Nach„ Berlin t." beftimmte Boffenbungen werben vielfach von! Berliner Absendern nur mit der Ortsbezeichnung Norden ver jehen und infolgedessen nach Norden( Drt in Ostfriesland ) fehlgeleitet. Zur Bermeidung von Berzögerungen ift daher die Angabe Berlin N." erforderlich.
Schwere Strafen für Ferrys Opfer.
( Schluß aus der Abendausgabe.)
Proteft gegen die Ablehnung ihrer Beweisanträge( Scheinattentat), Unterschlagung von Speditionsgüfern. Bu ber unter dieser Spigmarte erschienenen Notiz in Sr. 146 bes Vorwärts" schreibt Bruge Kriminalfommiffar Scherler gibt noch an: Hölz hat weiter zu amtieren. Staatsanw. Dr. Jäger fährt fort und weift u. a. darauf hin, uns der Spediteur Benzel, bag er feine Speditionsgüter unter- beftritten, mit den Taten in Berlin etwas zu tun zu haben; er hat fchlagen habe und auch deswegen nicht geflüchtet fei. Er fei vielmehr aber gefagt, daß er etwa vor 6 Wochen in einer Versammlung daß die Frage, ob die Idee zu der Tat dem Hirn des Fer: y oder Hölz auf Grund ordnungsmäßiger Baviere au einer Berbandlung mit in der Berlichingenftraße gewefen fei, deren 3wed es war, einen bem Stöniglich Holländischen Lloyd nach Amfterdam gefahren. Bei Genoffen zu gewinnen für die Befreiung inhaftierter Genossen. entsprungen sei, in diefer Berhandlung nicht aufgeflärt werben ber angeblichen Unterschlagung handelt es sich um eine ordnungs- Das war alles was er fagte. fönne. Der Aufstand in Mitteldeutschland sei aber nicht von den mäßige öffentliche Bersteigerung von Lagergut, für das fein Berbefunden würde, daß sein Sohn unter dem Namen Ferry" in geschobenen Leuten. Der Staatsanwalt tommt zu dem Schluß, Borf.: Heute wurde hier behauptet, daß ein Wilhelm Hering Hölzschen Kommunisten inszeriert, sondern von den von Mostau fender und fein Empfänger zu ermitteln war. Fräulein Brubn jei nicht seine Buchhalterin, sondern feine Berlobie und habe mit Mitteldeutschland herumreise, daß er unter diesem Namen in Halle baß sich die Angeflagten schuldig gemacht haben. Zu ihren Gunsten bem Geschäft nichts zu tun. Weil er an herafrämpfen leide, habe gefangen worden sei, und der Bolizei fehr gut befannt ift. 3euge: fei anzunehmen, daß sie vielleicht unter dem faszinierenden Einfluß fie ihn auf Anordnung des behandelnden Arates begleitet. Da fich Ich habe schon gestern erklärt, daß die Polizei froh wäre, wenn sie eines geistig höherstehenden Mannes gestanden haben. Dies werde an die Amsterdamer Berhandlungen eine Geschäftsreise in das den Ferry hätte. Auch wir sind der Ansicht, daß Ferry der auch durch das Gutachten des Medizinalrats Stormer bestätigt, rechtsrheinische Gebiet nötig machte, habe sich feine Rüldreife infolge spiritus rector des Unternehmens ist, und hatten schon vor der ober fagte, daß die zum größten Teil nervenschwachen Angeflagten ber Belegung diefes Gebietes furze Zeit verzögert. Berhaftung der jeßigen Angeflagten beftimmte Ermittelungen behufs sehr leicht zu beeinflussen feien. Andererseits handele es sich um Festnahme des Ferry eingeleitet. J.-R. Broh: Wir kennen ja eine von der Zerstörungswut brutal fanatischer Menschen geplante diese Komödie. Bogel ist auch verurteilt worden und nachher hat Tat, durch welche lediglich die Beriekung des Gefühls, welches noch das Auto bereit gestanden, um ihn nach Holland zu bringen. in einem großen Teil unseres Boltes vorhanden ist, beabsichtigt R.-A. Dr. Fraenkel fragt den Zeugen dann, ob er die Ueberzeu mar. Gerade die Angeklagten, bie verlangen, daß man ihre poligung habe, daß die Polizei den Ferry nicht bereits hat, daß er also tische Ansicht respektieren foll, haben sich dazu verstanden, eine nicht identisch mit hölz jei. 3euge: Meines Erachtens brutale Berlegung der Gefühle und politischen Anschauungen weiter ift bas ausgeschlossen. J.-R. Broh: Ist der Polizei bekannt, Kreise des deutschen Volkes zu begehen und es fann feine Rede daß Ferry fich als Wilhelm Hering bei der Polizei schriftlich ange davon sein, daß die Tat ein Spizelunternehmen ist meldet hat und danach auch persönlich auf dem Polizeibureau ge- Juristisch fet, felbst wenn Ferry tein Attentat geplant hätte, eine wesen ist? Ich folgere daraus, daß Ferry nicht hölz sein kann, Strafbarkeit der Angeklagten vorhanden. Es genüge nach§ 6 bes benn Hölz war selbstverständlich nicht angemeldet und tonnte sich Sprengstoffgefeges allein schon die Berabredung mehrerer Bersonen, deshalb auch nicht zur Polizei begeben. Seuge: Das ist garnicht eine derartige Handlung begehen zu wollen. Schließlich wurden unmöglich, wenn er sich unter falschem Namen angemeldet hat, fann beantragt er schon dort gewesen sein. Hölz fieht heute ganz anders aus, als auf den Bildern. Kein Mensch würde ihn erkennen. Der Zeuge befundet noch, daß Hölz bei seiner Bernehmung in jeder Beziehung 8urudhaltenb war.
Keine Flagge auf dem Universitätsaulagebäude. Wir be richteten fürzlich, daß auf dem Aulagebäude der Universität die Flagge halbmaft gehißt sei. Bie uns von einem Betriebsrat der Universität mitgeteilt wird, handelt es sich hier nicht um das Aula gebäude, sondern um das daneben liegende Kaiser- Wilhelm- Balais. Die Sportabteilung der Humboldt- Hochschule veranstaltete am Sonntag in der Scala" eine Matinee. Herr Neufirch, der Ab. teilungsleiter ber Eportabteilung, fprach über ben Sport und feine individuelle wie gesellschaftliche Bedeutung. Der Dozent Frutichat führte mit feiner Echule gymnastische Uebungen vor, bei benen, ben Ausführenden vielleicht unbewußt, Gleidomas und Rhythmus starle äfthetische Wirkungen hervorbrachten. Es folgte unter Führung bes Herrn Rolauf ein Boglampf, der man fage, was man wolle nur jo lange nicht unerträglich rob wirkt, wie er Spiel bleibt. Zum Schluß wurde der hier schon besprochene Film Das Wunder bes Schneeschuhe" gezeigt. Kein Morb, fein Rotichlag. fein Ehe bruch und fein Unglüdefall ereignet fich. Rein Filmstar wirft mit. Darstellerin und Meifterin zugleich ist Aichöpferin Natur. Ein Appell an den guten Gefomad des Publikums, das aller Boraus ficht nach richtig reagieren wird. Es ist fein gilm mehr, es ist ein bollendetes Runstwert.
Das neue Georgien . Ueber diefes Thema( pricht auf Einladung ber Junglozialistischen Bereinigung SPD., Gruppe Friedrichshain , morgen ( Donnerstag), abends 7, Uhr, im Konferenzzimmet der Bemeindeschule, Straßmannitrake, nabe Petersburger Blak, Genosse Rundatie von der
Georgischen Gesandtschaft. Gäste willkommen.
Filmschau.
Der zengende Tod", ein Filmbrama in sechs Aften, wird in der Schauburg gezeigt. Das ganze ist reichlich langatmig und be handelt das Schidjal eines Arztes, der ein Mittel zur Befämpfung aller Krankheiten gefunden zu haben glaubt und schließlich ein Opfer feiner Entdeckung wird. Dieses nicht gerade neue Thema wird mit üblichen Mitteln und nicht gerade sehr überzeugend dargestellt. Das befte baran ift der Titel. Die Filmoperette Banditen", zeichnet fich durch flotte Handlung und gute Darstellung aus.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Heute, Mittwoch, den 20. April:
14. Breis Sexton. 7 Uhr in ber Turnhalle ber 31. Gemeinbeschule, age, Berfammlung ber auf dem Boden ber GBD. ſtehenden Citernbeirate ber
81. unb 82. Gemeinbefdule. Stellungnahme sur Bahl ber Elternbeirate. 2. bt. 7 Uhr in ber Schulaula Danziger Str. 25, Berfammlung fämtlicher GBD.- Elternbeiräte. Referent Dr. Richard Lohmann.
88.94 7% the bei Stümper, Flensburger Str.&, Sigung ber Abtellungs.
leitung, der Funktionäre und Bezirksführer. Bichtige Tagesordnung. 80. Abt. Friebenau( Ortsteil von Schöneberg ). 8 Uhr bei Gürlich, Rubens, Ede Begasftraße, Frauenabend. Referentin Frau Dr. Bieber. 82. Abt. Steglig. 7 Uhr in ber Realschule, Am Stubenrauchplay, Mitglieber. verfammlung. Borstandswahlen. Wichtige Tagesordnung.
B. Sibt. Reutolla. 7% Uhr bei Taubel, Weiseftr. 28, Gigung fämtlicher Funt.
tionäre.
Jung. Siehe geftrige Notiz.
136. abt. Reinidenbort.Of. 7 Uhr in der 3. Gemeindeschule GeneralverfammBeibmannsluft. 7% Uhr bei Beurich, am Bahnhof, Bersammlung. Referent
Genoffe Matufchet: Steuerfragen. Blantenburg. 7 Uhr bei Rlug, Dorfstraße, Frauenabend. Referent Dr. Semble: Geburtenverminderung oder Gebärzwang".
tionäre.
Morgen, Donnerstag, den 21. April: 11. Recis Schöneberg- Friebenan 7% Uhr bet Obft, Martin- Luther- Straße, u. fammenfunft ber 18-25jährigen Genoffen und Genoffinnen aweds Grünbung einer Sunbfozialistischen Bereinigung Bortrag bes Genoffen Robert Reller über efen und Biele ber Jungfozialisten". 28. bt. 7 Uhr bei Burg, Brenzlauer Allee 188, wichtige Sigung der Funt. 76. b. Bannfee. 74 hr im Reichsabler", Rönigftt. 56, öffentliche Berfamm2. abt. Saöneberg. 7% Uhr bei Groß, Gebanfte. 17, Frauenabenb. Referent Genoffe Albin Mohs: Bohlfahrtspflege". Erscheinen bringend notwendig. Gäste willtommen. 187. abt.-Ollenide Faltenberg. Die Borstandssitung findet nicht am Mitt. Rlingenberg, Grünauer Str. 29, ftati.
wody, fonbern erit am Donnerstag, ben 21. April, abends& Uhr, bei
Maigenthal Repeznid. 7% Uhr bei Marg Generalversammlung.
Jugendveranstaltungen.
Besein Webeller- Jugend Groß- Berlin, Getretariat: R. 40, Se ben gelten 22 Mittwoch, den 20. April: Raulsbert und fiche Bororte. Cin Sichtbilbervortrag: 3m Bambe bez Mitternachtsfonne findet heute abenb 7 Uhr im Jugendheim Raulsdorf, Abolffte. 25, ftatt. Bortragender Herr Bürgermeister Dr. Rober. Eintritt frel.Gin Stiftungsfeft findet am Donnerstag, ben 21. April, in der Rinbl Brauerei, Bermannstraße, von der Abteilung Rentölin ftatt. Cintritt 2 M. Gesundbrunnen : Soule Gothenburger Str. 2, Distufflonsabenb: Bie ftellen wir uns au ben Beimarer Beschlüffen?" Lichtenberg : Bartaue 10, Bortrag: Geologie Lichtenbergs". Rorden: Schule Butbufer Str. 8/6, Bortrag: ,, Gosia. lismus. Often( Petersburger Viertel): Straßmannstr. 6, Mäbchenabend. Prenzlauer Borttabe: Schule Senefelderfir. 6/7, Distuffionsabend: Befen und Riele ber politischen Barteien". Gübweft: Zentrallugenbheim Einbenfte. 3, Bortrag: Das Banbern". Webbing: Schule Triftstraße, Bortrag: Frig Wilmersdorf: Schule Roblenzer Straße, Burschen- und Mädchen
Reuter
abend.
Aus aller Welt.
Schlagwetter im Braunkohlenschacht.
Auf dem Braunkohlenicbat Cafar der Alfaliwerfe 28 efter egeln wurden durch eine Explosion schlagender Better 30 Berg leute betäubt. Sie fonnten wieder ins Leben zurückgerufen werden. Dagegen dürften 4 Bergleute, die vermigt werden, der Explosion zum Opfer gefallen fein,
Vorträge. Vereine und Verfammlungen. Bunb seligiöfez Gozialister, Begirisgruppe Moabit . Donnerstag, ben 21. April, abends 8 Uhr, im Heinen Gaal ber Bazenhofer Brauerei, Turm Fraße 28, Gde Stromstraße, öffentliche Berfammlung. Thema: Der Bund reliBiofer Sozialisten und die Gegenwart. Referenten: Pfarrer Piechowski unb Dr. Jäfchte. Mieterverein Berliner Weften. Mittwod), ben 20. april, abends T½ Uhr, Lichtbilbervortrag in der Aula bes Fall- Realgymnasiums, Lugow ftr. 84. Dr. med. Bornſteix spricht überaus befis unb Tuberkulofe Cintrittstarten am Gaaleingang.
gegen Moebes, merdon, Neumann, Hannemann, Kranz, Kaminski und Schurichinsti je 9 Jahre 3uchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Polizeiaufficht fowle Einziehung der beschlagnahmten Waffen; gegen Baumbach, Cemte und Röhring je 5 Jahre Zuchthaus, zehn Jahre Ehrverluft und Polizeiaufsicht wegen verfuchten Hochverrats und Berbrechen gegen das Sprengstoffgefeh; bezüglich des Kunstmalers Wolf Freisprechung, weil die Beweisaufnahme nicht genügend Belastungsmaterial ergeben habe.
3.-R. Broh: Hölz hat den Wunsch ausgesprochen, vor dem Schwurgericht in Blauen abgeurteilt zu werden. 3euge: Er hat gefagt, daß er natürlich auch andere Attentate ausgeführt habe, aber näheres hat er nicht angegeben 3.-R. Broh: Hat der Zeuge nicht ben Einbrud gehabt, daß hölz nicht ein solcher Phantast und Narr wäre, ein so nugloses Unternehmen, wie das bei Berteidiger Broh hält eine mehrstündige politische Rede, in der Siegessäule au veranstalten, sondern, baß er genau weiß, was der er u. a. fich gegen sämtliche politischen Parteien wendet. er will, und wie jeder Feldherr im Kriege handelt, wenn Alle Unruhen seit der Novemberrevolution seien hervorgerufen es notwendig ist, Brüden sprengt(!), um Truppen fernzuhalten und durch die Spigelaktioner der Rechtsstehenden. Leider sei das Proleähnliches? 3euge: Ich halte den Hölz für einen sehr ener- tariat darauf immer wieder hineingefallen und auch jetzt wieder. Die gischen Mann, aber diese Schlüsse zu ziehen, ist mir unmöglich. Ebert, Severing und hörfing hätten den flaren Blan gehabt, ber R.-A. Dr. Fraentel: Haben Sie nicht nach der Berhaftung der von dem Kopf der sozialistischen Regierung, Parvus- Helphand, ausFrau Wolf ihr vorgehalten, die Polizei wisse, daß die Eheleute gearbeitet wurde, den Rechtsstehenden zu zeigen, daß sie genau so an dem Sonntag, an dem sie nachts verhaftet worden sind, in wie diese imftande seien, die gegen die Satten anftürmenden Rarlshorst gewefen feien. 3euge: Das habe ich gewußt. Hungrigen niederzuschlagen. Hörfing sei daher beauftragt worden, in Berteidiger: Daraus folgere ich, daß die Wohnung bewacht Mitteldeutschland zu provozieren. Die Kommunistische Bartei war. Die Polizei muß dann also auch gesehen haben, daß an fei nicht von Mostau, sondern von Severing geschoben worden. diesem Tage Ferry in die Wohnung hineingelangt ist. 8euge: Das Broletariat müsse endlich lernen, fich nicht mehr von der Bir haben den ganzen Bormittag stundenlang gewartet, und es ist Barteipolitik von links und rechts provozieren zu laffen, feine Rettung uns nicht gelungen, Ferry zu bekommen, so daß wir die Be werde ihm allein die Organisierung in den Betrieben bringen. Auch obachtung als zmedlos aufgaben. R.-A. Fraentel: Sie haben hölz halte den Ferry für einen Propofateur und Spigel. Die Tat also vielleicht die Beobachtung unmittelbar, bevor Ferry ins Haus tam, jei gar nicht ernstlich ausgeführt worden, sondern nur ein Theateraufgegeben, so daß diefer nachher das Haus auch ungehindert ver coup, und die Angeklagten müßten freigesprochen werden. laffen und feine Reise nach Mitteldeutschland antreten fonnte. Berteidiger Fräntel betonte, daß der Wächter der Siegesfäule Beuge: Dieser Folgerung fann ich nicht zustimmen. Borf und nach ihm die 70 bis 80 Personen das Dynamit nicht gesehen hatte die Beobachtung lediglich den 3wed, Ferry zu verhaften? haben. Die Siegessäulenaffäre sei von der Polizei zu einem BürgerBeuge: Ja, natürlich hätten wir auch den anderen Mann, den fred benutzt worden. Das Gericht dürfe feinen Spruch nicht nach fogenannten Spandauer, festgenommen, wenn er dabei gewesen wäre. Staatsanw.: Halten Sie es für ausgefchloffen, daß eine ben Wünschen der rechtsstehenden Breffe fällen, sondern nur bas böbere Instanz über Ihren Kopf hinweg Anweisungen hätte wirkliche Recht zu finden suchen. Der Verteidigung sei leider geben tönnen, den der Beweis abgeschnitten Jerry entschlüpfen zu laffen? worden, daß Ferry nicht die Absicht der Sprengung hatte. Diefer 3euge: Das halte ich nach dem ganzen Geist meiner Behörde Beweis müßte unbedingt zur Freisprechung der Angeklagten führen. für ausgeschloffen.
Damit ist die Beweisaufnahme zu Ende. Vorf.: Wir müssen uns nunmehr über die von der BerteidiAung gestellten Anträge über Bertagung usw. schlüssig werden. Staatsanw. Dr. Jäger: Ich bitte, diese Anträge abzulehnen, insbesondere auch den Antrag auf Vorführung des Max Hölz , der die Angeklagten einfchüchtern fönnte. Nach längerer Beratung vertündet der Borfigende folgenden
Gerichtsbeschluß:
Der Antrag ber Berteidigung auf Bertagung, Ermittelung und Babung des Ferry( Wilhelm Hering oder Franz Kramer) und des Wilhelm Pieper in Neukölln zum Beweise darüber, daß Ferry ein Polizeispiel sei und die Angeflagten zu dem Siegessäulen. attentat veranlaßt habe, wird abgelehnt, da durch die Aussage des Kriminalkommissars Scherler einwandfrei feststeht, daß Ferry tein Bolizeispiel ist, und daß die Polizei alle nötigen Maßregeln ergriffen hat, um Ferry zu fassen. Die Tatsachen, daß Bieper der Bolizei Mitteilungen über das Attentat gemacht habe, find für die Beurteilung der Schuldfrage unerheblich. Die Bernehmung des Wilhelm Hering in Magdeburg ist durch die Aussage des Krimi nalfommiffars Scherler unerheblich geworden. Dasselbe gilt von der Bernehmung des Zeugen Rosem. Der Antrag, den Mag Hölz als Zeugen zu vernehmen, wird abgelehnt, weil als mahr unterfiellt wird, daß
Ferry nicht benfisch mit Hölz
ist und weil auch, wenn Hölz die übrigen Beweisfragen bestätigen würde, seine Aussage mit Rüdlicht auf den Berdacht seiner Teil nehmerschaft unerheblich sein würde.
Die Berteidigung will hiernach überlegen, ob sie ihr Amt weiter führen fönre. Nach der Mittagspause ist die Berteidigerbant leer. Der Borsigende stellt das feft und erklärt hierauf die Beweisaufnahme für geschlossen.
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Die Angeklagten erflärten sich für vollkommen unschuldig, namentlich der 19 jährige Raminfti hielt noch eine längere Rede, in der er schilderte, daß er durch Hunger gezwungen worden sei, zu Stehlen, und eine trübe Jugend gehabt habe. Sie tönnen gar nicht nachempfinden, welchen Sorn wir gegen die reiche Brut der Geldsäcke haben, die schwelgen und praffen, während wir täglich gequält werden. Ich habe tein Bertrauen zu diesem Gericht, weil es ein Gericht von Gelblads Gnaden ist.( Mit der Hand auf ben Staatsanwalt zeigend): Wenn es auf den anfäme, würden wir gleich an die Wand gestellt werden. Als einziger Jugendlicher würde ich gern die Strafe der anderen auf mich nehmen, obwohl ich das faum überleben würde. Wenn ich aber lebend herauskomme, weiß ich, was ich zu tun habe!"
Das Urteil.
Nach einstündiger Beratung verfündet der Borikende Band gerichtsbirektor Braun folgendes Urteil: Bezüglich der Angeflaaten Baumbach, Bemte und Wolf ist das Gericht mangels Be weisen zur Freisprechung gefommen. Die Angeflagten Kranz und Raminiti werden nur wegen Bergehens gegen die Berordnung betr. den Maffenbesik und die Entwaffnung der Bevölkerung ver urteilt. Dagegen mukten die anderen Angeklagten wegen des Ber brechens gegen das Sprengstoffgeset in Tateinheit mit Hochverrat und zum Teil wegen Vergehens gegen die genannte Berordnung verurteilt werden. Das Gericht hat tein Bedenten gehabt, anzu nehmen, daß
fein Spigelaffenfat
vorliege. Es handelt sich im Gegenteil um ein ganz ernsthaftes Attentat gegen die Siegessäule. Das Attentat steht in Berbindung mit dem Aufruhr in Mitteldeutschland . Das geht schon hervor aus dem Ausspruchs Ferrns in der Bersammlung in der Berlichingen straße, daß die revolutionäre Bewegung einen Anstoß befommen müffe, ferner daraus, daß der Sprengstoff aus dem Mansfeldischen herstamme, dem Zentrum der aufrührerischen Bewegung. Die An geflagten wollten einen Auftakt geben zu dem Aufruhr in Berlin und wollten, daß die Berfaffung des Deutschen Reiches gewaltfam geändert werde. Sie haben damit genen§ 31 StGB. verstoßen. Die Strafe mußte nach§ 6 bes Sprengstoffgefeßes bemessen werden, weil diefes die höhere Strafe vorsieht.
Kranz und Raminfti murden zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt: bei den anderen Angeklagten war fein Anlak. auf die mitbeste Strafe zu erkennen. Andererseits tam aber mildernd in Betracht, daß das verwerfliche Attentat gegen die Siegesfäule, diefes Wahrzeiche von Deutschlands Größe und Bergangenheit, nicht zur Durchführung gelangt ist. Es ist deshalb
Staatsanw. Dr. Jäger: Die Siegesfäule ist in unseren Tagen der haßerfüllten Feinde das einzige Symbol der deutschen Einigteit. zu anderen Zeiten würde man die Tat für das Produkt eines Geiftestranten gehalten haben. Die Tat wäre ohne die tommu nistischen Bestrebungen der angeflagten unmöglich. Ueber den Rommunismus als Beltanschauung wird die Geschichte entscheiden und nicht der Gerichtshof. Wie jede Bartet, hat auch die fommunistische das Recht, eine Aenderung der Reichsverfassung zu erftre ben. Rommunist zu sein, ift Brivatsache des Einzelnen. Anders ist es aber, wenn der Kommunismus seine Ziele durch Gewaltakte erreichen will Dann hat die Staatsgewalt die Pflicht der Zurüd. weifung. Die Angeflagten geben die Absicht der Sprengung zu. nur auf 6 Jahre Zuchthaus Daß der Plan nicht in ihrem Hirn entsprungen ist, tommt ihnen zugute, aber die Tat wurde mit ihrem Willen verwirklicht. Sicher. ertannt worden. Eine Strafverschärfung tritt für diejenigen ein, die Lich muß derjenige, ber diesen Blan ausgehedt hat, ein überlegener fich auch gegen die Entwaffungsverordnung nergangen haben. Es Ropf fein und großen fuggeftiven Einfluß ausgeübt haben. Die wurden daher verurteilt die Angeklagten Merdon, HanneSprengung follte der Auftatt zu weiteren revolutionären Hand. mann, Schurfchinsti und Möhring zu je 6 Jahren 4 Mo lungen sein. Es besteht tein 3me.fei, daß ein Zusammenhang mit naten Buchthaus. Moebes und Neumann zu je 6 Jahren der revolutionären Bewegung in Mitteldeutschland besteht. Die Buchthaus, fowle jämtliche Angeklagte zu 10 Jahren Chrvegg. Sprengung follte ein Signal für die Errichtung der Räterepublit und zuläffiakeit der Stellung unter Bolizeiaufsicht. Die being in Deutschland und deren Verbindung mit Sowjetrußland sein. Die nahmten Waffen find dem Reiche verfallen, die Munition, Spr Angeklagten waren in biefe Biele eingeweiht und damit einverstoff usw. werden eingezogen.
standen.
In diesem Augenblid erscheinen die beiden Berteidiger Im Gegensatz zu den Richtern haben wir aus der Ber und protestieren dagegen, daß in ihrer Abwesenheit verhandelt handlung den Eindruck gewonnen, daß der vielgenannte wurde. Die Berteidigung fi notwendig, da es sich um Berbrechen Ferrn ein Lodipigel übelster Art und feineswegs handelt, die vor das Schwurgericht gehören; andere Sondergerichte mit Hölz identisch ist. Es scheint faft, daß diese Behauptung hätten in solchem Falle Pflichtverteidiger gestellt. Der Bor. figende erwidert, daß das Gericht sich die Sache genau über: nur verbreitet wurde, um den wahren Ferry zu mastieren. Deb Bemburg gibt bekannt, bag mit bem 1. Märs bet uz und Babelegt habe und zu her Ansicht gekommen sei, daß es sich um teine Jedenfalls hat das Gericht seine Aufgabe, den Tatbe. betrieb in stabilfche Stegie bergegangen ist. Rur und Babehaus fowie Jämt notwendige Berteidigung handle. Wenn das Bericht aber gewußt stand aufzuklären, fomeit dies menschenmöglich ist, lige Mineralquellen find geöffnet. 26 1. Mai Lonzertiert das Frankfurter Sinfonie- Drefter. Golfplas unb Tennispläge find bereits spielbar. Broipette hätte, daß die Berteidiger nicht absichtlich ferngeblieben feien, fo in feiner Weise erfüllt. Es hat sich geweigert, foperfenbet bie täbtische Ruz und Badeverwaltung. würbe man gewartet haben. Die Berteidigung erklärt unter wohl Hölz als Beugen zu vernehmen, als auch den ge
Geschäftliche Mitteilungen.