Nr. 193 38. Jahrgang
Groß- Berlin
Beilage des Vorwärts
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Dienstag, 26. April 1921
den Ställen machte sich eine leichte Rauchentwidlung bemerkbar, so daß auf feuerpolizeiliche Anordnung der Zirkus ge= räumt werden mußte. Die Die Zuschauer verließen das Gebäude in voller Ruhe. Die inzwischen herbeigeeilte Feuerwehr stellte fest, daß in dem Kamelstall einige Ballen Preßstroh in Brand geraten waren, wodurch die Rauchentwicklung erklärlich wurde. Nachdem die Tiere aus dem Stall geführt waren, gelang es, in furzer Zeit den Brand zu löschen. Der Sachschaden ist unbedeutend, da nur das betreffende Stallgebäude geringfügig in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Brand soll durch unachtsames Fortwerfen eines Zigarettenreftes entstanden sein.
des erhöhten Preises erfolgte tatsächliche geringere Benutzung der Straßenbahn, die mit 9 Proz. veranschlagt worden war, in Wirklichkeit etwas höher ist und etwa 11 bis 12 Broz. beträgt. Hierbei fann jedoch von einer definitiven Abmanderung der Fahr gäste auf andere Berkehrsmittel nicht gesprochen werden. Die bürgerliche Vorortpresse. Einmal steht eine Erhöhung der Tarife der Stadtbahn bevor, die Abseits von den großen Berliner Zentralorganen und von der zum 1. Juni eingeführt wird und deren Wirkung sich erst am Deffentlichkeit wenig oder gar nicht beachtet gibt es in dem Bereich 1. Juli frühestens zeigen fann, andererseits wird auch die hoch Groß- Berlins eine Presse, die in ihrer Gesamtheit dennoch einmal bahn voraussichtlich zu einer Erhöhung der Tarife der Beachtung und Betrachtung wert ist. Das ist die ausschließlich schreiten müssen. Die Gründe für in bürgerlichen Händen befindliche Borortpresse. Mit der Ausdeheine neue Erhöhung der Hochbahntarife bet nung und dem Ausbau Berlins und dem Einwachsen der Berlin müffen in den durch die Einheitsgemeinde geschaffenen Verhältnissen zunächst gelegenen ländlichen Bororte entstand hier eine eigene Lo- gesucht werden. Durch die Uebernahme der Geschäfte der Vororttalpreffe, die die gesamten örtlichen Angelegenheiten in den Bereich gemeinden mit Untergrundbahnbefiz sind auch die Untergrundbahnihrer Betrachtung zog. Die Berliner Zentralorgane mußten diesen strecken von Schöneberg , Wilmersdorf und Dahlem in fich weit verzweigenden fommunalen Angelegenheiten Rechnung den Besitz der Stadt Berlin übergegangen, die von der Hoch- und abend gegen 8 Uhr nach Ladenschluß in das Kaufmannsgeschäft tragen und richteten teilweise gleichfalls Vorortbeilagen ein. Auch Untergrundbahn betrieben werden. Diese Untergrundbahnen ar der Vorwärts" hatte vor dem Kriege, wie erinnerlich, seine eigene beiten jedoch nicht wirtschaftlich, so daß der durch den Ver- von Stenzel zu Oranienburg ein, bedrohten den Geschäftsmann Vorortbeilage. Der Krieg, die Papiernot und die Ueberteuerung der trag ausbedungene Wagenkilometerzuschuß in diesem Jahre etwa und seine Frau und verboten ihnen mit vorgehaltener Waffe, um Preise zwangen zur Aufgabe der Beilage, wie übrigens auch in 4 Millionen Mart ausmachen wird, der von der Stadtgemeinde Hilfe zu rufen. Dann schlossen sie hinter sich ab und machten sich andern bürgerlichen Zentralorganen. Für die kleinen Vorortblätt- Berlin zu zahlen wäre. Diese früheren Abmachungen der Städte daran, den Laden auszuräumen. Dem Kinde, einem 10jährigen chen bedeutet der Krieg jedoch eine Zeit des ungeahnten Auf- Schöneberg und Wilmersdorf sowie der Vertrag der Gemeinde Mädchen, gelang es, Hilfe heranzuholen. schwungs, weil fie infolge der Zwangswirtschaft alle amtlichen An- Dahlem mit der Hochbahngesellschaft wird demnächst geändert wer fündigungen und Nachrichten brachten, die sich keine Hausfrau ent- den, um den Fehlbetrag zu beseitigen. Ob der Ausgleich in der gehen lassen durfte. So geschah, was sonst nie geschehen wäre, daß Form einer Tariferhöhung stattfinden wird, steht noch nicht fest. nämlich diese Blätter und Blättchen auch in die Wohnungen des Proletariats hineinfamen.
Nun tönnte man sich vorstellen, daß es in einer Gemeinde mit felbständigem fommunalem Leben ein eigenes Blatt gibt, das von der Gemeinde, nicht von einem Privatunternehmer, herausgegeben,
Der falsche Unterstaatssekretär.
Die Irrfahrten eines Pumpgenies.
Zu einer Virtuofität im Pumpen hatte es ein Hochstapler ge= die Interessen der gesamten Einwohnerschaft im Sinne des Ge- bracht, der in der Rolle eines Unterstaatssekretärs im Auswärtigen meinwohls vertritt. Das Gemeinwohl aber konnten die bürger- Amt Dr. Bartholdy" sämtliche Leute, die irgendwie mit ihm in Belichen Borortblätter niemals in den Vordergrund stellen, weil die rührung famen, um recht hohe Beträge erleichtert" hatte. alte bürgerliche Kommunalpolitik, deren Vertreter fie waren, im Dieses Pumpgenie wurde gestern von der 9. Straffammer des LandZeichen des Dreiflaffenwahlrechts und des dieses Wahlrecht außergerichts I auf Grund gewiffer Anzeichen von Geisteskrankheit freidem noch um 50 Prozent verschlechternden Hausbefizerprivilegs gesprochen.
stand. Die bürgerlichen Vorortblätter waren im Grunde, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, nichts anderes als die Vertreter der Haus- und Grundbesizer und ihrer Wünsche, die in den Gemeindeparlamenten den Ausschlag gaben. Außerdem aber war und ist ein beliebter Sport dieser Blätter die Bekämpfung der Sozial
demokratie.
Jetzt aber hat sich das Blatt gewandt. Die Zwangswirtschaft ist mit wenigen Ausnahmen abgebaut, und was noch übrig ist, könnte jederzeit, ohne Inanspruchnahme der Ortspresse, an verschiedenen Stellen des Drtes öffentlich angeschlagen werden. Das GemeindeDreiflaffenwahlrecht und das Hausbefizerprivileg sind beseitigt. Die Vorortdörfchen und-dörfer wurden endlich, was schon vor zehn Jahren hätte geschehen sollen, zu einem Groß- Berlin verbunden. Die Sterbestunde all der fleinen Blättchen hat geschlagen. Aber sie geben die Hoffnung nicht auf. Seit der Revolution befämpfen sie die Republik und ihre Mitarbeiter aufs heftigste. In neuester Zeit fangen fie das Wort: Los von Berlin !" auf. Leider befinden sich derartige Blätter noch immer in den Häusern und Familien der arbeitenden Bevölkerung. Das muß anders werden. Rein Blatt, das sich in Zukunft noch weiter wie bisher die Bekämpfung der Sozialdemokratie, der Republik sowie die Propaganda:" Los von Berfin!" angelegen fein läßt, darf mehr in das Heim sozialdemokratischer oder republikanischer Arbeiter, Angestellten, Beamten, Lehrer und Geistesarbeiter hinein. Dafür muß überall, wo er noch nicht bezogen wird, der Vorwärts" in die Vororthäuser und-familien hinein. Die neue Beilage Siedlung und Kleingarten", reich mit fünftlerischen Bildern geschmückt, kommt den Wünschen der Großstadtbevölkerung nach Befreiung aus der Enge der Häufer entgegen und * eröffnet an der Darstellung praktischer Beispiele Ausblicke auf ein befferes und schöneres Großstadtleben, als es sich unter der bisherigen Mißwirtschaft entwickeln fonnte.
Der 1- Mark- Tarif kein Fehlschlag. Die Berliner Straßenbahn hat in den letzten Wochen Mehreinnahmen zu verzeichnen und führt dieses in erster Linie auf die günstige Wirkung des 1- Mart- Tarifs zurüd. Wenigstens äußerte sich der Leiter des städtischen Berkehrsamtes Dr. Adler in diesem
Revolverkampf mit Räubern.
Drei Räuber mit Parabellumpistolen drangen am Sonnabend
Ein Schlächter Mangelsdorf und ein Fuhrmann E18. mann, die die kleine herbeirief, gerieten mit den Räubern in einen schweren Kampf. Mangelsdorf wurde durch einen Bauch. ichuß schwer, Elsmann durch einen Kopfschuß leicht verlegt. Das Ende war, daß die Räuber enttamen. Sie erbeuteten 1000 m. bares Geld, Schlackwurst und Tabatwaren. Die Verbrecher sind wahrscheinlich Berliner , die zu diesem Ueberfall nach Dranienburg gekommen waren. Auf dem Rückwege find sie in Stolp gefeben worden. Angaben, die zu ihrer Gemittlung und Festnahme dienen tönnen, nimmt Kriminalfommissar Werneburg im Simmer 80 des Berliner Polizeipräsidiums, Hausanruf 601, entgegen.
Neue Zuderpreise. Am 1. Mai treten neue Zuderpreise in Kraft. Danach darf der Preis für Zuder im Kleinhandel nicht übersteigen: Für 1 Pfund Melis 3,85 m., für 4 Pfund 2,90 m.; für 1 Pfund Raffinade 4 M., für Pfund 3 M.; für 1 Pfund Würfelund Hartzucker 4,10 m., für 4 Pfund 3,10 M. Ein Zuschlag für Berpadung darf nicht berechnet werden.
Der aus guter Familie stammende Angeklagte, ein 25jähriger Raufmann Wilhelm Baruch, war schon in seiner Jugend wegen seiner sonderbaren Neigung in nervenärztlicher Behandlung. Als Der Krieg ausbrach, meldete sich Baruch freiwillig, fam aber, nach dem er mit langgeübten Geschick seine Kameraden und Vorgesetzten Wegen Sperrung des Spreefunnels infolge Gleisbauarbeiten angepumpt hatte, ins Lazarett, wo bald die Schwestern und die Krantenpfleger die Leidtragenden wurden. Er wurde, nachdem er verfehren vom 26. d. M. ab bis auf weiteres die Wagen der zwei Jahre in verschiedenen Nervenheilanstalten zugebracht hatte, in inie 84 vom Plaz am Spreetunnel bis Alexanderplat in beiden denen er, u. a. in der Maison de santé, das Pflegepersonal ange- Richtungen über Schlesisches Tor, Köpenider Straße, Brüdenstraße pumpt hatte, bald in den Badeorten eine bekannte Erscheinung. und Alexanderstraße, die Wagen der Linie 85 auf dem bisberigen In der Rolle des Sohnes des Inhabers der bekannten Theater: Wege nur zwischen Stralau( Spreetunnel) und Alexanderplaß. Milchbelieferung. Heute und morgen erhalten die D. I, D. II. garderobenfirma Baruch pumpte er in Ahlbed, Swinemünde und Die-Liter- Krantenkarten werden mit 3oppot alle möglichen Leute an und wurde schließlich verhaftet. Bei und D. III- Starten keine Milch. Als Ersatz für die den Spartakus- Unruhen in Stettin wurde er aus dem Gefängnis Frischmila beliefert, mit Ausnahme des Bezirks III. befreit. Der Angeklagte kam dann in der Rolle des„ llnter ausfallende Frischmilch in diesem Bezirk wird/ Liter Emulsionsmilch verBelieferung bleibt wie bis her. Die angegebene Belieferung be staatssekretärs im Auswärtigen Amt Dr. Barausgabt. gefommenen Gemeinden, soweit sie nicht bereits dem Milchamt Berlin an hold y" nach Berlin , wo er sich erst mit dem nötigen Nimbus zieht sich nicht auf die seit dem 1. Oktober 1920 neu zu Berlin hinzu umgab, indem er sich von einem Automobilverleiher Jabniz ein geschlossen sind. elegantes Luxusauto lieh und in zwei Tagen Fahrten für 2848 Mart unternahm. Dem Inhaber einer Weinstube Kurt Mohr nahm er in wenigen Tagen einen Brillantring für 9000 M., ferner 9000 m. in bar und 20 000 polnische Mart ab. Ein Dr. Ludwig Meyer wurde mit 12 000 m., eine Witwe Blankenhagen mit 15 000 Mart, viele andere Leute mit gleich hohen Beträgen hineingelegt. Bei so guten Einnahmen" war es fein Wunder, daß er wie ein Krösus lebte und u. a. für ein Abendbrot 8000 m. ausgeben fonnte. Als er endlich durch feine Berhaftung unschädlich gemacht wurde, bekam das Pumpgenie es fogar fertig, im UntersuchungsGefangenenauffeher anzupumpe n. gefängnis die Zu der gestrigen Berhandlung war vom Rechtsanwalt Dr. 2 e der mann ein fleiner Kongreß psychiatrischer Sachverständiger mobil gemacht worden. Von den Sachverständigen wurde betont, daß es fich um einen Grenzfall handele, bei dem eine gewisse Wahrscheinlich feit für das Vorliegen einer Geisteskrankheit, und zwar einer gemeingefährlichen, spreche.
Der Hausarzt des Angeklagten bejahte dagegen das Borliegen des§ 51. Die Folge war, daß der Angeklagte freigesprochen wenn nicht noch eine Reihe anderer Haftbefehle gegen ihn vorliegen würde.
Elternversammlung in Charlottenburg . Die auf dem Boden der SPD. stebenden Elternbeiräte und Eltern Charlottenburgs veranstalten heute abend 7%, Uhr im großen Saale des Rathauses, Berliner Str. 70/73, eine öffentliche Stundgebung zugunsten der schulreformerischen Pläne des Oberstadtschulrates Paulsen. Genosse Studiendirektor Dr. Starjen rejeriert über: Die neue Gemeinsaajisidule".
Eine in der Turnballe Leffingitrage zu Reu5lIn tagende gut besuchte Elternverfammlung der 15. und 16. Gemeindeschule( weltliche) nahm nach einem Rejerat des Genoffen Lehrer Weimann einstimmig eine Ent schließung an, in der fich die Versammelten mit den Bauljenschen besen einderhanden erflärten. Ein aus Lehrern und Gitein Bestehender Ausschuß erhielt den Auftrag, die vorbereitenden Schritte zu unternehmen, um die Gemeinschaftsschule vorzubereiten.
tpillkommen.
Steuervorträge. Ueber die Beranlagung zur Einkommensteuer spricht am Mittwoch, den 27. d. Mts., nachmittags 5%, Uhr, Dr. Birnbaum über die Neuregelung des Steuerabzuges am gleichen Tage um 7%, Uhr Obers ftenerjetretär im Reichfinanzministerium Albert Hornauer vor den Wiitgliedern des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller im großen Sibungsfale des Vereins Deutscher Ingenieure, Sommerstraße 4a. Gäste Die Unterrichtskurse für Arbeiter E. B. wollen die Grundlagen Stursus in Naturkunde und zur Einführung in die deutsche Sprache, vornehmlich für Ausländer, veranstaltet. Studenten der Berliner Hochschulen erteilen den Unterricht, der von einem politisch und religiös neutralen Verein, in dem Lehrer und Hörer gleichen Einfluß haben, geleitet wird. Der Unters richt beginnt am 9. Mat, schließt Ende Juli und findet einmal wöchentlich bon 7 bis 9, Uhr abends statt. Hörgebühr für den Kursus( Dauer 12 Abende) 4 W. Arbeitslose erhalten gegen Ausweis Freifarten. An
Sinne und erweiterte diefes durch die Feststellung, daß der 1- Marf. werden mußte und wieder auf die Menschheit losgelassen würde, des Wissens bermitteln ( Deutsch und Rechnen). Außerdem wird je ein
Tarif das bis dahin vorhandene Defizit beseitigt hat.
Nach den bisherigen Feststellungen hat die Berliner Straßenbahn im Monat März eine Mehreinnahme von 5,3 Millionen Mark erzielt gegen die Einnahme des Vormonats. Allerdings wurde damit gerechnet, daß die Mehreinnahme etwa 6,9 Millionen Mart betragen würde, dieser Fehlbetrag erklärt sich daraus, daß die infolge
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Stine Menschenfind.
III. Der Sündenfall.
Bon Martin Andersen Nero.
Die arme, arme Frau!" sagte Stine. Sie hatte große Tränen in den Augen.
Ja, das fannst du wohl sagen, es gibt viel Schlechtig feit hier auf Erden. Aber wenn ein Mensch übers Grab hin verfolgt wird, das ist denn doch wohl mit das Schlimmste, wovon man je gehört hat! Na, aber wir wollen nicht hier ſizen und Schwarzfeher spielen." Lars Peter erhob seine Stimme.„ Schau dich mal draußen um und sich zu, daß du Kleinen zu paden friegst, fie fehnen sich sicher nach dir. Ich muß hinunter und das Boot klar machen für die Nacht." Stine nahm Paul und Else bei der Hand und ging hinaus, um Freunden und Bekannten guten Tag zu sagen. Am liebsten hätte fie's sich geschenkt, aber das ging nicht an, dann warf man ihr vor, daß sie eingebildet sei.
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Die alten Leute im Pfannkuchenhaus freuten sich, sie zu sehen. 3, wie groß du geworden bist!" sagten sie und befühlten sie von oben bis unten. Sie selber waren noch fleiner geworden. Es war wirklich, als wüchsen die beiden lieben Menschen in die Erde. Wie immer duftete es bei ihnen nach Aepfeln und Lavendel.
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Feuer im Zirkus Busch.
Während der geftrigen Abendvorstellung des Garrafani- Gastspiels Zirkus Busch ertönte plötzlich gegen 9 Uhr Feueralarm. Aus Es machte Spaß, so umherzugehn und als Erwachsener behandelt und respektiert zu werden! Stine hatte das Gefühl, als würde sie gefeiert.
Aber dann war's auch bald vorbei mit dem Visitenmachen. Es war Sonnabend, und zu Hause war eine gründliche Reinigung notwendig. Else konnte nur das Notwendigste erledigen, Stine zog einen alten Rock an, band eine Scheuerschürze vor und machte sich ans Reinmachen.
Es tat wohl, wieder daheim zu schaffen; unfagbar wohl tat's, zu wissen, daß die Augen der andern bei ihrem Anblick leuchteten vor Liebe, Stolz und Bewunderung. Wie did und rotwangig fie geworden war, und wie sie sich gereckt und gestreckt hatte! Du bist ja bald ein erwachsenes Mädchen," sagte Lars Peter stolz.„ Ehe man sich's versieht, tommst du mohl gar mit einem Schatz unterm Arme an." Die Kinder hingen an ihr, froh und überlegen, in dem Bewußtsein, eine erwachsene Schwester zu haben, die mit der Luft einer fremden Welt in ihren Kleidern nach Hause kam und große Dinge erzählte.
Besonders Paul ließ sie nicht los, so daß es sie beinahe bei der Arbeit störte; am liebsten wollte er die ganze Zeit auf ihrem Schoße sein. Nun wollte er für vielerlei Entbehrungen entschädigt werden. Und in Stines Herz wurde ein Verlangen dadurch gestillt, daß sie ihn wieder um sich haben und ihm helfen fonnte; fein fleiner Körper war ein so liebes Ding zwischen den Händen, und sie war beglückt über sein bestänbiges:„ Neir, Stine- Mütterchen soll!" wenn er einer Handreichung bedurfte.
Auch bei Lars Jensens Witwe guckten sie hinein. Sie war gar nicht mehr Witwe, der Krugwirt hatte sie mit einem Fischer, der neu ins Dorf gezogen war, zusammengetan,- Natürlich wollten sie alle vier in einem Bett liegen. um schnell über die Wohnungsfrage hinwegzukommen. Aber Das geht niemals," sagte der Bater. Ihr dürft nicht verdie Rinder nannten sie nach wie vor nie anders als Lars geffen, daß ihr alle gewachsen seid." Aber Stine war ebenso Jet fens Witwe. Sie war ganz gerührt über den Besuch, die verfeffen darauf wie die andern, sie war ein richtiges Kind. gute Seele!„ Ja, eure Mutter bin ich diesmal nicht gekommst du nicht bald?" riefen sie, und Stine sehnte fich worden," sagte fie, aber es ist schön zu sehn, daß ihr doch ein selbst danach, zu ihnen zu friechen. Aber sie wollte anderseits bißchen freundlich an mich denkt. Denn ich hab' ja selber nun auch gerne beim Bater sizen und nach Erwachsenenart mit einen Mann gefriegt, mit dem ich auskommen muß. Das hast ihm reden. du wohl gehört? Wie er ist, fann ich dir wahrhaftig nicht Na, wie bist du denn drüben zufrieden?" fragte er fie, fagen- benn ich hab' ihn noch kaum fennen gelernt. Ift ja als sie Ruhe vor den andern hatten. Gesund und frisch siehst was Sonderbares, wenn so ein wildfremder Mensch zu einem du ja aus, also zu hungern und dich überanzustrengen brauchst in den Stallstand getan wird; zuerst tritt und beißt man ein- du wohl nicht!" ander ja ein wenig und will nichts voneinander wissen. Aber das muß sich wohl geben, wie alles andre hier in der Welt." Sie mußten bleiben und Kaffee trinken, und dann murde die Besuchstour fortgesetzt.
Nein. Stine war ja ganz zufrieden so im allgemeinen. Aber zum Winter wollte sie gern nach Hause fommen. Man hatte doch gewiß Verwendung für sie, und der Bakkehof war so weit weg.
Ja, du fehlst uns überall und jeden Tag,- auf die eine und andre Art," sagte Lars Peter. Aber dich nach Hause nehmen ein fonfirmiertes Mädchen das geht nicht an für kleine Leute, wie wir's sind! Die Menschen würden drüber reden!"
„ Rasmus Olsens Martha ist doch immer zu Hause gemesen," wandte Stine ein.
" Ja, mit der ist das so eine Sache," sagte Lars Peter zögernd. Sie hat das gewiß auch nicht umsonst gehabt. Stein, der Krugwirt liebt es nicht, daß die kleinen Leute Hilfe an ihren Kindern haben; er sah es ja nicht mal gerne, daß Christian hier war. Wenn's aber zu weit ist, fönnten wir vielleicht eine Stelle für dich finden, wo du näher zu Hause bist. Es wird davon gesprochen, daß der Krugmann ein Hotel andern Orten ist. Vielleicht könntest du da Beschäftigung einrichten und Badegäste heranziehen will, so wie es an finden."
Nein, dann blieb Stine lieber, wo sie war.
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,, Es ist auch nicht gut, so schnell die Stelle zu wechseln," fagte Lars Peter. Man friegt einen schlechten Ruf, mit oder ohne Grund. Die Bauern fönnen nun mal die Leute nicht leiden, die zu oft wechseln."
Warum denn nicht-wenn sie doch selber den Anlaß
geben?"
"
Weil es zu große Selbständigkeit verrät, und die ist unerwünscht. Diejenigen, die lange auf einer Stelle bleiben, Die Leute immer gern! Aber, um von etwas anderm zu find dagegen Leute, die sich in vieles fügen, und das haben reden, bekommst du denn den Onkel Johannes manchmal zu sehen? Man sagt, daß er sich oft auf dem Bakkehof blicken läßt."
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Stine hatte ihn nur einmal auf dem Bakkehof gesehen und glaubte nicht, daß er öfter da gewesen war. It vielleicht was zwischen ihm und der Karen vom Bakkehof?" fragte sie neugierig.
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" Ja, geflatscht wird jedenfalls darüber, daß er sich lieb Kind bei deiner Bäuerin macht und daß sie ihm nicht ganz übel will. Ob's wahr ist, fann man ja nicht garantieren; aber frech genug ist er dazu, so hoch hinaus zu wollen. Alt und jung fommt auf die Art zusammen, und das foll bekanntlich nicht gut fein." ( Forts. folgt.)