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eine Ausfuhrabgabe im eigentlichen Sinne des Wortes hon- dclt, ersieht man daraus, daß den Exporteuren der Gegenwert dieser Abgabe in deutscher Währung vergütet werden soll. Dadurch findet eine Ueberwälzung der Abgabe auf den Reichs- etat statt, die dieser durch Steuern, Zölle und dergleichen unter Aussicht des Wiedergutmachungsausschusses ausbringen muß. Dr. Felix P i n n e r berechnet imB. T." den Gesamt- umfang der Leistungen in der Annahme, daß die Ausfuhr in den beiden ersten Jahren je 6, in den drei nächsten 7� und in den Jahren 1926 bis 1928 je 19 Milliarden Goldmark be- trägt. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, daß die Leistungen in den ersten Jahren zwar höher als nach den Pariser Be- schlüssen sind, im Jahre 1925 aber sich mit den damaligen Forderungen bereits die Wage halten, um in den folgenden hinter den Pariser Forderungen zurückzubleiben, wofern nicht die Ausfuhr ganz ungewöhnlich steigt. So wenig diese Berechnung für die Entscheidung, ob die Leistungen an sich erfüllbar oder unerfüllbar sind, wesentlich ist, so deutlich zeigt sie die mäßigenden Einflüsse, unter denen die neuen Forderungen bereits formuliert wer- den. Aber auch in anderer Hinsicht sind sie wichtig. Der Z 19 des Friedensvertrages soll dahin abgeändert werden, daß Deutschland Material nicht nur für den Wiederausbau der zer- störten Gebiete, sondern auch für den Wiederaufbau und die Entwicklung seines industriellen und wirtschaftlichen Lebens liefern soll. Das kann mit Recht dahin gedeutet werden, daß die Ententestaaten sich durch deutsche Sachlieferüngen die Konkurrenzfähigkeit am Weltmarkt sichern wollen, um Deutsch- land als Exporteur den Rang streitig� zu machen. Diese Gefahr wird dadurch vermindert, daß die Indexziffer für die beweg- lichen Leistungen sich auf den Wert der deutschen Ausfuhr aufbauen foll. Geht er infolge der fremden Konkurrenz zurück, so v e r l i e r t die Entente an Bargeldleistungen einen Teil besten, was sie an eigener industrieller Entwicklung ge- winnt. Alle diese Betrachtungen können nur ein Versuch sein für die Entscheidung wesentliche Gesichtspunkte beizubringen. Wir haben die Pflicht, den kopflosen Hasardeuren der nationalisti» schen Hetze die ruhige Berechnung entgegenzustellen. Unver- mindert schwer ist die Frage, ob sich das deutsche Volk so leistungsfähig einschätzen kann, daß die Grundforderung von 2 Milliarden Goldmark jährlich aufgebracht wird, unvermin- dert schwer die andere, ob die Gewaltmaßnahmen dadurch auch tatsächlich für längere Zeit ausgeschaftet werden. Der schwerste Druck der Zahlungspflicht wird, das hat die bis» herige Entwicklung gezeigt, auf den arbeitenden Massen lasten. Ob aber ein Verlust des Ruhrgebiets mit seinen staats- und volkswirtschaftlichen Folgen diesen Druck nicht eher v e r- schärfen als vermindern wird, darüber müssen sich die ver- antwortlichen Politiker klar werden, ehe sie die Entscheidung treffen.

Levi's Ausschluß bestätigt. Die Zentrale der KPD. nahm vom 3. bis 5. Mai zur innen- tinb außenpolitischen Lage Stellung und beschäftigte sich insbesondere mit den Anklagen der Opposition, die bekanntlich die Märzaktion aufs schärfste verurteilt. Der Ausschluß Paul Levi's aus der Partei wurde nach wiederholten Ausführungen Levi's mit 3S gegen '1 Stimmen bestätigt, und mit dem gleichen Stimmenverhältnis wurde er nochmals zur sofortigen Mandatsnieder- legung aufgefordert. Die acht Fraktionsgenoffen Levi's , die sich ."Mit diesem solidarisch erklärt hotten, gaben hierzu eine kurze poli- 1 tisch« Erklärung ab, über deren Inhalt bezeichnenderweise dieRote Fahne" nichts mitteilt. Im übrigen kamen sie jedoch mit einem Rüffel davon, und dt« Suspeudierung der Ausübung ihrer Mandate wurde aufgehoben. Mit diesem Verhalten der Opposition gegenüber hat die KPD. aufs neue bewiesen, daß von einer Kritik in ihren Reihen nicht die Rede sein kann. Eine solche wäre den Moskauer Befehlshabern allzu unerwünscht, und da die deutschen Kommunisten zu p a- rieren haben, muß die Opposition mundtot gemacht werden. Auf diese Weile wird man sich bald wieder einerVereinigten" KPD. zu eisreuen haben. Wie lange?...

Ziesco"' im Staatstheater. Leapvld I e ß n e r, der Leiter des Schauspielhauses, das, unge- achtet einzelner ausgezeichneter Kräfte, in wilhelminischen Zeiten ein ziemlich schattenhaftes Dasein, bax jeder künstlerischen Initiative führte, hat dem Eharakter dieses Instituts in kurzer Frist ein von Grund aus verändertes Gepräge aufgedrückt. Ein Freund des Reuen, fetzte er feine Kraft fir die tastenden Versuche expressiv- »istisch�ynebokksitschen Stilart ein und rang zugleich in seiner Wieder. gäbe des bewährten Alten nach eigenartig individueller Formung. Wenn setne Tell-Aufführung in der vorigen Saison noch auf Oppo- sition stieß und dirch einen böswilligen Theaterskandal gefährdet wurde, erfocht er mit �Fiesco" einen vollen Sieg. Am Schluste be- reitete das Peibktkmn ihm Ovationen, wie man.sie sanft nur bei den Inszenier«ifsn Reinhardts kannte. DerFiesco" hält den Vergleich mit Schillers beiden anderen kühn-geniaten Prosadramen, mit denRäubern" und.Kabale und Liebe " in keiner Weise aus. Die Deklamation tritt hier besonders aufdringlich hervor, die Ueberlast politischer und sonstiger Intrigen zersplittert das Interesse.'Aber soweit die Möglichkeit dazu bestand, war in der Vorstellung das tote Gewicht auf das geringste Maß herabgemindert, das Bedeutsame mit planvoller Konzentration her- ausgearbeitet. In stürmischraschsm Tempo fast ohne Wechsel der Dekorallon ging es vorwärts. Die Szene stellt den Vorraum eines Renaistenseschlosses dar, an dessen Hintergrundwand zwei Treppen, sinnreich zu den verschiedensten Gruppierungen im Stücke ausgenutzt, aufwärts fUhven. Mit ein paar ganz geringen Wandtungen dient das als alkgemeiner Schauplatz, als Prunkgemach, Fiescos Zimmer, Straße usw.. je nachdem. Wenn diese Unbestimmtheit der Szenerie die Verständlichkeit der ohnehin ja recht oerwickelten Situationen hier und da erschwerte, wurde das durch den Vorzug des ununter- brochenen Flusses wettgemacht. Hierdurch und mit Hilfe gut ge­wählter Streichungen gelang es, das sehr ausgedehnte Stück in den Zeitraum von ungefähr drei Stunden zusammenzudrängen. Die Figur des Helden, von Ernst Deutsch dargestellt, trat viel entschiedener als sonst in den Vordergrund. Der erste Eindruck war befremdend. Es fehlte seinem Fiesko der Zauber des Gewinnenden, die geschmeidige Weichheit, die man von der Gestalt erwartet. Di« hageren Züge, die leicht ins Schneidende verfallende Schärfe des Organs ständen dem entgegen. Doch die Empfindung eines solchen .Mangels oerschwand dann völlig in dem weiteren Verlauf. Das Exaltierte, das dieses bisher nur in modernen Dramen erprobten Schauspielers Grundkraft und eigentliches Clement ist, entfaltete sich in dem Rahmen der Rolle zu verzehrend heißer, den Hörer fort- reißender Glut. Man glaubte diesem Fiesko, daß der Genußmensch tivr angenommene Maske ist; jede Faser seines Wesens spannte sich im Dienst des ehrgeizigen Herrschertraums, Wien «, Stimme und

preußischer Staatsrat. Wahl des Präsidiums. Der Preußische Staatsrat nahm in seiner Sonnabend- sitzung die Wahl des Vorsitzenden und der Schriftführer sowie deren«Stellvertreter vor. Die Geschäftsordnung des Land- tages wird bei der Wahl zugrunde gelegt, da die des Reichsrats sich als unanwendbar erweist. Freiherr v. M a l t z a h n(Dnat.) schlägt vor, zum ersten Aorsstzenden Oberbürgermeister Dr. Iarres- Duisburg durch Zuruf zu wählen. Da Widerspruch erhoben wird, erfolgt die Wahl durch Stimmzettel unter Namensaufruf. Abgegeben wurden 73 Ssimmen. Davon entfielen auf Oberbürgermeister Dr. Adenauer-Köln 45 Stimmen, auf Oberbürgermeister Dr. Iarres(Arbeitsgemeinschaft der Rhein- prooinz) 26 Stimmen. 2 Stimmzettel waren unbeschrieben. Dr. Adenauer ist somit gewählt und übernimmt den Vorsitz. Auch die Wahl der stellvertretenden Vorsitzenden erfolgt durch Stimmzettel. Freiherr o. Woltzahn schlägt Dr. Iarres vor als ersten Stellvertreter. M e e r f e l d(So;.) schlägt Graef - Frauksurt a. M.(Soz.) vor. Graes -Aranksurt wird mit 36 Stimmen gewählt. Dr. Iarres erhielt 3 4 Stimmen Darauf wird zum zweiten Stellvertreter Dr. Iar- res durck Zuruf gewählt. Als Schriftführer werden gewählt v. M a i b o m(Dnat.) und l a Grande(U. Soz.), als Schriftführer-Stellver- treter Tritel(Dem.) und Henfchen(Soz.). Der Vorsitzende Dr. Adenauer dankt für feine Wahl und spricht dem Alterspräsi- Kenten und den provisorischen Schriftführern den Dank aus. Der Redner schließt sich den warmen Worten des Ministerpräsidenten der Teilnahme und des Beileids über O b e r s ch l e f i e n an.(Lebhafter Beifall.) Der Staatsrat ist, so führt der Vorsitzende weiter aus, ein eigenartiges Gebilde. Er ist ke i n e erste Kammer, obgleich er stark parlamentarischer Art ist. Er ist durch indirekte Wahl hervor- gegangen. Er hat Vetorecht, Initiativrecht und das Recht gutachtlicher Aeußerungen und hat weitere Rechte auf dem Verwaltungsgebiet. Das agrarische Gratistelephon. Aus Poftbeamten-Kreifen schreibt man uns: Braucht der Po st mini st er Geld? Er behauptet es zwar, jedoch macht er keine Anstalten, es dort zu holen, wo wicklich etwas zu holen ist. Wenn zu Wilhelms Zeiten ein Großagrarier billig zu einem Telephon kommen wollte, so schrieb er an den Staats- sekretär nur eine Zeile und flugs wurde auf seinem Rittergut ohne jede Rücksicht auf die Kosten eine sogenannteöffentliche Fern- s p r e ch sie l l e" eingerichtet. Man denke nicht etwa, daß der Herr von Pumpewitz etwas dafür zu zahlen hatte. Keineswegs, er über- nahm nur die Garantie, daß die Gebühreneinnahmen fünf Jahre hindurch eine gewisse Summe, die nebenbei bemerkt lächerlich gering war, erreichten. Die Kosten trug der Poftsiskus, denn die Einrichtung geschah ja, um einem dringenden.öffentlichen Bedüif- nls" abzuhelfen, wobei man zu übersehen beliebte, daß die gesamte Deffentlichkcit" außer in der Familie des Gutsherrn in den Knech- ten und Mägden des Gutes bestand, die sich wahrhaftig niemals ge- traut hätten, den Fernsprecher desHerrn" in Anspruch zu nehmen. Doch damit nicht genug Zu jedem Weihnachtsfest erhielt dergnä- dige Herr" noch, als Vergütung für feine anstrengende Arbeit eine Geldzuwendung! Feine Einrichtung was? Nun hat, 2Vi Jahre nach der Revolution, eine O b e r- P o st- d i r e k t i o n tatsächlich den Mut aufgebracht, diese skandalösen Zu- stände aufzudecken und beim ReichSpostminister beantragt, .öffentliche Fernsprechstellen" der erwähnten Art aufzuheben. Wenn Herr von Pumpewitz und Genossen einen Fernsprecher haben wollen, so mögen sie sich wie jeder andere weniger begüterte Deutsche einen Anschluß gegen Zahlung der ordnungsmäßigen Gebühren und 1000 M. Zwangsanleihe ja nicht zu vergessen! herstellen lassen. Dieser Vorstoß verdient alle Anerkennung, doch die Ober-Postdirettion hatte nicht mit den Aktenschwänzen im Post- m i n i st er i u m gerechnet. Der Gedanke, diesen Herren Agrariern auch einmal an den Geldbeutel zu gehen, ließ den Bureaukraten das Blut in den Adern erstarren. Man wälzte dicke Aktenbäude hin und her und dekretierte also:

Bewegung spiegelten stählerne Energie, die om den Tiefen schwär- merisch visionärer Herrschbegierd« quillt. War er nicht gewinnend, so im gewissen Sinne imponierend. Glänzend spielte er die Szene, in der er die Handwerker durch sein« Tiersabel für seine man- archistischen Pläne zu präparieren sucht. De» Gipfel erreichte er im Monolog des dritten Aktes, wo nach kurzem Bedenken Fieskos ge- Helmstes Wünschen sich schrankenlos ergießt. Alles andere war hier- auf, auf diese Art von Dämonie bezogen, in der Klangfarbe darauf abgestimmt. Ebenbürtig stand ihm der knorrig markige Derrina Fritz Kortners zur Seit«, dem vor allem die beim Fallen des Vorhangs immer wiederholten Rufe galten. Zu starkem Eindrucke erhoben sich auch Rudolf Forsters junger, heimtückisch brutaler Dorla und Kraußnecks ehrwürdig weißhaariger Andreas. Legal verkörperte das Tierische des Mohren. Bei aller Kargheit in der Ausstattung zogen die Szenen doch in eigenartiger plastischer Bildhaftigkeit vorüber; an einzelnen Stellen stimmungsvoll durch wuchtige Rychmen einer Schlachtmufik unterstützt. Ein Massenauf- gebot hatte man für den Schlußakt vorbehalten; hier bei der Fahnen- Huldigung der Aufständischen von dem siegreichen Führer kam er zu um so intensiverer malerischen Geltung. ckt.

Die Aussichten des neuen Staates in Palästina. Die zionistische Bewegung hat durch den Krieg und seine Folgen einen oewoktigen Aufschwung erhalten, und es wird mit Macht an der Aufrichtung eines jüdischen Staates in Palästina gearbeitet. Ueber die Aus- sichten dieses Unternehmens verbreitet sich Bernhard Funck in der Deutschen Revue". Polästina zählt unter SSO 000 Einwohnern 83 000 Juden, also nur 12,3 Proz., das gesamte Syrien unter 314 Millionen Ein- wohnern 115 000 Juden, also 3,4 Proz. Die Juden halten sich vor- wiegend in den Städten auf. So zählte Jerusalem 1827 560, 1870 10 600, 1012 50 000 Juden. Jaffa 1913 10 000 Juden. Ti- berias 7000. Di» nichtjüdische Bevölkerung besteht aus einer Misch- rosse von Syriern und Arabern, daneben aus Drusen, Tscherkessen und Kurden. Der größte Teil der Juden ist erst in den letzten 40 Iahren eingewandert. Die zionistische Arbeit hat sich in kul- tureller Art bedeutsam betätigt. Besonders des Schulwesens hoben sich die jüdischen Vereinigungen angenommen, und es gibt heute Schulen aller Formen in Palästina. In Jerusalem bestehen außerdem ein Lehrerseminar und eine Handelsschule, in Haifa ein Technikum. An Zeitungen erscheinen in Jerusalem zwei Tage- blötter. außerdem verschiedene Wochen- und Monatsschriften unter- haltender und wissenschaftlicher Art. Die jüdischen Arbeitervereine Rapoel Hazair und Poalci-Zion haben einige, allerdings nur wöchentlich erscheinende Organe. In Jerusalem und Jaffa bestehen Büchereien, die sich regen Zuspruches erfteuen; Krankenhäuser sind in den größeren Orten eingerichtet. Aber das jüdische Staatswesen wird nur gedeihen können, wenn es«ich auf sozialem Gebiet eine gesunde Grundlage scbafst. Bisher haben sich die Juden auf einzelne Berufe beschränkt. Zwar zählt man in Jerusalem 6000 jüdisch« Handwerter, aber diese leben

.. Es muß also auch angenommen werben, daß ein öffent­liches Verkchrsbedürfms(f. oben!) bei Genehmigung der Anstalten seitens der OPD. als vorliegend anerkannt worden ist. Wenn ein solches nach den jetzigen Feststellungen der OPD. bei den meisten Hilfsstellen nicht mehr vorhanden ist, obwohl in den Der- kehrsverhältnissen doch meist keine wesentliche Aenderung einge- treten ist(womit einwandfrei erwiesen ist, daß man früher zu- gunsten der Agrarier jeden Schwindel auflegte. D. Red.), so kann doch nur eine Zlenderung in der Beurteilung der Bedürsiiisfragc seitens der OPD. eingetreten sein, aus der eine Berechtigung der Postverwaltung zur Aufhebung der Hilfsstellen nicht ohne weiteres Hergeleit et werden kann. Eine solche Maßnahme würde bei vielen Interessenten(!) auf ernsten und berech- tigten(?) Widerstand stoßen, weil es sich um alte, im Durchschnitt schon 20 Iahre(so lange schon hat man den Agrariern die Anschluß- gebühren geschenkt!) im Betriebe befindliche Anlagen Handell, und ein Ersatz derselben durch Zernsprechanschlüsse ohne Aufwendung bekrächtlicher Tüli'M vielfach nicht möglich sein wird..." Man muß diese Entscheidung des Postministers als unerhört bezeichnen. Also nur um den Geldbeutel der Agrarier zu schonen, verewigt man dieses von Jahr zu Jahr immer größer werdende Äe- schenk ohne jede Rücksicht auf die Finanzlage des Reiches oder das Defizit der Pcstoerwaltung; ohne jede Rücksicht darauf, daß die Aus- gaben für die Unterhaltung dieser Anlagen die erzielten Einnahmen bei weitem übersteigen. Und dies alles, obwohl die Oberpostdirektion nach eingehender Prüfung erklärt hat, daß sich die weitere Aufrecht- erhaltung dieses Zustandes durch nichts rechtfertigen lasse. Ist das die sparsame und kaufmännische Wirtschast, die Herr G i e s b e r t-s stets im Munde führt? was man nicht sagen üars. Die Besatzungsbehörde in Dusiburg hatte unserem Parieiblatt, derNiederrheinischen Volksstimme", eineVerwarnung" zu­gehen lassen mit der Androhung, daß das Blatt, da es schon einmal auf 10 Tage verboten war, in der Zukunft mit einem Verbot von einem Monat zu rechnen habe. Als Grund für die Verwarnung gibt die Besatzungsbehörde einen Artikel:Hinein in das Ruhr- revier" an. In dem Artikel ist eine Auslassung des Herrn Hubert- Jaques im PariserJournal" mitgeteilt. Der Pariser Schriftsteller, der bekanntlich andauernd zum Vorrücken bläst, behauptet dreist und gottesfürchtig, daß dem Einmarsch der Enteritetruppen in Duis­ burg , Düsseldorf und R u h r o r t die Arbeiterklasse gleich- gültig gegenübergestanden habe, und schließt daraus, daß, wenn die Entente den deutschen Arbeitern genügend zu essen gäbe, sich diese alles gefallen lassen würden und gegen die weitere Besetzung des Ruhrgebiets nichts einwenden würden. Gegen diese Behauptung hat der Artikel in scharfer, sachücher Form Stellung genommen und erklärt, daß sich Herr Hubert- Jaques eine lächerliche Vorstellung von der beut- schen Arbeiterschaft mache, wenn er glaube, daß diese bereit sei, für ein bißchen Essen und Trinken ihre Ideale des Sozialismus sowie den Kampf gegem den Iüiperialismus preiszugeben. Der französische Kapitalismus solle sich nicht denken, daß er die deutsche Arbeiterschaft zu Arbeitssklaven vollständig herab- drücken könne. Das darf man unter französischer Besatzung nicht sagen. Man soll nur ganz friedlich sein, damit der französische Kapitalismus un-> gestört seine Ausplünderung Deutschlands vorbereiten kann. Personalbogen und Religionssrage. Das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschast butet um Ausnahme folgender Erklärung:ImVorwärts" vom Sonntag, dey 24. April 1921, wird dem Reichsminister für Ernährung und Landwirtschast der Vorwurf gemacht, daß er im Widerspruch zur Verfassung in die Personalbogen die Frage nach der Konfession aufgenommen hat. Die Aufnahme soll geschehen sein mir der Begründung, daß man bei eiligen Erhebungen zeitraubende Nachfragen ersparen'wolle. Diese Mottvierung ist nie von einer verantwortlichen Stelle gegeben worden. Im übrigen ist der Sochoerhatt folgender: Der Fragebogen enthält die RubrikReligion": un- mittelbar unterReligion" steht aber auf jedem Fragebogen die Bemerkung:Nur für statistische Zweck«. Es wird daher anheimgestellt, die Frage zu beantworten. Durch N i chtb e a n t w o rtu ng erwachsen keinerlei Na-H- teil e." Es besteht mithin für niemanden«in Zwang, feine Kou- session anzugeben oder die betreffende Rubrik überhaupt auszu- füllen."_

zum großen Teil von den Almosen, die alljährsich in Höhe von etwa 10 Millionen Franken nach Palästina flössen. In der Haupt- frage ober, der Ansiedlung, ist bisher noch wenig erreicht worden. In ganzen 40 Jahren wurden 43 Kolonien gegründet, die nur der geringen Zahl von 12 000 Menschen Unterhalt gewähren. Von den 423 000 Dunam(zu je 920 Geviertmeter), die der im jüdischen Be- sitz befindliche Boden in Palästina umfaßt, sind nur 88 400 bebaut. Aber selbst von den 12 000 angesiedelten Juden betreiben nur wenige wirklichen Ackerbau, die meisten haben sich auf gärtnerische Bewirsschastung des Bodens gelegt, die ihnen mehr zusagt. Eine Entwicklung des neuen Staatswesens wäre nach Ansicht des Ver- fassers nur möglich, wenn die berufliche Abgeschlossenheit innerhalb des Judentums überwunden wird. Das Abguß-Museum In der AniversikN. Die Sammlung von Gipsabgüssen antiker Bildwerke, die aus den Berliner Museen in die Universität übergesiedelt ist, wurde Freitag in ihrer ganzen Aus- dehnung im Obergeschoß des Erweiterungsbaus der Hochschule er- öffnet. Während im vorigen Jahre die Säle der älteren Kunst, von der griechischen Frühzeit bis ins 4. Jahrhundert eröffnet werden. konnten, ist jetzt auch der Schluß der Reche in dem Eckbau an dost Linden zugänglich geworden. Hier stellt« Noack in den gut beleuch- teten Sälen vor verschiedenfarbig gestrichenen Wänden die gereinig- ten und nach einem neuen Verfahren mit einem leichten warmen Gelb getönten Gipse auf. Der eine neue Saal zeigt die Meister- werke der Zeit Lysipvs, ein Raum mit den Götter- und Göttinnen- bildern des ausgebenden Griechentums folgt; ein Saal vereinigt die Kunstwerke des Pergamenifchen Kreises, ein weiterer die späte Bildniskunst. Di« römische Kunst wird in zwei Sälen zur Dar- stellung gebracht. Die Sammlung hofft, mit Hilfe von Kunst- freunden auch die Lücken ihres Besitzes an besonders empfindlichen Stellen ausfüllen zu kommen.

<?rfta«ffübr«nqen der Woche, fsreit. Staattoper:Tu r and o t». Aonnnbend. Voltsbühne:.Der Bauer alS Millionär». Neues Qpcrcttenlh.: ,Sl m e r i c a n Girl». Kriedrich-Dilhelmstädt. Xh�D i e Kleine aus derHölle-. Rose-Theater: ,W o die Schwalbe» n i st e n». Nrania-Borträg«. Sonntag:I n den Bergen rftl f z." Montag: S ch w a r, w a.l d." TienZtag:Die schön« d Ti»: s ä> e Stadt." Mittwoch:S p a n i e n Donnerstag. Sonnabend, Pfinpst- tage: Stadtrat von Franlenberg:Der Harz ." Freitag: E d e I st a h l." Die Kroße Bolksoper Berlin bringt atr Montag 7 Uhr in der Neuen Welt», Hasenheide,Lobengrin- zur Aufführung. Die Eröffnung des Schloßpark-Theater » in Steglitz (Kleines HauS) mit ShakespearesXlrnon" findet Donnerstag, den 12. Mai, abends 7 Uhr, statt. Tie Künstler gegen da» MufeumS-SiintrittSgeld. Der Qr ». verein Berlin der Allgemeinen Deutschen Kunstgen offeuschast hgt an das SultuS- und Finanzministerium eine Eingabe gerichtet, die die Bcseiiignng de» EintriliSgeldes in den Staatlichen Museen fordert, da diese kullur- feindliche Maßnahme das Verständnis fllr Kunst und. den Kunstgenuß Im Volle cischwert. Dieser Eingabe haben sich die anderen verlin« Künstler- mublnde angeichloffen. Hoffentlich hat die Sinaave bereits Erfolg, ehe die Masse der Mus eumsbesucher sich zum Protest erhebt.