Nr. 131 38. Jahrgang
Groß- Berlin
Die gefälschten Tribünenkarten.
2. Beilage des Vorwärts
Es herrscht wohl kein gweifel, daß die unrechtmäßige/ Serstellung und Verteilung von Tribünenkarten zur Stadtverordnetenbersammlung durch die Kommunisten erfolgt ist.
Um ihren durchaus nicht im Interesse der Arbeits- und Obbachlosen aufgeführten Tiraden ein größeres Auditorium zu verfchaffen, mußten sie zu diesem Fälschertrif greifen und auf illegi time" Weise einer größeren Anzahl Nadaumacher Zutritt auf die Tribüne verschaffen. Denn was bedeuten die Adolf Hoffmann und Genoffen in der Stadtverordnetenversammlung, wenn ihre Hanswurstiaben nicht von der Tribüne einige Unterstüßung erführen. Cine Korrespondenz berichtet, daß die Verteilung gefälschter Tribünenkarten abends durch mit roten Binden fenntlich gemachte Droner und Dronerinnen der Kommunistischen Partei im Lustgarten erfolgt sei. Die Rubestörer auf der Stadtverordnetentribüne rekrutierten sich auch nicht nur aus den Reihen der Obdachlosen, ondern die Hauptschreier waren durchaus gut gekleidete Bersonen. Aus dieser Tatsache geht Herbor, geht flar daß ber ganze Krateel bestellte Arbeit war, lediglich zu dem 8wed, die Beratungen der Stadtverordnetenversammlung zu stören. Daß die Gemeinde Berlin aus eigener Kraft dem durch die ungeheure Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot vorhandenen Glend nicht steuern fann, wissen auch die Kommunisten, und went es ihnen ernst wäre mit ihren zahlreichen Anträgen, so müßten sie dieselben an anderer Stelle anbringen. Aber die Tatsache, daß sie weder im Landtag noch im Reichstag mit entsprechendem Tribünenpublikum einen solchen Klamaut inszenieren können, beranlaßt die kommunistischen Drahtzieher lediglich, die Stadtverordnetentribüne für ihre unfauberen Zwede zu mißbrauchen.
Es wird ernstlich zu erwägen sein, ob denn gerade das Berliner Rathaus für kommunistische Orgien gut genug ist. Unter den obwaltenden Verhältnissen wird denjenigen, die ernstlich an der Befferung unserer sozialen Berhältnisse arbeiten wollen, die kommumale Tätigkeit geradezu berefelt.
Laubenkolonien.
Sonnabend, 19. März 1921
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und Röderstraße am Zentralviehhof entlang. Das Gelände besaß zu erivägen, ob nicht umgekehrt das Rettungswesen manchmal durch eine Anzahl schöner Baumalleen, schon um deren Willen es eine den Feuerdienst leiden würde. Sehenswürdigkeit war. Wie sehen diese Bäume heute aus? Es ist geradezu aufreizend, wie Menschen in ihrem fleinlichen Interesse die Wafferrettungsdienst ab Karfreitag. Natur jo verstümmeln fönnen. Da wird so viel von der Notwendig. Die Rettungsgesellschaft der Waffersportvereine von Berlin und feit gesundheitlicher Naturanlagen und Einrichtungen um die Groß- umgegend teilt mit, daß ihre Rettungsstation in Rahnsdorf sowie stadt herum geschrieben und gesprochen, man sollte meinen, daß unter die damit verbundenen Warnungsstationen in Röpenid diesem Gesichtspunkt für den Menschen jeder Baum ein Heiligtum beim Köpenicker Ruderklub, Eriner( Dämerig See) beim fein müßte und was geschieht? Ich wünschte, fühlende Menschen Ruberklub„ Ertner", Friedrichshagen bei der Alt- Branden würden sich den Frevel ansehen. Und das alles nur deswegen, burg ", Akademischen Rudergesellschaft, vom Karfreitag, den 25. März, ab wieder in Betrieb gesetzt werden. Ebenso soll vom gleichen Tage ab wieder ein Rettungsdienst auf den Wannsee - Ge wässern durch das Motorboot, hete" eingerichtet werben. Ferner ist beabsichtigt, einen Warnungsdienst zu den Osterfeiertagen für den Wolziger See einzurichten. Alle Wassersporttreibenden werden gebeten, beim Befahren des Müggelsees die größte Aufmerksamkeit zu beobachten und auf jeden Fall zu vermeiden, bei gezogener roter Sturmflagge den See zu befahren.
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damit auch ja nur jedes Körnchen Acererde ausgenügt werde. Mein, Himmel, ist das fleinlich! Ich will gewiß nicht in Abrede stellen, daß unter den heutigen Verhältnissen jedes Quantum Lebensmittel mehr mitspricht; aber find denn die Handvoll Früchte, die man auf dem Blumentopf voll Erde erntet, so viel wert, daß man ihnen zu Liebe die Natur verschandelt, dem Menschen den Genuß, dem Bogel die Brutstätte verdirbt?
Ein nefter U.S.P.D. - Genoffe. Bon einem Genossen wird uns ein Borgang mitgeteilt, der sich beim Flugblattverbreiten abspielte. Unser Gewährsmann schreibt: Da mir am Sonntag und Montag unmohl war, machte ich mich am Dienstag abend auf die Strümpfe, um meiner Pflicht als Flugblattverteiler nachzukommen. Zu meinem Berteilungsbezirk gehört auch das Haus Matternstraße 17. Meiner Pflicht gemäß warf ich in jeben Wohnungsbriefkasten ein Flugblatt. Im Parterre des Quergebäudes war an einer Wohnungstüre fein Brieffaften angebracht, und es erschien mir, als ob diese Wohnung überhaupt nicht bewohnt ist. Borichtshalber legte ich aber doch em Flugblatt vor die Türe. Da tauchte plötzlich ein baumlanger Mensch auf der Bildfläche auf, der mich in der allergröbsten Weise an Die ranzte, wie ich dazu käme, Flugblätter hinzuschmeißen". tönne ich mir fonstmo hinstecken. Als ich Einwendungen machte und darauf hinwies, daß der Mieter, wenn die Wohnung wirklich bes wohnt ist, das Blättchen zweifellos an sich nehmen werde, fuchtelte mir der Herr mit den Händen vors Gesicht und betonte in übelfter Weise, daß er hier allein zu bestimmen hätte Daftehste das vastehste" betonte er besonders. Ich hatte das sichere Gefühl, einen richtigen Haustyrannen vor mir zu haben, einen kleinen Spießer, der es zu nichts weiter im Leben als zu einem Hausverwalter ge bracht hat und der seine vermeintliche Macht einem hausfremden Flugblattverteiler gegenüber heraustehren will. Wie erstaunte ich aber nachher, als ich später ganz einwandfrei feststellen mußte, daß dieser Herrein Herr Löschmann- eingeschriebenes Mitglied der U.S.B.D. ist. Da wohl kaum angenommen werden kann, daß ein früheres Mitglied der Sozialdemokratischen Partei einem Flugblatt verbreiter gegenüber so auftreten würde, so ist wohl anzunehmen, daß Herr L. noch ein junges Mitglied der U.S.P.D. ist und daß er fich in seiner Bartel mit folch unbequemen Arbeiten wie Flugblatt verbreiten noch nicht abgegeben hat.
Die nachfolgende Buschrist eines erfahrenen Laubenkolonisten Die Laubenkolonien müssen das werden, mas fie ihrer Natur veröffentlichen wir, weil sie zum Teil beherzigenswerte An- nach sein sollen. Nicht nur ein Ausbeutungsobjett für die regungen enthält. Bächter, sondern daneben auch ein Erholungsort für die Für den Industriearbeiter ist der Gemütsanteil nicht hoch genug minderbemittelte Bevölkerung der angrenzenden Stadtteile, die sich zu fchäzen, den ein Stückchen Natur, ein grünender, blühender Garden Borteil, ein grünes Stückchen Erde in der Nähe der Wohnung fen, frische Sträucher und Bäume in ihm hervorrufen. Ich denke zu haben, nicht leisten kann. Der Bächter hat seinen umzäunten hierbei an einen Sommerfonntagmorgen, wenn weit und breit noch Garten; darin mag er sich wohl fühlen und seinen materiellen Vor- 5 Uhr, sondern von 4 bis 6 Uhr statt. Menschenstille herrscht, wenn im Osten die Sonne hervorlugt, wenn teil genießen. Den anderen gönnt den Durchgang durch die Kolonie, die Böglein in Strauch und Baum schüchtern ihre Morgensprache be- das Schauen und Naturgenießen! Es sind nicht alles Diebe. Gönnt ginnen, wenn die Lautropfen auf Blatt und Halm im Sonnenstrahl den Nebenmenschen die Freude. Der Mensch, der sich mit der Natur wie Kristallperlen glänzen. abgibt, soll Natur- und Menschenfreund sein.
Linie 16 Treptower Rathaus.
Nicht umsonst waren die Laubenkolonien in der Umgebung Berlins am schönen Sonntag das Ziel Taufender; jeder Anwohner, ber die Strapazen eines Sonntagsausflugs mit der Bahn scheute, Die Berliner Straßenbahn teilt mit, daß vom 21. März fuchte sich am Grünen und Blühen der Laubenkolonien zu ergöhen, b. 3. ab die Linie Behrenstraße- Treptowo- Rathaus der vormaligen und je mehr Grün, je mehr Bäume und Sträucher, desto größer Berliner elektrischen Straßenbahnen die Liniennummer 16 erhält. der Genuß. Die Laubentolonien waren auf dem besten Wege, für die minderbemittelte Bevölkerung der angrenzenden Stadtteile gemeinnügige Stätten zu werden.
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Nachdem die Solonien in eigene Berwaltung übernommen waren, glaubte man, daß diejer Entwicklung nun erst recht die Wege gebahnt würden; leider ist heute zu bemerken, daß frog Wider stand einzelner in den Verwaltungen sich mehr und mehr der Bug nach fleinlicher, persönlicher Nußbarmachung geltend macht. Um dem Uebelstand der zurzeit etwas start grassierenden Dieberei zu steuern, werden alle die Kolonien freuzenden Wege verschloffen; jeder Durchgang bekommt eine Tür, zu der nur der Kolonist den Schlüssel besitzt. Dabei erreicht man mit dieser Maßnahme noch nicht einmal den gewollten Swed, denn neben der meterhohen Tür steht der Begrenzungszaun des anliegenden Kolonisten in der Regel in einer Verfassung, die dem Spizbuben sicher feinen Respett ein flößt. Aber weiter: Weil dieser und jener Baum der Pflanze das Sonnenlicht verstellt oder weil dessen Wurzel den Boden aussaugt", muß er beseitigt werden. Die Kolonie muß möglichst nur solche Bäume" haben, über die man mit der Nasenspige hinwegsehen kann. Ich habe hier im Auge die Kolonien im Winkel der Thaer
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Stine Menschenfind.
II. Mütterchen.
Bon Martin Andersen Nero.
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Lars Peter steckte die Hand in die Wefte und zog die Brieftasche hervor, sie war leer! Johannes hatte aus der gemeinsamen Kaffe hundertfünfzig Kronen mitgenommen Geld, für das Vieh getauft werden sollte. Mehr war nicht im Hause; und diesen Betrag hatte er also durchgebracht.
Lars Peters Hände zitterten. Er beugte sich über den Bruder, als wollte er ihn anfaffen; aber dann richtete er sich auf und verließ die Tenne. Ein paar Stunden schlendette er umber, um dem Bruder Zeit zu lassen, seinen Rausch einiger maßen auszuschlafen. Dann ging er wieder hinein, nun sollte abgerechnet werden. Er rüttelte den Bruder wach.
Wo ist das Geld, für das wir die Färfe taufen wollten?" fragte er.
Was schert das dich?" Johannes wälzte sich auf die
andere Seite.
Lars Peter stellte ihn auf die Beine. Ich hab' mit dir zu reden," sagte er.
,, Ach, scher' dich zur Hölle," murmelte Johannes. Er schlug die Augen gar nicht auf, sondern taumelte tiefer in die Scheune hinein und warf sich ins Heu.
Lars Peter holte einen Eimer eiskaltes Waffer vom Brunnen. Nun sollst du aufwachen, du magst wollen oder nicht!" sagte er und ließ Wasser über einen Kopf.
Wie eine Raze war Johannes auf den Beinen und hatte fein Meffer hervorgeholt. Er ging einmal um sich selbst herum, burch das plötzliche Erwachen verwirrt; dann fiel sein Blid auf den Bruder, und er fegte zum Sprunge auf ihn an. Lars Beter fühlte einen Stich in der Wange, die Klinge des Meffers fnirschte gegen seine Backzähne. Mit einem Faustschlag schleuderte er Johannes zu Boden und warf sich über ihn, um ihm das Messer zu entreißen. Johannes war start und blizschnell in seinen Bewegungen; er wand und bog fich, bediente sich seiner Zähne und suchte mit dem Meffer heranzu tommen. Der Schaum stand ihm vorm Munde. Lars Peter mußte das Meffer mit den Händen abwehren. Beide bluteten aus mehreren Stichen. Erst als Lars Peter dem Bruder das Knie hart auf das Zwerchfell. fette, überwand er ihn.
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Die juristische Sprechstunde findet heute nicht von 3 bis
Bezirks- Bildungsausschuß. Heute abend im Rofe Theater, Das Tal des Lebens", hiftorliches Broße Frankfurter Str. 132, Lustspiel von May Dreher. Gintritt einschließlich Garderobe und Theater zettel 3,50 W. Starten sind zu haben bet allen Abteilungsführern des 4. Kreifes( Brenzlauer Zor) und bei den Kontrolleuven am Eingang bes Theaters. Heute abend 7 Uhr in den Sopbieniälen, Sophienstr. 17/18, Dars jeter des Vereins Arbeiter- Jugend" Groß- Berlin. Mitwirkende: bas eubert Quartett( Streichmufit) und das Dr. Guttmannsche Doppel. quartett( Gesang). Eintrittstarten à 2,50 Mim Bureau der Arbeiter Jugend", In den Belten 28, and in der Buchhandlung, Bortvärts, Linden ftraße 2.
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od Feuerwehr und Rettungswesen. Mißbrauch zu Reflamesweden. Bon der Firma Guftap Cords Nach dem Zustandekommen der neuen Einheitsgemeinde Berlin wird uns mitgeteilt, daß die in der Breffe veröffentlichte Anzeige, ist der Gedanke aufgetaucht, das gesamte Rettungswesen ihre Firma veranstalte vom 16. ab eine große Modenschau im an die Feuerwehr anzugliedern. Dieser Vorschlag, Restaurationsbetrieb des Balais der Friedrichstadt ", als ein Mis mit dessen Verwirklichung nur dem Beispiel vieler anderer Städte brauch der Firma Cords zu betrachten sei. Es sei ihr bis zum Ergefolgt würde, findet Beifall auch in den Reihen der Feuerwehr - scheinen des Inferats von dem Unternehmen einer Modenschau ihres beamten feiber. Gine von dem Vorsitzenden des Beamtenaus- Hauses nichts bekannt gewesen. fchuffes III der Charlottenburger Feuerwehr, Herrn Robert Fleischmann, verfaßte fleine Dentichrift, die sich an den Berliner Magistrat wendet, betont, daß die Webernahme des Rettungswesens durch die Feuerwehren eine Vereinfachung und Ersparnis bedeuten würde. Die Feuerwehr hat nicht nur im Samariterwefen bereits aus gebildete Beamte, sondern auch Fahrzeuge, Kraftfahrer, Wagen ichuppen, ferner Telephoneinrichtung, Räume für Unfallstationen, Wertstätten für vorkommende Reparaturen. Daher würden die Stoften, die durch die Uebernahme entständen, nur gering fein. Die Denkschrift fordert, daß die Feuersicherheit durch den Rettungsdienst Führungen im Botanischen Garten Dahlem . Wie in den Vor nicht leiden darf. Diefer Meinung sind auch wir. Es wäre aber fahren, werden auch in diesem Sommer wieder volkstümliche Führunge
Die Berliner Gewerkschaftskommission hat zusammen mit bem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund zur Linderung der Befleidungsnot aud) in Berlin und Bororten Berteilungsstellen der Warenversorgungsstelle Deutscher Gewerkschaften eingerichtet. Bir verweisen auf das Inferat in der heutigen Auflage, und ift Pflicht der Gewerkschaftsmitglieder, dieses neu gegründete unternehmen sämtlicher Gewerkschaften zu unterstüßen, zumal in bezug auf Preise und Qualität große Vorteile geboten werden und den Kollegen Arbeit geschaffen wird.
Johannes rang nach Atem. ,, Laß mich los!" fauchte er.| Schweinerei, Schurkenstreiche und Schlechtigkeit! Du kannst Ja, wenn du glaubst, daß du dich bezähmen fannst," dir wohl denken, daß du hier ausgewirtschaftet hast; du kriegst fagte Lars Peter und lockerte den Griff ein wenig. Du bist das eine Fuhrwerk und was sonst noch dein genannt werden mein jüngster Bruder, und ich will dir ungern etwas zuleide kann, und damit fertig! Geld fannst du nicht bekommen. Du tun; aber mich wie ein Schwein von dir abschlachten zu lassen, haft mehr durchgebracht, als dir zukam. dazu hab' ich keine Luft."
Johannes stemmte mit einem plötzlichen Rud Nacken und Fersen gegen den Boden, um den Bruder abzuwerfen. Es gelang ihm, den einen Arm freizumachen, und er warf sich nach der andern Seite hin, um des Messers habhaft zu werden, das eine gute Armlänge von ihm entfernt lag.
Ach so!" rief Lars Peter, und zwang ihn mit feinem ganzen Gewicht auf den Boden der Lenne dann ist es wohl das Beste, ich binde dich fest. Bringt mir einen Strid, Kinder!"
Die drei standen vor der Tür der Tenne auf einem Klum pen und schauten dem Kampfe zu, sich hintereinander heranbrängend. Mun!" rief der Bater. Da schoß Chriftian ins Haus, um Stine zu holen, und sie brachte eine Schnur. Ohne Furcht ging fie zu den Kämpfenden hin und reichte sie dem Bater. Soll ich dir helfen?" fragte sie.
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,, Nein, das ist nicht nötig, Mädel," sagte Lars Peter lachend. Halt nur die Schnur, während ich unsern Patron umdrehe. Er band dem Bruder die Hände auf dem Rücken gehörig fest, dann richtete er ihn auf und bürstete ihn ab. Du siehst aus wie ein Schwein," sagte er du mußt dich ja im Straßenbred gewälzt haben. Jetzt komm ruhig in die Stube, sonst steh' ich für nichts ein. Deine Schuld ist es nicht, wenn bu heute nicht zum Mörder geworden bist."
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Johannes wurde ins Haus geführt und auf den Stroh stuhl am Ofen gesetzt. Die Kinder wurden hinausgeschiat, Stine und Christian mit dem Bescheid, das Fuhrwert des Onfels anzufpannen.
,, Jezt, wo wir allein sind, will ich dir sagen, daß du dich ganz und gar wie ein Lümmel benommen hast," sagte Lars Beter langfam. Da hat man sich viele Jahre lang nach feinen Verwandten gesehnt, und als du dann kamst, war's wie ein Gruß aus der Heimat. Jezt möcht' ich viel darum geben, wenn ich diesen Gruß nie bekommen hätte. Bir hier fahen alle etwas Gutes in dir; verwöhnt waren wir nicht, darum wär' es nicht schwer für dich gewesen, uns im guten festzuhalten. Aber in was hast du uns hineingebracht, in
Johannes antwortete nicht. Er schielte nach der Seite, als gönnte er dem Bruder seinen Blick nicht.
Draußen fuhr der Wagen vor, und Lars Peter führte ihn hinaus und hob ihn wie ein Kind auf den Siz. Dann löste er den Strick mit seinen zerstochenen, blutigen Händen, - aus der Wunde an der Wange floß ihm das Blut über Kinn und Anzug. Nun mach, daß du fortkommst!" fagte er drohend und wischte das Blut von seinem Kinn ab. Aber laß es im guten geschehn!"
Johannes faß einen Augenblick auf dem Sig, schwankend wie ein Schlafender. Plötzlich raffte er sich auf und stimmte ein schallendes Gelächter an. Er zog an der Leine und jagte um den Giebel nach der Landstraße hin. Lars Peter starrte dem Fuhrwert eine Weile nach, dann ging er ins Haus und wusch sich das Blut ab. Stine badete seine Schrammen in faltem Wasser und legte Heftpflaster darauf.
An den folgenden Tagen hatten die beiden emsig zu schaffen, um die Spuren der Sommertätigkeit zu beseitigen. Lars Peter vergrub die legten Aasreste, warf den Block beifeite und mistete aus Wenn zur Nachtzeit der eine oder andere Bauer mit dem Peitschenstiel an die Fensterscheibe klopfte und rief: ,, Lars Peter, ich hab' trepiertes Bieb für dich," so unbrief: antwortete er nicht. Er wollte den Wurstschlächter und den Hundeschlächter und den Kadaverschlächter wieder von sich abschütteln.
8. Aufbruch aus dem Elsternneft. Stine trällerte bej der Arbeit; fie hatte allein für das Ganze zu forgen und mar bald drinnen, bald draußen. Bor dem einen Auge trug fie eine Binde, und jedesmal wenn sie an der Küche vorbeilam, lüftete sie die Binde, und badete das Auge in etwas Braunem in einer Taffe- Urin. Das war ein Mittel, in dessen Anwendung die Großmutter sie seinerzeit unterrichtet hatte. Das Auge war blutunterlaufen und tat meh, es spielte in allen Farben; und doch war sie froh. Ja, eigentlich war das frante Auge schuld an ihrer guten Laune. Sie sollten vom Elsternnest fort, weit fort und für immer, und das hatte das Auge ausgerichtet. ( Forts. folgt.)