen? Unbedingt. Zunächst ist ja der W i e d e r a u f- bau die Kompensation für die Zerstörung. Und da aufbauen schwieriger ist, als zerstören, so erfordert der Wiederaufbau sogar einen größeren Aufwand von Kapital und Arbell, als die Zerstörung. Ferner, was während acht Iahren versäumt worden ist, das muß doch nachgeholt werden. Arbeit genug, schier unbegrenzte Mögllchkeiten für Kapitalanlage. Man muß nur das Ganze ins Auge fasten. Nehmen wir ein Bei- spiel: In Deutschland sind eine Million Wohnungen neu zu erbauen. In Frankreich sind allein im zerstörten Gebiet 600 000 Häuser ganz oder teilweise neu zu errichten; der Gesamtbedarf an neuen Wohnungen wird dort sicher nicht unter einer Million sein. Dann kommt England, die öfter- reichischen Staaten usw. Das gibt Arbeit in Massen. Dann hat der Weltkrieg, der eine wirtschaftliche Revolution ohnegleichen bedeutet, die gewaltigsten Perspektiven für die Erweiterung des Weltmarkts und der Weltproduktion eröffnet. Rußland allein, wenn es zur Be- ruhigung kommt, braucht 200000 Kilometer neue Eisen- bahnen. Man denke an Sibirien . Zentralasien usw. Noch nie war der Bedarf an industrieller Tätigkell so groß, wie gegen- wärtig. Wir stehen vor der gewaltigsten Entwicklung der Wellindustrie, wenn erst die störende Politik engherziger Re­gierungen und einige wirtschaMche Trägheitsmomente über­wunden werden. Engherzig und kleinlich ist die Politik der Alliierten selbst vom kapitalistisch-natwnalen Gesichtspunkte aus. Frank- reich zumal treibt eine Politik kleiner und großer Bosheiten, in der es feine Macht und sein Ansehen verbraucht. Wenn man frägt, ob Frankreich seine im Krieg gewonnene Macht- stellung dadurch am besten zur Steigerung seines Ansehens und seines Wohlstandes ausnützt, daß es auf dem Kriegsfuße bleibt und Deutschland ewige Feindschaft schwört, oder da- durch, daß es seine wirtschaftlichen Kräfte entwickelt, so liegt die Antwort auf der Hand. Man hat im Frieden soviel über die deutsche»p6n6tration padfique", die.friedliche Durch» dringung", geschimpft. Warum macht man es jetzt nicht nach, da man dazu ganz außerordentsiche Möglichkeiten besitzt? Und wenn man die Dinge von einem allgemeineren Ge- sichtspunkte ins Auge faßt, so wird man leicht erkennen, daß die wirtschaftliche Verflechtung der Industriestaaten unterein- ander die beste Gewähr für den Weltfrieden abgeben würde._ Zalsthe Wahlziffern aus Mecklenburg . Schwerin L Staflenba* 18. WSrz.(Eigener Drahk- Bericht des.vorwärts".) Infolge«och uuausgeklärier v e r- sehen im amtlichen Dahlburean find falsche Be- snltake entstanden. Fest steht bereits, daß Sozial- demokraten ZS. Deutschnakionale lS. Volkspartei 12 Man- dake erhalten. Die LIaksparteleo haben 54. die Rechkspar- keien 35 Mandate. Die Bekanntgabe des definitiven aml - llchea Resultats soll am Sonnabend erfolgen.

Reaktion unÜ Radikalismus. Die gestrige Reichstagssitzung, über die wir an gewohnter Stelle berichten, hatte mehrere beachtenswerte Momente. Der Versuch der Sozialdemokratie - die ehefeindlichen Bestimmun- gen gegen weibliche Reichspostbeamte aufzuheben, fchellerte nach heftiger Debatte an einer Stimme Mehrheit, wobei nur einzelne Demokraten, aber auch einzelne Vollsparteiler mit der Linken stimmten. Der Kampf der offenen und heimlichen Kahr-Stützen gegen die schleunige Fertigstellung des Gesetzes zur Auflösung der Einwohnerwehren hat eine vielleicht unerwartete Hilfe ge- funden: die kommunistische Fraktion hat durch ihren Widerspruch verhindert, daß heute, Sonnabend, an die zweite Lesung sofort die dritte angeschlossen werden kann. Die Herren Kommunisten verdienen sich ehrlich den schmückenden Bei- namen einer Kahr-P.D. Der Reichstag aber wird erst gegen Mitte nächster Woche die Osterpause eintreten lassen können. Beim Wehrgesetz mißlang erfreulicherweise der Versuch der Deutschnationalen und Volksparteiler, die Be- Zeichnung des Heeres als eines republikanischen zu be- seitigen. Dagegen wurden aber auch alle sozialistischen Ber- besserungsanttäge abgelehnt. Merkwürdig war das Beginnen der Unabhängigen, den Finanzminister in der Frage der Ortsklassenzulagen für Beamte zu einer gesetzwidrigen Handlung zu oeran- lassen sie, die sonst die Hüter der Verfassungsmäßigkell spielen, wenn es ihnen paßt. Natürlich fielen sie damit durch. Durchaus tragfähig! Mitunter entschlüpft der reaktionären Presse wider ihren Willen ein Bekenntnis der Wahrheit. Wochenlang hat sich die Deutsche Bollspartei gegen die Wiederbildung der allen Koalition in Preußen mit der Begründung gewandt, daß diese zwar eine zahlenmäßige Mehrhett bei den Wahlen erlangt habe, diese Mehrhell aber.micht t r a g f ä h i g" sei. Jetzt lesen wir sogar in derDeutschen Tageszeitung. daß die alle Koalllion in Preußen eine durchaus trag- fähige Mehrheit besitzt. Und das kommt folgendermaßen: Im hannoverschen Provinziallandtag hat sich ein Bürgerblock aus Rechtsparteien, Zentrum und Deutschhannoveranern gebildet unter Ausschluß der bürgerlichen Demokraten, die diese Rechts- koalition nicht mitmachen wollten, wie sie auch für ganz Preußen den Rechtsblock ablehnen. DieDeutsche Tageszei- tung" ist von diesem Block sehr begeistert und möchte ihn gern auf ganz Preußen übertragen. Sie schreibt:Ebenso wie in Hannover wäre in Preußen ein Rechtsblock ohne die bürgerlichen Demokraten durchaus ttag- fähig." Diese Feststellung ist sehr wertvoll. Denn nach dem amt- lichen Wahlergebnis würde ein Rechtsblock ohne die Demo- traten in Preußen über genau 229 Mandate verfügen. Die absolute Mehrheit beträgt 21Z. Die alle Koalllion verfügt aber unter Einschluß der Welsen über 2 3 2, ohne die Welsen über 2 2 4 M a n d a t e. Sie ist im günstigen Falle um drei Mandate stärker, im ungünstigen um fünf Mandate schwächer als der«durchaus tragfähige" Rechtsblock. An diesen fünf Mandaten kann aber die Tragfähigkell unmöglich hängen. Diese geringfügige Ziffer wird zehnfach ausgeglichen durch die Mittelstellung der allen Koalllion, die leicht bei Nach- barparteien Unterstützung finden und nur durch das u n n a- tllrliche Bündnis der gesamten Rechts- und Lintsoppo- sitton gefährdet werden kann, während ein Rechtsblock den Linksblock von fast gleicher Stärke gefchlof- fen gegen sich hätte. Bezeichnet also dieDeutsche Tageszeitung" de« Rechts- block als durchaus tragfähia, um wieviel tragfähige? muß sie dann den Mittelblock der allen Koalition ansehen. Sie bestätigt damit, was die Sozialdemokratie immer betont hat, daß die bisherige Regierungskoalition eine durchaus tragfähige Mehrheit hinter sich hat.

Sajmoarkfihes. Der.Bayerische Kurier" hat«neu Schwindel ausgeheckt, der | von der Berliner schwerkapllalrsLschen Presie begierig nachgeplappert wird: Minister Severing soll in der Wandelhalle des Reichstages ! erklärt haben:.Das mit der bayerische» Einwohnerwehr sind Zicken. Da müssen wir wieder emmal ein paar preußische Regimenter hinschicken und die Bayer» zur Vernunft bringen." Dieser Wandelhallenklatsch ist nicht einmal geschickt erfunden, da es doch nur noch Reichswehr und keine preußischen Re- g i m e n t e r mehr gibt. Typisch für die in Bayern betriebene H e tz e ist mm aber der l Schimpf er guß, den der»Bayerische Kurier" an diesen selbsterfun- ' denen Äoisch anknüpft. Das Blatt der Bayerischen Volks- parte! spricht den Wunsch aus, Severing möchte sich an die Spitze des Expeditionskorps stellen, da man in Bayern schon bürgst gern kennenlernen möchte. Als Erkennungszeichen möge er eine Kognakflasche, eine volle natürlich, tragen. Eines herzlichen Empfanges in Bayern dürfe er sicher fein, auch wenn die Kognak- fiasche bis zur Ankunft in Bayern leer fein sollte. Heber dieses politische Knotentum darf man sich nicht wundern. Das ist der unter der Kahr -Regierung in Bayern üblich gewordene Ton. In einem bayerischen Blättchen, das uns zufällig zu Gesicht kommt, dem»Miesbacher Anzeiger", lesen wir an der Spitze des Blattes folgenden Erguß: Funkspruch an alle San- und Regierungs'udeu au der Vaake, Dahme , Briese. Doste. an der Havel und an der dreckigen Spree: Wir haben vernommen, was Ihr alles verbieten und verboten haben wollt, und wir erkennen wohl, daß Ihr damit im Dienste eurer Sozen, Uspen und Kapeden einen Feldzug gegen uns Bayern eröffnen wollt. Wir machen Euch kund und zu misten, daß Ihr das beschließen oder nicht beschließen könnt, ganz nach Belieben, daß aber jetzt und hinfür für Eure Machtsprüche, die nichts sind als Sprüche ohne Macht und das werden wir Euch beweisen, in Bayern kein Gelluagsgebiek ist. Ihr könnt bei uns Schwätzer und schlechte Kerle aufhetzen; wir haben Gesindel und Lumpenhunde im Land, denen Eure Paragraphen recht nett anstehen werden, aber unser Ge- santtvolt verachtet Euch, Eure Befehle und Cure Ge- setze, wenn sie nach unserer unbeirrbaren Ueberzeugung dazu an- getan sind, die Tyrannei des Pöbels wieder aufzurichten. Wir haben damit aufgeräumt, und wenn Ihr glaubt, daß wir sie uns durch Berliner Sau-Iudeu wieder ins Land schaffen lassen. dann ist das bloß ein Beweis, daß Ihr zuviel Maschinen- gewehrschnauzen, aber zu wenig Hirn habt. Ihr kennt weder uns noch unsere Verhältnisse und braucht sie auch nicht zu kennen. Die Ordnung, die wir im März 1320 ohne Euch und Eure dumme Meinung geschaffen haben, die erhalten wir uns. Ob sie Euch paßt, ist uns wurscht. Uns paßt sie, und wenn Ihr glaubt, daß Ihr uns Euren jämmerlichen Willen aufzwingen könnt, dann macht nur die Probe! Mit Eurem Enlwasfnungs- und Eatmammngegeseh wischen wir uns die..... In unserem Lande ist Euer schwarz-rol- gelber Weimarer puhhadern. Euer demokratischer Schandfetzen nicht in Geltung.... Wollt Ihr's darauf an­kommen lasten, dann kommt nur selber herunter, und hernach wer- den wir ja sehen, ob uns die bejchnltleaen Eunuchen der Eutenie Gewalt antun können. Borläufig aber regen wir uns darüber nicht auf. Wir to'» die Berliner Sau-Iudeu gebieten und verbieten und lachen dixzu. Bei uns in Boyern ist alle Tage Kirchweih, zu der die Mach:- Haber an der Spree eingeladen sind. Es soll nur so ein gali-ischer Prikes-Iud kommen und ur? entwaffnen wollen den schlagen wir. daß er in keinen Sa« mehr Kueiupaßt. Wir hätten ja nun eigentlich keinen Grund, uns über diese Schimpfereien aufzuregen, denn sie gehen ja nicht an unsere Adresse, sondern an die Adresse der bürgerlichen Reichsregie. rung, bestehend aus Zentrum, Demokraten und Deut- scher Dolkspartei. Diese Herrschaften dürfte« immerhin interessieren, daß es ein bayerisches Amtsblatt ist, das in so achtungerweckender Weise über die Reichsregierung schreibt. Was würde man übrigens in Bayern sagen, wenn man in Berlin über Bayern und München w ähnlichen A u s h i ü ck e n schreiben würde, wie es von der Gegenseite geschieht?

/llexanöer firchipenko. Archipenko , der russische Bildhauer, den die jüngst« Künstler- Generation als ihren Führer und Meister verehrt, und der vielen als das größte plastische Genie unserer Zeit gilt, hat im Sturm, Potsdamer Str. 134-, ein« Ausstellung. Die S2 Werte, darunter auch Aquarelle, Tusch- und Bleistiftzeichnungen, geben eine klare Anschauung von der Eigenart und der Entwicklung dieses künstlerischen Phänomens, dem alle Empfindungen, Gefühle und Stimmungen mit elementarer Gewalt in plastische Form sich um- setzen, und dessen jüngste und reiffte Werke all« Demente bildhaue- rischen Gestaltens zu einem vollkommen neuen, ganz persönlichen, konsequent und organisch gewachsenen Stil zusammenfassen. Archipenko » Entwicklung beginnt mit Arbeiten, die sich äußer- lich zunächst an mittelalterliche(Nr. ZGranatbaum"), dann an pri- mitiv exotische Formen anlehnen(Nr. 1Salome". Nr. 5Negerin". Nr. 13.Kniende Frau", Nr. 2Benus", Nr. 4Plafond"). In dieser Zeit, es sind die Jahre 13031313, wirkte er auf unseren Lehmbruck ein, der in Paris durch ihn die entscheidende Anregung erhielt. Die charakteristische Vorliebe für den schwingenden Rhyth- mus ausdrucksvoller Flächen und scharfer Grate(Nr. 11Gebeugte Frau", Nr. 12Torso") tritt allmählich mehr und mehr in den Wordergrund, bis schließlich die klar« Tendenz zu festem archttetto- nischem Aufbau alle diese verschiedenen Stilelemente zu einer vollen, einheitlichen Wirkung zusammenklingen läßt. Das Gegenständliche wird nun fast völlig übertönt von der Sprache der reinen Form und die eigene, ganz persönliche Note sst gestanden.Der Kuß" (Nr. 6),Frau"(7),Sitzende Frau"(8) undStehende Frau"(16) bezeichnen diesen Höhepunkt der bisherigen Entwicklung. Dem künstlerischen Ausdruck dient jetzt nicht nur die plastische Masse selbst, sondern auch die Atmosphäre, die die begrenzenden Flächen umgibt und in zahlreichen Durchbrächen in das Innere der Masse eindringt. Daraus ergeben sich Wirkungen, die denen wesens- »erwandt sind, die die moderne Graphik, namentlich der Holz- und Linoleumschnttt, durch den Gegensatz der weißen und schwarzen Flächenteile zu erzielen sucht. Die reissten und schönsten Arbeiten Archipenkos sind nicht nur Meisterwerk« einer vollkommenen Rund- Plastik, sondern sie erzeugen im einzelnen Eindrücke, die sonst nur die Innenarchitektur zu geben vermag. Dieses Drängen nach groß- zügiger architektonischer Gestallung ist das besondere Kennzeichen von Archipenkos Etil. Um so mehr muß man bedauern, daß die im Sturm ausgestellten Arbetten, mit Ausnahme derVenus"(2), in kleinem und kleinstem Format gehalten sind. Zwar wirkt ihre elementare wuchtige Monumentalität well über die beschränkten Maßstäbe hinaus, aber ich glaube doch, daß sie ihre volle Kraft erst dann entfallen würden, wenn die äußere Form auch quantitativ dem geistigen Gehalt entspräche. Das gleiche gill für die reliefarügenSkulpto-Malereien" Ar- chipentos, die bei aller distinguierte» Delikatesse niemalz ins Klein»

liche verfallen und deren Farben überdies, im Gegensatz zu der neuesten von Frankreich kommenden Mode, nicht am äußerlich Sinn- lichen, kühl Dekorativen hasten bleiben, sondern stets tteffte seelische Wirkungen auslösen. Trotz der französischen Geschmackskultur Archipenko hat die entscheidenden Jahre seiner Entwicklung in Paris erlebt spricht aus ihnen die flaoische Seele mit ihrem zarten®e- fählsleben, ihrer geheimnisvollen Mystik und ekstatischen Inbrunst. In demselben Stil sind die Aquarelle geHallen, während ein Teil der Bleistiftzeichnungen uns die überraschende Kunde gibt, daß Ar- chipenko, der Meister eines streng aufbauenden Stils, bis zum Heu- tigen Tage sorgfältige Studien nach der Natur macht. Der Künstler steht jetzt im 40. Lebensjahr und seine Entwicklung ist zweifellos noch nicht abgeschlossen. Welche Wege sie einschlagen wird, läßt sich kaum ahnen. Zu wünschen wäre in jedem Fall, daß ihm recht bald Gelegenheit geboten würde, seine Plastik, besonders seine farbige Plastik, in einen organischen Zusammenhang mit stil- verwandter Architektur zu bringen. Erst dann, glaube ich. könnte Archipenkos Kunst ihr Letzte und Höchstes geben, ihr« stärksten, reinsten und tiefsten Wirkungen auslösen. Dr. John Schitowsti.

Einschränkung der hävslicheu Schularbeiken. Den Klagen, daß die Kinder der höheren Schulen zu sehr mit häuslichen Aufgaben belastet werden, hat der preußisch« Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildurtq Rechnung getragen. Ein Erlaß an die Provinzial- schulkollegien bestimmt: Es ist darauf zu hatten, daß in unteren und mittleren Klassen keine häusliche Aufgabe gestellt wird, die nicht unmittelbar aus dem in, Klassenunterricht behandelten Stoffe hervor- geht. Dem Ellernhause sollte keine Arbell aufgebürdet werden, die Sache der Schule ist. Sonst wird nur ein ungesundes Nachhilfe- wesen gezüchtet und die Freude an der Schule getrübt. Weiterhin bedarf der gesamte Lernstoff einer entschiedenen, zielbe- wußten Beschränkung und Verringerung. Wenn die Schule ihre Hauptaufgabe, zu bilden und zu erziehen, wahrhaft er- füllen will, muß sie sich befreien von allen Stoffen, die werllos und tot sind oder eine unnötige Belastung für das Gedächtnis darstellen. Sie mutz den Unterricht oergeistigenundverinnerlichen. Immer wieder ist zu prüfen, weiches Maß häuslicher Arbeit den Schülern und Schülerinnen unter Berücksichtigung der körperlichen und geistigen Entwicklung und der Leistungsfähigkeit der Alters- stufen neben dem täglichen Klasienuitterricht noch zugemutet werden darf. Zu Beginn eines jeden Iahresabschnittes sind unter Berück- sichtigung des arbeitsfreien Nachmittags und der monallichen Wan- denage Arbeitspläne kür die Woche aufzustellen. Diese Arbeitspläne sind in seder Klasse aufzuhängen. Bon Zeit zu Zell sind die Schüler, etwa in einer Klassengemeinde, zu veranlassen, dem Klassenlehrer ihre Tageseinteilung mit Rücksicht auf die Bemessung der häuslichen Arbeiten in zwangloser Aussprache darzulegen. Wünschenswert scheint es, daß die Frage der häuslichen Arbeiten regelmäßig auch in den gemeinsamen Besprechungen der Elternbeiräte und der Lehrkörper erörtert wird.

Tanzabende. Der Tanz als besondere Kunsweranstaltung wird in seinen Ausdrucksformen immer mannigfalliger, in seinen künst- lerischen Zielen aber nicht klarer. Die große Erschütterung, die alle Künste ersaßt hat, macht sich auch auf diesem Sondergebiet gellend. Alle Ballettschule, der Spitzentanz ,n neuer Aufmachung, nackte Erotik, kluges Iustemilieu zwischen aller Technik und neuem Aus­druck, wilde Improvisationen. Hebungen bloßer Körperkullur, Bieldeuttge Pantomimen, krasse dilellantische Hüpferei, verstt'eqene Symbolik alles wirbett durcheinander. Reue Wege weist Mary W i g m a n; sie will den Tanz zum Raumkunstwerk gostallen, und ihr außcrordenllicher schmiegsamer Körper, ihre Beherrschung aller Mittel gestattet ihr einen weiten Spielraum. Ihr Tanz ist wirklich mehr als bewegte Plastik, verkörperte Musik, wie sie denn auch ohne Musik tanzt. Bei ihr steht der ganz« Mensch im Dienste ihrer Kunst, die auch wieder den ganzen Menschen ergreifen soll, ganz anders als es die Akrobatinnen, Beinschlenker und bloßen Rhythmiker ver- mögen. Ob es sich nun um eine individuelle Begabung oder um ein Neues von allgemeiner Bedeutung handelt, diese Künstlerin wird man im Auge behalten müssen. Inzwischen fahren die andern fort, hübsch« Beine und farbige Kostüme in größter Auswahl zur Schau zu stellen, Clownerien und Harlekinaden vorzuführen und sich von ihren Gönnern und Freun- den durch riesige Lorbeerkränze und ganze Blumenläden ihr Talent bestätigen zu lassen. Der Geist der Tanzkunst, das rechte Taktgefühl fehll nur zu häufig. Bisweilen hat man den Eindruck, daß bei aller Begabung die innere Sicherhell oder die rechte Führung fehlt. So bei Annie Liescr, die vor lauter Originalität und Manier das eigene Wesen des Tanzes mißverstand. Eine eigenartige Mischung von Tanz und Pantomime boten Maria L e e s e r und Hans Holm (im Theater des Westens ). Ihre Idee, den Tanz nicht verstandenen und häufig als Tanzoorlage wenig geeigneten Kompositionen anzu­passen, ist ganz richtig. 2lber das Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem Komponisten Wolter Kämme war noch nicht bezwingend. Der geschmeidige, ephebenhafte, gut geschickte Körper der Tänzerin wird sicher auch bei geringerem Aufwand an Kostümen und Panto- Mimik wirklich Tänzerisches leisten können. Oder war das ganze nur ein gesellschaftlicher Sport wie die geschmacklos übertrieben« Anhäufung von Blumenspenden?-r. Zficfpfattättierana. In der S t o a t S« p e r wird Sonnabend wen«, Erkraokunq de« Herrn Kirchner staktCosi taa tatte" ,Bohd«e- gegeben. Anfang ey, Ubr. Bühnenchrontt. Pas! Wegen er tritt tn der zweiten Hälfte des März im Refidenz-Tdeater in der Uraufführung der Komödie»Das P r i v i l e g-. von S. O. Hesse, auf. Pelksbübn««Vortrag. Sonnabend findet im Kunstgewerbemuseum der zwei!« Vortrag des Kunstmalers Rud. Bauer über expressiv- nistifche Maleret statt. Einlaß 1 M. Di« dentich« Vädertagnng iBalnkologenkonareß und Allgemeiner Devtfcher Baderverbandj begann Donnerstag in Siesbaden. Maß- nabmen zur Besserung der witti-bafllichen Sag« der Kurort- werden be. raten"M die deutschen Bäder wieder auf ihre frühere Höhe zu bringen. D Audrades Beisetzung. Die Leiche des in Berlin verstorbenen SängerS d�l»drade wurde in Lissabon unter grossen Ehrungen aus allen Schichten der Bevölkerung beigesetzt. ....�55�iabriae«spcrantifteukongretz wird in Prag vom St. Ja» biS 6. August stattfinde».