Nr.173+ 38.Jahrgang Ausgabe A nr. ss
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Donnerstag, den 14. April 1921
Zum 1. Mai.
Sozialisierung des Kohlenbergbanes
Bom Jnternationalen Geweefiaftsbund er in dem Ruf nach einer internationalen Befriedung und Sanierung geht au die gesamte Arbeiterschaft der Welt der Ruf, fidh am 1. Mai der Wirtschaft. 3u machtvollen Sundgebungen zu vereinigen und ihre Solidarität mit Endlich vereinigen wir uns mit ihnen in unserem Kampfe für den Klaffenforderungen des internationalen tämpfenden Proletariats die Sozialisierung der Produktionsmittel. In den größeren 3nzu befunden. Auch die deutsche Arbeiterschaft wird duftrieländern rüstet sich die Arbeiterschaft für die fich, wie in früheren Jahren, an diefer Demonstrafion befeiligen. Mag auch für fie ein Teil der Forderungen erfüllt sein, für deren Erfämpfung vor 32 Jahren die Maifeier befchloffen wurde, so bedarf es doch zu ihrer vollen Sicherung der gefehlichen Einführung in allen Candern, wie dies von der BaThingtoner Jnternationalen Arbeiterschutzkonferenz verlangt murde Die deutsche Arbelterschaft weiß fich einig mit der Arbeiterschaft der gesamten Kulturwelt im raftlofen Kampfe für die
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Der Weg ins Verderben.
Paul Levis Anklage.
Die Rote Fahne" wird wegen ihrer Brandartitel staatsanwaltlich beschlagnahmt und außerdem werden aus ihrer Rotationsmaschine wesentliche Teile entfernt, damit ihr Drud perhindert werde. Aber prompt ist sie am gleichen Morgen im Straßenhandel zu haben. Ein Beweis, daß die alten polizeilichen Nadelstiche, mit denen früher die ganze sozialbemokratische Presse bedacht wurde, heute so wenig wie da mals ihren 3med erfüllen können. Sie find im Gegenteil wahrscheinlich nur geeignet, dem tranten Körper der Kommunistischen Bartei zeitweilig neues Leben künstlich einzu impfen.
und der Gewinnung der übrigen Erdfchäße, die allenthalben die Grundlage des Wirtschaftslebens bilden. Das Gesamtwohl der Menschheit darf nicht länger einer Handvoll von Monopolisten ausgeliefert bleiben. Der Widerstand der Unternehmerklaffe gegen jeden Fortschritt der Gemeinwirtschaft muß in 3ähem kampfe überwunden Die unterzeichneten Borstände der gewerkschaftlichen Organijavöllige Verwirklichung des Achtstundenarbeitstages donen Deutschlands rufen daher die deutschen Arbeiter und Ange- hänger, jondern gegen das gesamte Broletariat be
nud der übrigen Forderungen des internationalen Arbel. terschutes.
werden.
ftellten auf.
am 1. Mai
Aber die Not der Arbeiterklasse erschöpft sich nicht in drüdender in allen Berjammlungen zu demonstrieren: Arbeitsfron. Sie wird verschärft durch die Geißel der Arbeitslosigkeit, die täglich größere Opfer fordert. Die deutsche Arbeiterschaft wird besonders schwer getroffen durch die
Gewaltpolitik des Ententekapitalismus,
Der den Krieg gegen das unterlegene Deutschland mit wirtschaftlichen und militärischen Machtmitteln weiterführt und die Wiedergefundung unseres Wirtschaftslebens hindert.
Die Maifundgebung muß ich zu einem mirtlamen Brafelt gegen diefe Bergewaltigungspolifit der tapitalistischen Welt. madh te ausgefialten. Auch die Arbeiter der Ententeländer leiden unter diesem Widersinn, denn die wirtschaftliche Vernichtung Deutsch lands legt auch ihre Industrien fill. Sie ftimmen mit uns überein
für die Durchführung des internationalen Arbeiterfchulges in allen Ländern,
für die wirksame Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch Internationale Wirtschaftsgefundung,
für die Sozialisierung der Badenfchähe, für die internationale Arbeiterfolidarität, für einen wirklichen Weltfrieden! Berlin, 13. April 1921,
Der Borjiano ves Augemeinen Deutschen Gewerche sbundes. Th. Ceipart
Der Borstand des Allgemeinen freien Angestelltenbundes. Aufhäuser. Süß.
München, 13. April .( WTB.) Im Finanzausschuß des baye ischen Landtages wurde heute die Einwohnerwehr Debatte fortgefeßt. Staatsjetretär Da Schwener stellte feft, die gegenwärtige Stärte der Einwohnerwehr betrage 320 000 Mann. An Waffen feien vorhanden
240 000 Gewehre und Karabiner, 2780 Maschinengewehre,
na auf sich laden.
44 leichte Geschüße und 34 Minenwerfer.
treffen, fondern auch in puntto Bewaffnung 140 000 Gewehre und Karabiner und 1000 Maschinengewehre mehr besigen als die gesamte deutsche Reichswehr!
Borausgefeßt, daß lettere politisch überhaupt zuverlässig genug wäre, um auf einen Befehl der Reichsregierung die Ent waffnung der bayerischen Einwohnerwehren durchzuführen, so würde eine folche Reichseretution schon an der militärischen Uebermacht der Bayern scheitern! Jezt versteht man allerbings, warum fich die Regierung Fehrenbach- Simons- Roch in ben legten Monaten alles von den Kahr, Escherich und Heim hat gefallen lassen müssen....
Biel mehr als diese behördlichen Maßnahmen wird die Kommunistische Partei getroffen durch ihre eigenen Sünden, die sie nicht nur gegen fich selbst und ihre An
gangen hat und dauernd begeht. Der bisherige Borsitzende ber BKPD., Baul Levi, der fürzlich mit Klara Zetkin und einigen anderen durch die neuen Männer der Zentrale taltgestellt wurde, hat foeben eine Broschüre erscheinen lassen, die unter dem Titel„ Unser Weg- Wider den Butschismus“ eine pernichtende Anflage gegen die fommunistische Leitung darstellt. In seinem Borwort schon sagt Levi:
Als ich diese Broschüre plante, bestand in Deutschland eine Kommunistische Partet von 500 000 Mitgliedern. Als ich sie 8 Tage Später fchrieb, mar biefe fommunistische Partei in ihren Grundfesten, erschüttert, ihr Bestand in Frage geftellt.
Es mag als Wagnis erscheinen, in einer solch ich weren strie, in der die Kommunistische Partel fich jeg befindet, mit einer fo fchonungslosen Kritik zu tommen. Auch furze Ueberlegung schon muß fagen, daß diefe Kritik nicht nur nüglich, fondern notwendig ist. Das unverantwortliche Spiel, das mit der Eristenz einer Partei, mit dem Leben und dem Schicksal ihrer Mitglieder getrieben wurde, muß zu Ende gebracht werden. Es muß durch den Willen der Mitglieber beendigt werden, wo die Berantwortlichen auch heute noch nicht fehen wollen, was fie getan haben. Die Bartei darf nicht geschlossenen Auges in Anarchismus bafunistischer Farbe hineingezerrt werben. Rann in Deutschland noch einmal eine tommunistische Bartei aufgebaut werden, so verlangen die Tofen in Mitteldeutsch land, in Hamburg, im Rheinland, in Baden, in Schlesien, in Berlin, verlangen die vielen Laufende von Gefangenen, die das Opfer dieses bafunistischen Wahnsinns geworden sind, so verlangen fie alle an sesichts der Borgänge der letzten Woche: Niemals wieder!"
Es versteht sich von selbst, daß das Wüten des weißen Shredens nicht der Mantel fein darf, hinter dem die Berantwort lichen fich ihrer politischen Verantwortlichkeit entziehen. Und es versteht sich nicht weniger von selbst, daß das wüten und Schimpfen gegen mich, das sich jetzt erheben wird, tein Grund sein darf, die Kritik zu unterlaffen. So wende ich mich getrost an die Mitglieder der Partei mit biefer Schilderung, die jedem das Herz zerfind bittere Wahrheiten. Aber: es ist Arznei, nicht Gift, was ich reißen muß, der mit aufbaute, was hier zerschlagen ward. Es
dir reiche".
Diese Bewaffnung der Einwohnermehr, bie übrigens vorschrifts mäßig angemeldet fei, bedeute ficherlich teine polifische Gefahr.(!!) Run wird ber bayerische Ministerpräsident die Geister Die eingestellten Einwohnerwehrleute leifteten ihren Dienst unent felbst nicht mehr los, die er rief. Die Bayerische Volkspartel geltlich und ehrenamtlich. Nur 10 Prozent ehemaliger Offiziere be hat ihm, der endlich ein schüchternes Rückzugsmanöver vor fänden sich unter den Führern. Eine Verwendung außerhalb des Berlin martiert hatte, regelrecht durch den Mund ihres Füh Bandes sei ausgeschloffen. Die Staatsregierung und Einwohnerwehr rers im Landtag, Held, den Krieg erklärt! Wie fich Herr untersucht Levt zunächst das Verhältnis der Kommunisten zu In einer mit Marg- 3itaten reich gefpidten Darstellung felen fich einig, daß die Entwaffnung ber Einwohnerwehr eine D. Kahr aus der Affäre ziehen wird, ist seine Sache. Die bane dem übrigen Boltsteil. Er behauptet, bei den Kommunisten Frage der Zeit fei. Die Notwehrmaßnahme der Einwohner rische Sozialdemokratie, und mit ihr bie ganze deutsche Partei beständen zwei Dentfehler. Der eine sei, daß fie innerwehr fei hinfällig, sobald die staatlichen Sicherheitseinrichtungen fo erblidt in ihm und in denjenigen, die fein Spiel unterstüßt balb des Proletariats nur die Kommunisten fähen, weit gefräftigt seien, daß sie als entbehrlich erscheinen tönne. So oder gebulbet haben, Bolts verberber, deren Sünden ber andere aber, daß sie innerhalb der fämpfenden Klaffen lange das aber nicht der Fall ist, würde die bayerische Regierung fie nicht aufhören wird festzunageln. Aus dem Munde des nur das Proletariat erblickten. Die im Bolfe vor durch Breisgabe des Selbstschutes eine große Berantwor- bg. Held erfährt man übrigens zum ersten Male die äußerst handenen Schichten, die ihrem Bewußtsein nach zwar noch wichtige Tatsache, daß die Reichsregierung neue Bernicht proletarisch, wohl aber antibourgeois fein, würden von In der darauf folgenden Debatte erflärte Abg. Timm( 503) handlungen mit der Entente zur Lösung der bane den Kommunisten überhaupt nicht beachtet. Diese hätten bis n. a., daß die Einwohnerwehr eine einfelfige Kampforganisation gegen rifchen Entwaffnungsfrage eingeleitet hat. Die Reichsregie jetzt noch feinen Weg gefunden, sich diesen Mittelschichten auch die Arbeller fel und polemiflerte gegen die Politit der banerischen rung führt also hochwichtige diplomatische Berhandlungen mit nur zu nähern. Go fönne es tommen, daß als fonmmunistisch egi ung, beren Folgen feine Bartel ablehnen müffe, ber Entente über eine Frage, die monatelang die Welt in die Berbrüberung des Broletariats mit der Bourgeoisie, der und aus diesem Grunde auch die Bofitionen für 1920. Spannung gehalten hat, und man hört davon zum ersten Male Kommunisten mit Lettow- Borbed ausgegeben wurde. Abg. Held( baner. Bolfspartei) erklärte rein zufällig anläßlich einer Ausschußdebatte im bayerischen Levi untersucht in ganz opportunistischer" Methode die der Ministerpräsident hätte gröblich feine Pflicht verlegt, Landtag aus dem Munde des Sprechers der- separatistischen Frage, welche Stellung die deutschen Kommunisten innerhalb Bayerischen Volkspartei. Fürwahr, erbauliche Zustände des Proletariats haben, und weist an den Bahlziffern der wenn er sich auf den Standpunkt der Entbehrliteit ber Den Erfolg dieser Verhandlungen fann man sich, nach den letzten Landtagswahl nach, was anderen längst befannt ist, Gin: vonerioehr gestellt hätte. Die Ereignisse in Mitteldeutschland Angaben des Staatssekretärs Schwener, die jedenfalls nicht daß die Kommunisten tatsächlich nur einen bätten: die Reichsregierung veranlaßt, in der Entwaffnungs- bzw. übertrieben sein dürften, leicht ausdenten. Und was das Bruchteil innerhalb der großen Arbeiterbewegung darEinwohnerr hrfrage neue Verhandlungen mit der Entente anzuschlimmste ist: wieder einmal foll die wirkliche Griften 3 stellen. Aber da Wahlziffern allein die Stärte oder Schwäche früpfen. Solange deren Ergebnis noch nicht feststehe, wäre es frage des gesamten deutschen Boltes, die Reparations einer Bewegung nicht aufzeigen, so untersucht Levi auch das felbft mörderif, die Einwohnerwehr aufzuheben. frage, mit einer reaktionären, partitularistischen Angelegen Berhältnis der kommunistischen Parteimitglieder zur Zahl Abg. Hammerschmidt fagte, die Demofraten ständen auf dem heit verquidt werden. Wieder einmal foll die Stellung unserer ber in ben Gewertschaften organisierten Arbeiter und Standpunkt, daß die Einwohnerwehr zurzeit noch erhalten wer. Unterhändler am schicksalschweren ersten Mai durch eine Neben- tommt dabei zu dem Ergebnis, daß die Kommunisten, die An ben muß. Es bürfe aber wegen der Einwohnerwehr zu feinen frage geschwächt werben, in der wir gegenüber der Entente fang 1921 angeblich 500 000 mitglieder zählten, vom gefa m Trübungen zwischen Bayern und dem Reich fommen offenfundig im Unrecht sind. Da versteht man es allerdings. ten gewerkschaftlich organisierten Proletariat rund ein Sech Abg. Dr. Pilfert( Mittelpartei) erklärte es für ausgeschlol bah in den Kreifen der Deutschen Boltspartei fich eine starte zehntel, und vom freige werffchaftlich organisierten fen, die Einwohnerwehr jetzt aufzulösen. Strömung bemerkbar macht, die eine Lösung der preußischen Broletariat rund ein Bierzehntel umfaßten. In gewissem Regierungstrise im Sinne der Lintstoalition dazu benußen Sinne sei troß der wachsenden tommunistischen Organisation Durch die statistischen Mitteilungen des Staatssekretärs will, um aus der Reichsregierung vor dem 1. Mai zu ver- die Situation der Kommunisten eine schwierigere geworden. Schwener gewinnt man erst ein rechtes Bild von der ungeschwinden: die Ratten möchten allzu gerne das Schiff verlassen,„ Die Sozialreformisten jeglicher Art waren bei Beginn der heueren innerpolitischen Gefahr, die die bane daß sie durch die eigene Nagearbeit zum Sinten gebracht haben. deutschen Revolution völlig in ber Defensive. Sie hatten zwar große Maffen hinter sich, aber ihre Reihen waren ungeordnet; wir hatten rische Einwohnerwehr bedeutet, und von der Sadgasse, in die die bürgerliche Reichsregierung durch ihre eigene Schuld, freien Zutritt zu ihnen, wir fonnten fie beeinfluffen. Heute hat der infolge ihrer unverantwortlichen, monatelangen Bogelstrauß Sozialreformismus einen bewußten und zähen Widerstand politit gegenüber der Kahr- Regierung geraten ist. Es stellt gegen den Kommunismus organisiert; ja teilmelfe fchon geht er aus jich also fegt heraus, daß die bayerischen Einwohnerwehren der Defensive in die Offenfive über, um die Kommunisten aus thren Positionen zu verdrängen." nicht nur um 220 000 Mann die Stärke der Reichswehr über
Generalstreik in England.
Condon, 13. April( Reuter.) Der Arbeiferdreibund hat befchloffen, daß der Ausstand am Freitag abend um 10 Uhr beginnen foll.