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tDicdcr in üer Heimat... Äenosie Otto Landsberg , der deutsche Gesandte in Brüssel , schreibt in der Magdeburger ßolfsftimmc* über seine Ab­stimmungsreise nach Oberschlesien aus R y b n i t: Wieder in der Heimat! Vor 45 Jahren habe ich sie verlasien, seit 36 Jahren habe ich sie nicht besucht, ober so wenig wie meine Liebe zu ihr hat ihre Zuneigung für mich sich vermindert. Die Pflastersteine, die alten Häuser erzählen mir Geschichten, wie sie der Großvater für die Enkel stets vorrätig hat. Bilder, die längst ich! vergessen geglaubt, tauchen vor mir auf. Bor meinem Geburts- haus stehend, fche ich im Geiste plötzlich unser Gegenüber von da- mals, den Tierarzt Kotelmann, dessen Papageienpärchen der Gegen- stand meines größten Interesses war, und neben ihm steht sein Nao�hcr, der Buchbinder Hertel, der von dem Drang erfaßt, unter die fahrenden Leute zu gehen, seinem Beruf untreu wurde, ein Karussell erwarb und, wenn er nach Rybnik kam, mir, seinem Lieb- ling, freie Fahrt gewährte. Aus meinen Träumen werde ich durch die Begrüßung von Jugendfreunden herausgerisien, die gleich mir herbeigeeilt sind, um der Erde, auf der sie die ersten unsicheren Schritte gemacht haben, ,}ü vergelten, was sie ihr danken, um die Heimat zu retten. Denn sie stt von schwerer Gefahr bedroht, und jeder, der hierher gekommen ist. um für Deutschland zu stimmen, weiß, daß Oberschlesien sterben muß, wenn die deutsche Sache unterliegt. Und deshalb sind Hunderttausende hergeströmt, und deshalb haben sich Oberschleficr aus Nord- und Südamerika, aus Australien und China , aus Dänemark und Belgien eingefunden: deshalb hat sich jene iskrau, die ein sechs Wochen altes Kind an der Brust trägt, jene andere, der ein Abszeß hohes Fieber verursacht, jener Mann, dem das Gewicht seiner 93 Jahre den Rücken krümmt, jener andere, an dem heute früh erst der Chirurg eine schwere Ohrenoperation vorgenommen hat deshalb haben sie alle sich auf die Reise be- geben. Und der Heimatboden übt auf sie die belebende und stäh- lende Wirkung aus, die den mythischen Helden Antaio» unüber- windlich machte. Eine vorzügliche Organisation des Beförderungsdienstes hatte die Strapazen der Reise auf dos Mindestmaß gebracht. Di« Reisenden der Berliner Stadt- oder der Hochbahn könnten sich glück- lich preisen, wenn in denen Abteilen in den Haupwerkehrsswnden kein größeres Gedränge herrschte wie in den Zügen, die die Ober- schlesier aus ganz Deutschland in die Heimatprovinz führten. Und die Bevölkerung der Orte, an denen wir vorbeifuhren» wetteifert« in Kundgebungen, deren Herzlichkeit uns bewegt«. Den Preis er» kenne ich der Jugend des Dorfes Heia in dem als überwiegend polnisch geltenden Kreise Rybnik zu, die uns mit dem prachtvoll gesungenen Lied« �Deutschland , Deutschland über alles' empfing. Unter den Reisenden fällt der st ark« jüdische Einschlag auf. Für die echten Deutschnationalen ist es außer Zweifel, daß ein Jude nicht deutsch empfinden kann. In Scharen sind die aus Oberschlesien stammenden Juden gekommen, um ihre Stimme für Deutsch - land abzugeben. Keiner von ihnen verfolgt den Zweck, durch sein« Abstimmung blöde Vorurteile zu widerlegen; sie lächeln mit- leidig über di« Hakenkreuze, mit d«n«n manche besonders taktvoll« Helfer des Heimatschutzes ihre Brust verziert haben. Sie denken auch nicht daran, daß der Sieg der Polen in Oberschlesien ei�t Verschiebung der Pogromgrenzen nach Westen bedeuten würde. Kein anderer Gedanke beseelt sie als der: die engere Heimat und Deutschland vor dem Untergang zu bewahren. Das Beispiel des ehe- maligen Hospitanten der deutschkonservatioen R« i ch s t a g s fr a t i o n, Grafen O p p e r s d o r j f. der Oberschlesien den Polen zuschanzen will, lockt sie ebensowenig wie da» des sächsi- scheu deutschkonservatioen Landtagsabgeordne. t e n Barch, der die Wenden tschechoslowakisch machen wollte. DieTattlkderPolentst deutlich zu erkennen. Sie misten, daß sie auf Erfolg« im nördlichen Teil Oberschlesiens nicht rechnen können, und wollen wenigstens den Südzipfel, namentlich die Streife Rybnik und P l e ß, erobern. Was kümmert sie«s, daß di« Zer- reißung des Landes die beiden Teil« vernichten würde, in di« es zerfiel- Weder an Versprechungen noch an Drohungen und Gewalt- taten haben sie es fehlen lassen. Jeder Oberschlesier soll, so haben sie verkündet, LS Morgen Land und zwei Kühe erhallen, wenn Ober- schlesien mit Polen oereinigt wird. Die Armen, die sich durch diese Verheißungen betören lassen! Für wie viele von ihnen würden die in Aussicht gestellten 25 Morgen auf das bißchen Erde zusammen- schrumpfen, das der Körper für die. letzte Ruhe braucht! Und die beiden Kühe würden'sich in jene Haustiere oerwandeln, die bei der Verbreitung des Flecktyphus eine so hervorragende Rolle spielen. Die Polen fühlen selbst, daß ein ungewöhnlich hoher Grad geisttger Schwerfälligkeit dazu gehört, an die goldenen Berge zu glauben, die sie den Oberlchlesiern verheißen, und deshalb haben sie im südlichen Telle Oberschlesiens ein Schreckensregiment errichtet, unter besten Druck weite Kreise der Bevölkerung seufzen. Jeder Abstimmungsberechtigte wird im Wahllokal zwei Stimm- zettel erholten, von denen der eine auf Deutschland , der andere auf . Polen lautet: einer von ihnen ist abzugeben. Auf dem platten Lande der südlichen Kreise haben die polnischen Agitatoren den Wählern angekündigt, daß sie sich nach der Wahl den deutschen Zettel von ihnen würden vorweisen lasten und sie zur Rechenschaft ziehen würden, wenn sie ihn nicht besäßen: es werde dann angenommen tverden, daß sie ihn abgegeben hätten. Jedermann weiß, was diese Drohung bedeutet. Polnische Hecke n-schützen liegen in den Wäldern und nach Eintritt der Dunkelheit auf den Land- und Dorf- straßen und wählen die Personen, die ihnen verhaßt sind, als Ziel- scheide für Schießübungen. Kein deutscher Arzt aus den Städten des Abstimmungsgebiets kann es wagen, von der Dämmerstunde an über Land zu fahren, um seinen Beruf auszuüben. Nicht wenige Oberschlesier haben ihr« deutsch « Gesinnung wtt dem Tod« büßen müssen. Und die Ententetruppen? wird man fragen. Sie liegen in Oppeln , in Gleiwitz , in Beuthen , in Rybnik usw., das heißt in den deutschen Städten: sie sind also in des Wortes engster Bedeutung weit vom Schuß. Die Landbewohner des eingeschüchterten Teils von Oberschlesien , die deutsch stimmten, erwiesen sich als Helden, vor denen man den Hut ziehen muß.

/tos öer Partei. Ein« Delegiertenkonferenz aus den Kreisen Dortmund- Hörde wurde am Sonntag in Dortmund abgehalten. Genosse Henßler sprach über die politische Lage und befaßte sich u. a. auch mit der Frage der Reglerungsbildung. Eine von ihm vorgelegte Resolution wurde gegen eine Sttmme angenommen. Sie billigt, daß die sozial. demokrattsche Fraktion sich gegen die Einbeziehung der Dolkspartel in die bisherige Koalitton ausgesprochen hat. lieber den Stand der Organisaüon konnte Parteisekretär Mnkler die erfreulich« Mitteilung machen, daß di« Mitgliederzahl im laufenden Geschäftsjahr sich um 3000 auf 21 000(vor dem Krieg annähernd 10000) erhöht Hot. Luch di« Parieiprege weist ein« steigende Leserzahl aus._________

GroMeMn die �Siegesfäulenverschwörung�. Die Mitteilungen über den Dynamitfund in der Siegessäule werden von Tag zu Tag interessanter und widerspruchsvoller. Während nach der ersten Meldung am Montag, den 14. März, durch 1 eine Radfahrcrpatrouille die zur Hälfte abgebrannte Zündschnur abgeschnitten wurde, soll sie jetzt infolge eines Materialfehlers von selbst erloschen sein. Eine merkwürdige Geschichte. WTB. verbreitet heute folgende Meldung: Nach den bisherigen Geständnissen der an dem Anschlag aus die Siegessäule beteiligten Personen ist der Plan zu diesem Altentat in einer Versammlung der kommunistischen Arbeiterpartei geschmiedet worden unter der Begrünoung, daß die Revolution zu langsam vor sich gehe und man endlich zu schärferen Mitteln greifen müsse. Um den Plan genau zu besprechen, versammelten sich in der Nacht vom Sonnabend, den 12. März, zum Sonntag etwa 1012 Personen in einem Quartier, wo sie den Plan bis in alle Einzelheiten be- sprachen und die ganze Nacht über blieben. Morgens gegen 4 Uhr hat sich dann die Gesellschaft auf den Weg gemacht und begab sich, um nicht aufzufallen, in einzelnen Trupps durch verschiedene Straßen nach der Siegessäule. Hier wurde das Tor von einem der Beteiligten ausgeschlossen, und mehrere Mitglieder begaben sich in die Siegessäule hinein, um dort den Karton niederzulegen und die Zündschnur in Brand zu setzen. Die anderen nahmen rings um die Siegessäule Aufstellung, uin im Falle irgendeiner Gefahr ihre Genossen benachrichtigen zu können. Nachdem der Karton mit der Sprengladung aufgestellt und die Zündschnur angebrannt worden war, entfernten sich die Täter schleunigst und gaben durch einen Pfiff ihren draußen harrenden Genossen die Nachricht, daß sie sich ebenfalls entfernen sollten. Infolge eines Fehlers im Material ist zum Glück die Zündschnur wieder erlöscht und die Explosion, die die fürchterlichsten Folgen gehabt hätte, ist nicht erfolgt. Das Polizeipräsidium tellt außerdem mtt: Abgesehen vom Ehe- paar Wolfs bekennen sich sämtliche Festgenommenen als Mitglie- der der KAPD., bei fünf von ihnen sind Mitgliedskarten dieser Partei gefunden worden. Im Interesse der weiteren Aufklärung der Angelegenheit können die Namen der Beteiligten noch nicht ver- öffenllicht werden.

Verbesserung unserer Mehl- unö örotversorgung. Hierüber sprach Mühleningenieur Stefan Steinmetz am Mittwoch im Bürgersaal des Rathauses. Der Vortragend«, der sich schon seit etwa 30 Jahren mit der Verbesserung unserer Mehl- und Brotgewinnung beschäftigt, hatte zur Veranschaulichung seines patentierten Verfahrens Demonftrationsobjekte, graphssche Dar- stellungen und fertige Brote zur Stelle. Sein Verfahren unter- scheidet sich von dem gewöhnlich üblichen bei der Mehl- und Brot- gewinnung dadurch, daß das Getreide nicht trocken vermählen, sondern vorher gewaschen, also durch nasse Behandlung von den ihm an- haftenden Schmutzpartikeln befreit wird. Das Mehl werde reiner, erfahr« eine hygienische Verbesserung und gewinn« an Nährwert. Das Brot werde locker, erhalte einen größeren Wohlgeschmack und leichtere Verdaulichkeit, der ganze Nährwert bleibe darin. Nach dem System könne 93° bis 94prozent!g«s Mehl Verwendung finden, während bei der üblichen Müllerei und der dabei nötigen Kleie- ausscheidung KSprozentiges Mehl hergestellt werde. Man könne danach aus einer Tonne Getreide' beim Steinmetz-System etwa 1öS Kilogramm mehr Brot gewinnen. Vom Geh. Medizinalrat Dr. Hoftnann, Drvektor des hygienischen Instituts der Universität Leipzig, ist das Steinmetz-Mehl und-Brot als das gesündeste, nährendste und billigste Mehl und Brot begut- achtet worden, weil es frei von den Schwämmchen und P.lzfäden sei, die dem gewöhnlichen Mehl und Brot sonst anhasten und die durch die Backoienhitze nicht beseitigt würden, der Mensch also mit ver- zehren müsse. Dem Vortrag folgte ein reger Meinungsaustausch, an dem sich vornehmlich Fachleute vom Müller- und Bäckereigewerbe beteiligten.

Mieterverbanü und Mieterftreik. . Zu unserem Bericht über die Stellungnahme der Groß-Der- liner Parteifunktionäre erhalten wir von einem parteigenössischen Vorsitzenden einer Vorortgruppe des Mieterverbandes folgende be- merkenswerte Zuschrift: Leider war ich durch die Mitgliederver- iammlung unseres hiesigen Mieterverbandes verhindert, an dieser Konferenz teilzunehmen. Zu den Ausführungen, die in der Funktio- närversammlung gemacht worden sind, möchte ich noch einiges er- gänzend hinzufügen. Es stimmt, daß die jetzigeZentralleitung' mit ein oder zwei Ausnahmen rein kommunistisch zu- s a m m e n g e s e tz t i st. So auch fast alle Gruppen innerhalb des alten Berlin . In den Vorortgruppen trifft das aber nicht zu. Hier sind die Vorstände aus allen Beoölkerungsklassen zusammengesetzt. Und das kann nur zum Vorteil gereichen. Die Schuldenlast ist noch viel größer und zerfahrener, als dies aus der angegebe- nen trockenen Zahl ersichllich ist. Und sonderbar, diejenigen Ber - liner Gruppen, die die meisten Schulden bei der Zenttale haben, bilden das festeRückgrat" der Zentralleitung mit dem famosen Oberführer Klein! Alle Gruppenoorstände, die sich nicht vom kommunistischen Phrasennebel den klaren Blick haben trüben lassen, haben die Gefahr rechtzeitig erkannt, und empfehlen nunmehr ihren Gruppen, sich so schnell wie möglich von dieser Mieterrats. zentrale loszusagen. Soweit ich die Sache übersehen kann, überall mit Erfolg. Alle diese Kruppen lehnen diesenGeneral. streik der Berliner Mieterschaft" e i i m ü t i g o b. So auch in meinem Ort. Nach einem kurzen Vorttag meinerseits über den ge- vlanten Streik lehnten die Mitglieder den Streit einschließlich der sehr stark vert-etenen Kommuni st en ab. Am Karfreitag findet nun in Berlin ein Gautag statt, zu dem alle Gruppen eingeladen sind, die von dieser Zenttale weg wollen. Hoffentlich sind das recht viele. Die Mieter wollen ja gar keine Politik im Verbände tteiben. Sie verlangen in allererster Linie Schutz vor dem Hausbesitzer beim MEA. und Amtsgericht.

Schiebergefchäste. In einem Cafe in der Schönhauser Alle« wurden von der Kri- minalpolizei für 100 000 M. Chemikalien beschlagnahmt, die nach dem Auslande verschoben werden sollten. Ein Arbeiter Fechner und sein Schwager, ein Monteur Paul Sablonski wurden verhaftet, da die Ermittelungen ergaben, daß sie diese Waren gestohlen hatten. Fechner war in einer Chemischen Fabrik tätig, schaffte so die Gelegenheit, dort mit seinem Schwager zur Nachtzeit einzudringen, und brachte die Beute auf einem Hand- wagen mit ihm gemeinsam zunächst nach dessen Wohnung In Pankow . Dann suchten beide einen Abnehmer und fanden durch Mittelspersonen auch einen, mit dem in dem Cafe das Geschäft ab- geschlossen werden sollt«, als die Kriminalpolizei dazwischenttat.

Eisenbahnränber v-Zug-Diebe machen jetzt wieder besonders die großen Berliner Bahnhöfe unsicher. Die Verbrecher benutzen namentlich die Zeit kurz vor Abgang der Züge. Die Retsenden pflegen dann zum Fenster hinauszusehen oder auch auf einen Augenblick noch auf den Bahn- steig zu gehen, um sich von Angehörigen zu verabschieden usw. In dieser kurzen Zeit bemächttgen sich die Diebe ihre» Gepäcks und der Kleidungsstücke, die sie abgelegt haben, und verschwinden damit. So büßte ein Reisender au» Schweden auf dem Stetttner Bahnhof kurz vor Abgang des Frühzuges 8.20 Uhr«inen grauschwarzen Pelz mit Bisamfuller und Ekunkskragen im Werte von 7000Q 3K.«In, Auf

seine Wiederbeschaffung hat er eine hohe Belohnung ausgesetzt. Mitteilungen nimmt Kriminalkommissar Dr. Riemann im Zimmer 34 des Berliner Polizeipräsidiums entgegen Bestätigung des Bezirksamts Wilmersdorf. Die Wahlen zum Bezirksamt des Verwaltungsbezirks 9<WiU Wersdorf Schmargendorf Grunewald) haben gestern die Bestätt- gung des Oberpräsidenten erhalten. Nur die Bestätigung der Wahl des Stadtsyndikus Iunghans zum besoldeten Bezirksstadtrat mußtt noch ausgesetzt werden, weil der Gewählte die Annahme der Wahl an Bedingungen geknüpft hatte. Nebernahme des Marktwesens in städtische Verwaltung. Die seit Iahren geplante Uebernahme des gesamten C h a r- lottenburger Marktwesens in städtische Regie wird am 1. April d. I. erfolgen, nachdem der Vertrag mit dem Standgeldpächter jetzt endgültig abläuft und der Magistrat Berlin sein Einverständnis er- klärt hat. Diese Regelung entspricht dem Wunsche der Bürgerschaft und der Händler. Nach Einrichtung des neuen Wochenmarktes in der Suarezstraße verfügt Charlottenburg insgesamt über 6 Wochen- Märkte mit rund 1S00 Ständen, auf denen ollwöchentlich 13 Märkte abgehalten werden. Außerdem finden im Jahre noch 3 Krammärkte statt. Eine Reihe von Nachbargemeinden wie Schöneberg , Wil- Wersdorf, Steglitz und Neukölln führen seit Jahren die Märkte in eigener Verwaltting und sind nicht schlecht dabei gefahren. Am 1. April d. I. wird mit Zustimmung des Berliner Polizei- Präsidiums ein neuer städtischer Wochenmarkt zu den 6 bereits tu Charlottenburg bestehenden in der Suarezstraße zwischen Amts- gerichtsplatz und Dernburgsttoße eröffnet. Die Märkte finden Mon- tags und Donnerstags vormittags statt. Der neue Markt ist für rund 440 Stände zu je 3 Meter Brette eingerichtet und bietet reichlich Gelegenheit zur Unterbringung aller Warengattungen. Er wird bereits bei de? Eröffnung fast voll besetzt sein. Bewerber um Monatsstände mögen sich unter Vorlegung ihres Gewerbescheines im Charlottenburger Rathaus«, Zimmer 213a zwischen 9 und 1 Uhr melden.

lieber die politische Lage sprach der ehemalige Reichskanzler Genosse Gustav Bauer am 21. März im Kreis XI(Schöneberg -Friedenau ) in der Hohenzollern - schule in einer überfüllten Volksversammlung. Der Redner bezeich- nete die gegenwärtige politische Lage als sehr unerfreulich, da Deutsch- land vollständig abhängig sei von dem Willen der Entente. Ein er- freulicher Lichtblick sei das Anwachsen der sozialdemottatischen Stim- men bei der Landtagswahl, ein Zeichen dafür, daß die Arbeiterschaft auf dem Boden der alten Partei sich wieder zusammenfinden wird. Unter lebhafter Zustimmung stellte er fest, daß ein Zusammengehen der SPD . Mit der Deutschen Volkspartei , der Vertteterin des indu- sttiellen Großkapitals, unmöglich sei, die bisherige Koalition sei stark genug, die Regierung zu führen. Der Referent wies dann ein- gehend die Vorwürfe der Rechtsparteien, daß die Sozialdemottatie schuld sei an dem deutschen Wirtschaftselend zurück und entrollte in fesselnder Weise ein großzügiges Bild der deutschen Wirtschaftspolttik während und nach dem Kriege. Stürmischer Beifall lohnte seine trefflichen Ausführungen. Einige kommunistische Schreier, die auch hier ihre Clownspäße an den Mann bringen wollten, gerieten bald untereinander in tätlichen Stteit. In der Diskussion gedachte Genosse Wessel des deutschen Abstimmungssteges in Oberschlesien . Der Vorsitzende Hauff « schloß die Versammlung mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf die internattonole Sozialdemokratie. ver Kreistag Gsthavellattü. Der neu gewählte Kreistag des Kreises Osthavelland wurde am 22. März von dem kommissarischen Landrat, Herrn Giese, mit einer kurzen Ansprache eröffnet. In den Kreisausschuß wurden die Abgeordneten Mewes-Seege- feld, Frenzel-Bornim, Buhl-Neu-Finkenkrug, Dame-Fehrbellin , Amts- Vorsteher Zieger-Velten und Gemeindevorsteher Boltz-Dallgow ge- wählt. Für die Chausseeunterhaltung wurden 1 000 000 M. bewilligt. und in namentlicher Abstimmung die Anstellung eines zweiten Kreis- synditus beschlossen. Der nächste Kreistag wird am 30. März stattfinden und sich mit Steuerfragen befassen. Selbstmord eines Finnen. In einem Hotel in der Involldensttaße hat sich der 48 Jahre alte finnische Hauptmann Karl Gustav Lönbirn mit Zyankali vergiftet. Als man ihn fand, war er bereits tot. Die Ursache, die ihn zum Selbstmord veranlaßt«, ist unbekannt. Eine männliche Leiche wurde am Sonntag, den. �torz, vor­mittags gegen 10 Uhr, am westlichen Ufer des Flakensees bei Erkner gelandet. Der Tote ist 20 bis 2S Jahre alt, 1,6S bis 1,70 Meter groß und hat ovales Gesicht, dunkelblondes Haar, ohne Bart; die linke Hand ist verstümmelt und mit einem Verband versehen. B e- k leid un g: grauer einreihiger Ulster, blaues zweireihiges Jackett, blaue Weste, schwarze Hose, braungestreifte Hosenttäger, Makko- Hemd, weißer gestickter Kragenschoner, bunte Krawatte, weißer weicher Kragen, braune Sttümpse und schwarze Schnürschuhe. In der Brusttasche des Jacketts befand sich eine braune lederne Brief- tasche ohne Inhalt und in der rechten Hosentasche eine schwarze lederne Geldbörse mit 59 Pf. Inhalt. An Papieren hatte der Tote nur eine Monatskarte 3. Klasse We e(W e i ß e n f e e) für Januar 1921 zur Fahrt auf der Stadt- und Ringbahn bei sich, die mit dem Namen Paul Schafe unterschrieben war. Angaben, die zur Ermittlung der Persönlichkeit des Toten und der Angehörigen dienen könnten, werden zur Amtsverwaltung Erkner erbeten. Die Eisenbahndirekkion Berlin teilt mit, daß die Fahrpreis- ermäßigung für Fahrten im Interesse der Jugendpflege vom Grün- donnerstag mittags 12 Uhr bis Ostermontag nachts 12 Uhr nicht gesperrt ist. Ein« gegenteilige Mitteilung in derDeutschen Turn- zeitung" ist irrtümlich. Immer noch.Kaiserlich- königlich". Ein Dachdeckernfeister O Rindfleisch in Berlin lJahnstr. 15) versendet noch jetzt Offerten, in denen es von den WortenKaiserlich" undKöniglich" nur so wimmelt. Im Brieftopf bezeichnet er sich al«eingetragener Lieferant für Kaiserliche Post sowie Königliche Militär- und Hochbauämter und den Magistrat der Königlichen Haupt» und Residenzstadt Berlin " und alsalleiniger Vertreter für C. S. Häußler, Hirschberg in Schlesien , Königlicher Hofliefe- rant". Der Brieftopf nennt wieder den« K ö n i g l i ch e n Hof- lieseranten" Häußler, dessen Dachdeckungsverfahren H Rindfleisch anwendet, und weist �in auf allebesten Referenzen von König« l i ch e n, staatlichen, städtischen iowie Privatbehörden und Privat- Personen". Am Rande des Briefbogen» steht eine Liste aller von H. Rindfleisch angebotenen Arbeiten, und auch hier wird wieder hingewiesen auf die Ausführung von Aufträgen für Kaiserliche, Königliche und städtische Behörden usw." sowie auf das Ver- fahren de?Königlichen Hoflieferanten" Häußler. Der Brief- bogen istgeschmückt" oben mit einem fchwarzweißrot um« rahmten Eisernen Kreuz und unten mit einem schwarzweiß« roten Streifen. H. Rindfleisch ist offenbar ein sparsamer Mann. der seinen Vorrat älterer Briefbogen aufbraucht. .Volk und Zeil", unsere illustrierte Wochenschrift, siegt der heutigen Postauflage bei. Der Botanische Garte« in Dahlem iit am Oiterionntag»an? bis- 7 Uhr dem allaemeinen Besuch geöffnet. Karfreitag und Ostermontag bleibt der Galten geschlossen. Kinder unter 10 Jähret» haben keinen Zutritt.