Einzelbild herunterladen
 
  

Nr. 144 38. Jahrgang

Heinrich Mann .

3. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 27. März 1921

zustellen. Er akzeptiert die 3olasche Erkenntnis, daß aus dem die in Wintertälte erstarrten Glieder dem noch unbegriffenen Feuer­Wissen der Wahrheit allein bessere soziale Zustände entsteyen fönnen. ball am Firmament entgegenstreckten, da mag wchl aus ganz natür­Deshalb ist eine Satire so waffenscharf; denn wo er sie anwendet, fichem Beugen und Streden, aus Schreiten und Halten der erste. 3u feinem 50. Geburtstag am 27. März 1921. dient fie ihm zur Abwehr der Anschläge der Gewalt gegen das Recht Tanz, aus vielleicht noch unartifulierten Lauten, aus Rufen Bor des nun Fünfzigjährigen Werf stehen die Zeitgenossen und des Lebens. Sein janatischer Haß gegen das tyrannische Brinzip der und Jauchzen mag wohl der erste Chorgesang entstanden sein. So. messen begeistert oder enttäuscht mit ihrer Erwartungen Maß das reaktionären Macht geht faft bis zum Nihilismus, aber er schließt ten wurde eine Feier, so wurde Ostern. Die Menschheit strebte dem Lichte, der Sonne entgegen. festgefügte Massiv des Geschaffenen, deffen wuchtiger Kompler aus Blauben an bas Leben, der der Urstoff fruchtbaren Wirfens für die Biel später dann rankt sich die Sage und Legende um unser Der Riederung einer geiftarmen Epoche ragt. Um der Einheit gerecht Menschheit ist, nicht aus. Aus der guten Hoffnung feines vorahnen. zu werden, muß man einzelnes übersehen, das als der Schwäche den Gefühls wächst ihm die Kraft des Aufschwunges, in der er Worte Fest. Heute feiern die Völker und Gemeinschaften ihr Ostern in An­Zeichen dem Ganzen eingesprengt ist, denn es bleibt Menschenwert, froher Botschaft für die Armen findet, verheißend, daß der Weg der das erst durch der Zeiten fonderndes Gieb gehen will. Den Menschen Menschheit aufwärts gehe, durch Wahrheit zur Gerechtigkeit, zur lehnung an Jahrtausende altes Geschehen, an historische Ueberliefe und das Werk kann man nur lieben oder bekämpfen, denn sie fordern Höhe geführt durch den Geist, der in seiner Güte den endlichen rung. Triumph des Menschlichen vorbereitet. Die Macht ist unnüz ein hartes Für und Wider, sie zwingen zu Bekenntnis.

Im mosaischen Sinne als Erinnern an einen Auszug aus Be­Es lebt im Künstler zuviel Komödiantisches, als daß jegliches und hinfällig, wenn nur für fie gelebt worden ist brüdung und Knechtschaft, an ein Entrinnen aus Fron und Drang­Mort und jede Gefte eine Prüfung auf ihre innerste Wahrhaftigkeit und nicht für den Geist, der über ihr ist", befennt mann fal in ein besseres Land der Freiheit, zum Aufstieg in bessere Mög­ertrüge, als daß fich nicht hie und dort eine Phrase enthüllte. Aber in seinem wundervollen Essay über Zola( Mensch und Macht"). liteiten, mit gerechteren Gesetzen, zu höherer Entwidelung für alle. dies ist das Kennzeichen dieses Dichters: als Diener feiner Zeit und Vergeistigung gilt ihm nichts, wenn sie nicht Bersittlichung ist. Der Ihr, die Ihr auszogt, werdet das Land nicht schauen, Eure feines Boltes mit der Macht der Worte, des Geiftes für die Wahr - ethische Furor allein rechtfertigt die Ansprüche des Geistes. Kinder erst werden darin wohnen, werden das Glüd, die Freude Diesem einen Gedanken dienen die Romane Heinrich Manns , finden. Nun ziehet dahin, irret und strebt, in Mühsal und Ent heit tämpfen. Ueberall bei Heinrich Mann ist Kampf oder Auf­ruf zum Kampf. Dem unbekannten Ziel der ewigen Erde die mit der Fülle ihrer Gestalten Welt bedeuten. In Werfen wie behrungen, nun schaffet und wirket, daß es Euch werde, die Zukunft nähern wir uns vielleicht ebenso sehr durch unser Leiden wie durch Der Untertan und Die Armen " wagte er den Borstoß zu zimmern, nicht Baterland unferen Stampf. Gleichwohl müssen wir fämpfen. Wir dürfen nicht aus mehr literarischer Position ins Gebiet attiver Bofitit, aber hier zimmern, nicht Baterland- Kinderland. zugeben, daß in Weite und Ewigkeit zulegt alles sich aufhebe, dürfen erwies sich doch die geringe Tragfraft solcher Offensive und die Be feiert zur Erinnerung an eine Befreiung der Geister und Ideen. nicht im Schauen verharren, und müssen fämpfen. Manns Wort grenztheit ihrer Wirkung, denn noch lag die Distanz seiner fühlen Nachdem die Lehre der Liebe und Gerechtigkeit, des gleichen Wertes ist der Ausdruck radikaler Auflehnung gegen die Brutalisierung der intellektuellen Betrachtung zwischen seinem in ein Sonderleben per aller mit Menschenanili Geborenen erst aufgestellt und dann Menschheit durch eine Realität, die der Mensch selbst geschaffen, die schaltenen Ich und der Welt; hier rächte es sich, daß er die Welt in Gestalt des Zimmermannssohnes auf Golgatha ans Kreuz über ihn hinauswuchs und ihn zu ihrem Werkzeug inmitten einer durchbrang, ohne von ihr durchbrungen, daß er das Leben ergriff, geschlagen war, da begann erst das Raunen und Beben der Geister, umerhörten Betriebsamkeit herabdrückte, weil er es nicht vermochte, ohne von ihm ergriffen zu sein. Es gab sich ihm nicht hin, weil er

Im Sinne der neutestamentlichen Lehre wird unser Fest ge­

Weiter vorwärts im Weben der Jahrtausende! So wollen wir

sich durch die Kraft feines Geiftes über sie zu erheben. Die befreiende fich nicht hingegeben hatte. Im Untertan" noch glänzten in Karri ohne Ende, ohne Abschluß. Jdeen und Entwicklungen laffen fid) Tat des Geiftes, die diese Erlösung von einem mechanisierten und fatur die machtgeblähten Genossen einer fäbetraffeinden Zeit mit nicht begraben, dieses Geistes Mollen mußte die Grabespforten durch die Macht der Verhältnisse geschaffenen und erhaltenen Leben Bivat und Hipp, hipp hurra! Im nächsten Roman, Die Armen ", sprengen, und brünftiges Erwarten, untrügbares Hoffen ließ den bringen soll, will sich bei Heinrich Mann verwirklichen in der Zer- stieg er zu den Stieffindern jener Zeit, wo Mitleid ihm die Waffe aufrechten Verkünder, ben Träger neuer Entwickelungen und Mög­störung einer als unfinnig erfannten, unsozialen Gesellschaftsord- des Wiges entwand, und verwirrt stand er einer ihm fremden, lichkeiten aus Nacht und Erde auferstehen, neue Träger ewiger nung; fein nächstes Biel ist Wahrheit, denn sie ist die Borausseßung bislang unbekannten und vielleicht ungeliebten Welt gegenüber, deren Wahrheiten weckend, überzeugte und überzeugende Sendboten feiner zur Besserung. Deshalb vernichtet er in seinen Hauptwerfen Im traurige Gefehe ihm fremd waren. Er fannte sie wohl nur aus der Lehre erstehen. Schlaraffenland" und Profeffor Unrat" das Deforum Literatur, aus dem Wert seines Borbildes 3ola, aber die Distanz einer Zivilisation, um das Etel und Abscheu erregende Wesen eines batte eine falsche Vorstellung davon in ihm gebildet. Dieser Ausflug modernen Menschen nun unser Ostern feiern im frohen Rückblick Bürgertums fichtbar werden zu lassen, das in seiner Gesamtheit die in die proletarische Welt endete mit einem Schiffbruch seiner poli- auf uraltes Werden, vom ersten bewußten Aufblid zum leben­ſtärkste, dem Geiste feindliche Macht darstellt. Die Macht, festgrün- tischen Mission. Ob er sie glücklicher wieder aufnehmen wird, müssen spendenden Lichtquell, über Druck und Drangfal, über Unwissenheit dend in einem Fundament von Dummheit und unwahrhaftigkeit, ist folgende Werke beweisen. Immerhin: Die Kunst soll die höchste und Dumpfheit hinweg zu weiteren, lichteren Zielen. Unsere Bäter der große Widerstand gegen die Bestrebungen des Geistes, und aus Formel der menschlichen Sympathie werden, wie es des Aesthelifers haben den Boden bereitet, den Samen ausgestreut, an uns ist es, dem Zusammenstoß dieser beiden stets gegenfäßlichen Kräfte entsteht Carrières Jbee war, aber die Kunst braucht deshalb nicht politisch fraftvoll zu schaffen, unermüdlich weiter zu bauen am großen Wert der leidenschaftliche Kampf; denn es geht um die Menschheit. Es zu werden, sie kann diese Forderung im Rahmen ihrer eigenen Ge- der Jahrtausende. Benn auch wir alle, die wir Retten sprengten, gilt ihm, diese durch nichts als Servilismus legitimierten Mächte zu setze erfüllen. Aber die Erkenntnis, daß jede Aktion des Geistes, die überlebte Formen zerbrachen, das gelobte Land selbst noch nicht stürzen und an ihre Stelle die Mächte der neuen Zeit, des neuen nicht die Freiheit des Menschen zum Ziel hat, verbrecherisch set, ver- fchauen sollen, so werden unsere Söhne sich des Besizes freuen, Lebens brüderlicher Gemeinschaft und Gleichberechtigung zu sehen: pflichtet den Dichter Heinrich Mann auf ein Programm, das am werden die Ernte einbringen, in Freiheit und sieghafter Erfüllung. Wahrheit, Bernunft, Menschlichfeit. Politischen nicht ganz vorbeiführen tann.

$

Curt Mored.

as Germann Ginsheimer erscheint zu bes Dichters Geburts Cine liebevolle Darstellung und Ausbeutung des Gesamtwertes Heinrich tag im Berlag Kurt Wolff . Nicht ohne fritische Einwände gegen Einzelheiten betrachtet Ginsheimer die Teile bes Ganzen und ihre Zusammenhänge unter­einander und führt auf diese Weise zu ben Quellen des geistigen Antriebs, der hier fchaffend ift. Er gibt einen flaren Ueberblick über die künstlerische Entwicklung und geistige und politische Stellung des Fünfzigjährigen.

Frohe Botschaft.

Die satirisch- kritische Betrachtung der Gesellschaft ist der erste Hebeldruck des Umfturzes, die vorläufige Aftion des auf Befferung gerichteten Willens. Heinrich Mann vernichtet die bourgeoise Welt durch die Desillusionierung, den in Lurus und Sattheit entarteten Bürger durch die groteste Spiegelung der Karrikatur. Er ist der Hebertreiber des Absurden, Verzerrer des Trivalen, Widersacher des Selbstverständlichen" im Grunde genommen negative Eigen­schaften. Den neuen, über das Land verbreiteten Typ, den er in jeinem Roman aus der Wilhelminischen Zeit," Der Utertan", unerbittlich firiert und als graufig bizarres Standbild aufgerichtet hat, spürt er auf, um ihm den Untergang zu bereiten, indem er ihn durch Lächerlichkeit zum Zerplagen bringt. Er fontrastiert jene, die, um selbst emporzukommen, Opfer verlangen, mit den anderen, die Ich höre die Gloden läuten, fehe die Knospen schmellen und Opfer darbringen, um die befreiende Tat der Hingabe zu tun. Von der zerlegenden Kraft seiner Ironie wird jede Erscheinung der Wirt- Blüten aufbrechen, Allmutter, Ddem weitet die Brust, ein Stlingen lichkeit da gepadt, wo ein Schwindel zu entlarven, eine innere Un- und Braufen, unendliches Ahnen und Werden erfüllt und bewegt wahrheit aufzubeden ist, wo eine Lüge und ein Betrug sich versteckt die Welt. ober eine ungeistige Macht in der Gemeinschaft der Menschen sich zur Uebermacht herausbilden will. Er will der Menschen Bewußt­fein meden für Schein und Wesen und für den Unterschied zwischen der elt, wie sie ist, und der Welt, wie sie sein tönnte, sein sollte, um einen wünschenswerten Zustand allgemeinen Glüdes wieder her­

FABRIK

CHEMNITZ Sa LUTHERSTR.56

Eigene

Das ist Ostern!

Bon F. D. Schulz.

Das Urfest, nie geschaffen und eingesetzt, von Anbeginn vor handen, aus der Natur, aus sich selbst geworden, das Fest an sich. Wenn die ältesten Bertreter unserer Gattung, durch wärmere Lüfte hervorgelodt, ihre Höhlen und Behausungen verließen, und

Soziales.

Heilverfahren der Angestelltenversicherung.

Nach dem Bericht der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte ist die Zahl der Anträge auf heilverfahren von 42 757 in 1919 auf 50 535 in 1920 gestiegen. Durchgeführt wurden 1919: 26 275 und 1920: 34 071 Anträge. Von den letzteren find 22 977 ( 1919: 17 146) durch Bewilligung von Seilverfahren erledigt worden, und zwar in Lungen heilstätten 7784. ( 5314), in Sanatorien 5819( 4542) und in Bädern 9347( 7290). Außerdem wurden in 1897( 1075) Fällen 3uschüsse z einer Rur bewilligt und 8726( 6994) 8 uschüsse zum 3ahnv erfas. Die übrigen 971( 1060) durchgeführten Fälle fanden durch Bewilligung einer fpegialärztlichen Behandlung und von Zuschüssen zu heilmitteln Erledigung.

& tam

EXPORT ABTEILUNG

CHEMNITZ Sa. SCHLOSSTR.7

Verkaufsstellen: Damenstrümpfe Herrensocken

BERLIN :

Leipziger Strasse 107 Leipziger Strasse 65. Rosenthaler Strasse 44 Landsberger Strasse 88

CHARLOTTENBURG:

Tauentzienstrasse 10 Wilmersdorfer Str.55-56

SCHONEBERG:

Kleiststrasse 24 Martin- Luther- Strasse 95

NEUKOLLN:

Berliner Strasse I

Baumwolle

gute Qualität, doppelte Sohle, M.

Mousseline

gute Qualität, doppelte Sohle, M,

Mousseline

extra feines durchsichtig. Maco­Gewebe, doppelte Sohle..... M.

Prima Seidenflor....

M.

825 1075

14.50

1950

Baumwolle dopp. Sohle..... Baumwolle

Die Kosten der heilverfahren sind um weit mehr als das Doppelte gestiegen. Die im Jahre 1919 bewilligten Heilverfahren fofteten 19 715 805 m., 1920 dagegen 44 917 594 m., die aus dem Vorjahre übernommenen Fälle 1919: 1953 783 m., 1920: 6 897 257 Mart. Dazu kommen noch besondere Ausgaben: 1919: 168 270 m. und 1920: 115 000 m., so daß die gesamten Kosten 1919: 21 847 860. Mart und 1920: 51 929 851 M. betrugen.

ENGROS U. VERSAND

BERLIN NO.43 MEYERBEERSTR. 1-4

Tramaseidene

5" Damenstrümpfe

M. 550

7.50

1075

gute Qual., dopp. Sohle..... M.

Extra weiche Qualität, von Maco nicht zu unter­scheiden..

.M.

Seidenflor...... 1450 Reine Wolle..... 1750

Tramaseide... M.

2950

Farbensortiment über 100 Farben

Kindersöckchen 3.50

Haltbare Qualität, Grösse 1....... M.

mit Wollrand( nicht rutsch.) Grösse I M.

Jede weitere Grösse um 0.50 M. steigend,

500

Verkaufsniederlagen zu Original- Preisen: BERLIN : Friedrichstr. 43/ Friedrichstr. 66/ Königgrätzer Str. 124-129/ Oranien­ strasse

42 Königstr. 26 a Greifswalder Strasse 5 Danziger Strasse 3-4/ Brunnen­ strasse 16 Frankfurter Allee 53 Grosse Frankfurter Strasse 114 Revaler Str. 6/ CHARLOTTENBURG : Kaiserdamm 7/ Kurfürstendamm 69 Motzstrasse 10/ SCHONEBERG : Grunewaldstr. 60/ WILMERSDORF : Schönland& Sohn WEISSENSEE: Berliner Allee 23 Goethestr. 14 Hohenzollernstr. 4 ERFURT : Anger 21 HAMBURG : Neuer Wall 50 HARBURG a. E.: DRESDEN : Wilsdruffer Str. 15 LEIPZIG : Grimmaische Str. 20 Petersstr. 12 HALLE : Grosse Steinstr. 83 FORST IL: Bernhard Pieck HILDESHEIM : Karl Bunte BAD KISSINGEN: Josef Schwarz/ STUTTGART :

SPANDAU : M. K. Sternberg FRANKFURT a. M.: Lüneburger Str. 24 HANNOVER : Gr. Packhofstr. STETTIN : Kleine Domstr. 8 WEIMAR: J. Peiser/ Marienstrasse 4 BRESLAU : Neue Taschenstr. 18