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Devkschland nicht 4 Tage, sondern 10 Tage gelassen würden, um den Zahlungsbedingungen der Alliierten zuzustimmen. Man beschlost schließlich, die Unterhaltung nicht fortzusetzen und sie auf Montag zu vertagen, ste soll von den vier Ministern für aus' auswärtige Angelegenheiten um 1lH4 Uhr vormittags wieder auf- genommen werden. Zwei Stunden später soll alsdann der Obersts Rat wieder zusammentreten. Amerika gegen Zwangsmaßnahmen! sla r i s, 1. Mai. fDJTB.) Nach einem Telegramm der»Thi- cago Tribüne" aus Washington soll die Regierung der Vereinig- t c n Staaten dem Obersten Rat ernste Einwendungen gegen die wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen in Deutschland übermittelt haben. Räch einer offenbar inspirierten Rachricht hakte die Regierung vorgestern abend erklärt, daß sie ihre vermittelnde Tätigkeit auch dann nicht aufgeben werde, wenn die Besetzung durchgeführt werde. London , 2. Mai. (WTB.) LautObserver" hat eine Depu« tation der Ci t r>- B a n k i e r s Lloyd George aufgesucht und gegen alle weiteren Zwangsmaßnahmen gegen Deutschland Protest erhoben, da diese Zwangsmaßnahmen nur zu weiteren Er- schütterunge» führten. London . 2. Mai.»Daily Expreß " schreibt, es sei möglich, daß mährend der Zeit, die das Ultimatum Deutschland gewähren wird. Amerika von den Alliierten ersucht wird, die Vermittler- rolle zu übernehmen.Daily News" hält«ine amerikanische Intervention allenfalls für einen möglichen Faktor in dem Pro- gramm. Dem gleichen Blatte zufolge sollen inoffizielle Berichte vor» liegen, nach denen die Washingtoner Regierung die Rück- kehr zur vollen Mitarbeit mit den Alliierten einschließlich der Wiederteilnahme an der Reparationskommission erwäge. Jrieüensresolution Knox angenommen. Washington , 2. Mai. (WTB.) Der Senat hat die F r i e d e n s- entschließung des Senators K n o x mit 49 gegen 23 Stimmen angenommen. Senator Lodge, der in einer Rede diese Eni- schließung befürwortete, kündigte an, daß wahrscheinlich ein Vertrag mit Deutschland folgen würde, sobald sie Gesetzeskraft erlangt haben werde.« New Pork Times" meldet aus Washington : Die Debatte über die Annahme der Friedensresolution dauerte sieben Stunden. Die Demokraten �bezeichneten die Resolution als Chrenerklä- runz für Deutschland, ' obwohl Amerika am Kriege teilgenommen Hab«, und als Verrat an den Alliierten, chodze wandte sich gegen diese Haltung der Demokraten und fragte, ob denn Amerika im Kriegszustände verharren solle, während alle anderen Länder Frie» den geschlossen hätten. Wenn wir, erklärte der Redner, zu dem Er- gebnis gelangen, mit Deutschland durch einen Vertrag, der dieser Resolution wahrscheinlich folgen wird, Frieden zu schließen, so üben wir in Wirklichkeit keinen Verrat an der Sache des Krieges. Harding und Hughes habe es klar dargelegt» daß wir nicht daran denken, das Interesse der Alliierten im Stich zu lassen. Diese Resolution legt unsere Hände ineinander. Wir sollten die Vereinigten Staaten auf dieselbe Handelsbasis stellen, auf der die anderen Staaten bereits zwei Jahre lang stehen. Die Schwierigkeit auf feiten der Demokraten liegt darin, daß ste nicht anerkennen wollen, daß der Krieg vorüber ist und daß ihr Vertrag und ihre Liga vom Volk« abgelehnt worden sind. Die Resolution geht nunmehr dem Repräsentanten» h a u s e zu» das sich bald mit ihr beschästigen dürste.

Oesterreichs Not. In Oesterreich haben die Verhandlungen zwischen der Re. g i e r u n g und den Delegierten der BölkerbundsFinanz- k o m m i f f i o n zwecks Ordnung der österreichischen Finanzen be» gönnen. Die Delegierten fordern vor allem die Einschränkung der staatlichen Lebensmittelzuschüsse auf das geringste Maß, nämlich nur zugunsten der Aermsten und Hilfsbedürftigsten, Erhöhung der Steuerbelastung und raschesten Abbau der Verkehrseinschränkungen, welche den freien Austausch mit den Nachbarländern hemmen. Die

österreichisch« Regierung hat bereit» ein Finanzprogramm aufgestellt und mit den Parteien Verhandlungen über dieses Pro- gramm angeknüpft, die bereits vor dem Abschluß stehen. Die öfter- reichischen Blätter heben hervor, daß es den Finanzdslsgierten des Völkerbundes mit der Sanierung Oesterreichs offensichllich ernst sei, hegen jedoch Zweifel, wie die Vorschläge durchgeführt werden sollen, da eine Erhöhung der Staatseinnahmen eine neue Teue- r u n g und damit höchstwahrscheiülich neue Lohnforde- rungen hervorrufen würde.

proteststreit in Oberschlesten. wie wir hören, wird seit heute früh aus zahlreichen oberschlesischen Gruben gestreikt. Als Streikgrund wird von den Bergarbeitern des Rybniker und plcfser Kreises angegeben, daß ste vernommen haben, diese Kreise sollen von Deutschland abgetrennt und Polen zugeteilt werden. Hierzu wird uns von einer Seit«, die mit den Verhält- Nissen vertraut ist, mitgeteilt: Bei der Volksabstimmung am 20. März wiesen die Kreise Pleß und Rybnik eine polnische Mehrheit auf. Diese Mehrheit ist einerseits durch Terror und andererseits unter der von den Polen verbreiteten Auf- fassung entstanden, daß sich in ganz Oberschlesien eine polnische Mehrheit ergebe und dies dann ungeteilt Polen zu- geteilt würde. Die Abstimmung ergab aber eine große Mehrheit für Deutschland . Die Interalliierte Kom- Mission soll nun, nachdem das in Oberschlesien bekannt ge- worden ist, an der Hand des Abstimmungsergebnisses den Dorschlag gemacht haben, die Kreise Pleß und Rybnik an Polen zu schlagen und das übrige Oberschlesien bei Deutschland zu be- lassen. Gegen diese Teilung Oberschlesiens richtet sich der Streik in der wahren Erkenntnis, daß die abzutretenden Kreise wirtschaftlich vernichtet werden würden, weil ihre Lebensader aus den! übrigen oberschlesischen Jndustrierevier gespeist wird. Die Bewohner der zur Abtretung vorgeschlage- nen Kreise erklären, daß, wenn sie unter dieser Voraussetzung erneut abstimmen dürften, sich eine große Mehr- i t für D e u t s ch la n d ergeben würde.

Sestraste Waffenschieber. Vor längerer Zeit machten wir Mitteilung über die Waffen- funde in der Ratzeburger Kaserne, welche auch der Genosse Hermann Müller-Franken in seiner letzten Reichstagsrede noch er- wähnte. Unseren Genossen in Kiel und Oldesloe war mitgeteilt worden, daß in der Ratzeburger Kaserne eine erhebliche Anzahl von Waffen lagerte. Mit Hilfe des Entwaffnungskommissar» wurde festgestellt, daß ZSOO Gewehre und 35 Maschinengewehre dort ein­gemauert verwahrt wurden. Zwischen der Beschlagnahme und der endgültigen Vernichtung wurde versucht, die Waffen nach einem Jagdhause am P i n n s e e in der Nähe von Mölln zu oerschieben. Unsere Parteigenossen waren aber auch hier wachsam, und so konnten dort 2100 Gewehre und 15 Maschinengewehre festgestellt und abge- liefert werden. Wo die restlichen 1500 Gewehre und 20 Maschinen- gewehre geblieben sind, ist bisher noch unbekannt. Sicher ist, daß diese irgendwohin verschoben worden sind. Die Personen, welche die beschlagnahmten Waffen von Ratze- bürg nach Mölln verschoben hatten, und zwar der Student A. H ell- mann, der Hausmaklcr E. F e h l a n d t, der Student K. Z e p f, der Kaufmann W. S ch m e r s a h l, der Prokurist K. E g g e r s und der Forstrat K. H o r n b o r st e l, hatten sich dieser Tage vor dem außerordentlichen Gericht in Altona zu verantworten. Die Angeklagten gehören sämtlich der Deutschnationalen P a r t e i an. In der Verhandlung erklärte der Hauptangeschuldigte Hellmann zu seiner Verteidigung, daß im März ein Herr(der be- rühmte«große Unbekannte"), dessen Namen er nicht nennen wollte, an ihn herangetreten sei und ihm zwei Urkunden ge- geben habe,- um auf Grund dieser Waffen und Kriegsgerät, was vernichtet werden sollte, wegzuschaffen,um es dem Reiche zu erhalten". Hellmann erklärte, er habe die Urkunden für echt gehalten und geglaubt, die Beiseiteschaffung solle auf Veranlassung einer Reichsbehörde geschehen. Das Gericht verurteilt« Hellmann zu 3000 M Fehlandt zu 2000 M Wehrenberg zu 1000 M. und Hornborstel zu 2000 M. Geldstrafe. Zepf, Schmersahl und Eggers

Zreuöe! Arbeiter! Ihr seid die Morgenfrühe und der späte Abend, der hohe Mittag und die tiefe Mitternacht. Eure Arbeit ist die Oase in der Wüste der Welt. Ihr seid der Sternenhimmel täglich neuer Hoffnung. Der Glanz eurer Vielheit ist das Diadem der Planeten. Aber wehe, wenn die Sonne nicht mehr der-Dynamo eurer Leucht- kraft ist, wenn die Freud « nicht mehr der Quell eurer Arbeit! Freude ist die Sinfonie des Sozialismus. Freude ist der Chor der Arbeit, die Morgenfrühe und der späte Abend, der hohe Mittag und die tiefe Mitternacht, der Sternen- Himmel: neuer Hoffnung Reigen und Lied. Arbeiter! Euer Werk ist die Oase in der Wüste der Welt. __ JuliuS Zersäg. Hintcrpommersch« Fahrt. Schon die Bahnfahrt brachte mir da», worauf mein suchender Sinn abzielte. Längst hatte sich der Apfelsinenoerkäufer in Eberswalde verduftet, lange schon war wie eine wirre Vision der Lichtstrahlen Stettins vergessen, und die Namen Stargar d, Belgard und S ch i o e l b e i n hatten sich weniger in das Gedächwis eingegraben, als die so mancher Dörfer mit unverständlichem Klang. Das war ein Ruck nur, ein seltsam gegurgelter Namensklang und schon ein neues Weiterziehen. Die Landschaft hinter den tauben Fenstern bekam jetzt eine schon klarer hervorstechende Physiognomie: Bäume, Sträucher, Feld- zäune, Engpahwände, sogar schon diese so unauffälligen, in sich ver- haltenen, pommerschen Aecker und Wiesen ließen ihre Ausdehnung bis an den blaugraucn Horizont erkennen. Die Leute, die aus Berlin mit mir zusammen abfuhren, die Grohstadtmenschen, denen eine so redselige und zugleich so verbissen mißtrauische Nervosität innewohnt, waren nach und nach aus dem trübbelichteten Wagen in eine schwarze Nacht verschwunden. Nur einer, der vordem den nun schon lo lange seligen Kommiß mit verständnisinniger Wollust ver- teidigte, schlief nun auch den tiefften Frühschlaf. Keine freudige Sonne jagte am Horizont empor, nach und nach entschleierte sich der Blickkreis aus dem Wagenfenster. Ernst, mit einem knorrig-finsteren Seitenblick, auffassungeschwer, sinnierend, mit stupider, aber auch mit stolz-listiger Freude an ihrer Fruchtbar- keit lag die Landschaft da. So wie die Menschen, die noch im Däm- niern jenen gebrummten Fluch für irgendeinen Widerstand hotten. Ein alter, verwitterter, durch zuviel Arbeit gesichtsgefurchter Mann saß da im Bratenrock, festtich und gravitätisch, aber ohne Orden. Der fuhr mit seiner Frau, die die gestrickte Wollhaube alter Frauen trug und den bei den frühalternden pommerschen Landfrauen oft anzutreffenden nornenhasten Gesichtsausdruck der Interesselosigkeit hatte. Die Männer sprachen selten, hatten eine starre Eigentüm- lichkeit im Blick und wurden erst etwas lebendige�.' als eine junge Frau, von der oberschlesischen Abstimmung zurückfahrend, in den Wagen kletterte, die alten Krauter in Kavaliers sonderbarer Prä-

gung umwandelte und auf ihre derbe Anspielungsweise in unmiß- verständlicher Weise Rede stand. So waren Köslin , Regierrings­bezirksstadt mit elektrischer Sttaßenbabn, und S ch l a w e, mit einem eindruckreichen viereckigen Kirchturm längst vorbeigerollt. Stolp machte sich schon bemerkbar. Man sagte mir, Stolp wäre die letzte Zioilisationsetappe: ich habe gelächelt und habe verschwiegen, daß ilh nach Lauenburg fahre. Aber hier in Stolp stieg ein schön«.' hmterpommerscher Herrgott mit blankbraunen Kavalleristenstiebeln ein.Forscher Kerl" knackte es in diesen Sriebeln. Ich war ganz begierig auf notwendig Kommendes. Und schon sprach er vom Militär. Und schon hotte er den Mund voll, wie damals alles klappte, daß es ein Ruck und ein Schmiß war.Wir dürfen uns nicht von diesen Schiebern in der Regierung über den Schädel schlagen lassen." Und dann kamen alle di« geläufigen Ergüsse, die muh die Iudenstage nicht ausnahmen. »Da hättet ihr mal meine Kompagnie sehen sollenl" Die anderen beschnüffelten mißtrauisch diesen ehemaligen Feld- webel, liehen ihn unentwegt weiter reden. Kurz vor Lauenburg trat schließlich doch eine Pause in dem Redestrom ein, und jetzt sagte unbewegt ein Alter:Dat weit wi nu al längs, wi wullen ein annert, bäter Leven." Diese Episode verlief ohne Wirkung, mich aber hielt ste noch immer In Bann, als ich schon längst meiner Mutter In Lauenburg Guten Tag gesagt hatte. Otto Brattskooen. Morgen wieder lustik." Theater des Westens . Ein Abenteuer aus dem Leben Ieromes, des Königs von Westfalen . Er verliebt sich in die Gräfin Charlotte, die er zur Schloßocrwalierln auf Wik- helmshöhe macht.' Diele Gräfin war einmal mit einem Despoten verheiratet und schwur sich, zum zweiten Mann nur eine große Null zu nehmen, über die sie selber gebieten tonnte. Graf Rolf gewinnt ihr« Hand, indem er sich als Trottel verstellt. Da er des Königs Absichten merkt, läßt er die Mast« fallen u»d spielt nun ein bißchen Zähmung der Widerspenstigen. Für ein Spottlied aus die Majestät wird er ins Gefängnis gesetzt: die Liebe Eharlottens wacht auf, dem Gnadenakt Ieromes entgeht er, indem Napoleon seinen eigenen Bruder für 24 Stunden hinter Gitter setzen läßt zur Strafe für eine unbotmäßige Antwort. Das Spoktlied auf den Herkules, der keiner ist, besteht also zu Recht. Am Schluß ist alles bürgerlich harmonisch und eitel Ordnung. Heute muß der König brummen; abermorgen wieder lustik". Wir werden aber auch übermorgen weiterbrummen. Etwa so: Wilhelm I a c v b y hat einen geschickt und graziös cntworfe- nen Text durch viel plumpe Zutat an Unsinn und Clownerie, Wortwitz und Kalaueret auf Berlmer Schwerhörigkeit eingestellt. Ex ist mit allen Typen hausieren gegangen und hegt sie. ob sie mögen oder nicht. aufeinander. Milieu und Handlung interessiert aber fortlaufend. Weiter: für die Musik zeichnet verantwortlich Heinz Lewin. Ich möchte dem sympathisch dreinblickenden Mann nicht so wehe tun, wie er mir getan hat. So sei ihm mit dem Refrain eines seiner abgegrasten Vorstadtcouplets zugerufen:»Tralala. der Geschmack der ist verschieden." An diesen stockenden, stochernden, ungraziösen, inhaltlosen Tönen weidet sich kein Ohr, das durch Guilbert, Fall. Lehar, Straus und Künnecke verwöhnt war. Der Tod klappert In ihren hohlen Köpfen. Emmy Sturm, die den Nromg leck und

wurden freigesprochen. In Berlin erhielt unlängst ein une abhängiger Arbeiter wegen unbefugten Tragens einer Pistole einen Monat Gefängnis. Hierin zeigt sich die völlige Un- Parteilichkeit der Justiz bei der Strafzumessung.

Deutschnationale Heuchelei. Wir berichteten beretts, daß die von Hörfing verbotene»Holls leschs Zeitung" wieder zu erscheinen suchte, indem sie einfach ihren Kopf inHallesches Tageblatt" umänderte. Dieses durchsichtige Schwindelmanöver wurde durchkreuzt und das Blatt auch in seiner neuen Form verboten. Die deutschnationale Presse aber tut so, als erkenne sie diesen Zusammenhang nicht und berichtet von einem ganz neuen Verbot einer anderen Zeitung, die gar nichts begangen habe. Allen voran ist dabei dieTelegraphen-Union". deren Redak­teure neulich erklärten» vor Gericht beeiden zu wollen, daß das Institut ohne jede Tendenz Rachrichtenmatenal verbreite! Dieses saubere Hugenberg -Institut meldet nämlich zur höheren Eni- rüstung, daß Hörsing das Erscheinenaller patriotischen Zei- tungen und Zeitschriften" oerboten habe, die in der Druckerei der Halleschen Zeitung" hergestellt werden. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Maßnahm«, die notwendig war, um eine neuer» liche Umgehung des Verbotes zu verhindern, nachdem sich her» ausgestellt hatte, daß das erste Zeitungsoerbot einfach nicht be- achtet worden war. In der Druckerei der»Roten Fahne' sind seinerzeit, gelegent- lich des Verbotes, die Rotationsmaschinen vorübergehep.d unbrauchbar gemacht worden. Das hat die reattionäre Presse gut geheißen, obwohl dieRote Fahne" nicht versucht hat, unter anderem Titel weiter zu erscheinen. Aber für ihre eigene Presse nehmen die Reaktionäre das»Recht aus Gesetzesverhvhnung" in An« spruch._

Latente Regierungskrise in Sachsen . Aus Dresden wird uns geschrieben: Für die sächsische Regierung und ihre knappe Landtags- Mehrheit ist die Lage nach wie vor k r i t i s ch. Unter der Be- gründung, daß sie einer einseitig sozialistischen Regierung, die sich auf die Hilfe der Kommuni st en stütze, keine Mittel mehr bewilligen könne, haben die bürgerlichen Parteien kürzlich gegen das Gehalt des Finanzministers gestimmt. Die Ablehnung konnte, weil die Linke durch Verhinderung einiger Abgeordneter geschwächt war, nur verhindert werden, Indem der Landtag durch Hinausgehen aller sozialistischen und kommunistischen Abgeordneten beschlußunfähig gemacht wurde. Ob die bürgerliche Koalition durch ihren Vorstoß, einen! Sturz der Regierung oder gar eine Neuwahl des Landtags provozieren wollte, ist heute noch zweifelhaft Nach Bekundungen bürgerlicher Parteiführer habe durch diesen Vor- stoß nur vorerst eine«ernste Mahnung" an die Regierung gerichtet werden sollen. Dennoch schicken sich die bürgerlichen Herrschaften bereits zu anderweiten Vorstößen an. Eine erneute Abstimmung über das Gehalt des Finänzministers soll Mitte dieser Woche er-' folgen. Dazu sind alle bürgerlichen Vertreter mobil gemacht worden. Gelingt diese Mobilmachung wirklich, so wird eine Mehrheit der Linken kaum herzustellen sein. Möglich, daß abermals die Beschlußunfähigkeit die Situation retten muß. Inzwischen haben die bürgerlichen Vertreter in den Aus- schüssen bereits gegen die Gehälter des Wirtschafts- und des Arbeitsministers gestimmt. Auch darüber wird demnächst in der Vollsitzung des Landtags eine ent, scheidende Abstimmung erfolgen müssen. Daraus ist deutlich zu ersehen, daß die kritische Lage iil Sachsen gewissermaßen jeden Tag, wenigstens aber an jedem Sitzungstage der Volksvertretung wichtige Ereignisse zeitigen kann, die einen Rücktritt der jetzigen Regierung oder Neuwahlen des Landtags im Gefolge haben tonnest» Unsere Parteivertretung ist für olle Fälle gerüstet. temperamentvoll spielte, L i e ch t e n st e i n, der flotte und outge- stimmte Graf, Alois R e s n i. der drollige Hofmarschall, und Marie M a t h ä u s. die angenebm singende, ungeschickt getleidete Charlotte, setzten sich mit anderen mutig für ein verlorenes Spiel ein. Im Sinn« der hinter dem Vorhang Verbliebenen war daher auch von Kranzspenden nicht abgesehen worden. K. S. ver König entlobt sich. Der König von Siam Hot»seinem Volke" die Aufhebung seiner Verlobung durch eine Botschaft mit- geteilt, die im siamesischen Kurialstil das Ende des königlichen Herzensromans mit folgenden Worten kündet:Auf allerhöchsten Befehlt Als Seine Majestät seine Verlobung bekanntgab und zu diesem Zweck Mom Ehow Vallabha Devi den Titelde» Königs Braut", sowie den TitelKönigliche 5ioheit" verlieh, hegte Seine Masestät keinen anderen Wunsch, als die Thronfolge zu sichern. Da- bei leitete ihn ebenso der Gedanke an dos Wohl seines Volkes, wie der Wunsch auf ein persönliches Glück. Inzwischen hat es sich zu Seiner Majestät tiefftem Leidwesen einwandfrei ergeben, daß der oben erwähnte Wunsch Seiner Majestät auf Erfüllung nicht zu rechnen hat. Dieser Gegensatz ist in der Hauptsache auf das chro- nische Leiden der Prinzessin zurückzuführen, deren Nervensystem so sehr zu wünschen läßt, daß Seine Majestät sich des Gedanken»> nicht erwehren kann, daß eine Heirat mit der Prinzessin uner- wünschte Folgeerscheinungen in Sachen der Thronfolge herbeiführen könnte. Aus diesem Grunde hat Seine Majestät befohlen, daß die seine Verlobung betreffende Anküydigung als nicht geschehen zu be- trachten ist." Der König begegnete vor einem halben Jahre, als er In Dang- kok Einkäufe besorgte, der Prinzessin. Wochenlang sprach man von den Verlobten nur als von der Sonne und dem Mond, und das siamesische Amtsblatt unterließ es nicht, alltäglich die Oeffentlichleit über die Bewegung der beiden Gestirne aus dem Laufenden zu halten._ Theaternachrichte». Dr. Iwan Schmith»am Moskauer Dra- malischen Theater ist von Direktor Hoilaend-r tür weitere Regiearbeiten an leinen Bübne»«ewonnen worden. Die nächste Novität iin Schiller . Tbeater Charlottenburg ist Kurt Küchler».Der- silberte Braut." Knnltnachrichte«. Die Eröffnung der Berliner Akabemie» N u? st e! l u n g. Die Schwai»-Weitz.AuSiI-mmg der Berliner «ka- der Künite am Pariser Platz wird am Mittwoch. 4. Ma>, eröffnet we> Der srühcr- Leiter de» IranzSsischen Institut« in Petersburg . Soui» 31« au. läßt jetzt die erite zujammensaslende Sejchichte der russischen Kunst erscheinen. »Telig aus Gnade-, Kirchenoratorium ban lllbert Becker, wird am Dienstag. S. Mai, 8 Uhr, in der Steglitzer Martu». t i r ch e aufgesührt«erde». Ter 7. dentsche Pkycholaqen.Kongreft. der erste seit t»U. tzatietzt In der Universität Marburg getagt. SOO deutsche und ausländische Teil. nehiiicr waren cischirnen. fast«0 Vorträge auS allen Kefreten der Pihch». logie wurden gehalten. Aus tztmegirng von Prof. M a r b e. Nürburg wurde einstimmig beschloslen. die Regierungen der deutschen Bunde». floaten ans die jleigende Bedeutung der Psychologie hinzuweisen und ent« sprechend« Vertretungen des Fache» an den Unwersttäten. au»r«iche»de Geldmittelimterstützung der pshchologsschen Instttut« zu jorder».