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war, daß sie am Sonnabend, den 19. Marz, den Aufruf zur Gewalt wortwörtlich wiederholte. In dieser Nummer hieß es dann weiter: Die Orgeschbande trumpft auf mit dem Schwert. Sie führt die Sprache der o f f e n e n G e w a l t. Die deutschen Arbeiter wären Hundsfötter, wenn sie nicht den Mut und die Kraft fänden, den Orgefchbanden in ihrer klaren Sprache zu antworten. Die»Rote Fahne" verhehlte auch nicht, daß ein Los- schlagen in wenigen Tagen beabsichtigt war. So schrieb sie in der Abendausgabe vom 18. März im Anschluß an eine Berliner Arbeitslosendemonstration: Vielleicht trennen uns nur noch wenige Tage von dem Augen- blick, wo der, ob der Untätigkeit und frechen Verhähung durch die Bourgeoisie mühsam zurückgedämmte Strom alle Schranken durch- brechen wird: dann Wehe den verantwortlichen; Am Sonntag, den 20. März, wurde die Sprache womög- lich noch verschärft. An diesem Tage wird wiederHoll die »W äffe i n d e r H a n d" als das einzig zeitgemäße Kampf- mittel angepriesen. So sagt der Spitzenaufruf an diesem Tage: Kein Arbeiter darf diesen politischen Lumpen(gemeint USP. und SPD .) noch folgen. Jeder Arbeiter muß dort stehen, wo sein Platz ist, an der Seite des revolutionären Proletariats! Ider Ar- beiter muß wissen, daß es seine Pflicht ist, der Gegenrevolution mit denselben Waffen» die sie gegen die Arbeiter anwendet, zu antworten.... A l l e W a f f e n, die der Arbeiterschaft zu Gebote stehen, müsien ausgespielt werden, um den bedrängten Brüdern in Mitteldeutschland zu Helsen . Die Waffen in die Hand der Arbeiter! Em zweiter Artikel über die Beschlagnahme der»Roten Fahne" schließt ganz in derselben Manier: Angesichts der Provokationen der Gegenrevolution, der Feld- zugspläne der Orgesch, kann sich das Proletariat nur wehren mit der Waffe in der Faust. So hat dieRote Fahne" tagtäglich provoziert, noch ehe ein Tropfen Blut geflossen war. Nach diesen Feststellungen überlassen wir das Urteil, wer die Blutschuld auf sich geladen hat, getrost allen einsichtigen Arbeitern. Bei allem werden wir aber weiter scharf zwischen den Berführern und Verführten unterscheiden. Wir werden den maßlosen Rachedurst der Reaktion weiter auf das schärfste be» kämpfen, auch wenn die»Rote Fahne" schnaubt: Wir spucken auf eine Jnterventton der Schurken, die selbst den weißen Schrecken der Bourgeoisie entfesselt haben, die selbst für die Bourgeoisie das Henkerswert ausüben. Diese freche Sprache geziemt wahrlich den Leuten, die in sinnloser Verblendung unsägliches Elend über Hunderte von Arbeiterfamilien gebracht haben! Immer deutlicher zeigt sich das wahre Gesicht dieser Führerkonaillen, denen Arbeiter- schicksale und Arbeiterleben leicht wiegen wie Federn, wenn nur ihre Hetze gedeiht. Sie wollen eine Blutsustiz gegen dte von ihnen verführte Arbeiterschaft nicht verhindern, sondern wünschen sie herbei, um einen neuen Agitations- trumpf zu gewinnen. Was kümmern diesen Gewalt- menschen die Opfer! Sie treiben M o r d st r a t e g i e, die jeden altpreußischen General neidblaß machen kann, sie gehen taltlächelnd über Berge von Leichen. Und wagen dann noch, ihre Blutschuld anderen aufzuladen!

Wühlereien in üer Schutzpolizei. Kommunistischer und nationalistischer Wetteifer. Ohne Zweifel gebührt der Schutzpolizei das Der- dienst, in ebenso energischer wie besonnener Weise den kommunistischen Aufstand zum Scheitern gebracht zu haben. Sie hat sich als zuverlässigstes Instrument in der Hand der republikanischen Regierung erweisen. Kein Wunder, daß die Umstürzler von rechts und links im holden Wetteifer dieses Instrument zu zerbrechen suchen.

Die wiedererschienen«»Rote Fahne" veröffentlicht auf ihrer dritten Seite einen Aufruf an die Sicherheitssoldaten, der mit den Worten schließt:Es lebe die revolutionäre Verbrüderung der Arbeiterund Sicherheits- s o l d a t e n." In diesem Aufruf werden der Schutzpolizei die honigsüßesten Dinge gesagt, die Beamten werden gelockt, in die Reihen der Kommunisten einzutreten. Die Schutzpolizei - beamten werden diese Schmeicheleien mit um so größerem Interesse lesen, als auf der ersten Selle der»Roten Fahne" genau das Gegenteil steht. Dort wird die Polizei als Henkerbande" beschimpft, ein Spitzenaufruf des Blattes enthält folgende Sätze: Die Berliner Polizei mihh-mdell harmlose Streikposten wirtschaftlich Kämpfender... Die Ausnahmegerichte wüten die Polizei schleppt Arbeitslose ins Gefängnis, die Hände auf dem Kopf auf Lastauws durch die Straßen, die Handgranate und den Schießprügel der Grünen vor Augen usw. usw. Die Schutzpolizei wird aus diesem Vergleich ohne weiteres die wahre Gesinnung der kommunistischen Hochzeits- werber erkennen. Viel gefährlicher ist die Wühlarbeit, die mit den ge­meinsten Mitteln und Verleumdungen von der rechts- putscht st ischen Seite getrieben wird. ImTag" sucht ein Herr F. H u s s o n g in folgender Art die Schutzpolizei gegen die Regierung aufzuputschen: Haben doch die H ö r s i n g und S e v e r i n g alles getan und unterlassen, was in Tun und Unterlassen dazu dienen konnte, der Sipo ihre Ausgabe zu verwickeln und zu erschweren. Mancher brave Junge, mancher Ernährer seiner Familie ist schmählich verendet unter dem Maschinengewehrfeuer jener Roten Armee, die die Herren Hörsing und Seoering vor lauter Orgesch durchaus nicht sehen wollten. In ihrer. Wirkung verbrecherische Unterlassung des Herrn Seoering und feige Gassendiplomatie des R e v o l u- tionsfpießers Hörsing haben manches tüchtige Leben den Verbrecherbanden der Sobelfohn und Apfelbaum hingeopfert. Was sollte da den Ueberlebenden der Dank dieser selben Hörstng und Seoering, deren Verdien st es wahrhaftig nicht ist, daß nicht noch Hunderte von ihnen mit ihrem Blut und Leben die mo- rallfchen und staatsmännischen Schulden jener beiden entgleiste« und in die Regierung verschlagenen Parteifunktionäre bezahlen mußte«. Das ist die stete Methode derordnungslieben- den" undst a a t s e r h a l te n d e n" Leute. Noch e h e d e r Kampf beendet ist, flüstern sie der kämpfenden Truppe ein, daß die leider nicht vermeidbaren blutigen Verluste nur auf verbrecherische Fehler der Regierung zu- rückzuführen seien. Eine wahrhaft prächtige Art, den Kampf zur Herstellung der Ruhe und Ordnung zu unterstützen! Was hätten Herr Hussong und seinesgleichen mobl erklärt, wenn während des Weltkrieges ein sozialdemokratisches Blatt ge- schrieben hätte, die ungeheuren Verluste der deutschen Truppen an der Westfront seien den leichtfertigen Unter» lassungssünden der Ober st en Heeresleitung zuzuschreiben, wiedasjazueinemgroßenTeil tat- sächlich der Fall war. Letzten Endes kann man allerdings Herrn Hussong für seinen Artikel nur dankbar sein. Er be» stätigt die Richtigkeit der selbst von bürgerlichen Blättern ge- machten Beobachtung, daß der nationalistischen Presse d i e Niederwerfung des Aufstandes nichts, die Beschimpfung der Regierung alles ist. Im übrigen wird die Schutzpolizei selber Mann genug sein, diese Wühlarbeit aus ihren Reihen abzuwehren. Sw wird sich sehr leicht überzeugen, daß die zitierten nationalisti­schen Ausführungen nichts als Giftmischerei übelster Ar t sind, bestimmt, die Schutzpolizei gegen die Regierung auf- zuputschen. Das Ziel der Reaktionäre geht dahin, die Schutz- Polizei aus einem zuverlässigen Wertzeug der Regierung in«in InstrumentderGegenrevolution umzuschmieden. Deshalb schrecken sie vor den gistigsten Verdrehungen nicht zurück. Aber wie wir die Schutzpolizei kennen, wird das Liebeswerben der Reaktion ebenso vergeblich sein wie das der Kommunisten.

vie blutigen Slutfparer. DieDeutsche Zestung" will nicht wahr haben, daß die von uns festgestellte Unzufriedenheit der Reaktion daher rührt, weil sie um den Genuß eines Blutbades gekommen ist. In spitzfindiger Art sucht das agrarische Blast nachzu- weisen, daß gerade infolge des schwächlichen Vorgehens der Regierung sehr viel mehr Blut vergossen worden sei, als das von der Reaktion gewünschte forsche Vorgehen erfordert hätte. Das Argument von der Blutersparnis des frisch-fröhlichen Immer-feste-drufs" ist uns nichts Neues. Von 1914 bis 1918 haben wir es unaufhörlich gehört. Die Bllanz dieser Blut­ersparnis drückt sich in zwei Millionen Toten aus. Auch sonst hat sich die nationalistisch-reaktionäre Theorie, daß durch ein möglichst rücksichtsloses Gemetzel im ganzen Blut­opfer erspart würden, in der Geschichte stets als unhaltbar or- wiesen. Wir erinnern nur an den blutigen Petersburger Sonntag und seine Folgeerscheinungen. Aber in der Polemik derDeutschen Tageszeitung" gegen den»Vorwärts" vermissen wir dock etwas anderes. Wir hatten festgestellt, daß dieDeutsche Tageszestung" am 29. März schrieb: Es ist g a n z t l a r, daß man mit der Revolutionsseuche so lange nicht fertig wird, als die Sozialdemokratie in ausschlag- gebender Stellung an der Regierung beteiligt ist, während sie wenige> Tage vorher, am 24. März, ganz im Gegensatz dazu gerufen haste: Wo bleibt die Reichsregierung? Es ist doch tief be­schämend für sie, daß selbst ein Hörsing mehr Verständnis für die Gefährlichkeit der Lage zeigt, als eine bürgerllche Regierung. Wir hatten erwartet, daß das Agrarierblatt diesen seit- famen Widerspruch aufhellen würde. Aber hierzu schweigt es fein stille.__ Sie pfeifen auf üie Entwaffnung! München . 30. März. 3a der vergangenen wache wellte der Reichsjosilzmiulster Dt. Heinz« und der Reichseutwassimvgslow- missar Dt. Peters in München , uw im Auftrag« der Reichs­regierung der bayerischen Regierung den Standpunkt der Reichsteitung in bezug auf die Frage der Eutwafsuung der Einwohnerwehren vorzutragen. Dem vernehmen nach halten die beiden Herren keine Gelegenheit, sich ihres sor- mellen Auftrages zu entledigen. Doch hatte Reichskommissar Pe- t e r s eine Unterredung mit dem bayerischen Entwassuungskommifiar Dr. R o r tz. während Reichsmlnisier Dr. h e i u z e eine Pefprechuag mit dem Ministerpräsidenten v. Lahr hatte. Es ist anzunehmen. daß die bayerische Regierung auch angesichts der Tatsache, daß sie auf Ersuchen der Reichsteitung ein Drittel des bayerische» Reichswehrkontingent» zur eventuellen Hilfeleistung nach Mitteldeutschland entsandt hat. ihren Standpunkt be- zügllch der Entwafsnungsfrage vorläufig nicht reoi- dieren wird. Zunächst muß als auffällig an diesem Bericht bemerkt werden, daß Dr. H e i n z e und Dr. Peters, die nach Mün- chen gekommen waren, um der bayerischen Regierung den Standpunkt der Reichsregierung klarzumachen,keine Gelegenheit" hatten, diesen Austraa auszuführen. Entweder wollten sie diese Gelegenheit nicht fmden dann ersetze man sie schleunigst durch andere Herren, die den Mut hierzu auf- bringen oder der Diplomat v. Kahr wich aus, und dann hätte ihm mit um so größerem Nachdruck der Zweck der Mission vor Augen geführt werden müssen. Entscheidend ist jedoch nicht dies, sondern die Mitteilung. daß die bayerische Regierung auch weiter auf die E n t- waffnungsgesetzgebung pfeift, und zwar ist dies- mal die angebliche Tatsache der Entsendung bayerischer Reichswehrtruppen nach Mitteldeutschland der freudig be­grübe Vorwand. Ob bayerische Truppen tatsächlich in diesem Umfange bereitgestellt waren, ist im Augenblick nicht zu kontrollieren, ist ober auch für die Sache selbst völlig belang

Gespräche mit Urmensthen. In den unermeßlichen Urwäldern Südsumatra« lebt noch ein armseliges Völkchen, die Kubus, genau so, wie vor Johrtau- senden der Urmensch lebte. Der Breslauer Geograph Prof. Wil­helm Bolz hat dieselebenden Fossilien" auf seinen Streiffahrren durch den Urwald, den Rimba, genau studiert und erzählt uns in keinem soeben bei Ferdinand Hirt in Breslau erschienenen BuchIm Dümmer des Rimba" von der Lebensweise dieser Menschen, die sich noch kaum über das Tier erheben. Zehntausende von Quadratkilo- meiern zwischen dem menschenleeren Hochgebirge der Westküste und den unbewohnbaren Sumpfwäldern der Ostküste Sumatras sind ihr unbestrittenes Reich, und da sie von der Außenwelt völlig abge- schlössen sind, haben sie sich in ihrer Ursprünglichkeit erhalten, ein paar tausend Seelen in dem unermeßlichen Gebiet. Nomadisch durch- streifen sie den Urwald: nur in der Nähe der an den Flüssen wohnen- den viel höher stehenden Malaier haben sie sich zu kleinen Horden zusammengetan, aber auch die größten derartigenDörfer" umfassen nur ganz wenige Männer und Frauen. Gewöhnlich weill jede der für sich lebenden einzelnen Familien nur eine Nacht an demselben Ort unter einem dünnen Windschirm, den sie mit Palmstroh decken. Die Nahrungsuch« in dem kargen Urwald nimmt ihr« ganze Zeit und ihr ganzes Interesse vollauf in Anspruch: alles essen sie. was nur noch genießbar ist: Früchte und Beeren, Wurzeln und Knollen, Eidechsen, Frösche, Raupen und fette Käferlarven. Jagd und Fischfang kommt für sie nicht in Betracht, da sie keine Waffen oder Geräte haben. Wahllos brechen sie durch das Dickicht hindurch, wie die Affen, die auf den Wipfeln der Bäume hausen, und wie diese steigen sie die glättesten Stämme empor. Sie haben sich darin«ine erstaunliche Geschicklichkeit erworben, treiben mit einfachen Holzkeulen spitze Holzpflöcke etwa halbmeterweit von- «inander in den Stamm und klettern auf diesenKubuleitern" in die höchsten Kronen. Im ganzen stehen sie noch in derH o l z z e i t" und leben fast wie die Menschenaffen über ihnen. Schwer ist de? täglich« Kampf um da» bißchen Leben, groß die Kindersterblichkeit, kurz da« Dasein. K e i n K u b u wird wohl älter als ZOJahr«: mU 20 Jahren ist er bereits alt. Der Urwald ist ihr Herr, ihr strenger Herr, der sie auf dieser tiefen Entwicklungsstufe festhäll. Cr gibt ihnen nur so karge Nahrung, daß sie ohne Unterlaß sich der Nah- rungsfuche hingeben müssen: er bietet keine Abwechssung, fett Jahr- taufenden ist er derselbe, und so gibt er auch dem hier lebenden Menschen keine Gelegenheit, sich geistig zu entwickeln. Der 5vtbu, der nur auf seine Frau und seine Kinder geistig angewiesen ist, ist zwar überaus friedfertig, denn er besitzt keine Waffen, stlehtt und lügt nicht, denn es gibt nichts zu stehlen und zu lügen, muß mono- gam leben, weil er höchstens eine Frau findet, aber dieseparadiesi­schen Zustände" liegen dem Tierischen näher als dem Menschlichen. Dt« ganze Primitivität dieser Urmenschen erkennt man an ihrem geistigen Leben, da» Bolz«ingehend untersucht hat.

Die Kubus stnd außerordentlich scheu und furcht- s a m: ihre Sprach« ist überaus arm an Worten und Begriffen, und sie haben«in« unglaublich« Schwerfälligkeit de» Denkens, so daß man nur mit den einfachsten Fragen etwas aus Ihnen herauslocken kann.Man macht sich keine Vorstellung davon," sagt Bolz,was für eine unglaublich« Anstrengung das Denken für etnen Kubu ist: des öfteren ist es mir passiert, daß sie bei längerem Ausfragen vor geistiger Erschöpfung zu weinen anfingen, daß hnen die Tränen über die Backen liefen. Männlein und Weiblein." Bolz wollte feststellen, ob sie irgendwelche bewußten Vorstellungen von höheren Wesen hätten. Er suchte daher in langen mühsellgen Ge- sprächen herauszubekommen, ob sie den Begriff des Gruseln- kennen, der ja den Glauben an Wesen außerhalb der Menschheit voraussetzt. Aber die Kubu» hotten sich nie gefürchtet; sie kennen jede Crfchei- nung und jedes Geräusch des Urwaldes und erklärten, nie etwa« Unbekannte», Furchterregendes gesehen zu haben. Ebensowenig hotten sie sich je Gedanken über die Erscheinung de« Tode » gemacht. Bolz fragte:.Hast du schon einmal einen toten Menschen gesehen?" Ja.".Kann er gehen?'Nein."Aber er hat doch Beine?" Ein Achselzucken.Er hat jedes Glied, gerade wie du. und kann es nicht bewegen, woher kommt das?"Weil er tot ist."Aber warum kann er sich nicht bewegen?"Ich weiß nicht."Der Tote muß doch irgendwie vom Lebenden sich unterscheiden?"Er atmet nicht."Aber was ist der Atem?"Wind."Wenn du dem Toten in den Mund bläst, kann er sich dann bewegen?"Nein."Warum nicht?"Weil sein Atem fort ist."Was ist der Atem?"Wind." So bewegten sich die Antworten der Kubus immer im Kreise, und irgendein« Ahnung von dem Begriff der Seele war bei ihm nicht zu entdecken. Ganz so resultatlos verliefen alle Gespräche über Donner und Blitz, über Regen und alle» Mögliche. Sie haben eine ausgezeichnete nüchterne Naturbeobachtung, aber über höhere Dinge stnd ihnen noch nicht die leisesten Gedanken aufgestiegen. Sie leben religionslos und lassen, wenn jemand stirbt, die Leiche ein- fach liegen und ziehen weiter. .Die echten Seden-unds" in Homburg . Bor Jahr und Tag hat Erich Ziegel . Direktor der Hamburger Kammerspiele , Ernst B a r l a ch sArmen Better" zart und tief, mit Hingab« und Lebens- kraft inszeniert. Jetzt bracht« er den neuen Barlach.»Die echten Sedemunds", als Uraufführung. Es ist ein« ungewöhnlich starke Dichtung. Epische und dramatische Formen verschmelzen, Romantik und Tatsochcnwelt. Jean Pauk und Dostosewski. Nichts ist Anpassung, nachgemalte Seltsamkeit; alles wahres Wesen, wahres Leben. Das schlechte Gewissen, die pervertierte Maskenhaftigkeit, da» innerste Ich eine» jeden dieser Typen, die sich vor dem angeblich ausgebrochenen Menagcrielöwen auf den Friedhof geflüchtet hoben, wird bloßgelegt. Ein Mann von wunderbarer seelischer Elasttzität, Grude, und einer vom Stamme der Sedemunds sind die Ankläger und Entlorvcr. Der Regisseur Ziegel löst das Jnszenierungsproblem aus seiner phantastisch und reo, nachdichtenden Seele heraus. Es ergtbt sich ein Gesamtwert von Elan und Gelassenhett, von Temperament und still er

Erhabenheit. In der Darstellung wurde viel Feines und Gutes geleistet: von Ziegel selbst, von Wolf Benekendorff(der die Kortner- Wegener-Steinrück-Bassermannrolle de« allen Eedemund spielte!, von Mirjam Horwitz , Hans Hermann. Sondinger, Schönlonk. Anni Mewes . A. S. hinter den Kulissen de» Fernsprechers. Geheimrat Grosse vom Reichspostamt führte in derU r a n I a" die dankbaren Zuhörer ebenso sachkundig wie humorvoll in Gut- und Verwicklung des Fern- sprechwesens ein. Den Grund dazu hat bekanntlich der Deutsche Philipp Reiß gelegt, dessen Erfindung der Angloamerikaner Gra- ham Bell brauchbar gemacht, Werner Siemens und andere auf die Höhe gebracht haben. Das automatische Telephon ist eine ameri- konische Erfindung, aber ebenso wie der durch menschliche Vermittlung bediente Fernsprecher vor allem und am meisten in Deutschland , an- gewendet worden. Sieht man in Grosse, Dorttag vor sich, was die Beamtinnen zu leisten haben, so wird man nicht so leicht in unsinnige Auftegung über Fehler verfallen. Darum verdient der Vortrag, der einigemal wiederHoll wird, stärksten Besuch; aber auch deshalb, weil er uns auftichtet, indem er uns zeigt, was deutsche Technik leistet. Sind doch die deutschen Unterscesprcchkabel nach Schweden und nach unserem Ostpreußen echte Rekordleistungen. Die neue deutsche Botschaft in Rom . Während de» Kriege« haben uns die Italiener das deutsche Botschaftsgebäude auf dem Kavitol, den Palazzo CoffarellI, kraft jenes Rechts, das man als Kriegsrecht oder sonstwie bezeichnen kann, weggenommen. Da darunter die Reste des römischen Jupitertempels sich befinden, hat man ihn abgebrochen und das römische Trümmerfeld vermehrt. Deutschland war also ohne Bleibe in Rom . Der italienische Staat hat jetzt dafür einen der vielen Renaissancepaläste Vidoni mit Nomen als Botschaftssttz abgetreten, behält ober das Eigen- tumsrecht daran. Es befindet sich in einem«inst vornehmen Ovar- tier, das heute«In rechtes Dalksviertel geworden ist. Der Palast ist In jenem Zustande, den man malerisch oder auch verwahrlost nennen kann. Aber er hat seine Tradition: der Entwurf zu ihm soll von Raffael stammen._ Im Luftspielbons beginnt die Sommeribielzeit am Freitag, den l. Avrit. abend«?/, Uhr mlt dem Schwank.Die spantlche Fliege". Fron« Werkel liest Sonntag, 3. Aviil. im Beethovensaal! Gplegel- mensch. Magilche Trtlogie, Arie«(unveröffentlicht), ein Romantapitel(un- veröffentlicht). Zu««edächtuis(karl Hauptmann» lvricht Kurt Salter Svlh. lchmidt am Sonnabend. 2. April, 7'/, Uhr, tn der Aula Seorgenltr. 30'Z1 (nahe Sahnhos Frledrichstr.). Rest Langer veranstaitet einen Lastige« Abend Sonntag. S. April, abend» l1!, Uhr, w der Aula de« Margareten-Lhzeum«, Jfflandstr. 10. Ter Teutichc Cdlrnrgenkongrest hält unter dem Vorfitze von Bros. Sa uerbruch vom 30. März bis zum 2. April im Langenbeck- Biichow- Hause in Berlin seine 45. Tagung. Neben einer Anzabl von Vorträgen find Sitzungen vorgesehen. In denen u. a. über örtliche Betäubung«- metboden. Rintgenbehandfting von Geichwülnen und über die A>grenzung der loniervativen und chUirgischen Behandlung bei Knochen- und Gelenk. tuberkulöse gesprochen werden soll. Tie Kunsthandlung Sllsrrd Helle», Cbarlotienburg. Bleibtreustr. lf, eröffnet orn Sonntag, den 3. April, mittag«>2 Uhr, ihre sechste AuZstellirnz mit«wer Kollettivau«stelli»ng von»an« Brak und zeigt Arbeiten von Rudols Bellwg. Edobel, Enger«, genringcr. Heikel, Huth, Lau«, Kersch- bäum, Radziwlll, Schmidt- Rottluff und sqwichtenberg.