-■ vi Salt vuö Proteststreik. Wis mir bereits im gestrigen Abendblatt meldeten, ist es den Kommunisten gelungen» bei den städtischen Elettrizitäts- arbeitern den Beschluß durchzudrücken, daß am Tage der Be- erdigung Sülts ein 2-tftündiger Protest st reit über Berlin verhängt werden soll. Die Kommunisten sind jetzt draus und dran, diesen Anfangserfolg auszubauen und dem von ihnen geplanten Streik eine möglichst große Ausdehnung N geben. Ein von den Aktionsausschüssen der städtischen Elektri - zitSisarbeiter erlassener Ausruf fordert alle kommunalen Ar- beitcr. Arbeiterinnen und Angestellten auf, sich am Begrab- nis Sülts zu beteiligen und am Mittwoch die Arbeit ruhen zu lasten. In diesem überaus schwülstig gehaltenen Aufruf wird Sült als ein Führer bezeichnet,„der sich im zähen Kampf für das arbeitende Proletariat der Stadt Berlin hochverdient gemacht hat". Wir haben uns bekanntlich erlaubt, der entgegengesetzten Meinung zu sein und wissen uns darin mst allen besonnenen, gewerkschaftlich diszi- plinierten Arbeitern Berlins eins. Dieselben Kommunisten, die die Teilnehmer am Leichen- zuq L e g i e n s beschimpft und angespuckt haben, stellen es setzt als eine Pflicht der Solidarität hin, Sült als einen Helden des Proletariats zu feiern! Die Leute, die sinnlos und nutzlos Hunderte von Proletariern in den Tod gejagt, Trauer und Sorge über Tausende von Arbeiterfamilien ge- bracht haben, maßen sich schon wieder— diesmal auf die Sentimentalität spekulierend— die Führung der Berliner Arbeiterschaft an! Warnung vor unbedachten Aktionen. Folgender Aufruf geht uns zu: Arbeiter, Angestellte Sroß-Berlins! Wir wiederhole» heute mit allem Nachdruck unfern bereit» am Freitag erhobenen Protest gegen die Einsetzung der Sondergericht«. Weiter wenden wir uns mit aller Energie gegen den heute noch bestehenden Schieß- erlaß, der zu der an Sült verübten Bluttat geführt hat und so die große Zahl früherer Opfer vermehrte. Wir fordern, daß diese Sondergerichte nicht eingesetzt werden und daß der Schießerlah ganz- lich aufgehoben wird. Außerdem verlangen wir, daß die an der Tötung Sülls Schuldigen ohne Schonung bestraft werden. Die Erfüllung aller dieser nur zu berechtigten Forderungen zu erreichen, wollten wir zusammen mit den politischen Parteien zu einer gemeinsamen Protestkundgebung aufrufen. Dieser Versuch ist aber leider gescheitert. Angesicht» dieser zum Teck veränderten Situation haben wir un» nochmals mit der Sachlage beschäftigt. Wir empfehlen der Sroß-Bertlner Arbeitnehmerfchast, trotz der berech. tigten Erbitterung über diese Verletzungen de» proletarischen Rechts- empfinden» sich nach wie vor nicht von Leidenschaften, sondern von nüchternen Erwägungen leiten zu lasten und der Rcaffion nicht die Freude zu bereiten, zu der von ihr gewünschten Stund««tuen Kampf aufzunehmen. wir empfehlen deshalb der«rbeilnehwerschaft auch, die Be- erdiguug des GctSteten nicht zum Anlaß von AMonen werden zu lasten. Afa-Bund, Ortskartell Groß-Berlin. Flatau. Liebeskind. Der Ausschuß der Gewerkschaftskommisston Berlins und Umgegend. Sabath. Vollmerhau». Reaijsettr tzolz. Zu den beiden Berliner Attentaten, üb« die wir in der gestrigen Nomillagsausgad« derichteten, hat sich noch«in drittes gesellt, im Haus« Uhlandstr. 107, wa«W Pappkarton Mit 14 Dynamitpatroue». ein« Sprengkapsel und ein« Handgranate gefunden wurde, woran«in« angebrannt«. od« erloschene Zündschnur befestigt war. In dem Haus« wohnen zahlreich« Mitglieder der Ententemissionen. Es scheint tatsächlich, als ob auch hint« diesen neuen Au- schlagen der berüchügt« Max Hölz steht. Dafür sprechen nicht nur die am Tatort des Grunewaldattentat» vorgefunden«» Zettel und Aufruf«, sondern es stellt sich auch heraus, daß das miß- lungen« Siegessäulenattentat von Max Hölz an» gestiftet war. Der»Lokalanzeiger' will in der Lag« sein, sehr eil.'gehende Mitteilungen hierüber machen zu können. Danach haben die Siegessäulen-Attentät« zugestanden, daß sie mit der Tat von einem und« tonnten auswärtigen Kommunisten namens Ferrq beauftragt worden sind. Zwei d« Verhafteten, die Hölz persönlich kannten, gaben schließlich zu» daß Jerry und Hölz eine Person seien. Di« übrigen Angeklagten, die Hölz nicht kannten, bezeichneten aus ein« Serie ihnen vorgelegter Photographien ohne Zögern und übereinstimmend die Photographie de« Max Hölz als Bildnis des angeblichen Ferry. Der kommunistische Bandenführer Max Hölz ist wohl«in sehr gefährlicher und verwegener Bursche, ab« von so geringem geistigen Horizont, daß er der Arbeiterbewegung viel gefährlicher wird, als d« angeblich von ihm bekämpften Bourgeoisie. Ein Mensch von halbweg» einsichtigem Denken müßte sich sagen, daß derarttge»Einschüchterungsmittel' gen«» das Gegenteil ihres Zwecke» erreichen. Mit«in paar sinnlosen 7 nnamitattevtat-N läßt sich kein« Regierung od« herrschende Slast« in» Mauseloch jagen. Lediglich der Abwehrwillen wird hier- durch— nnd zwar ganz«heb lich— gestärkt. Die notwendige Gefährdung Unbeteiligter und gänzlich Unschuld i» g e r kann nur dazu dienen, all« Beoölkenmgsschichten gegen die Urheber der Untaten zusammenzuschweißen. In ihrem eigensten Interesse hätten die Kommunisten meilenweit von Hölz und seinen Taten abrücken müssen. Vor einem Jahr« hat wenigstens die KPD. das getan, während allerdings die Kommu- nistisch« Arbeiterpartei schon damal» begeistert Max Hölz als de» Ihrigen reklamierte. Wenn diesmal auch die VKPD. sich völlig von den Hölzbanden hat in» Schlepptau nehmen lasten, so ist da» ein fichere» Symptom für den geistigen Ab» stürz d« ganzen Bewegung. Hölz war, ehe er Dandensühr« wurde. Erklär« in einem Kinotheater. Er wäre vielleicht auch«in ganz gitter Kino- r« g, s s e u r geworden. Iedensall» hat er— da» mag ihm zu» gestanden werden— den jetzigen Kommunistenputsch noch allen Regeln der Kintopp-Schauerrvmantlk inszeniert. Ab« die Wirklichkeit ist denn doch etwa» andere» als«in Derbrecherfilm in sieben Fortsetzungen. Hölz bat nicht mit Stallst«» gespielt, deren Leichen nach der Aufnahme froh und munt« wieder ausstehen, son- k.ern et Hai Hunderte von Arbeiterfamilien in Unglück und Elend gestürzt. Die blutrünstige Phantasie«ine« durch Kinoschund verdorbene» Gehirns ist wirtlich kein« Führer!» in den ernsten Dingen der Politik. Wehe denen, die sich solchen Führern anvertrauen! » Bei der Absuchung de» Geländes vom Grunewald» Attentat wurde auch noch eine englisch « Eierhandgranate mV scharfem Zünder in der Wh« de » Tatorte» gefunden und an- schädlich gemacht.
Der tägliche Nunitionsfuuü. Wölfs«elder: Montag vormittag händigte der 55 Iah» alte Arbeiter Johann P. einer Streife der Schutzpolizei in Span » dau eine Originaltisie mit Sprengzündern für Eierhand» g r a n a t e n aus, die«ine Länge van IS Zentimeter und«ine Höh« von 111 Zentimeter hat. Cr gab an, daß die Kiste beim Fischen im Südhofen vor dem Verlodeplotz der Firma Kurt Thomas . Epe » ditions-Wosterumfchlagsvertehr, in Spandau aus dem Waster ge» zogen worden fei. Die Kriminalpolizei ist mit d« Prüfung der Angelegenheit beschäftigt. Der Schutz der Eisenbahue« gegen Attentate. Wie bekannt, hat der Reichsv«kehrsminist« Gröner sich in einem Aufruf an die deutschen Eisenbahner gewandt und d« Er- Wartung Ausdruck gegeben, daß die Eisenbahner dt« Behörden bei der Bewachung und Sich«ung der Anlagen und technischen Cinrich- tungen unterstützen werden. Dieser Erlaß hat, wie eine Berliner Nachrichtenstelle hört, zu Erörterungen innerhalb der Großorgani- sationen der Eisenbahner geführt. In einigen V«bänd«n ist man der Ansicht, daß eine bewafsneteSelbsthilfed« Eisen- bahner undurchführbar sei, da auf kleineren Stationen, auf vorgeschobenen Stellw«ten usw. an bewaffneten Widerstand des Personals gegenüber größeren Banden überhoupt nicht zu denken fei. Es sei vielmehr damit zu rechnen, daß, falls die Beamten sich mit Waffen zur Wehr fetzen, die Angriffe der Banden sich noch verstärken und von einem wirtlichen Schutz de« Personals überhoupt keine Red« mehr sein könne. In den nächsten Tagen werden üb« diese Fragen Verhandlungen im Reichsverkehrs» Ministerium stattfinden. Sicherung für levenswichtige Betriebe. Wie die BS.-Korrespondcnz meldet, hm die p r e u ß i sch e R«» g i« r u n g dem Oberbürgermeister Böß gestern mitgeteilt, daß die Verfügung des Reichspräsidenten vom 10. November 1920, betreffend den Schutz d« lebenswichtigen Betrieb'«, nach wie vor besteht mich daß sich die Regierung veranlaßt sieht, bei einem etwaigen Streik in lebenswichtigen Bettieben sofort ein- zugreifen. Nach dieser Verfügung ist bekanntlich der Reichsminister des Innern berechtigt, in bestteikten lebenswichtigen Bettieben Not» standsverforgung zu sichern und olle Derwaltungsmaßnah- men zu tteften, die zur Versorgung d« Bevölkerung od« zur Weiterführung de» Bettiebes geeignet sind. • Sprenastoffunbe und Verhaftungen tu Breslau . Der Breslauer Polizei gelang es. verborgen gehaltene Sprengstoffe zu er- mittel» und zu beschlagnahmen. Durch einen Zufall gelangte sie außerdem in den Besitz von Schriftstücken, auf Grund deren sie«ine große Anzahl von Personen verhaftete. Bisher sind ungefähr 68 Personen festgenommen worden, darunter 10 Personen aus o« Provinz._ weitere Verhaftungen in Nlittelüeutschlanö. Magdeburg . 4. April. (39333.) Die Meldestelle de« Ob«. Präsidium« teilt mit: Im Regierungsbezirk Merseburg wurden bei verschiedenen Streifen mehrere Personen festgenommen und autb Gewehr« beschlagnahmt. H e t t st«d t wurde mit einer Hundertschaft dauernd belegt. Im Kreise Torgau wurden SSO Personen festgenommen. In Torgau ist ein H a n d g r a» a t e n a t t« n t a t auf den zweiten Bürgermeister verübt worden, da» mißlang. Es wurden erhebliche MunitionSfund« gemacht. I« übrige» lan » ge» sagt werden, daß die Loge im allgemeinen ruhig geworden ist. und daß die Aufruhrbewegung al« niedergeschlagen betrachtet werden kann. Ueber LSeißeufelS ist einem Bericht der TU zufolg« die Telephouspe rre verhängt worden.
firbettsaufuahme üer linksrheinisch enZechen Este«. 4. April. (TU.) Auf der lwkSrheinischen Seit« hat der weitaus größte Teil der Belegschaften heut« die Arbeit wieder aufgenommen. Die Belegschaft der Zeche.Rheinpreußen' ist fast vollständig angefahren. Auf der Zeche»Diergard' streiken von der etwa 1000 Mann starten Belegschaft noch 20V Mann. Aus der Zecke„Friedrick-Heinrich' haben von der Belegschaft in Stärk« von 1300 Mann 400 die Arbeit wieder aufgenommen. Mehr Leute konnten nicht eingestellt werden, da die Grube zunächst instand- gesetzt Verden muß. Bei der.RiederrHetnifchen Bergwerttgesellschast' haben von 4lS Man« etwa 200 die Arbeit aufgenommen. Die Belegschast der Zeck«.Wilhelmine Mevisien' ist vollzählig zur Arbeit erschiene«. Belgische Besatzung«trupp«n halten sämtliche Zechen auf der linken Rheinseite»och besetzt. Auf der Zeche.Carolas Magnus' sind heute die Belegschaften wieder ein- gefahren. Tie unmarxistische« Komunmiste«. Köln . 4. April. (TU.) An Sonntag sprach im Bolkshause zu Köln der Abg. Solkmann in einer sozialdemokrattschen B«- ttauensmännerversammlung üb« den kommunistischen Putsch. Er warnte vor der vielfach vertretenen Auffaflung, daß dies« Putsch das letzte Aufflackern kommunistischer Gewalttätizketten in Deutschland gewesen sei. Die Kommunistische Partei könne ihre Existenzberechttgung neben de« beide» marxistischen Parteien nur nachweisen, wenn st« sich von ihrem utopistischen Sozia« lismu« und ihr« bisherigen politischen Taktik abwende. Nach länger« Aussprache wurde einstimmig«ine Entschließung angenommen. in der auf« schärfste die gewalttallge Taktik der Kommunisten verurteilt wird. In diesem volksschädigenden Treiben der KPD.«blickt die Versammlung eine Schwächung der sozialistischen Bewegung� und«ine Stärkung der Reaktion. Daher sei e» notwendig, es mit allen Kräften zu bekämpfen.
Kommunisten als Zochüiener� vosieldorf, 2. April. (Eigener Drahtbericht des.Vorwärts'.) In Friemersheim Im Kreise Mörs wurde in einer von taufend Personen besuchten Dersammlung wieder einmal die.Rheinische Re- publik ausgerufen". Unzählige Exemplar« der Dortenschen Zeitung gelangten zur Verteilung.— Die Ausrufung der Rheinische» Re- publik hängt mit dem kommunistischen Generalstreik zusammen. Die kommunistische Streikleiwng bot sich an das lZntmllliert« Oberkommando gewandt und«klärt., daß die Stteitenden berett wären, die Arbeit wieder aufzunehmen, wenn ihnen gestattet würde, die Rheinisch« Republik im besetzten Gebiet auszurufen. D« früher« Unabhängige Sweet», der ein Mach« diese» Landesverrat» sein soll, wurde von den Belgiern al« Putschist v«. .haftet._ Der Rüffel von Moskau . In den Moskauer.Jiwestija' weist, wie der O.E. meldet, der Cbettedakteur Steklaw darauf bin. daß die lommunistiichen Un- rvhen in Deutichland keine inner« Kratt gezeigr hätten. Sogar im Ruhrgebiet sei e» verhältnismäßig ruhig. Gteklow meint da- her, daß der R ä h r b o d e n für eine solche Bewegung fehl« und bedauert, daß dt« deutsche» Kommunist,» die Lag» nicht
«rkannt und fich ga beteiligen Schritte» hätten bin- reißen lasten. Den Kommunisten wird für die Bereitwilligkeit, mit der sie, dem Moskauer Gebot folgend, blindlings die Arbeiterschaft in den Putsch hineingehetzt haben, schlechter Dank zuteil. Anstatt daß die Moskauer Gewalthaber wenigstens den guten Willen ihrer deutschen Gefolgsmänner anerkennen, die feinerzeil bedrohte Sowjet- macht durch eine deutsche.Aktion' ou» der Klemme zu retten, mllsten sie sich nun auch noch scharfen Tadel ihrer russischen Lehr- meist« gefallen lasten und den Vorwurf auf sich nehmen, die Loge im cht erkannt zu haben. Alle nicht kommunistischen deutschen Sozialisten befinden sich in der ang-nehmen Lage, zum ersten Male einem bolschewistischen Urteil zustimmen zu können. Die Kam- munisten aber werden neue Bittgäuge unternehmen müsien, um sich die im Schwinden begriffene Sympathie der bolschewistisch?!! .Väterchen' wieder zu erringen. Schlesiens provmziallanütag. Breslau , 4. April. (MTB.) Der Provinziallandtag der Pro vinz Niederschlesien wählte heute nachmittag zu seinem Bot- sitzenden den Landrat S« i b o l d(Soz.) mit 53 gegen 52 Stimmen, die auf den Landrat a. D. von Goslar (Dnat.) fielen. Zwei Stimmen waren ungültig. Auf Anttag de» Freiherrn v. Nicht- Hofen(Dnat.) wuroe wegen Verletzung d« Geschäftsführung die Wahl angefochten und für u n g ü( t i g erklärt. Eine bald dar- auf erneut vorgenommene Wahl«gab folgendes Resultat: abge- geben wurden wieder 107 Stimmen, davon entfielen auf Lcmdriu Seibold 54 und auf Landrot a. D. v. Goslar 53 Stimmen. Genost« Seibold wurde also wi«d«uln gewählt. Der Provinziallandtag Oberschlesien wählte zu seinem Vorsitzenden durch Zuruf den Herzog von Ratibor , der ge- meinsame Provinziallandtag d« Provinz Schlesien wählte zu seinem Vorsitzenden den Landrat a. D. v. Goslar mit VS gegen 51 Sttmmen, die auf Londrat S e i b o l d entfielen.
ßreilaffung üer amerikanischen Detektive. Mosbach . 4. April. lTU.) Am Sonnabend nachmittag 5 Uhr sind auf Weisung der badischen Regierung die beiden amerikanischen Detektive Raes nnd Zimmer nach Mannheim gebracht worden. von wo sie üb« die Rheinbrücke in da« besetzt« Gebiet gelangten. Bon Mosbach bis Mannheim waren ihnen zwei deutsche Begbtster beigegeben. Diese Herren waren bekanntlich wegen ve» suchter gewaltsamer Entführung de» deutschamerikanischen KriegSflüchilmgs B e r g d o l l von der Strafkammer in Mosbach zu Freiheitsstrafen verurteilt worden. Die Meldungen von amerikanischem Einschreiten zu ihre» Gunsten(und sogar zu Bergdoll« Nachteil) wollen nicht verstummen.
Volkszählung in Hultschin . Rattbor, 4. April. (WTB.) Wie der.Oberschlefische Anzeiger' meldet, läßt die BezirkSbauptmannfchaft in Hultschin olle Perionen, welche sich bei der letzten Volkszählung als Deutsche bekannten letwa 90 Proz.), ortschaftsweiie vorladen und zwangSweiie durch Gendarmerie vorführen. Auf die Vorgeladenen wird mit Drohungen eingewirtt. daß sie sich nachträglich olS Tschechen ausgeben. Die Bezirkshauptmannschaft verhängt« gegen all«, die die dabei bleiben. Deutsch « zu sein. G e I d st r a s e n von 200 bis 600 Kronen oder Haft st rasen bis zu 14 Tagen. Die deutsche Preste der Tschechoslowakei , auch die sozialdemo- kratische und selbst die kommunistische, ist voll von Empörung«- schreien über das Vorgehen der ZählungSlommtsfare. Als Grund der Vorgänge in Hulttchi» vermutet man die Befürchtung, daß nach dem für Deutschland günstige» Abstimmungsergebnis in Ober- fchlesien der Völkerbund noch nachträglich eine Volksabstimmung im Hultschin « Ländchen anordnen könnte.
DeutsihSfterreichs Volkswille. Da» Gesetz über die Volksabstimmung wird der deutsch - österreichisch« Uaftonalrat demnächst verabschieden, worauf in allen Länder» die Voltsbefragung für de» Anschluß au da» Deutsche Reich erfolgen wird, ein« Maßnahme, die mit dem Friedens- verttag von$t Germain keineswegs in Widerspruch steht, vi« Re- gierung soll sich an» dem Grund entschlossen habe«, die Volk- absttmmung jetzt zuzulasse», weil Einzelabstimmungen in den tänder» und Städten nicht zn»«meiden gewesen wäre» und unk« diesen Umständen eine allgemeine Absttmmung al» zweckentsprechend-- bezeichnet werden müsse. Wo nicht« ist... Pari«. 4. April. (DA.) Wie Havas meldet, hasten di? Alffierten beschlossen, die Frist für die Bezahlung der Forderungen und Vorschüsse an ihre wunderbar« Schöpfung Deutschöstereich hinauszuschieben. Dabei hleibt die ganz« Schuld in Gülligteit. Die Finonzkömmission des Völkerbundes wird die Höh« de« Kapitals, das im Interefie Oesterreichs gebildet werden soll, in Gold bestimm«», worauf Oester. reich gestattet wird, die notwendigen Bürgschaften zu gewähren, wie z. V. die Zolleinnahmen, das Tabakmonopol usw. Leon Bourgeois soll demnächst in Wien eintreffen, um die Hilfsaktion in die Weg« zu leiten. Als Reorganifator der Finanzen wird der dänische Bant- direttor Gluck stadt nach Wien geschickt.
Nach Georgien — Armenien . Riga , 4. April. (O.E.) Laut einer Moskauer Meldung ist E r i w a n nach harten Kämpfen mit den Anhängern der armenischen .nationalistischen' Regierung von de« rote« Truppen wiedereingenommen worden, deren weiterer Vormarsch andauert. • Der Verband ukrainischer Journalisten und«chrittsiever in Genf verschickt einen eindringlichen Protest gegen die Bergewalti» gung seines Volkes, feiner nationalen Selbständigkeit und Kultur durch Sowjetrußland und Polen . Eine sozialistische Partei Aegypten » ist nach der»F. P.' im Entstehen begriffen. Es wird behauptet, daß die Bewegung bereits ungefähr Vs Million organisierter Arbeiter zähle. Die neu« Partei sympaihifiert mit der b o l s ch«- w i st i s ch e n All-mohaurmedanischen Liga. Minist« Oeser hat sich am 1. April von den Beamten seine- Ministerium» verabschiedet. Die nach Uebergang des Verkehrs- wssens auf da» Reich dem preußischen Staat noch verbliebenen Auf- gaben auf dem Gebiet der öffentlichen Arbeiten werden teils vom Handelsministerium, teils vom Londwirtschaftsministerium über- nommen. Schulreform. Der in Leipzig tagend« erste deutsche Kongreß für Moralpädagogit faßte nach mehrtägiger Arbeit eine Ent- schließung, in der di« deutschen Landesregierungen aufgeforderi werden, die Organisation der sittlichen Erziehung und Unterweisung im Sinne de« 146 der deutschen Reichsverfafsung un»«- züglich in die Wege zu leiten. Die Konferenz«blickt in der neu- ttalen, von Sonzefstanen und Weltanschauungen unsteeinffußten. allein nach pädagogisch-psychologtschen Gruitdsätzen aufgebaut«! weltlichen Schule die Schulform, die allein geeignet sei. die Ein« heit de» deutsche» Post« zu förder«.