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wieüeraufbau unö Internationale. Erklärungen der Internationale Ä'/2. DieFreiheit veröffentlicht in ihrer heutigen Morgenaus- gäbe die gemeinsamen Erklärungen der Delegierten der Internationalen Sozialistischen Arbeitsgemeinschaft", die auf der Amsterdamer Konferenz der sogenannten Internat io- nale 2i/, beschlossen worden sind. Diese Erklärungen stimmen in Sinn und Geist mit den bekannten Beschlüssen der Zweiten Internationale und des Internationalen Gewerkschaftsbundes in so weitgehendem Maße überein, daß man nach ihrer Kennt- nisnahme erst recht nicht einsehen kann, warum dieZweiein- Sialben" das Zustanderommen eines gemeinsamen Be- chlusses verhindert haben. Borgeschlagen wird die Schaffung eines Internationalen WiederauttrOchungsamtss aus amtlichen Vertretern der Arbeiterorganisationen und der Techniker, neven dem ein nationales Wiederaufbauamt Frankreichs   nach den Vorschlägen des EGT. errichtet werden soll. Ucber die Teil- nähme Deutschland   am Wiederaufbau heißt es: Deutschland   könnte mit seinen Arbeitern und Ma- terialien in den noch näher zu bestimmenden Abschnitten die Wiederherstellung von Straßen, Kanälen, Där- fern übernehmen, auf Grund der Pläne, die In Uebereinstimmung mit den Gemeindeverwaltungen der verwüsteten Gegenden und mit den französtschrn Technikern und Arbeitern entworfen sind. Die Konferenz würde in diesem Fall der französischen   und der deutschen  Negierung vorschlagen, daß die herangezogenen deutschen   Arbeiter in selb st oer walte»den Aufbaugenossenschaften organisiert würdeh unter'Berücksichtigung der Richtlinien, die die Bauarbeiterverbände als maßgebend für die Arbeitsbedingungen festgelegt haben. Für diese Wiederaufbauarbeit würde gemäß den er- mittelten Bedürfnissen das Internationale Wiederaufbanamt auf dem Weltmarkt Anleihen emittieren, die in erster Reihe durch die Garantie der interessierten Staaten, dann auch durch die Garantie der dem Völkerbund angehörigen Staaten gedeckt würden. Die deutsche   Regierung würde sich zur Zahlung der Zinsen verpflichten. Diese Anleihen würden auf ein wenig beträchtliches Maß reduziert werden können, wenn Deutschland   zum großen Teil mit seinen eigenen Mitteln die Finanzierung des von ihm in natura ausgeführten Wiederaufbaues übernehmen würde. Aber im Interesse seiner Volkswirtschaft und weil seine Ve- mühungen um den Wiederaufbau der verwüsteten Länder seine Ausstlhrmögltchkeit verringern und es der ausländischen Devisen berauben würde, deren es für feine Einfuhr bedarf. könnte es von diesen internationaiest Anleihen einen Teil vorweg Überwiesen erhalten, um damit seine Volks- Wirtschaft zu heben und seine Finanzlage überhaupt zu bessern. Die Anleihe soll vor allem bezahlt und amortisiert werden durch die den Kapitalisten gehörenden mobilen Werte, die sich infolge der K a p i t a l f l u ch t bei neutralen Banken befinden: dann durch die Einkünfte, die sich aus der Liquidation des deutschen   Eigentums ergeben, das sich zurzeit beim amerikanischen   Schatzamt im Depot befindet: dann durch die Erhebung eines bestimmten Prozentsatzes von den Divi- denden der industriellen sowie der Bergwerks-, Bank-, Han- delsgefellschaften usw.. Beteiligungen, die durch den deutschen  Staat effektuiert und der Kasse des Internationalen Wieder- aufbauamtes zugeführt würden. Um die Zahlung der Jahres- zinfen und die Erhebung der Abgaben von den kapitalistischen  Unternehmungen sowie die Hebung des Wirtschaftslebens zu erleichtern, soll«« wirtschaftliche Abmachungen getroffen wer­den zur besseren Ausnutzung der Hilfsquellen der Läitdcr (Eisen, Kohle. Transporte usw.). Ueber die Pensionen wird gesagt, daß eine Lösung zu suchen ist, die gleichzeitig die Deutschland   durch den Frie- densoertrag auferlegten Verpflichtungen und feine Zah- lungsfähigkeit in Betracht zieht, unter Berücksichtigung einer InterNationalisierung mit der Bereitstellung internatio- naler Hilfsmittel, wobei die Grundsätze der Gerechtigkeit und der besonderen Pflichten einer jeden Ratio« ebenso in Betracht zu ziehen sind, wie ihre Kriegsschäden und ihre Einkünfte.
Erziehuns.* Ich sah rn der Elektrilchen einen streng blickenden Herrn sitzen, einen Herrn mit weißem Vollbart und goldener Brille, der seinem Nachbarn mancherlei über die Erziehung erklärte.Was vermögen wir Lehrer?" jagt« er.Unser Einstuß auf die Kinder erstreck, sich auf wenig« Stunden im Tag. Da» Elternhaus ist es, das die Kinder, erzieht. Schlecht, Umaongofurmen zu Haufe, ewiger Zank zwischen den Eheleuten, Haß und Streit und Gemeinheiten, die die Kinder der kleinen Leute zu Haus« sehen, erschweren uns die Er- Ziehung ungemein..." Dies und noch viel andere« Lehrreiches er« klärt« der alle Herr in der Elektrischen. Ich sah in derselben Elektrischen zwei elegante Damen. Nicht prunlhast und parvenuhaft gekleidet. O nein, sie hatten einen er- lesenen Geschmack. Das Pelzwerk und die Kostüme hielten stch fern von jeder Aufdringlichkeit.<£» war jene teure Einfachheit, die sich nur die. ganz Reichen gestatten können. Die Damen unterhielten sich im Flüsterton. Die Mienen bewegten stch kaum. Der Mund lächelt? stereotyp. Es hatte den Anschein, als ob die beiden ein ganz harmloses(tzespräch führten. Aber es war nur Verstellung und ve- herrschtheü. Dt« Damen waren Mutter und Tochter.Das geht Dich gar nichrs an", sagte die Tochter,"»wo ich heute abend hingehe. Ich sage Dir und ich sage Bater, ich gehe zu Margot. Und da» muß Dir genügen. Wenn Du mir nachspiomerm willst oder gar Vater aushegen willst, denn gibt es ja von Dir auch gewiss« Ding« zu er» zählen..."Du vergißt, daß Ich Deine Mutter bin Lergeß' ich gar nicht. Aber ich will meine Freiheit so gut wie Du die Dein«. Und ich kümmer« mich nicht, wo lhp hingehst und wen Du«mpsängst und erzähl« es auch Bater nicht. Aber bekümmere Du Dich dann auch nicht um mein- Angelegenheiten..." Wahrhaftig. sie lächelten noch immer, als ob sie stch Ltebeusmiirdigteiten zu­flüsterten. Ich sah in derselben Elektrischen ein Neines blasses Mädel, zehn. zwAfjährig, auf der Hinteren Plattform am Ausgang stehen; in einem dünnen, kurzen Kleidchen und mit Holzpantwen. Es war die Tochter der Schaffnrrin. Die Schaffnerin gab den Fohrgästen die Karten: st« hotte viel zu tun, denn die Elektrische war überfüllt. Bevor der Wagen hielt, rief dl« Schafsnerln den Namen der Halte- stell«, und an der Haltestelle stieg ste aus und ließ alsdann die Fahr-. gäst« aussteigen. Wenn ste vor dem Aussteigen an dem kleinen blaffen Mädel vorüberging, dann fuhr diese» mit den Fmgern lieh« koiend öfter die harte Hand der Mutter und murmelte kaum hörbar Mutti". Und jedesmal, wenn dies geschah, bekamen die strengen Lugen der Schafsnerln einen goldigen Glanz. Es war eine strenge, hartbllckend« Frau. Aber immer wieder flüstert« da» Kind an de»
Ihre politische Bedeutung neben den Beschlüssen der Zweiten Internationale und denen des Internationalen Gc- werkschaftsbundes erhalten diese Erklärungen dadurch, daß sie auch die Unterschrift der französischen   Sozialistenpartei tragen, während an der Konstrenz der Zweiten Internatio- nale nur die französischen   Dissidenten beteiligt waren. Zu den Unterzeichnern gehören u. a. Longuet, Presse man». und R e n a u d e l. außerdem Vertreter der englischen ILP. und der deutschen   Unabhängigen.
Diepeewüd"' über üie Märzaktion. Das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Rußlands  . diePrawda", schreibt in ihrer Nummer vom 30. März unter dem TitelDie deutsche Revolution" folgendes: Die Ereignisse in Deutschland   werden mit jeder Stunde ernster und ernster. Die deutsche   ArbeiterNaffe eilt wirklich dem müdco und durch den Samps erschöpften russischen Proletariat zu lsilse. Indem Moment, wo die weißen Helden und die von ihnen betrogenen Wirrköpfe bestrebt sind, in Rußland   noch größere Schwierigkeiten zu schaffen, stürzt stch das deutsche   Proletariat in den Kamps, unter der Losung de» Dündniffe» mit Svwsetrußland unter der Führung der Kommunisten, um der Sowjetmacht zu Helsen  . ... Die Fotm der Bewegung ist äußerst interessant und deutet auf den ganzen Ernst de» Kampfes hin. Dos ist eine Kombination von Streits mit bewaffneten Aufständen, d. h. die höchste Form des Kampfes, die das Proletariat kennt.... ... Das Streben nach der Besetzung der Betriebe ist ein sehr wichtiges Symptom. Cs zeigt klar, daß im Innern der Arbeiterklasse der Gedanke von der Notwendigkeit derExprvpcia- tion der Expropriateure" vollkommen ausgereift ist. Der Kampf für den Kommunismus ist ein hartnäckiger, schwerer und blutiger Kampf. Auf seinem Weg« hat da» deutsche   Proletp- ria: schon eine Reihe der schwersten Niederlagen erlltten. aber jetzt tritt es zum ersten Male aus mit einer Kommunistischen Partei van einer halben Million Mann als Führerin im Kampfe. Die international« Bourgeoisie kicherte schon bei dem Gedanken, daß in Europa   sich allesberuhigt" hat und schaute mit Schaden- freude auf die Not und Zerrüttung in Rußland  , das sie so durch ihre Feldzüge aus allen vier Himmelsrichtungen erschöpft hatte. Aber die Bourgeoisie hat sich oerrechnet. Der große Geist der kommunistischen   Revolution lebt. Was auch weiter kommen mag, wie auch die begonnene große Schlacht enden mag, ein» ist klar: Die Bourgeoisie kann in dieser Welt nicht mehr leben. Denn so hat ihr Totengräber, das Prole- tariat, ihr Schicksal bestimmt." Diese Ausführungen derPrawda" sind nach mancher Richtung hin außerordentlich interessant. Zunächst wird in ihnen ganz unverhüllt ausgesprochen woran die große Mehrheit der deutschen   Arbeiterschaft übrigens keinen Augenblick gezweifelt hatte, daß der Putsch in Mitteldeutschland   als befohlene Hilfeleistung für Rußland von Moekau aus diktiert wurde. DiePrawda" gibt sich sogar alle Mühe, den zeitlichen Zusammen- hang des deutschen   Putsches mit der Bedrohung Sowjctruß- lands zu unterstreichen(in dem Moment" usw.). Wie weit sich der russische   Sozialismus vom M a r r i s- m u s e n t f e r n t hat. beweist die neuesten? von derPrawda" vertretene Theorie, daß die höchst sinnlos« Kombination von Streik mit bewaffneten Aufständen alshöchste Form" des proletarischen Befreiungskampfes anzusehen sei, serner, daß die Erproprration der Expropriateure am besten durch die Besetzung der Betriebe gewährleistet sei. Wenn diePrawda" schließlich von den schwersten Nie- d e r l a g e n spricht, die das deutsche   Proletariat bisher er- litten habe, so weiß dieses, bei wem es sich für diele Nieder- lagen zu bedanken hat. Nachspiel zum Kasseler Kommumstenprozeß. Kassel  , 9. April.  (Eigener Drahibericht desVorwärts".) Am Freitag fanden vor dem Gondergericht beim Reichswehrgrpvpen- tommando II in Kassel   zwei Verhandlungen, Anschlußprozesse zu HaltestellenMutti" und fuhr mit den Fingerchen über die rauhe Hand, und die Mutter vergoß trotz aller Arbett nie, die Hand direkt »eben der Kleinen auf die Eisenstange zu leg n. Daun   stieg sie wieder«in. ließ den Wagen abfahren, ging an dem alten Lehrer vorüber, der so viel Lehrreiches zu erzählen wußte über den Einfluß de» Elternhauses und. die Streitigkeiten in den Häusern der feinen Leute, vorbei an den vornehmen Damen, die sich noch immer in vollendeter Beherrschung herumstritten, und teilte weiter Karten aus. Max Wanger.
Ein»evoluttonsgefährte Richard Wagner  ». Zu den markanten Persönlichkeiten unter den Männern de» Jahre« 1818 gehört Fried- rich Hermann S« in m i g. der in der Verbannung als Lehrer an einer höheren französischen   Schule wirkte und nach seiner Rückkehr in die Heimat als Darsteller lranzasischer Kultur und Literatur sowie als Freund der Frauenbewegung bedeutende, leistete. Um die Per- lönlichkeit dieses aufrechte« Manne  » zeichnet seine Tochter Ieanne Berta Gemmig einZeit- und Lebensbild", das soeben unter dem TitelDie Weg« eines Deutschen  " oei der E. H Beck'schen Verlags- buchhandlung in München  «Ichienen ist. In dichterisch belebter Er- Zählung werden wir hier von Ahnen und Elternhaus über die Schul- und Unioersitötsbildung bis zu dem Reoolutionsjahr von 1818 ge- führt, da» über dos Schicksal de» jungen Mannes entscheiden sollte, verfolgen dann sein Leben in der Verbannung, sein« Heimkehr im Jahre 1870 undv-den Ausklang im geeuiigtea Deutschland  . Semmig war bei den Mr«kämpfen in Dresden   1819 eifrig baciligt und wirkte hier mit B a t>. n i n zusammen. Als alles gescheitert war, floh er .mit diesem zusammen, und bei dieser Gelegenheit hatte' er eine Be- gegnung mitzdem berühmtesten unter den Mattämpsern, mit Richard Wagner  . Bei der Unklarheit, die über Wagners Schicksal in den entscheidenden Tagen noch immer herrscht, ist diese Stelle in der Lebensschildening Semmig» besonder» interessant.Hermann Sem- mig war von Bakunin   fvrtgezogen worden, den er schon von Leipzig  kannte," heißt es da.»In Tharandt   nahm ihn dieser in den Wogen, in dem Heudner saß, und zu ihnen siesellte sich plötzlich Richard Wagner  , dessen.istlcrfeel« in ekstatischer Aufregung die Kamps- tage durchlebt hatte, so daß der innere Aufruhr sich zu einem Lava- ausbruch glühender Worte steiqerte. Während die beiden anderen Insassen den eigenen schweren Gedanken nachhingen, nahm Hermann Semmig als Unvergeßliches diese elementare Offenbarung eines Menschen in stch auf, den das Gefühl einer notwendigen Wellumqe. staltung au» freundlicher Bahn uno für immer gerissen hotte. In Freiberg   trennten sich die Wege. Heubner ging nämlich schwerer Gefangenschaft entgegen: auch auf Bakunin   wartete Kerkerhast, aber nach ihr neue Irrfahrt po'itischer Berschwörung; für Richard Wagner  begann da» Ringen um ewe Umgestaltung d« Kunst, die manchem von der Zunft auch als Reo-lution galt und in der«r Sieger blieb." Der neue Direktor der Staatsbtbliochek. In der Preußischen StaatsbibUothek haben üch kürzlich der bisherig« Generaldirektor Adolf von Harnack   und der erst« Direktor Paul Schwenk  «, die dem bekannten Altersgesetz zufolg« in Pension gehen, verabschiedet. Der neue Generaldirektor F. Milk au ist dann eingefilhrt worden und
dem großen Kommunistenprozeß im Februar statt. Den Dorsttz In beiden Verhandlungen führte Landrichter Dr. Bähr, der im Februar als Beisitzer fungiert hatte. Die Abwesenheit des schwarzweißroten Staatsanwalts Dr. Meier fiel angenehm auf. Seinen Platz nimmt cer Staatronwaltschaftsrat Dr. R a m m i n ein, der als Anklaaever- trcter im Pfcffer-Prozeß, wie erinnerlich sein durfte, den Angeklagten so gut verteidigte, daß sein« Freisprechung erfolgte. Die erste Anklage richtete sich gegen den Kupferschmied Fritz H u t t z e r e i t au» Bielefeld  , dessen Oerteidigung Rechtsanwalt Dr. Seckel(Frankfurt  ) übernommen hatte. Der Angeklagte wird des Vergehens gegen die Derc-rdnung ocm ei). Mai 1929 beschuldigt. In den Akten des im ersten Prozeß Angetlagten S ch r o e r wurde der Name des Angeklagten in Verbindung mit Notizen über die Finanzierung de» Nachrichtenwesens" gefunden. Die Vernehmung des Angeklagten ergibt, daß er feit 1919 Mitglied der KPD.   ist und vor kurzem Lezirksvorsstzender der KPD. in Bielefeld   war. Er erklärt, Gegner jeglicher angreifenden Gewaltakte zu sein. Er gibt zu, den Versuch zur Organisation eines Nachrichtenwesens unter- nommen zu haben, weil dies seiner Ansicht nach durch die Ersah» rungen des K a p p. P u t s ch e s notwendig geworden sei. Für seine Reisen habe er zweimal Geld dekammen. einmal 1999 M./ein an­ders» mal 209 Mk. Der Ancixklagte will immer des Glaubens ge- wesen sein, daß der Nachrichtendienst nicht eine Parteiinstitittion, sondern das Werk einzelner Personen gewesen sei. Auch habe er von einer Knmpssrganisallon innerhalb der KPD.  niemals etwas gehört. Der ak? Zeuge vernommene Schroer, der zurzeit feine viermonatige Gesängnisttrafe abbüßt, die er in dem großen Kommunistenprozeß erhielt, bestätigt im allgemeinen die An- gaben des Angeklagten, mit der er nur lose Verbindung ge- habt haben will. Die dem Angeklagten gezahlten 1299 M. stammen aus Geldern, die ihm dem Schroer von der Militär- propagandozentrale der KPD. zur Verfügung gestellt wor- den seien. Der Staatsanwalt beantragte vier Manate G e- f ä n g n i s. der Verteidiger machte geltend, daß dem Angeklagten nichts nachacwieten sei. was auf eine Betätigung in der angeblich illegalen Organisation" schließen lasse. Der Nachrichtendienst, der als«ine legale Einrichtung der Partei gelten müsse, sei keineswegs strafbar. Er beantragte Freisprechung. Das Gericht sprach den Angeklagten aui Kasten der Staatskasse frei. Der Haft- befehl wurde aufgehoben. Die zweite Anklage richtet sich gegen den 1892 geborenen Fabrik- arbeiter Johann' v. d. Heidt, dessen Name in einer List« des be- reit« abgeurteilten K l i n»m ü l l e r gefunden wurde. Außerdem hat man bei einer Haussuchung In seiner Wohnung einige Waffen mit Munition gefunden. Der Angeklagte, der niemals politisch organisiert wor, will nicht wissen, wie sein Name In die betreffend« Liste gekommen ist Die bei ihm gefundenen Waffen habe er au» dem Felde gebracht, weil er«in großerWaffenliebhaber" sei, was auch durch die Zeugenaussagen bestätigt wird. Auch hier hielt der Staatsanwalt den Angeklagten für überführt und beantragte vier Monate Gefängnis Der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. O b u ch aus Essen plädierte auf F r� I s v r e ch u n g: diesem Antrage gab das Gericht statt, indem cs den Angeklagten aus Kosten der Staatskasse freisprach.'_ Einberufung des Reichstag»? Der Abg. Ledebour richtete gestern an den Präsidenten des Reichstags, Genossen Löbe, im Namen des Fraktionvvorstandcs der USP. dos Ersuchen, den Reichstag   so- bald wie möglich, jedenfalls aber vor dem 29. April, einzuberufen. Begründet wird diese Forderung mit der Bildung der außerordent- llck?en Gerichte, mit dem Scheitern der Londoner Konferenz sowie mit der Notwendigkeit, zu dem Wiederaufbauprogramm der Ar- beiternationalen Stellung zu nehmen. Wie wir hören, dürfte tir* Beantwortung de- Sckir-ibenv in den nächsten Tagen nicht zu erwarten sein, da Genosse Löb« verreist ist und ihm der Brief nach- gesandt wurde. Vafsenfuude in einem Berliner   Konsumverein. Heute früh wurden die Räumlichkeiten der Filiale des Konsumvereins im Hause Beussclstr. durch eine größere Zahl von Beamten der Schutz- polizei nach Waffen durchsucht. Dabei fand man im Kellerraum in einer Milchkühlkiste 157 Handgranaten ohne Zünder, zwei Mauserpistolen und zwar eine lange und ein« kurze, beide Modell 1998. mit sieben Patronen, einen Trommelrevoloer mit fünf Pa- tronen und eine Leuchtpistole. Der Geschäftsführer Grvßmann wurde, um die Aufklärung de« Fundos   herbeizuführen, festgenom- men. Die beschlagnahmten Waffen übergab man dem nächsten Polizeiamt. Zeilungsoerbol. Hembuvtz, 9. April. lEigener Drahtbericht des Vorwärts.) Wegen aufreizender Angrisfe auf den Stamrkom. rnissar Genossen H e n s e ist das alldeutsche HetzblattHamburger Warte" verboten worden. hat in einer sein abgewogenen Ansprache sein Programm entwickelt und jeden einzelnen des großen Beamtenkörpers begrüßt. M. geht der Ruf eines äußerst umsichtigen und energischen Bibliothekars voraus, und was er über Bibliotheken in derKultur der Gegen- wart" beigesteuert hat, ist das Beste, was es über dieses Thema gibt. Er will so kündigt« er an mit allen Kräften die Be- Nutzung der Bibliothek erweitert und vertiefen und sie zu einer öfsentlichen Angelegenheit ersten Range» machen. Das ist«in hohes Ziel, und der Weg dahin nicht einfach. Denn der Klagen über das Institut sind nicht wenige, und an dem Erbe aus der wilhelminischen Zeit, vor allem an dem verunglückten Bau und seinen vielgepriesenen, aber wenig brauchbaren technischen Ein- richtungen, wird die neu« Direktion schwer zu tragen haben. Aber solche Widerstände sind'da. um überwunden zu werden, und wir begrüßen es, wenn die neue Zeit auch hier einen neuen Geist als Bundesgenossen finden sollte. Sowohl den scheidenden wie dem neuen Leiter werden von ihren Fachgenossen inhaltreiche Schriften über das Bibltothekwesen ge- widmet. Fortschritt« in der Mordtechnik. Es berührt eigenartig, tznß ausgerechnet in einer Zeit, die so häufig die Schlagworte Entwaff- nung, Abrüstung, Pazifismus usw. iin Munde führt, in. den Vereinigten Staaten   eine neue Mordwaffe konstruiert worden ist, die unter Umständen im Umgang der Nationen miteinander von unabsehbarer Bedeutung werden könnte. Es handett sich bei der neuen Erfindung um eine Art Maschinengewehr, dos an Größe da» Format einer mittleren Flinte nicht übertrifft. Die Herstellerin. eine bekannte Waffenfabrit in New Port, nennt da»Submachine Gun  " die wirksamste aller bestehenden trogbaren Feuerwaffen und bezeichnet es neben seinem militärischen Wert als die ideale Waffe für den Schutz von Banken, Postansialten, industriellen An- lagen, Eisenbahnen. Gutsgehöften usw. Das Gewehr stellt die Kombination eines Maschinengewehrs und einer halb automatischen Schulterflinte in der Form einer länglichen Pistole dar. Da« Miniatunnaschtnengewehr feuert vollständig automatisch etwa 1599 Schüsse in der Minute oder, wenn man e» wünscht,«inen Schuß bei jedem Zug am Drücker. Da» Gewehr, da« stet» gebrauchsferttg ist und bequem unter dem Rock getragen werden kann, ist in feinet Konstruktion und Anwendung so einfach, daß jedermann es au<,n- blicklich mit der Wirkung eines geübten Maschinengewehrfchutze« feuern kann. Erftaufsührnnge« der Woche. TienSt. K-mmerspi-le:Srätte.- Künftlerth-ater:.Di« Marquife von«reis.  - Don«, üttiing. tbeater:.Bon Morsen« bi» Mitternacht." Sounnb. Reue» VoUSthealer:Rose Bernd." Ztoietheater:.I« llaf« Noblesle." Urantv-Borträge Sonntag, Donnerstag Emma Kottmann: m Schwarzwald  ". Sonnabend:»Frflbüng am Neckar». Rontag, Kret. tag Ingenieur Netten:.Schutz gegen Einbruch nnd Dieb» kahl". DienStag O. Grosse:»Hinter den Kulisse» de» Fern- sprecherS». Mittwoch spricht Ewald:.Fliegerbild und deutsch  « Siedlung"., .. R?i�etch Mae« Ii«» heut«, abend« 7',. Uhr. im Saale der»eich«. schen Hochschule, Fasane». 88, Novelle« von Balzac  .